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Ende der UNO-Mission in Osttimor

Premier Gusmão träumt davon, dass der Inselstaat zur »Schweiz Asiens« wird

Von Daniel Kestenholz *

Nach 13 Jahren in Osttimor haben die Vereinten Nationen ihre Friedensmission in dem südostasiatischen Inselstaat beendet. Die letzten Blauhelmsoldaten zogen am 31. Dezember 2012 ab. UN-Missionschef Finn Reske-Nielsen zufolge kann Osttimor nun selbst für seine Sicherheit sorgen.

Ein gutes Dutzend Jahre liegt die Politik der verbrannten Erde zurück, mit der Indonesien die Unabhängigkeit der ehemaligen portugiesischen Kolonie Osttimor zu verhindern versuchte, die es sich 1975 - nach der portugiesischen Nelkenrevolution - einverleibt hatte. Nach einem Unabhängigkeitsreferendum 1999 verbreiteten proindonesische Milizen und die indonesische Armee Angst und Schrecken im Ostteil Timors.

Die Spuren der Brandschatzungen sind verschwunden. Seit Mai 2002 als Demokratische Republik Timor-Leste ein souveräner Staat, gehört die Inselnation immer noch zu den ärmsten in Asien, kann aber beachtliche Entwicklungsfortschritte vorzeigen. Wirtschaftskurven zeigen aufwärts, die Hauptstadt Dili boomt, Touristen entdecken unberührte Strände und exotische Natur.

Dem Dänen Finn Reske-Nielsen zufolge, der die UNO-Mission zuletzt leitete, hat das Land »eine Phase in seiner Entwicklung erreicht, in der es auf eigenen Füßen stehen kann«. Die Vereinten Nationen und Geberländer bleiben zwar mit Hilfs- und Aufbauprogrammen präsent, doch osttimorische Politiker blicken ausgesprochen optimistisch in die Zukunft. Selbst die Vision des ehemaligen Rebellenführers und heutigen Premiers Xanana Gusmão klingt ihnen nicht abwegig: Er träumte einst von der Schweiz Asiens und einer Nation ohne Armee.

Osttimor verfügt tatsächlich über ganze 1300 Soldaten, die meisten sind aus der Widerstandstruppe FALINTIL hervorgegangen. Bei Unruhen 2006 waren sie allerdings unfähig, einen Aufstand in den eigenen Reihen niederzuzwingen, weshalb die UNO zur Hilfe eilte. Der frühere Rebellenkommandeur José Maria Vasconcelos alias Taur Matan Ruak ist kürzlich erst zum Präsidenten gewählt worden, was als Beleg dafür gilt, wie zentral das Erbe des Widerstands im Bewusstsein des schwer geprüften Eilands bleibt. Doch geht es nach dem Willen des populären Premierministers, sind Truppen dereinst gänzlich überflüssig. Gusmão träumt von einem Dili mit Hochstraßen und einem Land, dessen Öl- und Gasvorkommen vor der südlichen Küste Wohlstand für alle garantieren.

Der Verkehr in Dili hat zwar zugenommen, auch die Einkünfte aus den von Australien ausgebeuteten Öl- und Gasfeldern in der Timor-See steigen und decken fast 90 Prozent der Staatseinnahmen. Sogar die Beziehungen zum Nachbarn Indonesien sind exzellent. Eben noch Erzfeinde, arbeiten Dili und Jakarta heute auf allen Ebenen zusammen. Gerade hat eine erste Gruppe osttimorischer Medizinstudenten in Jakarta das Studium abgeschlossen, Dili lässt Studenten an namhaften Universitäten in aller Welt zu Anwälten, Architekten und Ingenieuren ausbilden. Der hochrangige Diplomat Freitas de Camara versichert: »Heute schon haben wir genügend eigene Ärzte, der Tourismus zieht an und Investoren zeigen Interesse.« Doch kann und will er die weiterhin hohe Kindersterblichkeit, die große Armut und die Tatsache, dass weite Teile der Bevölkerung noch immer von karger Selbstversorgung abhängig sind, nicht schönreden. Auch beflügelt es die Wirtschaft nicht gerade, wenn der US-Dollar weiterhin die Landeswährung ist und Portugiesisch die Landessprache. Freitas de Camera spricht von »politischen Erblasten, die nicht einfach wegzudenken sind«. Osttimors geografische Lage und seine Identität scheinen einander zu widersprechen.

Regiert wird die Nation weiterhin von den ehemaligen Unabhängigkeitskämpfern. Wer damals kämpfte, wurde mit Amt und Ehren belohnt - wie der Diplomat Freitas de Camera, der ebenfalls in Widerstand und Haft war und nun auf die Versetzung nach Washington hofft. Trotz Slums und barfuß bettelnder Kinder, die Mülltonnen nach Essbarem durchwühlen, beteuert er, Dili modernisiere sich rasch. Eben werde das erste Luxushotel gebaut und der neue Reichtum der Hauptstadt werde nach und nach in die Provinzen durchsickern. Es bleibt ja auch noch etwas Zeit. »2030«, prophezeite Premier Gusmão, »ist Timor-Leste eine wohlhabende Nation.«

* Aus: neues deutschland, Samstag, 05. Januar 2013

UN peacekeeping mission ends operations as Timor-Leste continues on path to ‘brighter’ future

31 December 2012 – The United Nations peacekeeping mission in Timor-Leste today ended its operations, in line with the expiration of its mandate and amidst significant progress made in establishing peace and security in the country.

“The Timorese people and its leaders have shown courage and unswerving resolve to overcome great challenges. Although there remains much work ahead, this is an historic moment in recognising the progress already made,” the Secretary-General’s Acting Special Representative and Head of the UN Integrated Mission in Timor-Leste (UNMIT), Finn Reske-Nielsen, said in a news release.

The south-east Asian nation has endured a long and often violent journey towards independence and democracy since it formally broke away from Indonesia in 2002, and since it first appeared on the agenda of the UN Security Council 37 years ago.

Following another outbreak of deadly fighting in 2006, the UN Security Council established UNMIT – it replaced earlier peacekeeping and political missions there, and provided interim law enforcement and public security until Timor-Leste’s national police could be reconstituted and resume its roles.

Since then, the country has progressed on the path to democracy. This year, Timor-Leste celebrated the 10th anniversary of its independence, elected a new president and held parliamentary elections, which were largely peaceful and held in an orderly manner – and which prompted UNMIT’s expected and definitive withdrawal.

On a visit to Timor-Leste in August, Secretary-General Ban Ki-moon praised its people for the progress they have made since the restoration of independence, and commended the Government for consolidating a security sector that will be able to protect the country following UNMIT’s departure. At a recent meeting on Timor-Leste, the members of the Security Council applauded the “remarkable achievements” made by the small nation throughout its transition over the past decade.

“When I first came to Timor-Leste in 1999, the country was ravaged by fighting and political upheaval and shaken by displacement and suffering,” Mr. Reske-Nielsen noted in his remarks. “It has been a privilege to follow Timor-Leste’s path out of those difficult times, towards peace, stability and a brighter, safer future.”

The UN official observed that despite the progress challenges still remain, and even though UNMIT is closing, the world body will continue its partnership with Timor-Leste.

“As peacekeepers depart, we look forward to a new phase in this relationship focusing on social and economic development,” he said.

His comments were echoed by Ameerah Haq, who previously served as the head of UNMIT between 2010 and June this year, and is now based at UN Headquarters in New York, where she serves as the UN Under-Secretary-General for Field Support.

“The Timorese leadership has set a course for development,” Ms. Haq said. “This will be critical in the days and years ahead. The youth of the country need opportunities for education and jobs, to be able to make their own contribution to building their nation.”

Most of UNMIT’s staff has left Timor-Leste. A small team will remain into the first months of 2013 to complete any remaining tasks, including liquidation. Mr. Reske-Nielsen will serve as the UN Resident Coordinator and Head of the UNMIT liquidation team until 31 March 2013.

** Source: UN News Centre, 31 December 2012, http://www.un.org




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