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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Korea: Chronik wichtiger Ereignisse
Juli/August 2003
1. bis 13. Juli
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Nordkorea hat nach Einschätzung amerikanischer Geheimdienste damit begonnen, Atomsprengköpfe für sein Raketenarsenal zu entwickeln. Das berichtete die "New York Times" am 1. Juli unter Berufung auf Regierungsbeamte. CIA-Aufklärungssatelliten hätten in der Region Youngdoktong in der Nähe eines großen Atomkomplexes Testgelände entdeckt, auf denen mit konventionellen Explosionen Atomdetonationen simuliert wurden. Damit sei noch nicht belegt, dass Nordkorea solche Atomsprengköpfe bereits baue, sagten die Informanten der Zeitung. Es lege aber die Vermutung nahe, dass Pjöngjang seine Raketen- und Atomprogramme synchronisiere.
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Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben im Rahmen seines Atomwaffenprogramms rund siebzig Tests vorgenommen. Die Versuche mit hoch explosivem Sprengstoff seien im Bezirk Yongdok im Nordwesten des Landes erfolgt, sagte der Leiter des südkoreanischen Geheimdienstes, Ko Young Koo, nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap am 9. Juli. Yongdok liegt 40 Kilometer vom umstrittenen nordkoreanischen Atomkraftwerk Yongbyon entfernt.
Nordkorea hat am 9. Juli vor einem drohenden Atomkrieg gewarnt. "Die schwarzen Wolken eines Atomkriegs nähern sich der koreanischen Halbinsel mit jeder Minute", erklärte die nordkoreanische Delegation zum Auftakt von Gesprächen mit Vertretern Südkoreas in Seoul. "Niemand kann die katastrophalen Folgen absehen, wenn die Krise den kritischen Punkt überschreitet und ein Krieg entfacht wird." Die Delegierten bekräftigten jedoch zugleich die Bereitschaft Pjöngjangs zu einer Aussöhnung mit Südkorea. Die nordkoreanische Delegation aus fünf Unterhändlern und 27 weiteren Vertretern war am Vormittag in Seoul eingetroffen.
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Nordkorea ist nach den Worten eines Unterhändlers im Streit um sein Atomprogramm "sowohl zum Krieg als auch zum Dialog" bereit. "Unsere Grundhaltung ist, dass wir die Angelegenheit friedlich lösen wollen", sagte Kim Ryong Song am Donnerstag vor Gesprächen mit einer südkoreanischen Delegation in Seoul. "Aber wenn auswärtige Kräfte unsere Position ignorieren und versuchen, Gewalt anzuwenden, werden wir ihnen mutig begegnen und unsere Stärke zeigen", sagte Kim. Der nordkoreanische Unterhändler forderte Südkorea zur Zusammenarbeit auf, um einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel zu verhindern. Er sprach auch eine indirekte Warnung an die USA aus, ohne den wichtigsten Verbündeten Südkoreas namentlich zu erwähnen: "Wir werden uns nicht länger ausländischem Zwang beugen, und wir sind zu Gegenschlägen bereit." Bei den Gesprächen in Seoul, die bis zum 12. Juli dauern, geht es in erster Linie um die Förderung inner-koreanischer Projekte, die auf dem historischen Gipfeltreffen im Juni 2000 vereinbart worden waren. Südkorea will Nordkorea außerdem zu multilateralen Gesprächen über sein Atomprogramm bewegen.
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Die dreitägigen Gespräche zwischen Nord- und Südkorea auf Ministerebene sind am 12. Juli mit der Absichtserklärung zu Ende gegangen, sich in weiteren Gesprächen um eine Lösung des Streits um Nordkoreas Atomprogramm zu bemühen. "Südkorea und Nordkorea werden die Atom-Frage durch eine geeignete Form des Dialogs friedlich lösen", hieß es in der in Seoul veröffentlichten Erklärung. Strittig blieb der Teilnehmerkreis internationaler Gespräche. Nordkorea verlangt direkte Gespräche mit den USA, während diese - ebenso wie Südkorea - Japan und China mit einbeziehen wollen. Die nächste Ministerrunde soll am 14. Oktober in Pjöngjang stattfinden. Ein Sprecher der südkoreanischen Regierung sprach von einem Schritt nach vorn. "Wir können den Ausdruck 'geeignete Form des Dialogs' so interpretieren, dass sich Nordkorea möglicherweise in Richtung multilaterale Gespräche bewegt", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
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Der frühere US-Präsident Bill Clinton hat eindringlich vor der Bedrohung durch das Atomprogramm Nordkoreas gewarnt. Von dem stalinistisch regierten Staat gehe eine viel größere Gefahr aus, als dies jemals für Irak gegolten habe, sagte Clinton am 12. Juli auf einer Konferenz über Reformpolitik in Surrey bei London. Nordkorea entwickele Atomwaffen, werde sie aber nicht einsetzen, sondern verkaufen. Das Thema sei bei weitem wichtiger, als es derzeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Zur Reform-Konferenz bei London wurden am 13. Juli 14 Staats- und Regierungschefs von Mitte-Links-Parteien erwartet, unter ihnen Bundeskanzler Gerhard Schröder.
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Nordkorea hat die USA über den Abschluss der Wiederaufbereitung seiner atomaren Brennstäbe informiert. Nordkoreanische UN-Diplomaten hätten US-Vertretern in der vergangenen Woche in New York mitgeteilt, dass der Aufbereitungsprozess sei am 30. Juni abgeschlossen worden sei, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 13. Juli. Pjöngjang habe zudem angekündigt, im Atomkraftwerk Yongbyon neue Reaktoren bauen zu wollen.
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Die Präventivschlag-Politik Washingtons birgt nach Überzeugung des früheren nationalen US-Sicherheitsberaters Samuel Berger erhebliche Risiken. "Ich befürchte, dass unsere Doktrin des Präventivschlags den Handel mit Nuklearmaterial eher verstärkt als verhindert", sagte Berger in einem am 13. Juli vorab veröffentlichten Interview des Nachrichtenmagazins "Focus". "Staaten wie Iran und Nordkorea sehen sich dadurch nur ermutigt, ihre eigenen Atomprogramme zu beschleunigen."
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Nordkorea habe die Aufbereitung von Brennstäben abgeschlossen, bei der waffenfähiges Plutonium anfällt, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am 13. Juli unter Berufung auf Angaben nordkoreanischer Diplomaten gegenüber den USA. Nordkoreanische Vertreter bei den Vereinten Nationen (UNO) hätten US-Regierungsvertretern in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass die Aufbereitung der Brennstäbe am 30. Juni abgeschlossen worden sei, sagte Yonhap zufolge Chang Sung Min, ein hochrangiger Geheimdienstberater des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung. Das südkoreanische Außenministerium teilte dazu lediglich mit, Südkorea und die USA hätten Informationen zum nordkoreanischen Atomprogramm ausgetauscht. In Luftproben aus der Nähe des nordkoreanischen Reaktors Yongbyon wurden US-Angaben zufolge Spuren von Krypton 85 nachgewiesen, das bei der Wiederaufbereitung von Brennstäben entsteht. Dies meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Kyodo bereits am 12. Juli. Die Angaben Changs gehen weit über einen Bericht des südkoreanischen Geheimdiensts an das Parlament hinaus, demzufolge Nordkorea in Yongbyon bislang nur eine geringe Zahl der 8000 abgebrannten Brennstäbe aufbereitet habe. Geheimdienstberichten zufolge hat Nordkorea bereits ein oder zwei Atomwaffen gebaut. Einer Vereinbarung von 1994 mit den USA zufolge sollte das Land sein Atomprogramm einfrieren. Trotzdem setzte Nordkorea US-Angaben zufolge die Anreicherung von Uran für den Bombenbau fort.
Der australische Ministerpräsident John Howard bezeichnete die Situation als gefährlich und forderte vor allem China auf, seinen kommunistischen Verbündeten Nordkorea stärker unter Druck zu setzen, sich an die internationalen Vereinbarungen zur Nutzung von Atomkraft zu halten. "Ich bin sehr besorgt. Nordkorea ist ein Schurkenstaat und befindet sich eindeutig im Bruch mit internationalen Vereinbarungen zu Atomwaffen", sagte Howard in Canberra vor dem Antritt seiner Asien-Reise, die ihn gegen Ende der Woche auch nach Südkorea führt. "Wir müssen jedmöglichen internationalen diplomatischen Druck ausüben, besonders von Seiten Chinas, um Nordkorea dazu zu bringen, dass es im Interesse aller ist, wenn es damit aufhört und in die internationale Gemeinschaft zurückkehrt."
14. bis 31 Juli
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Das Weiße Haus hat sich am 15. Juli sehr besorgt über Nordkoreas nukleare Anstrengungen geäußert. Die "New York Times" berichtete, dass Nordkorea nach eigenen Angaben nun genügend Plutonium zum Bau von sechs Atombomben produziert habe. Pjöngjang sei entschlossen, die Waffen bald herzustellen, so US-Regierungskreise laut der "New York Times".
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Chinas Außenminister Li Zhaoxing und US-Außenminister Colin Powell sprachen am 16. Juli einer Meldung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge telefonisch über die seit Monaten festgefahrenen Gespräche über Nordkoreas Atompläne. Der Bericht über die neue chinesische Initiative folgte nach der Rückkehr des stellvertretenden chinesischen Außenministers Dai Binggou, der in Pjöngjang Gespräche unter anderem auch mit dem koreanischen Machthaber Kim Jong Il geführt und ihm laut nordkoreanischen Angaben einen persönlichen Brief des chinesischen Präsidenten Hu Jintao überreicht hatte.
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Ein militärischer Zwischenfall an der schwer bewachten Grenze zwischen Süd- und Nordkorea hat am 17. Juli für neue Spannungen auf der geteilten Halbinsel gesorgt. Soldaten beider Seiten lieferten sich nach Angaben des Generalstabs in Seoul am frühen Morgen einen kurzen Schusswechsel in der entmilitarisierten Zone (DMZ). Bis zu vier Salven aus Maschinengewehren seien aus noch ungeklärten Gründen von einem nordkoreanische Wachposten aus gegen einen südkoreanischen Posten abgegeben worden. Zusammen mit Warnungen durch den Lautsprecher habe das südkoreanische Militär das Feuer mit 17 Salven erwidert. Es sei der erste derartige Vorfall in der DMZ seit November 2001 gewesen.
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Nordkorea ist nach Einschätzung des Leiters der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Mohammed el Baradei die größte Gefahr für den Atomwaffensperrvertrag. "Meiner Ansicht nach stellt die Lage in Nordkorea die unmittelbarste und schlimmste Bedrohung der Regelung zur Nichtverbreitung von Atomwaffen dar", sagte El Baradei am 18. Juli in Wien. Er hoffe auf Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, Nordkorea wieder auf den Vertrag zu verpflichten.
Nordkorea hat nach Ansicht seines Nachbarn China genügend Plutonium zum Bau einer Atombombe. Zu dieser Einschätzung seien die chinesischen Geheimdienste in den vergangenen Wochen gelangt, berichtete am 18. Juli die asiatische Ausgabe des "Wall Street Journal" unter Berufung auf chinesische Diplomaten. Das von Nordkorea hergestellte Material reiche mindestens für eine Bombe. Ein europäischer Beamter sagte der Zeitung, die Regierung in Pjöngjang müsse das waffenfähige Plutonium, die Zündvorrichtung und weitere Bauteile aber noch zusammensetzen.
China und die USA beharren auf einer multilateralen Lösung des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm. Bei seinen Gesprächen mit hochrangigen US-Regierungsvertretern habe Einigkeit darüber bestanden, dass der Konflikt "gemeinsam" und "im Dialog" gelöst werden müsse, sagte der chinesische Vize-Außenminister Dai Bingguo am 18. Juli (Ortszeit) in Washington. Er unterrichtete die US-Regierung über seinen jüngsten Besuch beim nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il in Pjöngjang, der Hoffnungen auf eine Wiederaufnahme der Atomgespräche unter Vermittlung Chinas genährt hatte. Nordkorea fordert direkte Verhandlungen mit den USA, während die USA ihre Verbündeten Japan und Südkorea in die Gespräche einbinden wollen.
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Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums weitere Langstreckenraketen stationiert, die Südkorea und Japan erreichen könnten. Zudem habe Nordkorea seine Artillerie weiter in den Süden gebracht und damit die Bedrohung für Seoul erhöht, hieß es in einem am 19. Juli vorgelegten Bericht des Ministeriums. Die nördlichen Außenbezirke der südkoreanischen Hauptstadt sind nur 40 Kilometer von der entmilitarisierten Zone entfernt, die die beiden Staaten trennt. Die nordkoreanischen Scud-B/C-Raketen hätten eine Reichweite von 300 bis 500 Kilometern und die Rodong-1-Raketen könnten Ziele in bis zu 1.300 Kilometern Entfernung erreichen, hieß es weiter in dem Bericht. Auch die Taepodong-2-Rakete, die eine Reichweite von 6.000 Kilometern habe, werde derzeit entwickelt. Wie viele Raketen und wo sie stationiert wurden, teilte das Ministerium nicht mit.
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Auf der zweiten Station seiner Asienreise ist der britische Premierminister Tony Blair am 20. Juli in Seoul eingetroffen. Bei seinen Gesprächen mit dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun sollten bilaterale Fragen sowie der Atomstreit mit Nordkorea im Mittelpunkt stehen. Blair wollte sich stärker als bisher in die diplomatischen Bemühungen für eine Beilegung dieser Krise einschalten.
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Nordkorea könnte nach Angaben eines US-Experten bis zum Jahresende über acht Atombomben verfügen. Wenn Pjöngjang sein Nuklearprogramm im derzeitigen Tempo fortführe, könne es zudem im kommenden Jahr mit einer Serienproduktion von fünf bis zehn Bomben jährlich beginnen, sagte der frühere US-Gesandte für Nordkorea, William Perry, am in Washington. Dies stelle ein "inakzeptables Risiko für unsere Sicherheit" dar. (Bericht: AFP vom 22. Juli.)
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Der Atomstreit mit Nordkorea war u.a. Thema beim diesjährigen Asien-Europa-Treffen (ASEM) auf der indonesischen Insel Bali am 24. Juli. Außenminister oder deren Vertreter aus 26 asiatischen und europäischen Staaten forderten Nordkorea zur Beendigung seines Atomprogramms auf. Das Land möge eine Rückkehr zum Atomwaffensperrvertrag erwägen, hieß es.
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UN-Generalsekretär Kofi Annan misst der diplomatischen Beilegung des Atomstreits mit Nordkorea "höchste Priorität" bei. Die Kontroverse um Pjöngjangs nukleare Aufrüstung zeige, dass der Koreakrieg auch 50 Jahren nach Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens noch nicht wirklich verarbeitet sei. Dieses unerledigte Geschäft bedeute Gefahr für die ganze Welt, sagte Annan am 25. Juli in New York. Pjöngjang müsse sich dem Willen der internationalen Gemeinschaft beugen.
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Im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm ist Pjöngjang nach Angaben Moskaus zu Gesprächen in einer Sechser-Runde bereit. Auch Russland solle auf Wunsch Nordkoreas an den Gesprächen teilnehmen, erklärte das russische Außenministerium am 31. Juli nach einem Treffen von Vize-Ressortchef Juri Fedotow mit dem nordkoreanischen Botschafter Pak Ui Chun. Pjöngjang arbeite "aktiv" daran, eine solche Verhandlungsrunde einzuberufen, um die "komplexe Lage" auf der koreanischen Halbinsel zu entwirren, hieß es in Moskau. Die weiteren möglichen Beteiligten nannte das Moskauer Außenamt nicht. US-Außenamtssprecher Richard Boucher begrüßte die Anzeichen für ein Einlenken Nordkoreas als "sehr ermutigend". Die USA wollen für eine neue Verhandlungsrunde auch China, Südkorea und Japan hinzuziehen.
Die USA haben vor möglichen neuen Gesprächen über das Atomprogramm Nordkoreas im September den Ton gegenüber dem kommunistischen Staatschef Kim Jong Il verschärft. US-Chefunterhändler John Bolton nannte Kim am 31. Juli in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul einen tyrannischen Diktator, der königlich lebe, während die Bevölkerung hungere, und Tausende im Gefängnis säßen. Die Äußerungen Boltons dürften eine harsche Reaktion Nordkoreas nach sich ziehen. Bolton sagte, Kim liege falsch, wenn er glaube, dass seine Drohung mit einem Atomwaffen-Export die Entschlossenheit der Staatengemeinschaft verringern werde, durch Gespräche die Atompläne Nordkoreas zu stoppen. "Die Tage der (nordkoreanischen) Erpressung sind vorüber", sagte Bolton vor dem Ostasien-Institut. "Kim Jong Il unterliegt einem tödlichen Fehler, wenn er glaubt, die Entwicklung von Atomwaffen mehre seine Sicherheit." Im vergangenen Jahr habe Kim insbesondere das Atomprogramm vorangetrieben. Bolton gilt als Vertreter einer harten Linie gegenüber Nordkorea. Er beschrieb Kim als einen "tyrannischen Chef eines Schurkenstaats", der umfassende Reformen einführen müsse oder anderenfalls den wirtschaftlichen Ruin erlebe. "Für viele in Nordkorea ist das Leben ein höllischer Albtraum." Bolton berät US-Außenminister Colin Powell.
1. bis 17. August
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Die USA, China und Japan haben am 1. August die Bereitschaft Nordkoreas zu multilateralen Verhandlungen über sein Atomprogramm begrüßt. Der kommunistische Staat hatte zuvor Berichte über ein entsprechendes Angebot bestätigt. Pjöngjang habe einer Gesprächsrunde mit insgesamt sechs Parteien aber nur unter der Bedingung zugestimmt, am Rande der Konferenz Einzelgespräche mit den USA führen zu können, meldete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.
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Die zehn Nordkoreaner, die Zuflucht in der japanischen Botschaft in Thailand gesucht haben, sind nach Angaben des deutschen Arztes Norbert Vollertsen von seiner Menschenrechtsbewegung unterstützt worden. Das Netzwerk plane weitere solcher Aktionen, um auf das Leiden der nordkoreanischen Bevölkerung aufmerksam zu machen, erklärte Vollertsen in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Das nächste Ziel sei "eine deutsche Einrichtung in der Nähe", sagte er. Vollertsen, der bis Ende 2000 rund 18 Monate lang in Nordkorea tätig war, äußerte in einem AP-Telefoninterview die Hoffnung, dass eine Massenflucht aus dem kommunistischen Land zu einem friedlichen Umsturz führen könnte. Die Unterstützergruppe plane unter anderem Fluchtaufrufe per Luftballons und über Radiogeräte, die nach Nordkorea geschmuggelt werden sollten.
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Pjöngjang bestätigte am 3. August noch einmal, dass es an den internationalen Gesprächen über das koreanische Atomprogramm teilnehmen wolle. Allerdings dürfe John Bolton nicht daran teilnehmen, der erst vor kurzem mit sehr undiplomatischen Ausfällen gegen das nordkoreanische Regime aufgefallen war. Der für Abrüstung und internationale Sicherheit zuständige US-Staatssekretär Bolton hatte Kim Jong Il als "tyrannischen Diktator" und das Leben in Nordkorea als "höllischen Albtraum" bezeichnet. Pjöngjang konterte nun: "Ein solcher menschlicher Abschaum und Blutsauger hat kein Recht, an den Gesprächen teilzunehmen", sagte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am 3. August.
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Der Sohn des Gründers des südkoreanischen Hyundai-Konzerns, Chung Mong Hun, begin am 4. August Selbstmord. Er hatte zugegeben, vor dem historischen Gipfeltreffen zwischen den Staatschefs Nord- und Südkoreas im Jahr 2000 insgesamt 500 Mio. Dollar nach Pjöngjang überwiesen zu haben. Chung hatte in einem südkoreanischen Untersuchungsausschuss, der wegen dieser Affäre eingesetzt wurde, behauptet, das Geld sei zur Anbahnung von Hyundai-Geschäften gezahlt worden. Die Opposition sprach dagegen davon, dass Nordkorea bestochen worden sei. Der Politskandal hatte sich immer mehr ausgeweitet und auf Chung wartete ein Gerichtsverfahren, in dem er im Fall eines Schuldspruchs mit drei Jahren Haft hätte rechnen müssen.
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Nordkorea hat die geplanten Militärübungen der südkoreanischen und US-Streitkräfte scharf kritisiert. Die Manöver würden Zweifel aufkommen lassen, ob Washington seine feindselige Haltung gegenüber Nordkorea aufgeben wolle, sagte das Außenministerium in Pjöngjang am 7. August.
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Am 9. August bestätigte Chinas Vizeaußenminister Wang Yi nach einem Besuch in Pjöngjang, dass Nordkoreas Führung einem Sechs-Länder-Treffen Ende August zugestimmt habe. Die zweitägigen Gespräche sollen am 26. August in Peking beginnen. Teilnehmen sollen neben dem Gastgeber China Nord- und Südkorea, die USA, Japan und Russland. Das Zentralorgan der KP Nordkoreas machte aber in einem Artikel deutlich, dass die Gespräche auch scheitern können, dann nämlich, wenn die USA weiter ihre Doppelstrategie verfolgen, "Druck auszuüben und den Dialog zu suchen". "Wirtschaftsblockaden und militärisch Bedrohungen können die Gespräche zum Platzen bringen", heißt es in dem Artikel.
Südkoreas Vizeaußenminister reiste am 9. August nach Moskau, der chinesische Außenminister Li Zhaoxing über Südkorea nach Japan. Am 14. August wollen sich die Außenminister von USA, Japan und Südkorea in Washington treffen. Alle diese Aktivitäten dienen offenbar der Vorbereitung des Gipfels am 26. August.
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Am 13. August hat das nordkoreanische Außenministerium seine Forderung nach einem Nichtangriffspakt mit den USA bekräftigt. Solange die USA ihre feindliche Haltung gegenüber Nordkorea nicht aufgebe, würde Pjöngjang die "atomare Abschreckung nicht aufgeben", heißt es.
18. bis 31. August
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Die südkoreanische Marine vertrieb am 18. August ein nordkoreanisches Schiff aus ihren Gewässern. Der Zwischenfall ereignete sich an der umstrittenen Seegrenze. Nach südkoreanischen Angaben ist es das 15. Mal in diesem Jahr, dass nordkoreanische Schiff in südkoreanisches Gewässer eingedrungen seien.
Am 18. August begannen Streitkräfte der USA und Südkoreas ein gemeinsames elftägiges Manöver. Dabei geht es vor allem um "interaktive Computersimulationen".
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Die südkoreanische Polizei hat am 22. August eine Gruppe um den deutschen Arzt Norbert Vollertsen daran gehindert, Helium-Ballone mit kleinen Radios nach Nordkorea aufsteigen zu lassen. Bei der Aktion wurde Vollertsen verletzt.
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Während der Welt-Universiade ist es am 24. August zu Zusammenstößen zwischen Delegierten aus Nordkorea und Gegnern des nordkoreanischen Atomprogramms gekommen. Eine Gruppe von etwa 20 Demonstranten zeigte Plakate mit Aufschriften wie "Nieder mit (dem nordkoreanischen Staatschef) Kim Jong Il" und mit Bildern hungernder Kinder in dem kommunistischen Land. Mehrere als Reporter für die Spiele im südkoreanischen Daegu akkreditierte Nordkoreaner griffen die Demonstranten an. Bei dem folgenden Handgemenge wurde auch der deutsche Arzt Norbert Vollertsen (siehe auch Chronik vom 22. August) zu Boden gerissen. Er wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Über seinen Zustand war zunächst nichts bekannt. Vollertsen hat lange in Pjöngjang gearbeitet und mehreren Nordkoreanern zur Flucht verholfen. Die südkoreanische Polizei trennte die streitenden Parteien.
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Vor Beginn der Sechser-Gespräche über eine Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms haben Teilnehmer am 25. August zu hohe Erwartungen gedämpft. Russlands Vizeaußenminister Alexander Losjukow verwies bei seiner Ankunft in Peking auf "starre Haltungen", zeigte sich jedoch "vorsichtig optimistisch". Südkoreas Vizeaußenminister Lee Soo Hyuck sagte, alle wären schon "glücklich", wenn am Ende der Termin für die nächste Runde festgelegt würde. Auch die USA haben geringe Erwartungen und würden eine Vereinbarung, sich bald wieder zu treffen, als Fortschritt bewerten, zitierte die "Washington Post" Regierungsbeamte. China sieht in den Gesprächen einen wichtigen Schritt zu einer friedlichen Lösung der Nuklearfrage, wie das Außenministerium sagte.
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Einen Tag vor dem offiziellen Beginn der Sechser-Gespräche in Peking hat ndie südkoreanische Marine Warnschüsse auf ein nordkoreanisches Patrouillenboot abgefeuert, das nach südkoreanischen Angaben vorübergehend die Seegrenze zu Südkorea überschritten haben soll.
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Ohne Annäherung ist am 27. August in Peking die erste Runde der Sechs-Nationen-Gespräche über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm beendet worden. Alle Seiten hätten ihre Positionen beibehalten, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Außenministeriums. Nordkoreas Außenminister Kim sagte nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS, sein Land könne ein noch bedrohlicheres Abschreckungspotenzial entwickeln. Gleichzeitig betonte er, Nordkorea habe keine Atomwaffen und auch nicht das Ziel, welche zu entwickeln. Washington geht dagegen davon aus, dass Pjöngjang bereits im Besitz von etwa zwei Atombomben ist
und zudem über genug Plutonium verfügt, um binnen Monaten ein halbes Dutzend weitere zu bauen. Der russische Vize-Außenminister Alexander Losjukow sagte, der erste "Schritt" in Richtung Ziel sei getan. Die Gespräche seien der "einzig realistische Weg". Der Agentur ITAR-TASS sagte Losjukow, die USA und Nordkorea hätten jedoch "eine Reihe von Vorbedingungen" gestellt, die den Fortgang der Verhandlungen blockierten. Nordkorea wolle "frei von Atomwaffen sein", fühle sich aber gleichzeitig "von den USA bedroht". Die USA haben die Sechs-Parteien-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm am Mittwoch als Beginn eines Prozesses beschrieben, aber keine Angaben zum Verlauf oder zur Stimmung der Gespräche gemacht. "Ich habe keine Adjektive oder Adverbien zu bieten", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums vor Journalisten. "Dies ist ein Prozess, der Beginn eines Prozesses, und deshalb kann ich keine weiteren Einzelheiten zum Inhalt der Gespräche bekanntgeben." Die japanische Regierung war mit einem eigenen Forderungskatalog in die Runde gegangen. Das Schicksal von nach Nordkorea entführten Japanern müsse im Zusammenhang mit der "Nuklearfrage" ebenfalls besprochen werden, forderte Delegationsleiter Mitoji Yabunaka. Nach dem offiziellen Ende des ersten Verhandlungstages folgten bilaterale und multilaterale Gespräche. Neben den USA und Nordkorea haben Südkorea, Russland, China und Japan Diplomaten nach Peking entsandt, um Pjöngjang zu einem Ausstieg aus seinem Atomprogramm zu bewegen.
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Sechs-Länder-Gesprächen über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm seine "aktive Unterstützung" zugesagt. Er begrüße die Aufnahme der Verhandlungen und hoffe auf einen Erfolg, hieß es in einer Mitteilung Annans, die am 27. August in New York veröffentlicht wurde. Die Gespräche in Peking seien eine "ermutigende Entwicklung", die den Willen der beteiligten Regierungen erkennen lasse, für die Probleme der Region eine Verhandlungslösung zu finden. Er hoffe, dass die Beratungen in Peking zu Ergebnissen führten, mit denen sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel und in der Region verringern ließen, betonte Annan.
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Nordkorea und Südkorea haben eine historische Vereinbarung zum Abbau von Handelshindernissen getroffen. Wie Vertreter beider Seiten am 28. August in Seoul mitteilten, zielt das Abkommen darauf, kleinen und mittelständischen Firmen beider Ländern direkten Handel zu ermöglichen. Bislang wurden Geschäfte zumeist über Mittelsleute getätigt. Eine Handelskammer soll zu diesem Zweck in der südlichsten nordkoreanischen Stadt Kaesong eingerichtet werden, hieß es weiter. Im ersten Halbjahr 2003 stieg das Handelsvolumen zwischen beiden Staaten um rund ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf etwa 269 Millionen Dollar (246 Millionen Euro). Zudem erklärte Nordkorea in dem neun Punkte umfassenden Abkommen seine Absicht, Delegationen aus dem Süden die Einreise zu erlauben, damit diese sich ein Bild von der Verteilung der Lebensmittelhilfen machen können. Den Vereinbarungen waren sechs bilaterale Gesprächsrunden vorausgegangen.
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Die USA sind nach Angaben des US-Außenministeriums mit dem Ausgang des Gipfeltreffens zum Atomstreit mit Nordkorea zufrieden und wollen sich durch Drohungen Nordkoreas nicht provozieren lassen. "Wir sind erfreut darüber, dass bei dem Treffen ein Konsens gefunden wurde, um den multinationalen Prozess in Richtung einer friedlichen Lösung des nordkoreanischen Nuklaerproblems fortzusetzen", sagte eine Ministeriumssprecherin am 29. August in Washington. US-Außenminister Colin Powell habe telefonisch mit seinen Amtskollegen aus China, Russland, Südkorea und Japan den Ausgang der Gespräche erörtert. Die USA suchten nach einer friedlichen Lösung und planten keine Invasion in Nordkorea, bekräftigte die Sprecherin Powells.
Die Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm sollen fortgesetzt werden. Dies vereinbarten die Delegationen zum Abschluss ihrer dreitägigen Verhandlungen am 29. August in Peking, wie der südkoreanische Vize-Außenminister, Lee Soo Hyuck, mitteilte. Alle sechs Nationen seien sich einig gewesen, dass die Atomkrise friedlich beigelegt werden solle. Über Ort und Termine der neuen Verhandlungen müsse noch gesprochen werden.
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Nordkorea ist nicht an neuen Gesprächen über sein Atomprogramm interessiert. Es gebe keine Notwendigkeit, diese Art von Gesprächen zu führen, sagte ein Delegierter nach den Beratungen in Peking am 30. August. Nordkoreas Erwartungen seien nicht erfüllt worden. Zugleich drohte das Land mit einer Verstärkung seiner nuklearen Abschreckung. Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA zitierte einen Sprecher des Außenministeriums in Pjöngjang, die am Vortag ohne Annäherung beendeten Sechser-Gespräche hätten Nordkorea in seinem Glauben bestärkt, "dass es keine andere Wahl hat, als seine nukleare Abschreckungsfähigkeit auf eine Weise zu verstärken, dass es seine Souveränität sichert", wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zitierte. Japan geht allerdings davon aus, dass der Dialog wie vereinbart weitergeht. Die USA bekräftigten ihren Willen zu einer friedlichen Lösung des Atom-Konflikts.
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Im Gegensatz zu Nordkoreas Einschätzung hat Russland die abgeschlossenen Sechs-Länder-Gespräche zum umstrittenen Atomprogramm des kommunistischen Staates als "höchst bedeutsam" bezeichnet. Das dreitägige Treffen in Peking sei "förderlich" gewesen, zitierte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua den stellvertretenden russischen Außenminister Alexander Losjukow bei seiner Abreise am 31. August. Die atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel könne nur durch Gespräche erreicht werden. China habe "jede nur mögliche Bedingung" geschaffen, damit das Treffen "konstruktiv und fruchtbar" verlaufe.
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