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Stich ins Wespennest

Nepals Premier will an der Monarchie festhalten - Maoisten beharren auf "Ende des Feudalismus"

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

Nepals Premier Girija Prasad Koirala kann es nicht lassen. Erneut hat er ins Wespennest gestochen, als er am Wochenende vor pakistanischen Journalisten in Kathmandu erklärte, er habe König Gyanendra geraten abzudanken und dessen Sohn Paras zu veranlassen, auf den Thron zu verzichten. Aber Hridayandra, der fünf Jahre alte Enkel des Monarchen, könne als Minderjähriger das Zepter übernehmen, wenn die Wut des Volkes verrauscht ist und es einen »Kinderkönig« akzeptiert, der ja nichts Böses getan hat. Im Frühjahr hatte sich der Veteran der Partei Nepali Congress (NC) in seiner Heimatstadt Biratnagar schon einmal an den Herrscher mit dem Vorschlag gewandt, abzudanken und so die Monarchie als Institution zu retten.

Damals wie heute lösten diese Bemerkungen, die Koiralas Affinität zum Palast beweisen, vor allem bei den Maoisten scharfe Reaktionen aus. Pushpa Kamal Dahal Prachanda, der Chef der KP Nepals (Maoistisch), äußerte, die Meinung des Premiers sei nicht akzeptabel. Sie sei verfassungswidrig, schwäche die Einheit der politischen Parteien und unterminiere die Rolle des Parlaments. Dieses hatte erst in der vorigen Woche mit überwältigender Mehrheit eine Verfassungsergänzung beschlossen, die die Abschaffung der Monarchie mit Zwei-Drittel-Mehrheit der Abgeordneten ermöglicht.

Prashant versuchte am Montag, Koiralas Bemerkungen zu relativieren. Es handele sich dabei lediglich um eine persönliche Meinung des Regierungschefs, die nicht einmal die Haltung des Nepali Congress reflektiere. Deren Jugendflügel wolle die Abschaffung der Monarchie. Die persönlichen Gefühle des Premiers zum Palast hätten nicht unwesentlich zur heutigen Instabilität Nepals beigetragen. »Wir wollen ein Ende des Feudalismus und die Umstrukturierung des Staates, so daß alle Gruppen, Gemeinschaften, Männer und Frauen gleiche Rechte bekommen. Das kann so lange nicht geschehen, wie die Monarchie in irgendeiner Form erhalten bleibt«, sagte Prashant.

Die Maoisten hätten zehn Jahre lang einen Volkskrieg geführt und sich im vorigen Jahr an der demokratischen Volksbewegung gegen König Gyanendra beteiligt – mit dem einzigen Ziel, eine verfassunggebende Versammlung zu wählen. Das Volk müsse entscheiden, ob es die Monarchie behalten oder beseitigen will. Prashant erklärte weiter, der Palast sei die Quelle aller Probleme der Nation. Die Monarchie müsse in jeglicher Form abgeschafft werden: »Zu einer Republik gibt es keine Alternative«.

* Aus: junge Welt, 19. Juni 2007


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