Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters,
Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Korea: Chronik wichtiger Ereignisse
Januar/Februar 2008
Januar
-
Trotz Naturkatastrophen und Misswirtschaft ist die Bevölkerung Nordkoreas nach offiziellen Angaben auf 23,6 Millionen im Jahr 2004 angewachsen. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete am 20. Jan., die Zahlen aus dem Jahrbuch der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA seien die aktuellsten, die verfügbar seien.
Nordkorea ist von ausländischen Hilfslieferungen abhängig, seit die Wirtschaft Mitte der 90er Jahre zusammenbrach. Eine anschließende Hungersnot kostete Schätzungen zufolge zwei Millionen Menschen das Leben. Zuletzt hatte Nordkorea 2005 offizielle Bevölkerungszahlen veröffentlicht und erklärt, die Zahl der Einwohner habe 2001 die Marke von 23 Millionen erreicht.
-
Der designierte südkoreanische Staatspräsident Lee Myung Bak hat am 28. Jan. den früheren Außenminister Han Seung Soo als Ministerpräsidenten nominiert. Han ist derzeit UN-Sondergesandter für den Klimawandel. Er war von 2001 bis 2002 Außenminister, von 1993 bis 1994 war er Botschafter in den USA. Lee gab die Nominierung in einer Fernsehrede bekannt. Lee tritt sein Amt als Staatspräsident am 23. Februar an. Er verständigte sich mit den Parteien darauf, dass über seine Nominierungen für die Regierung am 26. Februar abgestimmt wird.
Der Ministerpräsident ist in Südkorea weitgehend auf zeremonielle Aufgaben beschränkt. Umstritten ist derzeit vor allem das Vorhaben Lees, das Ministerium für die Wiedervereinigung mit Nordkorea aufzulösen und es dem Außenministerium einzugliedern.
-
Nordkorea will offenbar den Aufbau eines landesweiten Mobilfunknetzes erlauben: Das ägyptische Unternehmen Orascom erhielt nach eigenen Angaben für sein Tochterfirma CHEO Technology eine Lizenz für das kommunistisch regierte Land. Die Lizenz gelte für 25 Jahre und sichere CHEO, das zu einem Viertel dem staatlichen Post- und Telekommunikationskonzern Nordkoreas gehört, in den ersten vier Jahren eine Exklusivstellung als Mobilfunkanbieter zu, teilte Orascom auf seiner Website mit.
In Nordkorea wurde erst Ende 2002 ein Mobilfunknetz in Betrieb genommen.
Anderthalb Jahre später verbot die Regierung laut damaligen Medienberichten Normalbürgern die Benutzung von Handys. Seitdem dürfen wohl nur noch Regierungsangestellte mobil telefonieren.
Orascom werde in den ersten drei Jahren bis zu 400 Millionen Dollar (270 Millionen Euro) für die Lizenzgebühren und Investitionen in die notwendige Infrastruktur investieren, teilte das Unternehmen weiter mit. Bereits im ersten Jahr solle das mobile Telefonieren in der Hauptstadt Pjöngjang sowie in den meisten anderen großen Städten des Landes möglich sein. Die Vereinbarung mit Nordkorea entspreche der Unternehmensstrategie, in bevölkerungsreichen Ländern mit rückständigen Mobilfunknetzen zu investieren, betonte Orascom-Chef Naguib Sawiris. Das Unternehmen ist unter anderem in Algerien, Pakistan, Bangladesch und Simbabwe aktiv. (AFP, 31. Jan.)
-
Viele Diktatoren bleiben nach Darstellung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ungeschoren, weil sie sich ein demokratisches Mäntelchen umhängen. Die USA, die EU und andere westliche Länder hinderten sie kaum an Verstößen gegen die Menschenrechte, solange sie nur demokratisch verbrämte Wahlen abhielten, kritisierte die amerikanische Organisation am 31. Jan. In ihrem neuen Bericht "Despoten, die sich als Demokraten maskieren" werden Menschenrechtsverletzungen in mehr als 75 Ländern dokumentiert.
An den Pranger gestellt werden unter anderem Russland, Kenia, Nigeria, Jordanien, Bahrain, Pakistan und Thailand. Auch die Lage in Äthiopien, dem Tschad, Eritrea, dem Kongo, Libyen, dem Iran, Saudi-Arabien, Nordkorea, Vietnam und Kolumbien wird gezielt ins Visier genommen. Gleichzeitig werden die USA, Großbritannien und Frankreich der Verletzung von Menschenrechten im Zuge ihres Anti-Terror-Kampfes bezichtigt.
Februar
-
Nordkorea wird den ursprünglich bis zum Jahreswechsel 2007/08 zugesagten Abbau seiner Atomanlagen voraussichtlich erst im März 2008 abschließen können. Wie der südkoreanische Atombeauftragte Chung Yung-woo am 1. Februar in Seoul erklärte, hat das Regime in Pjöngjang bisher nur acht von elf Schritten vollzogen. Er begründete die Verzögerung mit technischen Problemen.
Die Demontage der Anlagen in Yongbyon war in den internationalen Sechs-Parteien-Gesprächen vereinbart worden, an denen neben Nord- und Südkorea und den USA auch Russland, China und Japan beteiligt sind. Die Arbeiten hatten im November begonnen. Nordkorea wurden im Gegenzug für die atomare Abrüstung politische und wirtschaftliche Zusagen gemacht.
Der südkoreanische Atombeauftragte Chun sagte auf einem Forum nach Veranstalterangaben, die Entfernung der Brennstäbe nehme Monate in Anspruch. Mit einem Abschluss der Arbeiten sei daher erst im März zu rechnen.
Der Abbau der Anlagen war auch durch einen Streit darüber verzögert worden, ob Pjöngjang eine Frist zur Offenlegung ihres Atomprogramms verpasst hat. Der Korea-Experte des US-Außenministeriums, Sung Kim, reiste am 31. Jan. nach Nordkorea, um den Konflikt beizulegen. Bis Montag plane er mehrere Gespräche mit Regierungsvertretern, sagte Ministeriumssprecher Sean McCormack.
-
Interesse an einem Geländewagen made in Nordkorea? Oder wie wäre es mit ein Paar Boxhandschuhen aus dem kommunistischen Land? Sie sind - vielleicht - nur einen Mausklick entfernt. Die Machthaber in Nordkorea, die bislang vor allem durch ihre säbelrasselnde Atompolitik auf sich aufmerksam gemacht haben, entdecken nun anscheinend den E-Commerce für sich.
Beobachter werten diesen Schritt des verarmten Landes als Versuch, dringend benötigte Devisen einzunehmen. Auch solle deutlich gemacht werden, was das Land zu bieten habe. Auf der Website, die in Koreanisch, Englisch, Chinesisch, Russisch und Japanisch aufgerufen werden kann, waren auch Fahrräder, Briefmarken, Rollschuhe und Anzüge für Taekwondo, den koreanischen Kampfsport. Die Website bietet einen Warenkorb-Button, über den man die gewünschten Dinge vormerken kann, Kreditkarten werden auch akzeptiert, wie es heißt.
Aber wie so vieles in der nordkoreanischen Wirtschaft funktioniert auch dies nicht besonders gut. Mal ist die Website tagelang nicht erreichbar, und wenn man es geschafft hat, dann bringt der Klick auf eine der 14 Produktkategorien keine Reaktion. Die Website liefert aber auch allgemeine rechtliche Informationen für Ausländer zum Handel mit Nordkorea. Das DPRK in der Webadresse steht für Democratic People's Republic of Korea, Demokratische Volksrepublik Korea.
Der Shopping-Bereich sei seit dem 31. Dezember online und scheine nur auf Ausländer zu zielen, denen gezeigt werden solle, was die nordkoreanische Wirtschaft zu bieten habe, erklärte ein Mitarbeiter des südkoreanischen Ministeriums für die Wiedervereinigung. (AP, 5. Februar)
-
Süd- und Nordkorea wollen zu den Olympischen Spielen in Peking im August eine gemeinsame Fan-Delegation mit dem Zug nach China schicken.
Wie das Vereinigungsministerium in Seoul mitteilte, einigten sich Vertreter beider Länder bei einem Treffen in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong auf die Entsendung von insgesamt 600 Fans und Begleitern. «Beide Seiten werden sich beraten und dann festlegen, welche Anfeuerungslieder, Uniformen, Gegenstände und Methoden genutzt werden», hieß es. Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre es das erste Mal seit dem Korea-Krieg (1950-53), dass Südkoreaner durch Nordkorea bis zur Grenze nach China reisen könnten.
Die gemeinsame Delegation soll in zwei Gruppen von jeweils 150 Süd- und 150 Nordkoreanern aufgeteilt werden. Eine Gruppe soll bei der Eröffnung am 8. August dabei sein und während der ersten acht Wettbewerbstage die Teams beider Länder anfeuern. Die zweite Gruppe soll zur zweiten Hälfte anreisen und die Schlusszeremonie am 24. August miterleben können. Die Südkoreaner sollen möglichst in beiden Fällen zunächst auf den bereits wiederhergestellten Schienenverbindungen über die schwer bewachte Grenze nach Nordkorea und von dort zusammen mit ihren nordkoreanischen Gegenüber nach China reisen. Beide Länder müssten jedoch noch weiter über die «Wege des Zuggebrauchs, den Zugtyp und die Anfeuerungsmethoden» beraten.
Ungelöst bleibt unterdessen nach wie vor die Frage der geplanten Bildung eines gemeinsamen Athletenteams für die Spiele. Seit dem vergangenen Jahr habe es seines Wissens keinen Fortschritt gegeben, sagte ein Vertreter des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) in Seoul. Das Thema war allerdings auch nicht Gegenstand des Treffens in Kaesong. (AP, 5. Febr.)
Zurück zur "Korea-Chronik"
Zur Korea-Seite
Zurück zur Homepage