Türkische Armee ruft die Gefahr eines neuen Krieges im Mittleren Osten hervor
Wir rufen auf, die Kriegsgefahr in Irakisch Kurdistan zu stoppen
Nachfolgend dokumentieren wir einen Aufruf der Kampagne "Frieden in Kurdistan" in England
und bitten um Ihre Unterstützung. Der Aufruf wird in England von namhaften Personen des
öffentlichen Lebens unterstützt. Unterschriften können per e-mail oder Fax an die unten stehende Adresse gesendet werden, wir werden sie umgehend an die mit uns kooperierende Initiative weiterleiten.
Koordinationsbüro der Internationalen Initiative
Während sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit weiter auf den eskalierenden
Konflikt zwischen Israel und Palästina und deren immer undurchsichtigeren Versuch
richtet, langfristige Lösungen zu finden, ist durch die massive Invasion der türkischen
Truppen in den Nordirak eine andere große Gefahr für den Frieden im Mittleren Osten
erwachsen. Die türkische Armee marschierte schon Mitte Dezember 2000 ein und hat nach
vorsichtigen Schätzungen, ein Kontingent von zehntausend Soldaten stationiert. Sie
überquerten die irakische Grenze in kleinen Einheiten von etwa 500 Soldaten mit
Fahrzeugen und sind jetzt über das gesamte Gebiet Südkurdistans verteilt. Diese Region
ist auch als "Flugverbotszone" bekannt und soll unter dem Schutz der Vereinten Nationen
stehen. Das Gebiet wird von den irakisch-kurdischen Parteien KDP und PUK verwaltet.
Zugegebenermaßen gab es in der Vergangenheit wiederholt Einmärsche von türkischen
Armeeeinheiten in den Nordirak zur Verfolgung der PKK-Guerilla. Jedoch übertrifft das
Ausmaß dieser Operation das aller vorangegangenen: Die türkische Armee ist bis 300 km
tief auf irakisches Territorium vorgerückt. Sie arbeitet nun eng mit den
irakisch-kurdischen Parteien zusammen, besonders mit der PUK, deren Führer Jalal
Talabani erst kürzlich aus Ankara zurückkehrte. Der türkische Premierminister Bülent
Ecevit behauptete indessen, dass türkische Truppen nur technische Hilfe für die
militärischen Operationen der KDP und PUK zur Verfügung stellen, welche die PKK aus der
Region vertreiben sollen.
Es gibt Anlass zu tiefster Besorgnis, dass weder von den Journalisten der
internationalen Medien, noch von den westlichen Regierungen Äußerungen zu den
Ereignissen zu hören waren, die eine Vorbereitung der Türkei auf einen Krieg
darstellen.. Man kommt nur schwer an der Schlussfolgerung vorbei, dass Europa und
Amerika gegenüber dem Vorgehen der Türkei blind sind. Schließlich
übernehmen sie das türkische Erklärungsmuster, alle militärischen Aktionen unter dem
Stichwort "Bekämpfung der PKK-Guerilla" zu rechtfertigen. Es ist unwahrscheinlich, dass
die westlichen Geheimdienste keine Kenntnisse über die Vorgänge in dieser strategisch
und wirtschaftlich so wichtigen Region haben. Es ist nicht klar, in wie weit die Ziele
der gegenwärtigen Operation im Detail im Abkommen von Washington 1998 festgehalten
worden sind. Aber es ist offensichtlich, dass dieses Ziel die Gefahr in sich birgt, die
Nachbarstaaten in der Region in einen neuen Krieg im Mittleren Osten zu verwickeln. Die
PKK, die standhaft bei ihrem Friedensangebot bleibt und auf positive Signale der Türkei
wartet, warnte, dass ein Ausbruch von Kampfhandlungen das Risiko der unkontrollierten
Verbreitung eines Krieges über die gesamte Region und in der Türkei in sich birgt. Bei
diesem gefährlichen Planspiel geht es für alle Beteiligten um hohe Einsätze. Ein
anderer bedenklicher Aspekt ist die Möglichkeit, dass die Türkei versucht, eine
permanente Präsenz in der Region zu etablieren. Es gibt sogar Spekulationen, dass die
Türkei bereit sei, einen Handel mit Bagdad zu machen, der Saddam Hussein in die Lage
versetzen würde, die Kontrolle über dieses Territorium zurückzugewinnen.
Wir glauben, dass die Türkei in dieser potentiell explosiven Militärkampagne nicht auf
eigene Faust handelt und fordern alle beteiligten Kräfte dringend auf, ihre
Kriegsvorbereitungen zu stoppen.
Weiterhin fordern wir mit diesem Aufruf die Verantwortlichen auf höchster Ebene in
Europa und Amerika auf, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Türkei von ihrem
gegenwärtigen Konfrontationskurs abzubringen.
Schließlich fordern wir die politische und militärische Führung in Ankara auf, ihre
Pläne zu überdenken, bevor daraus ein furchtbarer Krieg im Mittleren Osten erwächst,
mit unvorhersehbaren Konsequenzen. Diese Ereignisse sind für den Frieden im Mittleren
Osten so wichtig wie der palästinensisch-israelische Konflikt und sollten auch als
solche von den internationalen Medien wahrgenommen werden. Es ist noch Zeit für einen
Friedensprozess, der von allen betroffenen Seiten und den internationalen Gremien
positiv beantwortet würde.
Schirmherrschaft der Kampagne Frieden in Kurdistan:
Lord Avebury, John Austin MP, Lord Rea, Lord Dholakia, Baroness Sarah Ludford (MEP),
John Bowis (MEP), Julie Christie, Harold Pinter, Noam Chomsky, Arthur Miller
Andere Unterzeichner und Unterzeichnerinnen:
Lord Hylton, Cynog Dafis, Rhodri S. Thomas (Abgeordnete des Parlamentes von Wales /
GB), Simon Thomas (Abgeordneter des englischen Parlaments), Tony Benn (Abgeordneter des
englischen Parlaments), Jermy Corbyn (Zweiter Vorsitzender der Menschenrechtskommission
im englischen Parlament), Rudi Vis (Abgeordneter des englischen Parlaments), Sir Peter
Lloyd (Abgeordneter des englischen Parlaments), Ken Coates (ehem. Vorsitzender des
Menschenrechtsausschusses im Europäischen Parlament), Malcolm Harper (Direktor der
United National Association), Mr. Etherington (Abgeordneter des englischen Parlaments),
Dr. Mohammed Ahmed (Ahmed Foundation für kurdische Studien), Hans Branscheidt (Medico
International), Roger Tompkins (Rechtsanwalt), Gareth Peirce (Rechtsanwalt), Hugo
Charlton (Rechtsanwalt, Sprecher der Grünen für innere Angelegenheiten und
Menschenrechte / GB), Jenny Jones (Grüne / GB), Eamonn McCann (Journalist; NUJ), David
Morgen (Journalist), Susan Raven (Journalist), John Haylett (Herausgeber der Morning
Star), Alexander Fitch (Journalist), Sarah Parker (Netzwerk für Sozialistische
Solidarität), Hewa Jaff (Liberaldemokratische Partei), Mr. Evgeniou (Zypernlobby),
Andreas Gavrilielides (Vorsitzender der Griechisch-Kurdischen Solidaritätskampagne),
George Evgeniou (Theaterdirektor), Zinar Hogir (Vorsitzender der Kurdischen
Gemeinde)und hundert weitere Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. (26. Februar 2001)
Wenn Sie diesen Appell unterstützen wollen, schicken Sie bitte per e-mail Ihren Namen und eine etwaige Organisationszugehörigkeit bzw. Funktion/Beruf an:
info@freedom-for-ocalan.com
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