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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

Juni 2007


Freitag, 1. Juni, bis Sonntag, 3. Juni
  • Trotz einer im Frühjahr gestarteten Sicherheitsoffensive ist der Mai im Irak einer der blutigsten Monate seit Jahren gewesen. Bei Kämpfen und Selbstmordanschlägen kamen fast 2000 Zivilisten um Leben, wie irakische Behörden am 1. Juni mitteilten. Das sind rund 30 Prozent mehr als im April. Außerdem starben im Mai, dem für die US-Armee verlustreichsten Monat seit zweieinhalb Jahren, fast 120 US-Soldaten. Die USA wollen ungeachtet dessen einen Teil ihrer Streitkräfte langfristig im Irak stationiert lassen. Im Mai wurden 1951 Zivilisten getötet und 2011 verletzt.
  • Bei neuen Anschlägen und Angriffen in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind mindestens 14 Menschen getötet worden. Bei Granatenbeschuss auf einen Markt im Südwesten Bagdads seien zwölf Menschen ums Leben gekommen und 40 weitere Menschen verletzt worden, teilte ein Krankenhausarzt am 1. Juni mit. Unter den Getöteten seien auch Kinder, hieß es. Im Norden der Hauptstadt wurden ebenfalls durch Granatenbeschuss ein Mensch getötet und drei verletzt. Im Stadtteil Chadra starb Angaben von Sicherheitskräften zufolge ein Mensch durch einen Bombenanschlag am Rand einer Straße.
  • Bei einem Einsatz der US-Streitkräfte im Irak gegen mutmaßliche Extremisten sind am 1. Juni drei Kinder ums Leben gekommen. Die Kinder im Alter von sieben, neun und elf Jahren wurden nach Militärangaben getötet, als Soldaten auf drei Männer schossen, die offenbar einen Sprengsatz auf einer Straße nahe Falludscha deponieren wollten. On sie von Kugeln getroffen wurden oder bei der Explosion des Sprengstoffes getötet wurden, war zunächst nicht klar.
  • Bei einem Sprengstoffanschlag im Norden des Irak sind am 1. Juni elf irakische Soldaten ums Leben gekommen. Wie aus Sicherheitskreisen in der Provinzhauptstadt Tikrit verlautete, starben die Soldaten, als in der Ortschaft Al-Scharkat ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodierte. Unter den Toten sei auch der Kommandeur der Einheit, hieß es.
  • Die türkische Armee hat den Kurden im Nord-Irak mit Konsequenzen gedroht, sollte in dem Gebiet stationierten türkischen Soldaten etwas zustoßen. Schon das "geringste unethische Verhalten" gegen Soldaten werde als gegen die Türkei und die gesamte Armee gerichteten Akt gewertet, zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu eine Erklärung des Generalstabes von 1. Juni. Das Militär werde in einem solchen Fall "auf dem höchsten notwendigen Niveau" reagieren.
  • Beim Beschuss eines sunnitischen Viertels in Bagdad sind am 2. Juni acht Zivilpersonen ums Leben gekommen, wie die Polizei mitteilte. 25 Menschen erlitten Verletzungen, als in der Nacht im Stadtteil Fadhil Mörsergranaten einschlugen und fünf Gebäude beschädigten. Unter den Todesopfern waren mindestens eine Frau und ein Kind, wie ein Polizist erklärte.
  • Die US-Streitkräfte meldeten am, 2. Juni den Tod eines weiteren Soldaten, der am 30. Mai bei der Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes ums Leben kam. Damit wurden im Mai mindestens 127 US-Soldaten getötet, es war der dritttödlichste Monat für die amerikanischen Streitkräfte seit Beginn des Irak-Kriegs im März 2003.
  • Der Dauerdemonstrant Brian Haw hat den sechsten Jahrestag seines pazifistischen Protestcamps vor dem britischen Parlament gefeiert. Seit dem 2. Juni 2001 lebt der inzwischen 57-Jährige am Fuße des Big Ben vor dem Parlament in London, um auf das Schicksal der irakischen Kinder aufmerksam zu machen. Ursprünglich hatte er gegen die UN-Sanktionen protestiert, die gegen die damalige Regierung von Saddam Hussein verhängt worden waren. Seit dem Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 wurde er dann zu einer Symbolfigur der Gegner des von Großbritannien mitgetragenen US-Feldzugs. Haw, der für den Protest vor sechs Jahren seine Familie verlassen hatte, sagte: "Ich möchte meine Kinder wiedersehen und ihnen ins Gesicht sehen können in dem Wissen, alles mir Mögliche getan zu haben, um die Kinder des Irak und anderer Staaten zu retten, die wegen meiner ungerechten und unmoralischen Regierung und der vom Geld bestimmten Politik sterben müssen." Der Demonstrant und sein Camp sind inzwischen zu einem festen Bestandteil der Londoner Innenstadt geworden. Ein 2005 verabschiedetes Gesetz, wonach Demonstranten einen Abstand von einem Kilometer um das Parlament einhalten müssen, kann laut einem Gerichtsurteil nicht auf Haw angewendet werden, weil er schon früher dort war.
  • Mehrere Explosionen haben in der Nacht zum 3. Juni den Umkreis des Bagdader Stadtviertels Sadr City erschüttert. Der Fernsehsender Irakija berichtete, US-Kampfflugzeuge hätten Habibija bombardiert, ein schiitisches Gebiet in unmittelbarer Nähe der Hochburg der Mahdi-Miliz des radikalen schiitischen Predigers Muktada al Sadr. Die Streitkräfte erklärten, sie würden den Berichten nachgehen.
  • Aufständische haben im Irak innerhalb eines Tages sechs amerikanische Soldaten getötet. Die US-Armee teilte am 3. Juni mit, die meisten von ihnen seien bei Angriffen in und um Bagdad ums Leben gekommen. Zwei Soldaten starben bei einem Sprengstoffangriff in der nördlichen Provinz Ninive. Einer der Soldaten wurde Opfer eines Selbstmordattentats.
  • US-Verteidigungsminister Robert Gates hat die Türkei vor einer militärischen Intervention im Nordirak gewarnt. Er verstehe zwar die Besorgnis wegen kurdischer Rebellen, hoffe aber, dass es keine einseitige militärische Aktion der Türkei gebe, sagte Gates am 3.Juni auf einer internationalen Sicherheitskonferenz in Singapur. Die Türkei hat in den vergangenen Wochen ihre Truppen an der Grenze zum Irak verstärkt und mit einem Einmarsch gedroht, um Stützpunkte der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) anzugreifen.
  • Die Präsidentschaftsanwärter der Demokraten haben einen radikalen Wechsel in der US-Außenpolitik gefordert. In ihrer zweiten Fernsehdebatte am Sonntagabend (3. Juni) warfen die Bewerber US-Präsident George W. Bush vor, Diplomatie gering zu schätzen. Zudem zerstöre Bush mit seiner Außenpolitik Bündnisse der USA in der Welt. Uneinig waren sich die Präsidentschaftsanwärter in Fragen des Irak-Krieges. Sie warfen sich gegenseitig vor, nicht ausreichend gegen den Krieg getan zu haben und stritten über die beste Möglichkeit für einen Truppenrückzug.
Montag, 4. Juni, bis Sonntag, 10. Juni
  • Die US-Streitkräfte haben trotz der Aufstockung um 30.000 Mann einem Medienbericht zufolge weniger als ein Drittel der irakischen Hauptstadt Bagdad unter Kontrolle. Seit Beginn der jüngsten Sicherheitsoffensive Mitte Februar könnten die amerikanischen und irakischen Truppen nur in 146 der 457 Viertel Bagdads für den Schutz der Bevölkerung sorgen, berichtete die "New York Times" am 4. Juni unter Berufung auf einen Sicherheits-Report. Die Truppen hätten in den verbliebenen Vierteln entweder noch gar nicht mit ihrem Vorgehen gegen Aufständische begonnen oder seien immer noch mit Widerstand konfrontiert, heißt es in dem Bericht weiter. Militärsprecher Christopher Garver erklärte dazu, das Sicherheitsprojekt befinde sich noch immer in der Anfangsphase.
  • Landesweit wurden am 4. Mai erneut mindestens 19 Menschen getötet oder tot aufgefunden. Bei einem Anschlag auf einen Kleinbus, in dem arbeitslose Iraker unterwegs waren, wurden im Bagdader Stadtteil Safaranija drei Menschen in den Tod gerissen und acht weitere verletzt. Bei einem Raketenangriff in Falludscha kam eine schwangere Frau ums Leben.
    In Mossul im Nordirak wurden ein katholischer Priester und drei weitere Christen getötet. Papst Benedikt XVI. zeigte sich am 4. Juni erschüttert über die Bluttat. Radio Vatikan zufolge wurden die vier nach einem Gottesdienst am Sonntag niedergeschossen.
  • Geistesgegenwärtig haben Wachmänner einen Selbstmordanschlag vor einer Rekrutierungsstelle der Polizei in Bagdad vereitelt. Die in einen schwarzen Tschador gekleidete Attentäterin ignorierte Aufrufe zum Stehenbleiben, woraufhin auf sie geschossen wurde, wie das irakische Innenministerium am 5. Juni mitteilte. Ihr Sprengsatz sei dann sofort explodiert. Die Frau war den Angaben zufolge auf der Stelle tot, drei Polizisten wurden leicht verletzt.
  • In Ramadi westlich von Bagdad gelang es am 5. Juni einem Selbstmordattentäter, mit dem Auto bis zu einem Kontrollpunkt vorzufahren und erst dann seinen Sprengsatz zu zünden. Mindestens sechs Polizisten wurden mit dem Mann in den Tod gerissen.
    Ein Anschlag im Norden des Landes kostete mehrere irakische Soldaten das Leben.
    Außerdem wurden landesweit wieder zahlreiche Leichen von Gefolterten aufgefunden.
  • Später wurde gemeldet: Bei einer neuen Serie von Gewalttaten sind im Irak am 5. Juni 27 Menschen getötet worden. Ein Selbstmordattentäter riss nach US-Militärangaben 15 Menschen mit in den Tod, als er in Amerijah, 50 Kilometer westlich von Bagdad, auf einem Markt seinen Sprengsatz zündete. 13 weitere Passanten wurden verletzt.
  • Der frühere Stabschef von US-Vizepräsident Dick Cheney muss wegen seiner Rolle in der Affäre um die Enttarnung einer CIA-Agentin ins Gefängnis. Ein Richter in Washington verhängte am 5. Juni gegen den früheren Top-Berater Lewis Libby 30 Monate Haft und eine Geldstrafe von 250.000 Dollar (etwa 185.000 Euro). Bereits im März hatte eine Geschworenen-Jury den Angeklagten wegen Falschaussage, Meineids und Behinderung der Justiz schuldig gesprochen. Der Prozess hatte für Aufsehen gesorgt, weil er Manipulationen der US-Regierung bei der Rechtfertigung der Irak-Invasion 2003 aufdeckte. Im Kern der Affäre stand die skandalträchtige Enttarnung der CIA-Agentin Valerie Plame kurz nach dem Irak-Krieg 2003. Plames Mann, der Ex-Botschafter Joseph Wilson, hatte die Regierung von US-Präsident George W. Bush zuvor öffentlich beschuldigt, die Gefährdung durch den Irak aufgebauscht und dadurch eine Rechtfertigung für die Invasion konstruiert zu haben. Wenig später wurde Plame in einer US-Zeitung als CIA-Agentin enttarnt. Ihre Karriere beim Geheimdienst war damit zu Ende. Das Ehepaar Wilson-Plame hatte die US-Regierung beschuldigt, den Bericht lanciert zu haben, um Rache für Wilsons Kritik zu üben.
    US-Vizepräsident Dick Cheney hat die Verhängung einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe für seinen ehemaligen Stabschef Lewis "Scooter" Libby als "Tragödie" bezeichnet. "Scooter ist auch ein Freund, und auf einer persönlichen Ebene sind meine Ehefrau Lynne und ich zutiefst betrübt über diese Tragödie", erklärte Cheney. Die Verteidigung Libbys habe wissen lassen, dass sie eine Berufung plane. "Wir hoffen, dass unser Justizsystem zu einer endgültigen Entscheidung kommt, die in Übereinstimmung mit dem steht, was wir über diesen guten Mann wissen". Libby habe "der Nation unermüdlich gedient".
  • Knapp viereinhalb Millionen Iraker sind nach Angaben der Vereinten Nationen bislang vor der Gewalt in ihrem Land geflohen. Der Flüchtlingsstrom halte unvermindert an, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am 6. Juni mit. Seit dem Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in Samarra im Februar vergangenen Jahres und der darauf folgenden Gewaltwelle hätten bis Ende Mai diesen Jahres knapp 823.000 Iraker die Flucht in andere Landesteile ergriffen. Die Zahl der Binnenflüchtlinge habe damit die Zwei-Millionen-Marke überschritten.
  • Bei einem Doppelanschlag in dem Bagdader Viertel mit dem bedeutendsten schiitischen Schrein der Hauptstadt sind am 6. Juni mindestens sieben Menschen getötet worden. Das teilte die irakische Polizei mit. 27 Personen seien verletzt worden. Die Attentäter hätten zeitgleich zwei Autobomben an zwei wichtigen Kreuzungen im Kasamija-Bezirk gezündet.
    Die Polizei ging von einem weiteren Angriff sunnitischer Extremisten gegen die Mehrheitsbevölkerung im Irak aus. Bei weiteren Angriffen wurden ein Polizist und ein Mitarbeiter eines schiitischen Geistlichen getötet.
    Aus der nordöstlich von Bagdad gelegenen Stadt Bakuba wurden Kämpfe zwischen irakischen Soldaten, die von US-Kampfhubschraubern unterstützt wurden, und sunnitischen Aufständischen gemeldet. Aus Krankenhauskreisen verlautete, danach seien acht Leichen in ihr Krankenhaus gebracht worden.
  • Die US-Luftwaffe hat in diesem Jahr (2007) nach eigenen Angaben bereits mehr Bomben und Raketen im Irak abgeworfen und abgefeuert als im gesamten Vorjahr: In den ersten fünf Monaten waren es 237, 2006 waren es insgesamt 229.
    Gleichzeitig scheint auch die Zahl ziviler Opfer bei den amerikanischen Luftangriffen deutlich gestiegen zu sein, wie aus Aufzeichnungen der in London ansässigen Antikriegsorganisation Body Count hervorgeht. Waren es den Angaben zufolge im vergangenen Jahr noch pro Monat 40 tote Zivilpersonen, sind es in diesem Jahr monatlich über 50.
  • Im Kampf gegen kurdische Rebellen sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen tausende türkische Soldaten in den Irak eingedrungen. Die Militäraktion sei aber eng begrenzt, sagten Vertreter der türkischen Sicherheitskräfte am 6. Juni der Nachrichtenagentur AP. Es handele sich nicht um den angedrohten größeren Einmarsch. Das Außenministerium in Ankara sowie irakische Grenzbeamte wiesen die Angaben zurück.
    Es habe keinen Vormarsch in ein anderes Land gegeben, zitierte der Sender NTV den türkischen Außenminister Abdullah Gül. Zugleich bekräftigte Gül dem Bericht zufolge aber das Recht seines Landes, gegen Aufständische vorzugehen: "Wir sind im Krieg gegen den Terror, wir werden tun, was nötig ist, um den Terrorismus zu bekämpfen." Die Türkei hat in den vergangenen Wochen ihre Truppen an der Grenze zum Irak verstärkt und mit einem Einmarsch gedroht, um Stützpunkte der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) anzugreifen.
  • Am 7. Juni sind laut AP mindestens sechs Polizisten getötet worden. In Rabia nahe der syrischen Grenze sprengte sich vor einer Polizeiwache ein Attentäter in einem mit Sprengstoff beladenen Lkw in die Luft. Drei Menschen kamen ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Rund eine Stunde später zündete ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz in Ramadi, etwa 115 Kilometer westlich von Bagdad. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden drei Polizisten in den Tod gerissen, es gab vier Verletzte.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im Nordwesten des Iraks sind laut AFP neun Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien bei dem Attentat mit einer Lastwagenbombe im Ort Rabiaa nahe der syrischen Grenze 22 Menschen verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher am 7. Juni. Unter den Toten seien fünf Polizisten.
    "Ein Selbstmordattentäter ist mit einem präparierten Lastwagen in das Polizeigelände eingedrungen. Beamte schossen auf den Wagen, der dann explodierte", erläuterte der Polizeisprecher zu dem Vorfall in Rabiaa.
  • In der nordirakischen Stadt Mossul erschossen am 7. Juni bewaffnete Männer eine Journalistin. Die 45-jährige Journalistin Sahar Hussein el Haydari war nach Polizeiangaben auf dem Weg zu ihrem Büro, als sie in Mossul erschossen wurde. Sie arbeitete für die Agentur Voice of Iraq (VOI) und andere Medien. Hussein el Haydari war verheiratet und Mutter von drei Kindern. Die Polizei vermutet Mitglieder der Organisation Islamischer Staat im Irak hinter der Tat. Das Bündnis islamistischer Sunnitengruppen unterhält Verbindungen zum El-Kaida-Netzwerk von Osama bin Laden.
  • Die US-Armee gab am 7. Juni die Festnahme von 16 mutmaßlichen Terroristen bekannt. Die 16 mutmaßlichen Terroristen seien bei Razzien in der schiitischen Hochburg Sadr City in der Hauptstadt Bagdad gefasst worden, hieß es in einer Mitteilung der US-Armee. Sie würden verdächtigt, einer Terrorzelle anzugehören, die Waffen aus dem Iran in den Irak schmuggele und die irakische Widerstandskämpfer zur Ausbildung in den Iran bringe.
  • Die Zahl der im Irak seit Beginn des Kriegs vor vier Jahren getöteten US-Soldaten ist auf mehr als 3.500 gestiegen. Am 7. Juni wurde ein Soldat bei der Explosion einer Bombe in Bagdad getötet. Seit Beginn des Kriegs im März 2003 kamen damit nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP schon 3.501 US-Soldaten im Irak ums Leben. Allein in den ersten sechs Tagen des Junis wurden mindestens 23 US-Soldaten getötet, das waren durchschnittlich vier jeden Tag. Das ist ähnlich wie im Mai, als insgesamt 127 US-Soldaten im Irak starben. Als eine der tödlichsten Waffen der Aufständischen haben sich auf Straßen oder am Straßenrand platzierte Bomben erwiesen.
  • Die anhaltende Gewalt im Irak hat am 8. Juni mindestens 30 Menschen das Leben gekostet. In Bakuba nordöstlich der Hauptstadt Bagdad überfielen Bewaffnete am frühen Morgen das Haus des örtlichen Polizeichefs und töteten 14 Menschen, wie die Polizei mitteilte. Unter den Opfern seien 11 Wachleute und drei Angehörige von Polizeichef Ali Ahmed. Vier seiner Kinder seien von den Angreifern verschleppt worden. Ahmed hielt sich zum Zeitpunkt des Überfalls nicht im Haus auf.
    In der südirakischen Stadt Kurna wurden bei der Explosion einer Autobombe nach Krankenhausangaben mindestens 16 Menschen in den Tod gerissen. Der Sprengsatz detonierte in einem geparkten Kleinbus an einem Busbahnhof. Die betroffene Gegend ist jeden Morgen von Bauern bevölkert, die in die Stadt kommen, um einzukaufen oder ihre Waren anzubieten. Laut Polizei war das Fahrzeug unter anderem mit Raketen, Munition und Sprengstoff beladen und brachte ein weiteres Auto zur Explosion.
    In Kirkuk im Nordirak erschossen Bewaffnete einen Soldaten und seine zweijährige Tochter. Die beiden waren nach Polizeiangaben am frühen Morgen im Auto unterwegs.
  • Nach dem Tod von vier Soldaten bei einem Bombenanschlag im Grenzgebiet zum Irak hat das türkische Militär kurdischen Rebellen mit Vergeltung gedroht. Auf solche Angriffe werde mit "der notwendigen Antwort" reagiert, erklärten die Streitkräfte am 8. Juni auf ihrer Website. Die Soldaten kamen bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe am Abend des 7. Juni ums Leben. Die Streitkräfte hatten das Gebiet nahe der Stadt Siirt zuvor zur Sicherheitszone erklärt. Das Militär sei unerschütterlich in seiner Entschlossenheit, den den Terrorismus zu bekämpfen, der die staatlichen Strukturen bedrohe, erklärte der Generalstab.
  • Aus Protest gegen den Beschuss irakischer Grenzdörfer durch türkische Artillerie hat das Außenministerium in Bagdad den türkischen Geschäftsträger einbestellt. Der stellvertretende Außenamtsleiter Mohammed al Hadsch Mahmud habe eine sofortige Einstellung des Beschusses gefordert, hieß es in einer am 9. Juni veröffentlichten Erklärung. Derartige Aktionen schadeten den Beziehungen zwischen beiden Ländern. Zugleich bekräftigte das Außenministerium seine Ablehnung einer Präsenz der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Irak. Der Irak betrachte die PKK als illegal, hieß es. Bagdad biete Ankara einen Dialog und konstruktive Zusammenarbeit an, erklärte das Außenministerium.
    Die Regierung in Ankara hat in den vergangenen Wochen im Kampf gegen kurdische Rebellen ihre Truppen an der Grenze zum Irak verstärkt und mit einem Einmarsch gedroht. Die USA haben ihren NATO-Partner aufgerufen, auf eine militärische Eskalation zu verzichten, um eine weitere Front im Irak zu vermeiden.
  • Bei verschiedenen Gewalttaten im Irak sind am 9. Juni mindestens 26 Menschen getötet worden. Allein bei bei einem Selbstmordanschlag auf eine Kaserne der irakischen Armee nahe Iskandarijah, rund 60 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad, kamen zwölf Soldaten ums Leben, wie Ärzte und Sicherheitskräfte mitteilten. Der Selbstmordattentäter sei mit einem mit Sprengstoff präparierten Lastwagen in die Kaserne gerast. Mindestens 30 weitere Soldaten seien verletzt worden.
    Im Osten der irakischen Hauptstadt starben nach Angaben von Sicherheitskräften bei der Explosion eines Sprengsatzes fünf Insassen eines Kleinbusses. Zwölf weitere Insassen seien verletzt worden, verlautete aus einem Krankenhaus. Die meisten von ihnen hätten schwere Verbrennungen erlitten. In einem Schiitenviertel im Nordosten Bagdads kamen bei einem Autobombenanschlag auf eine Polizeipatrouille zwei Menschen ums Leben. Nach Polizeiangaben wurden sechs Polizisten und sechs Zivilisten verletzt, nach Krankenhausangaben waren es sechs Polizisten und zwei Zivilisten.
    Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Bewaffneten wurde in Bagdad ein weiterer Polizist getötet.
    Bei einem Angriff mit Mörsergranaten auf ein Gefängnis in dem von den US-Truppen geführten Camp Bucca im Süden des Irak wurden nach Angaben der US-Armee sechs Gefangene getötet und 50 weitere verletzt. Angehörige der US-Armee seien nicht verletzt worden. In Camp Bucca sitzen 13.000 Gefangene ein. Insgesamt zählen die Gefängnisse unter US-Aufsicht im Irak 19.000 Insassen.
  • Die US-Armee erwägt nach Presseinformationen, ihre derzeit im Irak stationierten 150.000 Soldaten ab Mitte 2008 auf ein Kontingent von etwa 50.000 zu verringern. Davon entfallen 20.000 auf eine Infanteriedivision, die hauptsächlich für die Sicherheit der irakischen Regierung zuständig sein soll, wie die "Washington Post" unter Berufung auf ranghohe Offiziere und Militärexperten am 10. Juni berichtete. Weitere 10.000 Soldaten sollen demnach die irakischen Sicherheitskräfte ausbilden und beraten. Ebenfalls 10.000 Armeeangehörigen seien für Logistik und Befehlsgewalt vorgesehen. Hinzu kämen Sondereinsatzkräfte für den Kampf gegen das El-Kaida-Netzwerk von Osama bin Laden im Irak.
  • Ein gewaltiger Sprengsatz hat eine Autobahnbrücke südlich von Bagdad teilweise zum Einsturz gebracht. Auslöser war allem Anschein nach eine Autobombe, die von einem Selbstmordattentäter gezündet wurde, wie Sicherheitsbeamte am 10. Juni mitteilten. Die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Irak wurde damit unterbrochen. Mehrere US-Soldaten sowie einen irakische Zivilperson wurden bei dem Anschlag verletzt, Einzelheiten dazu waren vorerst nicht bekannt.
    Anderenorts fielen der anhaltenden Gewalt im Irak drei weitere US-Soldaten zum Opfer. Ein Angehöriger der Luftwaffe wurde bei einem Anschlag auf einen Militärkonvoi im Süden des Landes getötet, wie am 10. Juni berichtet wurde. Bei Gefechten mit Aufständischen in Bagdad sowie in der Provinz Dijala nördlich der Hauptstadt kamen zwei weitere Amerikaner ums Leben.
    Seit Kriegsbeginn im März 2003 sind damit nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mindestens 3.506 US-Soldaten im Irak ums Leben gekommen.
  • Die US-Armee im Irak plant die Bewaffnung sunnitischer Araber im Kampf gegen Islamisten. US-Befehlshaber testeten die neue Strategie bereits in der Provinz Anbar und führten Gespräche mit Sunniten-Gruppen in mindestens vier Gebieten im Zentrum des Landes, wie die "New York Times" am 10. Juni auf ihrer Internetseite berichtete. Demnach sollen mit den Waffen Araber unterstützt werden, die versprochen haben, gegen Kämpfer mit Verbindungen zu El Kaida vorzugehen. Einige der Sunniten hätten der Terrororganisation selbst nahe gestanden oder seien an Anschlägen gegen US-Soldaten beteiligt gewesen.
Montag, 11. Juni, bis Sonntag, 17. Juni
  • Der künftige britische Premierminister Gordon Brown ist am 11. Juni überraschend zu einem Besuch in Bagdad eingetroffen. Wie das irakische Fernshen berichtete, traf er dort mit Regierungschef Nuri el Maliki zusammen. Seit dem Beginn der US-geführten Invasion im Irak im März 2003 sind dort rund 150 britische Soldaten getötet worden. Die Regierung in London hatte angekündigt, dass von den insgesamt 7.100 im Irak stationierten Soldaten im Laufe des Jahres 1.600 abgezogen werden sollen. Die oppositionelle konservative Partei in Großbritanien forderte eine neue Untersuchung über die Politik der Labour-Regierung im Irak.
  • Nach einer Serie von Skandalen hat das irakische Parlament am 11. Juni seinen Präsidenten Mahmud al Maschhadani abgesetzt. Mehrere Abgeordnete erklärten, auf einer Sitzung hinter verschlossenen Türen hätten sich die Parlamentarier für eine Ablösung des umstrittenen sunnitischen Arabers ausgesprochen. Al Maschhadani werde seinen Sitz im Parlament behalten. Ein Nachfolger solle innerhalb einer Woche benannt werden. "Er hat seine Macht missbraucht und jetzt hat er den Preis bezahlt", sagte der schiitische Abgeordnete Karim al Jakubi. "Die Entscheidung des Parlaments ist nicht politisch." Von den 168 anwesenden Parlamentsmitgliedern stimmten 113 für die Absetzung des Präsidenten. Der Islamist und frühere Arzt Al Maschhadani hat die sunnitischen Partner von Ministerpräsident Nuri al-Maliki in der Vergangenheit wiederholt in peinliche Lagen gebracht. So erklärte er im vergangenen Jahr, Iraker, die amerikanische Soldaten töteten, sollten als Helden gefeiert werden. Im vergangenen Monat schlug er einem sunnitischen Abgeordneten ins Gesicht und bezeichnete ihn nach einer hitzigen Debatte im Parlament als Abschaum. Am 10. Juni kam es dann zu einem Streit mit einem schiitischen Abgeordneten, der sich über die Grobheit der Leibwächter des Parlamentspräsidenten beklagte. Al Maschhadani beschimpfte den Abgeordneten daraufhin lautstark.
  • Ungeachtet der feindlichen Stimmung zwischen den USA und dem Sudan arbeiten die Geheimdienste der beiden Länder einem Zeitungsbericht zufolge bei der Informationsbeschaffung im Irak zusammen. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA stütze sich zunehmend auf die Erkenntnisse des sudanesischen Geheimdiensts Muchabarat aus dem Irak, berichtete die "Los Angeles Times" am 11. Juni unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise. Die Erkenntnisse der sudanesischen Agenten über die El Kaida und andere Gruppen im Irak hätten sich oftmals als besser erwiesen als die Informationen aus CIA-eigenen Quellen. Der Sudan habe im Irak inzwischen ein ganzes Netzwerk von Informanten, die Erkenntnisse über die Aufständischen zusammentrügen.
  • Das britische Unterhaus hat am 11. Juni eine von den Konservativen geforderte Untersuchung der Regierungsentscheidung für den Irak-Krieg abgelehnt. 288 Mitglieder stimmten gegen den Antrag, 253 waren dafür. Der scheidende Premierminister Tony Blair hat eine solche Untersuchung ausgeschlossen, solange britische Truppen im Irak stationiert sind. Die Ermittlungen sollten sicherstellen, "dass wir die gleichen Fehler nicht wieder machen", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Konservativen, Liam Fox, vor der Abstimmung. Vor dem Irak-Krieg hatte die Partei Blairs Entscheidung, sich an der US-Invasion zu beteiligten, unterstützt. Bei einer entscheidenden Debatte im März 2003 im Unterhaus stimmten 90 Prozent der Konservativen für den Einsatz, bei Blairs Labour-Party waren es 62 Prozent. Die Liberaldemokraten stimmten geschlossen dagegen.
  • Eine vom irakischen Ableger des El-Kaida-Netzwerkes angeführte sunnitische Allianz hat mit der Ermordung von 14 entführten Sicherheitsskräften gedroht. Die Soldaten und Polizisten würden nach 72 Stunden getötet, wenn bis dahin nicht alle im Irak inhaftierten sunnitischen Frauen freigelassen werden, teilte die Extremistengruppe Islamstaat im Irak am 11. Juni in einer Erklärung im Internet mit. Sie veröffentlichte ein Video, das die Entführten in Uniform zeigte. Die Extremisten forderten außerdem die Auslieferung von Polizisten, die sie beschuldigen, eine Sunnitin vergewaltigt zu haben, sowie "aller für Morde und Vergewaltigungen an Sunniten in Al Afar Verantwortlichen".
  • Aufständische im Irak haben am 12. Juni zum dritten Mal in drei Tagen eine Brücke bei einem Anschlag schwer beschädigt. Betroffen war dieses Mal eine Brücke über der wichtigsten Nord-Süd-Autobahn im Irak. Bei dem Anschlag 60 Kilometer südlich von Bagdad wurde die Brücke zu 60 Prozent beschädigt, sie war aber noch für PKW nutzbar, die einspurig passieren können, wie die Behörden mitteilten. Nur zehn Kilometer entfernt war am 10. Juni eine Autobahnbrücke durch eine Autobombe teilweise zum Einsturz gebracht worden. Drei US-Soldaten, die die Brücke bewachten, wurden dabei getötet. Am 11. Juni wurde eine Brücke in Bakuba nordöstlich von Bagdad zerstört.
  • Die Regierung in Teheran hat den USA am 12. Juni wegen der Festnahme von fünf Iranern im Irak gedroht. Die USA würden dies noch bedauern, erklärte der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki. Die Männer waren im Januar von US-Truppen in der nordirakischen Stadt Erbil festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Aufständische mit Waffen versorgt zu haben. Die Anschuldigungen wurden in Teheran zurückgewiesen. "Wir werden dafür sorgen, dass die Amerikaner ihre hässliche und illegale Handlung noch bereuen", sagte Mottaki laut einer Meldung der Nachrichtenagentur IRNA. Nach iranischen Angaben handelt es sich bei den Festgenommenen um Diplomaten und Gäste der irakischen Regierung. Auch die Regierung in Bagdad hat ihre Freilassung gefordert.
  • Die Rebellen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK haben in ihrem Kampf gegen die türkische Regierung eine einseitige Waffenruhe verkündet und Bereitschaft zu Friedensgesprächen bekundet. "Wir erneuern unsere Erklärung, alle Angriffe gegen die türkischen Streitkräfte einzustellen", sagte der PKK-Funktionär Abdul Rahman Chaderchi am 12. Juni im Nordirak, wo die Organisation mehrere Stützpunkte hat. "Wir wünschen uns Frieden, und wir sind bereit zu Verhandlungen", erklärte Chaderchi weiter. Sollte sich die Türkei jedoch dazu entschließen, PKK-Stützpunkte in der Türkei oder im irakischen Kurdengebiet anzugreifen, wäre diese einseitige Waffenruhe hinfällig. "Wenn wir angegriffen werden, werden wir zurückschlagen", sagte der Funktionär.
    Die PKK beschuldigt die türkischen Streitkräfte, für den Zusammenbruch einer im Oktober 2006 verkündeten einseitigen Waffenruhe der Rebellen verantwortlich zu sein. Die Organisation verübte seitdem mehrere tödliche Anschläge.
  • Bei einem Anschlag auf eine Moschee in der irakischen Pilgerstadt Samarra sind am Morgen des 13. Juni zwei Minarette eingestürzt. Es habe sich eindeutig um einen "terroristischen Akt" mit dem Ziel gehandelt, die religiöse Gewalt weiter anzufachen, sagte der Leiter der Verwaltung der schiitischen Heiligtümer im Irak, Saleh el Haidiri. Ein Vertreter des irakischen Innenministeriums wollte die Informationen zunächst nicht bestätigen. Er sagte lediglich, es würden verschiedene "Informationen geprüft". US- und irakische Soldaten nahmen im nördlich von Bagdad gelegenen Samarra Ermittlungen auf.
    Im Februar vergangenen Jahres hatten mutmaßliche Anhänger des Terrornetzes El Kaida auf die Moschee von Samarra einen Anschlag verübt, bei dem die Kuppel zerstört wurde. Der Anschlag auf das Mausoleum löste damals eine Welle der Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten aus.
  • Nach dem Anschlag auf die schiitische Goldene Moschee von Samarra sind im Irak am 13. Juni auch vier sunnitische Moscheen Ziel von Anschlägen geworden. "Drei Moscheen in Iskandarija - die Große Moschee, die Moschee Abdallah Dschubburi und die Hattin-Moschee - waren am Nachmittag Zielscheibe für Bombenanschläge", sagte ein Polizeisprecher. Die Gebäude seien schwer beschädigt worden. Augenzeugen berichteten zudem, die Moschee Chudair el Dschanabi im Bajaa-Viertel Bagdads sei in Brand gesteckt worden.
  • Der Kommandeur der multinationalen Truppen im Irak, US-General David Petraeus, hat den Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra als "schweren Schlag" gegen die Bemühungen um verstärkte Sicherheit im Irak bezeichnet. "Das ist ein schwerer Schlag", sagte General Petraeus dem US-Sender ABC News am 13. Juni. "Aber wir hoffen, dass es die irakischen Führer dazu bringt, sich gegen den Extremismus zusammenzuschließen."
  • Eine Gruppe von Nichtregierungsorganisationen hat das "schockierende Stillschweigen" des UN-Sicherheitsrates angesichts des Vorgehens der USA im Irak kritisiert. Mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen durch die Truppen müsse das höchste UN-Gremium das Mandat für den Irak-Einsatz der Koalition beenden, forderte das Global Policy Forum (GPF) in einem am 13. Juni veröffentlichten Bericht. "Die amerikanische Koalition ist die Ursache der momentanen Übel, an denen der Irak leidet", heißt es darin. Das GPF beklagt insbesondere willkürliche Festnahmen, Misshandlungen und Folter von Gefangenen. Im GPF sind rund 30 Organisationen zusammengeschlossen, welche die Aktivitäten der Vereinten Nationen überwachen.
  • Ein halbes Jahr nach der Bekanntgabe der neuen US-Sicherheitsstrategie für den Irak hat sich das Verteidigungsministerium in Washington verhalten zu den bisherigen Resultaten geäußert. Aufgrund widersprüchlicher Ergebnisse sei es bislang schwierig, den Erfolg der Strategie zu bewerten, hieß es in einem Bericht des Pentagons, der am 14. Juni öffentlich wurde. Im Beobachtungszeitraum zwischen Februar und Mai dieses Jahres habe es Fortschritte bei der Befriedung einiger Unruhezonen gegeben, hieß es in dem Pentagon-Bericht. Dadurch hätten die Iraker Gelegenheit für Reformprojekte und für Bemühungen um die Aussöhnung der gegnerischen Konfessionsgruppen erhalten. Es gebe "positive Anzeichen wie eine Verringerung der Morde an Zivilisten und der Gewalt in Bagdad sowie der Anschläge in der Provinz El Anbar", zugleich aber auch "negative Anzeichen" wie einen Anstieg von Angriffen "mit hohem Aufwand" und eine Zunahme des "Einsatzes panzerbrechender Sprengstoffe". Angesichts des "anhaltenden Widerstands von Rebellen, Terroristen und Milizen müssten die irakischen Truppen noch weiter trainiert, entwickelt und ausgerüstet werden, um schrittweise die bislang von den Koalitionstruppen verantworteten Einsätze übernehmen zu können". Im Hinblick auf die politische Lage im Irak kommt der Pentagon-Bericht zu dem Schluss, dass "die Aussöhnung ein wichtiges Ziel bleibt, das noch nicht erreicht wurde".
    US-Präsident George W. Bush hatte im Januar die neue Sicherheitstrategie für den Irak vorgelegt. Demnach sollen rund 30.000 zusätzliche US-Soldaten hauptsächlich in der irakischen Hauptstadt Bagdad für mehr Ruhe sorgen.
  • Am 14. Juni wurden südlich von Bagdad vermutlich aus Rache für den Anschlag auf die schiitische Goldene Moschee von Samarra zwei weitere sunnitische Moscheen angegriffen. Die Moscheen El Mustafa in Iskandarija und El Baschir in Mahawil in der Provinz Babil südlich von Bagdad wurden Ziel von Bombenanschlägen, wie die Polizei in Hilla mitteilte.
  • Im Irak ist am 16. Juni erneut ein Anschlag auf eine sunnitische Moschee verübt worden. Das Attentat sei am Morgen von einer Gruppe verübt worden, die das Heiligtum in der Nähe von Basra angeblich filmen wollte, wie ein Sicherheitsvertreter in Basra mitteilte. Die Talha-Ibn-Ubeidallah-Moschee sei völlig zerstört worden. Die irakische Regierung verhängte daraufhin eine Ausgangssperre über die mehrheitlich von Schiiten bewohnte Stadt Basra.
  • Die Aufstockung der US-Truppen im Irak ist abgeschlossen worden. Wie das US-Militär am 15. Juni in Bagdad weiter mitteilte, befinden sich nun 28 500 zusätzliche amerikanische Soldaten im Land. Nach Angaben der "Washington Post" liegt die US-Truppenstärke im Irak damit bei 165.000 Männern und Frauen. Die Zeitung zitierte einen Militärsprecher mit den Worten, jetzt, da alle Truppen vor Ort seien, könne die Strategie zur Verbesserung von Sicherheit und Stabilität umgesetzt werden.
  • Bei der Unterstützung einer Militäraktion im Irak ist am 15. Juni ein US-Kampfflugzeug abgestürzt. Die US-Luftwaffe bezeichnete den Absturz der F-16 offiziell als Unfall. Über das Schicksal des Piloten machte sie zunächst keine Angaben. Die F-16 ist das am meisten eingesetzte Kampfflugzeug im Irak-Krieg. Die Maschine, die von einem einzelnen Piloten geflogen wird, gilt als sehr zuverlässig. Zuletzt stürzte am 27. November vergangenen Jahres eine F-16 ab, der Pilot kam dabei ums Leben.
  • US-Verteidigungsminister Robert Gates ist am 15. Juni zu einem vorher nicht angekündigten Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad eingetroffen. Er kam aus Brüssel, wo er an einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister teilgenommen hatte. Gates wollte in Bagdad mit Kommandeuren der US-Streitkräfte und Vertretern der irakischen Regierung sprechen. Er bekundete erneut sein Vertrauen in den obersten Befehlshaber der US-Truppen im Irak, General David Petraeus. Es ist der vierte Besuch des Verteidigungsministers im Irak seit seiner Amtsübernahme im Dezember. Zuletzt war er im April dort.
  • Die US-Streitkräfte meldeten am 15. Juni den Tod von fünf weiteren Soldaten. Damit stieg die Zahl der Toten aus den Reihen der US-Truppen seit Beginn des Irak-Kriegs auf mindestens 3.520.
  • Im Irak sind nach Angaben des Teheraner Außenministeriums drei iranische Diplomaten von US-Truppen festgenommen und verhört worden. Wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA am 15. Juni meldete, verurteilte Außenamtssprecher Mohammed Ali Hosseini den Vorgang. Die Diplomaten seien auf dem Weg vom Irak nach Iran festgenommen worden, wo sie das Wochenende bei ihren Familien verbringen wollten. Sie seien zunächst von irakischen Polizisten festgenommen, später aber von US-Soldaten mehrere Stunden festgehalten und verhört worden. Hosseini sagte, die irakischen Behörden seien über die Reisepläne der Diplomaten informiert gewesen. US-Stellen in Bagdad wollten sich nicht zu dem Vorgang äußern. Der irakische Regierungssprecher Ali al Dabbagh bestätigt aber im wesentlichen die iranischen Angaben. Eine US-Militärstreife habe die Diplomaten nach einer Befragung frei gelassen.
  • Den dritten Tag in Folge ist eine sunnitische Moschee in Basra Ziel eines Anschlags geworden. Angreifer sprengten am Morgen des 16. Juni die Al-Aschra-al-Mubaschra-Moschee in der südirakischen Stadt, wie Polizei und Augenzeugen erklärten. Das Gotteshaus sei völlig zerstört worden. Einige umliegende Häuser seien beschädigt worden, Verletzte habe es offenbar nicht gegeben.
  • In der Provinz Anbar wurden die sterblichen Überreste von 13 im vergangenen Jahr verschleppten irakischen Sportlern gefunden. Von zwei weiteren Mitgliedern des insgesamt 15-köpfigen Taekwondo-Teams fehlte nach Angaben der Behörden noch jede Spur. Die Gruppe war im Mai 2006 in Anbar zwischen Falludscha und Ramadi entführt worden, als sie auf dem Weg zu einem Trainingslager in Jordanien war.
  • Drei Tage nach dem Anschlag auf die Goldene Moschee in der Stadt Samarra haben die irakische Regierung und die UN-Bildungsorganisation UNESCO den Wiederaufbau des schwer beschädigten Schiiten-Heiligtums beschlossen. Beide Seiten hätten ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet, teilte der irakische Regierungschef Nuri el Maliki am 16. Juni in Bagdad während eines Treffens mit US-Verteidigungsminister Robert Gates mit. Zu Einzelheiten des Vertrags machte Maliki keine Angaben.
  • In Bagdad ist am 17. Juni die Leiche eines irakischen Zeitungsredakteurs gefunden worden. Die Polizei erklärte, Flajeh Wadi Midschdab sei am vergangenen Mittwoch (13. Juni) im Osten der Hauptstadt auf dem Weg zur Arbeit überfallen und verschleppt worden. Sein 25 Jahre alter Sohn und sein Fahrer blieben zurück. Die Leiche wurde in der Nähe einer Moschee im Gebiet Al Bonuk im Nordosten von Bagdad entdeckt. Midschdab arbeitete als Redakteur für die staatliche Zeitung "Al Sabah".
    Seit Beginn des Irak-Krieges wurden dort nach Angaben des New Yorker Komitees zum Schutz von Journalisten 106 Journalisten getötet. 85 von ihnen waren Iraker.
  • Der US-Einsatz im Irak könnte nach Einschätzung des Kommandeurs der multinationalen Truppen, US-General David Petraeus, bis zu zehn Jahre dauern. "Typischerweise haben Operationen gegen Aufständische mindestens zehn Jahre gedauert", sagte Petraeus am 17. Juni dem Sender Fox News. Es bestehe weitgehende Übereinstimmung darüber, dass die Herausforderungen im Irak nicht "in einem - und auch nicht in zwei Jahren" gemeistert werden könnten, fügte Petraeus hinzu. Für seine Prognose über die Dauer solcher Einsätze berief er sich auf "historische" Erkenntnisse. Die USA hatten ihren Einsatz im Irak im Frühjahr 2003 begonnen.
  • Im Irak sind am Wochenende (16./17. Juni) drei weitere US-Soldaten bei Anschlägen ums Leben gekommen. Wie die US-Armee in der Nacht zum 18. Juni mitteilte, starben zwei Soldaten am Samstag in Bagdad, als in der Nähe ihres Fahrzeugs ein Sprengsatz explodierte. Ein weiterer Soldat wurde in der nördlichen Provinz Kirkuk durch die Detonation einer Bombe getötet. Allein im Juni kamen damit 41 US-Soldaten ums Leben. Die Zahl der US-Militärangehörigen, die seit Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 starben, stieg laut einer auf Angaben des Pentagon beruhenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf mindestens 3518.
Montag, 18. Juni, bis Sonntag, 24. Juni
  • Der Sudan und der Irak sind einer am 18. Juni veröffentlichten Studie zufolge am stärksten von gewaltsamen Konflikten und einer Verschlechterung der Lebensbedingungen bedroht. Unter den zehn weltweit am meisten gefährdeten Staaten sind allein acht Länder südlich der Sahara, wie aus der Erhebung des Magazins "Foreign Policy" und der Organisation Fund for Peace hervorgeht. Seinen unrühmlichen Spitzenplatz auf der Liste der "gescheiterten Staaten" hat der Sudan den Autoren zufolge vor allem der anhaltenden Gewalt in Darfur zu verdanken. Gefährdet sind demnach außerdem die Zentralafrikanische Republik, der Tschad, Somalia, Simbabwe, Elfenbeinküste, der Kongo und Guinea. Die einzigen nicht-afrikanischen Länder sind der Irak, der an zweiter Stelle steht, und Afghanistan auf dem achten Platz.
  • Bei Kämpfen südlich von Bagdad sind nach Angaben von Polizei und Krankenhäusern bis zu 36 Menschen getötet worden. Auslöser der Gefechte zwischen britischen Truppen und schiitischen Milizionären war eine Razzia der Soldaten am frühen Morgen des 18. Juni in Amara, 300 Kilometer südöstlich von Bagdad. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Die US-Streitkräfte erklärten, die Razzia habe mutmaßlichen Mitgliedern einer Terrorgruppe gegolten. Diese importierten Waffen aus dem Iran, die auch Panzerungen durchdringen könnten. Bei der Razzia seien die Koalitionstruppen angegriffen worden und hätten Unterstützung aus der Luft angefordert. An den rund zweistündigen Gefechten seien auch Kämpfer der Mahdi-Miliz des schiitischen Predigers Muktada al Sadr beteiligt gewesen, erklärte die irakische Polizei. Zu Kämpfen sei es sowohl in drei Stadtvierteln von Amara als auch 30 Kilometer westlich des Ortes gekommen.
  • In Nasirija, 120 Kilometer südwestlich von Amara, lieferten sich am 18. Juni Sicherheitskräfte und Aufständische Kämpfe. Bei den Gefechten zwischen irakischen Polizisten und Mahdi-Kämpfern wurden nach Polizeiangaben zwei Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Bei den meisten Verletzten handele es sich um Polizisten, hieß es.
  • In Falludscha westlich von Bagdad detonierte am 18. Juni eine Autobombe und riss mindestens vier Zivilpersonen in den Tod. Mindestens 13 Menschen wurden bei dem Anschlag auf einen belebten Gemüsemarkt verletzt, wie die Polizei mitteilte.
  • Wegen der andauernden Eskalation der Gewalt im Irak ist die Zahl der Flüchtlinge 2006 zum ersten Mal seit vier Jahren wieder gestiegen. Weltweit waren Ende vergangenen Jahres schätzungsweise 9,9 Millionen Menschen auf der Flucht, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in dem am 19. Juni veröffentlichten Bericht "Globale Trends 2006" erklärte. Die Zahl der Flüchtlinge sei im Vergleich zum Vorjahr um rund 1,2 Millionen und damit um 14 Prozent gestiegen. Erstmals seit 2002 habe sich damit der rückläufige Trend bei den Flüchtlingszahlen wieder umgekehrt. Dies sei vor allem auf die Lage im Irak zurückzuführen.
  • Rund 10.000 irakische und US-Soldaten haben 19. Juni einen Angriff gegen mutmaßliche Kämpfer des Terrornetzwerks El Kaida in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Baakuba gestartet. Der von Hubschraubern und Panzern unterstützte Einsatz begann am frühen Morgen, wie die US-Armee mitteilte. Ziel sei es, die in Baakuba und der Region agierenden "Terroristen der El Kaida zu eliminieren". In der Region um Baakuba gibt es häufig Angriffe von Aufständischen auf die US-Armee und irakische Truppen.
  • Bei einem Autobombenanschlag in Bagdad sind am 19. Juni 61 Menschen getötet und rund 130 weitere verletzt worden. Ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodierte nahe einer schiitischen Moschee im Stadtzentrum, wie Ärzte und Sicherheitskräfte in der irakischen Hauptstadt mitteilten. Kurz nach der Explosion waren Schüsse zu hören, wie ein AFP-Reporter berichtete. Am Himmel über dem Anschlagsort stand eine große Rauchwolke.
  • Die Soldaten des US-Heeres müssen möglicherweise mit längeren Einsätzen im Irak rechnen, wenn Präsident George W. Bush die derzeitige Truppenstärke auch im Frühjahr kommenden Jahres noch beibehalten will. Wie Heeresminister Pete Geren am 19. Juni in Washington vor einem Senatsausschuss mitteilte, ist dies eine der Optionen, über die derzeit nachgedacht wird. Andere Möglichkeiten seien eine stärkere Einbeziehung von Reservisten oder von Soldaten der Marine oder Luftwaffe. Die meisten Soldaten sind derzeit 15 Monate im Irak und haben dann ein Recht auf zwölf Monate in den USA. Auch das stößt schon bei den Demokraten auf Protest, da es das erklärte Ziel ist, dass sich Kampfeinsätze im Ausland und Aufenthalte in der Heimat zeitlich die Waage halten sollten.
  • Im Irak sind am 19. Juni insgesamt mehr als 140 Menschen getötet oder tot aufgefunden worden. Sie wurden Opfer der Gewalt zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen. Allein fast 80 Menschen kamen bei einem Anschlag mit einer Lastwagenbombe auf eine Moschee in Bagdad ums Leben. Damit erreichte die Zahl der Menschen, die täglich Opfer der Gewalt werden, wieder das Niveau wie vor Beginn der US-Sicherheitsoffensive in Bagdad am 14. Februar.
  • Bei ihrer Großoffensive gegen das Terrornetzwerk El Kaida im Irak haben irakische und US-Soldaten nach eigenen Angaben am 19. und 20. Juni mindestens 30 mutmaßliche Extremisten getötet. Die Offensive "Arrowhead Ripper" ("Starke Speerspitze") in der nordöstlich von Bagdad gelegenen Provinz Dijala und ihrer Hauptstadt Baakuba dauerte am 20. Juni an, wie die US-Armee mitteilte. Soldaten fanden demnach während des ersten Tages mehr als ein Dutzend Sprengsätze und mindestens zwei Waffenverstecke mit Granaten, Raketenwerfern und Munition sowie klein- und großkalibrigen Waffen.
  • Das japanische Parlament hat am 20. Juni den Militäreinsatz im Irak um zwei Jahre verlängert. Nach dem Unterhaus billigte nun auch das Oberhaus die Entscheidung des Kabinetts mit der Mehrheit der Regierungsparteien. Die Stationierung von Bodentruppen wurde zwar schon im Juli 2006 beendet, doch sind noch Soldaten der Luftwaffe in Kuwait, um eine Luftbrücke nach Bagdad aufrecht zu erhalten. Kampfeinsätze japanischer Truppen im Ausland sind nach der Verfassung von 1947 nicht erlaubt. Die Regierung strebt jedoch eine Änderung dieser Bestimmung an.
  • Einen Tag nach dem Anschlag auf eine schiitische Moschee in Bagdad haben Racheakte die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen im Irak weiter verschärft. In zwei Städten südlich von Bagdad, Haswa und Hilla, explodierten am 20. Juni Bomben in sunnitischen Moscheen. Bei dem Selbstmordanschlag auf die schiitische Chulani-Moschee wurden am Tag davor nach Angaben des Innenministeriums mindestens 87 Menschen getötet und 214 verletzt. Ziel und Ausführung des Anschlags deuten darauf hin, dass sunnitische Extremisten aus dem Umkreis von Al Kaida die Täter waren. Es war der schwerste Terrorakt im Irak seit dem 18. April. Damals fielen einem Bombenanschlag auf einen überwiegend von Schiiten besuchten Markt in Bagdad mindestens 127 Menschen zum Opfer.
  • Irakische und US-Soldaten haben 24 Kinder aus einem Waisenhaus des Schreckens in Bagdad gerettet. Wie das US- Militärkommando in der irakischen Hauptstadt am 20. Juni mitteilte, empfingen die Soldaten bei der Durchsuchung des Waisenhauses unbeschreibliche Bilder des Elends und Schreckens. 24 Jungen im Alter zwischen 3 und 15 Jahren vegetierten nackt und unterernährt, zum Teil an ihre Betten gefesselt, in dunklen, fensterlosen Räumen. Als sie aus ihrer verliesartigen Unterkunft befreit wurden, konnten viele von ihnen nicht einmal mehr auf ihren Beinen stehen. Das geschah bereits am 10. Juni.
    Der Vorfall im Waisenhaus im Bagdader Bezirk Fadschr wirft noch viele Fragen auf. So fand das das Militär in den Nebenräumen genügend Lebensmittel und Kleider, mit denen die Jungen hätten versorgt werden können. Das Personal - drei Erzieherinnen, ein Wächter und der Direktor - waren bei der Durchsuchung des Heimes und Verlegung der Kinder in ein anderes, besser geführtes Waisenheim anwesend. Armee- Ärzte nahmen sich der deutlich unterernährten Jungen an.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im Nordirak sind mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. In Suleiman Beg rund 90 Kilometer südlich von Kirkuk wurde nach Polizeiangaben vom 21. Juni ein Tanklaster in die Luft gesprengt. Weitere 66 Menschen, darunter mehrere Lokalpolitiker und Polizisten, seien verletzt worden, teilten Mediziner mit. In einer Polizeistation sowie in zwei Gebäuden der örtlichen Verwaltung brach Feuer aus. Die Rettungs- und Löscharbeiten dauern nach Polizeiangaben an.
  • Bei der Großoffensive von irakischen und US-Soldaten starben in der nordirakischen Provinz Dijala und der Umgebung in den vergangenen zwei Tagen mindestens 41 mutmaßliche Kämpfer des Terrornetzwerks El Kaida, wie die US-Armee mitteilte. Mehrere Stützpunkte der Aufständischen wurden demnach zerstört. Der Kommandeur der multinationalen Truppen im Irak, US-General David Petraeus, sagte der britischen Zeitung "The Times" am 21. Juni, er erwarte einen Gegenschlag der El-Kaida-Kämpfer. Bei der Offensive "Arrowhead Ripper" ("Starke Speerspitze") sind rund 10.000 irakische und US-Soldaten im Einsatz.
  • Auf die streng bewachte "Grüne Zone" in Bagdad schlugen am 21. Juni mindestens drei Mörsergranaten ein, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Zu möglichen Opfern gibt es noch keine Angaben. In der besonders gesicherten "Grünen Zone" befinden sich die US-Botschaft sowie mehrere irakische Ministerien.
    Bei einem Bombenanschlag im Südwesten Bagdads wurden zwei US-Soldaten getötet. Vier weitere Soldaten seien verletzt worden, als ein Sprengsatz in der Nähe ihres Fahrzeugs explodierte, teilte die US-Armee mit.
  • Durch eine Bombenexplosion in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 21. Juni fünf US-Soldaten und vier irakische Zivilisten getötet worden. Der Sprengsatz detonierte in der Nähe des Fahrzeugs, in dem die Soldaten unterwegs waren. Nach Angaben der US-Armee starben damit allein am Mittwoch und Donnerstag (20./21. Juni) bei mehreren Sprengstoffanschlägen im Irak 14 US-Soldaten. Seit Anfang des Monats waren es 59.
  • Die US-Streitkräfte im Irak haben bei einem Hubschrauber-Angriff am 22. Juni rund 17 Al-Kaida-Kämpfer getötet. Die amerikanischen Truppen erklärten in einer Stellungnahme, die Aufständischen hätten nordwestlich von Bakuba versucht, in die schiitische Enklave Chalis einzudringen. In Bakuba setzten die US-Truppen ihre Operation gegen hunderte mutmaßliche Kämpfer der Al Kaida fort. Mit Hilfe von Unterstützung aus der Luft nahmen US-Soldaten im Großraum Bagdad 18 mutmaßliche Aufständische fest. Die Streitkräfte erklärten, die Gesuchten seien für Anschläge mit selbst gebauten Sprengsätzen verantwortlich. Bei ihnen seien am 21. Juni auch Waffen gefunden worden.
  • In Falludscha sprengte sich am 22. Juni ein Selbstmordattentäter in die Luft und riss nach irakischen Angaben zwei Polizisten mit in den Tod. Die US-Streitkräfte sprachen von einem Todesopfer.
  • Die amerikanischen Soldaten gaben am 22. Juni den Tod eines weiteren US-Soldaten bekannt. Er kam bei einem Kampfeinsatz im Südwesten Bagdads ums Leben. Damit stieg die Zahl der getöteten Soldaten innerhalb von drei Tagen auf 16.
  • Irakische und US-Soldaten haben am 23. Juni nach eigenen Angaben zwei hochrangige Al-Kaida-Mitglieder festgenommen. Bei dem Einsatz in der Provinz Dijala seien außerdem sieben weitere Verdächtige aufgegriffen worden, erklärte ein irakischer Militärsprecher.
  • In Tikrit wurden bei einer Razzia der US-Truppen nach Militärangaben sieben Al-Kaida-Kämpfer getötet und zehn Verdächtige festgenommen.
  • Nach einem Hinweis eines irakischen Informanten nahmen die US-Truppen im Bagdader Stadtteil Sadr City drei Extremisten fest, die Verbindungen zum Iran haben sollen. Die USA haben der Regierung in Teheran mehrfach vorgeworfen, vor allem schiitische Milizen mit Waffen auszurüsten.
  • In Samarra nördlich von Bagdad stürmten vermummte Bewaffnete ein von irakischen Sicherheitskräften genutztes Schulgebäude und töteten zwei von ihnen, wie die Polizei und Krankenhausmitarbeiter am 23. Juni erklärten. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden, darunter mehrere Zivilpersonen.
  • Nahe der Stadt Kerbela verschleppten und töteten Bewaffnete nach Angaben der Provinzregierung sechs Männer.
  • Die britischen Streitkräfte gaben am 23. Juni den Tod eines Soldaten bekannt, der bei der Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes am Tag zuvor schwer verletzt worden war. Damit sind seit Kriegsbeginn im Irak mindestens 153 britische Soldaten ums Leben gekommen.
  • Bei mehreren Angriffen im Irak sind am 23. Juni sieben US-Soldaten getötet worden. Vier Soldaten starben bei Kämpfen im Nordwesten Bagdads, als neben ihrem Fahrzeug ein Sprengsatz explodierte, wie die US-Armee mitteilte. Zwei Soldaten wurden im Osten der irakischen Hauptstadt bei einem Sprengstoffangriff auf ihre Patrouille getötet. In Tikrit erlag ein Soldat seinen bei einem Angriff erlittenen Verletzungen. Laut US-Armee starb in Bagdad ein achter Soldat außerhalb der Kampfhandlungen, eine Untersuchung wurde eingeleitet. Im Monat Juni kamen damit im Irak 68 US-Soldaten ums Leben.
  • Bei einem Autobombenanschlag in der südirakischen Stadt Hilla sind am 24. Juni mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. 18 weitere wurden verletzt, wie ein Krankenhausmitarbeiter berichtete. Das geparkte Fahrzeug explodierte nach Polizeiangaben am frühen Morgen in einer Straße in der Innenstadt von Hilla, rund 95 Kilometer südlich von Bagdad.
  • In Mossul im Norden des Landes erschossen Bewaffnete aus einem fahrenden Auto heraus ein kurdisches Mitglied des Stadtrates, wie die Polizei am 24. Juni mitteilte. Ahmed Seinel verließ zum Zeitpunkt des Attentats gerade sein Haus.
  • Der australische Oppositionsführer Kevin Rudd hat das Engagement der Regierung im Irak scharf kritisiert. Die Entscheidung, Truppen in den Irak zu entsenden, sei der größte Fehler in der australischen Sicherheitspolitik seit Vietnam, sagte der Chef der Arbeitspartei am 24. Juni dem Fernsehsender Nine Network. Er forderte Ministerpräsident John Howard auf, eine Strategie für den Abzug der australischen Soldaten auszuarbeiten. Howard hatte 2.000 Soldaten entsandt, um die US-geführte Invasion 2003 zu unterstützen. Derzeit sind noch 1.600 australische Soldaten im Irak aktiv. Der Ministerpräsident hat zugesagt, die Truppen sollten solange bleiben, wie sie gebraucht würden.
  • Wegen Völkermordes an zehntausenden Kurden hat ein irakisches Gericht am 24. Juni drei Vertraute des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein zum Tod durch den Strang verurteilt. Der bekannteste von ihnen ist Ex-General Ali Hassan el Madschid , von den Irakern wegen des Einsatzes von Giftgases auch "Chemie-Ali" genannt. Zwei weitere hochrangige Funktionäre der früheren irakischen Führung wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Gegen den ehemaligen Gouverneur von Mossul, Taher el Ani, ließ das Gericht die Anklage aus Mangel an Beweisen fallen.
    Im Zuge der Operation "Anfal" waren die Verurteilten 1987 bis 1988 laut Gericht in verschiedener Funktion neben Saddam Hussein für den Völkermord an mehr als 180.000 Kurden verantwortlich. Trauriger Höhepunkt der Strafaktion war die Bombardierung die 70.000 Einwohner zählende kurdische Stadt Halabdscha am 17. und 18. März 1988 mit Giftgas. Bei dem Angriff kamen mehrere tausend - nach Angaben des Nachbarlands Iran mindestens 5000 - Männer, Frauen und Kinder ums Leben.
    Der heute 66-jährige Madschid, ein Vetter Saddam Husseins, war 1987 von der Baath-Regierungspartei zum Chef der Kurdenregion im Norden des Landes ernannt worden. Mit ihm zum Tode verurteilt wurden Ex-Verteidigungsminister Sultan Hatschim el Tai und der stellvertretende Chef der Militäroperationen, Hussein Raschid el Tikriti.
    Zwei frühere Funktionäre des Militärgeheimdienstes, Farhan el Dschuburi und Sabir el Duri, verurteilte das Gericht zu lebenslanger Haft. Auch für sie hatte die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe beantragt.
    Der "Anfal"-Prozess hatte am 21. August 2006 begonnen. Angeklagt war auch zunächst Saddam Hussein. Der gestürzte irakische Diktator wurde am 30. Dezember im Zuge eines anderen Verfahrens wegen eines Massakers an Schiiten hingerichtet.
  • In der nordirakischen Stadt Mossul ist am 24. Juni eine 35-jährige Journalistin auf ihrem Weg nach Hause erschossen worden, wie die Polizei mitteilte. Es war der zweite Mord an einer Journalistin in Mossul in diesem Monat. Der Angriff auf Sina Schakir Mahmud ereignete sich am Nachmittag im Osten von Mossul, wie Brigadegeneral Abdul Karim al Dschuburi erklärte. Mahmud schrieb über Frauenthemen in der Zeitung "Al-Hakika", dem Organ der Demokratischen Partei Kurdistans.
Montag, 25. Juni, bis Samstag, 30. Juni
  • Bei einer Reihe von Anschlägen sind am 25. Juni im Irak mindestens 45 Menschen in den Tod gerissen worden. Allein zwölf Menschen starben in einem Hotel in Bagdad, wo sich trotz zahlreicher Sicherheitsvorkehrungen ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. 21 weitere wurden nach Polizeiangaben verletzt. Der Mann betrat gegen Mittag mit einem Sprengstoffgürtel die Lobby des Mansour-Hotels und zündete seine Bombe vor der Rezeption. In dem Hotel am Ufer des Tigris sind unter anderen die chinesische Botschaft und Mitarbeiter von Medienorganisationen untergebracht. Auch Mitglieder des irakischen Parlaments wohnen dort. Ziel des Anschlags war nach Polizeiangaben offenbar ein Treffen sunnitischer Scheichs, die mit dem Rettungsrat von Anbar in Verbindung stehen, der mit irakischen und US-Stellen gegen den Einfluss von Al Kaida in der Provinz kämpft. Vier der Teilnehmer des Treffens waren einem Polizeisprecher zufolge unter den Toten. Auch der Dichter Rahim al Maliki zählt nach Informationen der Regierungsorganisation Irakisches Mediennetz zu den Opfern.
  • Das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) hat zur Hilfe für rund 1.400 palästinensische Flüchtlinge aufgerufen, die an der irakischen Grenze zu Syrien festsitzen. Die Arbeit von Hilfsorganisationen werde durch Schlangen, Skorpione, Sandstürme und Temperaturen bis zu 50 Grad erschwert, sagte UNHCR-Sprecherin Jennifer Pagonis am 26. Juni. Zudem seien das Flüchtlingswerk und das Rote Kreuz von bewaffneten Gruppen beim Aufbau besserer Lager behindert worden. "Wir drängen die Länder der Region und darüber hinaus, dabei zu helfen, das Leiden zu beenden", sagte Pagonis.
    Nach der Gründung Israels 1948 waren viele Palästinenser in den Irak geflohen, wo sie während des Regimes von Saddam Hussein bevorzugt behandelt wurden. Entsprechende Aversionen gab es deswegen in der irakischen Bevölkerung. Seit dem Einmarsch der USA ist etwa die Hälfte der zuvor rund 30.000 Palästinenser aus dem Land geflohen. Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingswerkes wurden von April 2004 bis Januar 2007 mindestens 186 Palästinenser in Bagdad ermordet.
  • In der Republikanischen Partei von US-Präsident George W. Bush wächst die Kritik am Irak-Krieg. Mit George Voinovich sprach sich nun ein weiterer Senator für einen Truppenabzug aus. Die irakische Regierung und die Nachbarstaaten müssten mehr Verantwortung für die Stabilisierung des Landes übernehmen, schrieb Voinovic in einem Brief an Bush. Voinovic, Mitglied des Außenpolitischen Ausschusses, veröffentlichte sein Schreiben am 26. Juni. Tags zuvor hatte bereits Senator Richard Lugar den Irak-Kurs des US-Präsidenten kritisiert. Bushs Strategie sei fehlgeschlagen, sagte Lugar.
  • Der Iran macht weitere Gespräche mit den USA über die Lage im Irak davon abhängig, dass Washington zuerst auf die entsprechende Einladung der Regierung in Bagdad reagiert. Teheran werde mit einer positiven Grundeinstellung an die Aufforderung der irakischen Regierung zu einer neuen Gesprächsrunde herangehen, wenn die USA darauf reagiert hätten, erklärte Außenminister Manutschehr Mottaki am 27. Juni. Der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani hatte tags zuvor Teheran besucht. Die Sicherheitslage im Irak war am 28. Mai erstmals das Thema eines Gesprächs in Bagdad zwischen dem Iran und den USA auf Botschafterebene. Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari hatte danach angekündigt, ein weiteres Treffen vorbereiten zu wollen.
  • 14 Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida sind im Norden des Irak getötet worden. Die Terroristen waren dabei, einen Tanklaster mit Sprengstoff zu präparieren, als die Ladung vorzeitig explodierte. Der Tanklaster war für einen Anschlag vorgesehen gewesen. Der Vorfall ereignete sich in einem Dorf 250 Kilometer nördlich von Bagdad, wie die Polizei in der Provinzhauptstadt Tikrit am 27. Juni mitteilte.
  • Die US-Streitkräfte haben am 27. Juni den Tod eines Al-Kaida-Führers im Irak bekannt gegeben. Der Türke Mehmet Yilmaz, auch bekannt als Chalid al Turki, sei gemeinsam mit einem Helfer bereits am vergangenen Samstag (23. Juni) von Koalitionstruppen im Nordirak getötet worden. Yilmaz leitete den Angaben zufolge eine Gruppe, die ausländische Kämpfer in den Irak einschleuste. Die Streitkräfte erklärten weiter, Yilmaz habe 2001 eine Gruppe von Türken in den Kampf gegen US-Truppen in Afghanistan geführt. 2004 wurde er in Pakistan festgenommen und in die Türkei ausgeliefert, wo er ein Jahr später wieder freikam.
  • Einen Tag nach seinem Amtsantritt hat der britische Premierminister Gordon Brown einen Kritiker des Irak-Kriegs ins Kabinett geholt. Er berief am 28. Juni den erst 41 Jahre alten David Miliband zum Außenminister und signalisierte damit die Bereitschaft zu Korrekturen an der strikt USA-freundlichen Politik seines Vorgängers Tony Blair. Miliband gilt als Hoffnungsträger der Labour-Partei. Er kam als Umweltminister in Blairs Kabinett und bewegte diesen im vergangenen Jahr, im Libanon-Krieg eine härtere Haltung gegen Israel einzuschlagen. Miliband stimmte 2003 zwar für die Entsendung von Truppen in den Irak, hat sich seitdem aber immer häufiger mit skeptischen Einlassungen zu Wort gemeldet.
  • Bombenanschläge gegen die Zivilbevölkerung in Bagdad haben am 28. Juni mindestens 45 Menschenleben gefordert.
    Der blutigste Anschlag galt am Morgen einem zu dieser Zeit sehr belebten Kleinbus- und Sammeltaxistand im südlichen Bagdader Stadtteil Bayaa. Mindestens 30 Menschen wurden getötet und 50 weitere verletzt, als dort mitten in der morgendlichen Hauptverkehrszeit eine Autobombe explodierte. Bayaa ist mehrheitlich von Schiiten bewohnt.
    Eine weitere Autobombe explodierte wenige Stunden später vor einer Tankstelle in dem mehrheitlich von Sunniten bevölkerten Bezirk Mansur. Dabei wurden 5 Menschen getötet und 11 verletzt.
    In der Nacht zum 28. Juni starben im Stadtteil Kadhimija bei einem Bombenanschlag in der Nähe eines der bedeutendsten schiitischen Schreine 10 Menschen. 15 Iraker wurden bei diesem Terrorakt im Norden von Bagdad verletzt.
  • Einen neuen grausigen Fund machte die irakische Polizei am 28. Juni am Ufer des Tigris bei Salman Pak. Nach einem Massaker an Zivilisten hätten die unbekannten Täter 18 enthauptete Leichen und die Köpfe zurückgelassen, bestätigte das Innenministerium in Bagdad. Die Hände der Opfer waren auf dem Rücken gefesselt. Der Hintergrund des Massenmordes war zunächst unklar.
  • Der australische Außenminister Alexander Downer ist am 28. Juni zu Gesprächen mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki in Bagdad zusammengetroffen, wie die Regierung mitteilte. Australien hat derzeit rund 1.000 Soldaten im Irak stationiert.
  • US-Präsident George W. Bush hat die Amerikaner um Geduld und Rückhalt für die eingesetzten Truppen im Irak gebeten. Die Amerikaner müssten verstehen, dass es eine Zeitlang brauche, die zusätzlichen Kräfte im Irak zu mobilisieren, sagte Bush am 28. Juni bei einer Rede im Naval War College in Newport im US-Bundesstaat Rhode Island mit Blick auf die zunehmenden Zweifel innerhalb der Republikanischen Partei an der Irak-Strategie. "Jetzt beginnen wir uns zu bewegen und es gibt hoffnungsvolle Zeichen." Die neue Sicherheitsstrategie sei ein wohl durchdachter Plan und brauche Zeit, um zu wirken, sagte der Präsident weiter. Bush hatte im Januar die neue Sicherheitsstratige vorgelegt, nach der rund 30.000 zusätzliche Soldaten hauptsächlich in der irakischen Hauptstadt Bagdad für mehr Ruhe sorgen sollen.
  • Bei einem Angriff auf eine Militärpatrouille im Süden Bagdads sind fünf US-Soldaten getötet und sieben verletzt worden. Nach Angaben der US-Streitkräfte vom 29. Juni detonierte zunächst eine Bombe in der Nähe der Patrouille, anschließend gerieten die Soldaten unter Beschuss. Die Einheit der Soldaten war den Angaben zufolge an Aktionen beteiligt, die die Gewalt in Bagdad eindämmen sollen. Der Angriff ereignete sich am 28. Juni.
  • US-Präsident George W. Bush will Erfolge im Irak an der Situation in Israel messen. Der US-Einsatz im Irak habe nicht das Ziel, dort alle Anschläge und Angriffe zu beenden, sondern eine trotz der Gewalt stabile Demokratie aufzubauen, erklärte Bush am 28. Juni. In Israel würden bei Terroranschlägen zwar seit Jahren unschuldige Menschen in den Tod gerissen, aber es gebe ein funktionierendes demokratisches System und die Regierung komme ihren Verpflichtungen nach, sagte Bush. "Und das ist ein guter Indikator für Erfolg, den wir im Irak suchen." Was die USA im Irak erreichen wollten, sei "der Aufstieg einer Regierung, die ihr Volk schützen, grundlegende Dienstleistungen für alle ihre Bürger liefern und auch inmitten Gewalt als Demokratie funktionieren kann".
  • Südlich von Bagdad ist am 29. Juni ein Bombenanschlag auf eine Ölpipeline verübt worden. Nach Angaben der irakischen Polizei löste die Explosion ein riesiges Feuer aus, Öl trat aus. Die Pipeline transportiert Rohöl von den Feldern im Süden des Landes zur Raffinerie in Dora. Der Anschlag ereignete am frühen Morgen sich in Haswa, 50 Kilometer südlich der Hauptstadt.
  • Die britischen Streitkräfte teilten am 29. Juni mit, alle ihre Stützpunkte seien in den vergangenen 24 Stunden unter Raketen- oder Granatenbeschuss geraten. Schäden oder Verletzte habe es nicht gegeben.
  • Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat erneut einen dringenden Appell an die Welt gerichtet, den im Irak an der Grenze zu Syrien gestrandeten Flüchtlingen Hilfe zukommen zu lassen. Mindestens ein Dutzend kleine Kinder, die in Bagdad und im Flüchtlingslager El Walid an der Grenze zu Syrien festsäßen, benötigten dringend medizinische Versorgung, sagte UNHCR-Sprecher Ron Redmond am 29. Juni. Das jüngste hilfsbedürftige Flüchtlingskind sei erst fünfzehn Monate alt.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Militärstützpunkt nördlich von Bagdad sind am 29. Juni mindestens acht Menschen in den Tod gerissen worden. Unter den Opfern seien sechs irakische Soldaten und zwei Zivilpersonen, die bei einem anschließenden Gefecht getötet wurden, erklärte die Polizei. Der Attentäter hatte in Mischada nördlich der Hauptstadt einen mit Sprengstoff beladenen Lkw in die Luft gesprengt.

Inspektorenteam aufgelöst

Der UN-Sicherheitsrat hat am 29. Juni die Inspektorenteams aufgelöst, die das vom ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein proklamierte Massenvernichtungswaffenprogramm überwachten. Mit der Verabschiedung der Resolution wurde das Mandat für die Waffenkontrollbehörde UNMOVIC und ein Überprüfungsbüro bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) "sofort beendet". Es gab nur eine Enthaltung: Russland bemängelte, dass die Inspektoren nicht dem Auftrag früherer Resolutionen nachkamen, vor der Einstellung ihrer Arbeit festzustellen, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen besitze. Die UN-Inspektoren mussten kurz vor der von US-Truppen geführten Invasion im März 2003 den Irak verlassen. Nach dem Irak-Krieg verhinderten die USA ihre Rückkehr. Der amerikanische UN-Botschafter Zalmay Khalilzad erklärte, die Arbeit der multinationalen Truppen im Irak habe gezeigt, "dass die derzeitige irakische Regierung keine Massenvernichtungswaffen besitzt". Die irakische Regierung hatte auf eine Auflösung der Inspektorenteams gedrungen, weil damit auch 60 Millionen Dollar (44,4 Millionen Euro) frei werden, die Bagdad für die beiden Institutionen aufbringen musste.
  • Irakische und US-Truppen haben im Irak nach eigenen Angaben 26 Aufständische mit mutmaßlichen Verbindungen in den Iran getötet. 17 weitere Rebellen seien bei zwei Einsätzen am frühen Morgen in dem Bagdader Schiitenviertel Sadr City festgenommen worden, teilte die US-Armee am 30. Juni mit. Die Aufständischen hätten Kontakte zu "iranischen Terrornetzwerken", hieß es in der Erklärung weiter.
    Zum Verlauf der Militäreinsätze und zur Zahl der Opfer gab es stark widersprüchliche Angaben: Während die US-Streitkräfte mitteilten, bei den Toten handele es sich um Bewaffnete, die die Soldaten angegriffen hätten, erklärten Anwohner, die Truppen hätten acht Zivilpersonen in ihren Häusern erschossen.
    Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki verurteilte später die US-Einsätze. Nach Militärangaben waren die Truppen auf der Suche nach militanten Extremisten mit Verbindungen zu einem iranischen Terrornetzwerk. Bei den Getöteten handele es sich ausschließlich um Terroristen, sagte ein Militärsprecher. 17 Männer seien festgenommen worden. Irakische Augenzeugen berichteten dagegen, die Soldaten seien noch vor Morgengrauen in die Bezirke Habibija und Orfali von Sadr City eingedrungen und hätten ohne Vorwarnung das Feuer eröffnet. Mehrere Frauen und Kinder seien verletzt worden.
  • Im Irak will ein sunnitischer Abgeordneter sein Mandat niederlegen und sich dem bewaffneten Widerstand anschließen. Abdul Nasser al Dschanadi sagte am 30. Juni dem Fernsehsender Al Dschasira, er sehe keine Alternative, da Amerikaner und Iraner das Land kontrollierten. Dem Geistlichen von der Partei Front Irakische Eintracht war bereits in der Vergangenheit vorgeworfen worden, Kontakte zu sunnitischen Aufständischen zu unterhalten.


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