EU will Hisbollah auf die Terrorliste setzen
Anlass ist die angebliche Beteiligung der libanesischen Partei an einem Anschlag in Bulgarien
Von Roland Etzel *
Die Hisbollah (arabisch: Partei Gottes)
soll auf die Terrorliste der Europäischen
Union gesetzt werden. Das
hat Großbritannien laut AFP am
Dienstag bei den zuständigen EUGremien
beantragt.
Anlass für die beabsichtigte Aufstockung
der Terrorliste ist ein
Anschlag auf einen israelischen
Touristenbus in der bulgarischen
Küstenstadt Burgas, bei dem am
18. Juli vergangenen Jahres neben
dem Attentäter sechs weitere Personen
ums Leben gekommen waren.
Käme es es zu einem entsprechenden
Beschluss der EU,
wären der Hisbollah bzw. ihren
Anhängern in EU-Europa jegliche
legale Repräsentation der Partei
untersagt, desgleichen Export-
/Importgeschäfte, Zahlungsverkehr
über Banken usw. – so wie es
zum Beispiel seit 20 Jahren für die
Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)
gilt. Anders als die in der Türkei
im Untergrund kämpfende PKK ist
die Hisbollah in Libanon Regierungspartei,
was die Beziehungen
der EU zu Libanon weiter belasten
würde.
Wenn man von der jetzigen Beweislage
ausgeht, ist es jedoch sehr
fraglich, dass es zu dem Verdikt
kommt. Die bulgarische Polizei,
unterstützt vom israelischen Geheimdienst,
hat ermittelt, dass der
tote Attentäter ein Algerier mit
auch schwedischem Pass war, der
– aus nicht genannten Gründen –
auch einmal nach Guantanamo
verschleppt worden war. Bulgarien
verlangte im vergangenen Jahr
nach einem Hinweis nicht näher
genannter US-Behörden von Beirut
die Auslieferung zweier »Hisbollah-
Komplizen«. Die Verweigerung
dessen gilt seitdem als Tateingeständnis
der Hisbollah. In
den USA gelten seit 1995 entsprechende
Restriktionen gegen die
»Partei Gottes«.
Der britische Vorstoß fällt zeitlich
zusammen mit Meldungen,
dass Abteilungen des militärischen
Arms der Hisbollah auf Seiten
der regulären syrischen Armee
in den Bürgerkrieg des östlichen
Nachbarlandes eingegriffen haben.
Von den USA war dies am
Montag als »zusätzliche Eskalation
« der Kämpfe gebrandmarkt
worden.
Die Hisbollah verfügt über erfahrene
Guerillakämpfer, die bereits
die israelische Armee, zuletzt
beim Libanonkrieg 2006, in arge
Bedrängnis brachten.
* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 22. 2013
Zurück zur Libanon-Seite
Zur Terrorismus-Seite
Zurück zur Homepage