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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Korea: Chronik wichtiger Ereignisse
März/April 2007
Donnerstag, 1. März, bis Sonntag, 4. März
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Süd- und Nordkorea wollen die seit Monaten auf Eis liegenden Begegnungen zwischen getrennt lebenden Familien wiederaufnehmen. Noch in diesem Monat sollen Videoschaltungen und im Mai auch wieder direkte Kontakte zwischen den durch Stacheldraht und Minenfelder getrennten Angehörigen möglich sein; darauf hätten sich die Minister beider Seiten bei ihren viertägigen Gesprächen in Pjöngjang geeinigt, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 2. März.
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Südkorea wird die Lebensmittelhilfe für Nordkorea wieder aufnehmen. Reis, aber auch Düngemittel würden wieder geliefert, sagte der südkoreanische Vereinigungsminister Lee Jae Joung am 2. März in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang bei viertägigen Gesprächen zur Verbesserung der Beziehungen beider Länder.
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Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) will den umstrittenen US-Raketenschild unter das Dach der NATO bringen und so Russland besänftigen. Das Abwehrsystem solle im Rahmen der Verteidigungsallianz entwickelt werden, sagte Jung nach Abschluss eines EU-Verteidigungsministertreffens am 2. März in Wiesbaden. Zugleich wurde bekannt, dass die USA den Schutzschild nicht nur in Polen und Tchechien, sondern auch im Kaukasus installieren wollen. Aus Ministeriumskreisen hieß es, Jung bevorzuge einen multilateralen Ansatz für den Raketenschild statt ein einseitiges Vorgehen der USA. Die Einbindung in die NATO müsse "langfristig" erfolgen, stellte sein Sprecher Thomas Raabe klar. "Man muss den Russen erklären, dass das System nicht gegen sie gerichtet ist", hieß es aus Regierungskreisen. Dies könne innerhalb der NATO leichter gelingen.
Die USA wollen mit dem Raketenschild vor allem mögliche Angriffe aus dem Iran, aber auch aus Nordkorea abwehren. Jung sagte, Russland und die NATO hätten beide "ein Interesse, dass der Iran keine atomare Bewaffnung erhält." Deshalb gehe es um eine "partnerschaftliche Entwicklung mit Russland".
Beobachter äußerten sich überrascht über den Vorstoß Jungs. Bisher habe sich Deutschland kritischer über die Raketenschild-Pläne geäußert, sagte ein französischer Diplomat in Wiesbaden. Unter den NATO-Staaten sind demnach Norwegen und Spanien erklärte Gegner der US-Pläne. Die NATO hatte bereits im vergangenen Jahr eine Machbarkeitsstudie für einen gemeinsamen Raketenschild erstellt. Die USA stellten dann aber eine eigene Abwehr vor, da ihnen die Entwicklung offenbar nicht schnell genug ging. Der Vorschlag des Verteidigungsministers birgt auch innenpolitisch Konfliktpotenzial: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte die Wirksamkeit des Schutzschildes gegen eine Bedrohung aus dem Iran in Frage gestellt.
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Die US-Regierung will die Finanzsanktionen gegen Nordkorea teilweise aufheben, wie am 2. März aus Washington verlautete. Bereits kommende Woche könnte es eine entsprechende Erklärung des Finanzministeriums geben, sagte ein Gewährsmann. Damit könnten gesperrte nordkoreanische Konten im Wert zwischen acht und zwölf Millionen Dollar freigegeben werden. Insgesamt wurden bei einer Bank mit Sitz in Macau Konten im Wert von 24 Millionen Dollar (18,2 Millionen Euro) gesperrt. Der Streit über die amerikanischen Finanzrestriktionen hat die Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm im vergangenen Jahr schwer belastet.
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Erstmals seit rund 20 Jahren hat sich die US-Regierung auf die Bauart eines neuen Atomsprengkopfs festgelegt. Den Zuschlag für die Entwicklung habe das Forschungszentrum von Lawrence Livermore im US-Bundesstaat Kalifornien erhalten, teilte die US-Behörde für atomare Sicherheit NNSA am 3. März in Washington mit. Dessen Entwurf baue auf den bereits in den 80er Jahren getesteten Sprengköpfen auf - neue unterirdische Tests seien deshalb mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nötig. Die Warnung von Kritikern vor einem neuen atomaren Wettrüsten wies die NNSA zurück. Die neuen Sprenköpfe dienten nicht dem Ausbau des nuklearen Arsenals, hieß es in der Erklärung. Vielmehr sollten sie die im Durchschnitt mehr als 20 Jahre alten und unzuverlässigeren Vorgänger ersetzen. Das Weiße Haus versucht derzeit, Nordkorea und den Iran von der Entwicklung eigener Atomwaffen abzubringen.
Montag, 5. März, bis Sonntag, 11. März
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Laut AFP vom 5. März hat das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) seine Arbeit in Nordkorea vorerst eingestellt, nachdem die Vereinigten Staaten schwere Vorwürfe erhoben hatten. Das UN-Programm habe "keine andere Wahl", als seinen Einsatz in Nordkorea auszusetzen, weil die nötigen Bedingungen nicht erfüllt seien. Das UNDP zahle ab März kein Geld mehr an die Regierung in Pjöngjang und stelle auch keine einheimischen Mitarbeiter mehr über die Regierung ein. Das Programm könne seine Haltung überdenken, "wenn sich die Umstände ändern".
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Drei Wochen nach der Einigung bei den Atomgesprächen wollen Nordkorea und die USA ab heute (5. März) über eine Normalisierung ihrer Beziehungen verhandeln. Bei der Gesprächsrunde in New York soll es um die Aufnahme bilateraler Kontakte gehen, die langfristig in die Aufnahme diplomatischer Beziehungen münden könnten. An der Spitze der Delegationen stehen Christopher Hill und Kim Kye Gwan, die beiden Verhandlungsführer der Atomgespräche. Die Runde soll bis Dienstag (6. März) dauern; konkrete Ergebnisse oder gemeinsame Erklärungen sind nicht geplant.
Montag, 12. März, bis Sonntag, 18. März
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Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed ElBaradei, ist in Nordkorea eingetroffen. Er wolle mit seinen nordkoreanischen Gesprächspartnern diskutieren, wie die Einigung bei den Sechser-Nationen-Gesprächen umgesetzt werden könnten, zitierte ihn die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua nach seiner Ankunft am 13. März. Insbesondere geht es um die Rückkehr der IAEA-Inspektoren in das kommunistisch regierte Land. Mitte Februar hatte die Regierung in Pjöngjang nach zähen Verhandlungen im Rahmen der Sechs-Länder-Gespräche mit China, Japan, Südkorea, den USA und Russland im Gegenzug für Wirtschaftshilfe einem schrittweisen Ausstieg aus seinem umstrittenen Atomprogramm zugestimmt. ElBaradei hatte daraufhin neue Inspektionen der nordkoreanischen Atomanlagen angekündigt.
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Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed ElBaradei, ist bei seinem Besuch in Nordkorea laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo nicht mit dem nordkoreanischen Chefunterhändler bei den Sechs-Länder-Gesprächen zusammengetroffen. Kim Kye Gwan habe zur Begründung erklärt, dass er zu beschäftigt sei, berichtete Kyodo am 14. März. ElBaradei habe schließlich mit Vize-Außenminister Kim Hyong Jun gesprochen, hieß es unter Berufung auf IAEA-Sprecherin Melissa Fleming weiter. El Baradei, der am 13. März in Pjöngjang eingetroffen war, wollte eigenen Angaben zufolge mit seinen nordkoreanischen Gesprächspartnern diskutieren, wie die am 13. Februar erzielte Einigung bei den Sechser-Gespräche umgesetzt werden könne.
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohammed el Baradei, hat seinen Besuch in Nordkorea als "ziemlich nützlich" bezeichnet. Nach der Rückkehr nach Peking sagte el Baradei am 14. März vor der Presse, seine Gespräche hätten "die Tür geöffnet für normale Beziehungen" zwischen der IAEO und Nordkorea. "Wir bewegen uns vorwärts." Nordkorea warte allerdings darauf, dass die anderen Parteien bei den Sechs-Parteien-Gesprächen ihre Verpflichtungen erfüllten. Insbesondere warte Pjöngjang auf die USA und die Aufhebung der Sanktionen wegen illegaler Finanzaktivitäten.
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Die USA will Nordkorea massiv mit Hilfslieferungen unterstützen, sollte das Land tatsächlich das Abkommen vom Februar über die Schließung seiner Atomanlagen befolgen. "Wir sind sehr daran interessiert, was wir im humanitären Bereich für die Menschen in Nordkorea tun können", sagte der US-Chefunterhändler bei den Atomgesprächen mit Nordkorea, Christopher Hill, am 15. März in Peking. Als Beispiel nannte er Projekte zur Stromerzeugung für Krankenhäuser. "Wir werden das Thema ansprechen und schauen, ob es Nordkorea interessiert. Wir wollen keine Hilfe anbieten, wenn sie nicht gewünscht ist."
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Nordkorea hat eine sofortige Aufhebung der US-Finanzsanktionen gefordert. Solange auf Druck Washingtons alle nordkoreanischen Konten bei einer Bank in Macao eingefroren bleiben, werde Pjöngjang seinen Atomreaktor von Yongbyon nicht stilllegen, warnte der nordkoreanische Chefunterhändler Kim Kye Gwan am 17. März bei seiner Ankunft in Peking, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete.
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Die Bemühungen um die Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms machen Fortschritte. So will Nordkorea mit den Vorbereitungen zur geplanten Schließung seines Atomreaktors und anderer nuklearer Einrichtungen in Yongbyon begonnen haben. Das berichtete am 18. März Nordkorea vor der neuen Runde der Sechs-Parteien-Gespräche, die am 19. März in Peking beginnen. Auch der Finanzstreit zwischen Nordkorea und den USA über eingefrorene Konten in Macao, die Nordkorea vorher freigegeben wissen will, sei "vollständig gelöst", berichtete am 18. März ein südkoreanischer Beamter laut der Nachrichtenagentur Yonhap.
Montag, 19. März, bis Sonntag, 25. März
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Die USA und Nordkorea haben ihren Streit um die eingefrorenen Konten Pjöngjangs beigelegt und damit den Weg frei gemacht für Fortschritte bei den Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm. Dies teilte der Unterstaatssekretär des US-Finanzministeriums, Daniel Glaser, am 19. März in Peking vor Journalisten mit. Die USA und Nordkorea hätten eine Übereinkunft bezüglich der im Jahr 2005 wegen Fälschungs- und Geldwäsche-Vorwürfen in einer Bank in Macao eingefrorenen 25 Millionen Dollar (19 Millionen Euro) erzielt, sagte Glaser. Das Geld solle Nordkorea wieder übertragen werden.
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Nordkorea ist bereit, den Atomreaktor Yongbyon nördlich der Hauptstadt Pjöngjang stillzulegen und UN-Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ins Land lassen. Das hat ein Sprecher des chinesischen Außenminister Liu Jianchao am 20. März in Peking mitgeteilt. Einen Zeitrahmen nannte der Sprecher dabei aber nicht. Der Vertrag der Sechs-Länder-Gespräche vom vergangenen Monat sieht vor, dass der Atomreaktor bis Mitte April geschlossen werden soll. Dann sollen auch die IAEA-Inspektoren Zugang zu den Anlagen bekommen.
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Die Verhandlungen über eine Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms sind in Peking ins Stocken geraten. Nordkorea ließ am 20. März eine geplante Gesprächsrunde platzen. Grund: Die Regierung in Pjöngjang wartet noch auf die vereinbarte Rückgabe von eingefrorenen 25 Millionen Dollar von einer Bank in Macao. Außerdem will Nordkorea die im Februar vereinbarte 60-Tage-Frist für die Schließung seiner Atomanlagen verschieben und erst von dem Tag an rechnen, wenn die freigegebenen Gelder eingetroffen sind.
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Die Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm in Peking sind gescheitert. Der nordkoreanische Delegationsleiter Kim Kye Gwan flog am 22. März vom Flughafen der chinesischen Hauptstadt in Richtung Pjöngjang ab, wie ein Sprecher der nordkoreanischen Fluggesellschaft Air Koryo mitteilte. Laut dem chinesischen Fernsehsender CCTV wollte auch der russische Delegationsleiter Alexander Lossjukow Peking verlassen, um den Russland-Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao vorzubereiten. Am 21. März hatten sich die Delegationsleiter darauf geeinigt, heute erneut zusammenzutreffen, nachdem die nordkoreanische Delegation am 20. und 21. März einer Reihe von Treffen ferngeblieben war. Nordkorea hatte entgegen einer Zusage der USA bislang eingefrorene Gelder in Höhe von 25 Millionen Dollar (19 Millionen Euro) noch nicht erhalten.
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Die USA haben einen führenden Vertreter des Finanzministeriums zur Lösung der Probleme um die bislang eingefrorenen Gelder Nordkoreas in einer Bank in Macao nach China entsandt. "Die politischen und diplomatischen Themen seien geklärt", sagte der US-Gesandte Daniel Glaser am 23. März. Jetzt gehe es nur noch um die Durchführung. Die Sechs-Länder-Gespräche zur Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms in Peking wurden nach vier Verhandlungstagen am Donnerstag gestoppt, weil Nordkorea entgegen einer Zusage der USA die Gelder in Höhe von 25 Millionen Dollar (19 Millionen Euro) noch nicht erhalten hatte. Glaser soll nun mit der Bank of China den Transfer zwischen Nordkorea und Macao aushandeln.
Montag, 26. März, bis Samstag, 31. März
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Mit einer Lieferung Düngemittel hat Südkorea offiziell die Hilfe für Nordkorea wieder aufgenommen. Ein Frachtschiff mit 6.500 Tonnen Dünger verließ am 27. März den Hafen in Yeosu, wie ein Sprecher des südkoreanische Vereinigungsministeriums in Seoul erklärte. Es handelte sich um die erste Schiffsladung einer Lieferung von insgesamt 300.000 Tonnen. - Der Süden hatten die Hilfen für Nordkorea im Juli eingestellt, nachdem das kommunistische Regime eine Serie von Raketentests durchgeführt hatte. Hinzu kam ein Atomtest im Oktober. Die Spannungen zwischen den Nachbarländern verbesserten sich, nachdem Nordkorea zugesagt hatte, sein Atomprogramm zu beenden. Seine Reislieferungen nach Nordkorea will Südkorea aber erst wieder aufnehmen, wenn Pjöngjang tatsächlich in einem ersten Schritt einen Atomreaktor schließt.
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Nordkorea droht nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) eine der schlimmsten Hungerkatastrophen seit Jahren. Wegen schlechter Ernten und einem deutlichen Rückgang ausländischer Unterstützung seien Millionen Menschen von Lebensmittelknappheit bedroht, sagte WFP-Asiendirektor Anthony Banbury am 28. März nach einem Besuch in dem kommunistischen Land. Regierungsvertreter hätten erklärt, es fehlten eine Million Tonnen Nahrungsmittel. Die Hilfe aus dem Ausland sei um 75 Prozent zurückgegangen. Nordkorea ist seit den 90er Jahren auf Unterstützung bei der Lebensmittelversorgung angewiesen. Hungersnöte haben Schätzungen zufolge rund zwei Millionen Menschen das Leben gekostet.
Sonntag, 1. April, bis Sonntag, 8. April
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Eine Gruppe hochrangiger US-Vertreter will am kommenden Wochenende (7./8. April) nach Nordkorea reisen, um über die Rückführung gefallener US-Soldaten zu verhandeln. Die als "privat" deklarierte Delegation werde vom Gouverneur des Bundesstaates New Mexico, Bill Richardson, und dem früheren Veteranenminister Anthony Principi geleitet, teilte US-Präsidentensprecherin Dana Perino am 3. April im Weißen Haus mit. Richardson gehört der Demokratischen Partei an, Principi ist Republikaner. Die Gruppe folge einer Einladung der nordkoreanischen Regierung und werde sich von Sonntag bis Mittwoch in dem Land aufhalten.
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Die USA haben nach eigenen Angaben eine technische Lösung für die Überweisung eingefrorener nordkoreanischer Bankguthaben an die Führung in Pjöngjang gefunden. "Wir glauben, dass wir einen Weg gefunden haben, dies zu tun", sagte US-Außenamtssprecher Sean McCormack am 6. April in Washington. Genauere Angaben machte er nicht. Den USA komme zum jetzigen Zeitpunkt "keine aktive Rolle" bei der Freigabe der Konten zu, ergänzte der Sprecher. "Es ist jetzt eine Frage der technischen Umsetzung, und wir sind bereit mit den Behörden von Macao und anderen betroffenen Parteien zu diskutieren, während sie sich um die Umsetzung dieser Entscheidung bemühen."
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In Nordkorea ist eine Delegation aus den USA eingetroffen, um die sterblichen Überreste von während des Korea-Kriegs getöteten US-Soldaten zu überführen. Die Delegation unter der Leitung des früheren UN-Botschafters Bill Richardson traf am Nachmittag des 8. April in der Hauptstadt Pjöngjang ein, wie die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete. Das Weiße Haus hatte betont, dass die Reise in keinem Zusammenhang mit den Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm stehe. Doch der viertägige Besuch der US-Delegation erfolgt kurz vor dem Ablauf einer mit Nordkorea vereinbarten 60-Tage-Frist zum Abschalten seines umstrittenen Atomreaktors in Yongbyon.
Montag, 9. April, bis Sonntag, 15. April
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Japan hat seine Handelssanktionen gegen Nordkorea am Dienstag um ein halbes Jahr verlängert. Sie waren im Oktober nach dem ersten nordkoreanischen Atomwaffentest verhängt worden, noch bevor auch der UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen Pjöngjang beschloss. Die bilateralen Strafmaßnahmen umfassen ein Importverbot für nordkoreanische Güter. Zudem dürfen Schiffe aus dem kommunistischen Land keine japanischen Häfen anlaufen. Eine Regierungssprecherin teilte am 10. April mit, die Sanktionen blieben nach einem Kabinettsbeschluss ein halbes Jahr länger in Kraft. Derzeit gibt es Zweifel, ob Nordkorea wie im Februar vereinbart bis zum Wochenende sein Atomprogramm einstellt. Grund ist ein Streit über die Freigabe eingefrorener nordkoreanischer Konten.
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US-Atomunterhänder Christopher Hill sieht die Chancen schwinden, dass Nordkorea fristgemäß bis zum 14. April seinen Atomreaktor in Yongbyon einstellt. Der Streit um in Macau eingefrorene nordkoreanische Bankguthaben habe den Prozess aufgehalten, und "das macht es schwierig, den exakten Termin" einzuhalten, sagte Hill am 10. April. Auch die japanische Regierung hat starke Zweifel, ob die Frist noch zu halten ist. "Wir kommen in eine Lage, wo es extrem schwierig wird", sagte der japanische Außenminister Taro Aso im japanischen Parlament.
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Wenige Tage vor Ablauf einer vereinbarten Frist zur Schließung der nordkoreanischen Atomanlagen gibt Macao nach US-Angaben dort bisher eingefrorene Konten Nordkoreas endgültig frei. Die Behörden in Macao seien bereit, alle betroffenen Guthaben bei der Banco Delta Asia (BDA) freizugeben, hieß es am 10. April in einer Erklärung des US-Finanzministeriums. Dies sei "ein großer Schritt", der den Weg für Nordkorea ebnen sollte, seinen Verpflichtungen fristgerecht zu erfüllen, sagte der US-Sondergesandte Christopher Hill Reportern in Seoul.
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Nordkorea hat den USA einem Fernsehbericht zufolge mitgeteilt, dass es den umstrittenen Atomreaktor Yongbyon nicht wie verlangt bis zum 14. April abschalten wird. Der nordkoreanische Unterhändler Kim Kye Gwan habe der derzeit im Land befindlichen US-Delegation unter Leitung von Bill Richardson am 10. April aber versichert, das Kraftwerk binnen 30 Tagen vom Netz zu nehmen, berichtete der Fernsehsender NBC am 11. April. Dann dürften auch UN-Inspektoren wieder ins Land. China hatte bereits am 10. April erklärt, ein Verstreichen der Frist bedeute nicht das Scheitern der Gespräche.
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Nordkorea hat die Abschaltung seines Atomreaktors Yongbyon innerhalb eines Tages nach Freigabe eingefrorener Gelder in Macau zugesichert. Pjöngjang habe ein Herunterfahren des Reaktors innerhalb von 24 Stunden nach der unmittelbar bevorstehenden Lösung des Finanzstreits versprochen, sagte US-Delegationsleiter Bill Richardson am 11. April im südkoreanischen Seoul nach einem Besuch in Nordkorea.
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Trotz zahlreicher internationaler Appelle hat Nordkorea eine Frist zur Stilllegung seiner umstrittenen Atomanlage am 14. April in Yongbyon verstreichen lassen. Zur Begründung sagte ein nordkoreanischer Regierungsmitarbeiter, die auf Betreiben der USA eingefrorenen Gelder auf einer Bank in Macau seien noch immer nicht freigegeben worden. "Es gibt keine neuen Entwicklungen mit der Banco Delta Asia", sagte der nordkoreanische Regierungsmitarbeiter in Pjöngjang.
Die von Washington im Herbst 2005 verfügten Finanzsanktionen haben mit dem Atomprogramm eigentlich nichts zu tun. Die USA hatten damals veranlasst, dass bei einer Bank in Macau, einer Sonderverwaltungsregion Chinas, nordkoreanische Guthaben in Höhe von 25 Millionen Dollar (rund 19 Millionen Euro) eingefroren wurden. Die US-Regierung wirft der Bank vor, in nordkoreanische Geldwäsche- und Falschgeld-Geschäfte verwickelt zu sein. Die Regierung in Pjöngjang machte es jedoch zur Bedingung, dass die Gelder freigegeben werden, bevor es die Anlage in Yongbyon abschaltet.
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Die USA haben Nordkorea aufgefordert, umgehend damit zu beginnen, die umstrittene Atomanlage in Yongbyon herunterzufahren. Nordkorea müsse seinen Verpflichtungen "voll nachkommen", erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums Sean McCormack am 14. April. Dazu gehöre, die Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA einzuladen, damit diese mit der Schließung und Versiegelung der Atomanlage beginnen könnten.
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Mit einem farbenfrohen Massenspektakel ist in Nordkorea am Wochenende (14./15. April) der 95. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung gefeiert worden. Tausende bunt gekleidete Tänzer traten am Abend des 14. April im Stadion der Hauptstadt Pjöngjang auf, um ihren 1994 verstorbenen "ewigen Präsidenten" zu ehren. Dabei wurde auf einer riesigen Bühne die Lebensgeschichte des kommunistischen Politikers nachgestellt, der das Land nach dem Endes des Koreakriegs 1953 abgetrennt vom südlichen Teil der koreanischen Halbinsel aufbaute. - Der Geburtstag Kims, der in diesem Jahr auf einen Sonntag (15. April) fiel, gilt in Nordkorea als "Tag der Sonne" und ist einer der wichtigsten Feiertage des Landes.
Montag, 16. April, bis Sonntag, 22. April
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Nordkorea bereitet möglicherweise die zugesagte Abschaltung des umstrittenen Atomreaktors Yongbyon vor. Der Reaktor sei zwar noch in Betrieb, aber auf Satellitenaufnahmen seien Fahrzeuge und Personen zu erkennen, deren Bewegungen auf eine bevorstehende Stilllegung hindeuteten, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur am 17. April Yonhap unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des Geheimdienstes. Ein Mitarbeiter des südkoreanischen Geheimdienstes sagte der Nachrichtenagentur AP, man verfolge und analysiere derzeit auffällige Bewegungen in der Umgebung des Reaktors. Yonhap berichtete, die Aktivitäten würden von Südkorea und den USA schon seit einem Monat beobachtet. "Die Intensität dieser Aktivitäten hat in den vergangenen ein oder zwei Wochen zugenommen", sagte ein Gewährsmann beim Geheimdienst der südkoreanischen Nachrichtenagentur.
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Zu Gesprächen über neue Nahrungsmittelhilfen für Nordkorea ist am 18. April eine Delegation Südkoreas in Pjöngjang eingetroffen. Beide Seiten haben nach der Zusicherung Nordkoreas im Februar, seinen Atomreaktor Yongbyon herunterzufahren, wieder Gespräche aufgenommen. Die Regierung in Pjöngjang hat die Frist bis zum vergangenen Samstag (14. April) zwar verstreichen lassen. Sie werde ihre Zusage aber einhalten, sagte der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun.
Der verarmte Norden wird von Seoul regelmäßig mit Reis und Düngemitteln unterstützt. Die kommunistische Regierung hat kürzlich um 400.000 Tonnen Reis gebeten. Ob Südkorea dem nachkommt, war zunächst nicht klar. Bei den Gesprächen bis Samstag werde darüber verhandelt, verlautete aus Pjöngjang.
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Die Pläne der USA für eine neue Raketenabwehr in Europa werden von den US-Verbündeten in der NATO unterstützt. Dies sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer am 19. April nach einer Sondersitzung des NATO-Rates in Brüssel. De Hoop Scheffer sagte, die von den USA geplante Raketenabwehr habe keinerlei Einfluss auf das strategische Gleichgewicht in Europa. Die USA wollen bis 2012 zehn Abfangraketen in Polen und ein dazugehöriges Radarsystem in Tschechien stationieren. Die Raketenabwehr soll sich gegen Bedrohungen aus Staaten wie Iran oder Nordkorea richten.
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Südkorea hat zugesagt, Nordkorea mit 400.000 Tonnen Reis zu versorgen. Die Lieferung solle Ende Mai beginnen, teilten beide Staaten am 22. April in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Entscheidung sei "aus humanitären Gründen und brüderlicher Lieber der selben Nation" getroffen worden, hieß es darin. Von Forderungen Südkoreas an sein Nachbarland, sein umstrittenes Atomprogramm fortzusetzen, war nicht die Rede. Seoul machte Pjöngjang laut Medienberichten aber deutlich, dass die Lebensmittelhilfe davon abhänge, ob Nordkorea Schritte in Richtung einer Einstellung seines Atomprogramms mache.
Montag, 23. April, bis Montag, 30. April
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Südkorea macht die zugesagten Reislieferungen an Nordkorea von der nuklearen Abrüstung des kommunistischen Nachbarlands abhängig. Es sei wichtig, dass Nordkorea die in internationalen Verhandlungen erzielten Vereinbarungen einhalte, sagte der südkoreanische Vereinigungsminister Lee Jae Joung am 23. April. Die Hilfslieferungen seien nicht nur eine humanitäre Angelegenheit, sondern "eine sehr symbolische und sehr wichtige Aufgabe für den Frieden", sagte Lee im Radiosender MBC.
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Die USA haben Nordkorea aufgefordert, die zugesagten Abrüstungsschritte unverzüglich umzusetzen. Eine entsprechende Botschaft überbrachte ein Unterhändler des Weißen Hauses nordkoreanischen Diplomaten bei den Vereinten Nationen in New York. Wie am 24. April aus US-Regierungskreisen verlautete, bekundete Victor Cha Enttäuschung darüber, dass Pjöngjang die Frist für eine Abschaltung seines Atomreaktors in Yonbyon verstreichen ließ. "Jeder wartet darauf, dass Nordkorea handelt", sagte der Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte. "Wir haben Geduld, aber unsere Geduld ist begrenzt." Nach internationalen Verhandlungen hatte sich Nordkorea Mitte Februar bereit erklärt, den Reaktor Yongbyon binnen 60 Tagen abzuschalten.
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Wochen nach der Freigabe durch die USA sind die in Macao eingefrorenen Gelder Nordkoreas noch nicht bei der Regierung in Pjöngjang eingegangen. "Wir müssen endlich Resultate sehen", zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap am 25. April den Leiter der nordkoreanischen Delegation bei den Vereinten Nationen, Kim Myong Gil. Es müsse möglich sein, das Geld zu anderen Banken zu überweisen. Nordkorea hatte im Februar eingewilligt, sein umstrittenes Atomprogramm aufzugeben, sollte die Banco Delta Asia die 25 Millionen Dollar (gut 18 Millionen Euro) wieder freigeben, die sie 2005 auf Betreiben der USA eingefroren hatte. Eine Frist zur Abschaltung der Atomanlage in Yongbyon ließ Nordkorea bereits verstreichen, weil die Gelder ausblieben.
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Mit einer groß angelegten Parade zum 75. Jahrestag der Gründung der Armee hat Nordkorea am 25. April seine militärische Stärke demonstriert. Auf dem Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang wurden nach einem Bericht der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA unter anderem Raketen präsentiert. Zunächst war unklar, ob auch die neuesten Raketenmodelle gezeigt wurden. Staatschef Kim Jong Il habe den Zuschauern minutenlang zugewinkt, während Soldaten und Sicherheitskräfte hinter einem großen Porträt von Staatsgründer Kim Il Sung über den Platz marschiert seien.
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Nordkorea und Birma wollen ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen. Beide Seiten hätten ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet, sagte der birmanische Vizeaußenminister Kyaw Thu am 26. April nach Gesprächen mit seinem nordkoreanischen Kollegen Kim Yong Il. Birma hatte die diplomatischen Beziehungen nach einem Anschlag am 9. Oktober 1983 in der Hauptstadt Rangun gegen den damaligen südkoreanischen Staatschef Chun Doo Hwan abgebrochen. Chun hatte das Attentat in der Nähe der berühmten Shwedagon-Pagode überlebt. 17 seiner Begleiter kamen jedoch ums Leben, darunter vier Minister. Auch vier Vertreter Birmas wurden getötet. Zwei nordkoreanische Geheimdienstmitarbeiter wurden später gefasst. Einer erhielt lebenslange Haft in Birma.
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Nordkorea hat auf einer Militärparade eine neue Mittelstreckenrakete präsentiert, wie am 28. April in südkoreanischen Medien berichtet wurde. Die Rakete könne auch den US-Stützpunkt Guam im Pazifik erreichen, hieß es in der Zeitung "Chosun Ilbo". Auf der Parade am 25. April (siehe oben) seien insgesamt drei neue Raketen gezeigt worden, darunter auch die Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von 2.500 bis 4.000 Kilometern. Alle drei Raketen seien Boden-Boden-Raketen. Die Zeitung berief sich auf einen Gewährsmann in der Regierung, der mit der Analyse der Satellitenbilder vertraut ist. Das Raketenprogramm der nordkoreanischen Regierung wird in der Region mit Sorge betrachtet, vor allem, weil Nordkorea offenbar auch nach Atomwaffen strebt.
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Nordkorea hat die Behörden in Macau laut einem japanischen Zeitungsbericht gebeten, seine dortigen Einlagen an Banken in Russland und Italien zu überweisen. Entsprechende Gespräche hätten nordkoreanische Regierungsvertreter am 28. April in Macau geführt, berichtete die Zeitung "Mainichi" am 30. April unter Berufung auf den chinesischen Vizeaußenminister Wu Dawei. Die Zeitung "Asahi" schrieb, Nordkorea habe die Behörden in Macau gebeten, das Geld in Dollar oder Euro zu überweisen. Damit könnte wieder Bewegung in den Atomstreit kommen.
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