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Korea: Chronik wichtiger Ereignisse

September/Oktober 2005

Donnerstag, 1. September, bis Sonntag, 18. September
  • Nordkorea will die Sechs-Länder-Gespräche über sein Atomprogramm am 13. Sept. wieder aufnehmen. Das berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 6. Sept. Pjöngjang habe China diesen Terminvorschlag übermittelt. Ursprünglich hatten die Gespräche Ende August weitergehen sollen - Nordkorea hatte jedoch abgesagt. An den Atomgesprächen nehmen außer den beiden Koreas und China auch die USA, Japan und Russland teil.
  • Die Sechs-Nationen-Gespräche über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm werden am 13. Sept. fortgesetzt. Das teilte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am 8. Sept. in Peking mit.
  • Kurz vor der nächsten Runde der Sechsparteien-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm hat Pjöngjang seine Forderung nach Abzug aller US-Soldaten aus Südkorea bekräftigt. Wenn die Regierung in Washington tatsächlich keinerlei Angriffsabsichten hege, solle sie dies auch in der Praxis beweisen, hieß es in einem Kommentar der Zeitung "Rodong Sinmun", der am 8. Sept. von der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreitet wurde.
  • Vor Beginn der Sechs-Nationen-Gespräche über sein Atomprogramm hat Nordkorea erneut auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie bestanden. Das Recht dazu müsse sein Land sich weder verdienen noch von anderen genehmigen lassen, sagte der nordkoreanische Chefunterhändler Kim Gye Gwan am 13. Sept. laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. "Wenn die USA uns an der Ausübung dieses Rechts hindern wollen, können wir das schlichtweg nicht akzeptieren", fügte er hinzu. Zugleich sagte Kim, sein Land strebe auf lange Sicht eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel an. Nordkorea werde an den Gesprächen "aufrichtig teilnehmen und sich, wenn nötig, flexibel zeigen".
  • Ein pakistanischer Atomschmugglerring hat nach den Worten von Staatschef General Pervez Musharaf möglicherweise ein Dutzend Zentrifugen für die Produktion von atomwaffenfähigem Uran nach Nordkorea geliefert. Dies berichtet die "New York Times" am 13. Sept. auf ihrer Web-Site. Die rund zweijährige Befragung des pakistanischen Atomexperten A.Q. Khan, der als "Vater" der pakistanischen Atombombe gilt, habe aber keine Hinweise darauf ergeben, dass auch eine aus China stammende Anleitung zum Bau einer Bombe geliefert worden sei, sagte Musharaf einem Reporter der Zeitung. Khan hatte Anfang 2004 eingeräumt, dass er ohne Wissen der Regierung brisante Technik nach Iran, Libyen und Nordkorea geliefert habe.
  • Die Sechs-Nationen-Gespräche über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm sind am 13. Sept. in Peking wieder aufgenommen worden. Das verlautete aus japanischen Verhandlungskreisen. Die Verhandlungen waren Anfang August ohne greifbare Ergebnisse abgebrochen worden, nachdem die USA Nordkoreas Forderung nach einer zivilen Nutzung von Atomenergie zurückgewiesen hatten. Ursprünglich sollten die Gespräche schon Ende August wieder aufgenommen werden. Aus Protest gegen ein gemeinsames Militärmanöver Südkoreas und der USA sagte Nordkorea den Termin ab. An den Sechser-Gesprächen nehmen neben Nord- und Südkorea, China, Japan, Russland und die USA teil. In den Verhandlungen soll Nordkorea dazu bewegt werden, auf sein Atomprogramm zu verzichten. Im Gegenzug soll Pjöngjang wirtschaftliche Hilfen und Sicherheitsgarantien erhalten.
  • Ein erstes direktes Treffen von Vertretern Washingtons und Pjöngjangs bei den Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm ist nach US-Angaben am 14. Sept. ergebnislos verlaufen. Der Leiter der US-Delegation, Christopher Hill, erklärte, Nordkorea habe darauf bestanden, einen Leichtwasserreaktor zur Stromherstellung geliefert zu bekommen. Weder die USA noch andere Teilnehmer der Sechs-Parteien-Gespräche seien dazu aber bereit. Zuvor hatten die USA Nordkorea bereits aufgefordert, sich auf die schon angebotenen Zugeständnisse zu konzentrieren. Hill sagte, Nordkorea habe bei den am 13. Sept. begonnenen Verhandlungen völlig neue Forderungen aufgestellt. Stromlieferungen aus Südkorea, die innerhalb weniger Jahre zu bewerkstelligen wären, wurden Nordkorea bereits angeboten. Der Bau eines Leichtwasserreaktors dauere dagegen bis zu zehn Jahre und koste zwei bis drei Milliarden Dollar, sagte Hill. Sollte Nordkorea von seiner Forderung nicht abrücken, werde dies ein ernstes Problem darstellen.
  • Bei den Sechs-Nationen-Gesprächen über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm gibt es nach Angaben Pjöngjangs keine Fortschritte. Der Sprecher der nordkoreanischen Delegation, Hyun Hak Bong, machte am 15. Sept. in Peking die USA dafür verantwortlich, weil sie die Lieferung eines Leichtwasserreaktors verweigerten. "Unsere Position ist, dass wir Leichtwasserreaktoren erhalten sollten, wenn wir die bestehenden Gas-Graphit-Reaktoren aufgeben." Während einige Staaten Verständnis geäußert hätten, hätten sich die USA dagegen gesperrt, sagte Hyun nach einem Treffen mit Vertretern der anderen Delegationen.
  • Nord- und Südkorea wollen die Gespräche auf Ministerebene fortsetzen, um militärische Spannungen auf der geteilten Halbinsel weiter abzubauen und zu einem stabilen Frieden zu kommen. Das teilten beide Seiten am 16. Sept. nach einer weiteren Kabinettsrunde in einer gemeinsamen Erklärung mit, die in Pjöngjang veröffentlicht wurde. Für den 13. bis 16. Dezember wurde ein erneutes Treffen auf Regierungsebene auf der südkoreanischen Insel Jeju vereinbart. Auch auf militärischer Ebene sollten die Gespräche fortgesetzt werden. Beide Seiten versprachen auch den Ausbau von Kontakten zwischen Familien, die seit dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 getrennt sind.
  • China hat bei den Sechs-Nationen-Gesprächen über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm am 16. Sept. einen überarbeiteten Vorschlag vorgelegt, auf den die Verhandlungspartner bis Samstagnachmittag reagieren sollen. Nach Angaben eines südkoreanischen Gesprächsteilnehmers handelt es sich um die überarbeitete Fassung eines Textes, den die chinesische Regierung Anfang August präsentierte und der bei allen Verhandlungspartnern außer Nordkorea auf Zustimmung stieß.
    Das Recht Nordkoreas auf friedliche nukleare Aktivitäten und auf den Bau eines Leichtwasserreaktors ist im Entwurf eines gemeinsamen Dokuments über Prinzipien der Denuklearisierung der Korea-Halbinsel enthalten. Das teilte der russische Chefunterhändler zu den Sechsergesprächen in Peking, Vizeaußenminister Alexander Alexejew, am 16. Sept. in der chinesischen Hauptstadt mit, meldet die ruussische Nachrichtenagentur Nowosti. "Wir sind der Ansicht, dass dieses Dokument ausgewogen ist, und die chinesische Seite Formulierungen vorgeschlagen hat, die für alle Parteien annehmbar sind." Die chinesische Seite habe alle Verhandlungsteilnehmer gebeten, ihre Bemerkungen zu den Formulierungen bis 15.00 Uhr (Ortszeit) am 17. September einzubringen, sagte der russische Diplomat.
  • Die Sechs-Parteien-Gespräche in Peking über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm sind erneut vertagt worden. Nach zweimaligen kurzen Plenumssitzungen verschoben die Unterhändler die weiteren Verhandlungen auf Montag, wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am 18. Sept. berichtete. China, Russland, Nord- und Südkorea sowie die USA und Japan versuchen, eine Lösung im seit drei Jahren anhaltenden Atomstreit zu finden. Größtes Hindernis ist dieses Mal die Forderung Nordkoreas, die Atomkraft zu zivilen Zwecken nutzen zu können. Bereits am 17. Sept. waren die Gespräche nach einer knappen halben Stunde vertagt worden.
Montag, 19. September, bis Freitag, 30. September
  • Die koreanische Halbinsel soll künftig eine atomwaffenfreie Zone sein: Nach mehr als zweijährigen Verhandlungen erklärte sich Nordkorea am 19. Sept. grundsätzlich zum Verzicht auf Kernwaffen und zur Rückkehr zum Atomwaffensperrvertrag bereit. Im Gegenzug garantieren die USA und Südkorea, auf der Halbinsel keine Nuklearwaffen zu stationieren.
    Bei den Sechs-Parteien-Gespräche in Peking über das nordkoreanische Atomprogramm ist am 19. Sept. ein Durchbruch erzielt worden. In einer gemeinsamen Erklärung der Verhandlungsteilnehmer versprach Nordkorea, auf ein Atomwaffenprogramm zu verzichten, wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Zugleich erklärte sich Pjöngjang bereit, erneut dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten und internationale Inspektionen seiner Atomanalagen zuzulassen. Außerdem streben die USA und Nordkorea der Erklärung zufolge eine stufenweise Normalisierung ihrer Beziehungen an. Der chinesische Fernsehsender CCTV berichtete unter Berufung auf den chinesischen Delegationsleiter Wu Dawei, die fünfte Runde der Sechs-Parteien-Gespräche werde Anfang November stattfinden.
  • Nach dem Durchbruch bei den Sechs-Nationen-Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm will die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) "schnellstmöglich" wieder Inspektoren nach Pjöngjang entsenden. "Je schneller wir wieder dorthin gehen, desto besser", sagte IAEA-Chef Mohamed el Baradei am 19. Sept. in Wien. Die IAEA-Inspektoren sollten die 1993 begonnene Arbeit in Nordkorea fortsetzen. Im Dezember 2002 hatte die Staatsführung in Pjöngjang die Inspektoren des Landes verwiesen und anschließend den Atomwaffensperrvertrag aufgekündigt.
  • Das Weiße Haus in Washington hat Nordkoreas Erklärung zu einem Verzicht auf seine militärischen Atomprogramme begrüßt. Es handele sich um eine "gute Einigung", erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, am 19. Sept. in Washington. Allerdings komme es nun darauf an, dass diese umgesetzt werde. Nordkorea müsse nun Wort halten, sein Atomprogramm einstellen und erlauben, dass dies überprüft werde, fügte McClellan hinzu.
    UN-Generalsekretär Kofi Annan hat am 19. Sept. den Durchbruch bei den Gesprächen um Nordkoreas Atomprogramm begrüßt. Zugleich würdigte er "die Flexibilität und den realistischen Ansatz" Pjöngjangs, Washingtons und der anderen Verhandlungspartner.
    Nordkorea hat am 20. Sept. den Verzicht auf sein Atomprogramm an die Lieferung von Leichtwasserreaktoren zur Erzeugung von Energie geknüpft. Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA zitierte einen Sprecher des Außenministeriums mit den Worten: "Die USA sollten nicht einmal davon träumen, dass die Demokratische Volksrepublik Korea ihre atomare Abschreckung auflösen wird, bevor sie Leichtwasserreaktoren liefert". Die Lieferung müsse als Unterpfand für Vertrauensbildung und Anerkennung des Rechts Nordkoreas auf Nutzung der Atomenergie zu friedlichen Zwecken "so früh wie möglich" erfolgen.
    Japan hat die jüngsten Forderungen Nordkoreas im Streit um dessen Atompolitik als "unannehmbar" bezeichnet. Es ginge nicht, dass Pjöngjang den Verzicht auf sein Atomprogramm an die Lieferung von Leichtwasserreaktoren zur Erzeugung von Energie knüpfe, sagte der japanische Außenminister Nobutaka Machimura am 20. Sept. Journalisten.
    Die US-Regierung hat Nordkoreas Äußerungen zur Beibehaltung seines militärischen Atomprogramms bis zur Lieferung eines Leichtwasserreaktors heruntergespielt. Washington halte an der in Peking getroffenen Vereinbarung fest, wonach Nordkorea sein Atomwaffenprogramm aufgibt und dem Atomwaffensperrvertrag wieder beitritt, sagte Außenministerin Condoleezza Rice am 20. Sept. in New York. Sie hoffe auf Fortschritte, "wenn jeder sich an das hält, was tatsächlich vereinbart worden ist".
  • Nordkorea macht den Erhalt amerikanischer Leichtwasserreaktoren nicht zur Vorbedingung für die Aufgabe seines Atomprogramms. Pjöngjang sei einverstanden, wenn die Leistungen auf beiden Seiten "gleichzeitig" erfolgen, sagte Vize-Außenministers Choe Su Hon am 22. Sept. in New York.
  • Angesichts einer guten Ernte im eigenen Land will die Regierung in Pjöngjang zum Ende dieses Jahres die Lebensmittelhilfe der Vereinten Nationen auslaufen lassen. UN-Generalsekretär Kofi Annan und der nordkoreanische Vize-Außenminister Choe Su Hon hätten bei einem Treffen am 21. Sept. in New York über die Entscheidung Pjöngjangs beraten, teilte die UNO am 22. Sept. mit. "Wir respektieren ihre Entscheidung", sagte ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP). Die Ernte von Kartoffeln, Weizen und Gerste sei in diesem Jahr gut ausgefallen, weshalb das Land besser für sich selbst sorgen könne. Zudem habe Nordkorea vor kurzem den Wunsch geäußert, statt Lebensmittelhilfe künftig Entwicklungshilfe von der UNO zu bekommen.
  • Der UN-Hilfskoordinator Jan Egeland hat sich besorgt über Ankündigungen der Regierung von Nordkorea geäußert, angesichts einer guten Ernte im eigenen Land die Lebensmittelhilfe der Vereinten Nationen zum Ende des Jahres auslaufen lassen. Das sei "zu früh" und "zu abrupt", sagte Egeland am 23. Sept. in New York. "Wir wollen das Programm schrittweise einstellen, wenn die Zeit dafür gekommen ist". Die humitäre Hilfe der UNO habe seit den späten 90er Jahren "große Fortschritte" gemacht. Die akute Unterernährung sei von 16 auf sieben Prozent gefallen, die chronische von 62 auf 37 Prozent. Allerdings liege das Gewicht von 40 Prozent der Kinder in Nordkorea noch immer unter dem Durchschitt, 20 Prozent seien untergewichtig.
  • Erstmals seit 2003 hat Nordkorea wieder mehreren Reisegruppen aus Südkorea die Einreise erlaubt. Insgesamt dürfen 1.650 Touristen aus dem Süden zu elf verschiedenen Reisen in das Land, wie die Veranstalter am 28. Sept. mitteilten. Höhepunkt ist ein bis Mitte Oktober dauerndes Turnfest in Pjöngjang mit rund 100.000 Teilnehmern. Dazu wurde auch 100 Touristen aus den USA die Einreise erlaubt. Ihre viertägige Reise schließt auch einen Besuch der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea mit ein.
Samstag, 1. Oktober, bis Sonntag, 16. Oktober
  • In Nordkorea könnte laut einer Agenturmeldung in Kürze ein Nachfolger für das Staatoberhaupt Kim Jong Il ernannt werden. Die Nominierung könne "um die Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag der Arbeiterpartei herum" bekannt gegeben werden, meldete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass am 4. Okt. unter Berufung auf eine diplomatische Quelle in Pjöngjang. Die Feiern sind für den kommenden Montag angesetzt. Die drei Söhne des derzeitigen Staatschefs hätten alle "mehr oder weniger gleiche Chancen", hieß es.
  • Erstmals seit dem Durchbruch bei den Sechs-Nationen-Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm sind die USA und Nordkorea wieder zu direkten Gesprächen zusammengekommen. Die Kontakte seien in New York aufgenommen worden, sagte US-Chefunterhändler Christopher Hill, am 4. Okt. Dabei ließ er offen, wann die Treffen begonnen hatten. Zu Gerüchten, denen zufolge er zurzeit eine Reise nach Nordkorea erwäge, sagte Hill, entsprechende Pläne seien noch nicht vollendet. Für die Zeit vor der nächsten Verhandlungsrunde in Peking im November sei jedoch "eine Intensivierung des diplomatischen Programms und der US-nordkoreanischen Kontakte" geplant.
  • dpa berichtete: Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il hat in Pjöngjang die chinesische Vizeministerpräsidentin Wu Yi empfangen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am 9. Okt. berichtete, übermittelte Wu Yi eine Botschaft von Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao mit Glückwünschen zum 60. Jahrestag der Gründung der nordkoreanischen Arbeiterpartei. Der Bericht der Staatsagentur über den Besuch von Wu Yi enthielt keinen Hinweis auf den Konflikt um Nordkoreas Atomwaffenprogramm.
    AP berichtete: Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il ist am 9. Okt. in Pjöngjang mit einer ranghohen chinesischen Delegation zusammengetroffen. Bei den Gesprächen dürfte es vor allem um das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm gehen. Die Delegation aus Peking unter Leitung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Wu Yi überbrachte eine Botschaft von Präsident Ju Jintao, wie die nordkoreanischen Medien berichteten. China gehört zu den Teilnehmern der Sechs-Parteien-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm. Die anderen Teilnehmer sind neben Nordkorea Südkorea, die USA, Japan und Russland.
  • Der Iran hat einem Zeitungsbericht zufolge mit russischer Hilfe brisante Raketentechnologie aus Nordkorea erhalten. Im Rahmen eines millionenschweren Abkommens zwischen Pjöngjang und Teheran aus dem Jahr 2003 hätten russische Ex-Militärs als Mittelsmänner fungiert, berichtete der "Sunday Telegraph" am 16. Okt. unter Berufung auf westliche Geheimdienstkreise. Der Iran habe dadurch regelmäßig Schiffsladungen mit hochgeheimer Raketentechnologie erhalten. Die Waffen könnten auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden, berichtete das Blatt weiter. Sie hätten eine Reichweite von rund 3500 Kilometern und könnten damit europäische Städte treffen.
Montag, 17. Oktober, bis Sonntag, 23. Oktober
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist am 18. Okt. zum ersten Besuch seit seinem Amtsantritt 2001 in Peking eingetroffen. Im Mittelpunkt stehen die amerikanischen Sorgen über die zunehmende Aufrüstung Chinas und der Konflikt um Nordkoreas Atomwaffenprogramm. Das Pentagon sieht Chinas Militärausgaben dreimal höher als offiziell ausgewiesen. Die Militärbeziehungen zwischen China und den USA sind seit der Kollision eines chinesischen Kampfflugzeuges mit einem amerikanischen Spionageflugzeug 2001 immer noch angespannt.
  • Zwei Tage nach dem Besuch des japanischen Regierungschefs am Schrein der Weltkriegstoten dauern die Proteste in Asien weiter an. Südkorea sagte am 19. Okt. einen geplanten Besuch des Außenministers ab. Auch Nordkorea verurteilte den Auftritt von Ministerpräsident Junichiro Koizumi am Kriegsschrein als "taktlosen Akt". China hat bereits am 18. Okt. den ursprünglich zum Wochenende in Peking erwarteten japanischen Außenminister wieder ausgeladen. Nach dem Besuch Koizumis am Kriegsschrein Yasukuni sei eine Reise nach Tokio nicht mehr angebracht, sagte der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon am 19. Okt. in Seoul. Sein Tokio-Besuch war in den nächsten Wochen geplant, ein fester Termin war aber noch angesetzt.
  • Nordkorea ist bereit, zu gegebener Zeit Inspektionen seiner Atomanlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zuzulassen. Das sagte der US-Politiker Bill Richardson am 21. Okt. in Tokio im Anschluss an eine Vermittlungsreise in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. Nordkorea wolle außerdem den IAEA-Chef und diesjährigen Friedensnobel-Preisträger, Mohamed el Baradei, einladen, fügte er hinzu. Bei den sechs Sechs-Länder-Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm in Peking war im September ein Durchbruch erzielt worden. Demnach sollten IAEA-Inspektoren ihre 1993 in Nordkorea aufgenommene Arbeit fortsetzen.
  • Der chinesische Präsident Hu Jintao trifft kommende Woche in Nordkorea mit dem dortigen Machthaber Kim Jong Il zusammen. Wie die amtlichen chinesischen Medien am 21. Okt. berichteten, wird es zwischen dem 28. und 30. Oktober mehrere Begegnungen der beiden Politiker geben. Der Besuch findet etwa einen Monat vor dem geplanten Beginn der Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm statt. Anschließend reist Hu vom 31. Oktober bis 2. November nach Vietnam.
  • Ein enger Vertrauter des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il ist am 23. Okt. gestorben. Yon Hyong Muk starb im Alter von 73 Jahren an einer "unheilbaren Krankheit", wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete. Der in der ehemaligen Tschechoslowakei ausgebildete Yon war Vizepräsident der mächtigen Nationalen Verteidigungskommission Nordkoreas, zeitweise hatte er auch das Amt des Ministerpräsidenten inne. Als Minister für Schwerindustrie hatte er großen Einfluss auf die Rüstungsindustrie des Landes. Yon galt als einer der engsten Vertrauten von Kim Jong Il und begleitete den Staatschef bei wichtigen Ereignissen wie dem interkoreanischen Friedensgipfel im Jahr 2000.
Montag, 24. Oktober, bis Montag, 31. Oktober
  • Nordkorea ist Anfang November zu neuerlichen Verhandlungen über ein Ende seines Atomwaffenprogramms bereit. Ein Sprecher des Außenministeriums in Pjöngjang bekräftigte, dass sich Nordkorea an die Grundsätze der gemeinsamen Erklärung vom September halte. Das teilte Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am 25. Okt. mit. Nach Angaben der südkoreanischen Regierung soll die fünfte Runde der Sechser-Gespräche voraussichtlich in der zweiten Novemberwoche beginnen.
  • Nach einjähriger Unterbrechung nehmen Japan und Nordkorea am 3. November ihre bilateralen Gespräche auf Regierungsebene wieder auf. Das Treffen in Peking sei nicht nur für die beiden Länder, sondern für ganz Asien und weitere betroffene Länder wichtig, sagte der japanische Außenminister Nobutaka Machimura am 26. Okt. in Tokio. Japan wolle das nordkoreanische Atomprogramm, Pjöngjangs Raketenprogramm sowie die Entführung von Japanern ansprechen. Nordkorea werde dann vermutlich auf die frühere militärische Aggression Japans zu sprechen kommen.
  • Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren hat der chinesische Präsident Hu Jintao am 28. Okt. dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il einen Besuch abgestattet. Hu wurde nach einem Bericht der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua am Flughafen von Pjöngjang von Kim empfangen. "Die Freundschaft zwischen China und Nordkorea fördert die Friedenserhaltung und die Entwicklung des Wohlstands in der Region", sagte Hu. Bei dem dreitägigen Besuch soll es unter anderem um die Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm gehen, deren nächste Runde im November in Peking geplant ist.
    Der nordkoreanische Präsident Kim Jong Il hat sich nach Angaben des chinesischen Fernsehens zu einer Fortsetzung der Sechs-Parteien-Gespräche über das Atomprogramm seines Landes bereit erklärt. Pjöngjang sei einer "Denuklearisierung" der koreanischen Halbinsel verpflichtet, sagte Kim demnach am 28. Okt. während eines Besuches des chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao in Pjöngjang. Nordkorea werde wie vorgesehen an der nächsten, insgesamt fünften Runde der Sechs-Parteien-Gespräche teilnehmen, wurde Kim im chinesischen Fernsehen zitiert. Bei der letzten Verhandlungsrunde hat sich Nordkorea zum Verzicht auf die Entwicklung von Atomwaffen bereit erklärt, dies aber mit der Forderung nach einem Atomreaktor für die Stromerzeugung verbunden. Die nächste Gesprächsrunde ist für November geplant. Neben China und Nordkorea nehmen daran Südkorea, die USA, Japan und Russland teil. Hu wurde auf dem Flughafen von von Kim begrüßt, entlang der Straßen in die Innenstadt standen außerdem zehntausende Menschen, um den Gast willkommen zu heißen. Das chinesische Fernsehen schätzte die Menge auf etwa 100.000. Begleitet wird Hu bei seinem bis Sonntag dauernden Besuch von Außenminister Li Zhaoxing, der vor dem Abflug mit US-Außenministerin Condoleezza Rice telefonierte.
  • Trotz großer Differenzen mit den USA hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il seine Zusage zur Abschaffung des Atomwaffenprogramms seines Landes bekräftigt. Bei Gesprächen mit Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao am Wochenende (29./30. Okt.) in Pjöngjang nannte Kim Jong Il die Vereinbarung in den Sechs-Parteien-Gesprächen vom September "mühsam erreicht und von positiver Bedeutung". Kim Jong Il dankte China für seine Vermittlungsbemühungen. Die Verhandlungen sollen um den 8. November in Peking fortgesetzt werden.


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