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Korea: Chronik wichtiger Ereignisse

November/Dezember 2004

Montag, 1. November, bis Sonntag, 7. November
  • Zur Untersuchung der geheimen Atomexperimente in Südkorea werden die Vereinten Nationen eine Gruppe von Inspektoren nach Seoul schicken. Das fünfköpfige Team der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) werde am 2. November eintreffen, teilte das südkoreanische Wissenschaftsministerium am 31. Okt. mit. Seoul hat kürzlich eingeräumt, Experimente zur Urananreicherung und Versuche mit Plutonium durchgeführt zu haben. Das Eingeständnis dürfte die Verhandlungen mit Nordkorea erschweren, das die Regierung gemeinsam mit den USA, Japan, China und Russland zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegen will.
  • Zwischenfall an der innerkoreanischen Seegrenze: Die Marine aus dem Süden des Landes hat mit Warnschüssen nordkoreanische Patrouillenboote vertrieben. Drei Schiffe seien zuvor von Westen her in südkoreanische Gewässer eingedrungen, teilte der Generalstab in Seoul am 1. Nov. mit. Nach den Schüssen hätten die feindlichen Schiffe aber wieder abgedreht.
  • Im Zuge ihrer weltweiten Truppenverlegungen haben die USA die Kontrolle über Teile der Demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea abgegeben. Das US-Militär übergab am 1. Nov. das Gebiet um den Ort Panmunjom an rund 500 südkoreanische Soldaten sowie den Grenzposten Oullette, wie ein Armeesprecher bestätigte. Panmunjom liegt in der Mitte der vier Kilometer breiten und 248 Kilometer langen entmilitarisierten Zone, die 1953 nach dem Ende des Koreakriegs eingerichtet worden war. Außerhalb von Panmunjom kontrollieren vorerst weiterhin US-Truppen die Grenze.
  • Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed ElBaradei, hat den Iran und Nordkorea zu einem Einlenken im Streit um ihre Atomprogramme aufgefordert. In seinem jährlichen Bericht an die UN-Vollversammlung und vor Journalisten erklärte ElBaradei am 1. Nov. beiden Fälle unterstrichen die Notwendigkeit für verstärkte weltweite Bemühungen bei der Kontrolle der Atomkraft. Es müsse sichergestellt werden, dass deklariertes Atommaterial nicht zur Nutzung in Waffenprogrammen umgeleitet werde und dass keine geheimen Aktivitäten oder nichtdeklarierte Materialen existierten, betonte ElBaradei. Von der Regierung in Nordkorea forderte ElBaradei, ihr nach eigenen Angaben aufgenommenes Atomprogramm einzustellen oder zumindest Kontrollen zuzulassen, die eine ausschließlich friedliche Nutzung sicherstellen sollten. Er zeigte sich enttäuscht darüber, dass multinationale Gespräche über das Programm stocken. Die internationale Gemeinschaft sei bereit, die Sicherheitsbedenken Nordkoreas ebenso wie die wirtschaftlichen und humanitären Bedürfnisse des Landes zu prüfen, sagte ElBaradei vor Journalisten. Eine Voraussetzung sei aber der komplette Stopp des mutmaßlichen Atomwaffenprogramms.
  • Ein vor fast 40 Jahren nach Nordkorea übergelaufener US-Soldat hat sich vor Gericht der Fahnenflucht schuldig bekannt. Der 64-jährige Charles Robert Jenkins räumte am 3. Nov. vor einem Militärtribunal in Camp Zama rund 40 Kilometer westlich von Tokio ein, desertiert "und mit dem Feind zusammengearbeitet zu haben", wie sein Anwalt James Culp sagte. Jenkins war während seines Dienstes in Südkorea im Januar 1965 verschwunden und hatte fast vier Jahrzehnte lang in Nordkorea gelebt. Im September hatte sich der 64-Jährige der US-Armee gestellt.
  • Die USA und Südkorea wollen die Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm möglichst bald wieder voranbringen. US-Präsident George W. Bush habe einem entsprechenden Vorschlag von Staatschef Roh Moo Hyun zugestimmt, teilte dessen Büro am 6. Nov. mit. Beide Seiten hätten sich während eines Telefongesprächs am Abend des 5. Nov. darauf geeinigt, für eine neue Verhandlungsrunde eng zusammenzuarbeiten, hieß es.
    Auch Japan dringt nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo auf eine Fortsetzung der Atomgespräche. Tokio werde die nordkoreanische Regierung kommende Woche zu einer Wiederaufnahme der Verhandlungen noch in diesem Jahr drängen. Eine für September geplante vierte Gesprächsrunde, an der die beiden koreanischen Staaten, die USA, Japan, China und Russland teilnehmen, war gescheitert, nachdem Pjöngjang seine Teilnahme verweigert hatte.
Montag, 8. November, bis Sonntag, 22. November
  • Eine mögliche Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea wird nach Ansicht des ehemaligen südkoreanische Präsidenten Kim Dae Jung nicht nach deutschem Vorbild verlaufen. Die beiden Koreas müssten einen langsamen Prozess durchmachen, sagte der Friedensnobelpreisträger am 9. Nov. nach einem Treffen mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson in Stockholm. Anlässlich des 15. Jahrestags des Falls der Berliner Mauer betonte Kim, am Anfang müsse eine wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Koreas stehen, damit der Norden ebenso schnell wachsen könne wie der Süden. "Die südkoreanische Wirtschaft ist nicht stark genug, um die Last der nordkoreanischen Wirtschaft zu schultern", zitierte die Nachrichtenagentur TT Kim.
  • Der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun hat die USA vor einer zu harten Haltung gegenüber Nordkorea im Atomstreit gewarnt. "Es gibt beim Umgang mit diesem Thema keine Alternative zum Dialog; und eine harte Linie wird schwere Folgen für die koreanische Halbinsel haben", sagte Roh am 12. Nov. in einer Rede vor dem Politikinstitut World Affairs Council in Los Angeles. Die Androhung von Gewalt als Verhandlungsmethode müsse vermieden werden, forderte Roh. "Ich vertraue den Vereinigten Staaten, dass sie die harte Realität der Koreaner respektieren." Koreaner dürften nicht noch einmal mit dem Trauma des Krieges konfrontiert werden.
  • Nordkorea besteht für eine Lösung des Atomkonflikts nicht länger auf bilaterale Gespräche mit den USA. Unabdingbar sei aber, dass Washington seine auf einen Sturz des kommunistischen Regimes gerichtete Politik aufgebe, zitiert die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 13. Nov. einen Sprecher des Außenministeriums in Pjöngjang. Es war die erste offizielle Äußerung zur Zukunft der Sechsparteiengespräche seitens Nordkorea seit der Wiederwahl von US-Präsident George W. Bush.
  • Das mysteriöse Verschwinden von Porträts des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il an mehreren öffentlichen Plätzen Pjöngjangs hat Spekulationen über einen möglichen Machtkampf in dem Land ausgelöst. An einigen Stellen in der nordkoreanischen Hauptstadt hänge nur noch das Porträt von Kims Vater Kim Il Sung, sagte ein europäischer Diplomat in Pjöngjang am 16. Nov. der Nachrichtenagentur AFP.
  • Nach Spekulationen über einen Machtkampf in Nordkorea ist Staatschef Kim Jong Il erstmals wieder öffentlich aufgetreten. Wie die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am 17. Nov. meldete, besuchte Kim in seiner Rolle als Oberkommandierender der nordkoreanischen Streitkräfte eine Einheit der Armee. Wann der Besuch stattfand, blieb aber offen.
  • US-Präsident George W. Bush hat Nordkorea im Namen Chinas, Japans, Südkoreas und Russlands sowie der USA zur Einstellung seines Atomprogramms aufgerufen. Die gemeinsame Botschaft der fünf Staaten an den nordkoreanischen Statschef Kim Jong Il sei klar: "Schaffen Sie Ihre Atomwaffenprogramme ab", sagte Bush am 20. Nov. nach Gesprächen mit Vertretern Pekings, Tokios, Seouls und Moskaus am Rande des APEC-Gipfels in Santiago de Chile. Pjöngjang müsse wieder an den Verhandlungstisch der Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm zurückkehren.
  • Nordkorea hat der US-Regierung Pläne für einen Atomkrieg vorgeworfen und einen Ausbau seines Arsenals zur Abschreckung angekündigt. "Nordkorea wird anhaltende Anstrengungen unternehmen, um seine zur Selbstverteidigung dienenden abschreckenden Kräfte zu verstärken, so lange die USA versuchen, das Land mit Atomwaffen zu bedrohen", hieß am 21. Nov. in der Zeitung "Rodong Sinmun", dem Sprachrohr des regierenden kommunistischen Partei. Die USA hätten "im Geheimen ein Szenario des Atomkriegs gegen uns ausgearbeitet und regelmäßig Manöver zum Abwurf von Atombomben abgehalten", hieß es weiter. Japanische Medien hatten vor kurzem berichtet, Washington habe ein Szenario durchgespielt, in dem im Falle einer nordkoreanischen Invasion in Südkorea 30 Atombomben zum Einsatz kommen sollten.
Montag, 22. November, bis Dienstag, 30. November
  • Eine der nordkoreanischen Führung nahe stehende Zeitung hat erstmals das Verschwinden von Porträts des Staatschefs Kim Jong Il von mehreren öffentlichen Plätzen bestätigt. Die Maßnahme spiegele den Willen Kims wider, einzig das Gedenken an seinen Vater Kim Il Sung aufrecht zu erhalten, berichtete "Choson Sinbo" in ihrer Online-Ausgabe am 22. Nov. An Plätzen, wo ausländische Besucher zu Veranstaltungen zusammenkämen, hingen nur noch Bilder von dem 1994 verstorbenen Kim Il Sung, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ungenannte Regierungsvertreter. Abbildungen von Vater und Sohn hingen aber weiter einträchtig nebeneinander in staatlichen Gebäuden und Privathäusern.
  • In Nordkorea scheint der Personenkult um Staatschef Kim Jong Il weiter abgeschwächt zu werden. Wie Vertreter des südkoreanischen Vereinigungsministeriums am 25. Nov. in Seoul bestätigten, tragen die Vertreter nordkoreanischer Delegationen auf ihren Reisen nach China in jüngster Zeit nicht mehr die bislang quasi obligatorischen Abzeichen mit dem Porträt des Staatschefs am Revers. Früher hätten die Beamten entweder sein Porträt oder das seines Vaters Kim Il Sung auf der Brust getragen, sagte eine Vertreterin des Ministeriums in Seoul. Heute hätten sie ausschließlich das Abzeichen des Vaters am Revers.
  • Nach fast 40 Jahren ist mit der Freilassung des US-Fahnenflüchtigen Charles Robert Jenkins einer der längsten Deserteursfälle der US-Geschichte zu Ende gegangen. Der 64-Jährige wurde nach fast vier Jahrzehnten in Nordkorea und knapp einem weiteren Monat Haft in einem US-Militärlager in Japan wieder auf freien Fuß gesetzt, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Jenkins wurde am 27. Nov. mit einem Hubschrauber von dem US-Marinestützpunkt Yokosuka zur Basis Camp Zama gebracht, wo er seine Familie wiedersehen sollte. Seine Frau Hitomi Soga, die 1978 von nordkoreanischen Agenten aus ihrer japanischen Heimat nach Nordkorea entführt worden war, wollte dort mit den beiden gemeinsamen Töchtern warten.
Mittwoch, 1. Dezember, bis Sonntag, 12. Dezember
  • In Nordkorea gibt es nach Angaben der Führung in Pjöngjang keinen einzigen Fall von Aids. "In unserem Land gibt es keinen Aids-Patienten", sagte ein ranghoher Vertreter des Gesundheitsministeriums, Choe Ung Jun, in einem anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dez. geführten Interview mit "Korea Today", einem englischsprachigen nordkoreanischen Internet-Magazin. Zugleich sei in dem kommunistischen Land einen bis zum Jahr 2007 reichender Fünf-Jahres-Plan in Kraft, der verhindern solle, dass die Krankheit von außerhalb in das Land getragen werde, hieß es in dem Interview weiter. Eine Aufklärungskampagne informiere die Menschen über die Bedrohung durch Aids. Außerdem würden Experten für die Behandlung der Krankheit ausgebildet. Medizinische Ausrüstung und Aids-Tests stünden zur Verfügung.
  • Unter die Nordkoreaner, die in den letzten Jahren nach Südkorea geflüchtet sind, hat sich nach Medienberichten ein Spion gemischt. Der 28-Jährige sei Ende 2002 über die südkoreanische Botschaft in Peking in den Süden gelangt, berichtete die südkoreanische Zeitung "JoongAng Ilbo" am 2. Dez. Dort habe er Informationen über die Flüchtlinge und die Behörden gesammelt und sei im April 2004 zurück nach Nordkorea gegangen, wo er seine Beobachtungen weitergegeben habe. Einen Monat später sei er allerdings nach Südkorea zurückgekehrt und habe sich den Behörden gestellt. Der südkoreanische Geheimdienst bestätigte den Bericht zunächst nicht.
  • Vor einer Wiederaufnahme der multinationalen Gespräche über sein Atomprogramm will Nordkorea die Bildung der neuen US-Regierung abwarten. Pjöngjang wolle zunächst sehen, ob die USA in der zweiten Amtszeit von Präsident George W. Bush ihre "feindliche" Politik gegenüber Nordkorea änderten, erklärte die nordkoreanische Regierung am 4. Dez. "Nachdem die zweite Bush-Regierung noch nicht steht, möchten wir noch etwas abwarten und geduldig verfolgen, welche Politik sie verfolgen wird", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA einen Sprecher des Außenministeriums.
  • Nordkorea hat nach Meinung der Internationalen Atomenergie-Organisation vier bis sechs Atomwaffen. Das sagte ihr Direktor Mohammed el Baradei nach Angaben der "New York Times", berichtete dpa am 6. Dez. Der IAEO-Chef gehe davon aus, dass Nordkorea sämtliche 8.000 Brennstäbe seit dem Rauswurf der internationalen Inspekteure vor fast zwei Jahren in waffenfähiges Plutonium umgewandelt habe. Diese Auffassung vertreten amerikanische Geheimdienste auch, allerdings hat sich bislang niemand öffentlich so definitiv geäußert.
  • Die USA wollen in die Atom-Verhandlungen mit Nordkorea etwas Bewegung bringen. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Adam Ereli, sagte am 6. Dez. in Washington, US-Beamte hätten sich in der vergangenen Woche zwei Mal mit nordkoreanischen UN-Diplomaten in New York getroffen. Sie hätten ihnen klarzumachen versucht, dass die USA den Streit über das nordkoreanische Atomprogramm diplomatisch beilegen wolle und zur Wiederaufnahme der multinationalen Gespräche bereit sei. Die Treffen sei auf amerikanischen Wunsch zu Stande gekommen, sagte Ereli. Der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea, Joseph DeTrani, befinde sich derzeit auf einer Reise nach China, Südkorea und Japan, wo er darüber beraten wolle, wie die Gespräche mit Nordkorea wieder aufgenommen werden könnten.
  • Als erstes südkoreanisches Geldinstitut hat die Woori Bank am 7. Dez. eine Geschäftsstelle im kommunistischen Nordkorea eröffnet. Mehr als 140 Vertreter aus beiden Ländern nahmen nach südkoreanischen Medienberichten an der Eröffnungszeremonie in der grenznahen Stadt Kaesong teil, wo derzeit auch der erste innerkoreanische Industriepark entsteht. Noch vor Jahresende sollen die ersten Unternehmen aus Südkorea die Produktion in dem Komplex aufnehmen.
  • Die Regierung in Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben das Strafrecht verschärft, um Fluchtwillige einzuschüchtern und westliche Einflüsse zurückzudrängen. Fluchtversuche ins Ausland könnten künftig mit lebenslanger Haft oder mit der Todesstrafe geahndet werden, teilte der südkoreanische Geheimdienst laut AFP vom 8. Dez. mit. Bislang hätten den Angaben zufolge auf Fluchtversuche zehn Jahre Haft gestanden. Nordkoreaner, die das Land lediglich auf der Suche nach Nahrung verlassen wollten, kämen mit zwei Jahren Zwangsarbeit davon. Ein neu geschaffener Strafrechtsparagraf sehe zwei bis fünf Jahre Zwangsarbeit für die Verbreitung von Propaganda gegen Nordkorea vor. Auf den Besitz oder die Verbreitung ausländischer Musik- oder Filmaufnahmen stehen demnach künftig bis zu zwei Jahre Zwangsarbeit, sofern sie "dekadenten, sexuellen oder anstößigen Inhalts" sind. Der südkoreanische Geheimdienst wertete die Strafrechtsverschärfung als Versuch der Führung in Pjöngjang, "ihre politische Kontrolle weiter zu stärken".
  • Wegen einer angeblichen Bedrohung durch China und Nordkorea hat die konservative japanische Regierung eine Neuausrichtung ihrer Militärpolitik angekündigt. Das Kabinett von Ministerpräsident Junichiro Koizumi beschloss am 9. Dez. einen Fünf-Jahres-Plan für die Verteidigung und neue Militärstrategien. Demnach soll das Embargo für Waffenexporte gelockert werden, damit Japan an einem Programm zur Entwicklung eines Raketensystems gemeinsam mit den USA teilnehmen kann.
Montag, 13. Dezember, bis Sonntag, 19. Dezember
  • In dem seit Monaten stockenden innerkoreanischen Dialog ist wieder Bewegung gekommen. Wie die südkoreanische Regierung am 14. Dez. mitteilte, wurde Vereinigungsminister Chung Dong Young für Mittwoch zur Einweihung des ersten Joint Ventures in einen gemeinsamen Industriepark in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong eingeladen. Es sei Chungs erster Besuch in dem Nachbarland seit seinem Amtsantritt im Juli. Begleitet werde der Minister von rund 400 südkoreanischen Geschäftsleuten, Regierungsbeamten und Politikern.
  • Japan will Nordkorea notfalls mit Sanktionen zwingen, das Schicksal mehrerer vor Jahrzehnten gekidnappter Japaner aufzuklären. "Die Wahrheitsfindung ist im Moment das Wichtigste", sagte Ministerpräsident Junichiro Koizumi am 17. Dez. nach einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun in Ibusuki im Süden Japans. Vom Verhalten Pjöngjangs werde es abhängen, "welche Sanktionen wir verhängen könnten". Roh rief Koizumi zu einem behutsamen Vorgehen auf, um die multilateralen Gespräche zur Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms nicht zu gefährden.
    Die Regierung in Pjöngjang hat bislang eingeräumt, in den 70er und 80er Jahren 13 Japaner gekidnappt und zur Sprachausbildung eigener Spione eingesetzt zu haben. Fünf der Geiseln wurde die Rückkehr in die Heimat ermöglicht, die anderen acht Personen sind nach nordkoreanischer Darstellung tot. Pjöngjang übergab Japan sterbliche Überreste, die angeblich von zwei der gestorbenen Geiseln stammen sollten. Bei forensischen Untersuchungen stellte sich jedoch heraus, dass es sich nicht um die Leichen der vermissten Japaner handelte.
  • In der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi haben vier Nordkoreaner auf dem Gelände der französischen Botschaft Zuflucht gesucht. Die Gruppe sei am Nachmittag des 17. Dez. in die Botschaft eingedrungen, teilte ein Mitarbeiter am 18. Dez. mit.
  • Österreichs Geheimdienst hat nach Medienberichten einen Attentatsversuch gegen den ältesten Sohn des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il vereitelt. Der 33-jährige Kim Jong Nam habe während eines Aufenthalts in Österreich im November ermordet werden sollen. Das berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 19. Dez. unter Berufung auf Quellen in der Regierung in Seoul. Das Komplott habe im Zusammenhang mit einem angeblichen Machtkampf in Pjöngjang um die Nachfolge von Kim Jong Il gestanden. Hinter den Anschlagsplänen sollen Nordkoreaner gesteckt haben, die den jüngeren Halbbrüdern Kim Jong Nams nahe stehen. Der österreichische Geheimdienst habe von den Plänen erfahren. Kim sei daraufhin streng bewacht worden. Kim Jong Il (62) hat außer Jong Nam zwei weitere Söhne, Jong Chol und Jong Un, die eine andere Mutter als Jong Nam haben. Diese - Ko Yong Hee - war nach südkoreanischen Berichten vor kurzem gestorben. Zuletzt hatten Berichte über ungewöhnliche Vorgänge in Nordkorea Spekulationen über politische Veränderungen genährt. Die Berichte aus den USA, Japan und Südkorea reichten von der Beseitigung von Porträts Kim Jong Ils an öffentlichen Plätzen bis zur Flucht von zahlreichen Generälen der Volksarmee nach China. Nordkorea widersprach den Berichten.
  • Zwei Nordkoreaner haben in der schwedischen Botschaft in Vietnam Zuflucht gesucht, wie das Außenministerium in Stockholm am 22. Dez. mitteilte. Die beiden Flüchtlinge betraten das Botschaftsgelände in Hanoi demnach am Abend des 20. Dez. Das Ministerium und die Botschaft bemühten sich um eine Lösung.
  • In der irakischen Rebellenhochburg Falludscha sind am 23. Dez. die Kämpfe zwischen US-Truppen und Aufständischen erneut aufgeflammt. Panzer der US-Armee beschossen Stellungen der Rebellen, Kampfjets warfen Bomben ab. Offiziere der US-Marineinfanterie meldeten Opfer auf beiden Seiten. Die Kämpfe brachen aus, als die ersten 200 Einwohner in ihre zerstörte Stadt zurückkehrten. Wegen der Gefechte mussten viele Rückkehrer ihr Vorhaben verschieben. (AFP)
    Nach späteren Angaben der US-Streitkräfte sind in der Provinz Anbar am 23. Dez. drei amerikanische Soldaten ums Leben gekommen. Die Marineinfanteristen seien im Kampfeinsatz getötet worden, sagte ein Militärsprecher, ohne Einzelheiten zu nennen. In Anbar liegt die Rebellenhochburg Falludscha.
  • Saboteure verübten am 22. Dez. einen Anschlag auf die Pipeline, die von Beidschi im Norden des Landes nach Bagdad führt, wie das Ölministerium mitteilte. Das Ministerium zitierte Augenzeugen, die berichteten, dass die vier Attentäter durch das ausgebrochene Feuer schwer verletzt wurden.
  • Das Flüchtlingsdrama um 44 Nordkoreaner in der kanadischen Botschaft in Peking ist nach dreimonatigen Verhandlungen beendet. Alle 44 Flüchtlinge verließen nach Behördenangaben vom 23. Dez. die Botschaft in der chinesischen Hauptstadt und reisten in ein Drittland aus. Um welchen Staat es sich handelte, blieb offen. Kanadas Außenminister Pierre Pettigrew zeigte sich erleichtert. China kritisierte dagegen die anhaltenden Flüchtlingsströme aus Nordkorea und forderte ein schärferes Vorgehen dagegen. Laut dem Außenministerium in Ottawa gingen der Ausreise wochenlange diplomatische Kontakte zwischen Kanada und China voraus. Die Volksrepublik habe zunächst verlangt, dass die Nordkoreaner ihren Behörden übergeben werden; dies habe Kanada aber abgelehnt. Die zwölf Männer, 26 Frauen und sechs Kinder waren am 29. September mit Leitern über die drei Meter hohe Mauer geklettert, die das Botschaftsgelände in Peking umgibt. Es war eine der größten Gruppen, die bislang in ein Botschaftsgebäude in Peking eindrangen.
  • Der Streit um mehrere vor Jahrzehnten von nordkoreanischen Agenten verschleppten Japanern belastet die Beziehungen zwischen beiden Staaten zunehmend. Japan drohte Nordkorea am 24. Dez. mit Sanktionen, falls Pjöngjang die Entführten nicht umgehend heimkehren lasse oder "ehrliche Auskunft" über ihr Schicksal gebe. Sollte Nordkorea nicht einlenken, sei eine "ernste Antwort" Tokios notwendig, sagte Regierungssprecher Hiroyuki Hosoda. Pjöngjang drohte seinerseits mit einem anhaltenden Boykott der Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm, solange Japan mit am Tisch sitze.
  • Nach Angaben aus Pjöngjang ist ein früherer Mitarbeiter der US-Streitkräfte aus Südkorea ins kommunistische Nachbarland übergelaufen. Es handele sich um einen 59-jährigen Südkoreaner, der in auf US-Stützpunkt als Inspektor gearbeitet haben soll, meldete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 29. Dez. Er verbringe nun "glückliche Tage bei einem gastfreundlichen Volk" hieß es in dem Bericht. Als Grund für das Überlaufen gab die Agentur an, der Mann habe die südkoreanische Gesellschaft nicht mehr ertragen können, da die Menschenrechte und die nationale Würde dort von den USA verletzt würden. Die US-Streitkräfte bestätigten den Bericht zunächst nicht. Während jedes Jahr mehr als tausend Nordkoreaner nach Südkorea flüchten, ist das Überlaufen eines Südkoreaners zum verarmten Nachbarn äußerst selten.
  • Fast 1.900 Nordkoreaner haben sich in diesem Jahr in den Süden der geteilten Halbinsel abgesetzt. Wie das Ministerium für Wiedervereinigung in Seoul mitteilte, entspricht die bis zum 30. Dez. registrierte Zahl von 1.890 einem Anstieg von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2003 habe die Zahl der Überläufer bei 1.281 gelegen, 2002 bei 1.139 und 2001 bei 583. Wie es weiter hieß, gelangten die meisten Nordkoreaner über China nach Südkorea. Es wird vermutet, dass noch tausende Menschen aus dem kommunistischen Nordkorea in China untergetaucht sind und auf ihre Chance zur Ausreise nach Südkorea warten.


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