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Israels geheime Arsenale

Forschung und Entwicklung von ABC-Waffen

Zusammengefaßt von Andreas Schuchardt *

Syriens Chemiewaffenarsenal steht im Zentrum der internationalen Politik. Kaum eine Erwähnung finden dabei - vor allem im Westen - die Massenvernichtungswaffen des Nachbarlandes Israel, obwohl Damaskus' C-Waffenbestände gerade als Abschreckung des hochgerüsteten mehrfachen Kriegsgegners angeschafft wurden. Manlio Dinucci wirft in »il manifesto« vom 24.9.2013 einen Blick darauf:

Die UN-Inspektoren, die Syriens Chemiewaffen kontrollieren, hätten sehr viel mehr zu tun, wenn man sie entsandt hätte, um Israels atomare, biologische und chemische (ABC-) Waffen zu kontrollieren, heißt es in dem Beitrag. Laut den Regeln des »internationalen Rechts« könnten sie das jedoch nicht. Denn: Israel hat den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet und ebenso wenig die Genfer Konvention über das Verbot biologischer Waffen. Das Abkommen, das Chemiewaffen verbietet, hat es zwar unterschrieben, aber nicht ratifiziert. Gemäß der Zeitschrift »Jane's Defence Weekly« besitzt Israel als einzige Nuklearmacht im Mittleren Osten zwischen 100 und 300 Atomsprengköpfe sowie entsprechende Träger in Form von ballistischen Raketen, Kriegsschiffen und Jagdbombern.

Schätzungen des Forschungsinstituts SIPRI zufolge hat Israel 690 bis 950 Kilogramm Plutonium produziert und stellt dieses Spaltmaterial für Atombomben weiter her. Die Menge reiche aus, um jedes Jahr zehn bis fünfzehn Bomben von der Sprengkraft zu bauen, wie sie 1945 von den USA über Nagasaki abgeworfen wurde. Es produziere auch Tritium, also radioaktives Gas, mit dem sich Neutronensprengköpfe herstellen lassen. Laut verschiedenen internationalen Berichten, auf die sich auch die israelische Tageszeitung »Haaretz« beruft, werden Bio- und Chemiewaffen am Institut für biologische Forschung in Ness-Ziona nahe Tel Aviv entwickelt. Offiziell gehören 160 Wissenschaftler und 170 Techniker dem Stab an, der Forschung im Bereich von Biologie, Chemie, Biochemie, Biotechnologie, Pharmazeutik, Physik und anderen wissenschaftlichen Disziplinen betreibt.

Das Institut ist, zusammen mit dem Atomreaktor in Dimona »eine der geheimsten Einrichtungen Israels«, die direkt den Anweisungen des Premierministers untersteht. Die höchste Geheimhaltung betrifft laut »il manifesto« die Forschungen über biologische Waffen, das heißt Bakterien und Viren, die, wenn sie im Feindesland verbreitet werden, Epidemien auslösen. Im Arsenal befänden sich die Beulenpest (der »Schwarze Tod« des Mittelalters) und der Ebola-Virus, der hochgradig ansteckend und tödlich ist und für den es keinerlei Therapie gibt. Mit Hilfe der Biotechnologie sei es zudem möglich, neue Arten von Krankheitserregern zu produzieren, gegen die die ihnen ausgesetzte Bevölkerung nicht resistent wäre.

Ernsthafte Indizien gibt es demnach auch für Forschungsarbeiten zur Entwicklung biologischer Waffen, die in der Lage sind, das Immunsystem des Menschen lahm zu legen. Offiziell beschäftigt sich das israelische Institut mit der Suche nach Impfstoffen gegen Viren und Bakterien. Es sei allerdings klar, daß diese die Entwicklung neuartiger Krankheitserreger für den Kriegseinsatz erlaube. Derselbe Trick wird in den Vereinigten Staaten und in anderen Ländern angewandt, um die Konventionen, die biologische und chemische Waffen verbieten, zu umgehen. In Israel wurde der Mantel der Geheimhaltung durch Recherchen des holländischen Journalisten Karel Knip und mit der Hilfe von Wissenschaftlern teilweise gelüftet. Dabei kam außerdem heraus, daß von dem Institut entwickelte giftige Substanzen vom Auslandsgeheimdienst Mossad verwendet wurden, um palästinensische Führungspersönlichkeiten zu ermorden.

Medizinische Zeugnisse würden belegen, daß die israelischen Streitkräfte im Gaza-Streifen und im Libanon neuartige Waffen eingesetzt haben. Diese ließen die Körperhülle des Menschen intakt, führten nach dem Eindringen in den Körper allerdings zu einem Ausfall der Leber, zur Zersetzung der Knochen und ließen das Blut gerinnen. Möglich sei dies dank der Nanotechnologie, das heißt der Wissenschaft, die Atom für Atom mikroskopisch kleine Strukturen entwickelt.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 1. Oktober 2013





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