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Mit Herz dabei

DDR in Mosambik: Solidarität, die bleibt

Von Michael Kegler*

Vor 30 Jahren wurde Mosambik als eines der letzten Länder in Afrika unabhängig. Dem war ein bewaffneter Kampf gegen die Kolonialmacht Portugal vorangegangen, der wiederum zur Destabilisierung und schließlich zum Sturz der dortigen faschistischen Diktatur im Jahr 1974 beigetragen hatte. Global war dieser Befreiungskampf aber auch in anderer Hinsicht: Früh schon hatten die Unabhängigkeitsbewegungen Mosambiks im Ausland um Unterstützung ersucht und waren in der DDR auf Freunde gestoßen. Eine Freundschaft, die sich 1979 in Vertragsform offizialisierte und bis zum Ende der DDR im Jahr 1990 mit Leben und konkreter Solidarität erfüllt war. Ein Beispiel deutsch-afrikanischer Beziehungen, das, wie vieles aus der DDR, im vereinigten Deutschland verschwiegen wird, zumal die alte Bundesrepublik als NATO-Mitglied Verbündeter des faschistischen Portugal war und nach 1974 mehr oder weniger offen die terroristischen »Rebellen« unterstützte, die die junge Volksmacht mit einem so genannten Bürgerkrieg überzog. »Stellvertreterkrieg« nannte man diesen auch verkürzend, was für die DDR nicht zutraf.

Die Aufbauarbeit tausender engagierter Aktivisten aus der DDR wurde im Krieg teils wieder zerstört. Der Krieg durchkreuzte die Zukunftspläne tausender mosambikanischer Jugendlicher, die in der DDR eine Schul-, Universitäts- oder Berufsausbildung erhalten hatten und – in ihre Heimat zurückgekehrt – ein verwüstetes Land vorfanden. All dies und noch viel mehr dokumentiert und illustriert ein jüngst erschienener Sammelband, herausgegeben vom dem Journalisten und »Mosambik-Veteranen« Matthias Voß. Hier kommen Menschen zu Wort, die in Mosambik, mit Mosambik oder für Mosambik gearbeitet haben: von Achim Kindler, dem ersten DDR-Bürger, der in den 60er Jahren bei der noch jungen Befreiungsbewegung FRELIMO gearbeitet hatte, bis zum letzten Mandatsträger der DDR, der 1990 die Botschaft in Maputo an seinen bundesdeutschen Kollegen übergeben musste.

In Folge des Freundschaftsvertrages lieferte die DDR tausende W 50 Lastkraftwagen (noch heute ist IFA in Mosambik eine geläufige Marke), plante und errichtete Fabriken, half beim Aufbau der Landwirtschaft, dem Bergbau, schloss Handelsverträge und organisierte die Ausbildung von jungen Mosambikanern – nicht paternalistisch, sondern solidarisch und engagiert. Mochte die Afrika-Politik der DDR-Staatsführung auch politischem und ökonomischem Kalkül folgen, die 24 Menschen, die in diesem Buch Zeugnis ablegen, waren aufrichtig und mit ganzem Herzen bei ihrer Sache. Die heutigen Beziehungen der Bundesrepublik zu Mosambik profitieren davon.

Matthias Voß (Hg.): Wir haben Spuren hinterlassen! Die DDR in Mosambik. Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse aus drei Jahrzehnten. Lit-Verlag, Münster-Hamburg 2005, 608 S., 29.90 EUR, br., ISBN 3-8258-8321-3

* Aus: Neues Deutschland, 3. Juni 2005


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