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Recht auf Entwicklung, Recht auf Zukunft

Laos kämpft immer noch mit den Kriegsfolgen

Von Marion Gnanko, SODI *

Das Recht auf Entwicklung gehört zu den allgemein anerkannten Menschenrechten. SODI unterstützt die Verwirklichung in Laos mit seinem Integrierten Programm.

Infolge des US-amerikanischen Indochina-Kriegs wird in Laos noch heute die Realisierung grundlegender Menschenrechte behindert. Der Krieg hat viele Lebens(t)räume zerstört. Um an Entwicklung teilhaben zu können, bedürfen vor allem Menschen mit Behinderungen besonderer Unterstützung. Nach UN-Schätzungen sind in Laos etwa acht Prozent der Bevölkerung betroffen, ein Großteil von ihnen wegen von Unfällen mit Blindgängern.

Die Unterzeichnung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und ihre Berücksichtigung in verschiedenen Gesetzen zeigt, dass sich bei der laotischen Regierung das Bewusstsein für die Notwendigkeit der besonderen Förderung entwickelt. Jedoch ist die Umsetzung in die Praxis nicht zuletzt aufgrund fehlender Mittel noch nicht weit fortgeschritten. Die Nationale Behörde zur Koordinierung von Blindgängerräumung, die auch für die Hilfe für Opfer von Blindgängern zuständig ist, konnte in den ersten zehn Monaten dieses Jahres für neun Unfallopfer insgesamt 1700 Euro aufbringen. Das sind weniger als 200 Euro pro Person und reicht gerade, um die ersten medizinischen Behandlungskosten abzudecken. Alle weiteren psychischen, sozialen und finanziellen Folgen müssen die betroffenen Familien allein bewältigen.

So auch die Familie Thongsy. Während im November 2010 in Laos die erste Mitgliedstaaten-Konferenz zum Streumunitionsabkommen stattfand, wurden die beiden Töchter der Familie bei einem Unfall mit Streumunition schwer verletzt. Auf der Fahrt in ein Krankenhaus erlag die kleine Pui ihren schweren Verletzungen. Durch die Kosten für Transport und Beerdigung hat sich die Familie hoch verschuldet. Ein Jahr später sind Eltern und Geschwister noch immer stark traumatisiert. Der Unfall wurde auf der Konferenz publik gemacht, Journalisten interviewten noch im Krankenhaus die 16-jährige Paeng Thongsy, die gerade ihre kleine Schwester verloren und selbst schwere Verletzungen erlitten hatte. Die Betroffenheit war groß, Hilfe und Unterstützung jedoch hielten sich in Grenzen.

Unterstützt vom Auswärtigen Amt will SODI direkte Hilfe für Opfer von Blindgängern in seine Aktivitäten integrieren. In einem Fall ist dies bereits gelungen: Der 22-jährige Boun Sayavong, der als Kind eine Hand durch Streumunition verloren hatte, arbeitet im SODI-Programm und unterstützt die Aufklärungsarbeit. Er erzählt Kindern, wie es zu dem Unfall kam, und erklärt, wie sie der Gefahr begegnen können. Mit dem festen Einkommen bei SODI ist für ihn ein Lebenstraum wahr geworden - er kann seine kleine Familie selbst ernähren. Derzeit ist SODI bemüht, für Paeng eine ähnliche Perspektive zu schaffen. Eine Mitarbeit im Aufklärungsteam hilft ihr vielleicht auch bei der Trauma-Bewältigung.

* Aus: neues deutschland, 10. Dezember 2011


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