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Uni überfallen – fast 150 Tote

Terrorattacke der somalischen Islamisten-Miliz Al-Schabab in Kenia *

Bei einem Anschlag der somalischen Islamisten-Miliz Al-Schabab auf eine Universität im Nordosten Kenias sind mindestens 147 Menschen getötet worden. Weitere 79 Menschen wurden den Behörden zufolge bei dem Überfall am Donnerstag verletzt. Vermummte Angreifer mit Sprengstoff seien am Morgen auf das Gelände der Hochschule in der Stadt Garissa eingedrungen und hätten wahllos um sich geschossen, teilte die Polizei mit. Sie nahmen zudem Studenten als Geiseln. Am Abend war die Belagerung nach rund fünfzehn Stunden beendet. Sicherheitskräfte brachten das gesamte Universitätsgelände unter ihre Kontrolle.

Die Attentäter hatten sich nach Polizeiangaben auf dem Campus verschanzt. Polizei und Armee riegelten daraufhin das Gelände ab. Die Angreifer nahmen die Sicherheitskräfte von Dächern aus unter Beschuss, um sie an einem Vorrücken zu hindern. Es folgten stundenlange Feuergefechte. Die Al-Schabab bekannte sich zu der Tat.

Einer Studentin der benachbarten Pädagogik-Hochschule zufolge hatte es Warnungen vor einem drohenden Anschlag gegeben. Am Montag seien sie vom Direktor informiert worden, dass verdächtige Fremde in der Stadt und sogar in der Hochschule gesehen worden seien. Die Hochschule sei daraufhin am Dienstag geschlossen worden, der Universitätscampus aber offen geblieben.

Augenzeugen sagten der Zeitung Daily Nation, die Angreifer hätten die Studenten aufgefordert, Verse aus dem Koran zu zitieren. »Sie standen vor den Wohnheimen und stellten Fragen über den Islam und den Propheten«, sagte der Hochschüler Hassan Abdi. Offensichtlich ermordeten die Extremisten hauptsächlich christliche Studenten, die nicht antworten konnten.

Wie die Daily Nation weiter berichtete, zündeten die Angreifer zum Schluss Sprengstoffgürtel. Vorher hatten sie sich stundenlang mit einer unbestimmten Zahl von Geiseln in einem Wohnheim auf dem Campus verschanzt. Viele Leichen wurden nach Angaben des Roten Kreuzes in die Hauptstadt Nairobi geflogen. Die Organisation bat die Angehörigen der Opfer über den Kurzmitteilungsdienst Twitter, die Toten zu identifizieren.

Die Afrikanische Union (AU) verurteilte den Angriff auf das Schärfste und sprach von einer »feigen Terrorattacke« und einem »barbarischen Akt«. AU-Chefin Nkosazana Dlamini-Zuma würdigte gleichzeitig den militärischen Einsatz Kenias in Somalia. Das Land habe »riesige Opfer gebracht, um das Nachbarland zu stabilisieren«.

Der Angriff war der blutigste in Kenia seit dem Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Nairobi im Jahr 1998, bei dem über 200 Menschen getötet wurden. Im September 2013 hatte die Al-Schabab ihren bis dahin schwersten Anschlag in Kenia verübt, als Terroristen das Einkaufszentrum Westgate in Nairobi stürmten. Mindestens 67 Menschen kamen bei der mehrere Tage dauernden Attacke ums Leben.

* Aus: junge Welt, Samstag, 4. April 2015


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