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Privat-Internet für Kuba

Ende 2014 sollen die ersten Anschlüsse verlegt werden. Das Hauptproblem sind veraltetete Telefonleitungen

Von Volker Hermsdorf *

Die staatliche kubanische Telekommunikationsgesellschaft ETECSA will bis Ende kommenden Jahres den Internetzugang in Privathaushalten anbieten. Das berichtet die spanische Agentur EFE unter Berufung auf den ETECSA Direktor für strategische Planung, Jorge Legrá. »Wir wollen ADSL-Anschlüsse in die Wohnungen verlegen«, kündigte Legrá an. Dazu müßten aber erst die veralteten und für diese Verbindungen nicht geeigneten Telefonleitungen ersetzt werden.

Er rechne damit, daß der Betrieb im letzten Drittel des Jahres 2014 aufgenommen werden könne. Die Installationen würden zunächst in den Regionen des Landes durchgeführt, die die geeignetsten technischen Voraussetzungen dafür aufwiesen. Die weitere Entwicklung hänge von den Beträgen ab, die der kubanische Staat in den Ausbau des Telekommunikationsnetzes investieren könne, sagte Legrá. Kuba sei ein vergleichsweise unterentwickeltes Land, und der Ersatz der bestehenden Leitungen, die nicht den heutigen technischen Anforderungen entsprächen, erfordere hohe Investitionen.

Durch die Blockade der USA war die sozialistische Karibikinsel bisher von kostengünstigen Möglichkeiten des Datentransfers ausgeschlossen und auf extrem teure und langsame Internetverbindungen über Satelliten angewiesen. Erst mit dem zwischen Kuba und Venezuela verlegten Unterwasserkabel ALBA 1, das im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde, hat die Insel eine moderne Glasfaser-Verbindung, die die 1602 Kilometer Distanz zwischen Kuba und Venezuela überbrückt – zum US-Staat Florida wären es nur 144 Kilometer. Das im Auftrag des Staatenbundes Bolivarianische Allianz für Amerika (ALBA) verlegte Kabel soll umgerechnet 70 Millionen Dollar gekostet haben. Nachdem die verbesserte Qualität und Geschwindigkeit in der ersten Phase zunächst medizinischen, wissenschaftlichen und betrieblichen Einrichtungen zugute kam, soll jetzt das Angebot für die private Nutzung systematisch ausgebaut werden.

Als erster Schritt dazu wurden am 4. Juni in allen Provinzen der Insel 118 neue Internetcafés eröffnet, in denen eine Stunde surfen im weltweiten Netz allerdings stolze viereinhalb konvertierbare Pesos (rund 3,50 Euro) kostet. Trotzdem habe ETECSA in den ersten zwei Wochen bereits mehr als 11000 Dauerkonten und im voraus bezahlte (Prepaid-)Karten verkauft, berichtet Legrá. Die hohen Preise seien seiner Beobachtung nach derzeit allerdings der hauptsächliche Kritikpunkt der Nutzer. Er sei aber zuversichtlich, daß die Tarife künftig schrittweise gesenkt werden können.

Zur weiteren kurz- und mittelfristigen Planung von ETECSA kündigte Legrá gegenüber EFE an, daß das Serviceangebot durch die Eröffnung von zehn zusätzlichen Internetcafés ausgebaut und daß noch in diesem Jahr weitere Wi-Fi-Zugänge (WLAN) in Hotels und Geschäftszentren eingerichtet werden. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll der Versand von E-Mails über Mobiltelefone – allerdings vorerst nur im nationalen Netz – möglich sein. Der Zugang zum weltweiten Internet über Handys und Smartphones sei ebenfalls für 2014 vorgesehen.

* Aus: junge welt, Donnerstag, 27. Juni 2013


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