Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Mehr Zeit für Rüstungskontrollen

Zum dritten Mal berichtet Hans Blix vor dem UN-Sicherheitsrat

UN-Chefinspektor Blix hat dem UN-Sicherheitsrat am 7. März 2003 seinen neuen Bericht über die Waffenkontrollen in Irak vorgestellt. Blix bescheinigte darin dem Irak in einigen Bereichen eine gute Zusammenarbeit. Was den Zugang zu Orten angehe, habe es große Fortschritte gegeben, sagte Blix. Anfängliche Schwiergkeiten seien überwunden worden. Die Inspektionen seien zwar nicht reibungsfrei, aber man sei in der Lage, professionelle Ortsinspektionen durchzuführen. Überwachungsflugzeuge lieferten wertvolle Informationen. Demnächst werde man weitere Überwachungsflugzeuge einsetzen können.

Irak sollte bald weitere Dokumente zur Verfügung zu stellen, so Blix, bisher gebe es davon zu wenige. Hier müsse es noch Fortschritte geben. Es sei nicht glaubwürdig, dass die Dokumente nicht mehr zu finden sein. Man könnte auch Personen zu offenen Fragen befragen, wenn es keine Dokumente mehr gebe.

Man habe auch Wissenschaftler verhören können, sagte Blix. Dies wolle man fortsetzen. Zu der Frage der mobilen Waffenlabore sagte Blix, man habe keine Beweise über verbotene Aktivitäten. Von Irak erwarte man, dass die Kontrollen unterstützt würden. Man habe keine Lagerstätten für biologische und chemische oder atomare Waffen gefunden. Berichte über unteriridische Waffenlager hätten sich nicht bestätigt.

Der Irak sei aktiv gewesen, dies gelte aber nicht für alle relevanten gebieten. Noch ungelöste Fragen müssten beantwortet werden. In dem Bericht würden dem Irak vorgeschlagen, was er leisten könne, um die noch offenen Fragen zu beantworten. Blix kündigte eine Liste der noch offenen Frage an. Man werde noch weitere Zeit brauchen, nicht Jahre aber Monate , sagte Blix. Mehr Waffeninspektoren seien sinnvoll, noch besser sei es aber bessere Informationen zu den Waffen zu bekommen. Positiv vermerkt wurde auch, dass der Irak mit der Zerstörung der Al-Samoud-2-Raketen begonnen habe.

Im Folgenden dokumentieren wir ein paar Ausschnitte aus der Rede von Hans Blix nach einer dpa-Übersetzung (zit. n. Frankfurter Rundschau, 08.03.2003)

Im Wortlaut:

Zusammenarbeit mit den Waffeninspektoren:
"Man kommt nicht umhin festzustellen, dass es von irakischer Seite nach einer Zeit der zögerlichen Zusammenarbeit seit Ende Januar eine Beschleunigung von Initiativen gegeben hat. Das ist willkommen, aber die Bedeutung dieser Maßnahmen muss nüchtern daran gemessen werden, wie viele Fragezeichen tatsächlich ausgeräumt worden sind."

Befragung von Experten:
"Im letzten Monat hat Irak uns mit Namen von vielen Personen versorgt, die als Informationsquelle dienen könnten. (. . .) Seitdem wir die Befragungen verlangt haben, sind 38 Personen zu vertraulichen Gesprächen aufgefordert worden. Zehn haben zu unseren Bedingungen angenommen, sieben von diesen in der letzten Woche."

Mobile Produktionsanlagen:
"Geheimdienste haben behauptet, dass Massenvernichtungswaffen auf Lastwagen durch den Irak gefahren werden und im Besonderen, dass es mobile Produktionsanlagen für biologische Waffen gibt. (. . .) Bisher sind keine Beweise für verbotene Aktivitäten gefunden worden."

Al-Samoud-2-Raketen:
"Die Zerstörung stellt ein substanzielles Maß an Abrüstung dar - in der Tat ist es das erste seit Mitte der 90er Jahre. (. . .) Bis heute sind 34 Al-Samoud-2-Raketen zerstört."

Biologische und chemische Waffen:
"Es gibt bedeutende irakische Anstrengungen, eine größere Quelle von Unsicherheit über die Mengen von biologischen und chemischen Waffen aufzuklären, die einseitig im Jahr 1991 zerstört wurden. (. . .) Bis heute hat Irak acht vollständige Bomben einschließlich zwei flüssig gefüllten R-400- Bomben und sechs weitere vollständige Bomben ausgegraben."

Zeit für Inspektionen:
"Wie viel Zeit ist erforderlich? (. . .) Selbst mit einer weiter verbesserten irakischen Haltung, die durch andauernden äußeren Druck erreicht wird, würde es einige Zeit brauchen, Anlagen und Objekte zu verifizieren, Dokumente zu analysieren, wichtige Personen zu befragen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Dafür wären nicht Jahre, noch Wochen, sondern Monate erforderlich."


Zurück zur Irak-Seite

Zur UNO-Seite

Zurück zur Homepage