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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Korea: Chronik wichtiger Ereignisse
Juni 2004
1. bis 6. Juni
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Sechs Nordkoreaner haben am 1. Juni auf einem Areal der deutschen Botschaft in Peking Zuflucht gesucht. "Eine Gruppe Nordkoreaner ist jetzt auf deutschem Territorium", sagte ein Botschaftsvertreter. Das Auswärtige Amt bestätigte die Anwesenheit von fünf nordkoreanischen Flüchtlingen auf dem Gelände. Es werde nach einer Lösung gesucht. Laut dem in der Flüchtlingshilfe aktiven deutschen Arzt Norbert Vollertsen (dessen Tätigkeit sehr umstritten ist, vgl. "Ein Elefant im Porzellanladen" gelang vier Männern und einer Frau die Zuflucht. Der Anführer der Gruppe, Yun Woong Joo, sei abgewiesen worden. Laut Vollertsen hatte Yun bereits im Februar versucht, in die deutsche Botschaft zu gelangen. Er habe aber nicht nach Südkorea ausreisen dürfen, weil ein südkoreanischer Diplomat nicht geglaubt habe, dass Yun aus Nordkorea stammte. Der deutsche Botschaftsangehörige, der ihn nun befragte, habe Yuns Ausweispapiere nicht als Beweis für seine nordkoreanische Identität anerkannt. Vollertsen zufolge wurde die Aktion von einem Mann namens "Mr. Moon" und einer US-Nichtregierungsorganisation koordiniert. Der Arzt rechnete damit, dass die Flüchtlinge bald nach Südkorea ausreisen dürften. Vollertsen war vor vier Jahren nach öffentlicher Kritik an der Regierung in Pjöngjang aus Nordkorea ausgewiesen worden.
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Nach Nord- und Südkorea reist eine sechsköpfige Gruppe von Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen in der Zeit vom 3. bis 12. Juni. Geleitet wird die Delegation, die auch Mitglieder internationaler Hilfsorganisationen begleiten, von dem CDU-Politiker Hartmut Koschyk. Koschyk teilte am 1. Juni in Berlin mit, dass in Nordkorea Höflichkeitsbesuche bei dem nach Staatschef Kim Jong Il zweiten Mann im Staate, Kim Yong Nam, und bei dem Parlamentspräsidenten geplant seien. Darüber hinaus sollten Hilfsprojekte besichtigt werden. Auch eine Dialogveranstaltung mit nordkoreanischen Institutionen sei geplant, teilte Koschyk mit. In Südkorea kommen die deutschen Parlamentarier mit den Spitzen des Kabinetts und mit ihren Kollegen aus der Nationalversammlung zusammen. Koschyk sah ein wichtiges Ziel der Reise darin, zu den internationalen Bemühungen um eine Annäherung beider Staaten beizutragen. "Gerade Deutschland kann hier auf Grund seiner spezifischen Erfahrungen mit Teilung und Überwindung derselben eine besondere Vermittlerrolle einnehmen."
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Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, hat am 2. Juni einen Lesesaal des Instituts in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang eröffnet. Wie eine Sprecherin des Goethe-Instituts mitteilte, waren an der Zeremonie zahlreiche deutsche Journalisten beteiligt. Dass die Fernost-Korrespondentin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der Korrespondent des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" keine Einreiseerlaubnis erhielten, bezeichnete die Sprecherin als "enttäuschend und ärgerlich". Der offizielle Name des Lesesaals lautet "Vermittlungsstelle für Deutsche Wissenschaftliche und Technische Literatur im Goethe-Informationszentrum Pjöngjang".
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Im Streit um das Atomprogramm Nordkoreas haben die Verhandlungsparteien eine neue Runde der Sechs-Länder-Gespräche für Ende Juni vereinbart. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am 4. Juni unter Berufung auf Regierungskreise in Tokio meldete, soll die dritte Runde vom 23. bis 25. Juni in Peking stattfinden. Ein Vorbereitungstreffen der Vertreter aus Süd- und Nordkorea, China, Russland, Japan und den USA soll am 21. Juni beginnen.
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Nord- und Südkorea wollen den Verkehr über ihre schwer bewachte innere Grenze öffnen. Bis spätestens Oktober sollten eine Straße im Westen des Grenzgebiets und eine weitere im Osten geöffnet werden, erklärten beide Seiten nach viertägigen Wirtschaftsgesprächen. Entlang dieser Straßen sollten zudem zwei Eisenbahnverbindungen testweise betrieben werden. Laut der gemeinsamen Erklärung einigten sich Seoul und Pjöngjang ferner darauf, bis Ende Juni eine gemeinsame Behörde zu bilden, die einen Industriepark mit mehrheitlich südkoreanischen Firmen in der nordkoreanischen Stadt Kaesong betreiben soll. Der Park soll über die westlichen grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen erreicht werden können. Der Strom für den Industriepark soll aus dem Süden kommen, das Stromnetz soll das staatliche nordkoreanische Energiewerk bis Ende September errichten. Mit der Vereinbarung solle die Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten verstärkt werden sowie ein Beitrag zur Stabilität der geteilten Halbinsel geleistet werden, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 5. Juni.
7. bis 13. Juni
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Verhandlungen zwischen den USA und Südkorea über den Abzug von tausenden US-Soldaten von der Grenze zu Nordkorea sind am 8. Juni ohne Einigung beendet worden. Vor allem in Südkorea wird befürchtet, dass Nordkorea dies als Zeichen der Schwäche der USA deuten könnte. Auch müsste dann Südkorea seine Anstrengungen zur Verteidigung der Grenze verstärken. Der südkoreanische Verteidigungsminister Cho Young Kil erklärte, noch sei der Abzug von einem Drittel der 37.000 Soldaten aus Südkorea bis Ende kommenden Jahres nicht beschlossen. Es wäre die erste größere Truppenreduzierung seit Anfang der 90er Jahre, als 7.000 US-Soldaten abgezogen wurden.
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Angesichts der Hungersnot in Nordkorea hat das Rote Kreuz zu mehr Spenden für das verarmte Land aufgerufen. "Ungeachtet des politischen Umfeldes ist die andauernde Not des Landes sehr, sehr groß", sagte Rotkreuzmitarbeiter Alistair Henley am 8. Juni in Peking. Seine Organisation sei besorgt, dass sich Spender wegen des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms zurückhalten könnten.
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Die sieben führenden Industriestaaten und Russland (G8) wollen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen unterbinden. Dies sieht ein Aktionsplan vor, der am 9. Juni beim G-8-Gipfel auf Sea Island im US-Bundesstaat Georgia verabschiedet wurde. Demnach soll nukleares Material nicht mehr in Staaten exportiert werden, die dies zum Bau von Atomwaffen nutzen könnten. Lieferungen sollen zudem untersagt werden, wenn die Gefahr besteht, dass sie im Zielland Terroristen in die Hände fallen könnten. Die G8 äußerten zugleich ihre "ernste Sorge" zu Versuchen Nordkoreas, eigene Atomwaffen zu entwickeln. Sie zeigten sich entschlossen, die Probleme zu lösen, die sich durch das iranische Atomprogramm ergäben.
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Die US-Streitkräfte bereiten den Abzug eines Großteils ihrer Truppen im Grenzgebiet von Süd- und Nordkorea vor, wie ein Militärsprecher am 9. Juni mitteilte. Die Truppenverlegung dort war bereits im Frühjahr angekündigt worden. Bis Oktober sollen nahezu alle Soldaten die so genannte entmilitarisierte Zone zwischen den beiden koreanischen Staaten verlassen und ihre Aufgaben an Südkorea übergeben. Der Abzug ist Teil einer geplanten Umstrukturierung, wonach die 37.000 im Land stationierten US-Soldaten an Stützpunkte weiter südlich der Grenze verlegt werden sollen. Anfang der Woche hatten die US-Streitkräfte außerdem angekündigt, ein Drittel ihres Kontingents in Südkorea bis Ende kommenden Jahres ganz abzuziehen.
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Süd- und Nordkorea haben am 10. Juni neue Verhandlungen zur Verhinderung gewaltsamer Zwischenfälle an der Grenze geführt. Armeeoffiziere beider Länder trafen sich nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong, um über die Umsetzung zahlreicher in der letzten Woche beschlossener Maßnahmen zur Vertrauensbildung zu beraten. Die nordkoreanische Delegation habe eine "aufrichtige" Haltung an den Tag gelegt, lobte der südkoreanische Wiedervereinigungsminister Jeong Se Hyun seine Verhandlungspartner.
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Als Reaktion auf den angekündigten Truppenabzug der USA dringt Südkorea auf weitere Sicherheitsgespräche mit Nordkorea Eine "militärische Kooperation" sei unvermeidlich, erklärte das Vereinigungsministerium in Seoul am 11. Juni. In der nordkoreanischen Stadt Kaesong trafen ranghohe Vertreter beider Seiten den zweiten Tag in Folge zu Verhandlungen zusammen.
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Die Gespräche über eine Beendigung des Atomprogrammes von Nordkorea sollen am 23. Juni fortgesetzt werden. Das kündigte der chinesische Außenminister Li Zhaoxing am 11. Juni in Washington nach einem Gespräch mit US-Außenminister Colin Powell an. Die beiden bisherigen Gesprächsrunden in Peking hatten keinen Durchbruch gebracht. An den Verhandlungen nehmen außer Nordkorea auch die USA, China, Russland, Japan und Südkorea teil.
14. bis 27. Juni
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Die dritte Runde der Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm findet nach Angaben des chinesischen Außenministeriums vom 23. bis 26. Juni in Peking statt. Wie die Sprecherin des Ministeriums am 15. Juni mitteilte, wird es am 21. und 22. Juni ein Vorbereitungstreffen der Vertreter aus Süd- und Nordkorea, China, Russland, Japan und den USA geben.
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Am vierten Jahrestag des historischen Gipfels der beiden koreanischen Staaten hat der Süden dem kommunistischen Norden ein neues Hilfsangebot vorgelegt. Die Regierung in Pjöngjang werde umfangreiche Wirtschaftshilfe erhalten, wenn der Streit über das nordkoreanische Atomprogramm friedlich beigelegt werde, sagte der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun am 15. Juni. Dann könnte auch die bilaterale Zusammenarbeit entschieden beschleunigt werden.
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In der chinesischen Hauptstadt haben am 21. Juni die Vorbereitungen zur nächsten Verhandlungsrunde über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm begonnen. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sollte die Arbeitsrunde zur Vorbereitung der Sechsergespräche bis 22. Juni tagen; am 23. Juni dann sollten die eigentlichen Verhandlungen beginnen. Diese dauern voraussichtlich bis zum 26. Juni.
Nordkorea hält an seiner Forderung nach Wirtschaftshilfe als Voraussetzung für ein Einfrieren seines Atomprogramms fest. Die Vertreter der Regierung bekräftigten am 21. Juni ihren Standpunkt bei Gesprächen in Peking, wo sie mit Diplomaten aus den USA, Südkorea, China, Japan und Russland verhandelten. Ziel des zweitägigen Treffens war die Vorbereitung von Sechs-Parteien-Gesprächen auf höherer Regierungsebene. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums warnte vor zu großen Erwartungen. Bei dem Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm handle es sich um ein gewaltiges Problem.
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Fünf Tage nach seiner Entführung ist ein Koreaner in Irak von Extremisten enthauptet worden. Der 33-jährige Kim Sun Il sei am 22. Juni hingerichtet worden, erklärten die Täter in einem Video, das vom arabischen Sender El Dschasira ausgestrahlt wurde. Seine Leiche wurde nach Angaben des südkoreanischen Außenministerium 35 Kilometer westlich von Bagdad von US-Soldaten geborgen. Die Täter hatten von Südkorea verlangt, auf die im August geplante Truppenentsendung nach Irak zu verzichten. Kim war für das koreanische Unternehmen Gana tätig, das die US-Streitkräfte in Irak beliefert. Die Entführer - nach eigenen Angaben Mitglieder der Gruppe Monotheismus und Dschihad - verbreiteten einen Videofilm, in dem Kim vor drei maskierten Männern kniend um sein Leben fleht. Als Führer der Organisation gilt der Jordanier Abu Mussab el Sarkawi, der mit dem Terrornetzwerk El Kaida in Verbindung stehen soll. Dieser soll auch für die Enthauptung des Amerikaners Nick Berg im Mai verantwortlich sein. Bilder von der Ermordung Bergs wurden im Internet gezeigt. - In Seoul kam am selben Tag der Nationale Sicherheitsrat zu einer Krisensitzung zusammen. Außenamtssprecher Shin Bong Kil teilte mit, die Regierung halte an ihrem Beschluss fest, im August 3.000 Soldaten für den Wiederaufbau und humanitäre Aufgaben nach Irak zu schicken. Zugleich wurde aber angekündigt, dass alle Koreaner mit zivilen Aufgaben Irak so schnell wie möglich verlassen sollten.
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Verhandlungen in Peking
Vertreter von sechs Nationen haben am 23. Juni die dritte Verhandlungsrunde über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm in Peking begonnen. Die Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, den USA, Russland, China und Japan könnten bis 26. Juni dauern.
Die Vereinigten Staaten erwägen, Nordkorea für den Fall von der Liste der Terrorismus unterstützenden Staaten zu nehmen, dass das Land auf sein Atomwaffenprogramm verzichtet. Nach einem US-Plan zur Beilegung des Atomkonflikts mit Pjöngjang kann das kommunistisch regierte Land auch mit Hilfslieferungen rechnen, sobald es sich zum Verzicht auf das Atomprogramm verpflichtet, wie ein ranghoher US-Vertreter am 23. Juni in Peking mitteilte. Washington sei unter dieser Bedingung zudem zu einer "vorläufigen" Nichtangriffsgarantie bereit, Staaten außer den USA erhielten ferner grünes Licht für die Lieferung von Schweröl nach Nordkorea. Auch würden die USA direkte Gespräche über eine Aufhebung von Wirtschaftssanktionen aufnehmen.
Für ein Einfrieren seines Atomprogramms verlangt Nordkorea umfangreiche Energielieferungen aus dem Ausland. Die Delegation aus Pjöngjang habe bei den internationalen Verhandlungen in Peking eine Forderung auf den Tisch gelegt, die dem Energiewert von zwei Millionen Kilowattstunden im Jahr entspreche, meldete am 24. Juni die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf diplomatische Kreise. Dies würde etwa einem Viertel des gesamten Energiebedarfs Nordkoreas entsprechen.
Am zweiten Tag der Gesprächsrunde über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm haben die USA und Nordkorea offenbar noch keine Annäherung erzielt. Es gebe weiterhin "erhebliche Differenzen" zwischen beiden Delegationen, sagte der stellvertretende südkoreanische Delegationsleiter Cho Tae Yong am 24. Juni in Peking am Rande der Sechser-Gespräche. Immerhin hätten beide Seiten bei der nunmehr dritten Runde erstmals konkrete Vorschläge gemacht, wie die seit 20 Monaten anhaltende Krise beigelegt werden könnte. Am Rande der Gespräche kamen die Delegationen aus Washington und Pjöngjang zu einem seltenen bilateralen Treffen zusammen. Japan erklärte sich erstmals zu Energiehilfen bereit, sollte Nordkorea auf sein Atomprogramm verzichten.
Nordkorea soll in den Verhandlungen mit den USA einen Atomwaffen-Test angekündigt haben. Pjöngjang wolle davon nur absehen, wenn die USA der nordkoreanischen Forderung nach umfangreichen Energielieferungen nachkämen, verlautete am 24. Juni aus Regierungskreisen in Washington. Diese Drohung habe der nordkoreanische Chefunterhändler Kim Gye Gwan in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem US-Gesandten James Kelly in Peking vorgebracht.
Die Gespräche über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm sind in eine kritische Phase getreten: Eine Krisensitzung der nordkoreanischen mit der chinesischen Delegation verzögerte am 25. Juni den Beginn der Verhandlungen, wie japanische Delegationsmitglieder in Peking mitteilten. Der nordkoreanische Delegationsleiter Kim Kye Gwan hatte am Vortag bei einem bilateralen Treffen mit dem US-Vertreter James Kelly mit einem Atomwaffentest für den Fall gedroht, dass die nordkoreanischen Forderungen nicht erfüllt würden. Pjöngjang verlangt für die Aussetzung seines Atomwaffenprogramms einen wirtschaftlichen Ausgleich. Die USA beharren dagegen auf einem völligen Verzicht Nordkoreas auf ein Atomwaffenprogramm.
Ein Vertreter der US-Delegation sagte am 25. Juni in Peking, zum Abschluss der Verhandlungsrunde am 26. Juni werde es keine gemeinsame Erklärung geben. Die bisherigen Ergebnisse seien "durchwachsen", einen Durchbruch gebe es nicht. Nordkorea erklärte sich bereit, sein Atomwaffenprogramm "einzufrieren", verlangte im Gegenzug aber Ausgleichszahlungen, an denen sich ausdrücklich auch die USA beteiligen sollen. Washington fordert von Pjöngjang hingegen nicht nur einen zeitweiligen Stopp, sondern den nachprüfbaren Abbau aller Atomwaffenprogramme. "Wir hatten offen gesagt nicht den Eindruck, genug greifbare Fortschritte gemacht zu haben, um eine Erklärung formulieren zu können", sagte der US-Delegierte. Die Verhandlungen würden aber fortgesetzt, betonte er. Dass Nordkorea am 24. Juni die Möglichkeit eines Atomtests in den Raum gestellt hatte, falls seine Forderungen nicht erfüllt würden, werde von den USA nicht als Drohung, sondern als Information betrachtet. Die Bemerkung sei nicht wie eine Drohung formuliert gewesen.
Die dritte Runde der Sechs-Nationen-Gespräche über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm ist am 26. Juni mit einer Verabredung zu einem weiteren Treffen zu Ende gegangen. Die nächste Verhandlungsrunde solle Ende September stattfinden, teilte der südkoreanische Delegationsleiter Lee Soo Hyuck in Peking mit. Ein genaues Datum solle bei Vorgesprächen in Arbeitsgruppen festgelegt werden. Eine Abschlusszeremonie wurde abgesagt, eine gemeinsame Stellungnahme gaben die Teilnehmer nicht heraus.
Nordkorea ist nach chinesischen Angaben grundsätzlich dazu bereit, seine Programme zur Entwicklung von Atomwaffen vollständig aufzugeben. Pjöngjang habe den Willen, die entsprechenden Nuklearprogramme "in transparenter Weise" zu beenden, sagte der chinesische Delegationsleiter bei den am 26. Juni beendeten Sechs-Nationen-Gesprächen, Wang Yi, in Peking vor Journalisten. Die Schlüsselfragen, die dazu noch geklärt werden müssten, drehten sich hauptsächlich um das Ausmaß der Atomprogramme sowie um die Abstimmung mit "korrespondierenden Maßnahmen" von anderen Staaten.
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Nordkorea ist nach Einschätzung der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEO) derzeit von allen Atom-Aspiranten das gefährlichste Land überhaupt, weil es sich jeglicher Kontrolle entzieht. Nach der ergebnislosen neuen Gesprächsrunde in Peking zur Entnuklearisierung Nordkoreas sagte IAEO-Sprecherin Melissa Fleming am 26. Juni im DeutschlandRadio Berlin, anders als Iran oder Pakistan befände sich Nordkorea nun außerhalb jeglicher Kontrollsysteme. Das Land sei aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgestiegen, drohe mit Atomtests und gebe zu, dass es den Besitz von Atomwaffen anstrebe. Für Spekulationen um ein nordkoreanisches Urananreicherungs-Programm gebe es nach wie vor keine Beweise, sagte die Sprecherin der Aufsichtsbehörde weiter. "Aber wir haben gesicherte Informationen über ihr Plutoniumprogramm." In seinen technischen Möglichkeiten sei Nordkorea weit vorangeschritten. "Es würde uns also nicht wundern, wenn sie bereits in der Lage wären, Atombomben zu bauen. Das ist durchaus möglich", so die IAEA-Sprecherin.
28. bis 30. Juni
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Die nordkoreanische Führung hat einem US-Vorschlag zur Beilegung des Atomstreits eine Absage erteilt. Der von den USA bei den Sechsergesprächen in Peking unterbreitete Vorschlag sei "unrealistisch", zitierte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 28. Juni einen Sprecher des Außenministeriums. Die USA hätten Nordkorea eine dreimonatige Übergangsfrist vorgeschlagen, in der das Land seine nuklearen Kapazitäten abbauen und versiegeln solle. Dieser Vorschlag sei "so unwissenschaftlich, das ihn niemand unterstützen kann".
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