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CIA-Gelder für Kolumbiens Geheimdienst

Enthüllungen: Vier Agentengruppen aus Bogotá spionierten gegen Kuba, Venezuela und Ecuador

Von Constanza Vieira (IPS), Bogotá *

Ein Doppelmord, in den Beamte des kolumbianischen Geheimdienstes DAS verwickelt sind, sorgt in dem südamerikanischen Land für Aufsehen. Dem Geheimdienst wird vorgeworfen, mit finanzieller Unterstützung der USA Nachbarländer ausspioniert zu haben.

Bei einer Schießerei auf einer Finca nahe der Hauptstadt Bogotá im vergangenen Winter waren zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Augenzeugen erklärten später, Geheimagenten hätten der Kriminalpolizei erst mehrere Stunden nach dem gewaltsamen Zwischenfall Zutritt zu dem Gelände gestattet. Der Schütze habe auf Anweisung von Vorgesetzten gehandelt. Das Politmagazin Semana fand heraus, daß Opfer und Täter einer DAS-Sondereinheit angehörten, die in illegale Machenschaften verstrickt war. Zudem sickerte durch, daß der Anlaß für das Verbrechen offenbar ein Bericht war, den Innen- und Justizminister Tarek El Aissami Ende Oktober 2009 dem Parlament vorgelegt hatte.

Der Inhalt von Aissamis Bericht wurde im April weitgehend von DAS-Beamten in einer Fernsehsendung und im Gespräch mit Semana bestätigt. DAS koordiniere vier Geheimdienstgruppen, die seit einigen Jahren unter anderem Venezuela, Ecuador und Kuba ausspionierten, sagte ein Agent in der TV-Sendung »Contravía«. Ähnlich äußerten sich auch Zeugen, die in einem Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof gegen den ehemaligen Geheimdienstchef Jorge Noguera ausgesagt hatten.

Wie bereits aus Aissamis Bericht hervorging, wurden die vier geheimen Gruppen »Falcón«, »Salomon«, »Fénix« und »Cóndor« von Außenstellen aus geleitet. Die Miete für diese Büros zahlte offenbar der US-Geheimdienst CIA. Auch einer der Zeugen, die vor dem Obersten Gericht auftraten, sprach von Kontakten des DAS zu der US-Botschaft in Bogotá. Daraus sei zu schließen, daß die Arbeit dieser Geheimagenten von Washington finanziert worden sei, hieß es.

Die Beamten hätten die Aufgabe gehabt, strategische Informationen aus den jeweiligen Ländern weiterzugeben. Die Geheimdienstspitze habe sogar mehrere Agenten in Kolumbien vor Gericht gebracht, um zu verhindern, daß sie im Zuge grenzüberschreitender Übermittlungen an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag überstellt würden, erklärte ein Agent vor laufenden Kameras. Die Ergebnisse der Spionagetätigkeit der vier Gruppen seien Beratern des scheidenden kolumbianischen Staatschefs Álvaro Uribe übermittelt worden. Brisanterweise soll auch der damalige Verteidigungsminister und künftige Präsident Juan Manuel Santos im Bilde gewesen sein.

* Aus: junge Welt, 3. Juli 2010


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