Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

No-Monti-Day in Rom

Italien: 150000 Menschen demonstrieren gegen Kürzungspolitik der Regierung

Von Micaela Taroni, Rom *

In Italien haben am Samstag nach Angaben der Organisatoren 150000 Menschen gegen die Kürzungspolitik der Regierung von Mario Monti protestiert. Zu dem »No-Monti-Day« hatten 26 linksorientierte Parteien und kapitalismuskritische Bewegungen aufgerufen. Der Widerstand unter dem Motto »Europa begehrt auf« richtete sich nicht nur gegen die wirtschaftspolitische Strategie der Regierung Monti, sondern auch gegen die EU-Politik. Zahllose Busse und Dutzende Sonderzüge brachten Demonstranten aus allen Teilen Italiens nach Rom.

An dem Zug beteiligten sich auch Tausende Schüler, Universitätsstudenten, Rentner und Umweltaktivisten. Er führte von der zentralen Piazza della Repubblica bis zur Lateranbasilika, wo Politiker und Gewerkschafter Ansprachen hielten. »Schluß mit Arbeitslosigkeit und Sparpolitik!« war auf den Plakaten von Demonstranten zu lesen. Jugendliche warfen Molotowcocktails und Eier auf die Filialen mehrerer Banken und ließen Knallkörper explodieren. »Vereint mit einem rebellierenden Europa – jagen wir die Regierung Monti davon«, skandierten die Teilnehmer.

Der Gründer der »Rifondazione Comunista«, Fausto Bertinotti, plädierte für einen »europäischen Generalstreik« gegen das »soziale, wirtschaftliche und politische Desaster«. Er unterstrich, daß das Fachleutekabinett um Monti auf undemokratische Weise die Führung des Landes übernommen habe, da es nicht von den Italienern gewählt worden sei. Die Regierung des früheren EU-Kommissars Monti treibe mit Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen Italien nur noch tiefer in die Rezession.

Auch der Generalsekretär der Rifondazione Comunista, Paolo Ferrero, plädierte für einen europäischen Protest gegen die Umverteilung zugunsten des Kapitals. »Wir müssen endlich aufhören, die Banken zu finanzieren und den europäischen Richtlinien zu folgen. Wir müssen diese Politik ändern. Man spricht von Krise, in Wahrheit geht es lediglich um einen schlecht verteilten Reichtum«, betonte Ferrero.

Vor der Großkundgebung hatte am Vormittag schon eine Demonstration gegen die von der Regierung beschlossenen Kürzungen im Gesundheitswesen stattgefunden. Daran beteiligten sich Tausende Ärzte, Krankenpfleger und Angestellte des Gesundheitssystems. Sie warnten vor der Zerstörung des Wohlfahrtsstaates.

* Aus: junge Welt, Montag, 29. Oktober 2012


Zurück zur Italien-Seite

Zurück zur Homepage