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Rebellen fordern Flugverbot

Libyen: Offensive der Regierungstruppen / Sicherheitsrat tagt

Bei ihrem Vormarsch in Richtung Osten wurden die Truppen von Staatschef Gaddafi auch am Montag (14. Mäörz) von Kampfflugzeugen unterstützt. Die Rebellen berichteten von einer Rückeroberung der Stadt Al-Brega. In New York wollte der UN-Sicherheitsrat zu Libyen beraten.

Die internationale Gemeinschaft hat sich bisher nicht auf eine Flugverbotszone verständigt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wollte sich aber noch am Montag in einer Sondersitzung mit der Krise in Libyen befassen. Die Vorbereitungen der 15 Ratsmitglieder in New York liefen auf Hochtouren. Die Arabische Liga hatte das höchste UN-Gremium am Wochenende aufgefordert, ein Flugverbot über Libyen zu verhängen, um die Bevölkerung vor Luftangriffen der Truppen von Staatschef Muammar al-Gaddafi zu schützen.

Nach Angaben von Diplomaten könnte Libanon die Forderung der Arabischen Liga im Sicherheitsrat einbringen. Es ist derzeit das einzige arabische Land in dem UN-Gremium. Die Vetomächte China und Russland standen einem Flugverbot bislang skeptisch gegenüber.

Während Frankreich und Großbritannien sich für die Einrichtung einer Flugverbotszone ausgesprochen haben, zeigten sich Deutschland, aber auch die USA zurückhaltend. »Eine Flugverbotszone ist eine militärische Intervention. Die Bundesregierung steht deshalb unverändert skeptisch gegenüber einem solchen Vorschlag«, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle am Montag in Berlin. »Wir sind der Überzeugung, dass Deutschland nicht in einen Krieg dauerhaft in Nordafrika hineingezogen werden darf.« Die Bundesregierung werde sich dafür einsetzen, dass die UN Sanktionen gegen Libyen verschärft.

Den libyschen Rebellen gelang es inzwischen nach eigener Darstellung, den Vormarsch der Gaddafi-Truppen im Osten des Landes aufzuhalten. Die Regimegegner erklärten am Montag, sie hätten die Stadt Al-Brega in der Nacht zurückerobert. Am Morgen sei dann die weiter östlich gelegene Stadt Adschdabija von den Regierungstruppen bombardiert worden. Auch um die Stadt Misurata im Westen dauerten die Kämpfe an. Der Sprecher der Aufständischen sagte: »Wir kontrollieren immer noch die Stadt, aber wir sind eingekesselt. Wenn uns die Truppen von Gaddafi mit Artillerie beschießen, haben wir dem nichts entgegenzusetzen.« Deshalb sei die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen wichtig. »Wenn es dafür notwendig sein sollte, militärische Ziele aus der Luft zu bombardieren, dann wäre auch dies legitim«, fügte er hinzu. Ohne den Einsatz von Luftlandeeinheiten oder Bodentruppen würde dies von den Aufständischen nicht als »ausländische Einmischung« verstanden, sondern als Hilfe.

Am Sonntagabend (13. März) hatte Gaddafi in Tripolis die Botschafter von China, Indien und Russland einbestellt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Jana erklärte er ihnen, Ölfirmen aus ihren Heimatländern könnten jetzt in Libyen groß einsteigen.

Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat in seiner wöchentlichen Fernsehsendung die Haltung der deutschen Regierung zu den Unruhen in Libyen als »intelligent« hervorgehoben. Zugleich kritisierte er Großbritannien und Frankreich, denen er vorwarf, einen Invasionsplan der USA zu unterstützen.

* Aus: Neues Deutschland, 15. März 2011

Der UN-Sicherheitsrat tagte hinter verschlossenen Türen

Am 14. März trat der UN-Sicherheitsrat zusammen um über die Lage in Libyen zu beraten. Zuvor hatte die Arabische Liga einen umstrittenen Beschluss zur Einrichtung einer Flugverbotszone gefasst (siehe: ). Es ist nicht klar, ob die Arabische Liga, die im UN-SR derzeit mit Libanon vertreten ist, einen entsprechenden Antrag bereits eingebracht hat. Die folgende Meldung über die Sitzung schweigt sich darüber aus. Die Tagesordnung am 15. März enthält keinen Tagesordnungspunkt, der sich mit Libyen befasst. So ist also weiterhin unklar, ob es im Sicherheitsrat demnächst zu einer Resolution kommen wird - zumal mit Russland und China zwei Vetomächte immer noch erhebliche Bedenken gegen eine Flugverbotszone haben.

Security Council briefed on latest events in Libya as UN envoy leaves for Tripoli

14 March 2011 – The Security Council was briefed today on the latest events in Libya by the United Nations political chief amid mounting concern over the fighting between Colonel Muammar Al-Qadhafi’s forces and opponents seeking his ouster.

Over the weekend the Arab League requested that the Council impose a no-fly zone against Mr. Qadhafi’s air force, which has been pounding cities held by his opponents, according to media reports, but today’s Council session met in closed consultations – including the briefing by Under-Secretary-General B. Lynn Pascoe – and no details were officially released.

Meanwhile, Secretary-General Ban Ki-moon’s Special Envoy for Libya, former Jordanian foreign minister Abdul Ilah Khatib, arrived in Tripoli, the capital, and in a meeting with Libyan Foreign Minister Musa Kusa reiterated the calls by Mr. Ban and the Council for an immediate end to the violence.

Mr. Khatib called for cooperation from the authorities on human rights and humanitarian concerns and was assured by senior Libyan officials that the Government would fully cooperate with the Commission of Inquiry recently authorized by the UN Human Rights Council. He urged the Government to allow unfettered access for all relevant UN agencies to assist the Libyan people and alleviate the suffering of those affected.

Mr. Khatib’s team will assess the situation on the ground and “undertake broad consultations with Libyan authorities on the immediate humanitarian, political and security situation,” Mr. Ban said last Friday, stressing that he has instructed the envoy to convey “in no uncertain terms” the concerns of the UN and the international community as expressed in Security Council resolutions.

In a unanimously adopted resolution the Council last month imposed sanctions against the Libyan authorities, placing an arms embargo on the country and freezing the assets of its leaders, while referring the ongoing violent repression of civilian demonstrators to the International Criminal Court (ICC) in The Hague, Netherlands.

ICC prosecutor Luis Moreno-Ocampo subsequently announced that he is opening an investigation into Mr. Qadhafi, some of his sons and members of his inner circle for crimes against humanity in repressing peaceful protesters in violence that has claimed hundreds or even thousands of lives, according to media reports. Mr. Ban has said Mr. Qadhafi lost his legitimacy when he declared war on his people.

The UN Humanitarian Coordinator for Libya, Rashid Khalikov, arrived in Tripoli over the weekend and has met with authorities to discuss access for humanitarian aid workers throughout the country. Hundreds of thousands of refugees, mainly migrant workers, have already fled across the borders into Tunisia and Egypt.

“The Government has informed Mr. Khalikov that his mission would be granted access to locations outside Tripoli during his visit, including to areas of recent fighting,” spokesperson Farhan Haq told a news briefing in New York.

“The Humanitarian Coordinator’s team has observed that Tripoli appears calm, with shops being open and people moving freely in the city. But it has also observed a large number of migrant workers forming long lines outside airport terminals and in makeshift camps outside the airport,” he said.

Mr. Khalikov briefed Mr. Khatib about his talks and the field visits he has so far made.

Source: UN News Centre, 14 March 2011; www.un.org/




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