Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

1. bis 15. November 2005

Dienstag, 1. November, bis Sonntag, 6. November
  • Die US-Armee hat am 1. November anlässlich des Endes des Fastenmonats Ramadan fast 500 Häftlinge aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad freigelassen. Wie die US-Armee mitteilte, wurde die Entscheidung zusammen mit der irakischen Regierung getroffen. Eine irakische Kommission wählte die Gefangenen aus, die für eine Freilassung in Frage kamen. Bedingung war, dass die Häftlinge keine Gewalttaten gegen irakische oder amerikanische Soldaten begangen haben.
  • Erstmals hat ein britisches Gericht das sogenannte Golfkriegssyndrom als Krankheit anerkannt und einem Kriegsveteranen Anspruch auf Invalidenrente zuerkannt. Nach Auffassung des Gerichts, das für Rentenstreitigkeiten zwischen Veteranen und dem Verteidigungsministerium zuständig ist, fasst der Begriff Golfkriegssyndrom medizinisch korrekt eine Reihe "unnormaler Symptome" zusammen, an denen die Soldaten seit ihrer Rückkehr aus dem Irakkrieg von 1991 leiden. Der Anwalt des Klägers Daniel Martin sprach am 1. Nov. von einer "historischen Entscheidung": Vor allem für die zahlreichen unter dem Syndrom leidenden Veteranen dürfte das Urteil "enorme Konsequenzen" haben.
  • Ein Kind hat am 1. Nov. im Irak einen Selbstmordanschlag verübt: Nach Angaben der Polizei sprengte sich ein zwischen zehn und 13 Jahre alter Junge vor dem Konvoi des Polizeichefs von Kirkuk in die Luft. Der Polizeichef General Chattab Abdallah Areb und sein Chauffeur wurden verletzt. Laut Areb rannte der Junge auf seinen Wagen zu, der gerade vor einem Polizeiposten Stadt hielt, und ließ seinen Sprengstoffgürtel explodieren.
    Bei zwei weiteren Sprengstoffanschlägen in der Erdölmetropole wurden laut Sicherheitsvertretern zwei Polizisten und drei Soldaten verletzt.
    Weitere Anschläge gegen irakische Sicherheitskräfte wurden am 1. Nov. aus Madajen 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Bagdad und in der Nähe von Baakuba gemeldet. In Madajen starben demnach drei Menschen, darunter ein Polizist.
  • Der irakische Regierungschef Ibrahim Dschaafari hat um eine weitere Verlängerung des Mandats der multinationalen Truppen unter US-Kommando in seinem Land gebeten. Ein entsprechendes Schreiben ging an den UN-Sicherheitsrat in New York, berichtete am 1. Nov. das irakische Fernsehen.
  • Die USA haben den Vereinten Nationen Informationen zur Menschenrechtslage in ihren Gefangenenlagern in Guantánamo auf Kuba sowie in Afghanistan und im Irak verweigert. In ihrem regelmäßigen Bericht an die UN-Menschenrechtskommission liefert die US-Regierung diese Informationen trotz der ausdrücklichen Bitte nicht. In einer Erwiderung der US-Regierung vom vergangenen Monat hieß es dazu, die Lager fielen nicht unter die Zuständigkeit der Menschenrechtskommission, da sie unter Kriegsrecht stünden. Die 154 Unterzeichnerländer des Internationalen Übereinkommens zur Achtung ziviler und politischer Rechte haben sich verpflichtet, der Menschenrechtskommission regelmäßig Bericht zu erstatten. Nach Ansicht Washingtons betrifft dies jedoch nur US-Territorium. Demnach haben die USA ihre Berichtspflicht nach eigener Darstellung "so umfassend wie möglich" erfüllt. (AFP, 1. Nov.)
  • Sechs Wochen vor der Parlamentswahl im Irak hat die Wahlkommission am 1. Nov. den Wahlkampf für eröffnet erklärt. Vom Tag der Registrierung bis zum Tag vor der Abstimmung am 15. Dezember könnten die Listen, Parteien und Kandidaten nun um Stimmen werben, sagte ein Vertreter der Kommission am Dienstag in Bagdad. Er erinnerte daran, dass die Benutzung öffentlicher Gebäude, Fahrzeuge oder sonstigen öffentlichen Materials für Wahlkampfzwecke verboten ist. Jeder Verstoß gegen diese Regel werde geahndet.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte am 1. Nov. nach einem Treffen mit Generalstabschef Peter Pace, möglicherweise könnte eine weitere Aufstockung der Truppen im Irak erforderlich werden. Vor der Parlamentswahl Mitte Dezember sei eine weitere Zunahme von Anschlägen zu erwarten.
  • Bei zwei Bombenanschlägen in der Nähe von Bagdad sind am 2. Nov. fünf irakische Zivilisten getötet und acht weitere verletzt worden. Nach Angaben des Innenministeriums wurde bei der Vorbeifahrt einer Polizeipatrouille in Dschorf el Madaen ein Sprengsatz gezündet, durch den fünf Passanten getötet und drei verletzt wurden. Die Polizisten blieben unverletzt. Kurz darauf wurde durch eine Bombenexplosion ein Transporter mit Beschäftigten der Raffinerie von Dura getroffen. Dabei wurden vier Insassen verletzt.
  • Im Irak sind am 2. Nov. zwei US-Soldaten beim Absturz eines Hubschraubers ums Leben gekommen. Der Helikopter stürzte nach Armeeangaben aus bislang ungeklärter Ursache am Morgen nahe der Stadt Ramadi westlich der Hauptstadt Bagdad ab. Soldaten der alliierten Truppen im Irak sicherten die Unglücksstelle ab. Die Armee kündigte eine Untersuchung des Unglücks an. Wenige Stunden nach dem Absturz bombadierte die US-Armee nach eigenen Angaben einen 500 Meter von der Absturzstelle entfernt liegenden Stützpunkt mutmaßlicher Aufständischer. Es habe sich um eine Kommandozentrale der Aufständischen gehandelt, erklärten die amerikanischen Streitkräfte. Auf einem Video der Fernsehnachrichtenagentur APTN war am 3. Nov. zu sehen, wie Anwohner in den Trümmern mehrerer Häuser nach Opfern suchten. Außerdem wurden etwa ein halbes Dutzend Tote begraben.
    Die Terrororganisation Al Kaida im Irak hat nach eigenem Bekunden einen US-Kampfhubschrauber nahe der westirakischen Stadt Ramadi abgeschossen. Eine entsprechende Erklärung veröffentlichte die Gruppe am 3. Nov. im Internet.
  • Bei einem Autobombenanschlag in der irakischen Stadt Mussaijeb sind am 2. Nov. mindestens 20 Menschen getötet worden. Weitere 45 Menschen wurden bei der Explosion in der Schiitenstadt verletzt, wie aus dem Verteidigungsministerium in Bagdad verlautete. Das Auto explodierte demnach nahe einer Moschee. Mussaijeb liegt rund 55 Kilometer südlich von Bagdad.
  • Am Jahrestag der Wiederwahl von US-Präsident George W. Bush sind seine Gegner in den USA zu Tausenden auf die Straße gegangen. Protestmärsche fanden am 3. Nov. in San Francisco, Los Angeles, New York, Chicago und anderen Städten statt. Die Demonstranten forderten den Abzug der US-Soldaten aus dem Irak und kritisierten Bushs Wirtschaftspolitik sowie das Missmanagement der Bundesbehörden nach dem Hurrikan "Katrina". Sie folgten dem Aufruf eines Bündnisses mit dem Namen "Die Welt kann nicht warten - Vertreibt das Bush-Regime".
  • Sieben wegen Mordes an einem jungen irakischen Zivilisten angeklagte britische Soldaten sind aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Das entschied ein Kriegsgericht nach Justizangaben am 3. Nov. Den Angeklagten war zur Last gelegt worden, im Mai 2003 in einem Dorf im Süden des Irak grundlos Bewohner mit Fäusten, Füßen und ihren Gewehrkolben geschlagen zu haben. Ein 18-jähriger Dorfbewohner erlag laut Anklage seinen Verletzungen. Die Soldaten wurden wegen Mordes und Störung der öffentlichen Ordnung angeklagt. Fünf der Angeklagten hatten vor Gericht ausgesagt, sich nicht an die Vorfälle zu erinnern.
  • Die US-Armee hat im Irak einen Rebellenführer festgenommen. Issa Daham Abeb el Dschulibawi sei unter anderem für mehrere Entführungen und Bombenanschläge in der Stadt Ramadi und deren Umgebung westlich von Bagdad verantwortlich, teilte die Armee am 3. Nov. mit. Der Rebellenchef sei wegen illegalen Waffenbesitzes aufgegriffen und dann von Mitgefangenen identifiziert worden. Dschulibawi habe seinen Bruder nach dessen Festnahme zu Jahresbeginn an der Spitze der Aufständischen in Ramadi ersetzt.
  • Bei einem Überfall nördlich von Bagdad sind am 4. Nov. sechs irakische Polizisten getötet worden. Darüber hinaus wurden nach Angaben der Sicherheitskräfte zehn Polizisten verletzt. Ein Kommando bewaffneter Männer sei in Zivilfahrzeugen auf einen Kontrollpunkt bei Baakuba zugerast und habe auf die Polizisten geschossen, hieß es weiter. In der Gegend um Baakuba gibt es häufig Angriffe auf die US-Armee und irakische Sicherheitskräfte.
  • Der irakische Ableger des Terrornetzwerkes El Kaida hat die im Irak eingesetzten ausländischen Diplomaten zum Verlassen des Landes aufgefordert. Sie riskierten ansonsten ihr Leben, heißt es in einer am 4. Nov. im Internet veröffentlichten Mitteilung des von Abu Mussab el Sarkawi angeführten El-Kaida-Ablegers. "Wir erneuern unseren Appell an diejenigen, die auf einer Fortführung ihrer angeblichen diplomatischen Missionen im Irak bestehen, und fordern die Diplomaten auf, ihre Sachen zu packen und auszureisen", schreibt der "militärische Flügel der El-Kaida-Organisation in Mesopotamien" in der Botschaft, deren Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte. Die Mitteilung erschien einen Tag nach der Ankündigung des irakischen El-Kaida-Zweiges, zwei im Oktober von ihr entführte Marokkaner töten zu wollen.
  • Die US-Armee hat am 4. Nov. in der westirakischen Unruheprovinz El Anbar eine weitere Militäroffensive gestartet. Rund 2500 US- und 1000 irakische Soldaten seien an dem Einsatz "Eiserner Vorhang" beteiligt, teilte die US-Armee in einer Erklärung mit. Ziel der Offensive sei die "Wiederherstellung der Sicherheit entlang der irakisch-syrischen Grenze und die Zerstörung der Strukturen des Terrornetzwerks El Kaida". Nach US-Angaben ist die Organisation in dem Ort Hussaibah nahe der Grenze zu Syrien aktiv.
  • Bei Anschlägen im Irak sind am 4. Nov. drei US-Soldaten getötet worden. Wie die US-Armee am 5. Nov. mitteilte, erlag ein Soldat den schweren Verletzungen, die er bei einer Minen-Explosion nahe Habbanija, 60 Kilometer westlich von Bagdad, erlitt. Ein Soldat wurde durch eine Minenexplosion östlich von Bagdad tödlich verletzt. Schließlich wurde ein US-Soldat durch Schüsse im Süden der irakischen Hauptstadt getötet. Damit stieg die Zahl der US-Soldaten, die seit dem Beginn des Krieges im März 2003 im Irak ums Leben kamen, auf 2034.
  • Der Terrorismus hat nach Einschätzung des früheren britischen Botschafters in Washington, Christopher Meyer, durch den Irak-Krieg Auftrieb erhalten. Die britische Beteiligung an dem Krieg habe den heimischen Terrorismus "zum Teil radikalisiert" und habe ihm Nahrung gegeben, sagte Meyer dem Londoner "Guardian" (Ausgabe vom 5. Nov.). Meyer, der in den Monaten vor dem Beginn des Irak-Kriegs in Washington an dessen Vorbereitung beteiligt war, widersprach damit Äußerungen von Premierminister Tony Blair. Der Regierungschef hatte nach den Londoner Anschlägen vom 7. Juli, bei denen 56 Menschen ums Leben kamen, wiederholt bestritten, dass es zwischen dem Einmarsch von Truppen der USA und Großbritanniens im Irak und den Anschlägen eine Verbindung gebe.
  • Die USA sollten dem Irak nach Empfehlungen eines Überprüfungsausschusses der Vereinten Nationen 208 Millionen Dollar (176 Millionen Euro) zurückzahlen, um überteuerte und schlechte Arbeitsleistungen der US-Firma Kellogg, Brown and Root wiedergutzumachen. Das berichtete die US-Zeitung "New York Times" am 5. Nov. Die Überprüfung der Abschlussberichte und Dokumente dauere allerdings noch an, zumal das US-Verteidigungsministerium die Unterlagen für die im Irak geleisteten Arbeiten noch nicht herausgegeben habe. Der Ausschuss kann lediglich Empfehlungen aussprechen, letztlich muss die US-Regierung über die Summe entscheiden.
  • Die El-Kaida-Gruppe des Jordaniers Abu Mussab el Sarkawi hat nach eigenen Angaben 15 irakische Soldaten getötet. Auf einer islamistischen Webseite erklärte die Gruppe am 5. Nov., die Soldaten seien am 3. Nov. in einer Region westlich von Bagdad entführt worden. Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht überprüft werden.
  • Fünf Wochen vor der Parlamentswahl im Irak ist ein sunnitischer Kandidat bei einem Anschlag in Bagdad verletzt worden. Bewaffnete schossen am 5. Nov. auf das Auto von Fachri el Kaissi, Mitglied der Front für den Nationalen Irakischen Dialog, hieß es aus Sicherheitskreisen.
  • Beim Beschuss ihres Kleinbusses sind im Irak elf Menschen getötet und drei weitere verletzt worden. Der Bus, dessen Insassen alle aus derselben Familie stammten, sei am Abend des 5. Nov. rund 50 Kilometer nordöstlich von Bagdad in einen Hinterhalt geraten, teilten die örtlichen Behörden mit. Die Familie sei auf dem Weg in die Ortschaft Baladrus gewesen, um Verwandte anlässlich eines moslemischen Festes zu besuchen. Auf dem Rückweg sei ihr Bus von Unbekannten aus zwei Autos heraus unter Beschuss genommen worden.
  • Bei einer Offensive gegen Aufständische im Westen des Iraks sind amerikanische und irakische Truppen auf heftigen Widerstand gestoßen. In der Stadt Husajba an der Grenze zu Syrien kam es zu Häuserkämpfen, wie ein Reporter der Zeitung "New York Times" berichtete. "Wir sind auf mehr Widerstand gestoßen, als ich erwartet habe", sagte US-Hauptmann Conlon Carabine. Der Fernsehsender CNN berichtete von zahlreichen Toten auf seiten der Aufständischen. Brigadegeneral Donald Alston sagte am 6. Nov. vor Journalisten, amerikanische oder irakische Soldaten seien nicht getötet worden.
  • Erstmals seit 25 Jahren ist am 6. Nov. in Teheran wieder ein irakisches Passagierflugzeug gelandet. Die Boeing 737 der staatlichen irakischen Fluggesellschaft sei am Nachmittag mit 65 Menschen an Bord auf dem Flughafen der iranischen Hauptstadt gelandet, teilte der Pressesprecher der iranischen Luftfahrtorganisation, Resa Dschafarsadeh, mit. Nach diesem Testflug solle es ab 16. November eine reguläre Verbindung zwischen Bagdad und Teheran mit zwei Flügen pro Woche geben. Iranische Flugzeuge würden ihrerseits Bagdad wieder anfliegen, wenn die irakischen Behörden für die Sicherheit vor Ort sorgen würden, sagte Dschafarsadeh mit Blick auf die prekäre Sicherheitslage in der irakischen Hauptstadt.
Montag, 7. November, bis Sonntag, 13. November
  • Die Offensive in der nordwestirakischen Stadt Hussajba hat einen ersten amerikanischen Soldaten das Leben gekostet. Die US-Streitkräfte erklärten am 7. Nov., der Marineinfanterist sei am Sonntag erschossen worden. Ein die Soldaten begleitender Reporter der "New York Times" berichtete von mindestens drei Verletzten. Auf seiten der Aufständischen wurden nach US-Angaben mindestens 36 Kämpfer getötet, rund 200 Menschen wurden in den zweitägigen Häuserkämpfen festgenommen. Der US-Kommandeur der Truppen vor Ort, Oberst Stephen Davis, erklärte, seine Soldaten hätten die Stadt etwa zur Hälfte durchkämmt. Der Fernsehsender CNN berichtete, möglicherweise habe die "Operation Stahlvorhang" bereits 80 Aufständische das Leben gekostet. Die Häuserkämpfe in den schmalen Gassen der Wüstenstadt dauerten an.
  • Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat im Zusammenhang mit dem Schmiergeldskandal um das UNO-Hilfsprogramm "Öl für Lebensmittel" für den Irak ein Ermittlungsverfahren gegen einen damals verantwortlichen Mitarbeiter von DaimlerChrysler eingeleitet. Der Mann stehe im Verdacht, gegen das Irak-Embargo verstoßen zu haben, teilte die Behörde am 7. Nov. mit.
  • Der Staatssekretär im US-Außenministerium Daniel Fried hat Deutschland aufgefordert, der gewählten Regierung im Irak seine Unterstützung zu erklären. "Wir werden nicht um Truppen bitten. Es gibt etwas viel Wichtigeres: die Haltung zu Iraks Regierung. Behandelt sie nicht mit Zurückhaltung, lasst es nicht an ihr aus, dass wir 2002 und 2003 Meinungsverschiedenheiten hatten", sagte der US-Politiker dem Berliner "Tagesspiegel" (Ausgabe vom 7. Nov.). Die ausdrückliche Unterstützung der freien Welt für diese Regierung, deren demokratische Legitimierung zu den besten in der Region gehöre, sei jetzt entscheidend, sagte Fried, der im US-Außenministerium die Abteilung europäische und eurasische Angelegenheiten leitet. Fried äußerte "die allergrößte Zuversicht, dass wir mit der neuen Bundesregierung generell und speziell dem neuen Außenminister hervorragend zusammenarbeiten werden". Es gebe "so vieles, das wir gemeinsam voranbringen können: den Balkan, die Ukraine, Weißrussland, den Kaukasus, Zentralasien, Israel und Palästina, wo Deutschland eine Schlüsselrolle für die Europäische Union spielt. Und Iran, wo Deutschland mit Briten und Franzosen die Verhandlungen um das Atomprogramm führt."
  • Die Politik der US-Regierung, im Umgang mit Gefangenen Misshandlungen zuzulassen, verhindert nach einem US-Magazinbericht die strafrechtliche Verfolgung schwerster Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen. Wie das Magazin "New Yorker" am 7. Nov. berichtete, tragen Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA am Tod von mindestens vier Gefangenen Mitschuld, doch die US-Behörden leiteten bislang nur ein Verfahren gegen einen Mitarbeiter niederen Ranges ein. Das sei nur aufgrund der unter US-Präsident George W. Bush aufgeweichten Regeln für die Behandlung von Gefangenen möglich.
  • Bei einem Autobombenanschlag im Irak sind am 7. Nov. vier US-Soldaten getötet worden. Wie das US-Militär mitteilte, fuhr ein Selbstmordattentäter mit seinem Wagen auf den Kontrollpunkt an einer Straße südlich von Bagdad zu und sprengte sich in die Luft.
  • US-Streitkräfte haben nach eigenen Angaben im Irak sechs mutmaßliche Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida gefasst. Bei einer Razzia in der Nähe der sunnitischen Stadt Ramadi westlich von Bagdad seien sechs Terroristen gefangen genommen und zwei weitere erschossen worden, teilte die US-Armee am 8. Nov. in Bagdad mit. Den Angaben zufolge erhielt die Armee einen Tipp aus der Bevölkerung, wonach das gestürmte Haus ein regionales "Zentrum für die Planung von Angriffen auf irakische Sicherheitskräfte und die internationalen Truppen" sei.
  • Unbekannte haben am 8. Nov. erneut einen Verteidiger im Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein erschossen und einen weiteren verletzt. Nach Angaben des irakischen Innenministeriums eröffneten die Angreifer am frühen Nachmittag im Bagdader Stadtteil El Adl das Feuer auf die beiden Anwälte Tamer Hammud Hadi und Adel Mohammad Abbas. Adel Abbas sei sofort tot gewesen, Tamer Hadi habe schwer verletzt überlebt.
  • Bei ihrer Großoffensive gegen Aufständische in Falludscha vor einem Jahr sollen die US-Truppen dem italienischen Fernsehen zufolge massiv Phosphorgranaten eingesetzt haben. Die Angriffe hätten sich direkt gegen Zivilpersonen gerichtet, die zum Teil bis auf die Knochen verbrannt seien, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender RaiNews24 am 8. Nov. Die Autoren der Fernsehdokumentation beriefen sich unter anderem auf die Aussagen von US-Soldaten. Marineinfanterist Jeff Engelhart wurde mit den Worten zitiert: "Verbrannte Körper, verbrannte Kinder, verbrannte Frauen. Weißer Phosphor tötet auf unberechenbare Weise. Es bildet eine Wolke, die im Umkreis von 150 Metern jeden Menschen und jedes Tier verbrennt." Es gab bereits Vorwürfe, die US-Truppen könnten während der Falludscha-Offensive im November 2004 Napalm oder andere Chemikalien verwendet haben. Dies hat das Verteidigungsministerium in Washington kategorisch zurückgewiesen. Der Einsatz von Phosphorgranaten wurde indessen eingeräumt. Er habe sich jedoch in Grenzen gehalten und auch nicht dem Angriff, sondern nur der Erleuchtung feindlicher Stellungen bei Nacht gedient. Dies sei rechtlich zulässig, heißt es auf der Webseite des Pentagons.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat das Mandat der US-geführten Truppen im Irak für ein Jahr verlängert. Eine entsprechende Resolution wurde vom höchsten UN-Gremium in New York einstimmig angenommen. Die Soldaten - etwa 160.000 allein aus den USA - bleiben damit mindestens bis zum 31. Dezember 2006.
  • Nach einer viertägigen Militäroffensive im Westen Iraks haben die US-Streitkräfte nach eigenen Angaben die Stadt Hussajba unter ihre Kontrolle gebracht. "Derzeit erhalten wir keine Berichte über Widerstand in der Stadt", sagte Oberst Stephen Davis der Nachrichtenagentur AP am 8. Nov. in einem Telefoninterview. Es sei aber nicht auszuschließen, dass sich noch in einigen Häusern Aufständische verschanzt hätten. 2.500 amerikanische und 1.000 irakische Soldaten hatten sich seit Samstag mit Aufständischen heftige Gefechte um Hussajba geliefert.
  • Ein Selbstmordattentäter hat im Norden der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens vier Menschen mit in den Tod gerissen. Vier Polizisten wurden getötet und zehn weitere Menschen verletzt, als der Attentäter am Morgen des 9. Nov. in Baakuba eine Autobombe zündete, wie aus irakischen Sicherheitskreisen verlautete. Der Anschlag habe sich gegen eine Polizeistreife gerichtet. Unter den Verletzten seien vier Zivilisten. Baakuba liegt etwa sechzig Kilometer nördlich von Bagdad in der Provinz Dijala.
  • Ein Botschaftsmitarbeiter des Sudan ist in der irakischen Hauptstadt Bagdad erschossen worden. Bewaffnete Männer töteten Hammuda Ahmed Adem am 9. Nov. in seinem Auto, wie aus irakischen Sicherheitskreisen verlautete. Die Angreifer passten seinen Wagen demnach im Viertel Mansur im Westen der Hauptstadt ab. Adem hatte in der Verwaltung der Botschaft gearbeitet.
  • Der Anwalt des gestürzten irakischen Machthabers Saddam Hussein hat den USA eine Mitschuld an der Ermordung eines Kollegen gegeben. Die Besatzungstruppen seien für den Schutz aller Menschen im Irak verantwortlich, sagte Chalil al Dulaimi, der Leiter der Verteidigung von Saddam Hussein, am 9. Nov. Auch die irakische Regierung habe die Pflicht, ihre Bürger vor solchen Angriffen zu schützen.
  • Im Irak ist der Bruder von Parlamentspräsident Hadschim al Hassani entführt worden. Wie die Polizei in Kirkuk am 9. Nov. mitteilte, wurde Hatam Mahdi al Hassani am Vorabend verschleppt. Sein Bruder ist einer der führenden Politiker, die zur Minderheit der sunnitischen Araber gehören. Der frühere Industrieminister bewirbt sich bei den Parlamentswahlen im Dezember auf einer von einem Schiiten geführten Liste.
  • Die El-Kaida-Gruppe im Irak hat sich zu den Anschlägen auf drei Hotels in Amman mit mindestens 56 Toten bekannt und mit weiteren Attentaten gedroht. Jordanien sei zu einer "militärischen Rückzugsbasis für die Armeen der Kreuzfahrer" und der irakischen Regierung geworden, hieß es in einer im Internet veröffentlichten Erklärung, die der Gruppe des jordanischen Extremistenführers Abu Mussab el Sarkawi zugeschrieben wird. Mehrere tausend Menschen demonstrierten am 10. Nov. in Amman und anderen jordanischen Städten gegen Terrorismus.
    Bei den Selbstmordanschlägen am Abend des 9. Nov. wurden nach Behördenangaben 56 Menschen getötet und mehr als hundert weitere wurden verletzt, darunter vier Deutsche. Die jordanischen Behörden meldeten die Festnahme einer "Reihe Verdächtiger". Zur Zahl der Festgenommenen und ihrer Identität gab es zunächst keine Angaben.
  • Bei Selbstmordanschlägen in der irakischen Hauptstadt Bagdad und dem nördlich gelegenen Tikrit sind am 10. Nov. nach offiziellen Angaben 37 Menschen getötet und 41 verletzt worden. Der irakische Zweig des Terror-Netzwerks El Kaida bekannte sich in einer Internet-Botschaft zu dem blutigsten Anschlag, bei dem in einem Restaurant in Bagdad 31 Menschen ums Leben kamen und 28 verletzt wurden. Mit dem Anschlag auf das Restaurant "Kadduri" sei den Sicherheitskräften ein "schwerer Verlust" beigebracht worden, hieß es in der Internet-Botschaft der El-Kaida-Gruppe im Irak, die von dem Jordanier Abu Mussab el Sarkawi gesteuert wird. Das Restaurant wird vorwiegend von Sicherheitskräften besucht.
    In der Geburtsstadt des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein, Tikrit, richtete sich ein Selbstmordanschlag gegen ein Rekrutierungsbüro der irakischen Armee. Dort wurden sechs Menschen getötet, bei einer weiteren Explosion gab es kurz darauf zwei Tote.
    In Kut, 175 Kilometer südlich von Bagdad, wurden die Leichen von 27 Zivilisten gefunden, die dort seit unbestimmter Zeit verscharrt waren. Nach Armeeangaben waren Hände und Füße der Leichen jeweils aneinander gebunden, die Zivilisten waren durch Kopfschüsse getötet worden. Die Hintergründe des Massakers wurden zunächst nicht bekannt.
    Im Westen Bagdads wurde am 10. Nov. die Leiche eines Vertreters der sunnitischen Islam-Partei gefunden, der am 8. Nov. entführt worden war. Die Leiche wies keine Schusswunden auf. Die Partei erklärte, er sei vermutlich an Foltereinwirkungen gestorben.
  • Bei einem Überraschungsbesuch im Irak am 11. Nov. hat US-Außenministerin Condoleezza Rice die dortigen Volksgruppen zur Einheit vor der anstehenden Parlamentswahl aufgerufen. "Wir drängen alle Parteien und alle möglichen Kandidaten dazu, Konfessionsgrenzen zu überwinden (...) und Programme zu entwickeln, die einem einzigen Irak förderlich sind", sagte Rice. Am Ende solle es einen Irak geben, "in dem alle, die drei größeren Bevölkerungsgruppen und auch die Minderheiten, sich vollkommen geschützt und vollkommen eingegliedert fühlen". Der Irak müsse völlig in die arabische Welt eingegliedert werden, sagte die Außenministerin der Vereinigten Staaten. "Natürlich wollen wir, dass sich die Sunniten so stark wie möglich an der Wahl beteiligen." Die US-Regierung fürchtet, dass der Widerstand gegen die US-geführte multinationale Truppe im Irak noch zunehmen könnte, wenn die Sunniten nicht stärker ins politische Geschehen eingebunden werden. Der Irak wählt am 15. Dezember ein Parlament. Rice hatte in Bahrain an einem Forum über den Fortschritt der Demokratisierung im Nahen Osten teilgenommen, bevor sie in den Irak reiste. In Bahrain hatte sie ihre Reise durch den Nahen Osten begonnen, bei der sie auch erneut zwischen Israel und Palästinensern vermitteln will. Zuletzt war Rice im Mai im Irak gewesen.
  • Bewaffnete haben am 11. Nov. einen Anschlag auf die Botschaft von Oman in Bagdad verübt. Nach Polizeiangaben eröffneten die Angreifer das Feuer und töteten zwei Menschen, zwei Polizisten wurden verletzt. Der Überfall ereignete sich am Abend im Stadtviertel Mansur. Bei den Toten handelt es sich den Angaben zufolge um einen Polizisten und einen Botschaftsangestellten.
  • Der Stellvertreter des früheren irakischen Staatschefs Saddam Hussein ist nach Angaben der inzwischen verbotenen Baath-Partei gestorben. Der 63-jährige Essat Ibrahim el Duri sei am 11. Nov. gestorben, hieß es in einer Erklärung der Baath-Partei, die die Nachrichtenagentur AFP in Bagdad erhielt. Auf die Ergreifung Essat Ibrahims hatten die USA eine Prämie von zehn Millionen Dollar (rund 8,5 Millionen Euro) ausgesetzt. Die US-Streitkräfte suchten seit dem Sturz Saddam Hussein im April 2003 nach seinem Stellvertreter. Er soll an Leukämie erkrankt gewesen sein. Die frühere rechte Hand Saddam Husseins vertrat im gestürzten Regime der Baath-Partei den fundamentalistischen Flügel der Sunniten. Offiziell bekleidete er die Stellung des Vize-Präsidenten des revolutionären Kommandorats.
  • Die Selbstmordattentäter von Amman sollen aus dem Irak stammen. Insgesamt vier Iraker, unter ihnen eine Frau, verübten nach einer Erklärung der El-Kaida-Gruppe im Irak die Anschläge mit fast 60 Toten in der jordanischen Hauptstadt. Sie hätten die Attentate vom 9. Nov. geplant, vorbereitet und umgesetzt, hieß es in der am 11. Nov. im Internet veröffentlichten Erklärung weiter. Die Echtheit der Erklärung konnte bisher nicht geprüft werden.
  • US-Präsident George W. Bush hat sich gegen die wachsende Kritik an seiner Begründung für den Irak-Krieg zur Wehr gesetzt. In einer Rede zum Tag der Kriegsveteranen auf dem Militärstützpunkt Tobyhanna im Bundesstaat Pennsylvania nannte er es am 11. Nov. "zutiefst unverantwortlich", die Geschichte über den Kriegsbeginn neu schreiben zu wollen. Zu den Vorwürfen oppositioneller Demokraten, seine Regierung habe wissentlich vermeintliche Geheimdiensterkenntnisse über Massenvernichtungswaffen im Irak aufgebauscht, sagte Bush, eine aus Republikanern und Demokraten zusammengesetzte Kommission habe dafür keine Anhaltspunkte gefunden. Bush sagte weiter, die UNO, die Geheimdienste weltweit und viele Demokraten in den USA seien sich vor Beginn des Krieges im März 2003 mit ihm einig gewesen, dass der damalige irakische Machthaber Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügte. "Diese grundlosen Attacken senden das falsche Signal an unsere Soldaten und an den Feind, der Amerikas Entscheidungsfähigkeit in Frage stellt", fügte Bush hinzu.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einen Markt in Bagdad sind am 12. Nov. mindestens vier Menschen getötet und 19 weitere verletzt worden. Die Explosion löste überdies ein Feuer aus, wie die Polizei mitteilte. Der Anschlag wurde in dem überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil Neu-Bagdad verübt. Die Aufständischen im Irak rekrutieren sich vor allem aus Angehörigen der sunnitischen Minderheit.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat bei seinem Überraschungsbesuch in Bagdad auf die Bedeutung der Versöhnung zwischen den Volksgruppen für die Zukunft des Landes hingewiesen. "Die Versöhnung ist unbedingt nötig und ich denke es gibt keinen, der das anders sieht", sagte Annan nach einem Treffen mit dem irakischen Regierungschef Ibrahim Dschaafari am 12. Nov. Annan dankte nach Angaben der UN-Vertretung in Bagdad den UN-Mitarbeitern im Irak für ihre Arbeit unter schwierigen Bedingungen. Der UN-Generalsekretär wolle mit seinem Besuch auch das Engagement der Weltorganisation für das irakische Volk bekräftigen.
  • Nach den Anschlägen in Amman hat Jordaniens Polizei die Ehefrau eines Selbstmordattentäters verhaftet. Die Irakerin lebe noch, weil der Sprengstoffgürtel, den sie am 9. Nov. getragen habe, nicht explodiert sei, so die Regierung am 12. Nov. Die drei Attentäter hatten in drei Hotels 57 Menschen mit in den Tod gerissen. Der Ehemann der Festgenommenen soll sich im Radisson SAS in die Luft gesprengt haben. Angeblich stieß er seine Frau aus dem Festsaal, als er den Fehler an ihren Gürtel bemerkte, und zündete dann seinen eigenen Sprengsatz.
  • 1.100 irakische Anwälte haben sich am 13. Nov. aus dem Verteidigerteam Saddam Husseins zurückgezogen. Zur Begründung nannte die Gruppe Sicherheitsbedenken und systematische Einschüchterungen. "Weder die Regierung, noch die US-Truppen noch internationale Regierungen haben auf unsere Forderung reagiert, uns und unsere Familien vor Anschlägen oder Attentaten zu schützen", hieß es in einer Erklärung.
  • Im so genannten Todesdreieck südlich von Bagdad haben Ermittler die Leichen von 37 ermordeten Zivilisten entdeckt. Laut Polizei wurden die Getöteten an zwei Orten in der Nähe von Al-Kut von Terroristen gefesselt und erschossen. (dpa, 13. Nov.)
Montag, 14. November, bis Dienstag, 15. November
  • Bei einem Luftangriff auf die westirakische Stadt Ubaidi nahe der syrischen Grenze hat die US-Armee am 14. Nov. eigenen Angaben zufolge 37 Aufständische getötet. 25 weitere Rebellen seien festgenommen worden, teilte die US-Armee in Bagdad mit. Irakische und US-Soldaten seien beim Betreten der sunnitischen Stadt beschossen worden. Auf den Straßen von Ubaida seien zahlreiche Bomben entdeckt worden. (Andere Agenturen, z.B. dpa und AP, sprachen von bis zu 50 Toten.)
  • Vor der US-Botschaft in Rom haben am 14. Nov. hunderte Menschen wegen des angeblichen Einsatzes chemischer Kampfstoffe in der irakischen Stadt Falludscha durch die US-Armee protestiert. Die Demonstranten riefen "Ami, geh' heim" und warfen Mehlbomben, welche die in Falludscha angeblich verwendeten Phosphorgeschosse symbolisieren sollten. Außerdem zeigten sie ein Transparent, auf dem US-Präsident George W. Bush in eine Fahne mit aufgedrucktem Hakenkreuz gehüllt zu sehen war. Die italienische Polizei sprach von bis zu 300 Demonstranten. Unter ihnen befanden sich auch Politiker der Linken, die eine Untersuchung der Vorwürfe durch die UNO forderten.
  • Angesichts des nahenden Winters haben das Rote Kreuz und der Rote Halbmond zur Hilfe für hunderttausende notleidende Menschen im Irak aufgerufen. Die Organisationen benötigten rund elf Millionen Euro, um etwa 60.000 von der Instabilität im Land besonders betroffenen Familien zu helfen, hieß es in einer am 14. Nov. veröffentlichten Erklärung. Dies betreffe etwa 350.000 Menschen. Mit dem Geld solle unter anderem die medizinische Versorgung und die Bereitstellung von Trinkwasser während der Wintermonate verbessert werden. Die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen für die Menschen im Irak hätten sich zuletzt "ernsthaft verschlechtert". Etwa elf Prozent der Bevölkerung lebten von weniger als einem Dollar pro Tag.
  • In Bagdad sind am 14. Nov. bei zwei Anschlägen sechs Menschen getötet und sechs weitere verletzt worden. Nach Angaben von Sicherheitskräften kamen drei Menschen ums Leben und zwei wurden verletzt, als ein Selbstmordattentäter nahe der Grünen Zone Bagdads, in der besonders hohe Sicherheitsvorkehrungen gelten, ein Fahrzeug in die Luft sprengte. Die Nationalität der Opfer ist bislang nicht bekannt. Nach dem Bericht eines Augenzeugen richtete sich der Anschlag gegen einen Konvoi aus Geländefahrzeugen, der auf einen der Eingänge zum Sicherheitsbereich zufuhr. In der Grünen Zone befinden sich der Sitz der irakischen Regierung sowie die Botschaften Großbritanniens und der USA.
    Im Osten der irakischen Hauptstadt wurden drei Zivilisten getötet und vier verletzt, als bei der Durchfahrt eines Militärkonvois eine Bombe gezündet wurde. Die Explosion ereignete sich nach Angaben der Sicherheitskräfte im Stadtteil Kamsara.
  • Zwei irakische Geschäftsleute erhoben Vorwürfe gegen US-Soldaten, Gefangene in einen Löwenkäfig geworfen zu haben. Diese und andere Gräueltaten seien Teil einer systematischen Einschüchterung während ihrer Haftzeit gewesen, sagte Thahe Mohammed Sabbar am 14. Nov. in Washington der Nachrichtenagentur AP. US-Militärsprecher Paul Boyce wies die Vorwürfe zurück. Im Namen des 37-jährigen Sabbar und des zwei Jahre jüngeren Schersad Kamal Chalid haben die Amerikanische Bürgerrechtsunion (ACLU) und die Menschenrechtsorganisation Human Rights First Klage gegen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und hohe Offiziere erhoben. Darin werden Soldaten beschuldigt, die beiden Gefangenen sexuell misshandelt und mit Elektroschocks und Scheinhinrichtungen gefoltert zu haben. Der Vorwurf, in einen Löwenkäfig geworfen worden zu sein, taucht in der Klage vom März jedoch nicht auf.
  • Bei den schwersten Kämpfen seit Beginn der jüngsten Militär-Offensive im Westen des Irak sind mindestens 80 Aufständische getötet worden. Die Soldaten seien bei ihrem Vorstoß in die Stadt Ubeidi am Euphrat Anfang der Woche auf erbitterten Widerstand gestoßen, teilte das US-Militär am 15. Nov. mit. Auch drei amerikanische Soldaten seien bei den Kämpfen ums Leben gekommen. An der vor zehn Tagen gestarteten Offensive "Stählerner Vorhang" an der Grenze zu Syrien sind 1.000 irakische und 2.500 Koalitionssoldaten beteiligt. Insgesamt seien bislang 36 Waffenverstecke ausgehoben worden, hieß es.
  • In einem geheimen Gefängnis des irakischen Innenministeriums sind mehr als 170 unterernährte Häftlinge entdeckt worden, die möglicherweise auch gefoltert wurden. Dies teilte Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari am 15. Nov. mit. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden. Die Häftlinge seien inzwischen in offizielle Haftanstalten verlegt worden, wo sie medizinisch versorgt würden. Bei den Häftlingen handelt es sich den Angaben zufolge überwiegend um Sunniten, die der Beteiligung an Anschlägen verdächtigt würden.
  • In Bagdad kamen am 15. Nov. zwei Polizisten und zwei Passanten bei der Explosion einer Autobombe ums Leben. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe eines Restaurants, wie die irakische Polizei mitteilte. Unter den sieben Verletzten sind auch zwei Kinder.
    In Kirkuk wurden vier Polizisten bei einem Überfall von Aufständischen erschossen.
  • Nach einwöchiger Haft in der nordirakischen Stadt Kirkuk im Kurdengebiet ist Hatem el Hassani, der Bruder des irakischen Parlamentspräsidenten Hadschem el Hassani, am 15. Nov. auf freien Fuß gekommen. Ein weiterer Bruder, General Kais el Hassani, sagte, alle gegen Hadschem erhobenen Vorwürfe, an gewalttätigen Aktionen beteiligt gewesen zu sein, hätten sich als falsch erwiesen. Zusammen mit dem Sunniten Hadschem el Hassani wurden auch seine beiden Leibwächter freigelassen.
  • US-Präsident George W. Bush soll dem Senat künftig regelmäßig über die Lage im Irak Bericht erstatten. Das Oberhaus stimmte am 15. Nov. in Washington einem ergänzenden Passus zum Entwurf für den Verteidigungshaushalt mit 79 gegen 19 Stimmen zu. Bush wird darin aufgefordert, den Kongress mindestens einmal pro Quartal über die US-Politik im Irak und den dortigen Militäreinsatz zu unterrichten. Damit diese Aufforderung verbindlich wird, muss sie allerdings auch noch vom Repräsentantenhaus gebilligt werden.
  • Das US-Verteidigungsministerium hat den Einsatz von Weißem Phosphor im Irak bestätigt. Ein Pentagonsprecher bestritt jedoch zugleich, dass das Gift im November 2004 in der irakischen Stadt Falludscha gegen Zivilisten eingesetzt worden sei. "Weißer Phospor ist eine konventionelle Munition, keine chemische Waffe", sagte Oberstleutnant Barry Venable am Abend des 15. Nov. dem britischen Hörfunksender BBC. "Wir benutzen es in erster Linie als Verdunkler, für Rauchvorhänge oder zur Markierung von Zielen. Es ist aber auch als Brandwaffe gegen feindliche Kämpfer eingesetzt worden", fügte er hinzu. Weißer Phosphor sei nützlich, um Aufständische aus Positionen zu vertreiben, die nicht mit normaler Artillerie erreicht werden. (Siehe hierzu: "Phosphorwaffen sind völkerrechtswidrig!".)


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