Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Wandel zum Kriegsherrn

Katar hatte lange Zeit die Rolle des Moderators in Nordafrika und im Nahen Osten inne. Seit dem "Arabischen Frühling" entwickelt die schwerreiche Monarchie eine destruktive und gewaltbereite Politik

Von Karin Leukefeld *

Als Mitte des letzten Jahrhunderts in Katar die industrielle Ölförderung begann, hatte sich niemand die Macht und den Reichtum träumen lassen, der heute in dem Golfstaat, besonders in der Hauptstadt Doha, zur Schau gestellt wird. Nicht mehr als 30000 Menschen lebten damals auf der Halbinsel am Golf. Sie trieben Handel und fischten; ihre Vorfahren hatten vom einträglichen Perlentauchen gelebt.

Bis 1915 gehörte Katar zum Osmanischen Reich, dann wurde es zu einem britischen Militärprotektorat. Die Briten verhalfen der Perlenproduktion des Landes zu internationalem Durchbruch, doch 1929, mit der Weltwirtschaftskrise, war die kurze Blütezeit vorbei. Nach 1933 übernahm die japanische Zuchtperlenwirtschaft die Weltmarktführung in dem einträglichen Geschäft. Öl wurde erstmals 1939 entdeckt, doch erst 1949, nach dem Zweiten Weltkrieg, begann die industrielle Förderung durch die Qatar Petroleum Company, ein Ableger der von den Briten kontrollierten irakischen Ölgesellschaft. Dank der Ölförderung machte Katar in den folgenden 20 Jahren einen enormen Entwicklungssprung, der 1971 zur Unabhängigkeit des Landes und dem Abzug der Briten führte.

Heute leben knapp 1,9 Millionen Menschen auf 11437 Quadratkilometern, eine Fläche über und über mit Sand und trockenen Karstsenken bedeckt, kleiner als Schleswig-Holstein. Knapp ein Fünftel der Einwohner des »Däumlings« am Persischen Golf sind Kataris, die aus alten Nomaden- und Beduinenfamilien stammen. Die restlichen 1,5 Millionen Einwohner sind Gastarbeiter aus aller Herren Länder, ihre Zahl steigt stetig an. Aus Indien, Bangladesch, Pakistan und von den Philippinen kommen die Bauarbeiter, Taxifahrer und das Hauspersonal, aus Europa und den USA Ärzte, Lehrer und Professoren. Aus der Türkei kommen Hotelmanager, aus dem Iran Händler. Nur wenige arabische Gastarbeiter sind in Katar erwünscht. Bloß wenn sie eine besondere Qualifikation vorweisen können, haben sie Chancen, eine Arbeitsstelle zu erhalten. Jeder Gastarbeiter – egal ob Gärtner oder Professor – muß einen Sponsor in Katar haben, der seinen Aufenthalt garantiert, für sein Wohl und Auskommen verantwortlich ist und den Paß einbehält. Die Gesetze sind streng in Katar. Doch es gibt Arbeit, medizinische Versorgung und Unterkunft; die Kinder der Gastarbeiterfamilien haben eigene Schulen. Monatlich schicken die Arbeiter Geld in ihre Heimatländer, um die Zurückgebliebenen zu versorgen.

Katar kauft Agrarland und Schlüsselindu­strien in Afrika, in der Ukraine, in Pakistan und Thailand. In Deutschland hält Katar 17 Prozent an Volkswagen, zehn Prozent an Porsche und neun Prozent beim Bauunternehmen Hochtief. Nicht zuletzt der Euro-Krise ist es zu verdanken, daß sich der finanzstarke Golfstaat in Europa auf Einkaufstour machte. Milliarden US-Dollar investiert Katar in Banken- und Finanzplätze, Tourismus, Immobilien, Hotelanlagen, im Sport, Auto- und Mediensektor. Vor wenigen Wochen erst kaufte Katar für 301,5 Millionen Britische Pfund (355 Millionen Euro) das London Park Lane Hotel, das zur Intercontinental Gruppe gehört. Als nächstes steht die Kaufhauskette Marks & Spencers auf dem Plan. Das traditionsreiche Londoner Kaufhaus Harrods war schon 2010 in katarischen Besitz übergegangen.

Obwohl es seit 2003 eine Verfassung und ein darin verankertes Parlament gibt, ist Katar eine absolutistische Monarchie. Die Macht vererbt sich innerhalb der herrschenden Al-Thani-Familie, die – mit Billigung der Briten – im frühen 19. Jahrhundert bereits ein eigenes Scheichtum gebildet hatte. Der heute amtierende Scheich Hamad bin Khalifa Al-Thani setzte seinen Vater 1995 ab, als dieser zu einem Erholungsurlaub in der Schweiz weilte. Mit seiner Frau Scheichin Mozah bint Nasser Al-Misned, die zweite von drei Ehefrauen, führt Scheich Hamad den Wüstenstaat seitdem zielstrebig in die Moderne. Finanziert durch die immensen Öl- und Gasvorkommen entstanden Bildungseinrichtungen und neue Universitäten; Scheichin Mozah wurde für die aufwachsende Generation junger Frauen zum Idol.

Das ist umso erstaunlicher, als die herrschende Religion in Katar der wahabitische sunnitische Islam ist, der sich durch seinen dogmatischen Konservatismus auszeichnet. Die Scheichin war eine der ersten Soziologiestudentinnen an der 1972 gegründeten Katar Universität. Seitdem wurde sie mit Ehrendoktortiteln angesehener Privatuniversitäten in den USA ausgezeichnet, die heute Niederlassungen in der »Stadt der Bildung« in Katar betreiben, eine Einrichtung der Katar-Stiftung, die von Scheichin Mozah geleitet wird.

Während des Krieges gegen den Irak im Jahr 2003 verlegten die USA ihre regionale Kommandozentrale CENTCOM nach Katar. So entstand eine enge Zusammenarbeit, weshalb das Emirat 2008 einwilligte, sich von den USA »freiwillig besetzen zu lassen«, wie es unter Kritikern heißt. Dieser Entschluß sollte dem Erzkonkurrenten Saudi-Arabien seine Grenzen aufzeigen, aber auch gegenüber dem Iran Abstand signalisieren. In acht Einrichtungen haben sich US-Streitkräfte seitdem auf der Halbinsel einquartiert und zahlen dafür keinen Cent. Im Gegenzug werden katarische Soldaten von den US-Streitkräften ausgebildet. Das Schutzabkommen zur militärischen Zusammenarbeit sieht die Stationierung von etwa 10000 Soldaten und etwa 100 Flugzeugen bzw. Kampfjets vor. Auch B-1-Bomber und »Patriot«-Abwehrraketensysteme sind stationiert. Von Katar aus koordinierte das Zentralkommando der US-Streitkräfte die US-Kriege in Afghanistan und Irak.

Der Fernsehsender Al-Dschasira

Der Emir von Katar, Scheich Hamad, übernahm bis 2010 in der arabischen Welt die Rolle des Moderators. Er vermittelte unter den Palästinensern, verhalf dem Libanon zu einer Regierung der nationalen Einheit, er moderierte im Sudan und im Jemen, auch mit dem Iran führte er Gespräche. Er half Flüchtlingen aus dem Irak, unterstützte die Hamas im Gaza-Streifen gegen die israelische Blockade. Nach dem israelischen Angriff auf den Libanon im Jahr 2006 half er dem Süden des Landes beim Wiederaufbau. Mit ihrer Katar-Stiftung unterstützt Scheichin Mozah seit 1995 Bildungsprojekte in vielen arabischen Staaten. Junge Araber, darunter viele Palästinenser, können mit einem Stipendium in Katar studieren.

Trotz all der großzügigen Unterstützung fiel es der »Arabischen Straße« schwer, dem Land zu vertrauen, das unauffällig auch mit Israel Handelsbeziehungen aufgenommen hatte. Erst der Fernsehsender Al-Dschasira, 1996 erstmals in Betrieb, eroberte sich die Herzen der Araber im Sturm. »Die andere Sicht der Dinge« zu zeigen, versprach der Sender in einer Werbekampagne. Erst wurde nur in Arabisch, seit 2006 wird auch in Englisch ausgestrahlt. Es folgten diverse Sportkanäle, ein Dokumentations-, ein Live- und ein Kinderkanal. 2011 startete der Sender ein Programm auf dem Balkan. Anfang 2013 kaufte man sich in den US-Fernsehmarkt ein. Mitte März wurde bekannt, daß auch Netzwerke in Frankreich und Großbritannien aufgebaut werden sollen. Ebenso ist ein türkischsprachiger Sender geplant.

Die politischen Eliten von Ägypten über Saudi-Arabien bis in die USA haßten den Sender, US-Truppen griffen dessen Teams sowohl in Afghanistan als auch im Irak an. In Spanien war sein Reporter Taysir Alluni, der nach den Angriffen auf das Welthandelszentrum in New York am 11. September 2001 ein Interview mit Osama Bin Laden geführt hatte, jahrelang unter Terrorismusvorwurf inhaftiert.

Parallel zu den Angriffen wurde Al-Dschasira unter hohem finanziellen Einsatz des Emirs größer und professioneller. Per Satellitenübertragung und durch die Nutzung »sozialer Me­dien« wurde eine bis dahin nicht gekannte Nähe zwischen Schauplatz und Zuschauer hergestellt. Anfang der Jahrtausendwende wurde der Sender dafür gelobt, daß er Zensurmaßnahmen unterlief und zur freien Kommunikation in der arabischen Welt beitrug. Auf der Internetseite ­brandchannel.com erreichte Al-Dschasira den fünften Platz unter den einflußreichsten weltweiten Marken hinter Apple, Google, Ikea und Starbucks. Nach dem Vorbild von Al-Dschasira entstanden Al-Arabiya in Saudi-Arabien und unzählige andere Satellitensender in aller Welt. Die wahre Macht des Senders und die wahren Absichten seines Finanziers entfalteten sich erst im »Arabischen Frühling«.

Militarisierung der Außenpolitik

Mit den Aufbrüchen in der arabischen Welt, die 2011 erst den tunesischen Präsidenten Zine Al-Abidine Ben Ali und kurz darauf seinen ägyptischen Amtskollegen Hosni Mubarak das Amt kosteten, blätterte die Fassade des als »Mediator in schwierigen Konflikten« gefeierten Emirats. Al-Dschasira blies zum Angriff auf Libyen und seinem Staatsoberhaupt Muammar Ghaddafi, der den Emir von Katar mehr als einmal beleidigt hatte. Katar isolierte Libyen in der Arabischen Liga, forderte ein internationales Eingreifen an der Seite der »Aufständischen von Bengasi« und schickte schließlich Waffen, Geld und eigene Kampfjets an der Seite der NATO in den Krieg.

In Ägypten und Tunesien hat das Engagement Katars inzwischen eine klare strategische Note. Dort finanziert Katar die Parteien der Muslimbruderschaft und sichert sich mit großzügigen Krediten regionalen Einfluß. In Ägypten ist zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar ein Wettbewerb um den Einkauf in den lukrativen Servicesektor am Suezkanal im Gange. Finanziell, materiell und politisch versucht Katar, sich und der mit dem Land verbündeten Muslimbruderschaft strategischen Einfluß zu verschaffen.

Dazu gehört auch der Kontakt zu Gruppen, die international als »Terroristen« ausgegrenzt werden. Die afghanischen Taliban haben neuerdings ein Verbindungsbüro in Doha. Dem gerade wiedergewählten Vorsitzenden der Hamas, Khalid Meschaal, bietet Katar ein neues Exil, nachdem die Hamas – auch Mitglied der Muslimbruderschaft – über die Ereignisse in Syrien zerstritten war und das langjährige Exil in Damaskus verließ. Mit großartigen Gastgeschenken besuchte der Emir Ende 2012 Gaza, nur wenige Tage bevor Israel erneut begann, den Küstenstreifen zu bombardieren. Im Golfkooperationsrat – bestehend aus Kuwait, Bahrain, Katar, Oman, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate – konkurriert Katar mit Saudi-Arabien. In der Arabischen Liga hat es Katar in nur drei Jahren geschafft, gleich zweimal den Vorsitz zu übernehmen, den das Land von der Palästinensischen Autonomiebehörde und von Oman »übernahm« und dafür nutzte, eine überaus feindselige Politik gegenüber Libyen und Syrien voranzutreiben.

Das »Investitionsforum Katar«

Das Gesicht für diese aggressive Politik ist Sheikh Hamad bin Jassim bin Jabr Al-Thani, ein entfernter Cousin des Emirs. Geboren 1959, hat Scheich Hamad seit 1982 eine schwindelerregende Karriere als Politiker und Geschäftsmann absolviert. Derzeit ist er Ministerpräsident und Außenminister in einer Person. Er leitete das kürzlich in Berlin veranstaltete Wirtschafts- und Investitionsforum Katar, zu dessen Eröffnung Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle erschienen.

Der Scheich wartete dort mit beeindruckenden Zahlen auf. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2012 habe die Wirtschaft seines Landes ein Wachstum von 13 Prozent zu verzeichnen, die Nationale Entwicklungsstrategie Katars umfasse bis 2019 ein Investitionsprogramm allein im Bereich der Infrastruktur von 160 Milliarden US-Dollar. Im Bau- und Transportsektor erwarte man in diesem Jahr ein Wachstum von zehn bzw. 15 Prozent. Deutsche Firmen seien willkommen (die Deutsche Bahn ist in der Infrastruktur und Solar World im Energiesektor involviert). Schon jetzt seien die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Katar sehr gut, resümierte der Scheich und erinnerte an katarische Investitionen in Volkswagen, Porsche, Hochtief, Siemens und im Dienstleistungsbereich. Der Scheich forderte deutsche Firmen auf, mit katarischen Partnern (und Geld) Joint-ventures zu bilden, um in Afrika zu investieren. Der Kontinent sei »reich an natürlichen Ressourcen, wirtschaftlichem Potential« und lade zu Investitionen »besonders in den Bereichen Landwirtschaft, Viehzucht, Tourismus und Bergbau« ein.

Kanzlerin Merkel erinnerte an das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Katar, das auf zwei Milliarden US-Dollar gestiegen ist. Gemeinsam mit Frankreich und England gehöre Deutschland zu den wichtigsten Handelspartnern des Scheichtums, unterstrich die Kanzlerin. Sie fügte hinzu, man sei auch an Verhandlungen über die Lieferung von Flüssiggas aus Katar interessiert. Westerwelle lobte die »Weisheit«, die das Land bei Investitionen in Deutschland und anderen europäischen Staaten gezeigt habe. Er sei überzeugt, daß Katar wisse, »daß noch sehr viel mehr Geld verdient werden kann, wenn man in Deutschland und Europa« investiere.

Nach Libyen Syrien

Kurz wurde auf dem Forum auch der Krieg in Syrien angesprochen. Westerwelle sagte, man wolle die »Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte« unter der Führung des »Präsidenten« Mouaz Al-Khatib und dem »Ministerpräsidenten« Ghassan Hitto stärken. Priorität hätten Hilfslieferungen, die von der Koalition an die Syrer verteilt werden sollten. Man baue derzeit einen Trustfonds auf, mit dem die Koalition in die Lage versetzt werden solle, humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau in »von der Opposition kontrollierten Gebieten« zu gewährleisten.

Scheich Hamad versicherte, daß »Katar von einer starken Diplomatie für Frieden und Entwicklung« überzeugt sei, denn »Frieden bedeutet Stabilität und Entwicklung« und öffne die Tür für Investitionen. Im Mittleren Osten habe das heute direkt mit der Lage in Syrien zu tun, die eine »dringende Intervention der internationalen Gemeinschaft« erfordere. Katar tritt für eine militärische Intervention in Syrien ein und fordert – nach libyschem Vorbild – eine entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrates. Deutschland könne dann beim Wiederaufbau eines »neuen Syriens« helfen.

Tatsächlich leitet die BRD zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten die Arbeitsgruppe zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Syriens, die von den »Freunden Syriens« eingerichtet wurde. Vor einer Woche trafen sich Vertreter aus 30 Staaten dieser Arbeitsgruppe in Berlin, um über einen Treuhandfonds zu diskutieren, mit dem die oppositionelle Nationale Koalition finanziert werden soll. Am kommenden Samstag, dem 20. April, trifft sich in Istanbul die elf Staaten umfassende Führungsgruppe der »Freunde Syriens«, um unter anderem über den Treuhandfonds zu sprechen. Deutschland und Katar sind mit dabei.

Waffen für Aufständische

Die Haltung zum Krieg in Syrien, die die europäischen Kernstaaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien der Europäischen Union aufgezwungen haben, wurde nicht unwesentlich von Katar beeinflußt. Man habe große Fehler gemacht, räumte Ende letzten Jahres ein hochrangiger EU-Beamter im Gespräch mit syrischen Oppositionellen ein, die aus Syrien angereist waren. Es sei falsch gewesen, die Kontakte zu Syrien abzubrechen und die Botschaften zu schließen. Die Sanktionen und die Isolation Syriens verhinderten eine politische Einflußnahme der EU auf die Entwicklung. Auf die Frage, warum Europa sich überhaupt so entschieden habe, räumte der Beamte ein, man habe auf Anraten der Golfstaaten, insbesondere Katars, so gehandelt.

Die militärische Eskalation und der politische Stillstand in Syrien sind auf das Emirat zurückzuführen, das – zusammen mit der Türkei – den Islamisten und der Muslimbruderschaft vorgibt, sich auf keine Verhandlungen einzulassen. In Syrien selbst haben diese Gruppen weniger Einfluß, doch in der syrischen Auslandsopposition geben sie den Ton an. Bei der Bildung einer oppositionellen Regierung Mitte März in Istanbul setzte sich Katar mit der Wahl von Ghassan Hitto zum »Ministerpräsidenten« nicht nur gegen eine interne Absprache in der Nationalen Koalition, sondern auch gegen Saudi-Arabien und gegen den »Präsidenten« der Koalition, Mouaz Al-Khatib, durch. Der hatte vor der einseitigen Bildung einer Übergangsregierung gewarnt, weil das die Spaltung des Landes zur Folge haben könnte. Mit der Übergabe des Sitzes von Syrien bei der Arabischen Liga an die Nationale ­Koalition durch den Emir von Katar beim Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Doha dürften ein Waffenstillstand und eine Verhandlungslösung nach dem Genfer Abkommen in weite Ferne gerückt sein.

Seit Beginn des »Arabischen Frühlings« hat sich der Emir von Katar zum Kriegsherrn gewandelt. Mit vollen Händen verteilt er die schier unendlichen Reichtümer aus den Gas- und Ölvorkommen. Ob Waffen an die Aufständischen in Syrien, Löhne an die Kämpfer, Hilfe für die Flüchtlinge oder Gehälter an die oppositionellen Politiker, Katar läßt sich den Krieg in Syrien etwas kosten. Als »Scheckbuch-Diplomatie« bezeichnete kürzlich die ägyptische Wochenzeitung Al-Ahram die Politik Katars. Das Emirat wolle sich mit der Muslimbruderschaft eine »regionale Basis mit wirtschaftlichem und politischem Einfluß im Mittleren Osten und darüber hinaus schaffen«.

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 18. April 2013


Zurück zur Katar-Seite

Zur Nahost-Seite

Zurück zur Homepage