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Malaysia

Grundinformationen zu Geschichte, Wirtschaft und politischen Problemen

Staatsname: Persekutuan Tanah Malaysia - Malaysia

Geografie
Fläche: 329.758 km2
Hauptstadt: Kuala Lumpur (1,2 Mio. Einw.) (1998)

Bevölkerung
Einwohner: 21,8 Mio. (Juli 2000)
Bevölkerungsdichte: 64 Einw./km2
Bevölkerungswachstum: 2,01 % (2000)
Lebenserwartung: 71 Jahre (2000)
Säuglingssterblichkeit: 21 pro Tausend (2000)
Alphabetisierung: 83,5 % (1995)
Religion: Moslemisch (53 %), buddhistisch (17,3 %), Volksreligionen (11,6 %)
Ethnische Gruppen: Malaien (58 %), Chinesen (26 %), Inder (7 %), andere (9 %)

Politik
Staatsform: Konstitutionelle Monarchie (Parlamentarisch-demokratische Wahlmonarchie)
Staatschef: König Tunku Salahuddin Abdul Aziz Shah ibni Al-Marhum Sultan Hisammuddin Alam Shah (seit April 1999)
Regierungschef: Premierminister Dr. Mahathir bin Mohamad (seit Juli 1981)
Parlament: Abgeordnetenhaus mit 125 für fünf Jahre gewählten Abgeordneten
Politische Parteien: State Reform Party (STAR), Democratic Action Party (DAP), Gerakan Rakyat Malaysia, Liberal Democratic Party, Malaysian Chinese Association (MCA), Malaysian Indian Congress (MIC), National Front (NF) - eine Koalition von 14 politischen Parteien mit Mahathir als Führer, National Justice Party (NJP), Parti Akar, Parti Bansar Dayak Sarawak (PBDS), Parti Islam SeMalaysia (PAS) und andere

Wirtschaft
Urbanisierung: 54 % (1998)
BIP: 99,2 Mrd. US-Dollar (1998)
BIP/Einw.: 10.905 US-Dollar (1998)
BIP/Sektor: Landwirtschaft: 12 %, Industrie: 46 %, Dienstleistungen: 42 % (1998)

Geschichte/Innenpolitische Entwicklung

Die malaiische Halbinsel ist ein traditioneller Schnittpunkt des chinesischen, indischen und islamischen Kultureinflusses. Die malaiische Halbinsel wurde schon früh von Einwanderungswellen heimgesucht: Gruppen aus Java, Siam (heute Thailand) und Sumatra sowie Perser, Araber, Bengalen, Dayak, Bugis, Inder und Chinesen ließen sich hier nieder und entsprechend gemischt ist die malaiische Bevölkerung heute. Malakka, das erste malaiische Königreich (1253), war von Thailand abhängig. 1511 erwarben die Portugiesen das Land, verloren es 1641 an die Holländer, denen es die 1795 die Briten abnahmen. 1957 erhielt es seine Unabhängigkeit von England, blieb aber Mitglied des Commonwealth. Erst 1963 erhielt Malaysia seine formale Unabhängigkeit.

Das politische System in Malaysia ist durch die seit 1963 bestehende föderalistische Wahlmonarchie gekennzeichnet, in der die neun Sultane als Repräsentanten des Staates, wenn auch fast nur in ritueller und symbolischer Funktion, alle fünf Jahre einen König wählen. So führen neun der 13 Teilgebiete die Tradition der alten malaiischen Sultanate fort, während Sabah, Sarawak, Penang und Malakka von einem von der Zentralregierung ernannten Gouverneur verwaltet werden. Die Staatsverfassung beruht auf einer eigenartigen Konstruktion: Es existiert ein föderalistisches System verschiedener Bundesstaaten, geprägt durch eine demokratische Zentralstaatlichkeit.

Spannungen zwischen ethnischen Gruppierungen endeten 1948 in einem Bürgerkrieg, bei dem es um die Bekämpfung kommunistisch Gesinnter ging. Notstandsverordnungen wurden verhängt und der Ausnahmezustand ausgerufen. Gewaltsame Auseinandersetzungen im Landesinneren gegen nicht-malaiische Gruppen waren an der Tagesordnung und hielten noch in den 60er Jahren an. Die 70er Jahre waren von einer klaren Politik der supremacy of the Malays geprägt, nachdem sich Singapur aus dem Verbund abgekoppelt hatte. Die New Economic Policy förderte die Stellung von Malaien in der Wirtschaft und im Staatsdienst: Ungeachtet der Leistung sicherte die ethnische Zugehörigkeit Einkommen und soziale Stellung. Parallel dazu führte die "Islamisierung" der Gesellschaft zur Errichtung neuer Institutionen und Bildungsmöglichkeiten, die gleichfalls den herrschenden Malaien zugute kam. Mahathir stütze seine Islamierungspolitik auf drei Säulen: Zum einen betrieb er die kulturelle Institutionalisierung des Islam, des Weiteren sorgte er für eine Stärkung der klerikalen Traditionen, indem Koranschulen errichtet wurden und letzlich, die dritte Säule, bestand in einer gewissen Internationalisierung des Islam-Diskurses.

Die problematische innenpolitische Atmosphäre ist angesichts der Ungleichbehandlung von Malaien, Chinesen und Indern nach wie vor mit sozialem Explosivstoff geladen, so dass ein harmonisches Zusammenleben der drei Rassen vermutlich noch Generationen dauern wird.

Wirtschaft

Malaysia ist ein an Bodenschätzen überaus reiches Land. Hatte die ehemalige Kolonie nichts als Zinn, Kautschuk und Palmöl zu liefern, so machte Mahathir aus seinem Land einen modernen Industriestaat und integrierte ihn erfolgreich in die Weltwirtschaft, vor allem in internationale Finanzmärkte. Mit Hilfe ausländischen Kapitals wurden moderne Industrieparks eröffnet und Fachkräfte und Manager ausgebildet.

Seit Beginn der 80er Jahre bis zum Ausbruch der Asienkrise 1997 galt Malaysia ökonomisch und politisch als eines der stabilsten Länder Südostasiens - von Mahathir als Konvergenz zwischen Islam und Kapitalismus propagiert. Die kulturelle Einbindung der Wirtschaft gilt ihm als Entwicklungspotenzial. So gelang es ihm durch ein Zusammenführen von Tradition und Kapitalismus den Gegensatz zwischen dem Weiterbestehen halbfeudaler Strukturen einerseits und postkolonialem Staat andererseits zu überbrücken.

Mit der Industrialisierung des Landes veränderten sich nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Verhältnisse im Land. Hochentwickelte Auto- und High-Tech-Industrien zeigen den Wandel von einem Agrar- zu einem industrialisierten Land, so dass Malaysia zu den "Kleinen Tigern" Asiens zählt. Deshalb traf Malaysia als kapitalintensiver Standort die asiatische Wirtschaftskrise, die im Juli 1997 in Thailand ihren Anfang nahm, innerhalb der südostasiatischen Region besonders hart. Das "Wunder Asien", auf das sich Mahathir allzu gerne beruft, wohl doch eher einem über zehn Jahre auf Pump finanziertem Boom entspricht, kehrte sich um und Banken saßen auf Bergen fauler Ringgit-Krediten. Inzwischen hat sich die malaiische Wirtschaft wieder erholt, so dass für das Jahr 2000 ein Wirtschaftswachstum von etwa fünf bis sechs Prozent erwartet wird.

Außenpolitik

Malaysias Außenpolitik ist gekennzeichnet durch einerseits außenwirtschaftliches Engagement im Welthandel und bilaterale Handelsabkommen, die selbstverständlich gute zwischenstaatliche Beziehungen voraussetzen bei gleichzeitiger Abschottung gegenüber westlich geprägten Lebensstilen und Werten. Trotzdem bestehen zwischen einigen Handelspartnern nach wie vor Konflikte um ungelöste Grenzziehungen und Gebietsansprüche, die im Folgenden näher ausgeführt werden.

Außenpolitische Konflikte

Ein zwölfjähriger Guerillakrieg kommunistisch geführter chinesischer Arbeiter gegen die britische Kolonialherrschaft dauerte bis 1960, scheiterte jedoch, da die malaiische Bevölkerung ihn nicht unterstützte. Die Gründung Malaysias wurde von Sukarno, dem damaligen Staatschef Indonesiens, als "Neo-Kolonialismus" verurteilt und mit einer Konfrontationspolitik beantwortet. Nach dessen Sturz haben sich die indonesisch-malaiischen Beziehungen verbessert. Heute sind Malaysia und Indonesien Mitglieder der Südostasiengemeinschaft, die eine enge politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit als Ziel hat, doch der Konflikt um die Inseln Sipadan und Ligitan sind nach wie vor ungelöst.

Um Sabah, das frühere Nordborneo, das ehemals zum Sultanat Brunei gehörte, gibt es bis heute Streitigkeiten zwischen den Philippinen und Malaysia, da die philippinische Regierung seit 1962 eigene Ansprüche darauf geltend macht.

Des Weiteren drehen sich Dispute mit China, Taiwan, Vietnam und Brunei ebenfalls um einzelne Inseln oder Inselgruppen, auf die der jeweilige Staat Ansprüche erhebt. Im Golf von Thailand dreht sich der malaiisch-thailändische Konflikt um territoriale Gewässer, die ein hohes Maß an Gasvorkommen aufweisen. Thailand, Kambodscha, Vietnam und Malaysia erheben Ansprüche, doch wird der sog. JDA-Plan (Joint-Development-Area) zur Beilegung der Grenzziehungsprobleme in diesem ressourcenreichen Gebiet nicht von allen Ländern akzeptiert. So erscheint auch in naher Zukunft die Aufteilung dieser Wassergebiete zur gemeinsamen Ausbeutung und Teilung der Naturressourcen schwierig.

Quellen
  • Bangkok Post-Archiv (1997-2000): http://www.bkkpost.samart.co.th
  • CIA (2000): The World Factbook 2000 (http://www.cia.gov)
  • Dahm, B.; Ptak, R. (Hrsg.) (1999): Südostasien-Handbuch; München
  • Luther, Hans Ulrich (1970): Asien im Wandel; Berlin
  • Spiegel-Almanach (1999): Alle Länder der Welt - Zahlen, Daten, Analysen; Hamburg
  • Institute of Southeast Asien Studies (Ed.) (1998): Southeast Asian Affairs; Singapore

Christiane Potzner

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