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Iran: Chronik wichtiger Ereignisse

Juli 2007


Sonntag, 1. Juli, bis Sonntag, 8. Juli

Lücke, soll später gefüllt werden.

  • Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hat am 2. Juli eine mehrtägige Auslandsreise abgeschlossen, die ihn nach Rußland, Belarus und in den Iran geführt hatte. Zusammen mit seinem iranischen Amtskollegen Mahmud Ahmadinedschad weihte er am Montag in Asaluyé, einer Stadt im Westen des Landes, eine petrochemische Anlage ein. Ein ähnliches Modell soll in Venezuela mittels eines Joint-venture beider Länder errichtet werden. Iran und Venezuela wollen ihre gegenseitige Wirtschaftszusammenarbeit weiter ausbauen.
Montag, 9. Juli, bis Sonntag, 15. Juli
  • Der Iran hat nach UN-Erkenntnissen in den vergangenen Wochen sein umstrittenes Programm zum Aufbau einer großen Urananreicherungsanlage bei Natans "deutlich" zurück gefahren. Das gab der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO, Mohammed el Baradei, am 9. Juli in Wien bekannt. Morgen reist die Führung der IAEO nach Teheran, um über einige noch ungeklärte Fragen des lange geheimen iranischen Atomprogramms zu sprechen.
  • Ein Sprecher des iranischen Parlaments hat Angaben zurückgewiesen, wonach Teheran sein umstrittenes Programm zum Aufbau einer großen Urananreicherungsanlage deutlich zurückgefahren habe. Der Iran verfolge seine Nuklearaktivitäten wie bisher, es gebe noch keine Entscheidung für eine Verlangsamung, sagte der Sprecher des Ausschusses für Außenpolitik und nationale Sicherheit, Hamid-Resa Hadschi-Babai, wie die Internetausgabe des staatlichen iranischen Nachrichtensenders Press TV am 10. Juli berichtete.
  • Die USA haben einen dritten Flugzeugträger in die Golfregion geschickt. Die atomar angetriebene "USS Enterprise" sei bereits auf dem Weg, teilte die US-Marine am 10. Juli mit. Mit der "USS John C. Stennis" und der "USS Nimitz" demonstrieren die USA bereits seit Wochen militärische Stärke im Golf. "Die 'Enterprise' ersetzt kein anderes Schiff in der Region", sagte ein Sprecher der US-Marine. Damit schickt Washington das größte militärische Aufgebot seit dem Irak-Krieg 2003 in die Region, in der der Streit um das iranische Atomprogramm für Spannungen sorgt. Die Anwesenheit der "Enterprise" verleihe der US-Marine die Stärke, dem "zwanghaften und störenden Verhalten einiger Länder" entgegen zu treten und unterstütze die Truppen im Irak und in Afghanistan, erklärte ein US-Sprecher.
  • Der US-Senat hat dem Iran am 11. Juli in einem einstimmigen Beschluss die Mitwirkung an tödlichen Angriffen auf US-Soldaten im Irak vorgeworfen. "Was wir in Washington auch immer für politische Meinungsverschiedenheiten haben mögen – dies ist eine Warnung an die Iraner, indem wir ihnen sagen, daß wir diese skandalösen Angriffe verurteilen", sagte Senator Joe Lieberman, der den Beschluss vorbereitet hatte.
  • Mehrere Dutzend Firmen vor allem aus dem alten Bundesgebiet haben nach Ermittlungen der Potsdamer Staatsanwaltschaft Hochtechnologie zum Bau des iranischen Atomreaktors in Buschehr geliefert. Die Ermittler hätten rund 50 Unternehmen im Visier, sagte Wirtschaftsstaatsanwalt Christoph Lange am 12. Juli in Potsdam. Auf die Spur des Schmuggels von Material für den Reaktorbau über die deutsch-polnische Grenze nach Moskau und von dort in den Iran kamen die Ermittler demnach bei Untersuchungen gegen die Berliner Firma Vero. Sie soll seit 2000 im Auftrag einer in Russland beheimateten Firma in Deutschland und anderen europäischen Ländern Technologie eingekauft haben, die letztlich für den Iran bestimmt war. Der Export des Materials nach Russland war nach Darstellung der Potsdamer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität erlaubt, da es auch für andere Zwecke als den Bau einer Atomanlage hätte verwendet werden können. Strafrechtlich relevant wurde die Ausfuhr, weil die Teile für den Bau des iranischen Reaktors verwendet werden sollten.
  • Der Iran hat mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) für Ende des Monats neue Verhandlungen über Teherans umstrittenes Atomprogramm vereinbart. Die Gespräche über fortbestehende Probleme seien für den 25. und 26. Juli in Wien angesetzt, sagte der iranische Vertreter bei der IAEA, Ali Asghar Soltanijeh, am 13. Juli im Staatsfernsehen. Zuvor hatte die IAEA nach dem Besuch einer Delegation in Teheran mitgeteilt, ihren Inspekteuren sei die Besichtigung eines im Bau befindlichen Schwerwasserreaktors zugesagt worden, in dem Plutonium gewonnen werden könne. Diese Zusicherung war eine von mehreren Maßnahmen, die bei dem Besuch der Delegation unter der Leitung des stellvertretenden IAEA-Direktors Olli Heinonen vereinbart wurden. Die fünfköpfige Delegation war nach ihrer Ankunft am Mittwoch unter anderem mit dem iranischen Atom-Chefunterhändler Ali Laridschani zusammengetroffen. Die Zusammenkunft war am 22. Juni in Wien zwischen Laridschani und IAEA-Chef Mohamed ElBaradei vereinbart worden, um innerhalb von zwei Monaten einen Fahrplan zur Beilegung des Atomstreits auszuarbeiten.
  • Nach dem Untergang eines südkoreanischen Frachters in iranischen Hoheitsgewässern sind vermutlich 13 Menschen ertrunken. Die unter südkoreanischer Flagge fahrende "Orchid Sun" sei etwa 110 Seemeilen südöstlich der Hafenstadt Tschahbahar gesunken, berichtete das staatliche iranische Fernsehen am 15. Juli. Zehn Menschen hätten gerettet werden können, 13 weitere würden vermisst. Nach Angaben des südkoreanischen Schifffahrtsministeriums ereignete sich das Unglück bereits am 12. Juli. Das Frachtschiff, das Eisen geladen hatte und auf dem Weg von China nach Iran war, lief voll Wasser und sank. An Bord befanden sich nach Angaben des südkoreanischen Ministeriums acht Südkoreaner, 13 Philippiner und zwei Chilenen.
  • Die Türkei und der Iran planen nach türkischen Angaben Erdgaslieferungen aus dem Iran und Turkmenistan nach Europa. Eine entsprechende Absichtserklärung sei Abend des 13. Juli vom türkischen Energieminister Hilmi Güler und dem iranischen Ölminister Kasem Vasiri Hamaneh hinter verschlossenen Türen unterzeichnet worden, meldete die türkische Nachrichtenagentur Anatolien am 15. Juli. Der Iran habe um Genehmigung gebeten, über die Türkei Erdgas in Länder der Europäischen Union zu liefern, zitierte die Agentur Güler: "Als Ergebnis haben wir beschlossen, turkmenisches Gas über den Iran in die Türkei und dann nach Europa zu transportieren." Der Iran habe der Türkei seinerseits gestattet, an mehreren Stellen im Land Erdgas zu fördern, wurde Güler weiter zitiert. Einzelheiten nannte er nicht. Aus Regierungskreisen beider Staaten verlautete, es stünden noch technische Vorarbeiten an, bevor die Vereinbarung unter Dach und Fach komme. Das Abkommen dürfte dazu dienen, Pläne für das über 3000 Kilometer lange Pipeline-Projekt "Nabucco" voranzutreiben, mit dem Gas aus dem Nahen Osten und Zentralasien über die Türkei und Balkanstaaten in die EU transportiert werden und dabei Russland umgehen soll.
    Derzeit lässt die Türkei für den Eigenbedarf bereits Erdgas aus der nordwestiranischen Stadt Tabris nach Ankara liefern; die Pipeline nahm ihren Betrieb im Dezember 2001 auf - was von den USA als NATO-Verbündetem der Türkei und politischem Erzgegner des Iran kritisch bewertet wurde.
Montag, 16. Juli, bis Sonntag, 22. Juli
  • Das US-Außenministerium will erneut direkte Gespräche mit dem Iran über die prekäre Sicherheitslage im Irak führen. Der Teheraner Außenminister Manutschehr Mottaki begrüßte das Gesprächsangebot am 17. Juli und sagte, die iranische Regierung stehe einem Dialog positiv gegenüber. Gleichwohl warfen die USA dem Iran abermals vor, destabilisierende Kräfte im Irak zu unterstützen. «Iran muss aufhören, Milizen zu unterstützen, die die religiösen Spannungen im Irak noch verstärken», sagte Außenamtssprecher Sean McCormack. Für die nunmehr geplante Wiederaufnahme der Gespräche auf Botschafterebene wurde noch kein Termin genannt.
  • Israel hat Syrien am 20. Juli wegen Kontakten zum Iran und dessen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad kritisiert. Die "strategische Allianz" der syrischen Führung mit dem Iran stelle deren erklärte Bereitschaft zu Friedensverhandlungen in Frage, sagte der israelische Außenamtssprecher Mark Regev am Freitag zu AFP. "Man kann nicht der Freund desjenigen sein, der für die radikalste Ablehnung des Friedens steht, und gleichzeitig von der internationalen Gemeinschaft als Land mit Friedensbestrebungen angesehen werden", fügte Regev hinzu. Ahmadinedschad war am 19. Juli in Damaskus auch mit dem Chef der Schiitenmiliz Hisbollah, Hassan Nasrallah, zusammengetroffen.
  • US-Kampfhubschrauber feuerten in der Nacht zum 21. Juli Raketen auf ein schiitisches Viertel im Nordosten von Bagdad. Nach amerikanischer Darstellung kamen dabei sechs Extremisten ums Leben. Die irakische Polizei und Krankenhausmitarbeiter sprachen dagegen von 18 toten und 21 verletzten Zivilpersonen.
  • Ein dem Irak vom Iran gespendetes Flugzeug ist am 21. Juli in Bagdad gelandet. Regierungssprecher Ali al Dabbagh dankte der Regierung in Teheran für das Geschenk und sagte, Bagdad hoffe, die Geste werde dem Ausbau der beiderseitigen Beziehungen dienen. Fernsehberichten zufolge handelt es sich um einen Airbus A300. Er soll von Ministerpräsident Nuri al-Maliki und anderen Regierungsmitgliedern genutzt werden. Die Maschine wurde dem Irak bereits vor vier Monaten versprochen. Technische Gründe hätten zu der Verzögerung geführt, sagte al Dabbagh.
  • Angesichts zahlreicher ungelöster Reformvorhaben hat der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki das Parlament in Bagdad aufgefordert, auf seine Sommerpause zu verzichten. Zumindest aber sollten die Abgeordneten ihren Urlaub auf zwei Wochen beschränken. So könnten sie dazu beitragen, wichtige Reformen auf den Weg zu bringen. Von oberster Priorität sei die Wiederbesetzung vakanter Ministerposten, erklärte Al-Malikis Büro am 21. Juli.
    Auch ein Gesetz, das eine gerechte Verteilung der Erdölvorkommen auf Schiiten, Kurden und Sunniten sicherstellen soll, steht noch aus und ist unter den Volksgruppen heftig umstritten. Nicht zuletzt auf Druck der USA haben die Abgeordneten die normalerweise zwei Monate andauernde Sommerpause bereits auf den Monat August gekürzt. Kritiker im US-Kongress verweisen darauf, dass die US-Soldaten im Irak trotz der Sommerhitze auch ihren Dienst versähen.
  • In Nadschaf wurde am 21. Juli ein enger Berater des schiitischen Großayatollahs Ali al Sistani erstochen. Zum Hintergrund der Tötung von Scheich Abdullah Falak al Basrawi äußerten sich weder die Polizei noch Al Sistanis Büro.
  • Bei Kämpfen in der südirakischen Stadt Basra kam ein weiterer britischer Soldat ums Leben. Der Infanterist des zweiten Königlichen Panzerregiments sei "einem indirekten Angriff auf den Palast von Basra" zum Opfer gefallen, teilte das Verteidigungsministerium in London am 21. Juli mit. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt gegeben.
  • US-Truppen nahmen am 22. Juli im Osten Iraks zwei mutmaßliche Waffenschmuggler fest, die nach Militärangaben möglicherweise Verbindungen zur iranischen Elitetruppe Kuds haben. Die USA werfen Kuds vor, militante Iraker auszubilden und mit Waffen auszurüsten.
Montag, 23. Juli, bis Sonntag, 29. Juli
  • Die USA und der Iran wollen die Sicherheitslage im Irak künftig in einen gemeinsamen Ausschuss beraten. Die Botschafter der beiden Länder, die seit 27 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr unterhalten, einigten sich am 24. Juli bei ihrem zweiten Treffen in Bagdad darauf, einen "Sicherheits-Unterausschuss" einzusetzen, wie der US-Diplomat Ryan Crocker anschließend mitteilte. In dem Gremium auf Expertenebene sollten Themen wie "Unterstützung für gewalttätige Milizen, Al Kaida oder Grenzsicherheit" zur Sprache kommen, erklärte der amerikanische Botschafter weiter. Zugleich erneuerte er den Vorwurf, Teheran schüre die Gewalt im Irak, indem es schiitische Milizen ausbilde und ausrüste. In diesem Punkt habe sich die Lage in den zwei Monaten seit dem ersten Gespräch mit seinem iranischen Botschafterkollegen Hassan Kasemi Komi noch verschlechtert. Darüber kam es offenbar bei dem Treffen zu einem heftigen Schlagabtausch. Komi konterte, die Iraker seien Opfer des Terrorismus und der Präsenz ausländischer Truppen. Seine Delegation forderte bei dem siebenstündigen Gespräch in der schwer bewachten Grünen Zone in Bagdad auch die Freilassung von fünf Iranern, die von den USA festgehalten werden.
  • Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) will Anfang kommender Woche Inspekteure zum iranischen Atomreaktor Arak schicken. Das teilte die IAEA am 24. Juli in Wien mit, wo ihr stellvertretender Generaldirektor Olli Heinonen mit einer Delegation iranischer Unterhändler zusammentraf.
  • Nach der zweiten Gesprächsrunde zwischen iranischen und amerikanischen Diplomaten in Bagdad hat Teheran Bereitschaft zu Verhandlungen mit den USA auf höherer Ebene bekundet. Er könne sich eine Begegnung der stellvertretenden Außenminister vorstellen, wurde Außenamtschef Manutschehr Mottaki am 25. Juli von der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA zitiert. Man wolle sich auf jeden Fall auf höherrangige Kontakte vorbereiten - für den Fall, dass ein entsprechendes Gesuch aus Washington eingehe.
  • Aufständische im Irak haben ihre militärischen Fähigkeiten nach Darstellung der US-Streitkräfte durch Ausbildungen im Iran verbessert. Es sei seit etwa drei Monaten festzustellen, dass die Rebellen mit Raketen und Mörsergranaten Ziele in der Grünen Zone von Bagdad und anderswo besser träfen, sagte Generalleutnant Raymond Odierno am 25. Juli. "Wir denken, dass dies unmittelbar mit der Ausbildung, die im Iran stattfindet, zu tun hat." Amerikanische und irakische Streitkräfte bemühten sich, diese Netzwerke zu zerschlagen.
  • Der von Russland im Iran gebaute Atomreaktor Buschehr ist nach Angaben einer der Baufirmen frühestens im Herbst 2008 fertig. Die Inbetriebnahme werde sich bis zu diesem Zeitpunkt verzögern, zitierte die Nachrichtenagentur RIA Nowosti den Chef von Energoprogress am 26. Juli. Als Grund nannte die Sprecherin von Atomstroiexport, einem anderen beteiligten Unternehmen, Teheran habe durch verzögerte Zahlungen das Vertrauen der Subunternehmer gebrochen. Das Geld gehe zwar nun ein, aber nicht in der benötigten Höhe, sagte die Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP. Eine iranische Delegation verhandelte demnach am 25. Juli in Moskau mit Atomstroiexport.
  • Angesichts der Spannungen mit dem Iran wollen die USA ihren Verbündeten Saudi-Arabien weiter aufrüsten. Das Rüstungspaket werde wichtiges Thema sein, wenn Verteidigungsminister Robert Gates und Außenministerin Condoleezza Rice in der kommenden Woche gemeinsam nach Saudi-Arabien reisen, sagte am 27. Juli ein Sprecher des Pentagon in Washington. Mit dem Vorhaben reagieren die USA den Angaben zufolge auf die "sich verändernde strategische Bedrohung durch den Iran und andere Kräfte". Es seien bereits Gespräche mit dem US-Kongress im Gange, der den Waffenlieferungen zustimmen müsste.
  • Die Deutsche Bank gibt laut einem "Spiegel"-Bericht (28. Juli) auf Druck der USA ihr Iran-Geschäft auf. Das größte deutsche Kreditinstitut habe dem US-Unterhändler Stuart Levey zugesichert, die Abwicklung von Euro-Geschäften mit dem Iran einzustellen, berichtete der "Spiegel". Außerdem sei etlichen Kunden der Deutschen Bank im Iran vor wenigen Tagen die "Geschäftsverbindung aus übergeordneten geschäftspolitischen Gründen" gekündigt worden. Washington habe auch bei der Bundesregierung darauf gedrängt, die Hermes-Bürgschaften für Exporte in den Iran zu beenden, berichtete das Blatt. Berlin habe dies jedoch zurückgewiesen. Die Bundesregierung wolle lediglich Sanktionsbeschlüsse der UNO gegen den Iran umsetzen.
  • Die "Washington Post" berichtete am 28. Juli, die US-Regierung wolle zudem Ägypten, Israel und andere Staaten der Region mit neuen Waffen versorgen. Die USA verdächtigen Teheran, heimlich am Bau einer Atomwaffe zu arbeiten und Aufständische im Irak zu unterstützen. "Wir haben sehr hart an dem Rüstungspaket für Saudi-Arabien gearbeitet, das unserer Meinung nach entscheidend für die überspannende Architektur ist", mit der die USA der "sich wandelnden strategischen Bedrohung durch den Iran und andere Mächte" begegne, sagte ein hochrangiger Pentagon-Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte. Während des Saudi-Arabien-Besuchs von Verteidigungsminister Robert Gates und Außenministerin Condoleezza Rice kommende Woche sei aber noch kein entsprechender Vertragsabschluss zu erwarten. Das geplante Abkommen mit Riad hat Berichten zufolge einen Umfang von 20 Milliarden Dollar (15 Milliarden Euro) für einen Zeitraum von zehn Jahren. Ziel der geplanten Abkommen ist es dem Zeitungsbericht zufolge, pro-westliche Staaten in der Nachbarschaft des Irans zu stärken und damit eine Ausdehnung des iranischen Einflusses zu verhindern.
    Laut "Washington Post" will die US-Regierung Ägypten Rüstungslieferungen im Wert von 13 Milliarden Dollar binnen zehn Jahren zusagen. Der enge US-Verbündete Israel soll demnach im gleichen Zeitraum Waffen im Wert von 30 Milliarden Dollar erhalten. Zusammen mit den geplanten Zusagen an Saudi-Arabien und fünf andere ölreiche Golfstaaten würden dies die umfangreichsten Rüstungsabkommen, die die Regierung von US-Präsident George W. Bush bislang abgeschlossen habe, hieß es weiter.
  • Israel hat nach den Worten von Ministerpräsident Ehud Olmert keine Einwände gegen Pläne der USA, Waffen an Saudi-Arabien und andere gemäßigte arabische Staaten zu liefern. Man müsse eine vereinte Front gegen den Iran, den gemeinsamen Feind, bilden, sagte Olmert am 29. Juli auf einer Kabinettssitzung in Jerusalem. Dieses Paket zu Gunsten moderater Golfstaaten bringt laut Olmert auch für Israel Vorteile mit sich. Demnach soll die militärische Unterstützung seitens der USA um 25 Prozent aufgestockt werden - von derzeit 2,4 Milliarden auf 3,0 Milliarden Dollar im Jahr. Dieser Betrag sei für zehn Jahre garantiert, betonte Olmert.
    Bedenken an den Plänen machten u.a. rechtsgerichtete israelische Politiker geltend. Der Abgeordnete Juval Steinitz, Mitglied des außenpolitischen Parlamentsausschusses, äußerte die Befürchtung, dass sowohl in Ägypten als auch in Saudi-Arabien islamistische Extremisten die Regierung stürzen könnten. Das Beispiel Iran sollte allen eine Warnung sein, sagte Steinitz der Nachrichtenagentur AP.
  • Trotz des Festhaltens an seinem umstrittenen Atomprogramm fürchtet der Iran offenbar keinen Militärschlag der USA. Die USA seien "nicht in der Lage sich auf einen neuen militärischen Konflikt einzulassen", sagte der iranische Außenminister Manuschehr Mottaki in einem am 29. Juli vorab veröffentlichten Interview des Nachrichtenmagazins "Focus". Die US-Armee sei bereits mit der Lage im Irak überfordert. "Nicht einmal 170.000 amerikanische Soldaten können dort die eigene Sicherheit oder die des Irak gewährleisten," sagte Mottaki.
Montag, 30. Juli, bis Dienstag, 31. Juli
  • Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben am 30. Juli erstmals seit Januar wieder den im Bau befindlichen Atomreaktor in Arak untersucht, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete. Die Inspektion des 40-Megawatt-Forschungsreaktors habe fünf Stunden gedauert. Nähere Einzelheiten wurden nicht genannt. Vertreter der IAEA hatten zuvor erklärt, der Zugang zu dem Reaktor sei wichtig für ihre Einschätzung des gesamten iranischen Atomprogramms. Am Montag äußerte sich zunächst kein IAEA-Sprecher.
  • Angesichts heftiger Kritik aus dem In- und Ausland hat US-Außenministerin Condoleezza Rice die geplanten Waffenverkäufe an gemäßigte arabische Staaten verteidigt. Es handele sich nicht um ein Tauschgeschäft, um sich die Unterstützung dieser Länder im Irak zu sichern, betonte Rice in der Nacht zum 31. Juli auf dem Weg nach Ägypten. Vielmehr seien die vorgesehenen Waffenlieferungen das Ergebnis einer jahrelangen Partnerschaft und eine Anerkennung der strategischen Bedeutung der Empfänger. "Wir haben dieselben Ziele in dieser Region, was Sicherheit und Stabilität betrifft", sagte Rice mit Blick auf die Empfängerländer. Dazu gehöre auch die einmütige Überzeugung, dass der Iran die schwerwiegendste Bedrohung für die gemeinsamen Interessen darstelle. Hier gelte es, ein Gleichgewicht zu schaffen. Verteidigungsminister Gates bezeichnete es als ein Ziel seiner Nahost-Reise, deutlich zu machen, dass die Vereinigten Staaten auch weiterhin eine starke militärische Präsenz in der Golfregion unterhalten.
  • Die iranische Justiz hat am 31. Juli erstmals bestätigt, dass zwei kurdische Journalisten zum Tode verurteilt wurden. Abdolwahed Bohimar und Adnan Hassanpur seien bereits am 16. Juli vom Gericht in Mariwan im kurdischen Norwesten des Landes als "Feinde Gottes" eingestuft und zum Tod durch den Strang verurteilt worden, teilte Justizsprecher Aliresa Jamschidi mit. Nähere Angaben darüber, was den Journalisten zur Last gelegt wurde, machte Jamschidi nicht. Nach Einschätzung von Presserechtlern hängen die Todesurteile offenbar mit einem Engagement der beiden Journalisten für größere Autonomierechte der rund sechs Millionen Kurden im Iran zusammen. Er wisse auch nicht, ob der oberste Gerichtshof die Strafe bestätigt habe, sagte er weiter. Eine Todestrafe muss im Iran zwingend vom Obersten Gerichtshof genehmigt werden, bevor sie vollstreckt werden kann. Der Chef des iranischen Justizapparats, Ayatollah Mahmud Haschemi Schahrudi, kann die Strafe auch aufheben. Der Iran wendet die Todesstrafe häufig an, die Hinrichtung von Journalisten ist aber extrem selten.
    Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) sind die Journalisten wegen "umstürzlerischer Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit" und "Spionage" verurteilt worden. Auch Gespräche mit ausländischen Medien wie dem US-Auslandssender Voice of America seien ihnen zur Last gelegt worden.


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