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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

Juli 2005

Freitag, 1. Juli, bis Sonntag, 3. Juli
  • Ein Vertrauter des einflussreichen irakischen Großajatollahs Ali al-Sistani ist am 1. Juli von Aufständischen in Bagdad getötet worden. Wie der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, ereignete sich das Attentat in der berüchtigten Haifa- Straße, die schon mehrfach Ort blutiger Anschläge war. Drei weitere Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden.
  • Bei einem Autobombenanschlag im Westen der irakischen Haupstadt kam unterdessen ein Wachmann ums Leben. Ein Selbstmordattentäter hatte sich nach Augenzeugenangaben mit seinem Fahrzeug vor einem Haus in die Luft gesprengt, in dem früher die schiitische Dawa- Partei des irakischen Regierungschefs Ibrahim al-Dschafari ein Büro unterhalten hatte. (dpa, 1. Juli)
  • Die US-Botschaft im Irak hat nach Angaben eines ranghohen Beamten Kontakte mit Vertretern der Aufständischen unterhalten. Es sei mit ihnen allerdings nicht "wissentlich" verhandelt, sondern lediglich die "einfache Botschaft" verbreitet worden: "Beendet die Gewalt, andernfalls werden unsere Soldaten euch töten". Der Beamte warnte zugleich vor einer Eskalation der Gewalt zwischen den Religionsgemeinschaften und verwies auf das tödliche Attentat gegen einen engen Vertrauten des einflussreichsten Schiitenführers, Großayatollah Ali Sistani, am 1. Juli in Bagdad.
  • Der irakische UN-Botschafter Samir Sumaidaie hat der US-Armee vorgeworfen, bei einer Militäraktion im Irak seinen Cousin getötet zu haben. In einer am 1. Juli bekannt gewordenen E-Mail an seine UN-Kollegen rief Sumaidaie die Vereinten Nationen zu einer unabhängigen Untersuchung des Vorfalls auf. "Ein schweres Verbrechen ist begangen worden", schrieb der Diplomat. "Die Auswirkungen sind enorm. Von der persönlichen Tragödie und allem Kummer abgesehen, ist auch das irakische Projekt geschädigt worden." Der Student sei am 25. Juni in seinem Elternhaus erschossen worden, obwohl er unbewaffnet gewesen sei und mit den Soldaten kooperiert habe.
    dpa berichtet am 2. Juli u.a.: Mohammed, ein 21 Jahre alter Student aus Bagdad, hatte seine Familie vor einer Woche in Haditha besucht, als US-Soldaten "vermutlich auf der Suche nach Waffen und Terroristen" in das Haus eindrangen. Auf entsprechende Fragen habe der junge Mann die amerikanischen Militärs in das elterliche Schlafzimmer im oberen Stockwerk geführt, um ihnen ein nicht geladenes Gewehr zu übergeben. Eine Stunde später hätten die Militärs das Anwesen "grinsend" wieder verlassen, während ihr Dolmetscher die Familie über Mohammeds Tod informierte. Der junge Mann lag in einer Blutlache. Mohammeds Tod hat nach Worten des irakischen Botschafters "die ganze Gemeinde in Schock und Wut versetzt. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass ein unbewaffneter unschuldiger Zivilist umgebracht wurde - ein kaltblütiger Mord".
  • Nach dem Selbstmordanschlag auf irakische Sicherheitskräfte in Bagdad am Morgen des 2. Juli haben die Behörden die Zahl der Toten nach unten korrigiert. Es seien elf Leichen in das Hauptkrankenhaus eingeliefert worden, sagte ein leitender Mitarbeiter der Einrichtung. Weitere 22 Menschen seien mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden. Sechs von ihnen seien schwer verletzt. Ein Mitarbeiter des Innenministeriums bestätigte die Angaben. Demnach wurden bei dem Anschlag mehrere Angehörige einer irakischen Sondereinheit getroffen sowie Rekruten, die sich für die Einheit bewerben wollten. Zuvor war von mindestens zwanzig Toten die Rede gewesen.
  • Wenige Stunden später fuhr ein Mann mit einem Sprengstoffauto in eine Polizeisperre in der Stadt Mahmudija südlich von Bagdad. Dabei wurden fünf Menschen, vor allem Zivilisten, getötet.
  • Am 2. Juli wurde ein hoher Vertreter des Innenministeriums auf einer Inspektionsreise südlich von Bagdad erschossen.
  • Rebellen haben eine Elektrizitätsstation in Bagdad außer Kraft gesetzt, die ein Wasserwerk versorgt. In der Metropole mit mehr als sechs Millionen Einwohnern herrschen gegenwärtig Temperaturen von über 40 Grad. Nach Angaben der Behörden könnte es drei Tage dauern, um den Schaden zu reparieren, hieß es am 2. Juli.
  • Ein Schweizer ist im Irak durch Schüsse von US- Soldaten getötet worden. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten bestätigte entsprechende Zeitungsberichte am 2. Juli. Der 49-jährige aus Genf besuchte im Irak seinen Vater und seinen Bruder. Er kam bereits am 28. Juni ums Leben. Die beiden Brüder sollen in einem angemeldeten Fahrzeug unterwegs gewesen sein. Als sie einen US-Konvoi passierten, hätten die Soldaten das Feuer eröffnet. Der tödliche Schuss soll ein "Querschläger" gewesen sein.
  • Am Abend des 2. Juli wurden bei einem weiteren Anschlag auf die irakischen Sicherheitskräfte in der überwiegend schiitischen Stadt Hilla sechs Polizisten getötet. Kurz danach sprengte sich ein weiterer Attentäter inmitten von Menschen in die Luft, die den Opfern eines vorangegangenen Angriffs zu Hilfe geeilt waren. 26 Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt; der Attentäter wurde getötet. (dpa sprach später von insgesamt 14 Toten bei den beiden Anschlägen.)
  • Nordöstlich von Bagdad wurden nach Militärangaben am 2. Juli drei irakische Soldaten getötet, als ein Sprengsatz in ihrer Nähe explodierte.
  • In Mossul wurde am 2. Juli ein Oberstleutnant der Polizei von Attentätern erschossen, hieß es weiter.
  • Nach Berichten über grausame Misshandlungen von Häftlingen in irakischem Polizeigewahrsam hat die britische Regierung vom Irak Aufklärung gefordert. Ein Sprecher des Außenministeriums in London sagte am 3. Juli, seine Regierung sei "zutiefst besorgt" über die Informationen. "Jeder Missbrauch von Häftlingen ist nicht hinnehmbar." Die britische Tageszeitung "Observer" hatte zuvor von Folterungen Verdächtiger durch irakische Sicherheitskräfte berichtet; sie habe fotografische Belege aus Obduktionen und Krankenhausunterlagen, die dies belegten, schrieb die Zeitung. Dokumentiert seien unter anderem Verbrennungen, Strangulierungen, sexueller Missbrauch, das Aufhängen von Menschen an den Armen sowie Knochenbrüche.
  • Ein hoher ägyptischer Diplomat ist im Irak entführt worden. Ihab al Scherif sei am Abend des 2. Juli in Bagdad überfallen und verschleppt worden, teilten zwei ägyptische Diplomaten am 3. Juli in Kairo und Bagdad mit. Al Scherif war am 1. Juni als Gesandter nach Bagdad geschickt worden. Er sollte zum Botschafter ernannt werden, doch war zunächst unklar, ob dieser Schritt bereits vollzogen wurde.
  • Die Anschläge auf Ölpipelines und die Verzögerungen beim Aufbau der Ölförderung haben den Irak nach Regierungsangaben in den vergangenen zwei Jahren 11,35 Milliarden Dollar (9,45 Milliarden Euro) gekostet. Ein Sprecher des Ölministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP am 3. Juli in Bagdad, seit der Wiederaufnahme der Ölförderung im Juni 2003 bis Ende Mai dieses Jahres hätten Aufständische insgesamt 300 Sabotageakte gegen die Öl-Infrastruktur des Landes ausgeführt. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres seien es 70 gewesen.
Montag, den 4. Juli, bis Sonntag, den 10. Juli
  • Die syrischen Behörden haben am 4. Juli nach eigenen Angaben nahe der Hauptstadt Damaskus zwei mutmaßliche irakische Terroristen festgenommen. Die beiden Männer seien nach einer Schießerei am frühen Morgen am Berg Kassiun von Sicherheitskräften gestellt worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur SANA. Bei der Auseinandersetzung sei ein Sicherheitsbeamter getötet worden. Den Angaben zufolge gehörten die beiden Festgenommenen zu einer Gruppe, in der sich auch Ex-Leibwächter des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein befunden hätten.
  • Die Sicherheitsaufgaben im Irak können nach Ansicht des britischen Verteidigungsministers John Reid binnen eines Jahres schrittweise von den US-geführten multinationalen Truppen auf irakische Sicherheitskräfte übertragen werden. In "relativ kurzer Zeit" könnten die Iraker den Kampf gegen die Aufständischen im eigenen Land übernehmen, sagte Reid am 4. Juli im BBC-Radio. Zwar werde der Aufstand im Irak noch eine ganze Zeit lang andauern, das müsse aber nicht heißen, dass er auch von multinationalen und britischen Truppen bekämpft werden müsse.
  • Die Explosion einer Autobombe hat am 4. Juli in Bagdad zwei Menschen das Leben gekostet. Der Sprengsatz detonierte im Westen der irakischen Hauptstadt und wurde aus der Ferne gezündet, wie die Polizei erklärte.
  • In Mossul im Norden des Landes töteten am 4. Juli vier Männer ein ranghohes Mitglied der Kurdischen Demokratischen Partei. Dschirdschis Mohammed Amin wurde im Haus seiner Schwester erschossen.
  • Ein weiterer Angriff von Aufständischen in Mossul kostete am 4. Juli einen Leibwächter das Leben. Der Mann bewachte den Gouverneur der Provinz Ninive und wurde vor seinem Haus in der gleichnamigen Stadt erschossen.
  • In Bagdad wurde am 4. Juli ein Maler getötet, der auf einem amerikanischen Militärstützpunkt arbeitete, wie Ärzte erklärten. Der Freund wurde verletzt.
  • Die irakischen Truppen fanden am 4. Juli nördlich von Bagdad die enthauptete Leiche eines unbekannten Mannes.
  • Die amerikanischen und irakischen Streitkräfte haben am 4. Juli eine neue Operation gegen die Aufständischen im Irak begonnen und mindestens 100 Verdächtige festgenommen. An dem Einsatz nahmen am Montag 600 irakische und 250 amerikanische Soldaten teil, wie die US-Streitkräfte mitteilten. Die Operation richtete sich gegen Aufständische in den Bagdader Stadtteile westlich des Flughafens. Unter den festgenommenen Verdächtigen seien auch Ägypter, hieß es in der Stellungnahme der US-Truppen. Die Hausdurchsuchungen gingen auf einen Hinweis von Nachbarn zurück. Ziel seien die Festnahme von Verdächtigen, die Suche nach illegalen Waffen und die Beschaffung von Informationen über zukünftige Anschläge. Die irakischen Soldaten seien gut ausgebildet und sehr entschlossen, ihr Land von Terroristen zu befreien, sagte der amerikanische Oberst Kenneth Roberts.
  • US-Präsident George W. Bush hat die Bevölkerung am amerikanischen Unabhängigkeitstag erneut um weitere Unterstützung für den Irak-Einsatz gebeten. Den Aufständischen im Irak werde es nicht gelingen, den demokratischen Prozess aufzuhalten, sagte er am 4. Juli während einer Rede an der West Virginia University in Morgantown. Die US-Truppen würden so lange im Land bleiben, "bis der Kampf gewonnen ist".
  • Beim Angriff eines Selbstmordattentäters auf eine irakische Militärkolonne sind am 4. Juli in Falludscha drei Zivilpersonen getötet worden. Das teilten Augenzeugen und Krankenhausmitarbeiter mit. Neun weitere Personen seien verletzt worden, als irakische Soldaten nach dem Selbstmordangriff mit einem Auto das Feuer eröffneten. Zwei Militärlastwagen seien in Flammen aufgegangen.
  • Der ranghöchste Diplomat Bahrains im Irak ist am 5. Juli in der Hauptstadt Bagdad niedergeschossen worden. Die Verletzungen seien aber nicht lebensbedrohlich, erklärte ein Krankenhaussprecher. Es war bereits der zweite Angriffe auf einen ranghohen arabischen Diplomaten innerhalb von vier Tagen. Am 2. Juli wurde der ranghöchste ägyptische Diplomat entführt.
  • Der pakistanische Botschafter im Irak ist am 5. Juli nur knapp einem Anschlag entgangen. Zwei Autos hätten sich seinem Konvoi von hinten genähert und auf sein Fahrzeug geschossen, berichtete der Botschafter Younis Khan der Nachrichtenagentur AFP telefonisch: "Ich bin in Sicherheit, aber ich bin nur knapp entkommen."
  • In Bagdad wurden am 5. Juli mindestens sechs Flughafenbeschäftigte getötet. Sie wurden auf ihrem Weg zur Arbeit in einem Bus erschossen. Unter den Toten sind vier Frauen, wie es aus Krankenhauskreisen hieß.
  • Kurz vor dem Besuch des irakischen Regierungschefs Ibrahim al-Dschafari in Iran haben Aufständische offenbar einen Anschlag auf die iranische Botschaft in Bagdad verübt. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete am 5. Juli von einer Explosion an der Botschaft. Nach einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur IRNA dürfte der Besuch Al-Dschafaris einen "Wendepunkt" in den Beziehungen zwischen beiden Ländern markieren. Iran und Irak führten von 1980 bis 1988 Krieg gegeneinander.
  • In der nordirakischen Provinz Ninive soll ein amerikanisches Kampfflugzeug abgestürzt sein. Das berichtet der Nachrichtensender Al-Arabija am 5. Juli. Zum genauen Absturzort und zur Ursache machte der Sender keine Angaben. Auch eine Stellungnahme der US-Armee liegt noch nicht vor.
  • Nach der Erschießung eines Schweizers durch US-Soldaten im Irak (siehe Chronik vom 2. Juli) hat das Berner Außenministerium am 5. Juli die US-Botschafterin in der Schweiz einbestellt. Außenministerin Micheline Calmy-Rey drückte gegenüber der Diplomatin Pamela Willeford ihre "Betroffenheit" über den Vorfall vergangene Woche aus und forderte eine schnelle Klärung, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte. Am 3. Juli hatte die Schweizer Regierung erklärt, die USA hätten ihr Bedauern über den Tod des Geschäftsmanns geäußert, aber keine Erklärung dafür gegeben.
  • Die Gruppe des Extremistenführers Abu Mussab el Sarkawi hat sich nach Fernsehberichten zu der Entführung des ägyptischen Chefgesandten im Irak bekannt. Das berichteten übereinstimmend die arabischen Sender El Dschasira und El Arabija am 5. Juli. Der 51-jährige ägyptische Gesandte Ihab el Scharif war am 2. Juli in Bagdad entführt worden.
    Einen Tag später hat sich die Terrorgruppe Al Kaida im Internet zur Entführung des ägyptischen Diplomaten Ihab al Scherif bekannt. Im Namen der Terrororganisation wurden am 6. Juli Aufnahmen vom Ausweis des Gesandten veröffentlicht, der am Samstagabend in Bagdad verschleppt worden war. Eine Forderung wurde bislang nicht gestellt.
  • Auf dem Weg zum G-8-Gipfel in Schottland hat US-Präsident George W. Bush am %. und 6. Juli der dänischen Regierung einen Besuch abgestattet und für ihre Unterstützung im Irak-Krieg gedankt. Vor der amerikanischen Botschaft in Kopenhagen demonstrierten mehr als 10.000 Menschen gegen die US-Regierung. Die Kundgebung begann nach Abschluss des 17-stündigen Besuchs Bushs. Die Proteste richteten sich vor allem gegen den Irak-Krieg. Einige Teilnehmer trugen in Anspielung an die Guantanamo-Häftlinge orangefarbene Overalls und Handschellen. Mehr als 2.000 Polizisten waren im Einsatz.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin will beim G-8-Gipfel in Schottland auf einen Zeitplan für den Abzug der US-geführten Koalitionstruppen aus dem Irak dringen. Zudem will sich Putin dafür einsetzen, dass die Vereinten Nationen im Irak eine Führungsrolle übernehmen, wie ein Kreml-Sprecher am 6. Juli mitteilte.
  • Die US-Streitkräfte im Irak halten fünf amerikanische Staatsbürger fest, die einer Unterstützung der Aufständischen verdächtigt werden. Drei seien irakischer, die beiden anderen iranischer und jordanischer Herkunft, teilte das US-Verteidigungsministerium am 6. Juli mit. Die Festnahmen seien unabhängig voneinander erfolgt. Einem der Männer wird vorgeworfen, an der Planung eines Anschlags beteiligt gewesen zu sein, ein weiterer soll an einer Entführung mitgewirkt haben.
  • Bei zwei nahezu zeitgleichen Autobombenanschlägen in der irakischen Ortschaft Maschruh sind am Abend des 6. Juli mindestens 13 Menschen getötet worden. Etwa 30 weitere Menschen seien verletzt worden, verlautete aus Polizeikreisen. Maschruh befindet sich etwa 60 Kilometer südlich von Bagdad.
  • Die Familie eines US-Bürgers, den die US-Armee seit 40 Tagen im Irak gefangenhält, hat eine Klage eingereicht, um seine Freilassung zu erreichen. Cyrus Kar, ein im Iran geborener US-Bürger, sei am 17. Mai in den Irak eingereist, um dort einen Dokumentarfilm über Kyros den Großen zu drehen, teilten seine Angehörigen am 6. Juli bei einer Pressekonferenz in Los Angeles mit. Am 24. Mai habe Kar seine Tante in Los Angeles angerufen und ihr berichtet, dass die US-Armee ihn festgenommen habe, als er in einem Taxi unterwegs war. Der Taxifahrer hatte den Angaben zufolge eine Zeitschaltuhr bei sich, von der das Militär offenbar befürchtete, sie könne für eine Bombe verwendet werden. (Quelle: AFP)
  • Bei einem Bombenanschlag auf einen US-Militärkonvoi in Bagdad sind am 7. Juli zwei Soldaten verletzt worden. Die Wucht der Explosion schleuderte ein Militärfahrzeug in einen Kanal, wie Militärsprecher David Abrams mitteilte. Der Anschlag ereignete sich im Viertel Sadr City.
  • Bei einem Autobombenanschlag in der Nähe eines Marktes sind in der irakischen Stadt Hilla 13 Menschen ums Leben gekommen. Wie das polnische Militärkommando am 7. Juli berichtete, wurden 27 weitere Zivilisten verletzt. Hilla liegt rund 100 Kilometer südlich von Bagdad und ist mehrheitlich von Schiiten bewohnt. Die Stadt war schon mehrfach Schauplatz blutiger Anschläge.
  • Bei einem Granatenangriff sind im nordirakischen Mossul am 7. Juli mindestens drei Iraker getötet und 46 weitere verletzt worden. Nach Krankenhausangaben schlugen die Granaten in mehrere Häuser und Geschäfte in der Nähe von Polizeiwachen und Regierungsgebäuden ein.
  • Der im Irak entführte ägyptische Diplomat Ihab al-Scharif ist von den Terroristen um den Jordanier Abu Mussab al-Sarkawi ermordet worden. Eine entsprechende Erklärung und ein Video, auf dem Al-Scharif zu sehen ist, wurden am 7. Juli in einem Islamisten-Internetforum veröffentlicht. In der Erklärung, die mit El Kaida im Zweistromland unterzeichnet war, heißt es unter anderem: "Ägypten war einer der ersten Staaten, die Botschafter zu der üblen (irakischen) Regierung geschickt haben." Al-Scharif war am 2. Juli in Bagdad entführt worden.
  • Eine verheerende Anschlagsserie mit mindestens 37 Toten hat London einen tiefen Schock versetzt. Bei der Detonation von Bomben in drei U-Bahnen und einem Bus wurden am 7. Juli zudem etwa 700 Menschen verletzt. Es war die bisher folgenschwerste Anschlagsserie in der britischen Hauptstadt. Es gibt ein Bekennerschreiben des Terrornetzes El Kaida in einem Internetforum. Die Teilnehmer des G8-Gipfels im schottischen Gleneagles verurteilten die Anschläge als barbarisch. Sie wollen das Treffen aber auf jeden Fall fortsetzen. (Später erhöhte sich die Zahl der Todesopfer auf 50.)
    London galt seit langem als mögliches Ziel eines Terroranschlags radikaler Moslems - nicht zuletzt wegen der britischen Beteiligung am Irak-Krieg. Eine bislang unbekannte "Organisation der El Kaida Dschihad in Europa" erklärte am 7. Juli im Internet, sie habe die Anschläge in der U-Bahn verübt. Ob es solch eine Gruppe tatsächlich gibt, ist ungewiss. Sicher ist jedoch, dass sich in London - wegen seiner vielen moslemischen Einwohner zuweilen "Londonistan" genannt - eine ganze Reihe extremistischer Gruppen tummelt.
    Der britische Abgeordnete George Galloway hat die Beteiligung Großbritanniens am US-geführten Krieg gegen den Irak für die Anschläge mitverantwortlich gemacht. "Wir haben immer gesagt, dass die Angriffe auf Afghanistan und den Irak die Gefahr von Terroranschlägen in Großbritannien vergrößern würden", erklärte der frühere Labour-Abgeordnete, der mittlerweile seine eigene Respekt-Partei im Unterhaus vertritt. "Tragischerweise haben die Londoner jetzt den Preis dafür gezahlt, dass die Regierung solche Warnungen missachtet hat." Vor dem Parlament sagte der streitbare Abgeordnete später, die Anschläge in der britischen Hauptstadt seien nicht unvorhersehbar gewesen. "Verachtenswert, ja, aber nicht unvorhersehbar. Vollkommen vorhersehbar, und, das sage ich voraus, auch nicht die letzten." Selbstverständlich seien in erster Linie die Täter verantwortlich, betonte Galloway. Aber es wäre falsch, "diese Taten von dem politischen Hintergrund zu trennen, vor dem sie stattgefunden haben".
  • Unbekannte haben in der Nacht zum 8. Juli einen Vertrauten des irakischen Großajatollahs Ali al-Sistani getötet. Wie Augenzeugen berichteten, wurde Haschim al-Fadili in seinem Auto auf einer Schnellstraße in Bagdad erschossen. Al-Sistani hatte Präsident Dschalal Talabani bei einem Treffen am Vortag aufgefordert, mehr zu unternehmen, um für Sicherheit im Land zu sorgen. Der staatliche Sender Al-Irakija zitierte den Großajatollah am Freitag mit den Worten: "Die Regierung sollte das Sicherheitsvakuum beenden". Al-Sistani ist das Oberhaupt der Schiiten im Irak.
  • Italien will mit einem Teilabzug seiner im Irak stationierten Truppen im September beginnen. Das teilte der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi am 8. Juli in Gleneagles mit, wo er am G-8-Gipfel der reichsten Industrieländer und Russlands teilnahm. "Wir werden beginnen, 300 Mann im September zurückzuziehen", sagte er. Diese Entscheidung sei aber noch nicht endgültig und sei zum Beispiel auch von der Sicherheitslage im Irak abhängig. Er habe den Plan mit den Verbündeten und der irakischen Regierung besprochen.
  • Im Irak ist erneut ein Vertrauter des einflussreichen Grossajatollahs Ali al-Sistani ermordet worden. Nach Augenzeugenberichten wurde Haschim al-Fadili in der Nacht zum 8. Juli in seinem Auto in Bagdad erschossen. Al-Sistani hatte Praesident Dschalal Talabani bei einem Treffen aufgefordert, mehr zu unternehmen, um fuer Sicherheit im Land zu sorgen. Al-Sistani ist das Oberhaupt der Schiiten im Irak. Bereits vor einer Woche fiel einer seiner Vertrauten einem Attentat in Bagdad zum Opfer.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat den Mord an dem aegyptischen Gesandten Ihab al Scherif im Irak scharf verurteilt. Fuer Gewalt gegen Diplomaten gebe es keine Rechtfertigung, erklaerte das Gremium am Freitag in New York. Die Taeter muessten zur Verantwortung gezogen werden. Der Sicherheitsrat war zuvor aus Antrag Aegyptens zu einer Sondersitzung zusammengetroffen.
  • Im Kampf gegen die Aufstaendischen im Irak haben die US-Truppen am 9. Juli eine weitere Offensive gestartet. In einem Gebiet nahe Falludscha waren 600 amerikanische und irakische Soldaten im Einsatz. 22 mutmassliche Aufstaendische wurden festgenommen, wie die Streitkraefte erklaerten. Schwerpunkt der Offensive war Saidan, 30 Kilometer suedoestlich von Falludscha. An der “Operation Krummsaebel”, benannt nach einem gebogenen asiatischen Schwert, beteiligten sich 500 amerikanische Marineinfanteristen und 100 irakische Soldaten. Die Streitkraefte erklaerten, man habe die Offensive zuvor nicht angekuendigt, um den Aufstaendischen keine Moeglichkeit zur Flucht zu geben. Vorangegangen waren die Operationen “Speer, “Dolch” und “Schwert”. Zu den heftigsten Gefechten kam es Mitte Juni im Rahmen der “Operation Schwert”.
  • Bei der Explosion einer selbst gebastelten Bombe gab es am 9. Juli in Falludscha westlich von Bagdad mehrere Opfer, berichteten Augenzeugen.
  • In Amirija westlich von Bagdad wurde am 9. Juli ein ranghoher Polizeioffizier getoetet. Saad Himsin Abdul Sadah wurde aus drei fahrenden Autos heraus erschossen, als er auf dem Weg ins Innenministerium war, wie die Polizei mitteilte.
  • In Samarra in der Landesmitte explodierte am 9. Juli ein Sprengsatz neben einem vorbeifahrenden US-Konvoi. Ein Fahrzeug wurde beschaedigt, Berichte ueber Verletzte gab es nicht. Bei einem Granatangriff in der Innenstadt von Samarra wurden drei Frauen verletzt.
  • Suedlich von Bagdad entfuehrten Aufstaendische den Chef des irakischen Karate-Verbandes. Ali Schaki sei am 7. Juli auf dem Heimweg in Latifija verschleppt worden, erklaerte das Irakische Olympische Komitee am 9. Juli. Der Karate-Verband untersteht der Regierung, ein Grund fuer die Entfuehrung wurde nicht bekannt.
  • Insgesamt beruhigte sich die Lage in Bagdad jedoch. Der Kommandeur der US-Streitkraefte in Bagdad, Generalmajor William Webster, erklaerte am 9. Juli, die Zahl der Autobombenanschlaege sei von 14 bis 21 pro Woche auf sieben bis acht zurueckgegangen. Er koenne jedoch nicht sagen, dass der Widerstand der Aufstaendischen gebrochen sei.
  • Der schiitische Geistliche Muktada al Sadr sammelt Unterschriften fuer eine Petition, nach der die auslaendischen Truppen das Land verlassen sollen. Ziel waren eine Million Unterschriften. Die Listen lagen am 9. Juli im Bagdader Stadtteil Sadr aus, wo zahlreiche Menschen unterschrieben, unter ihnen auch Minderjaehrige, wie AP meldete.
  • Die USA und Großbritannien erwägen nach offiziellen Angaben einen teilweisen Abzug ihrer Truppen aus dem Irak im kommenden Jahr. Dies sei eines von mehreren in Planung befindlichen Szenarien, sagte eine Sprecherin des britischen Verteidigungsministeriums am 10. Juli in London. Es sei schon immer die Absicht der USA und Großbritanniens gewesen, ihre Truppen zu reduzieren, wenn die Fähigkeiten der irakischen Sicherheitskräfte dies zuließen. Aus diesem Grund würden laufend Möglichkeiten erarbeitet, wann und unter welchen Umständen eine Truppenreduzierung in Frage komme. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden, betonte die Sprecherin.
  • Ein Selbstmordattentäter hat in Bagdad am Morgen des 10. Juli mindestens 15 Menschen mit in den Tod gerissen. 39 weitere Menschen seien bei dem Anschlag vor einem Rekrutierungsbüro der irakischen Armee verletzt worden, verlautete aus Krankenhäusern. Der Attentäter habe einen Gürtel mit Sprengstoff getragen. Bei den meisten Opfern handele es sich um Rekruten. Das Rekrutierungsbüro auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Muthana war bereits mehrfach Ziel von Anschlägen.
  • In der Erdölstadt Kirkuk, 250 Kilometer nördlich von Bagdad, sprengte am 10. Juli ein Selbstmordattentäter in der Nähe der Gemeindeverwaltung sein mit Sprengstoff beladenes Auto in die Luft. Zwei Zivilisten starben, acht weitere wurden verletzt, wie die Behörden mitteilten.
  • Ebenfalls durch einen Autobombenanschlag eines Selbstmörders wurden laut Behörden in der noch weiter nördlich gelegenen Stadt Nimrud vier Polizisten getötet und drei weitere verletzt. Das Attentat am 10. Juli galt einem Konvoi des Polizeichefs von Nimrud.
  • An einem Grenzübergang zwischen dem Irak und Syrien haben zwei Selbstmordattentäter am 10. Juli sieben irakische Zollbeamte mit in den Tod gerissen. Die Täter seien in zwei mit Sprengstoff gefüllten Autos auf den Grenzposten Walid zugerast und hätten dann die Sprengladungen zur Explosion gebracht, teilte die US-Armee in Bagdad mit. Die Explosionen erfolgten im Abstand von fünf Sekunden. Insgesamt starben am 10. Juli im Irak 34 Menschen bei einer Serie von Selbstmordanschlägen.
  • In Bagdad wurde eine schiitische Familie ermordet aufgefunden. Sieben Kinder und ihre Mutter seien in ihren Betten erschossen worden, teilte die Polizei am 10. Juli mit. Nur ein Sohn habe seine Verletzungen ueberlebt. Der Familienvater war zur Tatzeit nicht zu Hause. Er machte eine sunnitische Familie fuer die Morde verantwortlich.
Montag, 11. Juli, bis Sonntag, 17. Juli
  • Mutmaßliche Rebellen haben an einer Straßensperre im Irak neun irakische Soldaten getötet. Nach Polizeiangaben griffen Bewaffnete den Posten am Stadtrand von Chales rund 80 Kilometer nördlich von Bagdad am 11. Juli im Morgengrauen an. Als eine Armeepatrouille zur Unterstützung eingetroffen sei, explodierte den Angaben zufolge eine Bombe in einem Kleintransporter und verletzte sechs Soldaten und drei Zivilisten. Die Stadt liegt in der Region Dijala. Deren Hauptstadt Baakuba ist regelmäßig Schauplatz von Rebellenangriffen auf Sicherheitskräfte und Regionalpolitiker.
  • Der irakische Ministerpraesident Ibrahim al Dschaafari hat am 12. Juli einen Rueckzug der US-gefuehrten Streitkraefte aus ausgewaehlten Staedten vorgeschlagen. Die auslaendischen Truppen koennten damit beginnen, die Verantwortung fuer einzelne Staedte an die irakischen Sicherheitskraefte zu uebergeben, sagte Dschaafari bei einem Treffen mit dem stellvertretenden US-Aussenminister Robert Zoellick. Zugleich sprach sich der irakische Aussenminister gegen einen Zeitplan fuer einen vollstaendigen Abzug der alliierten Truppen aus.
  • Ein Selbstmordattentäter hat in Bagdad ein Blutbad unter Kindern angerichtet: 24 Kinder im Alter zwischen zehn und 13 Jahren wurden mit in den Tod gerissen, als sich der Attentäter am 13. Juli im Südosten der irakischen Hauptstadt in die Luft sprengte. 20 weitere Kinder wurden bei dem Anschlag verletzt, ein US-Soldat wurde getötet, wie Krankenhausmitarbeiter und die US-Armee mitteilten. Der Attentäter näherte sich nach Angaben eines US-Offiziers, als sich im Viertel El-Dschedidah zahlreiche Kinder um eine Gruppe von US-Soldaten versammelt hatten. Ein Augenzeuge, der 25-jährige Mohammed Ali Hamsa, berichtete, die US-Soldaten seien nach El-Dschedidah gekommen, um Bewohner vor einem möglicherweise bevorstehenden Anschlag zu warnen und Straßen abzusperren. Die Kinder seien zu den US-Soldaten gelaufen, die Süßigkeiten verteilt hätten. Plötzlich sei das Auto aus einer Seitenstraße hervorgeschossen, dessen Fahrer sich dann in die Luft sprengte.
    Der bisher letzte Anschlag im Irak, bei dem viele Kinder getötet wurden, ereignete sich am 30. September 2004. Bei der fast zeitgleichen Explosion von drei Autobomben wurden damals in Bagdad 37 Kinder und vier Erwachsene getötet (siehe unsere Chronik vom September 2004).
  • In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am 13. Juli ein nicht gekennzeichnetes Auto der griechischen Botschaft unter Beschuss geraten. Nach Angaben des Außenministeriums in Athen blieb der Fahrer unverletzt. Der Angriff sei nicht gezielt gewesen. "Wir denken nicht, dass diese Tat sich gegen unseren diplomatischen Dienst im Irak richtete", erklärte Außenamtssprecher Georgios Koumoutsakos. Es handle sich um ein "Hilfsfahrzeug" der Botschaft, das ohne Länderkennung unterwegs war.
  • Zufrieden mit Bush?
    US-Präsident George W. Bush hat einer Umfrage zufolge an Vertrauen bei der Bevölkerung eingebüßt, genießt aber weiter großen Rückhalt für seine Irak-Politik. 45 Prozent der Befragten sind mit Bush zufrieden, ein Prozent weniger als im Mai, wie aus der am 14. Juli veröffentlichten Umfrage des "Wall Street Journal" und der NBC hervorgeht. 49 seien mit Bush unzufrieden, zwei Prozent mehr als im Vormonat.
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  • In unmittelbarer Nähe des schwer gesicherten Regierungsviertels in Bagdad haben sich am 14. Juli zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Dabei seien ein Zivilist getötet und sechs weitere Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums. Unter den Verletzten sei offenbar auch ein dritter Attentäter. Bei dem Mann sei ein Sprengstoffgürtel sichergestellt worden; der Verwundete sei festgenommen worden. Bei zwei weiteren Verletzten handle es sich um Polizisten.
  • Wegen der Entführung und Ermordung des ägyptischen Geschäftsträgers im Irak hat die US-Armee nach eigenen Angaben ein mutmaßliches ranghohes Mitglied des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden festgenommen. Der am 9. Juli in der Stadt Ramadi westlich von Bagdad gefasste Mann namens Chamis Farhan Chalaf Abed el Fahdawi alias Abu Seba werde verdächtigt, auch hinter Angriffen auf andere Diplomaten zu stecken, hieß es am 14. Juli.
  • Die Gruppe des jordanischen Extremistenführers Abu Mussab el Sarkawi hat laut einer ihr zugeschriebenen Internet-Erklärung nichts mit dem Bagdader Selbstmordattentat zu tun, bei dem am Mittwoch 32 irakische Kinder und Jugendliche sowie ein US-Soldat getötet worden waren. "Wir, die Gruppe El Kaida im Zweistromland, geben bekannt, dass wir keinerlei Verbindung zu der Operation in Bagdad haben", heißt es in dem am 14. Juli auf einer islamistischen Website veröffentlichten Text. "Unser Ziel ist der Kampf gegen die Feinde Gottes, die Kreuzfahrer und ihre Verbündeten von (irakischer) Polizei und Armee". Zunächst stand nicht fest, ob das Dokument tatsächlich von der Gruppe stammt.
  • Im Irak sind am 15. Juli bei insgesamt zwölf Anschlägen auf irakische Sicherheitskräfte mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als einhundert weitere Menschen seien verletzt worden, teilten das irakische Innen- und Verteidigungsministerium mit. Die Attentate ereigneten sich in Bagdad und der Umgebung der Hauptstadt sowie im Norden des Landes. Damit war der Freitag der blutigste Tag im Irak seit dem 29. April, als bei zahlreichen Anschlägen 110 Menschen starben.
  • Bei einem Anschlag im Süden des Iraks sind drei britische Soldaten getötet worden. Die Briten seien ihren Verletzungen infolge einer "feindlichen Aktion" in der Region El Amarah erlegen, teilte das Verteidigungsministerium am 16. Juli in London mit. Sie seien Mitglieder der Kampfeinheit "Task Force Maysan" gewesen. Die BBC berichtete aus dem Irak, die Soldaten seien während einer Patrouille Ziel eines Bombenanschlags geworden. Mit diesen Opfern stieg die Zahl der britischen Soldaten, die seit Beginn des Kriegs im Irak im März 2003 getötet wurden, auf 92.
  • Bei zwei Selbstmordanschlägen nahe der nordirakischen Stadt Mossul und im südlich von Bagdad gelegenen Dura starben am 16. Juli insgesamt acht Menschen, 29 weitere wurden verletzt. Auch aus Bagdad und anderen Städten wurden Anschläge gemeldet.
  • Der Tod eines früheren Generals und seines Sohnes in irakischem Polizeigewahrsam hat neue Fragen nach möglichen Menschenrechtsverletzungen der Sicherheitskräfte aufgeworfen. Akram Ahmed Rasul el Bajati, ein früherer Generalmajor der Armee Saddam Husseins, und seine Söhne Ali und Omar seien am vergangenen Sonntag (10. Juli) in ihrem Haus in Bagdad von Sicherheitskräften des Innenministeriums festgenommen worden, sagte ein Beamter des Ministeriums am 16. Juli der Nachrichtenagentur AFP.
  • Bei einem schweren Bombenanschlag nahe einer schiitischen Moschee südlich von Bagdad sind am Abend des 16. Juli mindestens 58 Menschen getötet worden. Mindestens 86 weitere Menschen seien verletzt worden, als in der Stadt Musajjib ein mit einem Sprengsatz präparierter Tanklastwagen explodiert sei, teilte das irakische Innenministerium mit. Umliegende Häuser seien durch das explodierende Benzin in Brand geraten. Musajib liegt rund 90 Kilometer südlich von Bagdad.
  • Zum Auftakt seines historischen Besuchs im Nachbarland Iran hat der irakische Ministerpräsident Ibrahim Dschaafari zur Beilegung aller bilateralen Differenzen aufgerufen. "Ob wir es mögen oder nicht, wir sind Nachbarn und wir sollten in der Lage sein, unsere Meinungsverschiedenheiten zum Vorteil beider Seiten zu lösen", sagte Dschaafari am 16. Juli in Teheran. Der irakischen Regierung seien die Beziehungen zum Iran "sehr wichtig", betonte der schiitische Regierungschef nach einem Empfang mit militärischen Ehren.
  • Bei zwei Selbstmordanschlägen auf Polizeikommandos in der irakischen Hauptstadt Bagdad haben Attentäter am Morgen des 17. Juli mindestens vier Menschen mit in den Tod gerissen. Beim ersten Anschlag starben zwei Polizisten und ein Zivilist, als sich der Attentäter im Süden der Hauptstadt in die Luft sprengte, wie das Innenministerium mitteilte. 13 Menschen, unter ihnen neun Polizisten, seien verletzt worden. Beim zweiten Anschlag habe der Täter eine im Auto versteckte Bombe gezündet und dabei einen Zivilisten getötet.
  • US-Präsident George W. Bush hat nach Informationen der "New York Times" vor der irakischen Parlamentswahl im Januar verdeckte Einsätze gebilligt, um das Ergebnis im Sinne der USA zu beeinflussen. Allerdings habe der Präsident den Plan wegen des heftigem Widerstands im US-Kongress wieder fallengelassen, berichtete die Zeitung am 17. Juli. Sie berief sich dabei auf "ein Dutzend früherer und derzeitiger Regierungsbeamter", die an den Diskussionen beteiligt gewesen seien. Bush habe eine entsprechende Geheimanweisung entweder bereits unterzeichnet, oder sie habe kurz vor der Unterzeichnung gestanden, als der Kongress Einwände erhob und der Plan fallengelassen wurde.
  • Die Zahl der Toten nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in der irakischen Stadt Musajjib ist am 17. Juli auf 71 gestiegen. Ein Sprecher der Provinzpolizei gab die Zahl der Verletzten mit 156 an.
  • Tausende Arbeiter der irakischen Ölindustrie sind am 17. Juli in einen eintägigen Streik getreten. Sie drohten, den Ölexport zum Erliegen zu bringen, sollte die Regierung das Öl nicht zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen nutzen. Ein Sprecher des staatlichen Ölkonzerns South Oil sagte, der Streik vom Sonntag werde keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Industrie haben. "Aber wenn die Regierung in Bagdad den Forderungen nicht nachkommt, werden die Exporte aus dem Süden des Landes eingestellt." Die Arbeiter wollen nach seinen Worten eine gerechtere Verteilung der Einnahmen aus dem Ölverkauf erzwingen. Zudem forderten sie, dass die Zentralregierung mehr Macht an die regionalen Regierungen in den südlichen Provinzen abgebe. Bislang verlief die Ölförderung und -Lieferung aus dem Süden des Iraks relativ reibungslos, während die Ölindustrie im Norden immer wieder durch Anschläge lahm gelegt wird.
  • Im Irak sind am Wochenende (16./17. Juli) insgesamt drei US-Soldaten bei verschiedenen Anschlägen getötet wurden. Vier Soldaten wurden verwundet, wie die US-Streitkräfte am 17. Juli mitteilten. Die Anschläge ereigneten sich in Iskandarijah südöstlich von Bagdad, in Kirkuk im Norden des Landes und in der Nähe von Balad, 80 Kilometer nördlich von Bagdad.
  • Großbritannien will nach den Worten von Verteidigungsminister John Reid innerhalb der kommenden zwölf Monate mit dem Rückzug seiner im Irak stationierten Truppen beginnen. Weder sein Land noch die USA hätten "langfristige imperiale Ansprüche" im Irak, sagte Reid am 17. Juli dem US-Fernsehsender CNN. Daher würden die Truppen nur so lange bleiben, wie sie gebraucht würden. Die Präsenz britischer Truppen werde aber erst dann "schrittweise" verringert, wenn die irakischen Sicherheitskräfte genügend ausgebildet seien und die Lage unter Kontrolle hätten. Der Kampf von Rebellen im Irak werde voraussichtlich noch "lange, lange weitergehen, sagte Reid.
Montag, 18. Juli, bis Sonntag, 24. Juli
  • Die Führung der US-Streitkräfte rechnet mit einem weiteren Anstieg der Gewalttaten im Irak vor den näher rückenden politischen Schlüsseldaten. Es werde "natürlich" mehr Anschläge von Aufständischen geben, weil diese versuchten, den politischen Fortschritt zu stoppen, sagte der scheidende US-Generalstabschef Richard Myers am 18. Juli nach einem Treffen mit Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan in Berlin. Interessant sei in diesem Zusammenhang, dass die Rebellen den Irakern keine Alternative aufzeigen könnten außer der Rückkehr zu einer Regierungsform, die "noch bedrohlicher" sei als die Serie blutiger Anschläge der vergangenen Tage.
  • Im jordanischen Badeort Schuneh hat am 18. Juli eine internationale Geberkonferenz über Hilfen für den Irak begonnen. Vertreter von mehr als 60 Ländern und Organisationen wie der Weltbank und der UNO beraten dort zwei Tage lang mit Regierungsmitgliedern aus Bagdad. Der Irak erwarte von den Geberländern "Projekte und präzise Zusagen", sagte der irakische Planungsminister Barham Saleh. Zugleich räumte er ein, dass die Korruption in seinem Land den Wiederaufbau und die internationale Hilfe gefährde. Auf der Geberkonferenz von Madrid 2003 waren dem Irak 33 Milliarden Dollar für den Zeitraum von 2004 bis 2007 zugesagt worden. Davon gaben die Geberländer bislang jedoch erst eine Milliarde frei, die zu gleichen Teilen auf zwei von der Weltbank und den Vereinten Nationen verwaltete Fonds aufgeteilt wurden. (Siehe hierzu: "Bagdad erwartet Projekte statt neuer Versprechen".)
  • Bei mehreren Angriffen im Irak sind am 18. Juli mindestens 15 Menschen getötet worden, darunter insgesamt elf Polizisten und Soldaten. Beim Beschuss ihres Autokonvois in der Hauptstadt Bagdad kamen zwei irakische Polizisten ums Leben. Ein weiterer Polizist wurde vor seinem Haus im südlichen Vorort Dura erschossen. In den nordirakischen Städten Samarra und Mossul erschossen Unbekannte jeweils einen Polizisten. An zwei verschiedenen Orten in der irakischen Hauptstadt wurden vier zunächst nicht identifizierte Leichen mit Kopfschüssen gefunden. Alle hatten zusammengebundene Hände und verbundene Augen. In Amarijah im Westen Bagdads wurden nach Angaben des Innenministeriums am Montag drei Soldaten beim Beschuss ihres Konvois getötet. In demselben Viertel wurden am Abend ein ranghohes Mitglied der Sicherheitskräfte des Innenministeriums und sein Fahrer erschossen. Wie das Verteidigungsministerium in Bagdad mitteilte, schossen Unbekannte von zwei Autos aus auf das Fahrzeug des Oberstleutnants; der Wagen sei von Kugeln durchlöchert gewesen. Im Bagdader Viertel Alwasirja starb ein Major des irakischen Polizeigeheimdienstes, als Unbekannte das Feuer auf sein Auto eröffneten.
  • Der gewalttätige Aufstand im Irak wird nach Einschätzung eines ranghohen US-Militärexperten in etwa einem halben Jahr seinen Höhepunkt erreichen. Der Aufstand werde zwischen Januar und September 2006 seinen Gipfel erreichen, sagte der General im Ruhestand Barry McCaffrey von der Militärakademie West Point am 18. Juli vor dem auswärtigen Ausschuss des US-Kongresses in Washington. Gleichzeitig werde es durch die zu erwartenden "positiven Tendenzen" nach den Wahlen im Irak im Januar 2006 voraussichtlich möglich sein, die US-Truppen im Irak bis Ende 2006 entscheidend zu verringern. Bis dahin müssten die irakischen Sicherheitskräfte in der Lage sein, eine Regierung unter "substanzieller Beteiligung der Sunniten" zu unterstützen.
  • Das renommierte britische Forschungsinstitut Chatham House hat den Irak-Krieg in direkten Zusammenhang mit den Bombenanschlägen von London gestellt. In einem Bericht, der am 18. Juli der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, heißt es: "Der Krieg im Irak hat El Kaida Auftrieb gegeben." Die Experten widersprechen Premierminister Tony Blair, nach dessen Ansicht der Irak-Krieg nichts mit den Londoner Anschlägen zu tun hätten. Der Irak-Krieg habe die Propaganda von El Kaida sowie die Rekrutierung islamistischer Kämpfer und die Beschaffung finanzieller Mittel für das Terrornetzwerk angekurbelt, urteilen die Sicherheitsexperten des Königlichen Instituts für Internationale Angelegenheiten (RIIA) in London, genannt Chatham House. Zudem sei der Irak für Terroristen mit El-Kaida-Verbindungen ein ideales Planungs- und Trainingsgebiet. Auf internationaler Ebene habe der Krieg politische Verbündete gespalten und Ressourcen gebunden, die für die Unterstützung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und die Jagd nach dem Extremistenführer Osama bin Laden nötig gewesen wären. Als zentrales Problem des britischen Anti-Terror-Kampfes werteten die Wissenschaftler, dass die Londoner Regierung diesen in engem Schulterschluss mit den USA führe, allerdings nicht als gleichberechtigter Entscheidungsträger, sondern eher als Beifahrer, der das Steuer dem Verbündeten überlassen habe. Als engster Verbündeter der USA, der Truppen für den Irak und den Kampf gegen die radikalislamischen Taliban in Afghanistan bereitgestellt habe, und wegen seiner führenden Rolle im Anti-Terror-Kampf sei Großbritannien "besonders in Gefahr". (Siehe hierzu: "Sicherheit, Terrorismus und Großbritannien" sowie die Studie von Chatham House im Original (als pdf-Datei): Security, Terrorism and the UK.)
  • Zwei Drittel der Briten sehen einer Umfrage zufolge einen direkten Zusammenhang zwischen der britischen Beteiligung am Irak-Krieg und den Terroranschlägen von London. Laut einer am 19. Juli veröffentlichten Umfrage für den "Guardian" sind 33 Prozent der Briten davon überzeugt, die Entscheidung von Premierminister Tony Blair zur Beteiligung an der Irak-Invasion trage "viel Verantwortung" an den Bombenanschlägen. Weitere 31 Prozent sehen "ein bisschen Verantwortung" der Kriegsbeteiligung für die Anschläge. 28 Prozent der befragten Briten sagten, Blairs Entscheidung zum Einmarsch in den Irak im März 2003 sei nicht für die Attacken vom 7. Juli in London verantwortlich.
  • Bei neuer Gewalt im Irak sind am 19. Juli mindestens 15 Menschen getötet worden. Fünf weitere Menschen wurden bei den Angriffen in den nordirakischen Städten Baakuba und Kirkuk verletzt, wie das Innenministerium und die Polizei mitteilten. Bei einem Angriff auf einen Kleinbus in Baakuba starben demnach zehn Arbeiter auf dem Weg zu einer US-Militärbasis. Die Angreifer hätten aus zwei Autos mit automatischen Waffen auf den Bus gefeuert. Drei Zivilisten in einem weiteren Wagen wurden ebenfalls getötet, als der Fahrer die Kontrolle über den Bus verlor und ihr Auto rammte.
  • Drei Redakteure der neuen irakischen Verfassung sind am 19. Juli in Bagdad ermordet worden. Die sunnitischen Mitglieder des Parlamentsausschusses, der den Verfassungsentwurf erarbeitet, seien in ihrem Auto im Zentrum der irakischen Hauptstadt von Unbekannten erschossen worden, hieß es aus dem Innenministerium. Midschbil el Scheich Issa, Dhamin Hussein und Asis Ibrahim waren mit ihrem Fahrer unterwegs, als einem Augenzeuge zufolge ein vor ihnen fahrender Wagen die Fahrt verlangsamte und ein zweites Auto auf gleiche Höhe auffuhr. Aus diesem eröffneten vier Männer mit Maschinengewehren das Feuer, wie der Händler Abu Hussein der Nachrichtenagentur AFP sagte.
  • Die Nachbarländer Iran und Irak haben sich auf einen Handelsaustausch im Ölsektor verständigt. Der iranische Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh und sein irakischer Kollege Ibrahim Bahr el Ulum unterzeichneten am 19. Juli nach Angaben Teherans eine entsprechende Absichtserklärung. Diese sieht vor, dass Bagdad Rohöl an den Iran liefert und im Gegenzug raffinierte Erdölprodukte aus dem Nachbarland importiert. Damit soll dem Mangel an Benzin und anderen Erdölprodukten im Irak entgegengewirkt werden.
  • Der Irak und mehrere Staaten der Region wollen ihre Zusammenarbeit bei der Grenzsicherung verbessern und die Durchlässigkeit der irakischen Grenzen für Aufständische verringern. Bei einem Treffen in Istanbul unterzeichneten die Innenminister Iraks und Irans, der Türkei, Bahrains, Saudi-Arabiens, Kuwaits, Jordaniens, Ägyptens und Syriens am 19. Juli eine entsprechende Erklärung. Die Staaten vereinbarten darin eine "effektive Überwachung der Grenzen, strenge Kontrollen an Grenzübergängen und von grenzüberschreitenden Bewegungen" sowie einen "Austausch von Geheimdienstinformationen mit den irakischen Behörden mit dem vorrangigen Ziel, Terroristen und andere illegale Grenzüberschreitungen" aufzuhalten.
  • Statistik
    Seit Beginn des Irak-Kriegs sind laut einer britischen Studie etwa 25.000 Zivilpersonen gewaltsam ums Leben gekommen. Für gut ein Drittel dieser Todesfälle seien die US-Streitkräfte verantwortlich, vor allem während der eigentlichen Kriegshandlungen, heißt es in dem Forschungsbericht "Irakische Leichenzählung", der am Dienstag von einem Professor der mittelenglischen Universität Keele vorgestellt wurde. John Sloboda resümiert: "Seit der Militärinvasion im März 2003 haben jeden Tag durchschnittlich 34 Zivilpersonen ihr Leben verloren."
    Für ebenfalls ein gutes Drittel der gewaltsamen Todesfälle wird Kriminalität verantwortlich gemacht. Dazu gehören laut der Studie etwa Raubmorde, Entführungen für Geld mit Todesfolge und Bandenkriege. Die hohe Gewaltquote wird auf den Zusammenbruch des gesellschaftlichen Systems nach dem Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein zurückgeführt. Auf das Konto der Aufständischen gehen dem Bericht zufolge indessen nur etwa zehn Prozent der gewaltsamen Todesfälle. Für weitere rund zehn Prozent wurden keine genauen Angaben gemacht.
    Die britische Regierung erklärte, ihr lägen keine verlässlichen Zahlen über die Toten im Irak vor. Die Angaben des Forschungsprojekts, das die Zeit vom Kriegsbeginn am 20. März 2003 bis zum 19. März 2005 erfasst, stützen sich auf englischsprachige Medienberichte. Die Gesamtzahl von genau 24.865 zivilen Opfern liegt weit unter der Zahl von rund 98.000, die im Oktober 2004 von der britischen Medizinfachschrift "The Lancet" verbreitet wurde.
  • Die irakische Regierung soll beim Wiederaufbau des Landes künftig eine Führungsrolle übernehmen. Zu diesem Zweck soll in zwei Wochen das so genannte Iraq Reconstruction Forum (IRFO) ins Leben gerufen werden, wie der Vorsitzende des derzeitigen internationalen Wiederaufbaufonds, der Kanadier Michael Bell, erklärte. Darauf hätten sich die Geberländer am 19. Juli bei einer Sonderkonferenz an der jordanischen Seite des Toten Meeres geeinigt. - Bei IRFO handelt es sich laut Bell um einen neuen Mechanismus zur Koordination der Irak-Hilfe. Dafür sollen die Iraker selbst zuständig sein, und zwar unter Vorsitz von Planungsminister Barham Salih. Parallel liefen die internationalen Projekte zum Wiederaufbau des Landes aber weiter, betonte Bell. Wie die Interaktion funktionieren soll, blieb zunächst unklar.
  • Weil sie im Irak Gefangene misshandelt haben sollen, müssen sich drei britische Soldaten wegen Kriegsverbrechen vor einem Militärgericht verantworten. Das teilte der oberste britische Staatsanwalt Lord Goldsmith mit (AFP, 20. Juli). Einer der drei Verdächtigen, der 34-jährige Obergefreite Donald Payne, ist zusätzlich wegen Totschlags angeklagt. Die drei Soldaten des Queen's Lancashire Regiment wurden auf Grundlage des Gesetzes zum Internationalen Strafgerichtshof von 2001 angeklagt, sollen aber nicht vor das Gericht in Den Haag, sondern vor ein britisches Militärgericht gestellt werden. Neben Payne sind zwei Gefreite wegen Kriegsverbrechen angeklagt, der 21-jährige Wayne Crowcroft und der ein Jahr ältere Darren Fallon. Die Angeklagten sollen zwischen dem 13. und 15. September 2003 irakische Gefangene in der südirakischen Stadt Basra misshandelt haben. Payne soll den Gefangenen Baha Daud Salim Musa unmenschlich behandelt und getötet und auch andere Häftlinge misshandelt haben. Die Gefreiten Crowcroft und Fallon sollen für Verletzungen weiterer Gefangener verantwortlich sein.
  • Bei einem Selbstmordanschlag vor einem Rekrutierungszentrum der irakischen Armee in Bagdad sind laut AFP am 20. Juli mindestens sechs Menschen (AP: 10 Menschen) getötet worden. Mindestens 24 weitere wurden nach Krankenhausangaben verletzt. Wie ein Vertreter des Innenministeriums mitteilte, stellte sich der Attentäter am Morgen in die Warteschlange vor dem Büro und zündete seinen Sprengstoffgürtel.
  • Die Türkei wird nach den Worten von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nicht mehr lange mit der angedrohten Militärintervention in Nordirak warten. "Viel mehr können wir nicht mehr ertragen", sagte Erdogan der türkischen Zeitung "Hürriyet" vom 20. Juli. Erdogan bezog sich damit auf die jüngsten Terroranschläge in der Türkei und auf die Zusammenstöße zwischen der türkischen Armee und der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Südosten des Landes. Die Gewaltaktionen der PKK werden vom Nordirak aus gesteuert, wo sich mehrere tausend Kämpfer der Kurdengruppe sowie die PKK-Führung aufhalten. Die türkische Armee hatte am 19. Juli mit einer Intervention gedroht. "Wenn es nötig ist, marschieren wir ein", titelten türkische Zeitungen am 20. Juli.
    Die in der Türkei verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat für den Fall eines türkischen Angriffs auf ihre Lager im Nordirak Widerstand angekündigt. Die PKK werde die Region zu einem "Sumpf für die ausführenden Streitkräfte" machen, teilte ihr militärischer Flügel am 20. Juli über die in Deutschland ansässige pro-kurdische Nachrichtenagentur MHA mit. "Wir sind auf einen Angriff vorbereitet und werden dafür sorgen, dass er missglückt", hieß es in einer Internetbotschaft.
  • Die künftige irakische Verfassung wird nach einem Pressebericht die Rechte der Frauen stark einschränken. Wie die "New York Times" am 20. Juli berichtete, soll auf private Bereiche wie Ehescheidungen oder Erbangelegenheiten islamisches Recht angewandt werden. Nach dem Entwurf eines Kapitels der Verfassung, welcher der Tageszeitung vorliegt, sollen Frauen durch die Verfassung geschützt sein, solange sie nicht "die Scharia verletzen". Das bedeutet etwa, dass sie für eine Heirat die Erlaubnis ihrer Familie benötigen und dass Ehemänner sich scheiden lassen können, indem sie dies drei Mal laut aussprechen. Dem Bericht zufolge wurde in dem neuen Entwurf zudem eine Regelung aus der Übergangsverfassung fallengelassen, nach der mindestens ein Viertel der Abgeordneten im nationalen Parlament Frauen sein müssen.
  • Nach der Ermordung zweier sunnitischer Mitglieder des irakischen Verfassungsausschusses haben sich vier weitere Sunniten aus dem Gremium zurückgezogen. Dies teilte der Sprecher des irakischen Rats für den Nationalen Dialog, Salah el Mutlak, am 20. Juli in Bagdad während der Trauerfeier für die Getöteten mit.
  • Die irakische Regierung hat eine Studie britischer Wissenschaftler (siehe oben 19. Juli: "Statistik") vehement zurückgewiesen, wonach die US-geführten Koalitionstruppen im Irak für eine größere Zahl der zivilen Todesopfer verantwortlich sind als die Aufständischen. Es sei ein Irrtum anzunehmen, dass durch "die Geißel des Terrorismus" weniger Zivilisten umgekommen seien als durch die multinationalen Streitkräfte, erklärte die Regierung am 20. Juli in einer Stellungnahme. Die jüngsten Beispiele zeigten vielmehr, dass die ausländischen Truppen versuchten, zivile Opfer zu vermeiden. Zielscheibe der Terroristen sei hingegen vor allem die Zivilbevölkerung, da "sie so viele wie möglich töten wollen".
  • Mehr als die Hälfte der im Herbst 2004 im Irak stationierten US-Soldaten hat die damalige Stimmung innerhalb der Streitkräfte als schlecht oder sehr schlecht beurteilt. Einer am 20. Juli veröffentlichten Umfrage der US-Armee zufolge verbesserte sich die Moral der Truppe im Vergleich zu 2003 dennoch erheblich: Während in einer Untersuchung im Irak und in Kuwait zwischen Ende August und Mitte Oktober 2004 nur 54 Prozent der Soldaten angaben, schlecht gelaunt zu sein, waren es ein Jahr zuvor noch 72 Prozent, die sich über die schlechte Stimmung innerhalb der US-Armee beklagten. Nur neun Prozent gaben 2004 an, die Stimmung sei gut oder gar sehr gut.
  • Der algerische Geschäftsträger im Irak und ein weiterer algerischer Diplomat sind am 21. Juli entführt worden. Wie das irakische Innenministerium und die algerische Botschaft mitteilten, wurden der Geschäfsträger Ali Belaroussi und der Diplomat Ezzedine Ben Kadi im Bagdader Stadtviertel Mansur überfallen und von Unbekannten in zwei Autos verschleppt.
  • Das italienische Abgeordnetenhaus hat mit einer knappen Mehrheit für eine Verlängerung des Militäreinsatzes im Irak um weitere sechs Monate gestimmt. 283 Abgeordnete votierten bei 207 Gegenstimmen am 21. Juli für einen Gesetzentwurf, demzufolge bis Dezember 19,2 Millionen Euro zur Finanzierung des Irak-Einsatzes vorgesehen sind. Drei Abgeordnete enthielten sich. Damit das Gesetz in Kraft treten kann, muss auch der Senat zustimmen, die zweite Kammer des italienischen Parlaments. Dieser soll in der kommenden Woche entscheiden. Italien gehört zu den engsten Verbündeten der USA im Irak und hat etwa 3000 Soldaten in dem Land stationiert.
  • Nach der Ermordung zweier sunnitischer Mitglieder des irakischen Verfassungsausschusses haben die Sunniten geschlossen ihre Mitarbeit an dem Entwurf für eine Verfassung bis auf weiteres ausgesetzt. Das sagten mehrere sunnitische Ausschussmitglieder nach einer Sitzung von rund 50 Sunniten-Vertretern am 21. Juli der Nachrichtenagentur AFP. Die Entscheidung sei einstimmig gefallen, sagte der Sprecher des irakischen Rats für den Nationalen Dialog, Salah el Mutlak. Bereits am Vortag hatten sich vier Sunniten aus dem Gremium zurückgezogen.
  • Syrische Sicherheitskräfte haben an der Grenze zum Irak mehr als 1200 mutmaßliche Extremisten verschiedener Nationalitäten festgenommen. Alle Verdächtigen seien an die Behörden ihrer Heimatländer überstellt worden, erklärte der syrische Vize-Außenminister Walid Muallem am 21. Juli in einem Gespräch mit in Damaskus akkreditierten Botschaftern. Er gab nicht an, in welchem Zeitraum die Festnahmen erfolgten.
  • Bei mehreren Anschlägen in der irakischen Hauptstadt Bagdad und Umgebung sind am 22. Juli insgesamt elf Menschen getötet worden, unter ihnen sieben Polizisten. Im westlichen Bagdader Stadtteil Baladajat eröffneten Unbekannte nach Polizeiangaben das Feuer auf einen Polizeiwagen und erschossen zwei Beamte. Ein weiterer Polizist wurde schwer verletzt.
    Etwa eine halbe Stunde nach dem Vorfall in Baladajat wurden im selben Stadtviertel zwei Passanten und ein Polizist getötet, als eine weitere Patrouille beschossen wurde.
    Im Zentrum der irakischen Hauptstadt wurden zwei in Zivil gekleidete Polizisten getötet, als ihr Wagen beschossen wurde.
    Zwei Verkehrspolizisten wurden an einer Kreuzung im Osten Bagdads von Angreifern erschossen, die von einem Auto aus das Feuer eröffneten.
    Bei einer Bombenexplosion am Ortsausgang von Latifijah, 40 Kilometer südlich von Bagdad, starben zwei Zivilisten. Laut Polizei zielte der Anschlag auf eine irakische Armeepatrouille, traf jedoch drei zivile Autos.
  • Ein irakischer Häftling ist in einer amerikanischen Krankenstation südlich von Bagdad gestorben, nachdem er zuvor von einem Wachmann bewusstlos in seiner Zelle gefunden worden war. Das teilten die US-Streitkräfte am 23. Juli mit. Der Mann sei sofort nach dem Auffinden mit einem Krankenwagen in das Lazarett gebracht worden. Dort sei sein Tod festgestellt worden. Nach ersten Erkenntnissen sei Fremdverschulden ausgeschlossen, hieß es in einer Erklärung.
  • Bei einem Selbstmordanschlag mit einem Sprengstoff-LKW sind in Bagdad mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 25 weitere wurden nach Angaben des irakischen Innenministeriums verletzt, als sich der Attentäter am 24. Juli vor einer Polizeiwache im Südosten der irakischen Hauptstadt mit einem LKW voller Sprengstoff in die Luft sprengte. Unter den Opfern waren zahlreiche Polizisten. Ihre Leichen verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. Die Behörden fürchteten, dass noch weitere Tote in den Trümmern eines beschädigten Hauses und in zahlreichen zerstörten Autos liegen könnten. (Tatsächlich erhöhte sich laut AP die Zahl der Toten am 25. Juli auf 39.)
  • Bei einem Mörserangriff irakischer Aufständischer ist am 24. Juli ein US-Soldat getötet worden. Zwei weitere US-Soldaten der "Task Force Liberty" seien in dem Beschuss bei Balad verwundet worden, wie die US-Streitkräfte in Bagdad mitteilten. Balad liegt nördlich von Bagdad. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP sind seit dem Beginn des Irak-Krieges in März 2003 mindestens 1.775 US-Soldaten umgekommen.
Montag, 25. Juli, bis Sonntag, 31. Juli
  • Bei zwei Selbstmordanschlägen in Bagdad sind am 25. Juli mindestens acht Menschen getötet und 27 weitere verletzt worden. Am frühen Morgen steuerte ein Attentäter ein mit Sprengstoff präpariertes Fahrzeug in den Eingang des Hotels El Sadeer im Zentrum der irakischen Hauptstadt, wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte. Etwa zwei Stunden später zündete ein Attentäter unter einer Brücke im Westen der Stadt eine Autobombe. Die Bombenexplosion vor dem Hotel in der Innenstadt riss sechs Menschen in den Tod, 16 weitere wurden verletzt. Bei den meisten Opfern handelte es sich nach Angaben des Innenministeriums um Wachpersonal der Anlage. Im "El Sadeer", das bereits mehrfach Ziel von Attentaten war, wohnen zahlreiche ausländische Sicherheitskräfte. Ziel des zweiten Anschlags war eine Polizeipatrouille. Zwei Polizisten wurden getötet, elf weitere Menschen verletzt.
  • Kuwait hat den Import von Wassermelonen aus dem benachbarten Irak verboten - aus Sorge, die großen Früchte könnten zum Schmuggel von Sprengstoff verwendet werden. Wassermelonen dürften auf keinen Fall über die nördlichen Grenzposten ins Land gelassen werden, heißt es es nach örtlichen Presseberichten vom 25. Juli in einem Schreiben der kuwaitischen Grenzbehörden. Darin wurde auf kuwaitische Geheimdienstinformationen Bezug genommen, wonach die Melonen mit Sprengstoff oder Drogen gefüllt werden könnten.
  • Nach tagelangem Boykott wollen die Vertreter der irakischen Sunniten sich wieder an der Ausarbeitung der irakischen Verfassung beteiligen. In Verhandlungen mit Parlamentsvertretern seien alle ihre Forderungen erfüllt worden, sagte Sunniten-Sprecher Salim Abdallah von der Islamischen Partei am 25. Juli der Nachrichtenagentur AFP. Die sunnitischen Mitglieder im Verfassungsausschuss würden in das Gremium zurückkehren, sobald die Einigung offiziell bekannt sei.
  • Nach der zweiten Anschlagsserie auf das Londoner Transportsystem vermuten immer mehr Briten einen Zusammenhang zwischen dem Irak-Krieg und den Terroranschlägen. Nach einer am 25. Juli von der Zeitung "Daily Mirror" und dem Fernsehsender ITV veröffentlichten Umfrage sind inzwischen 85 Prozent der Briten davon überzeugt, dass die Anschläge mit der Beteiligung ihres Landes am US-geführten Einsatz im Irak zu tun haben. Nach den ersten Anschlägen am 7. Juli mit 56 Toten hatten nur 64 Prozent der Briten einen Zusammenhang mit dem Irak-Krieg gesehen.
    US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sieht keinerlei Zusammenhang zwischen den Terroranschlägen in London und Scharm el Scheich und dem Krieg im Irak. Das sei lächerlich, sagte er auf eine entsprechende Journalistenfrage am 25. Juli. Terroranschläge habe es schon vor dem Krieg gegeben. Rumsfeld warnte davor, auf Forderungen von Terroristen einzugehen und sie damit zu belohnen.
  • Der irakische Verfassungsausschuss will offenbar in Irak geborene, seit langem im Exil lebende Juden daran hindern, die irakische Staatsangehörigkeit zurückzuerlangen. Eine Mehrheit der 71 Ausschussmitglieder sei für eine entsprechende Passage im Verfassungsentwurf, sagte der kurdische Abgeordnete Muther el Fadhil am 25. Juli der Nachrichtenagentur AFP. Sie stimme darin überein, "allen Irakern die Nationalität zuzuerkennen, die diese nach 1963 verloren" hätten, sagte Fadhil. Die Jahreszahl in dem Text ist entscheidend: 1963, dem Jahr des ersten Putsches und der Machterlangung der Baath-Partei, lebten nur noch wenige Juden im Irak, während es 1948 noch rund 134.000 waren. Nach der Gründung des Staates Israel wurden Juden im Irak zunehmend diskriminiert, bis 1952 verließen mehr als 123.000 das Land.
  • Die Terrorgruppe Al Kaida im Irak hat die Sunniten vor einer Beteiligung an dem für Oktober geplanten Referendum über die neue Verfassung gewarnt. Dies würde die sunnitischen Araber zu Ungläubigen machen und sie würden dann wie die Besatzungstruppen behandelt, kündigte die Organisation des Extremistenführers Abu Mussab al Sarkawi am 26. Juli im Internet an. Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht überprüft werden.
  • Al Kaida im Irak hat die Ermordung von zwei entführten algerischen Diplomaten angekündigt. Ein "Gericht" der Gruppe habe am 25. Juli Todesurteile gegen die Gesandten der "abtrünnigen algerischen Regierung" verhängt, hieß es in einer am 26. Juli im Internet veröffentlichten Erklärung. Wenig später veröffentlichte Al Kaida im Irak ein Video, auf dem sich zwei Männer als die in der vergangenen Woche entführten Diplomaten Ali Belaroussi und Azzedine Belkadi identifizieren.
  • Die US-Armee im Irak hält derzeit nach Pentagon-Angaben zwischen 12.000 und 17.000 Einheimische in Gefangenschaft. Die Zahl schwanke beträchtlich, weil es immer wieder zahlreiche Entlassungen gebe, sagte Pentagon-Sprecher Larry DiRita am 26. Juli in Washington. Wie viele Rebellen sich unter den Gefangenen befinden, konnte der Sprecher nicht sagen; es gebe hierfür keine Aufschlüsselung. Die Gesamtzahl der Gefangenen beinhalte auch "gewöhnliche Verbrecher, Autodiebe oder Personen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren".
  • Das Chaos im Irak ist nach Darstellung einer unabhängigen US-Untersuchung von einer unzureichenden Vorbereitung der Nachkriegszeit mitverursacht worden. Die Planungen für den Wiederaufbau sollten den beträchtlichen Anstrengungen für den Krieg entsprechen, kritisierten die beiden ehemaligen Sicherheitsberater Samuel Berger und Brent Scowcroft bei Vorlage des Berichts am 26. Juli. Der Washingtoner Untersuchungsbericht bilanzierte, zwei Jahre nach dem militärischen Sieg hätten die USA und die Iraker es noch immer nicht geschafft, in dem Land die Sicherheit wiederherzustellen. "Die Kosten, menschlich, militärisch und wirtschaftlich, sind hoch und werden weiter steigen", heißt es in dem Bericht des von Berger und Scowcroft geleiteten Gremiums. Es sei ein Fehler gewesen zu glauben, dass für den Wiederaufbau des Iraks nicht mehr Truppen nötig seien als für die Invasion.
    Berger war Nationaler Sicherheitsberater von Präsident Bill Clinton, Scowcroft hatte diese Funktion unter den republikanischen Präsidenten Gerald Ford und George Bush senior inne.
  • Am Abend des 26. Juli starben 16 Mitarbeiter der irakischen Regierung. Sie wurden beschossen, als sie in Bussen vom Industrieministerium nach Hause gebracht werden sollten. Bewaffnete folgten den Bussen in zwei Wagen und eröffneten das Feuer, wie die Behörden berichteten. 27 Passagiere erlitten Verletzungen.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist am 27. Juli in Bagdad eingetroffen. Er wollte sich dort mit irakischen Regierungsvertretern und Befehlshabern der US-Armee treffen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Rumsfeld kam aus Tadschikistan.
    Rumsfeld rief bei seinem vorher nicht bekannt gegebenen Besuch die irakische Führung auf, sich gegen Einmischungen von Syrien und Iran konsequenter zur Wehr zu setzen. Den Nachbarstaaten müsse klar gemacht werden, dass ausländische Terroristen nicht länger die Grenzen überschreiten und die Staaten die Aufständischen nicht unterstützen dürften, sagte der US-Verteidigungsminister laut AP auf dem Flug nach Bagdad. Er wolle zudem die Iraker auffordern, mehr Sicherheitskräfte für die Bewachung der 15.000 Gefangenen im Land auszubilden.
  • Der irakische Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari hat einen zügigen Abzug der US-Truppen gefordert. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte er am 27. Juli in Bagdad, es sei an der Zeit, eine geordnete Übergabe der militärischen Kontrolle zu planen. Der Kommandeur der US-Truppen im Irak, General George Casey, nannte das kommende Frühjahr und den Sommer als mögliche Termine für den Beginn eines "ziemlich bedeutenden" Abzugs. Dschaafari nannte keinen Zeitplan, unterstrich aber, dass seine Regierung aufs Tempo drücke - auch bei der Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte. Der Abzug der Koalitionstruppen müsse zudem eng mit der irakischen Regierung koordiniert werden. Casey unterstrich in einem Gespräch mit Journalisten, Voraussetzung seien weitere politische Fortschritte. Zudem dürfe sich der Aufstand nicht ausweiten. Die irakische Armee umfasst derzeit 77.000 Soldaten, bis Dezember sollen es 85.000 sein. Die Zahl der Polizisten soll von derzeit 94.000 auf 145.000 steigen.
  • Die irakische El-Kaida-Gruppe um den Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi hat die Ermordung der zwei in der Vorwoche entführten Diplomaten aus Algerien bekannt gegeben. Am 27. Juli sei "das Urteil eines islamischen Tribunals" umgesetzt worden, heißt es in einer im Internet veröffentlichten Mitteilung. Die Diplomaten Ali Belaroussi und Ezzedine Ben Kadi seien "getötet" worden. Zunächst ließ sich nicht klären, ob die Nachricht authentisch ist.
    Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika hat die Ermordung von zwei entführten algerischen Diplomaten im Irak scharf verurteilt. Die Tat sei ein "monströser Akt" und eine "abstoßende Barbarei", hieß es in einer am 27. Juli in Algier veröffentlichten Erklärung des Präsidenten. Bouteflika sprach den Tätern jede religiöse Rechtmäßigkeit ab. Ganz Algerien sei tief betroffen über die Tat.
  • Bei einem Rebellenangriff auf eine Polizeistation südlich von Bagdad sind am 27. Juli zwei Polizisten und zwei Angreifer ums Leben gekommen. Sechs weitere Polizisten wurden verletzt, als Aufständische versuchten, Gefangene zu befreien.
  • In Samarra verhängte die Polizei am 27. Juli eine Ausgangssperre. US-Soldaten und irakische Sicherheitskräfte postierten sich auf den Dächern und schossen, wenn sich jemand vor die Tür wagte. Ein Arzt sagte, fünf Menschen seinen dadurch verletzt worden. Zuvor hatten Aufständische eine US-Patrouille angegriffen.
  • Der Antiterrorkrieg und die anhaltende Besetzung des Irak haben den Munitionsbedarf der US-Armee derart in die Höhe geschraubt, dass er nicht mehr ihm eigenen Land gedeckt werden kann. Wie die Rechnungsprüfungsstelle des Kongresses (GAP) am 27. Juli enthüllte, hat sich allein der Bedarf der Armee an kleinkalibrigen Patronen innerhalb der letzten Jahre von jährlich 730 Millionen auf knapp 1,8 Milliarden mehr als verdoppelt. Bei Patronen mittleren Kalibers schnellte der Verbrauch von 11,7 Millionen auf 22 Millionen pro Jahr hoch.
  • Bei einem Bombenanschlag im Süden Bagdads ist am 28. Juli ein mit Benzin beladener Güterzug explodiert. Nach Polizeiangaben wurden zwei Menschen getötet, sechs weitere erlitten zum Teil schwere Verbrennungen. Die Terrorgruppe von Mussab al-Sarkawi bekannte sich zu dem Anschlag. Die Extremisten erklärten, der Anschlag sei die Reaktion auf die Festnahme von zwei Frauen gewesen.
  • Mit lasergesteuerte Bomben haben US-Kampfflugzeuge am 28. Juli im Irak Stellungen Aufständischer angegriffen. Dabei kamen nach amerikanischen Angaben in einem Dorf nordwestlich der Hauptstadt Bagdad neun Rebellen ums Leben, darunter fünf Syrer. Zwei Kämpfer wurden festgenommen. Zuvor waren amerikanische und irakische Soldaten in dem Dorf bei Haditha unter Feuer geraten.
  • Im Irak sind nach Angaben eines US-Sonderermittlers Millionensummen aus Programmen für den Wiederaufbau unterschlagen worden. In die Betrügereien seien auch Mitarbeiter der US-Regierung sowie US-Firmen verwickelt, sagte der Ermittler Stuart Bowen am 28. Juli im öffentlichen US-Rundfunksender NPR. Das Justizministerium in Washington befasse sich bereits mit diesen Vorgängen. Als Beispiel nannte Bowen sieben Millionen Dollar für die Hilla-Region südlich von Bagdad, die verschwunden seien. Das Geld stamme aus Ölverkäufen, deren Erlöse die frühere US-Zivilverwaltung für Entwicklungsprojekte ausgewiesen habe.
  • Eine Polizeipatrouille hat am 28. Juli südlich von Bagdad sieben enthauptete Leichen entdeckt. Nach Behördenangaben handelt es sich bei den Ermordeten um fünf irakische Polizisten und zwei weitere Iraker, die für die US-Armee gearbeitet hatten. Sie wurden vor etwa drei Tagen getötet. Die Leichen weisen Folterspuren auf.
  • Im Westen des Irak wurden wieder zwei US-Marineinfanteristen getötet, wie die Streitkräfte am 19. Juli mitteilten. Die beiden Soldaten kamen am 28. Juli ums Leben, als sie Stellungen von Rebellen beschossen. Neun Aufständische seien dabei getötet haben.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Rekrutierungsstelle im Norden des Irak sind am 29. Juli mindestens 25 Menschen getötet und 35 weitere verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, drang der Attentäter in das Zentrum in der Ortschaft Rabiaa ein und brachte einen Sprengsatz inmitten der Rekruten zur Explosion. Einige Verletzte seien in die rund 120 Kilometer entfernte Stadt Mossul gebracht worden.
  • Der Verfassungskonvent forderte am 31. Juli, die am 15. August endende Frist für die Ausarbeitung einer Verfassung um einen Monat zu verlängern. Präsident Talabani ist aber nach wie vor für die Einhaltung des Termins.
  • Am Wochenende 30./31. Juli starben bei Anschlägen im Irak mindestens 15 Menschen.Bei einem Angriff auf einen Konvoi der Partei Irakischer Nationalkongress von Vizeregierungschef Ahmed Tschalabi ist am 31. Juli einer seiner Leibwächter getötet worden.
    Bei der Explosion einer Autobombe südlich von Bagdad sind am 31. Juli fünf Menschen getötet worden.
    Am 30. Juli starben bei einem Anschlag in Bagdad mindestens sieben Personen, bei der Explosion einer Autobombe zwei Menschen.



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