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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Korea: Chronik wichtiger Ereignisse
September/Oktober 2003
1. bis 14. September
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Nordkorea lehnt trotz seiner jüngsten Drohungen im Atomkonflikt weitere Gespräche nicht völlig ab. "Wir haben unseren festen Willen nicht geändert, das Atomproblem zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea und den USA durch Dialog zu lösen", meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am 2. September. Zugleich hieß es aber, Nordkorea werde sein Atomwaffenpotenzial ausbauen, wenn die USA nicht ihre Politik änderten und einen Nichtangriffspakt unterzeichneten.
Deutschland und die Internationale Atomenergieagentur (IAEO) dringen auf eine schnelle Lösung der Atomkonflikte mit dem Iran und Nordkorea. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass der Iran so schnell wie möglich ein Zusatzprotokoll zum Vertrag über die Nichtweitergabe von Atomwaffen unterzeichne, sagten Außenminister Joschka Fischer und IAEO-Generalsekretär Mohammed El Baradei nach einem Treffen am 2. September in Berlin. Das Zusatzprotokoll erlaubt intensivere und unangekündigte IAEO-Inspektionen. Zugleich mahnten Fischer und El Baradei eine politische Lösung des Konflikts zwischen den USA und Nordkorea an.
Der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter hat vor einem möglichen Krieg der USA mit Nordkorea gewarnt. "Wir stehen vor der großen Gefahr eines neuen Korea-Krieges", schreibt Carter in der Zeitung "USA Today". Deshalb seien internationale Verhandlungen mit Nordkorea und Kompromissbereitschaft der US-Regierung von "überragender Bedeutung" (dpa, 2. September).
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Das nordkoreanische Parlament hat die Pläne der Regierung in Pjöngjang zum Ausbau seines Atomwaffenprogramms gebilligt. Die Abgeordneten unterstützten zudem die Aussage des Außenministeriums, dass alle weiteren Gespräche zur Lösung des Atomstreit "sinnlos" seien, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am 3. September. Nach Auffassung der Parlamentarier sei die Atomfrage derzeit in einer "Besorgnis erregenden" Phase. Grund dafür sei die feindselige Haltung Washingtons gegenüber der ostasiatischen Demokratischen Volksrepublik.
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US-Außenminister Colin Powell hat bestätigt, dass Nordkorea beim Sechs-Nationen-Gespräch mit einem Atomtest gedroht haben soll. "Das haben sie gesagt", sagte Powell am 3. September in Washington. Ob diese Drohung tatsächlich ernst zu nehmen ist, konnte er nicht einschätzen. Washington werde dennoch seinen "Kurs beibehalten" und nach einer friedlichen Lösung des Atomstreits suchen. US-Diplomaten hatten in der vergangenen Woche von Nordkoreas Drohung berichtet. Der russische Vize-Außenminister Alexander Losjukow hatte dagegen betont, Nordkorea habe nichts dergleichen gesagt.
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UN-Generalsekretär Kofi Annan hat einen Sondergesandten zu Gesprächen über den Atomkonflikt mit Nordkorea nach Südkorea und China geschickt. Maurice Strong soll in Peking über den Verlauf der jüngsten Sechsnationengespräche beraten, teilte ein Sprecher Annans am Abend des 5. September in New York mit. Bei Gesprächen in Seoul in der vergangenen Woche habe der UN-Sondergesandte "verhaltenen Optimismus hinsichtlich einer friedlichen Lösung" konstatiert, wie Annans Sprecher erklärte.
Die US-Regierung macht mögliche Zugeständnisse an Nordkorea von dessen vorherigem Stopp seines Atomprogramms abhängig. Regierungssprecher Scott McClellan sagte am 5. September in Washington, bei den jüngsten Gesprächen in Peking hätten die fünf Nationen (China, Russland, Japan, Südkorea und die USA) klar herausgestellt, dass Pjöngjang sein Atomprogramm "überprüfbar und unumkehrbar" beenden müsse. In der "New York Times" vom 5. September hieß es, bei einem Verzicht Nordkoreas auf sein Atomprogramm könnte Washington sich bereit erklären, seine Sanktionen gegen Nordkorea zu lockern und Nahrungsmittelhilfe zu leisten.
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Ein aus Nordkorea nach China geflüchteter nordkoreanischer Biowaffen-Experte ist nach Angaben eines Menschenrechtsaktivisten in der Volksrepublik China festgenommen worden. Der Wissenschaftler Ri Chae Woo sei von Beamten in Zivil verhaftet worden, als er versucht habe, in der südchinesischen Stadt Guangzhou in das dortige australische Konsulat zu gelangen, um politisches Asyl zu bekommen, teilte der Aktivist Norbert Vollertsen auf einer Menschenrechts-Internetseite am 6. September mit. Li habe in den USA über das Bio- und Chemiewaffenprogramm Nordkoreas aussagen wollen und verfüge zudem über Beweise, dass in Nordkorea Experimente an Menschen vorgenommen würden. Die Polizei in Guangzhou lehnte einen Kommentar ab.
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Nordkorea hat nach einem südkoreanischen Zeitungsbericht eine Langstreckenrakete entwickelt, die Ziele in ganz Japan und auf dem US-Territorium Guam erreichen kann. Die Zeitung "Chosun Ilbo" schrieb am 8. September unter Berufung auf einen nicht näher genannten Regierungsbeamten, die Rakete mit einer Reichweite von 3.000 bis 4.000 Kilometern sei im vergangenen Jahr entwickelt, aber noch nicht stationiert worden. Die Rakete hätte damit eine größere Reichweite als die 1998 getestete "Taepodong-1", die über Japan hinwegflog und dann in den Pazifik stürzte. Das südkoreanische Verteidigungsministerium erklärte, es könne den Zeitungsbericht nicht bestätigen.
Der Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm gefährdet nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die weltweiten Bemühungen für eine Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen. Die Ziele Pjöngjangs könnten nur geklärt werden, wenn IAEA-Inspektoren ungehinderten Zugang zu den nordkoreanischen Atomanlagen erhielten, schrieb IAEA-Direktor Mohamed ElBaradei am 8. September in einem Bericht an das in Wien tagende Direktorium der UN-Behörde.
Nordkorea sieht nach Angaben seines Moskauer Botschafters "keinen Grund" für weitere Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm mit den USA. Da die Regierung in Washington versuche, Nordkorea "vollständig zu entwaffnen", sei die kommunistische Führung zum Ausbau ihrer "atomaren Abschreckung" gezwungen, wurde Botschafter Pak Ui Chun von der russischen Nachrichtenagentur Interfax am 8. September zitiert.
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Am 9. September feierte Nordkorea den 55. Jahrestag der Staatsgründung mit einer Militärparade.
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Am 10. September wurde aus Kreisen der US-Regierung berichtet, Nordkorea habe eine neue Mittelstreckenrakete entwickelt. Diese Rakete könne die Nachbarstaaten Koreas treffen. Es handle sich um eine Weiterentwicklung der Scud- und No-Dong-Raketen. Das Pentagon lehnte eine offizielle Stellungnahme zu den Berichten ab.
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Nordkorea ist nach einem Zeitungsbericht "grundsätzlich" bereit zu einer weiteren Runde der Sechs-Nationen-Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm. Pjöngjang habe Russland und andere, an den Verhandlungen beteiligte Länder darüber informiert, dass eine zweite Gesprächsrunde Anfang November in Peking stattfinden könne, berichtete die japanische Zeitung "Kyodo News" am 12. September unter Berufung auf nicht genannte russische Diplomaten. Zuvor habe der russische Präsident Wladimir Putin dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il in einem persönlichen Brief geraten, keine "provozierenden" Maßnahmen zu ergreifen.
Am 12. September verlautete aus Regierungskreisen in Washington, Nordkorea habe die Wiederaufbereitung von Plutonium in der Anlage Yongbyon eingestellt. Allerdings könne dies auch auf technische Probleme zurückzuführen sein, hieß es. Yongbyon gilt als einzige Atomanlage Nordkoreas zur Produktion von waffenfähigem Material. Sie wurde im Februar wieder angefahren; es ist jedoch unklar, in welchem Umfang Pjöngjang bislang waffentaugliches Plutonium produziert hat.
China hat Deutschland um Unterstützung gebeten, auf eine "politische Lösung" der Krise um das nordkoreanische Atomprogramm hinzuarbeiten. China hofft, dass die Gespräche mit Nordkorea bald fortgesetzt werden können. Das sagte Vizeaußenminister Wang Yi, der die Sechs-Nationen-Gespräche über ein Ende der Nuklearpläne Pjöngjangs geleitet hatte, bei einem Treffen mit der Staatsministerin Kerstin Müller am 12. September in Peking. Müller begleitet Bundespräsident Johannes Rau auf seiner einwöchigen China-Reise.
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Die Volksrepublik China hat nach Medieninformationen 150.000 Soldaten an die Grenze zu Nordkorea entsandt, um auf ihren Verbündeten Druck im Atomstreit auszuüben und die Flüchtlingsbewegung unter Kontrolle zu bringen. In der Grenzpräfektur Yanbian seien umfangreiche Truppenbewegungen zu beobachten, mehrere Kasernen seien neu errichtet worden, berichtete die Hongkonger Sonntagszeitung "Sunday Morning Post" am 14. September. Chinesische Sicherheitskreise hätten bestätigt, dass fünf Divisionen der Volksbefreiungsarmee in die Grenzregion verlegt worden seien. Ihre Aufgabe sei es, Flüchtlinge aus dem von Hunger heimgesuchten Nordkorea zurückzuhalten. Zudem sollten sie den Wunsch Pekings unterstreichen, dass Nordkorea weiter mit den USA über sein Atomprogramm verhandelt.
15. - 30. September
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Nach mehr als einem halben Jahrhundert der koreanischen Teilung gibt es wieder eine kommerzielle Flugverbindung zwischen Nord- und Südkorea. Nach Angaben eines südkoreanischen Reiseveranstalters ist am 15. September eine Gruppe von 119 Touristen aus dem Süden in den nördlichen Teil geflogen. Die Maschine der nordkoreanischen Gesellschaft Koryo Air habe die Touristen zu einer fünftägigen Besichtigungstour in das kommunistische Nachbarland gebracht. Bis Ende des Jahres seien etwa 20 weitere Charterflüge geplant.
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Südkorea, Japan und die USA wollen Ende September über eine neue Sechs-Nationen-Runde zur Beilegung der Atomkrise mit Nordkorea beraten. Das zweitägige Treffen werde am 29. September in Tokio beginnen, erklärte das südkoreanische Außenministerium am 16. September in Seoul.
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Wegen Exports von atomwaffenfähigem Material nach Nordkorea müssen sich ab 15. Oktober drei Unternehmer vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Dies teilte am 18. September ein Sprecher mit. Der Geschäftsführer einer Firma im baden-württembergischen Königsbronn soll versucht haben, spezielle Aluminiumrohre zum Bau von Atomwaffen über China nach Nordkorea zu verkaufen. Dem in Haft sitzenden Mann wird Verstoß gegen das Kriegswaffenkontroll- und das Außenwirtschaftsgesetz vorgeworfen. Zwei Hamburger Exportkaufleute sollen Beihilfe dazu geleistet haben.
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Die USA haben Russland zum Stopp ihrer nuklearen Zusammenarbeit mit Iran aufgefordert. Im Bemühen um die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen seien außerdem klare Worte Moskaus an Nordkorea nötig, sagte der amerikanische Botschafter Alexander Vershbow am 19. September auf einer internationalen Konferenz in Moskau. Der Diplomat formulierte detaillierte Erwartungen der USA an Russland: "Wir hoffen auch, dass Russland einen Baustopp für das Atomkraftwerk Buschehr verfügt und keinen Brennstoff liefern wird, bis Iran dem Zusatzprotokoll (des Atomwaffensperrvertrags) zustimmt und bei dessen Umsetzung mit der IAEA vollständig zusammenarbeitet."
Die Internationale Atomenergiebehörde hat Nordkorea erneut nachdrücklich zur Zusammenarbeit aufgefordert und zugleich die Sechser-Gespräche über das umstrittene Atomprogramm des Landes gewürdigt. Die 137 Mitglieder der IAEA-Generalversammlung am 20. September in Wien forderten Pjöngjang in einer Resolution auf, "unverzüglich umfassende Sicherungsmaßnahmen durch die IAEA zu akzeptieren". Zudem solle Nordkorea sein Atomwaffenprogramm abbrechen, wenn es eines betreibe.
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Nach mehr als fünfzig Jahren Trennung hat eine Gruppe von 450 Südkoreanern am 20. September erstmals Angehörige in Nordkorea wiedergesehen. Nach dieser ersten dreitägigen Runde der Begegnungen soll dann ab dem 22. September eine weitere Gruppe mit ihren Angehörigen zusammengebracht werden. Die Teilnehmer aus Südkorea wurden zuvor per Computerlos unter zehntausenden Bewerbern ermittelt. Es ist das achte Mal seit dem historischen koreanischen Nord-Süd-Gipfeltreffen vor mehr als drei Jahren, dass solche Familienkontakte stattfinden.
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Nordkorea verweigert weiterhin eine Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). In einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA wurde am 23. September die jüngste IAEA-Resolution zurückgewiesen, nach der Pjöngjang sein Kernwaffenprogramm aufgeben und dem Atomwaffensperrvertrag wieder beitreten soll. "Es wäre besser gewesen, wenn die Länder, die die Entschließung unterstützt haben, spazieren gegangen wären und Kaffee getrunken hätten, anstatt bei unproduktiven Debatten faul herumzusitzen", hieß es bei KCNA.
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Russland Präsident Wladimir Putin sagte am 27. September nach Gesprächen mit US-Präsident George W. Bush, es sei entscheidend, "die Blockade in dem Konflikt auf der koreanischen Halbinsel zu beenden und eine positive Atmosphäre für konstruktiven Dialog zu schaffen". Russland sei der Ansicht, dass die Bemühungen gegen eine Weiterverbreitung von Atomwaffen von Sicherheitsgarantien begleitet werden sollten. Sein Land werde sich weiter darum bemühen, den Konflikt mit Nordkorea zu entschärfen, sagte Putin.
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Nordkorea will seine nukleare Abschreckung ausbauen und ist an neuen Gesprächen über sein Atomprogramm nicht interessiert. Das berichtete die Nachrichtenagentur KCNA am 30. September. Zur gleichen Zeit stellte Nordkoreas Vizeaußenminister Choe Su Hon vor der UN- Vollversammlung in New York fest, dass die koreanische Halbinsel ihren Frieden nur der starken Kriegsabschreckung verdanke. Er warf den USA vor, die Gespräche über das Atomprogramm nur als Vorwand zur völligen Entwaffnung und Vernichtung Nordkoreas zu nutzen.
1. - 12. Oktober
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Nordkorea soll auf sein umstrittenes Atomprogramm aufgeben - dann kommt Reformhilfe aus Südkorea. Das hat Südkoreas Präsident Roh Moo Hyun am 1. Oktober versprochen. Nordkorea solle den Weg von Friedens und Koexistenz betreten, sagte Roh in Seoul. Die Lösung des Atomkonflikts mit Nordkorea bezeichnete er als größte Aufgabe. Sobald der Konflikt beigelegt sei, würden auch Beratungen mit Nordkorea über militärische Vertrauensmaßnahmen beginnen können.
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Nordkorea hat nach den Worten seines Vizeaußenministers 8000 gebrauchte Kernbrennstäbe wieder aufgearbeitet und damit Voraussetzungen für den Bau von Atomwaffen geschaffen. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zitierte Minister Choe Su Hon am 2. Oktober mit den Worten, Nordkorea habe die Brennstäbe bereits aufgearbeitet und "den Verwendungszweck dieser Brennstäbe geändert". Über den neuen Verwendungszweck machte Choe vor Journalisten in der nordkoreanischen UNO-Vertretung in New York keine Angaben. In einer Meldung der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA wurde versichert, die Atom-Aktivitäten dienten friedlichen Zwecken.
Nordkorea hat nach eigenen Angaben letzte Hindernisse zum Bau von Atombomben aus gebrauchten Brennstäben überwunden. Das Land habe "alle technischen Hindernisse" bei der Umwandlung von Plutonium beseitigt, erklärte die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 3. Oktober.
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Nordkorea braucht nach Angaben der südkoreanischen Regierung dieses Jahr noch rund 1,1 Millionen Tonnen Nahrungsmittelhilfe zusätzlich, um eine Hungersnot abzuwenden. In einem am 4. Oktober vorgelegten Bericht an die Regierung kalkuliert das Ministerium für Wiedervereinigung in Seoul, dass das Nachbarland mindestens 6,32 Millionen Tonnen Nahrung für seine 22 Millionen Einwohner braucht. Dem stünden 4,13 Millionen Tonnen selbst produzierte Nahrungsmittel, 580.000 Tonnen Importe sowie 510.000 Tonnen Hilfsgüter gegenüber. Sollte die Lücke von 1,1 Millionen Tonnen nicht durch Hilfslieferungen gefüllt werden, seien mehr als drei Millionen Menschen vom Hunger bedroht.
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Nordkorea hat eine von den US-Streitkräften erwogene Verlegung eines Flugzeugträgers vom amerikanischen Festland nach Hawaii oder Guam scharf kritisiert. Das beweise, dass die USA nicht die Absicht hätten, ihre "feindselige Politik" gegen Nordkorea zu beenden, hieß es am 6. Oktober in einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA. Die USA setzten so ihre Versuche fort, Nordkorea "mit Gewalt in die Knie zu zwingen". Vor wenigen Tagen hatte der Kommandeur der Pazifikflotte, Admiral Walter Doran, die Entsendung eines zusätzlichen Flugzeugträgers in den Pazifik angedeutet, um besser auf Entwicklungen in Korea oder anderen asiatisch-pazifischen Spannungsgebieten reagieren zu können.
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Nordkorea will Japan von allen weiteren Gesprächen über das Atomprogramm ausschließen. Auf der Teilnahme Japans und weiterer Staaten haben die USA bestanden, weil das mutmaßliche Atomwaffenprogramm des kommunistischen Nordkorea besonders die Region belastet. "Japan ist nichts weiter als ein Hindernis für eine friedliche Lösung des Atomstreits zwischen der DPRK (Nordkorea) und den USA", hieß es in einer Erklärung des nordkoreanischen Außenministeriums, die am 7. Oktober von der staatlichen Nachrichtenagentur des Landes verbreitet wurde. Japan wolle mit den Gesprächen nur die eigenen wirtschaftlichen und politischen Ziele fördern. Dagegen sprach Japans Außenministerium Nordkorea das Recht ab, über die Teilnahme an weiteren Gesprächen entscheiden zu können.
Südkorea hat wegen des Ansturms nordkoreanischer Flüchtlinge sein Konsulat in Peking geschlossen. Die Anzahl der im Gebäude beherbergten Flüchtlinge übersteige die Kapazitäten und mache eine geregelte Arbeit unmöglich, hieß es in einer am 7. Oktober vor dem Gebäude ausgehängten Erklärung. Nach einem Bericht der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap hielten sich bis zu 130 Nordkoreaner in dem Konsulat in der chinesischen Hauptstadt auf.
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Wegen Exports von atomwaffenfähigem Material nach Nordkorea müssen sich vom kommenden Mittwoch an drei Unternehmer vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Dies meldete AP am 10. Oktober. Der Geschäftsführer einer Firma im baden-württembergischen Königsbronn soll versucht haben, spezielle Aluminiumrohre über China nach Nordkorea zu verkaufen, die bei der Herstellung von Nuklearwaffen benötigt werden. Dem in Haft sitzenden Mann wird Verstoß gegen das Kriegswaffenkontroll- und das Außenwirtschaftsgesetz vorgeworfen. Zwei Hamburger Exportkaufleute sollen Beihilfe dazu geleistet haben. Das Urteil wird am 17. Dezember erwartet.
Die USA haben nach Angaben von US-Außenminister Colin Powell neue Ideen entwickelt, um nordkoreanischen Forderungen nach Sicherheitszusagen entgegenzukommen. Nordkorea fordert im Streit um die Aufgabe seines Atomprogramm im Gegenzug von den USA den Abschluss eines Nicht-Angriffspakts. Powell sagte am 10. Oktober zu Agenturjournalisten in Washington, er könne sich ein öffentliches Dokument mit Sicherheitsgarantien vorstellen, das auch von einigen Nachbarstaaten Nordkoreas unterzeichnet werde. Einen formellen Nicht-Angriffspakt werde es aber nicht geben. Die Überlegungen befänden sich noch im Anfangsstadium, sagte Powell. Sie gingen aber weiter als die während der Sechser-Gespräche entwickelten Vorstellungen.
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Der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun hat einen Rücktritt seines Kabinetts und seiner engsten Mitarbeiter im Zusammenhang mit einer Parteispenden-Affäre abgelehnt. Ros sagte am 11. Oktober in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz: "Es ist natürlich, dass sich das Kabinett und die Sekretäre verantwortlich fühlen, aber sie haben nichts falsches gemacht. Das sind meine Probleme." Roh hatte sich am Vortag öffentlich für den Bestechungsskandal entschuldigt. Das Kabinett hatte dann am Samstagmorgen nach einer Sondersitzung seinen Rücktritt angeboten. Auch alle Sekretäre von Roh boten dies an. Roh hatte am Vortag im Fernsehen erklärt, er fühle sich mitverantwortlich dafür, dass ein enger, früherer Mitarbeiter von ihm in einen Parteispendenskandal um den Industriekonzern SK Group verwickelt sein soll. "Die Wahrheit wird nach Abschluss der Untersuchungen deutlich werden", sagte Roh. Die Regierung unter Ministerpräsident Goh Kun erklärte später, sie werde ihre Arbeit fortsetzen.
13. - 19. Oktober
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Südkoreas Präsident Roh Moo Hyun will Mitte Dezember eine Volksbefragung abhalten, in der die Wähler direkt über sein politisches Schicksal abstimmen sollen. Er reagierte damit auf einen Parteispendenskandal, in dessen Verlauf die Staatsanwaltschaft einen seiner engsten Mitarbeiter angeklagt hat. Sollten ihm die Wähler das Vertrauen entziehen, werde er im Februar zurücktreten, sagte Roh am 13. Oktober in einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache. Schon am 15. April könnte dann ein neuer Präsident gewählt werden, zeitgleich mit der ohnehin anstehenden Parlamentswahl.
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Das Landgericht Stuttgart hat zu Beginn des Prozesses um ein im letzten Moment verhindertes Atomgeschäft mit Nordkorea, am 15. Oktober, einen Antrag der Verteidigung auf Einstellung des Verfahrens zurückgewiesen. Nach Angaben des Gerichts begründete die Verteidigung ihren Antrag damit, dass die zuständigen Behörden von der Absicht des Angeklagten, Aluminiumröhren in das kommunistische Land zu liefern, zwar gewusst hätten, dagegen aber nicht rechtzeitig vorgegangen seien. Das Gericht wies diesen Antrag am Nachmittag als unbegründet zurück. Die Verteidiger stellten daraufhin einen weiteren Antrag auf Einstellung des Verfahrens. Dem Hauptangeklagten drohen wegen des Vorwurfs, den Bau einer Atomwaffe gefördert zu haben, bis zu 15 Jahren Haft. Das Urteil wird für den 17. Dezember erwartet.
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Nordkorea will möglicherweise eine Atombombe testen. Zu gegebener Zeit werde sein Land seine nukleare Abschreckungsmacht konkret unter Beweis stellen, sagte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA vom 16. Oktober. Pjöngjang habe keine andere Wahl, wenn es sich gegen amerikanische Invasionspläne zur Wehr setzen wolle.
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Die Versöhnungsgespräche zwischen Süd- und Nordkorea in Pjöngjang sind am 17. Oktober ohne sichtbaren Fortschritt im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm zu Ende gegangen. Nordkorea habe während der Verhandlungen in Pjöngjang darauf beharrt, dass der Atomkonflikt eine Angelegenheit zwischen Nordkorea und den USA sei. Das berichten südkoreanische Medien vom Verhandlungsort. Beide Länder hätten sich jedoch darauf geeinigt, die Zusammenarbeit fortzusetzen.
Die Mitglieder des Asien-Pazifik-Forums wollen bei ihrem Treffen in Thailand den Druck auf Nordkorea erhöhen und das Land erneut zur atomaren Abrüstung auffordern. Die nordkoreanische Regierung solle die Botschaft erhalten, "dass wir die Angelegenheit friedlich lösen wollen, ohne nukleare Waffen", sagte die japanische Außenministerin Yoriko Kawaguchi am 17. Oktober in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Sie habe das Thema bei einem Mittagessen der APEC-Außenminister auf den Tisch gebracht und Zustimmung für weitere Sechs-Länder-Gespräche bekommen. Eine erneute Gesprächsrunde sei als "gute Sache" betrachtet worden, sagte sie.
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Beim Abschluss des APEC-Gipfeltreffens sagte US-Präsident Bush in Bangkok am Wochenende (18./19. Oktober), er schließe einen formellen Nichtangriffspakt mit Nordkorea aus. Einen Tag später sagte er nach einem Gespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo-hyun, er sei wie sein südkoreanischer Amtskollege für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel. US-Außenminister Powell kündigte vor den Apec-Delegierten die Bereitschaft der USA an, Nordkorea Sicherheitsgarantien zu geben.
20. - 31. Oktober
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Am 20. Oktober testete Nordkorea eine Rakete, die im japanischen Meer landete.
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Nordkorea hat den Vorschlag des US-Präsidenten über multilaterale Sicherheitsgarantien für das Land als Gegenleistung für die Einstellung des nordkoreanischen Atomprogramms als "lächerlich" zurückgewiesen. Dies verlautete aus einem nordkorenischen Rundfunkkommentar vom 22. Oktober. Nordkorea bekräftigte in dem Kommentar noch einmal seine Forderung nach einem bilateralen Nichtangriffspakt mit den USA und nach einem Ende der "feindlichen Politik" Washingtons gegenüber Nordkorea.
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Nach südkoreanischen Angaben hat Nordkorea in den vergangenen fünf Jahren Scud-Raketen und Raketenzubehörteile im Wert von 110 Mio. Dollar an Iran, Irak und andere Länder des Nahen Ostens verkauft. Allein im letzten Jahr seien Scuds im Wert von 60 Mio. Dollar in den Jemen, nach Syrien, Iran und Irak gegangen. Dies geht aus einem Bericht des südkoreanischen Verteidigungsministeriums hervor, der am 23. Oktober an das Parlament übergeben wurde. Nordkorea habe zwischen 1998 und 2002 für 400 Mio. Dollar Waffen eingekauft, z.B. MiG-Kampfjets, Panzerfahrzeuge, Hubschrauber, Navigations- und Kommunikationsgeräte. Geliefert wurde aus Russland, China, Deutschland, der Slowakei, Österreich, Weißrussland und Japan.
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Das Verteidigungsministerium in Seoul teilte am 24. Oktober mit, dass sich noch 496 ehemalige südkoreanische Soldaten als Kriegsgefangene in Nordkorea befinden. Sie seien während des Koreakrieges 1950-53 gefangen genommen worden.
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Im Streit um sein Atomprogramm will Nordkorea das amerikanische Angebot einer schriftlichen Sicherheitsgarantie offenbar doch noch in Erwägung ziehen. Pjöngjang sei bereit, das Angebot von US-Präsident George W. Bush zu überdenken, erklärte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am 25. Oktober laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA.
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Der maßgeblich für die Annäherung an Südkorea verantwortliche nordkoreanische Regierungsbeamte ist tot. Wie die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 27. Oktober meldete, starb Kim Yong Sun am 26. Oktober im Krankenhaus an den Folgen eines im Juni erlittenen Autounfalls. Kim war Sekretär des Zentralkomitees der regierenden Arbeiterpartei, Mitglied des Obersten Vollksversammlung (Parlament) und Vize-Präsident des Komitees für eine friedliche Wiedervereinigung des Vaterlands. Eine zentrale Rolle spielte der 69 Jahre alte Kim beim historischen Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten des stalinistischen Nord- und des kapitalistischen Südkorea im Juni 2000, der einen Annäherungsprozess einleitete.
Der ranghöchste nordkoreanische Überläufer ist am 27. Oktober von Südkorea zu einem Besuch in die Vereinigten Staaten aufgebrochen. Dass Hwang Jang Yop von Seoul erstmals die Ausreise erlaubt wurde, könnte die Beziehungen unter den koreanischen Nachbarstaaten erheblich belasten, befürchten Beobachter. Der 81-Jährige war 1997 aus Pjöngjang übergelaufen. Er war einst Parlamentspräsident und Mentor des nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong Il. Für Seoul war seine Einreise ein geheimdienstlicher Glücksfall, Pjöngjang warf ihm dagegen Verrat vor. In mehreren Büchern und Vorträgen verurteilte Hwang seitdem seinen einstigen Schüler Kim für dessen totalitäres Regime. In einem Interview mit der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap sagte Hwang, seine einwöchige USA-Reise sei Teil seiner Kampagne zur Rettung des nordkoreanischen Volkes. Über seine Stationen und Termine in den Vereinigten Staaten wurde lediglich bekannt, dass er am 31. Oktober an einer Konferenz der konservativen Defense Forum Foundation in Washington teilnehmen will.
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Eine Japanerin hat in Nordkorea politisches Asyl beantragt, nachdem sie während einer China-Reise illegal über die Grenze gelangt war. Wie das japanische Außenministerium und die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 28. Oktober berichteten, liegt der Vorfall bereits zwei Monate zurück. Doch erst am 27. Oktober seien die japanischen Behörden von dem Asylantrag der jungen Frau informiert worden, sagte ein Ministeriumssprecher in Tokio. Er bezeichnete den Fall als völlig ungewöhnlich. Nach seinen Angaben sind die Gründe der Frau vorwiegend persönlicher Natur.
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Im Bemühen um eine Beilegung des Streits um das Atomprogramm Nordkoreas ist am 29. Oktober eine ranghohe chinesische Delegation in Pjöngjang eingetroffen. Zu den Teilnehmern gehören der stellvertretende Ministerpräsident Zeng Peiyan, Parlamentspräsident Wu Bangguo sowie ein führender Militärvertreter, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Es handelt sich um die ranghöchste chinesische Delegation in Nordkorea seit mehr als zwei Jahren. China bemüht sich derzeit um neue multinationale Verhandlungen über den Atomkonflikt mit Pjöngjang. Die erste Gesprächsrunde unter Beteiligung Nord- und Südkoreas, Chinas, der USA, Japans und Russlands fand im August in Peking statt. Sie ging ohne konkrete Ergebnisse zu Ende, die Teilnehmer verständigten sich jedoch auf weitere Verhandlungen.
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Nordkoreas Führer Kim Jong Il hat einer neuen Runde der Sechs- Nationen-Gespräche über eine Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms zugestimmt. Das berichtete das staatliche chinesische Fernsehen am 30. Oktober. Kim Jong Il hat mit dem chinesischen Parlamentschef Wu Bangguo in Pjöngjang über den Konflikt beraten. Wann die neuen Sechser-Gespräche statt finden soll, ist noch nicht bekannt.
Die südkoreanische Marine hat mit Warnschüssen ein nordkoreanisches Patrouillenboot vertrieben. Das teilte am 30. Oktober der Generalstab in Seoul mit. Das nordkoreanische Schiff habe nach etwa zehn Minuten abgedreht, nachdem vier Salven abgefeuert wurden. In diesem Jahr gab es nach offiziellen Angaben 19 Grenzverletzungen durch Schiffe oder Fischerboote aus Nordkorea.
Millionen Nordkoreaner sind im nächsten Jahr nach UN-Angaben erneut von einer Hungerkatastrophe bedroht. Trotz besserer Ernteerträge sei ein Viertel der Bevölkerung des Landes, etwa 6,5 Millionen Menschen, auf internationale Lebensmittellieferungen angewiesen, sagte Rick Corsino, Direktor des UN-Welternährungsprogrammes (WFP) für Nordkorea am 30. Oktober in Peking. Von dem erwarteten Gesamtbedarf von 5,1 Millionen Tonnen Getreide könne Nordkorea nur 4,16 Millionen selber decken. Die übrigen 940.000 Tonnen müssten von der internationalen Staatengemeinschaft bereit gestellt werden, um den Hungertod tausender Koreaner zu verhindern.
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