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Lange Leitung gegen Blockade

Google sperrt kubanisches Internetportal aus. Ein Kabel nach Venezuela soll Internetverbindungen verbessern

Von André Scheer *

Immer wieder wird behauptet, Kuba verweigere seinen Bürgern den Zugang zum Internet, sperre unliebsame Internetseiten und verletze sowieso die Meinungsfreiheit. Insbesondere wenn solche vom Ausland hofierten Leute wie die »Bloggerin« Yoani Sánchez derartige Statements in die Welt hinausposaunen, greifen dies weltweit die Mainstreammedien auf – meistens jedoch, ohne die vermeintliche Nachricht zu überprüfen. So war im vergangenen Oktober der Internet-Kurzmitteilungsdienst Twitter für einige Tage in Kuba nicht zu erreichen. Nach einer Beschwerde von Sánchez hieß es in den sogenannten Qualitätsmedien, Havanna habe die Seite zensiert, um kritische Stimmen von der Insel zum Schweigen zu bringen. Kurz darauf mußte Twitter einräumen, daß es selbst die Verbindung abgeschaltet hatte. Ziel sei gewesen, »lange Telefonnummern« davon auszuschließen, Nachrichten über den Dienst zu posten, hieß es in dessen kryptischer Mitteilung. Die Richtigstellung der Falschmeldung fand sich in kaum einem Medium.

In der vergangenen Woche hat der Internetriese Google das Konto der kubanischen Webseite Cubadebate auf seinem Internetportal YouTube gesperrt. Unter der Adresse www.youtube.com/cubadebate heißt es nur noch: »Das YouTube-Konto cubadebate wurde gekündigt, weil wir von Drittparteien mehrere Benachrichtigungen über Urheberrechtsverletzungen erhalten haben.« Als Beschwerdeführer wird unter anderem ein Rogelio González genannt. Dieser hatte ein Video erstellt, das den Kongreßabgeordneten David Rivera beim Sammeln von Spenden für den Terroristen und ehemaligen CIA-Agenten Luis Posada Carriles zeigt, der sich gegenwärtig im texanischen El Paso vor Gericht verantworten muß. Einen Auszug aus diesem Video hatte Cubadebate übernommen, woraufhin González sich offenbar bei YouTube beschwerte. Doch statt einfach das Video zu löschen, wie es das Portal täglich unzählige Male tut, wurde diesmal die komplette Seite des kubanischen Informationsdienstes gesperrt.

Unterdessen versucht Kuba mit Hilfe seiner lateinamerikanischen Bündnispartner, die technologische Blockade durch die USA zu durchbrechen. Bislang sei Kuba »das einzige Land der westlichen Hemisphäre, das wegen der Blockade durch die Vereinigten Staaten nicht per Glasfaserkabel mit dem Rest der Welt verbunden ist«, heißt es bei Cubadebate. »Statt dessen nutzt es vor allem für Verbindungen mit Europa teure und langsame Satellitenverbindungen.« Daß dadurch auch die möglichen Internetzugänge für Kubaner beschränkt sind, ist nachvollziehbar. Doch das soll sich zumindest teilweise ändern, denn Kuba rückt näher an die (virtuelle) Welt heran. Ab dem kommenden Juli soll ein 1600 Kilometer langes Glasfaserkabel den Osten Kubas mit Venezuela verbinden. Ein Spezialschiff begann am vergangenen Sonnabend von der venezolanischen Küste aus mit der Verlegung der neuen Verbindung, die eine 3000 mal höhere Kapazität für den Datenverkehr verspricht und 70 Millionen US-Dollar kostet. In Venezuela wird das neue Kabel an ein weiteres Kabel angeschlossen, das von Brasilien bis nach Florida reicht. Aufgrund der US-Blockadegesetze wurden keine nordamerikanischen Bauteile verwendet.

Wie nötig eine bessere Verbindung zwischen Kuba und den USA ist, zeigt ein Vorfall in der vergangenen Woche. Am Freitag kündigte der kubanische Postdienst Correos de Cuba an, mit Ausnahme einfacher Briefsendungen bis auf weiteres keine Post in die USA mehr anzunehmen. Vor dem Hintergrund neuer Sicherheitsmaßnahmen nach dem Fund von im Jemen verschickten Paketbomben hatten die US-Behörden in den Tagen zuvor mehrfach die Sendungen aus Kuba komplett zurückgewiesen. Diese werden über Fluggesellschaften von Drittstaaten transportiert, weil es zwischen beiden Ländern seit 1963 keinen direkten Postverkehr mehr gibt.

* Aus: junge Welt, 25. Januar 2011


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