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Mosambiks Wirtschaft wächst - doch die Armut bleibt

nd-Spendenaktion: Vom Boom im ehemaligen Bürgerkriegsland hat die Masse der Bevölkerung nichts

Von Christine Wiid, INKOTA *

Mosambik gehört zu den am stärksten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas. Doch das auf Rohstoffförderung beruhende Wachstum geht häufig auf Kosten der Umwelt; für den Großteil der Bevölkerung fallen bestenfalls Brosamen ab.

Der Rückblick ist imposant: Um rund acht Prozent ist Mosambiks Wirtschaft 2012 gewachsen. Die Aussichten für die nächsten Jahre sind ähnlich. Befeuert wird der Trend durch Großprojekte im Bergbau, wie zum Beispiel die Kohleförderung in der Provinz Tete in Zentralmosambik. Und im Norden, vor der Küste Pembas, wurden riesige Gasvorkommen entdeckt, die Mosambik zum größten Gasproduzenten des Kontinents machen könnten.

Auch in der Hauptstadt Maputo sind die Folgen des Booms zu sehen: An jeder Ecke wird gebaut, überall eröffnen neue Geschäfte, Hotels und Restaurants. Die Straßen sind verstopft mit Autos - darunter eine große Anzahl von Modellen der Luxusklasse.

Kein Zweifel: Das Land ist im Aufschwung. Aber profitieren alle von dem neuen Reichtum? Nein, sagt Samuel Mondlane von der mosambikischen Nichtregierungsorganisation Justiça Ambiental. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer.

Tatsächlich hat sich die Armut nicht verringert: Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Armut auf dem Land, wo ein Großteil der Mosambiker und Mosambikerinnen lebt, unverändert hoch ist. Immer noch lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in absoluter Armut. Auch das mosambikische Zentrum für öffentliche Integrität (Centro de Integridade Pública - CIP), das vor allem zum Thema Korruption und Transparenz arbeitet, kommt zu dem Schluss, dass die großen Investitionen in Megaprojekte eine Reihe von widersprüchlichen Entwicklungen hervorgebracht haben: So sind die Beschäftigungsraten der Bevölkerung auch im Umkreis der Megaprojekte sehr niedrig, und die Armut ist weiterhin groß. Ebenso sind die Erlöse, die der Staat aus dem Ressourcenabbau erzielt, relativ gering. Das hängt damit zusammen, dass die mosambikische Regierung den Investoren großzügige Steuervorteile versprochen hat.

All das birgt Konfliktpotenzial: 2010 kam es in Maputo zu Protesten gegen ständig steigende Preise. Und in der Provinz Tete haben zu Beginn des Jahres viele Menschen gegen ihre Zwangsumsiedlung demonstriert. Auch in der Provinz Nampula im Norden des Landes bedroht ein Megaprojekt die Lebensgrundlage vieler Menschen: Brasilianische, japanische und mosambikische Investoren haben sich im Landwirtschaftsprojekt »ProSavana« zusammengeschlossen. Es sieht vor, industrielle Landwirtschaft für den Export zu betreiben und gleichzeitig kleine landwirtschaftliche Familienbetriebe zu fördern.

Dass das zusammen funktioniert, glauben viele zivilgesellschaftliche Organisationen nicht. So hat der Bauernverband ORAM gemeinsam mit anderen Organisationen einen Forderungskatalog aufgestellt. Dabei geht es vor allem um die Ernährungssouveränität der Kleinbauern, die Sicherung der Landrechte für die Gemeinden und Transparenzpflichten der Investoren. »Wir werden das Projekt von Anfang an kritisch begleiten«, sagt Calisto Ribeiro von ORAM. »Die Rechte der Kleinbauern müssen geschützt werden, und wir sind da, um sie zu verteidigen.«

* Die Autorin ist INKOTA-Projektreferentin für Mosambik.

Aus: neues deutschland, Freitag, 28. Dezember 2012


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