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"Eine unvorstellbare Katastrophe"

Dürre in Kenia wird durch Armut der Menschen und die internationale Finanzkrise verschärft

Die Regionalkoordinatorin der Welthungerhilfe in Nairobi hat die Dürre in Kenia als Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes bezeichnet.

Nairobi (Agenturen/ND). »Vier Millionen Menschen wissen nicht, wie sie heute Abend, geschweige denn morgen ihre Kinder ernähren sollen«, sagte Kenia-Regionalkoordinatorin Iris Krebber am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Sie selbst habe in zehn Jahren keine derartige Katastrophe erlebt. Sechs bis zehn Millionen Kenianer litten zudem unter Trinkwasserknappheit. Die Lage werde weiter verschärft durch die Armut der Menschen.

Krebber sagte, aufgrund der Finanzkrise treffe die Dürre das Land in diesem Jahr noch schlimmer. Die Geberländer könnten nicht genügend Mittel zur Verfügung stellen, um den Menschen angemessen zu helfen. Die westliche Welt wolle von dem Elend in Kenia nichts wissen und sei mit eigenen Problemen beschäftigt, kritisierte Krebber.

Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms ist die wichtigste Regenzeit in einem Großteil des Landes ausgeblieben. Die Maisernte in Kenia ist in der Folge stark eingebrochen.

Auch ein dramatisches Tiersterben ist die Folge: Zebras, Elefanten, Antilopen und Gnus fallen der Dürre vor allem im Amboseli-Nationalpark im Süden Kenias zum Opfer. Tierschützer und Wildhüter berichteten von unzähligen Kadavern verendeter Tiere. Touristen, die auf ein Safari-Paradies hofften, reagierten geschockt, sagte der Manager einer Lodge des Parks am Fuß des Kilimandscharo. In Amboseli und dem von Massai-Viehzüchtern bewohnten Umland hat es drei Jahre hintereinander nicht ausreichend geregnet. Flüsse und Wasserlöcher sind weitgehend ausgetrocknet, viele Tiere zu schwach für weite Wanderungen zur nächsten Wasserstelle. »Die Gäste kommen unglücklich von ihren Fahrten zurück. Man kann keine 600 Meter weit fahren, ohne auf Tierkadaver zu stoßen«, klagte der Hotelmitarbeiter.

Manche Besucher seien so entsetzt, dass sie auf weitere Fahrten verzichteten. Nach Angaben eines Sprechers der Naturschutzorganisation Amboseli Trust for Elephants sind in diesem Jahr etwa 50 Elefantenkälber an den Folgen der Dürre gestorben.

Auch müsse befürchtet werden, dass nahezu alle im Jahr 2009 geborenen Kälber sterben werden, da bei den Müttern wegen des Nahrungs- und Wassermangels die Milch versiege. Die Zahl der Elefanten in Kenia ist bereits wegen der zunehmenden Wilderei zurückgegangen.

Zudem erschweren Stromausfälle und -rationierungen den Menschen in Kenia schon seit Monaten das Leben. Wegen anhaltender Dürre und Wassermangels ist die Leistung der Wasserkraftwerke des ostafrikanischen Landes zurückgegangen. Die staatliche Energiegesellschaft bietet ihren Kunden nun eine per SMS verschickte »Blackout-Warnung« an. Ehe der Strom wieder für Stunden ausfällt, können die Verbraucher so wenigstens noch einmal Kaffee kochen, Handy und Computer aufladen und sich für lange dunkle Abende einen Vorrat an Kerzen, Streichhölzern und Taschenlampen zulegen.

* Aus: Neues Deutschland, 29. August 2009


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