Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Korea: Chronik wichtiger Ereignisse

Januar/Februar 2005

Januar
  • Trotz der Not im eigenen Land hat das kommunistische Nordkorea den Opfern der Flutkatastrophe in Südasien Soforthilfe angeboten. In einer raren Geste stellte die kommunistische Regierung am Mittwoch 150.000 Dollar (112.000 Euro) zur Verfügung, wie die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 5. Jan. meldete. Die nordkoreanische Bevölkerung bedaure die Katastrophe und drücke den Regierungen und Völkern der betroffenen Staaten ihr tief empfundenes Beileid aus, hieß es.
  • IAEA-Chef Mohamed ElBaradei hat sich für ein weltweites Moratorium für die Anreicherung von Uran und die Wiederaufbereitung von Nuklearmaterial ausgesprochen. "Wir haben eine ausreichende weltweite Kapazität der Anreicherung", sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde der japanischen "Asahi Shimbun" (Ausgabe vom 7. Jan.). Ein solches Moratorium könne für einen Zeitraum von fünf Jahren gelten, bis ein internationaler Vertrag ausgearbeit sei. Es sei wichtig, dass jedem Land Grenzen gesetzt würden, einen vollständigen Nuklearkreislauf aufzubauen, sagte ElBaradei. Dem IAEA-Chef zufolge soll der Vorschlag bei einer internationalen Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag im Mai in New York diskutiert werden.
  • Nordkorea hat sich zur baldigen Wiederaufnahme der seit September stockenden Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm bereit erklärt. Die Führung in Pjöngjang sei bereit, den Atomstreit auf dem "Weg des Dialogs und der Verhandlungen" zu lösen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am 14. Jan. nach Abschluss eines viertägigen Besuchs einer US-Abgeordnetendelegation in der nordkoreanischen Hauptstadt. Nach ihren Angaben sicherte die US-Delegation zu, dass Washington weder die Invasion der koreanischen Halbinsel noch einen Sturz der stalinistischen Führung in Pjöngjang beabsichtige.
    Die USA haben zurückhaltend auf das Angebot aus Pjöngjang reagiert, die Verhandlungen über das umstrittene nordkoreanische Atomoprogramm wieder aufzunehmen. "Ich bin mir nicht sicher, ob die Nordkoreaner etwas wirklich Neues gesagt haben", sagte ein ranghoher US-Regierungsverteter am 14. Jan. in Washington. "Wir warten ab, ob sie sich wirklich rühren oder nicht."
  • Die designierte US-Außenministerin Condoleezza Rice hat den Iran und die fünf weiteren Staaten Birma, Kuba, Nordkorea, Simbabwe und Weißrussland als "Vorposten der Tyrannei" in der Welt gebrandmarkt. Die Vereinigten Staaten solidarisierten sich mit den unterdrückten Menschen in diesen Ländern, sagte sie in ihrer Anhörung durch den Senat am 18. Jan. in Washington. Rice bekannte sich zur Kooperation mit den multilateralen Institutionen und den traditionellen Verbündeten. Die Verbreitung von Demokratie und Freiheit nannte sie als zentrale Aufgabe der US-Außenpolitik: "Wir können nicht ruhen, bis jeder Mensch, der in einer Gesellschaft der Furcht lebt, schließlich seine Freiheit gewonnen hat." Die US-Diplomatie müsse dafür eingesetzt werden, "eine Balance der Macht in der Welt herzustellen, die die Freiheit begünstigt", sagte die bisherige Sicherheitsberaterin von Präsident George W. Bush. Bei dieser Aufgabe müssten die Vereinigten Staaten vor allem mit der NATO, der Europäischen Union und ihren demokratischen Verbündeten in Asien zusammenarbeiten. Mit diesen Partnern müssten die USA auch geeint bleiben, um den Iran und Nordkorea von ihren strittigen Atomprogrammen abzubringen und auf den "Weg des Friedens" zu bringen.
  • Videoaufnahmen haben nach einem Bericht von AFP vom 18. Jan. erstmals die Existenz einer aktiven Opposition im kommunistischen Nordkorea belegt. Eine südkoreanische Menschenrechtsgruppe präsentierte in Seoul ein Video, das Plakate mit einem Aufruf zum Sturz von Machthaber Kim Jong Il und der Forderung nach Freiheit und Demokratie zeigt. "Nieder mit Kim Jong Il" war auf einem Plakat zu lesen, das im Inneren einer Fabrik in Höryong im Norden des Landes gefilmt wurde. "Dies ist der erste filmisch dokumentierte Beweis von aktiven Regimegegnern in Nordkorea", sagte der Vorsitzende der Bürgerkoalition für Menschenrechte von Entführten und nordkoreanischen Flüchtlingen, Do Hee Youn. Ein anderes gefilmtes Plakat an einem Brückenpfeiler ruft zum Freiheitskampf auf: "Wie lange müssen wir noch an Hunger und Armut sterben? Auf welchen Weg werden wir geführt? Lasst das Volk kämpfen, um Freiheit und Demokratie zurückzugewinnen." Dissidenten werden in dem 35-minütigem Film nicht gezeigt, der nach Angaben der Menschenrechtler im vergangenen November gedreht wurde. Die Echtheit des Bandes konnte nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden, südkoreanische Experten und Behördenvertreter halten das Video jedoch für authentisch. Nach Angaben der Menschenrechtler wurde es heimlich gedreht und über China aus Nordkorea herausgeschmuggelt.
  • Bis zu acht Nordkoreaner sind in eine japanische Schule in der chinesischen Hauptstadt Peking geflüchtet. Laut einer Meldung der japanischen Nachrichtenagentur Jiji vom 24. Jan. suchten fünf Menschen Zuflucht in der Schule; japanische Diplomaten in Peking sprachen dagegen von acht Menschen - ein Mann, fünf Frauen und zwei Kinder. Erst vor einem Monat waren sieben Nordkoreaner in eine japanische Schule in Peking geflüchtet.
1. bis 13. Februar
  • Die Regierung Nordkoreas hat den langhaarigen Männern den Kampf angesagt. Sie werden aufgefordert, ihr Haar in «sozialistischer Manier» zu tragen. Ansonsten gelten sie als "blinde Anhänger der Bourgeoisie" und "unhygienische, antisozialistische Dummköpfe". Machthaber Kim Jong Il, der selbst lange Jahre eine "wilde Frisur" trug, setzte kürzlich mit einem neuen Kurzhaarschnitt ein Zeichen.
  • Die US-Regierung ist sich nach Medienberichten vom Mittwoch "zu 90 Prozent sicher", dass Nordkorea waffenfähiges nukleares Material an Libyen geliefert hat. Das hätten Untersuchungen von Containern mit hochgiftigen Stoffen ergeben, die Libyen im Zuge der Einstellung seines Atomwaffenprogramms in die USA transportieren ließ. Dies meldeten die "New York Times" und die "Washington Post" am 2. Feb. übereinstimmend. Danach wurden in den Behältern Spuren von Uranhexafluorid gefunden, das mit Hilfe von Zentrifugen zu waffenfähigem Nuklearmaterial angereichert werden kann. Den Zeitungen zufolge wurden die Tests von Experten des Energieministeriums durchgeführt. Diese sprächen nur deshalb nicht von einer «hundertprozentigen Sicherheit», weil sie über keine Proben von nordkoreanischem Uranhexafluorid zum Vergleich mit den Spuren verfügten. Die Überzeugung, dass es sich um eine Lieferung aus Nordkorea handele, basiere darauf, dass andere mögliche Quellen des Urans anhand von bestimmten Untersuchungen ausgeschlossen worden seien. Angaben darüber, wann das Material an Libyen geliefert worden sein könnte, machten die Zeitungen, die sich auf US-Regierungskreise beriefen, nicht.
  • Die USA haben Nordkorea zu einer raschen Wiederaufnahme der Sechser-Gespräche über eine Einstellung von dessen Atomprogramms aufgerufen. Dies sei "das beste Mittel, um auf die Sorgen der internationalen Gemeinschaft zu antworten und die internationale Isolation zu beenden", sagte US-Regierungssprecher Scott McClellan am 2. Feb. Südkoreas Außenminister Ban Ki Moon hatte am Dienstag den nördlichen Nachbarn ebenfalls zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen. Nordkorea hatte bereits erklärt, zu einer Wiederaufnahme der Gespräche bereit zu sein. Die letzte Runde der Gespräche im September hatte das Land jedoch boykottiert.
  • Der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun hat die USA zu einer raschen Wiederaufnahme multilateraler Verhandlungen zur Beendigung des nordkoreanischen Atomkonfliktes aufgerufen. Dies habe Roh in einem Telefonat mit US-Präsident George W. Bush deutlich gemacht, erklärte sein Büro am 5. Februar. Die Sechs-Parteiengespräche müssten zu einer Lösung des Konfliktes führen. Während des zehnminütigen Gesprächs am späten Freitagabend habe Bush erklärt, er werde mit Roh eng zusammenarbeiten.
  • Nordkorea besitzt offenbar tatsächlich Atomwaffen. Das hat Pjöngjang nach jahrelangem Leugnen nun zugegeben. Außerdem will das Land bis auf weiteres nicht mehr an den Sechs-Länder-Gesprächen über eine Beendigung des Atomprogramms teilnehmen. Als Grund für den Bau von Atomwaffen gab Nordkorea am 10. Feb. an, sie seien zur Selbstverteidigung gegen die USA entwickelt worden.
    In Südkorea kam der Nationale Sicherheitsrat am 10. Feb. bereits zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Die USA gehen schon länger davon aus, dass Pjöngjang Atomwaffen hat.
  • Die USA haben Nordkorea aufgefordert, rasch an den Verhandlungstisch der Atomgespräche zurückzukehren. Die USA hofften, dass die Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm "bald" fortgesetzt werden könnten, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice am 10. Feb. in Luxemburg. Die US-Regierung habe seit Mitte der 90er Jahre "angenommen", dass Pjöngjang über die Fähigkeiten zum Bau der Atombombe verfüge. Die Welt biete Nordkorea jedoch "einen Ausweg, und den sollten sie nutzen", warnte Rice.
    Trotz der am von Pjöngjang bestätigten Existenz nordkoreanischer Nuklearwaffen hofft die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) weiter auf eine Verhandlungslösung. Die IAEA strebe weiterhin eine Rückkehr ihrer Inspektoren in den kommunistischen Staat an, verlautete am 10. Feb. aus Wien. Nordkorea hatte die Inspektoren Ende 2002 des Landes verwiesen und im Januar 2003 den Atomwaffensperrvertrag aufgekündigt.
    Großbritannien hat sich "tief besorgt" über den von Pjöngjang angekündigten Ausstieg aus den Sechs-Nationen-Gesprächen zum nordkoreanischen Atomprogramm gezeigt. Pjöngjang müsse seine Entscheidung überdenken und an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte der britische Außenstaatssekretär Bill Rammell am 10. Feb. Die Welt warte auf einen Fortschritt. "Wir bedauern Nordkoreas Ablehnung von Verhandlungen zu einem Thema, von dessen Lösung die Menschen des Landes viele Vorteile hätten", betonte der Staatssekretär.
    Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hat die nordkoreanische Erklärung über den Besitz von Atomwaffen "mit großer Besorgnis" aufgenommen. Die Bundesregierung fordere Pjöngjang "nachdrücklich" zur Wiederaufnahme der Sechs-Länder-Gespräche über einen Stopp des Atomprogramms auf, erklärte Fischer am 10. Feb. in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Nordkorea müsse seine im Atomwaffensperrvertrag eingegangenen Verpflichtungen erfüllen und "alles unterlassen, was zu einer weiteren Eskalation führen könnte", erklärte Fischer. Die Bundesregierung werde weiter alle Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts unterstützen.
    Aus Russland heißt es, Pjöngjang sei offenbar zur internationalen Isolation bereit. Moskau gibt aber die Hoffnung nicht auf, dass die Gespräche über eine Beendigung des Atomprogramms fortgesetzt werden.
    Trotz der nordkoreanischen Erklärung zum Besitz von Atomwaffen hat sich UN-Generalsekretär Kofi Annan zuversichtlich über eine Rückkehr des Landes an den Verhandlungstisch gezeigt. "Ich hoffe, das ist keine endgültige Position", sagte Annan am 10. Feb. am Rande eines Besuchs in London. "Ich gehe davon aus, dass Nordkorea mit der Hilfe der anderen beteiligten Nationen an den Verhandlungstisch zurückgebracht werden kann". Die Sechs-Länder-Gespräche sollten "so bald wie möglich" wieder aufgenommen werden.
    Die Europäische Union hat die Absage Nordkoreas an künftige Sechser-Gespräche über einen Stopp seines Atomprogramms ausdrücklich bedauert. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana forderte die Regierung in Pjöngjang am 10. Feb. auf, die Entscheidung zu überdenken. Der Dialog sei der "einzige Weg vorwärts", erklärte Solana.
  • Die Aussagen Nordkoreas über den Besitz von Atomwaffen sind nach Einschätzung des australischen Regierungschefs John Howard zum Teil auch "Bluff". Gleichwohl seien die Aussagen beunruhigend und erinnerten daran, "mit was für einem Land wir es zu tun haben", sagte Howard am 11. Feb. in Sydney. Deutsche Politiker machten sich für eine diplomatische Lösung der Krise stark. "Da ist ein Element von Bluff enthalten, da bin ich mir sicher", sagte Howard mit Blick auf die Angaben Nordkoreas zum Besitz von Atomwaffen. Selbst wenn Nordkorea eine "gewisse atomare Kapazität" habe, so werde dies von der Führung in Pjöngjang "wahrscheinlich übertrieben". Gleichwohl handle es sich um ein "wirkliches Problem", das mit größtem Geschick angegangen werden müsse.
  • Die Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm gehen nach russischen Angaben trotz Pjöngjangs Erklärung zum Besitz von Atomwaffen weiter. "Die Konsultationen über Nordkorea haben nie aufgehört und gehen auf normaler Basis weiter", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am 11. Feb. in Moskau. Die internationalen Kontakte zwischen allen Teilnehmern der Sechs-Nationen-Gespräche würden gleichfalls aktuell andauern, betonte der Minister.
  • Ungeachtet seiner vorläufigen Absage multilateraler Gespräche über ein Ende seines Atomprogramms strebt Nordkorea weiterhin den direkten Dialog mit den USA an. Das sagte der stellvertretende nordkoreanische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Han Song Ryol, am 11. Feb. der südkoreanischen Zeitung "Hankyoreh". Er forderte die USA zur Aufgabe ihrer "feindseligen Politik" auf. Dann sei Nordkorea bereit an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die USA wollen das Land zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegen.
    Die USA haben die Forderung Nordkoreas nach direkten Verhandlungen über das Atomprogramm des kommunistischen Staates erneut zurückgewiesen. "Dies ist keine Angelegenheit zwischen Nordkorea und den Vereinigten Staaten. Es ist eine regionale Angelegenheit", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, am 11. Feb. in Washington.
  • Japan hat am 11. Feb. davor gewarnt, Nordkorea mit der Androhung von Sanktionen gänzlich zu isolieren. Es sei weiterhin notwendig, den Dialog mit Pjöngjang aufrecht zu erhalten, um die dortige Regierung an den Verhandlungstisch zurück zu bekommen, erklärte Ministerpräsident Junichiro Koizumi am Freitag. Gleichwohl wurde in Tokio bekannt, dass Japan vom 1. März an viele Schiffe aus Nordkorea nicht mehr in seine Häfen einlaufen lassen will. Dieses Embargo steht Beobachtern zufolge in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Atomstreit, gewinnt in der gegenwärtigen Situation jedoch erheblich an Brisanz. Grundlage ist ein neues Gesetz, das im Zuge des jahrelangen Tauziehens um die Entführung japanischer Staatsbürger nach Nordkorea in den 70er und 80er Jahren erlassen wurde. Demnach müssen alle Schiffe, die in japanische Häfen einlaufen, vom kommenden Monat an über bestimmte Vorrichtungen für den Umweltschutz verfügen. Diese Auflagen dürften Schiffe aus Nordkorea kaum erfüllen. Ein weiteres Gesetz würde es den in Japan lebenden Koreanern wesentlich schwerer machen, Geld an Verwandte in dem kommunistischen Land zu schicken. Auch diese Regelung ist allgemein gehalten und erwähnt Nordkorea nicht explizit. In Regierungskreisen wird jedoch zugegeben, dass beide Gesetze mit Blick auf dieses Land verabschiedet wurden.
  • Der Ausstieg Nordkoreas aus den internationalen Gesprächen über sein Atomprogramm bedeutet nach Ansicht eines UN-Vertreters nicht das endgültige Ende der Verhandlungen. Die Entscheidung der Regierung in Pjöngjang zeige lediglich, dass diese nicht bereit sei, unter den aktuellen Bedingungen weiter zu verhandeln, sagte der UN-Sondergesandte für Nordkorea, Maurice Strong, am 11. Feb. "Wir müssen dies als einen Zwischenfall betrachten, als eine bedauerliche Entwicklung, eine Enttäuschung, aber nicht als das Ende von Verhandlungen." Strong verwies darauf, dass Nordkorea sich wiederholt für eine friedliche Lösung des Problems ausgesprochen habe.
  • Nach dem Ausstieg Nordkoreas aus den internationalen Gesprächen über sein Atomprogramm will sich China um eine Wiederaufnahme der Verhandlungen bemühen. Der chinesische Außenminister Li Zhaoxing habe am Samstagabend mit seiner US-Kollegin Condoleezza Rice telefoniert und ihr zugesagt, sich für eine Rückkehr Nordkoreas zu den Sechs-Nationen-Gesprächen einzusetzen, berichtete die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am 13. Feb.
  • Trotz der Eskalation im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm will Südkorea die Hilfslieferungen an sein Nachbarland fortsetzen. Außenminister Ban Ki Moon habe am Rande eines Besuchs in Washington erklärt, dass Südkorea den kommunistischen Norden weiter mit Dünger und Reis versorgen werde, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 13. Feb. Auch die Errichtung eines gemeinsamen Gewerbegebiets nördlich der Grenze zwischen den beiden Koreas, ein Pilotprojekt, solle vorangetrieben werden.
14. bis 20. Februar
  • Südkorea hat das Bekenntnis Nordkoreas, über Atomwaffen zu verfügen, angezweifelt. "Es ist zu früh, Nordkorea als Atommacht zu bezeichnen", sagte Vereinigungsminister Chung Dong Young am 14. Feb. bei einer Fragestunde vor dem Parlament in Seoul. Es gebe keine unabhängige Bestätigung der Behauptungen Nordkoreas. Auch lägen keine Erkenntnisse über Atomwaffentests in dem Nachbarland vor. Der wahre Zweck der Ankündigung Nordkoreas liege vermutlich darin, seine Verhandlungsposition in den Gesprächen über sein Atomprogramm zu stärken.
  • Nordkorea könnte nach Einschätzung des südkoreanischen Geheimdienstes tatsächlich im Besitz der Atombombe sein, verfügt aber nicht über die für einen Einsatz nötige Technologie. Die Behauptung Pjöngjangs, über Atomwaffen zu verfügen, könne richtig sein, heißt es in einem Geheimdienstbericht an das Parlament vom 15. Feb.
  • Mit demonstrativem Patriotismus hat Nordkorea am 16. Feb. den 63. Geburtstag von Staatschef Kim Jong Il gefeiert. Die Zeitung "Rodong Shinmun" schrieb im Hinblick auf den Streit über das nordkoreanische Atomprogramm: "Egal, wie wild die US-Imperialisten werden, unser Land bleibt unbeeindruckt." Unter Kims Herrschaft werde die Souveränität des Staates unter allen Umständen verteidigt, hieß es in dem Leitartikel weiter.
  • Nordkorea verfügt nach Einschätzung des US-Geheimdienstes CIA über einsatzfähige Bio- und Chemiewaffen. "Wir glauben, dass Nordkorea aktive Programme für chemische und biologische Waffen betreibt, die einsatzbereit sind", sagte CIA-Direktor Porter Goss am ^16. Feb. vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats. Im Übrigen könne die kommunistische Führung in Nordkorea jederzeit wieder Raketen testen - "einschließlich Raketen mit größerer Reichweite, die die Vereinigten Staaten erreichen könnten". Nordkorea hatte sich im September 2002 gegenüber Japan dazu verpflichtet, seine Raketentests auszusetzen.
  • Vertreter der USA und Südkoreas sind am 17. Feb. zu Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm nach China gereist. Dabei geht es um Möglichkeiten zur Wiederaufnahme der multinationalen Verhandlungen zur Beilegung des Atomstreits. Nordkorea hatte vergangene Woche erklärt, es sei im Besitz von Atomwaffen und werde bis auf weiteres nicht mehr an den so genannten Sechs-Parteien-Gesprächen mit Südkorea, den USA, Russland, China und Japan teilnehmen. Der neue US-Unterhändler Christopher Hill traf am 17. Feb. zu einem eintägigen Besuch in Peking ein. Er sei hier, um sich mit seinem chinesischen Kollegen zu treffen, sagte Hill auf dem Flugplatz. Auch der südkoreanische Vizeaußenminister Song Min Soon wurde in Peking erwartet. Laut einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo wird der Leiter der internationalen Abteilung der chinesischen KP, Wang Jiarui, am 19. Feb. zu einer Sondermission nach Nordkorea reisen.
    China will in den kommenden Tagen einen Gesandten nach Pjöngjang schicken, wie ein Sprecher des Außenministeriums am 17. Feb. in Peking mitteilte. Ein genaues Datum für die Reise des Funktionärs der Kommunistischen Partei, Wang Jiarui, wurde nicht genannt.
  • Mohammed al-Baradei fordert die USA zur Teilnahme an Verhandlungen über das iranische Atomprogramm auf. Dem "Spiegel" sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde am 19. Feb.: Die Bemühungen der Europäer könnten nur dann Erfolg haben, wenn die USA ihr Gewicht in die Waagschale werfen. Baradei erklärte, technisch sei Iran in der Lage, in zwei bis drei Jahren die Bombe zu bauen. Im Zusammenhang mit der Atomkrise in Nordkorea bot er seine Vermittlung an. Inzwischen ist auch schon ein chinesischer Gesandter nach Pjöngjang gereist.
  • Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea ist einem Zeitungsbericht zufolge grundsätzlich bereit, die Verhandlungen über ein Ende seines Atomprogramms wiederaufzunehmen. Sollten die USA versprechen, sich nicht in die inneren Angelege Nordkoreas einzumischen, sei Pjöngjang "bereit in jeder denkbaren Form in einen Dialog zu treten", zitierte die südkoreanische Tageszeitung "Joongang Daily" am 19. Feb. den nordkoreanischen UN-Botschafter Han Song Ryol. Nordkorea müsse außerdem sicher sein, dass Gespräche zu einer "Entnuklearisierung" der koreanischen Halbinsel führten und ein Ende der "feindlichen" Haltung der USA bedeuteten.
  • Nordkorea hat am 19. Feb. bilaterale Gespräche mit den USA über ein Ende seines Atomprogramms ausgeschlossen. Da Washington an seiner "feindseligen Politik" festhalte und weiterhin einen Machtwechsel in Pjöngjang anstrebe, gebe es für direkte Gespräche "keine Rechtfertigung", sagte ein Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Gleichzeitig bekräftigte er, sein Land sei weiterhin an einer Lösung des Atomstreits auf dem Verhandlungsweg interessiert.
  • Die USA und Japan haben einen "dringenden" Appell an Nordkorea gerichtet, an den Verhandlungstisch über eine Einstellung seines Atomwaffenprogrammes zurückzukehren. Beide Länder seien "zutiefst besorgt" über das Verhalten der Führung in Pjöngjang, hieß zum Abschluss von amerikanisch-japanischen Ministergesprächen am 19. Feb. in Washington.
  • Die chinesische KP versucht in Nordkorea zu vermitteln, nachdem die kommunistische Führung in Pjöngjang ihr Desinteresse an weiteren Gesprächen über ihr Atomprogramm betont hat. Der Leiter der internationalen Abteilung der KP, Wang Jiarui, hält sich zu einem viertägigen Besuch in der nordkoreanischen Hauptstadt auf. Das Außenministerium in Peking erklärte am 20. Feb., es habe vorerst keine Stellungnahme dazu. Der am Vortag eingetroffene Wang sprach zunächst mit Parlamentspräsident Kim Yong Nam, dem zweiten Mann in der nordkoreanischen Hierarchie. Wang soll auch Staatschef Kim Jong Il treffen.
Montag, 21. Februar, bis Montag, 28. Februar
  • In einer neuerlichen Wende der nordkoreanische Haltung im Atomstreit hat Staatschef Kim Jong Il weitere Sechser-Gespräche nicht ausgeschlossen. Wenn die Bedingungen stimmten, sei eine weitere Verhandlungsrunde "zu jeder Zeit" möglich, zitierte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua Kim am 22. Feb. Dann werde Nordkorea an den Verhandlungstisch zurückkehren. Angaben zu den Bedingungen machte Kim nicht. Die Äußerungen machte Kim demnach im Beisein von Chinas Sondergesandtem Wang Jiarui, der sich zu Konsultationen in Pjöngjang aufhält.
  • China und die USA haben sich für eine Erneuerung der Sechs-Parteien-Gespräche über das Atomprogramm Nordkoreas ausgesprochen. Die Außenminister beider Staaten, Li Zhaoxing und Condoleezza Rice, stimmten bei einem Telefongespräch am Abend des 22. Feb. darin überein, dass die Verhandlungen so bald wie möglich wieder aufgenommen werden sollten, wie die amtliche Pekinger Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Am Wochenende wollen Diplomaten der USA, Japans und Südkoreas in Seoul zusammenkommen, um über die Fortsetzung der Gespräche zu beraten.
  • Die USA, Japan und Südkorea haben Nordkorea aufgefordert, ohne Bedingungen wieder in Verhandlungen über sein Atomprogramm einzusteigen. Es werde keine Lockmittel für Nordkorea geben, betonten Vertreter der Außenministerien der USA, Japans und Südkoreas nach einem Treffen in Seoul am 26. Feb. "Wir forden Nordkorea auf, unverzüglich zu den Sechs-Nationen-Gesprächen zurückzukehren", sagte der südkoreanische Vize-Außenminister Song Min Soon. Das bestehende Dialogforum sei der Ort, an dem Nordkorea seine Wünsche äußern könne. In diesem Rahmen seien die drei Länder bereit, "ernsthafte Diskussionen" über die von Pjöngjang als besonders wichtig eingeschätzten Themen zu führen, sagte Song.
  • Die nordkoreanische Führung hat japanischen Angaben zufolge eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über sein Atomprogramm unter bestimmten Bedingungen angeboten. Nordkorea habe der südkoreanischen Regierung über inoffizielle Kanäle mitteilen lassen, ab Juni wieder an den Sechs-Länder-Gesprächen teilzunehmen, wenn es im Gegenzug Wirtschaftshilfe und eine Nichtangriffsgarantie der USA erhalte, berichtete die japanische Zeitung "Sankei Shimbun" am 28. Feb. unter Berufung auf Angaben der Regierung in Tokio. Sollten die Bedingungen erfüllt werden, wolle Nordkorea bis Oktober eine Einigung erzielen; das Land sei dabei auch zu einem Verzicht auf sein Atomprogramm bereit.


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