Kokabekämpfung entzweit Nachbarländer
Krise zwischen Ecuador und Kolumbien
Von Tommy Ramm, Bogotá *
Die Wiederaufnahme umstrittener Sprüheinsätze gegen Kokafelder in Kolumbien führt zu einem
diplomatischen Schlagabtausch mit Ecuador.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen Ecuador und Kolumbien liegen auf Eis. Der scheidende
ecuadorianische Präsident Alfredo Palacio reagierte damit auf die von Kolumbien im Dezember
wieder aufgenommenen Sprüheinsätze im Grenzgebiet.
Anfang des Jahres hatte Kolumbien die Kokabekämpfung mit Glifosat-Gift ausgesetzt, nachdem
Ecuador mehrfach auf Schäden hingewiesen hatte. Ungünstige Winde hätten das Gift aus den
Sprühflugzeugen der kolumbianischen Antidrogenpolizei auf ecuadorianisches Territorium getragen,
was der Landwirtschaft dort schwere Verluste beschert habe. Auch Missbildungen bei
Neugeborenen und gesundheitliche Schäden unter Anwohnern seien auf die Gifteinsätze
zurückzuführen.
Ecuadors neu gewählter Präsident Rafael Correa fährt unterdessen eine Doppelstrategie: Ein
geplantes Treffen mit seinem kolumbianischen Kollegen Álvaro Uribe in Bogotá sagte er ab:
»Solange die kolumbianische Regierung ihr Auftreten nicht ändert, ist es mir unmöglich, das Land zu
besuchen.« Doch lud er Uribe zu seiner eigenen Amtseinführung in Quito im Januar ein.
Rückendeckung erhielt Correa vom venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, der den
Antidrogenkampf in Lateinamerika als Mittel der Einmischung seitens der USA brandmarkte.
Tatsächlich könnte die neuerliche Aufnahme der Sprüheinsätze auf den Druck der USA
zurückzuführen sein, die in Correa einen weiteren Störenfried vermuten. Denn dieser kündigte nach
seinem Wahlsieg im Oktober an, den Vertrag über die USA-Militärbasis im ecuadorianischen Manta
nicht zu verlängern. Manta gilt als wichtiger Stützpunkt Washingtons für den regionalen
Antidrogenkampf. Zudem lehnte es Correa mehrfach ab, die kolumbianischen Guerillagruppen als
Terroristen zu bezeichnen, was in Bogotá für Unmut gesorgt hatte.
* Aus: Neues Deutschland, 2. Januar 2007
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