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Öl ins Feuer

USA liefern neue Waffensysteme nach Jordanien. Kritik aus Moskau

Von Karin Leukefeld *

Die USA haben beschlossen, Patriot-Abwehrraketensysteme und F-16 Kampfjets nach Jordanien zu schicken. Die Waffen sollen dort während einer bevorstehenden Militärübung von mindestens 18 Staaten mit mehr als 15000 Soldaten zum Einsatz kommen und anschließend nach Auskunft des jordanischen Informa­tionsministeriums im Land verbleiben. Der Sprecher des russischen Außenministeriums, Alexander Lukaschewitsch, kritisierte die Verbringung weiterer Waffen in die »hochexplosive Region«. Rußland fürchtet die Durchsetzung von Flugverbotszonen im Norden und Süden Syriens und hat angekündigt, seinerseits Flugabwehrraketen und Kampfjets an Damaskus liefern.

Wirtschaftlich und finanziell ist Jordanien völlig von den USA und Großbritannien abhängig. Dem Westen gilt das Land als strategischer Pfeiler für die Sicherheit Israels. Israel soll Berichten zufolge von Jordanien Überflugrechte für eigene Drohnen erhalten haben, um selber die Lage in Syrien zu beobachten.

Der militärische Erfolg der syrischen Streitkräfte in Kusair im syrisch-libanesischen Grenzgebiet ist nach Ansicht von Beobachtern auf eine neue Taktik der Armee zurückzuführen. Die technische und beratende Hilfe für die Armee kommt aus Rußland und aus dem Iran. Beide Staaten haben seit Jahrzehnten Militärberater in Syrien stationiert.

Diese Beobachtung bestätigte der jordanische Brigadegeneral Hussein Al-Zyoud auch für das syrisch-jordanische Grenzgebiet, über das viele Aufständische samt Bewaffnung seit eineinhalb Jahren nach Syrien geschleust werden. »Wir sehen hier viele Sachen, die es früher nicht gab«, bestätigte der General einem Reporter der US-Zeitung The Washington Post Anfang Juni. Die Armee verfüge über Nachtsichtgeräte und Wärmemelder, habe gepanzerte Fahrzeuge, könne den Funkverkehr der Aufständischen lokalisieren und stören.

Fast täglich komme es zu Zusammenstößen zwischen der syrischen Armee und Aufständischen an den syrischen Kontrollpunkten entlang der Grenze zu Jordanien, berichtete Brigadegeneral Al-Zyoud. Er habe die Beobachtung gemacht, daß die Aufständischen nicht in der Lage seien, eroberte Kontrollpunkte zu halten. In der Nacht käme die Armee zurück und habe leichtes Spiel mit den schlecht ausgebildeten Kämpfern. Die würden ihre Verwundeten in Richtung jordanischer Grenze transportieren, in der Hoffnung, sie dort medizinisch versorgen zu lassen.

Sammelpunkt der Aufständischen ist auch das Flüchtlingslager Zaatari, das mit 120000 registrierten syrischen Flüchtlingen mittlerweile die drittgrößte Stadt Jordaniens geworden ist. Zwar sind mehr als 50 Prozent der dort eintreffenden Menschen Frauen und Kinder, Männer im kampffähigen Alter werden aber massiv von Agenten für den Kampf in Syrien rekrutiert. Das geschieht teilweise sogar vor den Augen von Hilfsorganisationen, wie der Mitarbeiter einer europäischen Organisation der Autorin berichtete. Den Ton in Zaatari geben islamische Hilfsorganisationen an, die reichlich mit Geld aus den Golfstaaten ausgestattet sind.

Seit Anfang des Jahres ist es in Jordanien wiederholt zu Protestdemonstrationen gegen Regierung und Königshaus gekommen, denen Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen wird.

* Aus: junge Welt, Freitag, 7. Juni 2013


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