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"Feldzug gegen den Terrorismus"

Auch Kolumbien wieder im Visier der USA. Von Dario Azzelini

Der Schweizer kritischen Wochenzeitung WoZ haben wir den folgenden Bericht und Kommentar des Lateinamerika-Experten Dario Azzelini entnommen. Er lenkt den Blick darauf, dass die US-Administration entsprechend ihrer Ankündigung den Kampf gegen den Terrorismus tatsächlich global betrachtet und nicht nur auf die momentane Auseinandersetzung mit den Taliban und Osama bin Laden verengt. Durchaus möglich, dass sich schon bald die Situation in Kolumbien zuspitzen wird. Der Artikel in der WoZ erschien unter dem Titel: "Kolumbien: Die USA stehen überall an der Front. Südamerikanische Taliban".

Die USA haben im Rahmen ihres «Feldzugs gegen den Terrorismus» auch Kolumbien wieder stärker ins Visier genommen. Eine US-Militärintervention schloss Philip Reeker, Sprecher des US-Aussenministeriums, Mitte Oktober zwar noch aus. Doch Francis Taylor, «Anti-Terrorismus-Koordinator» derselben Behörde, sprach im Anschluss an eine Sitzung des Interamerikanischen Komitees gegen Terrorismus (CICTE) davon, dass in Kolumbien und anderen Staaten Lateinamerikas jetzt eine ähnliche Strategie verfolgt werden müsse wie in Afghanistan. Gegen die linke Guerilla wie auch gegen die rechten Paramilitärs «werden wir alle in unserer Macht stehenden Ressourcen und wenn nötig auch militärische Gewalt anwenden», sagte er. Taylor spielt seit letzter Woche eine zentrale Rolle in der Kolumbien-Politik der USA. Fernando Tapias, Generalkommandeur der kolumbianischen Streitkräfte, ist da allerdings anderer Meinung. Kolumbien brauche keine Intervention ausländischer Truppen, sagte er am Rande des CICTE-Treffens in Washington: «Unsere Kräfte reichen aus. Unterstützung benötigen wir nur bei der Ausbildung, Technik und den Nachrichtendiensten.»

Bereits Anfang dieses Jahres hatte die US-amerikanische Rand Corporation in einem von der US-Luftwaffe in Auftrag gegebenen Kolumbien-Bericht für eine Intensivierung der Militärhilfe plädiert. Sollte die Politik von Kolumbiens Staatspräsident Andrés Pastrana zur Drogen- und Aufstandsbekämpfung scheitern, müssten die USA ihr Engagement vor Ort deutlich steigern oder einen enormen Glaubwürdigkeitsverlust hinnehmen. Derweil wirft Anne Patterson, US-Botschafterin in Bogotá, schon mal Islamisten und die linke Guerilla in einen Topf. «Die kolumbianischen Gruppen haben zwar keine globale Reichweite», sagte sie, übten jedoch ebenfalls Terror aus. Die Botschafterin sprach auch von der Möglichkeit, dass die Taliban von Kolumbien aus ihre Heroingeschäfte fortsetzen könnten. Bei so viel Zusammenhang wundert die Ankündigung weiterer US-Militärhilfe nicht. Bis Ende des Jahres wollen die USA 10 Black-Hawk-Hubschrauber an Kolumbien liefern, Anfang des nächsten Jahres werden weitere 25 folgen.

Gleichzeitig stocken die Verhandlungen zwischen der Regierung von Andrés Pastrana und den linken Guerillas noch immer. Pastrana hatte der grössten Gruppe, den Farc, eine Zone zur Verwaltung überlassen, in der bis ins nächste Jahr hinein keine Militärangriffe stattfinden sollen. Allerdings musste er den skeptischen Militärs eine Observation dieser «neutralen Zone» aus der Luft erlauben. Die Farc betrachten die Beobachtung jedoch als Auftakt für künftige Militäroperationen der Regierungstruppen auch in diesem Gebiet.

Aus: WoZ, 1. November 2001

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