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Korea: Chronik wichtiger Ereignisse

September/Oktober 2004

Mittwoch, 1. September, bis Sonntag, 12. September
  • Eine Gruppe von 29 Nordkoreanern ist am 1. September in eine japanische Schule in Peking geflüchtet. Der japanische Kabinettsekretär Hiroyuki Hosoda sagte in Tokio, es handele sich höchstwahrscheinlich um Nordkoreaner, die in ein drittes Land ausreisen wollten. Über das Schicksal der Gruppe und über die Art und Weise, wie sie in die abgeschirmte Schule gelangen konnten, wollte er nichts sagen. «Wir werden von Fall zu Fall zu entscheiden haben und eine humanitäre Abwägung treffen», sagte er. Aus japanischen diplomatischen Kreisen in Peking verlautete, bei den Flüchtlingen handele es sich um elf Männer, 15 Frauen und drei Kinder. Sie seien zur Vernehmung in die Visumabteilung der Botschaft gebracht worden. Das chinesische Außenministerium teilte mit, die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen. Am Eingang der Schule standen zwei uniformierte Polizisten Wache. Die Flüchtlinge schnitten ein Loch in einen Zaun und kletterten über eine Leiter auf das Schulgelände.
  • Nach dem Bekanntwerden eines südkoreanischen Experiments zur Anreicherung von Uran hat Nordkorea die Regierung in Seoul vor einem Wettrüsten gewarnt. Angesichts des Versuchs werde es "schwer, ein Wettrüsten zu verhindern", zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap am 8. September den stellvertretender UN-Botschafter Nordkoreas, Han Song-ryol. Südkorea hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, dass seine Wissenschaftler im Jahr 2000 ohne Genehmigung Uran angereichert hätten. Bei dem Versuch in einem staatlichen Atomforschungszentrum waren demnach 0,2 Gramm angereichertes Uran entstanden. Die südkoreanische Regierung hatte zuvor eingeräumt, sie hätte das Experiment der Atomenergiebehörde IAEA berichten müssen.
  • Die Vereinigten Staaten, Südkorea und Japan wollen die vierte Runde der Sechs-Länder-Gespräche mit Nordkorea wie geplant noch im September abhalten. Ranghohe Diplomaten der drei Staaten hätten sich am 10. September in der japanischen Hauptstadt Tokio getroffen, um die Gespräche vorzubereiten, sagte ein Mitarbeiter des japanischen Außenministeriums vor Journalisten. Dabei hätten sie "die Bedeutung" einer erneuten Gesprächsrunde noch in diesem Monat hervorgehoben. Das Geständnis von Südkorea vom Vortag, in den 80er Jahren eine kleine Menge Plutonium gewonnen zu haben, solle "keinen direkten Einfluss" auf das geplante Treffen haben.
  • In Nordkorea ist es aus unbekannter Ursache zu einer gewaltigen Explosion gekommen. Die Behörden in Südkorea registrierten am 9. September eine riesige pilzförmige Rauchwolke in der Provinz Yanggang, nahe der Grenze zu China. Die Explosion ereignete sich am Jahrestag der Gründung des kommunistischen Staates im Jahr 1948, wie die Nachrichtenagentur Yonhap am 12. September in Seoul meldete. Als Ursache wurde ein Unglück für möglich gehalten. Spekuliert wurde aber auch über die Möglichkeit eines Atomtests.
    Nordkorea hat nach den Worten von US-Außenminister Colin Powell keinen Atomtest durchgeführt. "Nach unserem besten Wissen und Gewissen haben sie keinen Test gemacht", sagte Powell am 12. September dem US-Fernsehsender NBC.
Montag, 13. September, bis Sonntag, 26. September
  • Nordkorea hat die mysteriöse Explosion in seinem Land in der vergangenen Woche mit der Sprengung eines Berges erklärt. Die Explosion sei im Zuge von Arbeiten für ein Kraftwerk erfolgt, zitierte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am 13. September einen ranghohen Mitarbeiter des nordkoreanischen Außenministeriums. Das nordkoreanische Außenministerium bestätigte mit seiner Aussage einen Bericht des britischen Rundfunksenders BBC. Dieser hatte auf seiner Website den nordkoreanischen Außenminister Paek Nam Sun zitiert, dessen Angaben zufolge der Berg für den Bau eines Staudamms gesprengt wurde. Paek beantwortete damit eine Anfrage des britischen Außenstaatssekretärs Bill Rammell, der derzeit den stalinistischen Staat besucht und eine Erklärung für die Explosion gefordert hatte. Laut BBC bat Rammell ferner darum, dass Diplomaten in die Region reisen und sich selbst umsehen dürften. Nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur Press Association kam die Führung in Pjöngjang dieser Bitte nach.
  • Nordkorea ist offenbar bereit, die Sechs-Nationen-Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm fortzusetzen. Pjöngjang sei zu weiteren Verhandlungen entschlossen, sagte der britische Außenstaatssekretär Bill Rammell am 14. Sept. nach seiner Rückkehr aus Nordkorea in Peking. Unklar sei jedoch, wann Nordkorea an den Verhandlungstisch zurückkehre. Eine Rolle spiele dabei für Pjöngjang die Präsidentschaftswahl im November in den USA. Rammel war drei Tage lang in Nordkorea und führte unter anderem Gespräche im Außenministerium.
  • Nordkorea will die Gespräche über sein Nuklearprogramm frühestens nach der US-Präsidentschaftswahl Anfang November wieder aufnehmen. Die Regierung in Pjöngjang wolle alle Verhandlungen mindestens bis zu diesem Termin aussetzen, sagte ein ranghoher US-Behördensprecher am 14. Sept. in Washington. Eine Fortsetzung der Sechs-Nationen-Gespräche, bei denen Nordkorea zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegt werden soll, war eigentlich für Ende September geplant. Pjöngjang hat sich für bilaterale Verhandlungen nur mit den USA ausgesprochen, was auch der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry unterstützt. Amtsinhaber George W. Bush setzt dagegen weiter auf die Sechserrunde, an der außerdem China, Japan, Südkorea und Russland teilnehmen.
  • Die Inspektionsreise europäischer Botschafter in den Norden Nordkoreas hat wenig Aufklärung über die mysteriöse Explosion vor einer Woche gebracht. Nach der Rückkehr von der Großbaustelle für ein Wasserkraftwerk sagte die deutsche Botschafterin Doris Hertrampf am 17. Sept.: "Ob Sprengungen stattgefunden haben, kann ich weder bestätigen noch verneinen." Zeitweise hatte es Spekulationen gegeben, bei der Explosion habe es sich möglicherweise um einen Atomwaffenversuch gehandelt.
    Nach südkoreanischen Angaben war der Rauchpilz wahrscheinlich eine natürliche Wolke. "Wir glauben, dass es keine Explosion an der Stelle gab, an der der Geheimdienst ursprünglich Hinweise auf eine Explosion vermutete", sagte der stellvertretende Vereinigungsminister Lee Bong Jo am 17. Sept. auf einer Pressekonferenz in Seoul. Allerdings habe sich eine Detonation rund hundert Kilometer entfernt ereignet, und zwar im Bezirk Samsu.
  • Zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen ist ein Inspektorenteam der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am 19. Sept. in Südkorea eingetroffen, um die Hintergründe heimlicher atomarer Experimente aufzuklären. Nach Angaben von Regierungsvertretern werden die vier Kontrolleure während ihres einwöchigen Besuchs zwei staatliche Atomanlagen inspizieren und mit einer Reihe von Wissenschaftlern sprechen. Südkorea hatte kürzlich zugegeben, dass Wissenschaftler 1982 heimlich mit Plutonium experimentiert und vor vier Jahren eine kleine Menge Uran angereichert hatten; doch hätten die Experimente rein wissenschaftlichen Zwecken gedient. Das Land habe kein Interesse am Besitz atomarer Waffen.
  • Kasachstan wird bis zu 1.000 t Uran jährlich nach Südkorea liefern. Das teilte der Präsident Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, laut RIA-Nowosti nach Verhandlungen mit dem Präsidenten der Republik Korea, Roh Moo Hyun, am 20. Sept. mit. "Das ist ein Viertel des Bedarfes Südkoreas an Uran, denn 40% der Energie erzeugt man dort in Kernkraftwerken", sagte Nasarbajew. Sein Land sei "bereit, diese Komponente zu vergrößern", betonte er. Früher hatte Kasachstan nach einem 2002 zwischen der nationalen Gesellschaft Kasatomprom und der koreanischen staatlichen Atomkorporation geschlossenen Abkommen 800 t Uran jährlich nach Südkorea geliefert. Nach koreanischen Presseberichten bestehen derzeit in Südkorea 16 Kernkraftwerke, die den Uranbrennstoff verbrauchen.
  • Nordkorea plant nach Angaben Südkoreas und der USA möglicherweise einen neuen Raketentest. Entsprechende Aktivitäten hätten südkoreanische und US-Militärs in jüngster Zeit in Nordkorea beobachtet, erklärte ein Sprecher des nordkoreanischen Verteidigungsministeriums am 23. Sept. Raketentests könnten nicht ausgeschlossen werden.
  • Die Internationale Atomenergiebehörde hat Nordkorea am 24. Sept. in einer einstimmig verabschiedeten Resolution aufgefordert, ihre Inspekteure zur Überprüfung des umstrittenen Atomprogramms wieder ins Land zu lassen. Pjöngjang solle umgehend "vollständige Garantien" für eine Zusammenarbeit mit der IAEA geben, heißt es in der Resolution, die alle 137 Mitgliedstaaten auf der Gouverneurstagung in Wien verabschiedeten. Eine ähnliche Forderung hatte die IAEA bereits im vergangenen Jahr erhoben.
Montag, 27. September, bis Donnerstag, 30. September
  • Nordkorea hat nach Angaben seines stellvertretenden Außenministers Choe Su Hon waffentaugliches Plutonium bereits zum Bau von Atomwaffen verwendet. Choe habe jedoch vor einer Gruppe von Reportern weder die Zahl noch die Art der Waffen näher bestimmt. "Wir haben schon deutlich gemacht, dass wir bereits 8000 gebrauchte Atombrennstäbe wiederaufgearbeitet und diese in Waffen umgewandelt haben", zitierte am 28. Sept. die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap Choe nach dessen Rede beim Ministertreffen der UN-Generalversammlung in New York. Choe hatte zuvor in seiner Rede den USA unterstellt, Nordkorea «auslöschen» zu wollen. Im Oktober vergangenen Jahres hatte Nordkorea erklärt, etwa 8.000 im Reaktorkomplex Yongbyon gelagerte alte Atombrennstäbe wieder aufgearbeitet und daraus waffengeeignetes Plutonium gewonnen zu haben. Nach südkoreanischer und amerikanischer Einschätzung könnten damit bis zu acht Atombomben hergestellt werden.
    Regierungsbeamte in Seoul bezeichneten die Aussagen Choes als Wiederholung nordkoreanischer Rhetorik, berichtete Yonhap. "Unter Berücksichtigung der nordkoreanischen Technologie und der für die Wiederaufarbeitung erforderlichen Zeit ist es schwierig zu glauben, dass Nordkorea alle Atombrennstäbe wieder aufbereitet hat", wurde ein Beamter zitiert. Nordkorea hatte Ende 2002 die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) abgebrochen und seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag erklärt.
  • Eine Gruppe von 44 Flüchtlingen, die meisten davon Nordkoreaner, sind am 29. Sept. in die kanadische Botschaft in Peking eingedrungen. Ein Sprecher der Botschaft sagte, die Männer, Frauen und Kinder wollten wahrscheinlich um politisches Asyl bitten. Noch sei das Anliegen der Gruppe unklar, derzeit werde mit den Flüchtlingen gesprochen. Andere Mitarbeiter sagten, die Eindringlinge seien über einen Zaun auf das Gelände geklettert. Eine Art Leiter habe auf dem Bürgersteig vor dem Haupteingang der Botschaft gelegen. Nach Einschätzung von Diplomaten war die Aktion sorgfältig geplant; die Flüchtlinge sind eine der größten Gruppen, die bisher auf Botschaftsgelände in Peking vordrangen.
  • China hat am 30. Sept. die kanadische Botschaft aufgefordert, 44 vermutlich nordkoreanische Flüchtlinge auszuliefern. "Wir sind aus Sicherheitsgründen gegen das Einbrechen in ausländische Botschaften", sagte der stellvertretende chinesische Außenminister Shen Guofang auf einer Pressekonferenz in Peking. "Da diese Leute illegal nach China eingereist sind, sollte die kanadische Seite sie an China übergeben." Die Flüchtlinge würden nach internationalen und nationalen Gesetzen "im Geiste der Humanität" behandelt, versicherte Shen. Es gebe bereits einen "Mechanismus und eine übliche Praxis in dieser Angelegenheit." Weiter wollte er sich dazu nicht äußern. China hat in der Vergangenheit nordkoreanischen Asylsuchenden die Ausreise über ein Drittland nach Südkorea in den Fällen gestattet, die an die Öffentlichkeit drangen. Nach südkoreanischen Angaben handelt es sich bei den Flüchtlingen allesamt um Nordkoreaner. Zwei von ihnen sollen ehemalige politische Häftlinge sein.
Freitag, 1. Oktober, bis Sonntag, 10. Oktober
  • Die US-Marine hat Kriegsschiffe mit ihrem umstrittenen neuen Raketenabwehrsystem vor der Küste Nordkoreas stationiert. Das teilte ein hochrangiger Mitarbeiter im Pentagon am 2. Okt. mit. Er wollte sich weder zur Zahl der mit dem System ausgestatteten Zerstörer noch zu Details ihres militärischen Auftrags äußern. Die Kriegsschiffe sind mit dem Aegis-System ausgerüstet, das den Start von ballistischen Raketen erkennt und die Daten an ein Raketenabwehrsystem übermittelt.
  • Die nordkoreanische Regierung soll hunderte Computer-Hacker für die Computer-Kriegsführung gegen die USA ausgebildet haben. Mehr als 500 nordkoreanische Spezialisten hätten in einem fünfjährigen Trainingsprogramm gelernt, in Computersysteme in den USA und anderen westlichen Staaten einzudringen, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 4. Okt. aus einem Bericht des Verteidigungsministeriums in Seoul. Nordkorea ziele darauf ab, sich Zugang zu vertraulichen Informationen zu verschaffen oder eine Attacke auf Computersysteme zu starten. Dabei hätten die Experten des kommunistischen Landes "den Standard entwickelter Länder" erreicht, heißt es laut Yonhap in dem Bericht.
  • Das US-Repräsentantenhaus hat hunderte Millionen Dollar für die Förderung der Menschenrechte in Nordkorea freigegeben. Zwischen 2005 und 2008 sollen jährlich 124 Millionen Dollar (rund 100 Millionen Euro) für humanitäre Hilfe, Rundfunkprogramme, Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen und Versorgung nordkoreanischer Flüchtlinge ausgegeben werden, heißt es in dem am 4. Okt. verabschiedeten Entwurf.
  • Südkorea hat einem Zeitungsbericht zufolge einen Geheimplan ausgearbeitet, um bei einem Zusammenbruch der stalinistischen Herrschaft in Nordkorea dort die Kontrolle zu übernehmen. Der südkoreanische Minister für Wiedervereinigung solle in diesem Fall in Pjöngjang regieren, berichtete "JoongAng Ilbo" am 5. Okt. Am Tag zuvor seien die Pläne auf Antrag eines oppositionellen Abgeordneten dem Parlament vorgelegt worden.
  • Nordkorea will die Sechsergespräche über sein Atomprogramm grundsätzlich sofort fortsetzen. Die USA müssten jedoch ihrer nach Meinung Pjöngjangs feindselige Politik aufgeben, so die Bedingung. Zugleich bekräftigte ein Sprecher des Außenministeriums am 8. Okt., dass seine Regierung eine Klärung der "komplizierten und sensiblen Nuklearfrage" in bilateralen Verhandlungen mit Washington anstrebe. Die USA verlangen von Nordkorea den überprüfbaren und unumkehrbaren Abbau seines umstrittenen Atomprogramms.
Montag, 11. Oktober, bis Sonntag, 24. Oktober
  • Nordkorea hat erneut das Recht auf Herstellung und Stationierung von Raketen beansprucht. Solange die USA versuchten, Nordkorea zu zerstören, werde das Land seine Abschreckungskräfte verstärken, hieß es in einem Bericht der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA vom 12. Okt. Behauptungen der USA und Japans, Nordkoreas Raketenprogramm sei eine Bedrohung, ließen sich auf Washingtons Absicht einer militärischen Intervention zurückführen, hieß es weiter. Nordkorea sei sowohl zum Dialog als auch zum Krieg bereit.
  • Rund 20 nordkoreanische Flüchtlinge sind am 15. Okt. in die südkoreanische Botschaft in Peking geflüchtet. Bilder des südkoreanischen Fernsehsenders YTN zeigten, wie die Menschen, darunter mehrere Frauen und Kinder, sich den Weg durch den Stacheldraht um einen Parkplatz neben dem Botschaftsgebäude in der chinesischen Hauptstadt bahnten. Anschließend kletterten sie über die Schutzmauer der Botschaft. Zurzeit sollen sich rund einhundert weitere nordkoreanische Flüchtlinge in der Botschaft befinden.
  • US-Präsident George W. Bush hat Gelder für humanitäre Hilfe und die Förderung der Menschenrechte in Nordkorea bewilligt. Ein entsprechendes Gesetz sieht bis 2008 Mittel im Wert von jährlich mindestens 24 Millionen Dollar (19,3 Millionen Euro) vor, wie das Weiße Haus am 18. Okt. mitteilte. Das Geld ist für humanitäre Hilfe, Rundfunkprogramme, die Unterstützung nicht-staatlicher Organisationen und die Versorgung nordkoreanischer Flüchtlinge. Außerdem soll Nordkoreanern in den USA Asyl gewährt werden.
  • Mit Blick auf den seit Herbst 2002 schwelenden Atomstreit mit Nordkorea wollte sich am 19. Okt. der nordkoreanische Vizepräsident Kim Yong Nam mit Chinas Präsident Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao treffen. Peking bemüht sich um eine Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, China, den USA, Japan und Russland. Ende Juni war die dritte Runde ergebnislos zu Ende gegangen. Kim hatte sich bereits am 18. Okt. mit seinem chinesischen Amtskollegen Wu Bangguo beraten; im Anschluss sagte Nordkoreas Vizepräsident, die Situation sei "kompliziert". Ab 23. Okt. trifft sich US-Außenminister Colin Powell mit Vertretern Japans, Chinas und Nordkoreas.
  • Am 19. Okt. flüchtete ein nordkoreanisches Ehepaar in einem Holzboot erfolgreich nach Südkorea. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei in Incheon, rund 40 Kilometer westlich von Seoul, handelte es sich bei dem Paar um einen 35-jährigen Mann und seine 32-jährige Frau. Sie würden derzeit verhört und hätten angegeben, dauerhaft in Südkorea leben zu wollen.
  • In Peking ist erneut eine Gruppe Nordkoreaner in eine südkoreanische Schule geflüchtet. Das teilte ein Sprecher der südkoreanischen Botschaft in Peking am 22. Okt. mit, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Konsularbeamte seien in der Angelegenheit vor Ort. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete unter Berufung auf Schulvertreter, es handele sich um 29 Nordkoreaner - 23 Frauen und sechs Männer.
  • US-Außenminister Colin Powell hat Nordkorea aufgerufen, im Streit um sein Atomprogramm wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Japan und die USA hätten als Teilnehmer der so genannten Sechs-Parteien-Gespräche inzwischen das Gefühl, dass die Zeit dränge, sagte Powell am 24. Okt. nach Gesprächen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi und Außenminister Nobutaka Machimura in Tokio. Powell warf der Regierung in Pjöngjang vor, mit ihrer Hinhaltetaktik die Wiederaufnahme der Gespräche in Peking bis nach der US-Präsidentschaftswahl am 2. November hinauszuzögern in der Hoffnung, mit einer neuen US-Regierung eine andere Verhandlungsform durchzusetzen.
Montag, 25. Oktober, bis Sonntag, 31. Oktober
  • Das südkoreanische Militär sucht nach der Entdeckung eines Lochs im Zaun an der Grenze zu Nordkorea nach Agenten. Die Grenzeinheiten in dem Gebiet nördlich von Seoul seien in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, teilte das Verteidigungsministerium am 26. Okt. mit. An der Grenze stehen sich auf beiden Seiten mehr als eine Million Soldaten gegenüber.
  • Mit einem Appell zur Wiederaufnahme der Nordkorea-Gespräche hat US-Außenminister Colin Powell seine Drei-Länder-Tour durch Asien beendet. Alle seine Gesprächspartner wünschten sich eine Fortsetzung der Sechs-Nationen-Gespräche, sagte Powell am 26. Okt. nach einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun und Außenminister Ban Ki Moon. Er hoffe, dass auch Nordkorea "in naher Zukunft" einsehen werde, dass die Wiederaufnahme der Verhandlungen in seinem eigenen Interesse liege.
  • In China sind 65 nordkoreanische Flüchtlinge festgenommen worden. Bei der Polizeirazzia in zwei Pekinger Wohnhäusern am 26. Okt. wurden auch zwei südkoreanische Menschenrechtsaktivisten verhaftet, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Kyodo am 27. Okt. berichtete. Die beiden Südkoreaner hatten den Flüchtlingen offenbar helfen wollen, in die südkoreanische Botschaft in Peking einzudringen, damit sie dort um Asyl bitten könnten.


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