Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

1. bis 16. Oktober 2005

Samstag, 1. Oktober, bis Sonntag, 2. Oktober
  • Rund 1.000 US-Soldaten haben am 1. Oktober eine Offensive gegen einen Stützpunkt der Terrorgruppe Al Kaida im Irak in der Nähe der Grenze zu Syrien gestartet. Die Operation richte sich gegen «einen bekannten Zufluchtsort der Terroristen» in der Stadt Sadah in der Provinz Anbar, erklärten die US-Streitkräfte. Ziel sei es, die Terroristen aus der Stadt zu vertreiben und ihre Logistik in der Stadt und in ihrer Umgebung zu zerschlagen. Auch solle verhindert werden, dass weitere ausländische Kämpfer in den Irak gelangten.
  • Die US-Armee hat am 1. Oktober weitere 464 Häftlinge aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad freigelassen. Die Gefangenen verließen das Gefängnis gegen Mittag mit einem Koran unter dem Arm, wie Journalisten berichteten. Die irakische Regierung hatte anlässlich des Beginns des Fastenmonats Ramadan Anfang Oktober um die Freilassung gebeten. Vize-Ministerpräsident Abed Motlak el Dschuburi forderte die Freigelassenen auf, sich am politischen Prozess im Irak zu beteiligen und beim Verfassungsreferendum am 15. Oktober ihre Stimme abzugeben. "Kehrt zu euren Familien zurück und werdet gute Staatsbürger", sagte Dschuburi in Abu Ghraib.
  • Bei Anschlägen und Angriffen im Irak sind am 1. Okt. mindestens zwölf Menschen getötet worden, unter ihnen ein sunnitischer Geistlicher. Zwei US-Soldaten starben nach Armeeangaben bei Bombenanschlägen in Bagdad und in Baidschi rund 200 Kilometer nördlich. Der Imam der Bagdader Arafat-Moschee, der Sunnit Salah Hassan Ajasch, wurde in seinem Auto im Südosten Bagdads erschossen. Ein irakischer Armeeoffizier starb, als Attentäter im schiitischen Stadtviertel Sadr City das Feuer auf seinen Wagen eröffneten.
  • Ein Bruder des irakischen Innenministers Bajan Dschabr ist am 1. Okt. in Bagdad von Unbekannten entführt worden. Nach Angaben des Innenministeriums befand sich Dschebbar Dschabr Solagh auf der Heimfahrt von der Arbeit im Stadtteil Sadr City. Er wohnt dort und ist dort auch als Direktor eines Krankenhauses tätig.
  • Bei ihrem jüngsten Militäreinsatz gegen mutmaßliche Mitglieder des Terrornetzes El Kaida im Irak hat die US-Armee nach eigenen Angaben mindestens acht mutmaßliche Rebellen getötet. Die Aufständischen seien zu Beginn der "Operation Eiserne Faust" am Morgen des 1. Okt. in der irakischen Unruheprovinz El Anbar nahe der Grenze zu Syrien getötet worden, teilte das US-Militär am 2. Okt. mit. Unterstützt von Kamfhubschraubern hatten rund tausend Soldaten den Ort Sadah und seine Umgebung nach mutmaßlichen El-Kaida-Mitgliedern durchkämmt. Seit Mai gehen die US-Truppen und ihre irakischen Verbündeten verstärkt gegen Aufständische in der sunnitischen Provinz vor.
  • In Bagdad ist am Morgen des 2. Okt. eine Autobombe explodiert; dabei wurde jedoch niemand verletzt. Wie ein Vertreter des irakischen Innenministeriums mitteilte, detonierte der Sprengsatz, während Sprengstoffexperten der US-Armee und der irakischen Polizei seine Entschärfung vorbereiteten. Gleichzeitig seien nahe des Innenministeriums vier Mörsergranaten niedergegangen, dabei seien ein Zivilist getötet und ein weiterer verletzt worden, sagte der Beamte.
  • Im Westen Bagdads töteten Bewaffnete am 2. Okt. einen irakischen Polizisten, wie es aus dem Innenministerium hieß.
  • Der irakische Ableger des internationalen Terrornetzwerkes El Kaida denkt nach den Worten des irakischen Innenministers Bajan Baker Solagh über einen Rückzug aus dem Land nach. Dies gehe aus einem Schreiben an den mutmaßlichen El-Kaida-Chef im Irak, Abu Mussab el Sarkawi, hervor, sagte der Minister am 2. Okt. dem katarischen Nachrichtensender El Dschasira. In dem Brief empfehle Sarkawis mutmaßlicher Stellvertreter Abu Assam eine Verlegung der Zelle in die Nachbarländer.
  • Der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein wird sich bei seinem Prozess in gut zwei Wochen vor fünf Richtern verantworten müssen. Wie aus Gerichtskreisen am 2. Okt. verlautete, wurden die fünf Richter bereits bestimmt. Namen wurden allerdings nicht genannt. Saddam Hussein muss sich ab 19. Oktober einem Sondertribunal stellen.
  • Einen Tag nach seiner Entführung durch Unbekannte ist der Bruder des irakischen Innenminisers Bajan Baker Sulagh nach Angaben eines Sprechers des radikalen Schiitenpredigers Moktada Sadr befreit worden. Mitglieder von Sadrs Miliz hätten am 2. Okt. im Bagdader Stadtteil Sadr City ein verdächtiges Auto gesehen und verfolgt, sagte ein Sprecher des Schiitenpredigers. Nach einer Schießerei und einer Verfolgungsjagd hätten die Insassen des Fahrzeugs den entführten Minister-Bruder Abdul Dschabar Solagh aus dem Wagen gestoßen. Solagh sei zum Sitz von Sadrs Organisation in dem schiitischen Stadtviertel gebracht worden.
  • Knapp zwei Wochen vor dem Verfassungsreferendum im Irak hat das Parlament in Bagdad die Abstimmungsregeln zu Lasten der sunnitischen Minderheit geändert. Die mehrheitlich schiitischen Abgeordneten stimmten am 2. Okt. einer Regierungsvorlage zu, mit der die Hürden für eine Ablehnung des von vielen Sunniten kritisierten Verfassungsentwurfs erhöht werden. Bislang war in den Abstimmungsregeln festgelegt, dass die Verfassung nicht in Kraft tritt, falls in drei der 18 Provinzen jeweils zwei Drittel der Wähler dagegen stimmen sollten. Die sunnitischen Araber stellen in vier Provinzen die Bevölkerungsmehrheit und könnten damit die Verfassung theoretisch blockieren. Laut dem Parlamentsbeschluss vom Sonntag ist die Zwei-Drittel-Mehrheit aber auf alle registrierten Wähler zu beziehen, nicht nur auf diejenigen, die sich tatsächlich an dem Referendum beteiligen. Das Quorum für eine Verhinderung der Verfassung dürfte damit deutlich schwerer zu erreichen sein.
  • Die Gruppe des El-Kaida-Netzwerks im Irak hat nach eigenen Angaben zwei an der jüngsten Großoffensive der US-Armee beteiligte Soldaten entführt. Sollten nicht binnen 24 Stunden alle moslemischen Frauen aus irakischen Gefängnissen freigelassen werden, würden die beiden US-Soldaten getötet, hieß es in einer am Abend des 2. Okt. im Internet veröffentlichten Erklärung der Gruppe um den jordanischen Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi. Zunächst war es nicht möglich, die Echtheit der Erklärung zu überprüfen, die keine Beweise für die Geiselnahme der beiden Soldaten enthielt. Die US-Armee wollte sich zunächst nicht zu der Erklärung äußern.
  • Angesichts der Spaltungen zwischen den Volksgruppen im Irak will die Arabische Liga eine Konferenz zur Versöhnung abhalten. Der Generalsekretär der Organisation, Amr Mussa, werde sich so bald wie möglich in den Irak begeben, um das Treffen in Gesprächen mit Vertretern der Gruppen vorzubereiten, sagte der saudiarabische Außenminister Prinz Saud el Faisal nach einem Treffen der Arabischen Liga am 2. Okt. in Dschiddah. Zunächst blieb jedoch unklar, ob der Besuch von Mussa im Irak vor dem Referendum über eine neue irakische Verfassung am 15. Oktober stattfinden soll.
Montag, 3. Oktober, bis Sonntag, 9. Oktober
  • Die El-Kaida-Organisation im Irak hat nach eigenen Angaben zwei US-Soldaten im Irak entführt und getötet. Zwei am 2. Okt. im Westen des Landes entführte US-Marineinfanteristen seien nach Ablauf eines 24-stündigen Ultimatums hingerichtet worden, hieß es in einer am 3. Okt. im Internet verbreiteten Erklärung der Gruppe um den jordanischen Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi. Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht überprüft werden. Das US-Militär dementierte die angebliche Entführung. Es fehle kein Soldat, hieß es in einer am 3. Okt. verbreiteten Erklärung. Die El-Kaida-Gruppe hatte gefordert, alle moslemischen Frauen aus irakischen Gefängnissen freizulassen.
  • Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat den Aufständischen im Irak Kriegsverbrechen vorgeworfen. Massenmorde an der Zivilbevölkerung, Entführungen und Enthauptungen erfüllten zum Teil den Tatbestand von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, heißt es in einem am 3. Okt. veröffentlichten Bericht der in New York ansässigen Organisation. Human Rights Watch hat in der Vergangenheit wiederholt Übergriffe der US-Streitkräfte im Irak angeprangert. In ihrem jüngsten Bericht konzentriert sich die Menschenrechtsorganisation auf Terrorgruppen wie Al Kaida im Irak oder Ansar al Sunna, die sich zu zahlreichen Anschlägen auf Moscheen, Märkte, Busbahnhöfe und andere zivilen Ziele bekannt haben. "Menschen, mit denen wir im Nahen Osten gesprochen haben, lehnen das Verhalten der Aufständischen im Irak in zunehmendem Maße ab, obwohl sie einen Abzug der amerikanischen Truppen unterstützen", sagte Sara Leah Whitson, die Direktorin von Human Rights Watch für die Region. "Es gibt keine Rechtfertigung für Angriffe auf Zivilisten, weder im Irak noch anderswo. Bewaffnete Gruppen müssen genauso wie Regierungen die für Kriege geltenden Gesetze respektieren." In ihrem Bericht listet Human Rights Watch 73 Anschläge der Aufständischen von August 2003 bis zum 17. September dieses Jahres auf, bei denen jeweils mindestens zehn Zivilisten getötet wurden. Die höchste Zahl von Opfern gab es bei einer Serie von Autobombenanschlägen in Bagdad am 14. und 15. September 2005, bei denen nahezu 200 Menschen getötet wurden.
  • Bei einem Anschlag auf einen Wagenkonvoi des irakischen Ölministers Ibrahim Bahr el Ulum sind am Morgen des 3. Okt. im Norden Bagdads zwei Menschen getötet worden. Wie ein Sprecher des Ministeriums in Bagdad mitteilte, befand sich der Minister auf dem Weg zur Einweihung einer Ölverarbeitungsanlage in Baidschi 200 Kilometer nördlich von Bagdad, als neben dem Konvoi eine Autobombe explodierte und Schüsse abgefeuert wurden. Zwei Leibwächter Ulums wurden getötet, der Minister selbst blieb unverletzt.
  • Im Irak sind zur Zeit über 100 mutmaßliche Terroristen aus Saudi-Arabien in Haft. Das sagte der irakische Außenminister Hoschiar Sebari der saudischen Zeitung "Al-Medina" am 3. Okt. Die jungen Männer würden mit falschen Versprechungen in den Irak gelockt, wo sie für El-Kaida und andere Terrororganisationen Anschläge verübten. Gleichzeitig äußerte Sebari seine Sorge über den wachsenden iranischen Einfluss im Irak. Ein Grund dafür sei, dass sich die arabischen Staaten so stark aus dem Irak zurückgezogen hätten.
  • Im Irak hat nach UN-Angaben die Verteilung des Verfassungstextes begonnen, über den die Bevölkerung am 15. Oktober in einem Referendum entscheiden soll. Die ersten Exemplare seien in Bagdad, Kerbela und Basra verteilt worden, sagte ein UN-Sprecher am 3. Okt. am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Insgesamt sollten über fünf Millionen Exemplare verteilt werden, davon vier Millionen in arabischer Sprache, eine Million auf Kurdisch und 250.000 auf Turkmenisch.
    Das Nachrichtenmagazin "Newsweek" zitierte am 3. Okt. eine UN-interne Analyse, die den Verfassungstext als "Modell für eine territoriale Teilung des Staates" bewertet. UN-Sprecher Stephane Dujarric bemühte sich, diese Aussage herunterzuspielen. Das von "Newsweek" zitierte Dokument sei von Experten für den internen Gebrauch geschrieben worden, die Verfassung müsse von der irakischen Bevölkerung beurteilt werden, sagte er.
  • Die US-Armee hat im Westen des Irak eine neue Offensive gegen Aufständische begonnen. Dabei sind 2.500 Soldaten im Einsatz. Ziel der Operation sei es, in den Städten im Euphrat-Tal die Nachschubwege der El-Kaida-Terroristen nach Syrien zu unterbrechen. Amerikanische Kampfflugzeuge und Hubschrauber bombardierten am Morgen des 4. Okt. Ziele, die als mögliche Verstecke von Rebellen gelten. Zahlreiche Explosionen erhellten den Himmel über den Städten Haklanija, Parwana und Haditha. Gleichzeitig war Geschützfeuer zu hören. In einem großen Teil von Haklanija brach die Stromversorgung zusammen. Oberstleutnant Christopher Starling sagte, bei den Luftangriffen seien Brücken in Haditha und Haklanija zerstört worden, um die Aufständischen daran zu hindern, in die Wüste zu fliehen. US-Scharfschützen bezogen Stellungen auf Hausdächern in Haklanija, während andere Soldaten die Bevölkerung über Lautsprecher aufriefen, in der Wohnung zu bleiben.
    Außerdem nahmen die US-Truppen in Bagdad und im Nordirak in den vergangenen Tagen knapp 200 mutmaßliche Terroristen und Aufständische fest. Zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan solle so "eine Atmosphäre der Sicherheit" geschaffen werden, hieß es.
  • Irakische Grenzbeamte haben einen britischen Staatsbürger unter Terrorismusverdacht festgenommen. Der Brite Colin Peter sei mit neun Irakern in der Provinz Nadschaf an der Grenze zu Saudi-Arabien festgenommen worden, sagte Grenzpolizei-Sprecher Saadun el Dschaaberi am 4. Okt. in Nadschaf. Die Festgenommenen hätten eine "terroristische Vereinigung" gebildet. Ihre Ausrüstung umfasste demnach Kalaschnikow-Gewehre, ein Satellitentelefon und ein satellitengestütztes Ortungssystem.
  • Vor der schwer gesicherten "Grünen Zone" in Bagdad hat sich am 4. Okt. ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und drei irakische Wachleute mit in den Tod gerissen. Der Attentäter habe die Autobombe am frühen Nachmittag vor der Haupteinfahrt zu dem Hochsicherheitsgebiet gezündet, verlautete aus dem irakischen Innenministerium. Sieben weitere Menschen seien verletzt worden. Wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, waren danach Schüsse zu hören. In der "Grünen Zone" befinden sich neben der irakischen Regierung auch die Botschaften der USA und Großbritanniens.
  • Das irakische Parlament hat am 4. Okt. mit deutlicher Mehrheit ein neues Anti-Terror-Gesetz verabschiedet, das die ausufernde Gewalt im Land mit harten Strafen bekämpfen soll. 147 der 152 anwesenden Abgeordneten stimmten für das Gesetz, das die Todesstrafe für Drahtzieher, Täter und Komplizen in acht Gruppen von Gewaltdelikten vorsieht. Dazu gehören die Anwendung von Gewalt und die Entführung von Mitarbeitern von Botschaften, internationalen Organisationen sowie arabischen und ausländischen Unternehmen. Außerdem steht die Todesstrafe auf Angriffe gegen Polizei und Militär und die Beschädigung öffentlicher oder privater Güter.
  • Ungeachtet aller Gewalt im Irak hat US- Präsident George W. Bush von substanziellen Fortschritten gesprochen. Als ein Beispiel nannte er den Aufbau der irakischen Streitkräfte. Von 80 Bataillonen würden bereits 30 die Führung bei Kampfeinsätzen übernehmen, sagte Bush am 4. Okt. in Washington.
  • Der britische Politiker Malcolm Rifkind, einer der Bewerber um den Parteivorsitz der Konservativen, hat Kritik am Irak-Krieg geübt. Er würde das Verhältnis Großbritanniens zu den USA einer strengen Prüfung unterziehen, sollte er die Konservativen bei der nächsten Unterhauswahl zum Sieg führen, sagte Rifkind am 4. Okt. beim Parteitag der Torys im nordenglischen Seebad Blackpool. Allerdings müsse die transatlantische Allianz auch weiterhin im Mittelpunkt der britischen Außenpolitik stehen. Dennoch hätte Premierminister Tony Blair den Irak-Kurs von US-Präsident George W. Bush nicht ungeschränkt und bedingungslos unterstützen dürfen, betonte Rifkind im Interview der Nachrichtenagentur AP. Dass er dies getan habe, sei umso unverständlicher, als die Grundlage dafür lediglich vage Geheimdienstangaben über irakische Massenvernichtungswaffen gewesen seien. Hier hätte die Regierung auf mehr Informationen bestehen müssen, erklärte Rifkind, der unter Premierministerin Margaret Thatcher zeitweise britischer Außenminister war.
  • Die UN haben die irakische Regierung elf Tage vor dem Verfassungsreferendum vor Änderungen am Wahlgesetz gewarnt. Die vom schiitisch dominierten Parlament verabschiedeten Zusätze verstießen gegen internationale Normen, sagte ein UN-Sprecher am 4. Okt. Sie würden es den Sunniten nahezu unmöglich machen, die Verfassung am 15. Oktober eventuell zu Fall zu bringen. Irakische Regierungsvertreter hätten bei einem Treffen mit UN-Mitarbeitern in New York allerdings erklärt, die Änderungen würden überprüft, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric.
  • Die El-Kaida-Organisation im Irak hat die sunnitische Bevölkerungsgruppe zu einem Boykott des Verfassungsreferendums am 15. Oktober aufgerufen. "Nehmt an der Abstimmung nicht teil, ihr legitimiert damit nur die Ungläubigen", hieß es in einer am 4. Okt. auf einer islamistischen Website veröffentlichten Erklärung, deren Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte. Die Gruppe um den jordanischen Extremisten Abu Mussab el Sarkawi hatte erst kürzlich den Schiiten, die im irakischen Parlament die Mehrheit haben, den "totalen Krieg" erklärt.
  • Nach deutlicher Kritik der Vereinten Nationen hat das irakische Parlament mehrere Änderungen an den Regeln für das bevorstehende Verfassungs-Referendum wieder rückgängig gemacht. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte am 5. Okt. in Bagdad dafür, wieder zu den ursprünglichen Regelungen zurückzukehren, die am 2.Okt. geändert worden waren.
  • Der ehemalige Stellvertreter von Saddam Hussein, Essat Ibrahim el Duri, hat zun verstärkten Widerstand gegen die Besatzungstruppen im Irak aufgerufen. In einem am 5. Okt. von der in London erscheinenden Zeitung "Al Quds al-Arabi" veröffentlichten Brief rief Essat Ibrahim die Widerstandsgruppen und die inzwischen aufgelöste Baath-Partei auf, "die nationalen Anstrengungen gegen die Besatzung" zu intensivieren. Zehn Tage vor dem geplanten Verfassungsreferendum im Irak warnte er vor einer Teilung des Landes nach konfessionellen Kriterien und verurteilte diejenigen sunnitischen Führer, die mit den USA zusammenarbeiteten. "Keine Verhandlungen, keinen direkten oder indirekten Kontakt mit dem Feind und seinen Agenten", forderte das einst führende Mitglied der Baath-Partei.
  • Bei einem Autobombenanschlag auf einen schiitischen Gebetsraum in der irakischen Stadt Hilla sind am 5. Okt. mindestens zehn Menschen getötet und weitere 20 verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, explodierte der Sprengsatz am Abend, als die Gläubigen sich zum Gebet versammelten. Das südlich von Bagdad gelegene Hilla ist hauptsächlich von Schiiten bewohnt. (Später stieg die Zahl der Toten auf 25. Laut Al- Dschasira wurden 87 Menschen verletzt.)
  • Der Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein könnte möglicherweise auf einen Termin nach den für Dezember geplanten Wahlen verschoben werden. Eine Verschiebung könne aus logistischen Gründen notwendig werden, sagte ein ranghoher Vertreter Großbritanniens am 5. Okt. in London. Manche Vorbereitungen seien noch nicht getroffen worden. Unter anderem fehlten bislang schusssichere Scheiben für den Gerichtssaal und geeignete Zeugenschutzprogramme. Nach bisheriger Planung soll der Prozess vor einem Sondertribunal in Bagdad am 19. Oktober beginnen.
  • Nach dem Skandal von Abu Ghraib hat der US-Senat ein ausdrückliches Verbot der Misshandlung von Gefangenen durch US-Soldaten beschlossen. Die Neuregelung, die in einem Gesetz zum Verteidigungshaushalt steht, wurde am 5. Okt. mit 90 gegen neun Stimmen angenommen. Zu den Verfechtern zählen der republikanische Senator John McCain und der frühere Außenminister Colin Powell. Im Weißen Haus und im US-Verteidigungsministerium gibt es Widerstand gegen die Neuregelung, so dass im weiteren Gang der parlamentarischen Beratungen Änderungen nicht ausgeschlossen sind.
  • Ein ranghoher britischer Regierungsbeamter hat Iran beschuldigt, irakische Kämpfer mit Waffentechnik versorgt zu haben. Den Vorwurf habe ein nicht namentlich genannter Beamter in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten erhoben, berichten britische Medien am 5. Okt. Schiitische Gruppen im Süden Iraks wurden demnach mit Hilfe der iranischen Revolutionsgarden mit Waffentechnik für Anschläge auf ausländische Truppen versorgt worden. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte Anfang August ähnliche Vorwürfe erhoben.
    Iran hat Vorwürfe der Regierung in London zurückgewiesen, für die zunehmende Gewalt gegen britische Soldaten im Irak verantwortlich zu sein. Vielmehr seien es die "Verschwörungen" und "Skandale" der Briten, die zu den Angriffen auf die Soldaten im Irak geführt hätten. Das sagte der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Hamid-Reza Assefi, der Nachrichtenagentur IRNA am 6. Okt. Ein ranghoher britischer Regierungsbeamter hatte Iran beschuldigt, irakische Kämpfer mit Waffentechnik versorgt zu haben.
  • Der italienische Oppositionsführer Romano Prodi hat für den Fall seines Wahlsieges den Abzug der italienischen Truppen aus dem Irak angekündigt. Sollte sein linksgerichtetes Oppositionsbündnis die Parlamentswahl im kommenden Frühjahr gewinnen, werde er unverzüglich einen Zeitplan zum Truppenabzug aus dem Irak vorlegen, sagte Prodi dem "Corriere della Sera" (Ausgabe vom 6. Okt.). Italien ist seit Juni 2003 mit rund 3000 Soldaten in Nassirijah im Süden des Irak präsent; die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist einer der engsten Verbündeten der US-Regierung. In der italienische Bevölkerung ist der Irak-Einsatz höchst umstritten.
  • Bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe des irakischen Ölministeriums sind am 6. Okt. mindestens zehn Menschen getötet worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden zehn Menschen weitere verletzt, als ein mit Sprengstoff beladener Kleinbus in einen Kontrollposten vor dem Ölministerium in Bagdad fuhr und explodierte. Unter den Opfern seien auch Angestellte und Wachpersonal des Ministeriums. Am Morgen waren bei einem weiteren Selbstmordanschlag in Bagdad acht Menschen verletzt worden. Das Attentat richtete sich gegen einen Konvoi gepanzerter Fahrzeuge, in dem häufig private Sicherheitsfirmen unterwegs sind.
  • Im Irak hat am 6. Okt. die Verteilung des Verfassungsentwurf begonnen. Das Parlament hatte tags zuvor nach deutlicher internationaler Kritik noch kurzfristig eine geplante Änderung der Abstimmungsregeln wieder zurückgenommen, die eine Ablehnung der Verfassung praktisch unmöglich gemacht hätten. Diese wird von Schiiten und Kurden unterstützt, von den Sunniten aber abgelehnt. Sunnitische Politiker erklärten, sie wollten nun nicht länger zum Boykott der Abstimmung am Samstag nächster Woche aufrufen. Stattdessen werde die sunnitische Bevölkerung aufgefordert, an dem Referendum teilzunehmen und mit Nein zu stimmen. Die Verfassung gilt als abgelehnt, wenn in mindestens drei der 18 Provinzen jeweils zwei Drittel der Wähler dagegen stimmen. Die Sunniten stellen in vier Provinzen die Bevölkerungsmehrheit.
  • Neue von den Aufständischen im Irak eingesetzte Sprengsätze deuten nach Ansicht des britischen Premierministers Tony Blair auf eine Unterstützung durch bestimmte Kreise im Iran oder durch die Hisbollah hin. "Wir sind uns noch nicht sicher", sagte Blair am 6. Okt. auf einer Pressekonferenz, "aber es gibt da bestimmte Informationen, die auf den Iran deuten." "Sicher ist, dass neuartige Sprengsätze zum Einsatz kommen, die nicht nur gegen die britischen Truppen, sondern auch an anderen Orten im Irak eingesetzt werden", sagte Blair auf der Pressekonferenz mit dem irakischen Staatspräsidenten Dschalal Talabani. Bestimmte Eigenarten deuteten dabei in Richtung Iran oder auf die militante Organisation Hisbollah, die derartige Sprengsätze auch schon benutzt habe.
    Der nächste Satz der AP-Meldung verdient es nach Meinung des Chronisten besonders hervorgehoben zu werden: "Blair betonte, kein Land habe das Recht, sich im Irak einzumischen. Die britischen Truppen seien dort im Auftrag der Vereinten Nationen."
  • Der irakische Ministerpräsident Ibrahim Dschaafari hat das irakisch-iranische Verhältnis als gut bezeichnet. Dschaafari reagierte damit am 6. Okt. auf Vorwürfe aus Großbritannien, wonach der Iran Rebellen im Irak mit Sprengstofftechnik unterstützt habe. Die Beziehungen zu Teheran seien "sehr freundschaftlich", sagte Dschaafari im iranischen Fernsehen. Vorwürfe der Einmischung Teherans in irakische Angelegenheiten entbehrten jeder Grundlage. Bagdad lasse nicht zu, dass "einige den Beziehungen schaden wollen".
  • Die militanten Islamisten wollen nach Ansicht von US-Präsident George W. Bush "ganze Länder versklaven und die Welt einschüchtern". Der Irak sei dabei zu ihrer Hauptkampffront geworden, erklärte Bush am 6. Okt. in einer Rede in Washington. "Die Militanten glauben, dass die Beherrschung eines Landes die muslimischen Massen mobilisiert und dass sie dann alle gemäßigten Regierungen in der Region stürzen und ein radikalislamisches Reich von Spanien bis Indonesien errichten können." Die Ideologie der militanten Islamisten verglich Bush mit dem Kommunismus. Unterstützt würden sie von arabischen Medien, "die Hass und Antisemitismus säen". Gegen einen solche Feind gebe es nur eine effektive Antwort: "Wir beugen uns nie, geben nie auf und akzeptieren nie etwas anderes als den vollständigen Sieg." Bush reagiert mit seiner Rede auf die wachsende Kritik in der Bevölkerung an seiner Irak-Politik. An seine Kritiker in den USA gerichtet erklärte Bush: "In der Mitte eines langen Kampfes gibt es immer die Versuchung, ein ruhiges Leben zu suchen, sich den Pflichten und den Problemen der Welt zu entziehen und zu hoffen, dass der Feind des Fanatismus überdrüssig und der Morde müde wird." Die USA würden sich in ihrem Krieg gegen den Terror aber nicht aus dem Irak zurückziehen. "Wir behalten die Nerven und wir werden gewinnen", erklärte Bush. (Hier geht es zu Bushs Rede im Wortlaut.)
    Seit den Anschlägen des 11. September 2001 sind nach Angaben von US-Präsident George W. Bush drei weitere terroristische Angriffsversuche in den Vereinigten Staaten vereitelt worden. Bush sagte in seiner Rede, außerdem seien seither mindestens sieben weitere Terrorattacken in anderen Teilen der Welt verhindert worden. Bush nannte keine Details zu diesen Anschlagsplänen der vergangenen Jahre.
  • Bei den Kriegen in Afghanistan und im Irak hat US-Präsident George W. Bush angeblich im Auftrag Gottes gehandelt. Entsprechende Äußerungen habe Bush im Juni 2003 bei seinem ersten Treffen mit dem damaligen palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas und dem damaligen palästinensischen Außenminister Nabil Schaath gemacht, berichtete der britische Fernsehsender BBC am 6. Okt. vorab aus einer neuen dreiteiligen Fernsehserie über den Nahen Osten.
    Das Weiße Haus hat Angaben zurückgewiesen, wonach US-Präsident George W. Bush bei den Kriegen in Afghanistan und im Irak nach eigenen Worten im Auftrag Gottes handelte. Bush habe nie solche Äußerungen gemacht, sagte US-Regierungssprecher Scott McClellan am 7. Okt. Das sei "absurd".
  • Der US-Senat hat zusätzliche 50 Milliarden Dollar (41,2 Milliarden Euro) für die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan genehmigt. Diese Gelder sind in einen Gesetzentwurf zum Verteidigungshaushalt 2006 vorgesehen, der am 7. Okt. vom Oberhaus des Kongresses in Washington einstimmig verabschiedet wurde. Insgesamt soll der Verteidigungsetat in dem bereits am 1. Oktober begonnenen Haushaltsjahr nach diesem Entwurf ein Volumen von 440,2 Milliarden Dollar haben.
  • Bei Militäroperationen im Westen des Iraks sind nach Angaben der amerikanischen Streitkräfte sechs US-Soldaten und 20 Aufständische getötet worden. Wie das US-Militär am 7. Okt. mitteilte, kamen bei Gefechten nahe der Stadt Al-Karmah am Vortag vier amerikanische Soldaten ums Leben, als ein improvisierter Sprengsatz explodierte. Ebenfalls starben zwei weitere Amerikaner bei einer Patrouille in der Nähe von Al-Kaim.
  • In der Gemeinde Badra nahe der Grenze zu Iran wurden laut Polizei vom 7. Okt. die Leichen von 22 Sunniten entdeckt.
  • Die irakische Armee wird nach Einschätzung von Präsident Dschalal Talabani binnen zwei Jahren in der Lage sein, die US-geführte multinationale Truppe im Irak abzulösen. "Ich glaube, unsere Truppe wird innerhalb von zwei Jahren bereit dafür sein, die Koalitionskräfte im Irak zu ersetzen", sagte Talabani am 7. Okt. bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Tony Blair in London. Der Abzug der US-geführten Kräfte müsse aber an eine Entschließung der Vereinten Nationen geknüpft sein sowie an "Verhandlungen zwischen der irakischen Regierung und den Koalitionskräften". Großbritannien und die Vereinigten Staaten sollten sich nicht zu schnell aus dem Irak zurückziehen, sagte Talabani, sonst wäre das "katastrophal" für die irakische Bevölkerung und das Anliegen der Demokratie.
  • Die US-Armee hat ihren Militäreinsatz "Eiserne Faust" im Westen des Irak beendet. In Sadah nahe der syrischen Grenze seien neue Kontrollposten errichtet worden, um die "Präsenz in dem Gebiet aufrecht zu erhalten", teilte die Armee am 8. Okt. mit. Damit solle besser als bisher das Eindringen von Anhängern des Terrornetzwerks El Kaida aus Syrien über das Euphrat-Tal in den Irak verhindert werden. Der Einsatz mit rund tausend US-Soldaten hatte am 1. Okt. begonnen. Laut US-Armee wurden mehr als 50 Aufständische und ein US-Soldat getötet. Seit Ende September haben die US-Streitkräfte bereits drei weitere Einsätze im Euphrat-Tal geführt. Die sunnitische Provinz El Anbar ist eine der Hochburgen der Rebellen.
  • Wegen des Verfassungsreferendums gilt im Irak ab der kommenden Woche eine mehrtägige Ausgangssperre. Sie werde vom 13. bis zum 17. Okt. in Kraft sein, teilte Innenminister Bajan Baker Sulagh am 8. Okt. mit. Für wieviele Stunden sie gelten soll, wollte der Minister aus Sicherheitsgründen nicht angeben. In Bagdad gilt derzeit eine Sperrstunde von Mitternacht bis fünf Uhr morgens. Die Außengrenzen würden nur für den Warenverkehr und Medikamentenlieferungen passierbar seien, teilte der Innenminister weiter mit. Auch Flughäfen und Häfen sollen vorübergehend schließen. Zudem soll ein teilweises Fahverbot gelten.
  • Eine Woche vor dem Verfassungsreferendum im Irak hat der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, gewarnt, das Land stehe unmittelbar vor einem Bürgerkrieg. "Die Lage ist dort dermaßen angespannt, dass die Gefahr eines Bürgerkriegs, der jederzeit ausbrechen könnte, in der Luft liegt", sagte Mussa dem Rundfunksender BBC am 8. Okt. In dem Land gebe es sehr viele Einzelinteressen und viele Leute, die "mit der Zukunft des Irak spielen". Mussa sagte, im Irak gebe es zurzeit weder eine klare Strategie noch eine klare Führung. Die internationale Gemeinschaft dürfe das Land mit all seinen "Spaltungen und Unstimmigkeiten und Konflikten und Schießereien" nicht alleine lassen. Die Arabische Liga hatte in der vergangenen Woche angekündigt, im Irak eine Konferenz zur Versöhnung zwischen den verschiedenen Volksgruppen organisieren zu wollen.
  • Bei einem Treffen in Bagdad riefen 21 sunnitische Organisationen die Wähler geschlossen dazu auf, die Verfassung bei dem Referendum am 15. Oktober abzulehen. "Diese Verfassung trägt in sich den Keim zur Spaltung des Irak, zum Verlust der arabischen Identität und zur Plünderung des nationalen Reichtums", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Alle Iraker seien deshalb aufgerufen, den Text mit "allen legitimen Mitteln" zurückzuweisen. (AFP, 8. Okt.)
  • Die amerikanischen Truppen haben im Westirak einen mutmaßlichen El-Kaida-Terroristen erschossen. Wie das US-Militär am 9. Okt. berichtete, soll Abu Sarmad die Einreise ausländischer Terroristen über Syrien in den Irak koordiniert haben. Seine Aufgabe sei es gewesen, den Transport und die Unterbringung ausländischer Kämpfer und Selbstmordattentäter zu organisieren. Als die Amerikaner sein Versteck in Falludscha stürmten, soll er versucht haben, eine Bombe zu zünden, die an seinem Körper festgeschnallt war.
  • Seit dem Beginn von vier Militäroffensiven im Westen des Iraks vor anderthalb Wochen sind 90 Aufständische getötet worden. 178 Menschen seien festgenommen worden, sagte ein Sprecher der irakischen Regierung am 9. Okt. in Bagdad. Mit den Einsätzen sei die "Aktivität bewaffneter Gruppen gestört" worden. Die US-Armee und das irakische Militär hatten die Angriffe am 28. September begonnen. Sie richteten sich gegen Anhänger des Terrornetzwerks El Kaida in der vorwiegend von Sunniten bewohnten Unruheprovinz El Anbar. Insgesamt starben bei den Angriffen nach US-Angaben drei US-Soldaten. Einen der Einsätze mit dem Namen "Eiserne Faust" nahe der syrischen Grenze erklärte die US-Armee am 8. Okt. für beendet.
  • Ein Anwalt des gestürzten irakischen Machthabers Saddam Hussein hat einen Antrag auf Verschiebung des Prozesses eingebracht, der nach letzten Planungen am 19. Oktober beginnen sollte. Wie Abdel Haq Alani, ein in Großbritannien ansässiger Rechtberater von Saddam Husseins Tochter Raghad am 9. Okt. mitteilte, wurde der Antrag dem Gericht bereits am 25. September übergeben.
  • In der US-Regierung gibt es nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Newsweek" Gedankenspiele über einen Militärangriff auf Stützpunkte irakischer Rebellen in Syrien. Bei einem Treffen Anfang Oktober habe Außenministerin Condoleezza Rice hochrangige Regierungsvertreter von dem Vorhaben abbringen können, berichtete "Newsweek" am 9. Okt. vorab unter Berufung auf Regierungsquellen. Rice habe argumentiert, Syrien müsse zunächst diplomatisch isoliert werden. Wichtig könne hierfür der Bericht des deutschen UN-Sonderermittlers Detlev Mehlis über den Mordanschlag auf den libanesischen Exministerpräsidenten Rafik Hariri sein. Der Bericht, der Ende Oktober fällig ist, könnte Verwicklungen Syriens in das Attentat zutage fördern.
Montag, 10. Oktober, bis Sonntag, 16. Oktober
  • US-Außenministerin Condoleezza Rice hat eine Stellungnahme zu einem US-Medienbericht abgelehnt, wonach sie sich angeblich gegen einen Angriff auf irakische Rebellenstützpunkte in Syrien gewandt hatte. Sie werde sich nicht über interne Beratungen in der US-Regierung äußern, sagte Rice am 10. Okt. auf ihrer Reise nach Zentralasien. "Glauben Sie nicht alles, was Sie lesen", fügte sie hinzu.
  • Ein Konvoi mit Gesandten der Arabischen Liga ist in der irakischen Hauptstadt Bagdad unter Beschuss geraten. Ob dabei jemand getötet oder verletzt wurde, war zunächst unklar, wie am 10. Okt. aus dem irakischen Innenministerium verlautete.
  • Großbritannien will seine Truppe im Irak im kommenden Monat um 500 Mann auf 8000 Soldaten verkleinern. Die Truppenreduzierung gehe mit der Schließung zweier kleinerer Stützpunkte im südirakischen Basra einher, sagte der britische Verteidigungsminister John Reid am 10. Okt. vor dem Parlament in London. Die "relativ kleinen Anpassungen" in der Truppenstruktur hätten keinerlei Auswirkung auf die britischen Aktivitäten im Irak, betonte der Minister.
  • Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen wurden am 11. Okt. mindestens 46 Menschen getötet und nahezu 75 weitere verletzt.
    Allein 30 Iraker starben nach Polizeiangaben bei einem Attentat auf einem belebten Markt in der Stadt Tall Afar nahe der syrischen Grenze. Ein Selbstmordattentäter zündete mitten auf dem Markt eine Bombe. Neben 30 Toten gab es mindestens 45 Verletzte, wie Polizeichef Nadschim Abdallah mitteilte. Die irakische und die US-Armee hatten in der Region um Tall Afar Anfang September einen Einsatz gegen Aufständische begonnen, bei dem nach Angaben der irakischen Armee 160 Rebellen getötet und rund 700 festgenommen worden waren. Der Einsatz war Ende September für beendet erklärt worden.
    Im Westen von Bagdad riss ein Selbstmordattentäter sieben Menschen mit in den Tod. Gegner des Demokratisierungsprozesses hatten gedroht, die am 15. Okt. geplante Abstimmung über die Verfassung gewaltsam zu stören. Der Selbstmordattentäter in Bagdad raste mit seinem Auto in einen Kontrollpunkt der Armee im Viertel Amrijah, wie das Verteidigungsministerium mitteilte.
    Am Morgen töteten bewaffnete Männer nach Angaben des Innenministeriums zwei Polizistinnen in einem Taxi in Dura im Süden der Hauptstadt.
    Bei zwei weiteren Angriffen auf Polizeipatrouillen wurden insgesamt zwölf Beamte verletzt. In der Region von Baakuba nördlich von Bagdad und in der Erdölstadt Kirkuk im Norden des Irak wurden Sicherheitskräften zufolge bei Anschlägen fünf Polizisten und zwei Zivilisten getötet.
  • Zum zweiten Mal in zwei Wochen ist im Irak ein Selbstmordanschlag von einer Frau verübt worden. Nach einem Autobombenanschlag in der Stadt Mossul wurden in dem zerstörten Fahrzeug die sterblichen Überreste einer Frau gefunden, wie ein Polizeisprecher und ein Krankenhausarzt am 11. Okt. mitteilten. Erst am 28. September hatte sich in Tal Afar eine als Mann verkleidete Selbstmordattentäterin in die Luft gesprengt. Zuvor waren mehrfach Irakerinnen mit Sprengstoffgürteln festgenommen worden, der Anschlag in Tal Afar war aber der erste seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein, der tatsächlich von einer Frau verübt wurde. Kurz vor der Einnahme Bagdads durch die US-Streitkräfte im April 2003 sprengten sich allerdings bei Haditha zwei Irakerinnen in ihrem Auto in die Luft und töteten drei US-Soldaten.
  • Rund drei Wochen nach dem britischen Militäreinsatz zur Befreiung zweier Soldaten aus einem Gefängnis in Basra hat die Regierung in London Entschädigung für entstandene Verletzungen und Schäden versprochen. Das britische Generalkonsulat und der Provinzrat von Basra drückten in einer gemeinsamen Erklärung vom 11. Okt. ihr "Bedauern" über die Geschehnisse vom 19. September aus. Die Zwischenfälle würden genau untersucht.
  • Die wichtigste Sunnitenpartei im Irak hat ihre Anhänger aufgerufen, bei dem Referendum über die Verfassung am 15. Okt. mit Ja zu stimmen. Dies sagte ein Sprecher der Islamischen Partei am 11. Okt. der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatten sich die Vertreter der Parteien im Irak darauf geeinigt, nach den Parlamentswahlen im Dezember Änderungen am bisherigen Verfassungsentwurf zu ermöglichen. Die Übereinkunft sei unter Vermittlung der US-Botschaft bei einem Treffen in Bagdad erzielt worden, sagte ein ranghoher Vertreter der Dawa-Partei von Ministerpräsident Ibrahim Dschaafari am 11. Okt.
  • Ein Selbstmordattentäter hat sich am 12. Okt. in Bagdad neben einem Konvoi des Ministers für Provinzangelegenheiten, Saad al- Hardan, in die Luft gesprengt. Der Minister blieb nach Angaben des Nachrichtensenders Al-Arabija unverletzt. Zwei irakische Zivilisten seien verletzt worden, als der Attentäter seine Autobombe im Stadtteil Kadissija neben den Fahrzeugen zündete, hieß es weiter.
  • El-Kaida-Vize Aiman el Sawahiri hat in einem Brief den El-Kaida-Führer im Irak, Abu Mussab el Sarkawi, wegen seines Kampfes gegen die dort lebenden Schiiten kritisiert. "Viele unserer moslemischen Anhänger im einfachen Volk wundern sich über Eure Angriffe auf die Schiiten", hieß es in dem Schreiben, das am 12. Okt. in Arabisch und englischer Übersetzung vorlag. Das Befremden verstärke sich noch, wenn Moscheen ins Visier der Extremisten gerieten. Die Attacken seien für die meisten Moslems inakzeptabel - unabhängig davon, wie sehr Sarkawi sie zu erklären versuche, erklärte Sawahiri weiter. Die US-Behörde des Direktors der nationalen Geheimdienste (DNI), die das Schreiben vollständig veröffentlichte, hält den Brief für höchstwahrscheinlich authentisch.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im Nordwesten des Irak sind am 12. Okt. mindestens 30 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Polizei sprengte sich der Attentäter in der Stadt Tall Afar vor einem Rekrutierungsbüro der irakischen Armee und Polizei in die Luft. 35 Menschen seien verletzt worden. Vor dem Büro hätten zum Zeitpunkt des Anschlags rund 500 Menschen gewartet. US-Soldaten brachten die Verletzten in Krankenhäuser.
  • Wenige Tage vor dem Referendum im Irak haben sich die drei großen Volksgruppen im Streit um die Verfassung auf einen Kompromiss geeinigt, um den bislang ablehnenden Sunniten die Zustimmung zu erleichtern. "Ich bin zuversichtlich, dass es am Wahltag einen Konsens zur Verfassung geben wird", sagte Präsident Dschalal Talabani am 12. Okt. in Bagdad. Die Einigung zwischen Sunniten, Schiiten und Kurden sieht vor, nach der Parlamentswahl am 15. Dezember eine speziell eingerichtete Kommission mit der Bearbeitung von Verfassungsänderungen zu betrauen. Die Kommission soll nach ihrer Gründung vier Monate Zeit für die Einarbeitung neuer Passagen haben. Mit dem Schritt wollen die irakischen Parteien die sunnitischen Vertreter zur Teilnahme an dem Verfassungsprojekt bewegen. Trotz der Einigung auf die nachträglichen Änderungsmöglichkeiten an der Verfassung bleibt die sunnitische Gemeinde im Irak gespalten. Die größte Sunnitenpartei des Landes, die Islamische Partei, rief ihre Anhänger auf Grund des Kompromisses auf, bei dem Referendum mit Ja zu stimmen. Mehrere kleinere Parteien blieben hingegen bei ihrer ablehnenden Haltung. Eine der El Kaida nahe stehende Gruppe sprach gegen die beiden Spitzenpolitiker der Islamischen Partei, Mohsen Abdel Hamid und Tarik el Haschemi, Todesdrohungen aus.
  • Die iranische Justiz hat eine eigene Anklageschrift gegen des ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein ausgearbeitet. Darin würden dem gestürzten Machthaber Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord, Verletzung internationaler Abkommen und der Einsatz verbotener Waffen vorgeworfen, sagte Generalstaatsanwalt Ghorbanali Dori-Nadschafabadi am 12. Okt. laut der studentischen Nachrichtenagentur IRNA. Die Anklage solle an die irakischen Behörden weitergeleitet werden.
  • Kurz vor dem Verfassungsreferendum im Irak hat das irakische Parlament einer Reihe von Änderungen in letzter Minute zugestimmt. Führer der drei großen Volksgruppen hatten sich zuvor auf eine Reihe kleinerer Änderungen für den Verfassungstext sowie auf die Einsetzung einer Kommission geeinigt, die nach der Parlamentswahl im Dezember weitere Modifikationen an dem Grundgesetz vornehmen soll. Damit soll den Sunniten die Zustimmung zur Verfassung erleichtert werden. Die Vorschläge seien am 12. Okt. vor dem Parlament verlesen worden, ohne dass es Einwände gegeben habe, sagte Humam Hamudi vom Verfassungsausschuss. Daher könnten sie als beschlossen betrachtet werden.
  • Zwei Tage vor dem Termin für das landesweite Referendum hat in den irakischen Gefängnissen bereits die Abstimmung über die neue Verfassung begonnen. Die Gefangenen in mehreren Haftanstalten unter irakischer und US-Verwaltung hätten mit der Stimmabgabe begonnen, teilten die für die Abstimmung zuständige irakische Wahlkommission und das irakische Menschenrechtsministerium am 13. Okt. mit. Alle 10.000 Strafgefangenen im Land dürfen an dem Referendum teilnehmen, auch der inhaftierte ehemalige Präsident Saddam Hussein. Rund 15,5 Millionen Iraker sollen am Samstag über die Verfassung abstimmen.
  • Bei einem Selbstmordanschlag in der nordirakischen Stadt Kirkuk sind zwei Polizisten getötet und zwei weitere verletzt worden. Der Attentäter sei mit seinem Auto in einen Polizeikonvoi gerast, teilte die Polizei am 13. Okt. mit. Der Anschlag erfolgte demnach in der Nähe eines Stützpunktes der irakischen Armee. Fünf Gebäude wurden beschädigt.
  • In der Hauptstadt Bagdad wurde ein Mitarbeiter des geistlichen Schiitenführers Ali Sistani ermordet. Bewaffnete hätten Mohammed Hussein el Assadi am Abend des 12. Okt. vor seinem Haus getötet, teilte das Büro Sistanis in der heiligen Stadt Nadschaf am Donnerstag mit. Es sei bereits der vierte Mord an einem Mitarbeiter Sistanis in Bagdad seit Beginn des Jahres.
  • Der irakische Zweig des Terrornetzwerks El Kaida hat Berichte über einen internen Streit und Kritik an seinem Anführer Abu Mussab el Sarkawi zurückgewiesen. Das vom US-Geheimdienst verbreitete angebliche Schreiben von Aiman el Sawahiri, des Stellvertreters von El-Kaida-Chef Osama bin Laden, sei unecht, erklärte die Gruppierung am 13. Okt. im Internet. "Die Organisation El Kaida teilt mit, dass diese Behauptungen falsch und unbegründet sind." In dem auf den 9. Juli datierten Schreiben hatte Sawahiri nach US-Darstellung die Angriffe des irakischen Zweigs auf die dort lebenden Schiiten kritisiert.
  • Italienische Soldaten sind am 13. Okt. bei einer Patrouille im Süden des Irak unter Beschuss geraten. Unbekannte feuerten nach Angaben eines italienischen Oberst mehrere Raketen und Handgranaten auf die Truppe. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand. Die Soldaten waren mit irakischen Polizisten rund 60 Kilometer von ihrem Hauptquartier in Nasirijah entfernt unterwegs und verteilten Hilfsgüter. Im Irak sind rund 3000 italienische Soldaten im Einsatz.
  • Was dem amerikanischen Publikum am 13.Okt. als Live-Gespräch des Präsidenten mit Soldaten im Irak präsentiert wurde, war tatsächlich sorgfältig geplant. Bekannt wurde dies durch eine nicht vorgesehene Übertragung der Generalprobe für die Live-Schaltung. Das Weiße Haus erklärte dazu am 13. Okt., das Gespräch sei zusammen mit dem Verteidigungsministerium koordiniert worden. Die Soldaten hätten aber ihre eigene Meinung zum Ausdruck gebracht.
  • In Bagdad explodierte am 14. Okt. ein Sprengsatz direkt vor der Parteizentrale der (sunnitischen) Irakischen Islamischen Partei. Das Büro in Falludscha wurde in Brand gesteckt. Es gab keine Verletzten. Schon am frühen Morgen wurde eine Granate auf das Haus des Klerikers Scheik Muajad al Asami geworfen, der der Irakischen Islamischen Partei nahe steht. Der Sohn Al Asamis war am Vorabend beim Besuch einer Moschee bedroht worden. Angriffe der Rebellen auf sunnitische Ziele sind selten, doch hatte sich die Irakische Islamische Partei nach letzten Änderungen am Abend des 12. Okt. entschlossen, den umstrittenen Verfassungsentwurf zu unterstützen. Bei einer Demonstration von hunderten Sunniten in Bagdad wurde Parteiführer Mohsen Abdul Hamid als Verräter gebrandmarkt. Am islamischen Feiertag am Freitag (14. Okt.) riefen zahlreiche sunnitische Kleriker zur Ablehnung der Verfassung auf.
  • Bei der Explosion von zwei Autobomben auf einem Markt sind im Irak zahlreiche Zivilisten getötet oder verletzt worden. Polizeiangaben zufolge detonierten die Sprengsätze während des Freitagsgebets (14. Okt.) auf einem Markt im nordirakischen Kirkuk.
  • Einen Tag vor dem Verfassungsreferendum im Irak sind bei einem Anschlag vier Polizisten getötet worden, die ein Abstimmungslokal sichern sollten. Die Sicherheitskräfte seien in einem Konvoi in die Ortschaft Schah nördlich von Bagdad unterwegs gewesen, als am 14. Okt. eine Bombe am Straßenrand explodierte, teilte die Polizei von Baakuba mit. Drei Beamte seien verletzt worden.
  • Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen hat den US-geführten Koalitionstruppen im Irak schwere Verstöße gegen die Genfer Konventionen vorgeworfen. Es gebe Berichte, wonach der Zivilbevölkerung immer wieder Lebensmittel und Wasser vorenthalten würden, um sie zur Flucht aus Kampfgebieten zu zwingen, erklärte der UN-Anwalt Jean Ziegler am 14.Okt. in Genf. Dies sei eine flagrante Verletzung des Völkerrechts. Ziegler gestand den Koalitionstruppen zu, dass sie im Kampf gegen die Aufständischen Zivilpersonen schützen und sie deshalb aus den Rebellenhochburgen entfernen wollten. Dies rechtfertige jedoch nicht die Vorenthaltung lebenswichtiger Versorgungsgüter. Viele Menschen, denen die Ausreise beziehungsweise die Flucht aus Kampfgebieten nicht gelungen sei, litten an Hunger. Einige seien sogar schon verhungert. Ziegler will der UN-Vollversammlung Ende Oktober einen detaillierten Bericht vorlegen.
    Ein US-Militärsprecher in Bagdad, Oberstleutnant Steve Boylan, erklärte, die Anschuldigungen seien völlig falsch. Der Bevölkerung werde nichts vorenthalten.
  • Bei einem Kampf zwischen irakischen Polizisten und Soldaten westlich von Kerbela sind am 14. Okt. drei Soldaten getötet worden. Der Grund des Kampfes sei offenbar ein Missverständnis gewesen, sagte ein örtlicher Verantwortlicher. Die Sicherheitsmaßnahmen im Vorfeld des Verfassungsreferendums gäben der Polizei die Kontrolle über das Stadtzentrum. Aufgabe der Armee sei es, den Zugang zu den Städten zu versperren. "Einige Soldaten versuchten, in die Stadt zu gelangen. Da kam es zu Kämpfen", sagte der Verantwortliche ohne weitere Angaben.
  • In der südirakischen Stadt Basra ist wenige Stunden vor dem Verfassungsreferendum durch einen Sabotageakt der Strom ausgefallen. Die Hochspannungsleitungen seien ausgefallen, sagte ein Ingenieur im Kraftwerk Harta, nördlich von Basra, am Abend des 14. Okt. Der Ingenieur, der nicht namentlich genannt werden wollte, führte dies auf einen Sabotageakt zurück, den er nicht näher qualifizierte. Die zweitgrößte irakische Stadt lag im Dunkeln.
  • Irakische Aufständische haben kurz vor Beginn des Referendums über die Verfassung mit Sabotageakten die Strom- und Wasserversorgung in Bagdad weitgehend lahm gelegt. Zeitweise seien in der Nacht zum 15. Okt. 70 Prozent der Stromversorgung in der irakischen Hauptstadt zusammengebrochen, berichtete ein CNN-Reporter vor Ort. Noch in der Nacht konnten einige Viertel Bagdads wieder mit Strom versorgt werden.
  • Unmittelbar zum Beginn des Volksentscheides im Irak haben Unbekannte am 15. Okt. mehrere Wahllokale sowie Sicherheitskräfte angegriffen und dabei drei Menschen getötet. Drei Soldaten seien in der Nähe von Saadija an der Grenze zum Iran ums Leben gekommen, als ihre Streife am Samstagmorgen von einer Bombe getroffen worden sei, verlautete aus dem irakischen Innenministerium. Drei weitere Soldaten seien dabei verletzt worden. Saadija liegt etwa 140 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bagdad.
  • Nach einem weitgehend gewaltfreien Tag haben die Wahllokale für das Verfassungsreferendum im Irak am 15. Okt. ihre Pforten geschlossen. Unmittelbar nach Schließung der Abstimmungslokale um 17.00 Uhr Ortszeit begann die Stimmauszählung, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Wahlkommissionschef Adil el Lami sprach von einer hohen Beteiligung vor allem in den "gesicherten Gebieten im Norden und Süden" des Irak. 15,5 Millionen Bürger waren dazu aufgerufen, über die neue Verfassung für ihr Land abzustimmen. Das Referendum fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Das Ergebnis soll voraussichtlich in drei Tagen vorliegen.
  • Bei einer Explosion in der Stadt Ahwas im Südosten Irans sind am 15. Okt. drei Menschen getötet worden. Der staatliche iranische TV-Satellitensender El Alam berichtete, es bestehe der Verdacht, dass ein Attentäter auf dem belebten Markt der Stadt eine Autobombe zündete. Drei Menschen seien verletzt worden; andere staatliche TV-Sender nannten eine höhere Zahl von Verletzten. Die Explosion ereignete sich kurz vor der Abenddämmerung, als die Menschen auf den Markt strömten, um Lebensmittel für das Fastenbrechen während des Ramadan zu kaufen.
  • Während des Verfassungsreferendums im Irak sind am 15. Okt. zehn Mitglieder der unabhängigen Wahlkommission entführt worden. Wie eine Vertreterin der Kommission in Bagdad mitteilte, wurden die Wahlhelfer in der sunnitischen Unruheprovinz El Anbar westlich von Bagdad verschleppt. Augenzeugen berichteten, die Mitarbeiter der Kommission seien in ihrem Auto unterwegs gewesen, als bewaffnete Männern sie überfallen hätten.
  • US-Außenministerin Condoleezza Rice hat den weitgehend friedlichen Verlauf des Verfassungsreferendums im Irak am 15. Okt. begrüßt und als "wichtigen Meilenstein" in der Entwicklung des Landes bezeichnet. Im Irak vollziehe sich ein politischer Prozess, in dem die meisten Iraker ihre Zukunft sähen, sagte Rice dem britischen Sender BBC. Immer wenn die Iraker die Gelegenheit gehabt hätten, ihre politische Überzeugung zum Ausdruck zu bringen, hätten sie diese auch ergriffen.
    Die EU-Kommission hat den Ablauf des Verfassungsreferendums im Irak als Erfolg gewertet. Trotz der schwierigen Sicherheitslage in dem Land sei die Abstimmung "ein großer Tag für die Demokratie" gewesen, hieß es in einer am 15. Okt. in Brüssel veröffentlichten Erklärung von EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner. Indem sie zu den Urnen gegangen seien, hätten die Iraker ihren Einsatz für eine Demokratisierung des Landes unter Beweis gestellt. "Die persönliche Sicherheit aufs Spiel zu setzen, um seine demokratischen Rechte auszuüben, erfordert großen Mut", hieß es weiter.
  • Einen Tag nach dem Verfassungsreferendum im Irak ist die stark gesicherte "Grüne Zone" mit Mörsergranaten angegriffen worden. Dabei sei niemand verletzt geworden und nur geringer Sachschaden entstanden, teilten irakische und US-Sicherheitsbeamte am 16. Okt. mit. Ein Sprecher der US-Botschaft sagte, zwei Granaten seien auf das Gebiet im Zentrum der irakischen Hauptstadt niedergegangen. In der "Grünen Zone" befinden sich unter anderem Regierungsgebäude sowie die Botschaften der USA und Großbritanniens.
  • Die beiden britischen Soldaten, die im September in Basra aus irakischer Gewalt befreit worden sind, hatten einem Zeitungsbericht zufolge einen ranghohen Polizisten beschattet, der Gefangene gefoltert haben soll. Mitglieder der britischen Sondereinheit SAS (Special Air Service) hätten in der südirakischen Stadt mehrere Polizisten beobachtet, seitdem im April die übel zugerichtete Leiche eines Häftlings gefunden worden sei, berichtete der britische "Sunday Telegraph" am 16. Okt. Der Schädel sowie die Hände und die Beine des Mannes seien mit einer Bohrmaschine durchbohrt gewesen. Aus irakischen Quellen habe die britische Armee daraufhin erfahren, dass ein ranghoher Polizist hinter der Folter im berüchtigten Dschamijat-Gefängnis stecke. (AFP, 16. Okt.)
  • Nach der überraschend hohen Wahlbeteiligung der Sunniten am Verfassungsreferendum im Irak ist mit großer Spannung die Auszählung der Stimmen erwartet worden. In drei der 18 Provinzen müsste eine Zweidrittelmehrheit mit Nein gestimmt haben, um die föderalistische Verfassung zu kippen. Während sich in Anbar am 16. Okt. eine entsprechend hohe Ablehnung abzeichnete, schien die Entscheidung in den Schlüsselprovinzen Dijala, Ninewe und Salahuddin völlig offen.
    Mehr wusste zu diesem Zeitpunkt schon die US-Außenministerin. Die Iraker haben den Verfassungsentwurf nach Angaben von Condoleezza Rice vermutlich angenommen. Ihre Informationen kämen von Leuten, die mit der Auswertung der Stimmen beschäftigt seien, sagte Rice am 16. Okt. in London.
  • Bei einem Bombenanschlag in der Stadt Ramadi sind fünf US-Soldaten getötet worden, wie US-Streitkräfte am 16. Okt. in Bagdad mitteilten. Die Bombe explodierte am Vortag während des Verfassungsreferendums neben dem Fahrzeug der Soldaten, als diese gerade in einem Kampfeinsatz waren. Die zumeist von Sunniten bewohnte Stadt liegt rund 115 Kilometer westlich von Bagdad.
  • US-Präsident George W. Bush hat die Volksabstimmung über die neue irakische Verfassung als "positiven Tag für die Iraker und auch für den Weltfrieden" bezeichnet. Im Namen des amerikanischen Volkes wolle er die Iraker zum "erfolgreichen Abschluss" des Referendums beglückwünschen, sagte Bush am 16. Okt. vor Journalisten im Weißen Haus.
  • Auf einem Militärstützpunkt im südirakischen Basra ist ein hochrangiger britischer Offiziers tot aufgefunden worden. Das Londoner Verteidigungsministerium gab am 16. Okt. bekannt, die Leiche von Hauptmann Ken Masters sei bereits am Vortag entdeckt worden. Masters war demnach in der Militärpolizei für "die Untersuchung aller schwerwiegenden Vorfälle" im britischen Einsatzgebiet im Irak verantwortlich. Über die Umstände des Todes teilte das Ministerium zunächst nichts mit.
  • Einen Tag nach Verfassungsreferendum hat der irakische Übergangspräsident Dschalal Talabani die nächste Parlamentswahl im Irak für den 15. Dezember angesetzt. Ein diesbezüglicher Erlass wurde am Abend des 16. Okt. in Bagdad bekannt gegeben.


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