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Waffenstillstand im Tempel-Konflikt

Einigung zwischen Kambodscha und Thailand / Mindestens 15 Tote bei Grenzgefechten *

Nach einer Woche teils heftiger Grenzgefechte haben Thailand und Kambodscha am Donnerstag einen Waffenstillstand beschlossen.

Wie Thailand und Kambodscha mitteilten, haben Vertreter ihrer Streitkräfte eine Waffenruhe ausgehandelt. Bei den seit Freitag vergangener Woche (22. April) andauernden Gefechten, in denen es vor allem um Ansprüche auf eine Tempelanlage geht, starben mindestens 15 Menschen, 75 000 Bewohner flohen aus der Region. Thailands Regierungssprecher Panitan Wattanayagorn erklärte, die Grenzposten würden wieder geöffnet, Flüchtlinge könnten in ihre Dörfer zurückkehren. Kambodschas Verteidigungsminister Tea Banh bestätigte, dass eine Vereinbarung für ein Ende der Kämpfe erzielt worden sei. Regierungssprecher Panitan bezeichnete den Verlauf der Gespräche als »freundschaftlich«; die Armeen seien zuversichtlich, dass die Waffenruhe durchgesetzt werden könne. Er betonte jedoch, dass es sich um eine »vorläufige Abmachung« handle. »Wir müssen sehen, wie sich die Situation vor Ort entwickelt.«

Erst am Donnerstagmorgen (28. April) war bei den Grenzgefechten ein thailändischer Soldat getötet worden. Damit starben seit Beginn der Kämpfe 15 Menschen – sechs thailändische und acht kambodschanische Soldaten sowie ein thailändischer Zivilist. Die Grenze ist seit Jahrzehnten Auslöser für Konflikte. An vielen Stellen ist die Grenzlinie nicht genau festgelegt, auch weil sich in der Region zahlreiche Landminen aus dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg in Kambodscha befinden. In dem nun wieder aufgeflammten Streit geht es vor allem um den Tempel Preah Vihear, den beide Länder für sich beanspruchen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte 1962 entschieden, dass die Ruinen aus dem elften Jahrhundert zu Kambodscha gehören, was Thailand aber nicht akzeptiert.

Zunächst ereigneten sich die Zusammenstöße an zwei anderen Tempelanlagen, die ebenfalls beide Länder für sich beanspruchen. Am Dienstag dann wurde auch nahe Preah Vihear geschossen. Stets machten sich beide Seiten für den Beginn der Feindseligkeiten verantwortlich. Zuletzt war der internationale Druck, den Konflikt friedlich beizulegen, erhöht worden. Die EU zeigte sich besorgt über das Ausmaß der Gewalt, die USA und die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN forderten ein Ende der Kämpfe und riefen die Parteien zu Gesprächen auf. 11

* Aus: Neues Deutschland, 29. April 2011

Neue Grenzgefechte

Trotz der Vereinbarung einer Waffenruhe haben sich Kambodscha und Thailand erneut Grenzgefechte geliefert. Bei »sporadischen Kämpfen« am Donnerstag abend (28. April) und Freitag morgen (29. April) sei ein thailändischer Soldat getötet worden, sagte ein Sprecher der Armee Bangkoks. Vier Soldaten seien verletzt worden. Die Situation habe sich beruhigt, bleibe aber angespannt. Die kambodschanische Seite bestätigte einen »kurzen Zusammenstoß« am Freitag morgen. (AFP/jW)
Quelle: junge Welt, 30. April 2011




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