Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Juli 2002

Irak: Chronik eines angekündigten Krieges

  • Am 5. Juli veröffentlichte die New York Times einen Bericht, in dem die Planungen des Pentagon für einen Krieg gegen den Irak preisgegeben wurden (siehe "USA planen Angriff auf Irak von drei Seiten"). Zehntausende von amerikanischen Marines und anderen Bodentruppen sollen sich ihren Weg ins Innere des Irak freikämpfen, heißt es unter Berufung auf ein geheimes Planungsdokument des US-Zentralkommandos in Tampa, Florida. Von dort soll der nächste Krieg gegen den Irak geleitet werden. Unterstützt von schlagkräftigen Luft- und Seestreitkräften soll der US-amerikanische Angriff mit bis zu 250.000 Mann von drei Seiten geführt werden, vom Norden, Süden und vom Westen. US-Spezialeinheiten oder CIA-geführte Operationen würden im Hinterland des Irak Depots und Waffenlager angreifen. Der größte Teil der US-Bodentruppen soll Irak von Kuwait aus überfallen, wo Fuchs-Spürpanzer der deutschen Bundeswehr schon seit letztem Jahr bereitstehen.
    Ein Zeitpunkt für den Angriff ist in dem Dokument nicht angegeben. Bisher gab es aber verschiedentlich Spekulationen, die entweder den Oktober d.J. (also vor den US-Kongressteilwahlen im November) oder den Februar 2003 prognostizieren.
    Die überregionalen Zeitungen in der Bundesrepublik berichteten über diesen Artikel einen Tag später.
    Am selben Tag, an dem die New York Times die Kriegsplanungen enthüllte, ging ein erstes Verhandlungstreffen zwischen UNO (in Person des Generalsekretärs Kofi Annan) und Irak (dessen Außenminister Naji Sabri) in Wien ohne Ergebnis zu Ende. Während die UN-Delegation bemüht ist, eine Vereinbarung zu erzielen, damit wieder Waffenkontrolleure in das Land dürfen, versucht der Irak, diese Frage mit dem Embargoproblem zu verbinden. Für die "kommenden Monate" sei ein neues Treffen in Europa anvisiert, sagte ein Sprecher von Kofi Annan in New York.
  • Am 8. Juli (Ortszeit) erläuterte US-Präsident Bush noch einmal seine Essentials zur Irak-Frage. Danach ist ein "Regierungswechsel" ein "festes Ziel" seiner Regierung. "Und wir werden alle Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen, um dies zu erreichen." Die Meldung der New York Times vom 5. Juli über die Planungen des Pentagon ließ Bush unkommentiert.
  • Im Fall eines Angriffs auf den Irak wollen die USA auch Jordanien als Stützpunkt benutzen, schrieb die New York Times am 10. Juli. Jordanien könnte Ausgangspunkt für Luftangriffe und Kommandoeinsätze sein. Das Blatt berichtete weiter, dass darüber aber noch keine Verhandlungen zwischen USA und Jordanien geführt worden seien. Jordaniens Informationsminister Mohammad el Adwan hatt am 8. Juli erklärt, Jordanien mische sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines Bruderstaates ein; eine Stationierung von US-Truppen für einen Angriff auf Irak käme nicht in Frage.
  • Am 12. Juli beginnt ein Treffen von etwa 70 oppositionellen Offizieren aus dem Irak in London, um über den Sturz Saddam Husseins zu beraten. Dies sagte ein Sprecher der Vereinigung Iraqi National Congress (INC) am 11. Juli gegenüber der Presse. Organisator des Treffens ist der frühere Generalmajor Tawfiq Yassir, der sich schon einmal, 1991, mit Armeeeinheiten an einem gescheiterten Putschversuch gegen Saddam beteilgt hatte. Das britische Außenministerium bestätigte die Einladung zum Treffen und sagte, man werde als Beobachter teilnehmen.
    Autralien hat den USA vorbehaltlose Unterstützung zugesagt im Fall eines Angriffs auf Irak. Man müsse der Produktion von Massenvernichtungsmitteln in Irak ein Ende setzen, sagte der australische Außenminister Alexander Downer am 12. Juli in Washington.
  • Am 13. Juli sind bei Angriffen US-amerikanischer und britischer Kampfflugzeuge in Südirak sieben Zivilisten verletzt worden, behauptete die Regierung in Bagdad. Die USA bestätigten lediglich den Angriff. Es habe sich um einen Einsatz gegen eine irakische Luftabwehrstellung gehandelt.
  • Am 15. Juli berichtete die israelische Zeitung Haaretz, Syrien kaufe unter Umgehung des UN-Waffenembargos heimlich Waffen für den Irak. Die meisten Waffenkäufe würden in Osteuropa (z.B. Tschechien, Russland) gekauft.
    Zum Abschluss der Konferenz von Oppositionellen in London haben sich mehr als 60 ehemalige irakische Offiziere für den Sturz Saddams und dessen Überstellung an ein Kriegsverbrechertribunal ausgesprochen. Außerdem hieß es, die Offiziere hätten einen 15-köpfigen Militärrat gebildet.
    Der jordanische König Abdullah hat vor einem Alleingang der USA gegen Irak gewarnt. In einem Interview, das der US-Fernsehsender NBC "am 15. Juli ausstrahlte, sprach er sich für einen "Dialog" aus. Ein Angriff auf den Irak könne für den Nahen Osten schwere Folgen haben, solange der palästinensisch-israelische Konflikt nicht gelöst sei. "Die Anspannung könnte für den Nahen Osten zu stark sein."
  • Am 16. Juli haben US- und britische Kampfflugzeuge eine mobile Radaranlage in Südirak bombardiert. Nach irakischen Angaben wurde dabei ein Zivilist getötet.
    Der US-Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz sprach mit türkischen Regierungsvertretern über einen bevorstehenden Krieg gegen Irak. Es ging um einen türkischen Beitrag dazu. Die Türkei verhält sich aber sehr reserviert. Vor allem hat sie Angst vor der Bildung eines kurdischen Staates im Norden Iraks; dies könnte in Ostanatolien die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden neu beleben.
    Der britische Premierminister Tony Blair warnte im Unterhaus vor der irakischen Bedrohung mit Massenvernichtungswaffen. EWr dementierte aber Meldungen, wonach eine Entscheidung über den Krieg bereits gefallen sei.
  • Die kuwaitische Zeitung Al-Qabas berichtete am 17. Juli, Iraks Führung bereite sich intensiv auf einen US-amerikanischen Angriff auf ihr Land vor. So wurden etwa Vorkehrungen gegen einen Zusammenbruch des Strom- und Kommunikationsnetzes getroffen. Auch seien Boden-Boden-Raketen nach Nordirak gebracht worden, die im Fall einer Offensive der Kurden eingesetzt werden könnten (SZ, 18.07.2002). In einer Rede an die Nation sagte Saddam Hussein am 17. Juli an die Adresse der USA: "Ihr werdet mich niemals besiegen".
    Die Vereinigten Emirate, die noch vor Wochen wie Jordanien vor einem US-Angriff gewarnt hatten, erhielten am 17.Juli von Washington eine Zusage von Rüstungslieferungen im Wert von 1,5 Mrd. Euro.
    Der britische Premier Tony Blair sprach am 17. Juli im britischen Unterhaus davon, dass ein neues Mandat der Vereinten Nationen nicht notwendig sei um Krieg gegen Irak zu führen. Allerdings müssten sich die USA im Rahmen des internationalen Rechts bewegen.
  • Am 18. Juli berichtete die Süddeutsche Zeitung von einem Memorandum des US-Verteidigungsministers Ronald Rumsfeld vom 12. Juli, wonach Bedienstete des Pentagon mit Gefängnis bestraft werden könnten, wenn sie geheime Informationen insbesondere über die Kriegsplanung gegen den Irak an die Öffentlichkeit weiter gegeben sollten. Die Veröffentlichung vertraulicher Mitteilungen nutze dem Terrornetzwerk Al Qaida. Rumsfeld zeigte sich besonders verärgert über den vor kurzem in der New York Times veröffentlichten Bericht über die Militärplanung eines Angriffs auf den Irak.
    Am 18. Juli sagte der kuwaitische Verteidigungsminister Scheich Dschabir el Mubarak, sein Land unterstütze die US-Kriegsdrohungen gegen Irak nicht. Unterstützung sagte er aber für den Fall zu, dass die Vereinten Nationen eine n Angriff beschließen würden.
  • Sollten die USA den Irak demnächst angreifen, dann geht es in erster Linie um Innenpolitik. Dies ist das Resümee eines Artikels von Wolfgang Koydl in der Süddeutschen Zeitung vom 19. Juli. Ausschlaggebend für den Zeitpunkt des angekündigten US-Krieges seien: "amerikanische Meinungsumfragen, die Kurse an der Wall Street und der Sitzungskalender von Senat und Repräsentantenhaus." Koydl vermutet, dass die Enthüllungen über die Insider-Geschäfte von Vizepräsident Cheney und Bush himself genauso an der Popularität des Präsidenten kratzen wie der "stotternde" volkswirtschaftliche Motor: "Gründe für eine n Befreiungsschlag der Regierung Bush". Koydl: "Ein Krieg belebt nicht nur die Ökonomie, er lenkt auch vortrefflich von den Niederungen echter oder vermeintlicher Skandale ab." Auch wolle sich der Kongress in die Kriegsvorbereitung einschalten. Er möchte jedenfalls noch vor der Sommerpause gefragt werden. Dabei geht es dem Kongress nicht um Einwände gegen den Krieg, man möchte nur vorher gefragt werden und nicht hinterher aus der Zeitung oder über CNN erfahren, dass der Krieg bereits begonnen habe. Vieles spräche dafür, dass Bush den Angriff noch vor den November-Wahlen plant.
  • Nach Informationen des britischen Daily Telegraph vom 19. Juli plant das britische Verteidigungsministerium für September die massenhafte Einberufung von Reservisten. Die Vorbereitungen für einen Militäreinsatz gegen Irak würden intensiviert. Zudem sollen 1.500 Soldaten von der NATO-Eingreiftruppe abgezogen werden. Diese Entscheidung, so heißt es weiter, sei bereits vor einem Monat getroffen worden (damals gab die Regierung den Abzug von 1.700 Soldaten aus Afghanistan bekannt). Ferner wurden 3.000 Mitglieder einer Panzerdivision aus Polen abgezogen.
    Nach Informationen der arabischen Zeitung Al Hayat vom 19. Julihat die Türkei als Gegenleistung für eine Unterstützung der US-Pläne zum Sturz Saddam Husseins Militärhilfe und politische Unterstützung in der Zypern-Frage und bei der Annäherung an die EU gefordert. In dem Bericht hieß es unter Berufung auf einen hohen türkischen Beamten außerdem, der stellvertretende US-Verteidigungsminiszer Paul Wolfowitz habe bei seinem Besuch in Ankara in Bezug auf einen Irak-Konflikt betont, für die USA gelte: "wer nicht für uns ist, ist gegen uns". In derselben Zeitung hieß es, ein US-Angriff werde zu Beginn des kommenden Jahres stattfinden, und zwar mithilfe der irakischen Opposition von Südirak aus. (Der Standard, 20./21.07.2002)
  • Bei einem Truppenbesuch in New York hat Präsident Bush am 20. Juli (Ortszeit) den Irak gewarnt, die USA würden einer Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen nicht tatenlos zusehen. Bush nannte den Irak nicht beim Namen, es war aber klar, dass er dieses Land meinte, als er "Terroristen und Tyrannen" den Kampf ansagte. Die USA seien von dunklen Terrornetzwerken und Regimen bedroht, die nach Massenvernichtungswaffen trachteten und ihre Waffenprogramme vor der Welt versteckten. Dieselben Regime hätten ihre "wahre Natur" gezeigt, indem sie ihre Bürger folterten und abschlachteten. "Tyrannen und Terroristen" hätten eines gemein: Weder Menschlichkeit noch ein Gewissen hielten sie zurück. "Bei solchen Feinden können wir nicht ruhig da sitzen und auf das Beste hoffen", sagte Bush. Die USA müssten gegen die Bedrohungen vorgehen, bevor sie sich voll entfalteten. "Wir werden Diplomatie anwenden, wenn es möglich ist, und Gewalt, wenn es nötig ist. Wir werden uns mit Besonnenheit vorbereiten und entschlossen handeln." (zit. nach SZ, 22.07.2002).
  • Am 21. Juli warnte der türkische Ministerpräsident im Staatsfernsehen die USA vor den Risiken eines Angriffs auf den Irak. Washington riskiere einen "sehr langen Krieg", denn Irak sei trotz Embargos stark genug, um sich zur Wehr zu setzen. Die USA seien gut beraten, wenn sie Alternativen prüfen würden, wie man gegen das Regime in Bagdad vorgehen könne. Nach einem Bericht des Sunday Mirror vom 21. Juli haben britische Militärs vor einer "hastigen" Militäraktion gegen Irak gewarnt. Ohne ausreichendes Training und die nötige logistische Unterstützung könnten britische Bodentruppen "riesige Verluste" erleiden. Die USA hätten Blair mitgeteilt, so heißt es in dem Artikel weiter, dass sie auf 30.000 britische Soldaten zählen. Diese sollten das US-Kontingent von mehr als 200.000 Soldaten unterstützen. Londoner Militärexperten machen sich Sorgen um die politische Instabilität in der Türkei - von dort aus müssten die Angriffe hauptsächlich geführt werden. Außerdem sei kein "Endziel" sichtbar.
  • Am 23. Juli sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Washington, ein Angriff auf den Irak wäre ein Akt der Selbstverteidigung. Er stelle in Frage, so wird er von der Süddeutschen Zeitung zitiert (24.07.2002), ob "freie Menschen im 21. Jahrhundert" auf einen feindlichen Angriff warten sollten, bei dem möglicherweise Millionen von Menschen getötet würden. Stattdessen sei es angebracht, die Beschaffung von Massenvernichtungsmittel durch in Frage kommende Staaten zu beobachten und darauf als "Selbstverteidigung" zu reagieren.
    Nach einem Bericht der Washington Post vom 23. Juli soll die US-Regierung ihre Iran-Politik geändert haben, teilten die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau am 24. Juli mit. Statt einer Zusammenarbeit mit dem iranischen Präsidenten Mohammed Chatami wollten die USA künftig nur noch mit Bürgerrechtlern und der Bevölkerung direkt zusammenarbeiten. Dies berichtete die Süddeutsche Zeitung am 24. Juli. Einen Tag später brachte die Frankfurter Rundschau das Dementi der US-Regierung. Sie wollen keineswegs die Zusammenarbeit mit Chatami aufkündigen. Sie wollen sich aber direkter an das Volk wenden, um Reformen zu erreichen. Zugleich wollten sie die gewählten Führer Irans auffordern, den Wünschen des Volks nach Demokratie und Freiheit nachzukommen. (FR, 25.07.2002)
    US-Flugzeuge bombardierten am 23. Juli erneut Fernmelde-Einrichtungen in der südirakischen sog. Flugverbotszone. Als Grund wurden "feindliche Aktionen" vom Boden während der routinemäßigen US-Kontrollflüge angegeben.
  • Die türkische Zeitung Cumhuriyet berichtete am 26. Juli, dass die türkische Regierung die USA bei einem Angriff auf Irak doch unterstützen wolle. Die Operation solle aber "so begrenzt wie möglich" sein. Dies sei als Ergebnis aus den Beratungen des Nationalen Sicherheitsrates herausgekommen. Offizielle verlautete nur, der Sicherheitsrat habe sich mit dem Irak befasst. Nach dem Zeitungsbericht geht die türkische Regierung davon aus, dass Washington zum Krieg entschlossen sei. Die Türkei lehne zwar ein gewaltsames Vorgehen gegen Irak weiterhin ab, sie sei aber nicht in der Lage, dem Bündnispartner USA die Nutzung des Stützpunkts Incirlik nahe der südtürkischen Stadt Adana zu verweigern. Von hier starten seit über 10 Jahren britische und US-Flugzeuge bei ihren "Überwachungsflügen" über Nordirak. Ankara fürchtet die Abspaltung Nordiraks und die Entstehung eines kurdischen Staates an der eigenen Südgrenze. Dies wäre für die Türkei ein Kriegsgrund. Die türkische Zeiutung Aksam, die über sehr gute Kontakte zur Regierung verfügt, berichtete ebenfalls am 26. Juli, dass im Falle eines US-Krieges türkische Truppe als eine Art "Ordnungsmacht" in den Norden Iraks vordringen würden, "um die Flüchtlingsströme zu stoppen". - Der US-Kongress beschloss, der Türkei 228 Mio. Dollar für ihren Afghanistan-Einsatz zu gewähren; der größte Teil des Geldes gilt aber als "generelle Unterstützung" für die Türkei. Die Türkei ist auf Finanzhilfe dringend angewiesen. (SZ. 27./28.07.2002)
  • Die britische Zeitung "The Guardian" berichtete am 27. Juli, Ton Blair habe dem US-Präsidenten "im Prinzip" die volle militärische Unterstützung für einen Angriff gegen Irak zugesagt. Blair sagte aber auch, ein Angriff stehe nicht unmittelbar bevor. Der Guardian hält einen Angriff für Oktober für möglich.
  • Nach einer Meinungsumfrage der Sunday Times, die am 28. Juli veröffentlicht wurde, plädieren 40 Prozent der Briten für einen Militärschlag gegen Irak, 51 Prozent sind dagegen. Im März 2002 waren bei einer gleichlautenden Umfrage 45 Prozent dafür und 43 Prozent dagegen. Im Parlament dürfte Blair aber über eine satte Mehrheit verfügen.
    Unterdessen forderte der Irak Blair auf, den Vorwurf der Produktion von Massenvernichtungswaffen zu belegen. Bagdad schlug vor, britische Experten könnten ins Land kommen und nach Produktionsstätten suchen. (FR, 29.07.2002)
    Am 28. Juli gab das US-Außenministerium bekannt, dass für den 9. oder 16. August Vertreter der wichtigsten irakischen Oppositionsbewegungen zu Gesprächen mit Mitgliedern des Kongresses eingeladen würden. Ziel sei es, die nächsten Schritte mit ihnen abzusprechen. Zu den Eingeladenen gehören: Die Patriotische Union Kurdistans (PUK), die Demokratische Partei Kurdistans (KDP), die Oberste Versammlung der islamischen Revolution (die wichtigste Oppositionsbewegung der irakischen Schiiten), die Bewegung für Nationale Einigung sowie die Irakische Nationale Koalition (INC).
    Am 28. Juli haben britische und US-Kampfflugzeuge einen irakischen Fernmeldebunker angegriffen, meldete einen Tag später das US-Kommando Mitte.
  • Die schwedische Zeitung Svenska Dagbladet berichtete am 29. Juli, die USA hätten seinerzeit versucht, durch Infiltration der Unscom mit zwei US-Agenten Material über die Aufenthaltsorte des Machthabers Saddam Hussein zu erhalten. Die Unscom-Einheit war nach dem Golfkrieg 1991 gebildet worden, um die Waffeninspektionen im Irak durchzuführen. Spionagetätigkeiten gehörten nicht zu ihrer Aufgabe.
  • Am 30 Juli schrieb die Süddeutsche Zeitung, zwei der führenden unabhängigen Forschungsinstitute in London, das Centre for Global Energy Studies (CGES) und die Economist Intelligence Unit (EIU) sähen einem Angriff gegen den Irak mit Gelassenheit entgegen. Sie erwarten einen Krieg aber erst in der ersten Jahreshälfte 2003. Auch der Öl-Markt habe sich auf einen neuen Golfkrieg eingestellt. Der Ölpreis werde weiter steigen, aber dies sei nur ein Zwischenhoch. Risiken lägen allein im Verhalten Saddam Husseins und des Iran. Im Fall eines Krieges könnte der Irak z.B. versuchen, die Öl-Förderanlagen Kuwaits zu zerschießen. Schwer zu verkraften wäre für den Ölmarkt auch, wenn sich der Iran mit Irak solidarisieren würde. Die größte Gefahr sei aber, wenn Irak Israel angreifen würde und Israel mit einem Gegenschlag reagieren würde. Damit käme die Nahostfrage ins Spiel. Es könne aber alles auch kurz gehen: Saddam Hussein würde gestürzt, die irakische Bevölkerung würde das System nicht mehr unterstützen und der Krieg wäre nach längstens zwei Monaten zu Ende.
    In einem Gastbeitrag der Frankfurter Rundschau am 30 Juli behauptet Hans von Sponeck, der frühere Koordinator der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe in Irak, der Irak habe nicht die Kapazitäten, Massenvernichtungswaffen herzustellen. "Wirklich besorgniserregend" sei, dass die USA dies wüssten und dennoch den Krieg gegen Irak vorbereiteten.
    Beim deutsch-französischen Gipfeltreffen zwischen Chirac und Schröder am 30. Juliwurde übereinstimmend erklärt, jedes militärische Vorgehen gegen Irak bedürfe einer Legitimierung durch die UNO. Schröder sagte, US-Präsident Bush habe zugesichert, vor Militäraktionen die NATO-Verbündeten zu konsultieren. Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose sagte am selben Tag im Kölner Stadtanzeiger dagegen, bei einem möglichen US-Angriff auf Irak könnten auch deutsche Soldaten beteiligt sein - auch ohne UN-Mandat.
  • Die deutsche Bundesregierung widerspricht am 31. Juli Hans-Ulrich Klose. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye sagte, die Bundesrepublik beteilige sich nicht an Vorbereitungen für einen möglichen US-Angriff. Bei Kloses Meinung handele es sich um eine "Einzelmeinung eines Abgeordneten".
    Der Irak hat am 31. Juli allen Staaten Wirtschaftssanktionen angedroht, die einen US-Krieg gegen Irak befürworten oder unterstützen. Als erstes Land ist Australien betroffen. Der Irak kündigte vor wenigen Tagen die Halbierung der Weizeneinkäufe in Australien an (Wert 8,5 Mio. Euro pro Jahr), nachdem Australien den USA das Recht auf einen Angriff gegen Irak zugebilligt hatte.
    Der außenpolitische Ausschuss des US-Senats begann am 31. Juli mit Anhörungen zu einem möglichen Angriff auf den Irak. Man wolle sich mit Szenarien beschäftigen, wie es nach einem Krieg in Bagdad weitergehen könne. Gehört werden sollen ehemalige Militärs und Wissenschaftler. Die US-Regierung lehnte eine Teilnahme als verfrüht ab.


Zurück zur "Chronik eines angekündigten Krieges"

Zur Irak-Seite

Zurück zur Homepage