Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

16. bis 30. September 2004

Donnerstag, 16. September, bis Sonntag, 19. September
  • In Bagdad sind am 16. Sept. zwei Briten und ein US-Amerikaner entführt worden. Die Zivilisten seien am frühen Morgen aus ihrem Haus im Viertel Mansur im Westen der irakischen Hauptstadt verschleppt worden, teilte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums mit. Das Haus ist von einer hohen Mauer umgeben.
  • Im Irak sind offenbar drei Schweden entführt worden. Das Außenministerium in Stockholm erklärte am 16. Sept., schwedische Medienberichte über die schon vor einigen Tagen erfolgte Geiselnahme würden untersucht. Entführt worden seien demnach schwedische Bürger, die aus dem Irak stammten und vor mehreren Monaten in ihre Heimat zurückgekehrt seien. Die Nachricht fiel mit der Entführung eines Briten und zweier Amerikaner in einem Nobelviertel Bagdads zusammen.
  • Bei einem Bombenanschlag in Bagdad ist am 16. Sept. mindestens ein Mensch getötet worden. 14 weitere wurden verletzt, als der in einem Mülleimer im Zentrum der irakischen Hauptstadt versteckte Sprengsatz explodierte, sagte ein Polizist der Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Toten handele es sich um einen Weinhändler, unter den Verletzten seien drei Frauen.
  • Das Europaparlament hat die jüngsten Terroranschläge im Irak scharf verurteilt und die "unverzügliche Freilassung" aller Geiseln gefordert. Die politisch Verantwortlichen und geistlichen Würdenträger sollten sich dem anschließen, verlangten die Euro-Abgeordneten am 16. Sept. in einer Entschließung. Sie müssten "jede Form von Terrorismus" gegen Zivilisten, Polizisten, Soldaten der US-geführten Koalition sowie gegen Angehörige religiöser Minderheiten unzweideutig geißeln.
  • Der während des Vietnamkriegs verantwortliche frühere US-Verteidigungsminister Robert McNamara hat im Alter von 88 Jahren noch einmal geheiratet - und bei der Gelegenheit den Irak-Feldzug der Bush-Regierung kritisiert. "Die haben sich geirrt", sagte der frühere Hardliner am 16. Sept. laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa nach seiner Trauung mit der 70-jährigen Diana Masieri in der Basilika von Assisi. "Das ist ein schreckliches Problem, und ich weiß nicht, wie das enden soll." (Gott gebe ihm ein langes Leben, noch viele Hochzeiten und ebenso viele Einsichten! Anmerkung des Chronisten)
  • Eine Extremistengruppe im Irak hat nach eigenen Angaben vom 16. Sept. drei Lastwagenfahrer getötet, die Waren für die US-Armee transportiert haben sollen. Das geht aus einer Erklärung einer Gruppe hervor, die sich Armee der Anhänger des sunnitischen Islam nennt. Darin heißt es, die drei Männer seien am 13. Sept. in der Nähe von Basra entführt worden. Sie hätten Waren aus Kuwait an die US-Armee liefern sollen. Den von den Extremisten veröffentlichten Namen nach zu urteilen handelt es sich bei den Ermordeten um Iraker.
  • Bei den US-Luftangriffen auf die Region der irakischen Stadt Falludscha sind in der Nacht zum 17. Sept. nach Angaben der US-Armee etwa 60 Menschen getötet worden. Der Angriff auf die Ortschaft Kurusch habe sich gegen einen Unterschlupf der Gruppe des mutmaßlichen Terroristen Abu Mussab el Sarkawi gerichtet, erklärte die US-Armee am Freitag. Dort hätten sich rund 90 ausländische Kämpfer versteckt und Angriffe gegen das irakische Volk, die irakischen Sicherheitskräfte und die multinationalen Truppen geplant. Etwa 60 Kämpfer seien getötet worden. Die US-Luftangriffe hatten laut Armee die Billigung des irakischen Regierungschefs Ijad Allawi. Klinikärzte betonten dagegen, dass unter den Opfern vor allem Frauen, Kinder und Alte seien, aber kein einziger Araber aus dem Ausland.
    Später am Tag wurde für die Stadt erneut ein Waffenstillstandsabkommen ausgehandelt. Eine Abordnung von Bürgern der Stadt und Vertreter der irakischen Sicherheitskräfte einigten sich auf eine Beendigung der Kampfhandlungen und der US-Angriffe. Für Sicherheit sollen irakische Polizei-, Nationalgarde- und Armeeeinheiten sorgen, die aus Bürgern Falludschas rekrutiert werden sollen.
  • Trotz Waffenstillstand haben US-Kampfflugzeuge am Abend des 17. Sept. erneut Angriffe auf die irakische Widerstandshochburg Falludscha geflogen. Der Angriff habe dem zentralen Viertel Dubat gegolten, berichteten Einwohner in der westlich von Bagdad gelegenen Stadt. Anschließend sei eine schwere Detonation zu hören gewesen. Mindestens ein Haus in dem Viertel wurde beschädigt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Mehrere Rettungswagen waren zu sehen. Ein Kommunalpolitiker sagte dem arabischen Sender El Dschasira, nach dem Luftangriff im Offiziersviertel seien die Leichen eines Mannes und einer alten Frau aus den Trümmern des Hauses geborgen worden. Sechs weitere Menschen wurden nach seinen Angaben verletzt. Später sagten Krankenhausärzte, es seien swechs Iraker getötet und acht weitere verletzt worden.
  • Bei einem Autobombenanschlag in Bagdad sind am 17. Sept. mindestens fünf Menschen getötet und weitere 20 verletzt worden. Ein mit Sprengstoff präpariertes Fahrzeug explodierte gegen Mittag im Zentrum der irakischen Hauptstadt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Über der Einkaufszone El Raschid am östlichen Ufer des Tigris stand eine dichte Rauchsäule. US-Soldaten und irakische Polizisten riegelten den Tatort ab. Die Einkaufszone ist normalerweise sehr belebt; da an Freitagen für Moslems das Wochenende beginnt, waren aber nicht ganz so viele Menschen dort unterwegs.
  • Für eine groß angelegte irakische Waffenproduktion vor Beginn des Irakkriegs im März 2003 fehlen nach einer neuen US-Untersuchung weiter die Beweise. Wie die "New York Times" am 17. Sept. unter Berufung auf Regierungsbeamte berichtete, habe das Regime von Saddam Hussein jedoch die klare Absicht gehabt, ABC-Waffen nach einer möglichen Aufhebung oder Lockerung der UN- Sanktionen zu produzieren. Die meisten Beweise für verbotene Waffenprogramme seien in Geheimlaboren des irakischen Nachrichtendienstes gefunden worden. Dort hätten kleine Mengen tödlicher chemischer und biologischer Stoffe produziert werden können, die aber eher für Attentate als für Massenvernichtungswaffen geeignet gewesen wären. Der Entwurf des etwa 1500-Seiten starken Berichts bestätigt damit weitgehend Erkenntnisse des Reports des damaligen US- Chefwaffeninspekteurs, David Kay, vom Oktober vergangenen Jahres. Die neuen Erkenntnisse basieren nicht nur auf der Inspektion geheimer Labore, sondern auch auf Dokumenten von Spitzenfunktionären sowie Angaben irakischer Wissenschaftler und anderer Quellen.
  • Mehrere NATO-Mitgliedstaaten haben Bedenken wegen der geplanten Ausbildungshilfe der Allianz im Irak geäußert und blockieren damit eine Einigung. Nicht alle 26 Mitglieder seien "völlig glücklich", sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer am 17. Sept. bei einem Treffen der EU-Verteidigungsminister im niederländischen Noordwijk. Er sei aber "sehr optimistisch", dass schon "sehr bald" eine Einigung in den letzten Punkten erzielt werden könne.
  • Bei nächtlichen Auseinandersetzungen mit Aufständischen in Bagdad hat die irakische Polizei 63 Menschen festgenommen. Unter ihnen seien auch Ägypter, Libanesen und Syrer, sagte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums am Freitag. Die Polizei habe mit der Unterstützung der Nationalgarde und von US-Soldaten in den Morgenstunden des 17. Sept. das Viertel um die berüchtigte Haifa-Straße gestürmt, eine Hochburg von Anhängern des entmachteten irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Die Gefechte hätten bis mittags gedauert; die Polizei habe zahlreiche Raketen und Panzerfäuste entdeckt und beschlagnahmt.
  • In der Provinz Anbar, wo auch die Rebellenhochburg Falludscha liegt, wurde am Abend des 17. Sept. der stellvertretende Gouverneur Bassem Mohammed tot aufgefunden, wie das Krankenhaus in Ramadi am Samstag mitteilte. Der stellvertretende Verwaltungschef der Provinz war am 8. September überfallen und entführt worden.
  • Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat John Kerry hat Vizepräsident Dick Cheney vorgeworfen, durch seine Verbindungen zum umstrittenen Halliburton-Konzern vom Irak-Krieg profitiert zu haben. In einem von Kerry autorisierten Wahlwerbespot, der am 17. Sept. vorgestellt wurde, heißt es, Cheney habe als Vizepräsident zwei Millionen Dollar von Halliburton erhalten. Im Gegenzug habe das texanische Ölunternehmen Milliardenumsätze durch nicht ausgeschriebene Aufträge im Irak erwirtschaftet. Weiter heißt es in dem Spot: "Dick Cheney hat zwei Millionen Dollar bekommen. Was haben wir bekommen? Eine 200-Milliarden-Dollar-Rechnung für den Irak."
  • US-Außenminister Colin Powell hat die jüngste Äußerung von UN-Generalsekretär Kofi Annan, der zufolge die Irak- Invasion illegal gewesen sei, als "inkorrekt" zurückgewiesen. Er habe in dieser Sache mit Annan ein "gutes diplomatisches Gespräch" geführt, sagte Powell am 17. Sept. dem Sender Fox. Der Minister fügte zugleich hinzu, dass die USA vor der UN-Vollversammlung in der kommenden Woche keine "Ablenkungen" wollten.
  • Bei einem Granatenangriff auf eine Schule in der irakischen Stadt Baakuba sind am 18. Sept. mindestens neun Menschen verletzt worden. Vor der technischen Oberschule warteten am Morgen mehrere Schüler und Eltern auf Prüfungsergebnisse, als eine Mörsergranate an einem der Gebäude einschlug, wie der Polizeichef der Provinz Dijala, Walid Chaled Abdelsalam, mitteilte. Krankenhausvertreter berichteten von mindestens neun Menschen, die mit Verletzungen durch Granatsplitter eingeliefert worden seien. Bei den Verwundeten handle sich um Schüler und Eltern.
  • Bei einem Autobombenanschlag in der nordirakischen Stadt Kirkuk sind am 18. Sept. mindestens 20 Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich vor einem Rekrutierungsbüro der irakischen Nationalgarde. Bei dem Angriff handelt es sich bereits um den zweiten größeren Anschlag in Kirkuk in diesem Monat: Am 4. September hatte sich ein Selbstmordattentäter vor einer Polizeistation mit seinem Auto in die Luft gesprengt und dabei 17 Menschen in den Tod gerissen.
  • Der arabische Fernsehsender Al Dschasira hat am 18. Sept. einen Videofilm ausgestrahlt, in dem eine britische und zwei amerikanische Geiseln im Irak vorgeführt werden. Der Film zeigt einen maskierten Mann vor seinen Gefangenen, die auf einem Stuhl sitzen und offenbar unverletzt sind. Al Dschasira berichtete, dass die Organisation des jordanischen Extremisten Abu Mussab al Sarkawi die Freilassung von weiblichen Häftlingen aus Gefängnissen im Irak fordert und ein Ultimatum von 48 Stunden gestellt hat. Die drei Männer waren am 16. Sept. in Bagdad überfallen und verschleppt worden.
  • Der britische Premierminister Tony Blair hat einen Zeitungsbericht zurückgewiesen, wonach er keinen Plan für die Zeit nach dem Krieg im Irak gehabt habe. "Das ist einfach nicht richtig. Wir hatten einen Plan", sagte Blair am 18. Sept. am Rande der Nordirland-Verhandlungen im südenglischen Leeds Castle. "Es gibt aber Leute im Irak, die entschlossen sind, uns aufzuhalten." Es sei "absolut klar", was dort passiere: "Terrorgruppen" seien zum Töten bereit und nähmen Geiseln, um zu verhindern, dass der Irak ein stabiles Land werde. "Denn das wäre ein großer Rückschlag für den internationalen Terrorismus."
  • Eine islamistische Gruppierung im Irak hat nach einem Bericht des katarischen Fernsehsenders El Dscharia zehn Mitarbeiter einer US-türkischen Firma entführt. El Dschasira zeigte am 18. Sept. Ausschnitte aus einem Video, auf dem die zehn Männer zu sehen sind, wie sie ihre Ausweise in eine Kamera halten. Die Entführer drohen laut El Dschasira mit der Ermordung der Geiseln, sollte ihre Firma nicht binnen drei Tagen den Irak verlassen. Der Name der Firma wurde nicht genannt. Die Entführer nennen sich laut dem Fernsehsender "Salafistische Brigade Abu Bakr el Seddik".
  • 24 Jahre nach Beginn des Krieges zwischen Irak und Iran residiert wieder ein irakischer Botschafter in der iranischen Hauptstadt Teheran. Mohammed Madschid el Scheich überreichte am 18. Sept. dem iranischen Außenminister Kamal Charrasi sein Beglaubigungsschreiben, wie die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete. Bislang vertrat ein Geschäftsträger den Irak im Iran. Angaben dazu, ob und wann Teheran einen Botschafter nach Bagdad entsendet, machte Irna nicht.
  • Beim einem neuen Angriff der US-Luftwaffe auf die irakische Stadt Falludscha sind am 18. Sept. nach Krankenhausangaben mindestens vier Menschen getötet und weitere fünf verwundet worden. Ein Arzt des Krankenhauses von Falludscha weigerte sich, weitere Angaben zu den Opfern zu machen. Augenzeugen berichteten aber, ein US-Geschoss sei auf einer Straße explodiert und habe Passanten getötet und verletzt. Die US-Armee bestätigte den Angriff zunächst nicht. Schon am Vortag hatten die USA trotz Waffenstillstands einen Luftangriff gegen die Stadt geflogen.
  • Ein Bagdader Büroleiter des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr und sein Bruder sind nach Angaben von Angehörigen in der Nacht zum 19. Sept. in Bagdad festgenommen worden. Die irakische Nationalgarde und US-Soldaten hätten Granaten auf die Wohnsitze von Hasem el Aradschi und seinen Bruder abgefeuet und die Häuser anschließend gestürmt, hieß es. Aradschi leitet ein Büro Sadrs im Staddtteil Kassimija im Nordwesten der Stadt.
    Eine bewaffnete Gruppe hat 15 Mitglieder der irakischen Nationalgarde entführt. Die Gruppierung drohte nach Angaben des Fernsehsenders El Dschasira vom 19. Sept. mit der Hinrichtung der Geiseln, wenn nicht innerhalb von 48 Stunden der radikale Schiitenführer Hasem el Aradschi freigelassen werde. El Dschasira strahlte eine entsprechende Videobotschaft der Gruppe "Mohammed Ben Abdallah" mit Aufnahmen der Geiseln aus.
  • Bei einer Bombenexplosion südlich von Bagdad ist am 19. Sept. ein vierjähriges Kind ums Leben gekommen. Drei Erwachsene wurden nach Polizeiangaben verletzt, als eine Autobombe im Dorf Tunis 60 Kilometer von Bagdad entfernt explodierte. Über die Hintergründe des Anschlags gab es zunächst keine Angaben.
  • An einem Kontrollposten in der nordirakischen Stadt Samarra hat sich am 19. Sept. ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und zwei Menschen mit in den Tod gerissen. Unter den sieben Verletzten waren vier US-Soldaten, die den Check-Point gemeinsam mit irakischen Sicherheitskräften bewachten, teilten die Streitkräfte mit. Ein irakischer Soldat, eine Zivilperson und der Attentäter starben, als dieser die Bombe in seinem Wagen zündete. Die Verletzten wurden in ein Militärkrankenhaus gebracht.
  • Irakische Sicherheitskräfte haben eine jordanische Geisel im Irak befreit. Der vor einem Monat entführte Beamte Alaa Thabet Lasim sei am Sonntag in einem gemeinsamen Einsatz von Polizei und Nationalgarde aus einem Haus östlich von Nassirijah befreit worden, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP am 19. Sept. Der 35-jährige Jordanier habe ausgesagt, im August verschleppt worden zu sein, als er auf dem Weg zu Verwandten in der Schiitenstadt El Chadr war. Lasims Entführung war bisher nicht öffentlich gemeldet worden.
  • Die Islamistengruppe Ansar el Sunna hat eigenen Angaben zufolge drei im Irak entführte kurdischstämmige Iraker enthauptet. Wie es in einer am 19. Sept. im Internet veröffentlichten Erklärung der Gruppe hieß, waren die Männer in Tadschi nördlich von Bagdad verschleppt worden, weil sie mit den US-Truppen zusammenarbeiteten. Die Männer aus der grenznahen irakischen Stadt Sacho seien Anhänger der "verräterischen Demokratischen Partei Kurdistans"; deswegen sei ihnen in "Anwendung der göttlichen Justiz" die Kehle durchgeschnitten worden.
  • Führende Senatoren beider großen Parteien in den USA haben Präsident George W. Bush am 19. Sept. aufgefordert, angesichts der sich zuspitzenden Lage im Irak seine bisherige Politik dort zu überdenken. "Tatsache ist, dass eine klare Analyse unserer Politik notwendig ist", sagte Senator Chuck Hagel von Bushs Republikanischer Partei im CBS-Fernsehen. Der Vietnam-Veteran erinnerte in der Sendung "Face the Nation" an den Vietnamkrieg und sagte, damals hätten die USA ihre Politik nicht überdacht, und als Ergebnis habe man den Krieg nach elf Jahren unter hohen Verlusten verloren. Diesmal dürfe man nicht verlieren, dazu sei die Sache zu wichtig. Mitglieder des außenpolitischen Senatsausschusses machten als ein Hauptproblem Versäumnisse der US-Regierung beim Wiederaufbau der irakischen Infrastruktur aus. Der Ausschussvorsitzende Richard Lugar von den Republikanern wies im Fernsehsender ABC darauf hin, dass der Kongress vor einem Jahr 18,4 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des Iraks genehmigt habe. Davon seien noch nicht einmal eine Milliarde Dollar ausgegeben. Schuld daran sei die Unfähigkeit der Regierung, sagte Lugar. Dem pflichtete der demokratische Senator Joseph Biden bei.
Montag, 20. September, bis Sonntag, 26. September
  • Bei der Vorbeifahrt eines Konvois mit US-Soldaten im Westen von Bagdad ist am Montagmorgen eine Bombe explodiert. Wie Augenzeugen berichteten, stieg nach der Explosion eine dichte Rauchsäule zum Himmel auf, verletzt wurde jedoch niemand.
  • Ein ranghoher sunnitischer Geistlicher, Scheich Hasem el Saidi, ist im Bagdader Elendsviertel Sadr City entführt und getötet worden. Das teilte der Rat der Ulemas, die wichtigste Organisation sunnitischer Geistlicher im Irak, am 20. Sept. mit. Saidi war ein Mitglied des Rats und nach Angaben eines Sprechers der Ulemas für die Zusammenarbeit mit anderen Religionsgruppen zuständig. Saidi war am Sonntagabend zusammen mit zwei Begleitern verschleppt worden, die den Angaben zufolge jedoch wieder auf freien Fuß kamen. Die Leiche Saidis, der den Rang eines Imams innehatte, sei am Morgen vor einer sunnitischen Moschee in Sadr City gefunden.
    In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am 20. Sept. ein zweiter ranghoher sunnitischer Geistlicher ermordet worden. Nach Angaben des Rates der Ulemas, der wichtigsten Organisation sunnitischer Geistlicher im Irak, handelt es sich um Scheich Mohammed Dschadu, den Imam einer Moschee im Südwesten Bagdads.
  • Bei schweren Explosionen in der irakischen Rebellenhochburg Falludscha sind nach Krankenhausangaben am 20. Sept. mindestens zwei Menschen getötet und drei verletzt worden. Die Ursache der Explosionen war zunächst unklar, vermutlich handelte es sich aber um einen US-Luftangriff. Über der Stadt kreisten Kampfflugzeuge. Die Opfer des Angriffs arbeiteten nach Angaben eines Krankenhausmitarbeiters mit einer Planierraupe auf einer städtischen Baustelle. Die US-Luftwaffe hat bereits mehrfach Planierraupen und Bagger angegriffen, weil sie Geheimdienstberichten zufolge von Aufständischen beim Bau von Straßenbarrieren benutzt werden.
  • Bei der Explosion einer Autobombe in der nordirakischen Stadt Mossul sind am 20. Sept. drei Personen getötet worden, wie Klinikärzte mitteilten. Das Fahrzeug sei in dem Wohngebiet Haj al Wahada detoniert, sagte ein Polizeisprecher. Die Körper zweier Passanten seien völlig zerfetzt worden, eine weitere Zivilperson sei ebenfalls von der Bombe in den Tod gerissen worden. Berichte über Verletzte lagen zunächst nicht vor.
  • Aufständische im Irak haben am 20. Sept. eine Polizeiwache 40 Kilometer südlich von Bagdad angegriffen. Bei dem Gefecht sei ein Polizist getötet worden, verlautete aus Polizeiquellen.
  • Der britische Botschafter in Italien, Sir Ivor Roberts, hat US-Präsident George W. Bush Medienberichten zufolge als "besten Rekrutenwerber für El Kaida" bezeichnet. Roberts habe seine Äußerung am 19. Sept. bei einem italienisch-britischen Seminar in Pontignano in der Toskana gemacht, berichteten italienische Zeitungen am 20. Sept. Die britische Botschaft lehnte eine Stellungnahme zu den Berichten ab.
  • Die 18 am 19. Sept. im Irak verschleppten Nationalgardisten sind nach schiitischen Angaben von ihren Geiselnehmern freigelassen worden. "Alle 18 sind auf Bitten von Moktada Sadr freigelassen worden", sagte ein Sprecher des Büros von Schiitenführer Moktada Sadr am 20. Sept. in Bagdad.
  • US-Präsidentschaftskandidat John Kerry hat Amtsinhaber George W. Bush "historisches" Versagen im Irak vorgeworfen. In seiner bislang schärfsten Attacke gegen die Irak-Politik des US-Präsidenten warf Kerry Bush vor, mit "riesigen Einschätzungsfehlern" der Lage im Irak eine Krise von "historischem Ausmaß" ausgelöst zu haben. Bush habe behauptet, der Krieg gegen den Irak sei das Herzstück im Krieg gegen den Terrorismus. "Tatsächlich war der Irak aber eine Ablenkung von diesem Krieg und dem Kampf gegen unseren größten Feind, Osama bin Laden", sagte der Kandidat der Demokraten laut einem vorab verbreiteten Manuskript bei einer Rede an der Universität von New York (die Rede im Wortlaut). Den USA drohe im Irak ein Krieg ohne Aussicht auf ein Ende, warnte Kerry. (AFP, 20. Sept.)
  • Im Nordirak ist die Leiche eines türkischen Lastwagenfahrers gefunden worden. Der von Schüssen zersiebte Leichnam habe in der Nähe der Ortschaft Schorgat, rund neunzig Kilometer südlich von Mossul, am Straßenrand gelegen, teilte ein ranghoher Polizeibeamter am 21. Sept. mit. Es handele sich dabei um den am Samstag verschleppten Tankwagenfahrer Akar Besir, dessen Speditionsfirma für die US-Armee arbeite. In der Nähe von Schorgat sei noch eine weitere Leiche entdeckt worden; es handele sich dabei vermutlich um einen Iraker, der ebenfalls durch Schüsse getötet worden sei.
  • Im Irak ist am 21. Sept. die enthauptete Leiche des entführten US-Bürgers Eugene Armstrong gefunden worden. Er war vor wenigen Tagen zusammen mit seinem Landsmann Jack Hensley und dem Briten Kenneth Bigley in Bagdad verschleppt worden. Die Anhänger des jordanischen Extremisten Abu Mussab el Sarkawi bekannten sich zu der Tat. Die Hinrichtung Armstrongs war am 20. Sept. in einem auf einer islamistischen Website veröffentlichten Video zu sehen gewesen.
    Die Gruppe des jordanischen Extremisten Abu Mussab el Sarkawi hat nach eigenen Angaben innerhalb von zwei Tagen eine zweite US-Geisel enthauptet. Das geht aus einer am 21. Sept. auf einer islamistischen Internetseite veröffentlichten Erklärung hervor. Die Entführer kündigten darin die Veröffentlichung eines Videos an, auf der die Hinrichtung dokumentiert sei.
  • Bei ihren Reden vor der UN-Vollversammlung am 21. Sept. haben sich UN-Generalsekretär Kofi Annan und US-Präsident George W. Bush Fehler im Irak-Konflikt vorgeworfen. "Wer sich auf internationales Recht beruft, muss sich diesem selbst unterordnen", sagte Annan mit Blick auf die Irak-Invasion der USA, die nicht auf ein neues UN-Mandat gestützt war. Bush verteidigte den Irak-Krieg: Eine Koalition von Staaten habe das "gerechtfertigte Anliegen der Welt durchgesetzt".
    Siehe:
    "Instead of might making right, right would make might"
    The Secretary General, Kofi Annan: Address to the General Assembly of the United Nations (Rede des UN-Generalsekretärs im Wortlaut - englisch) (24. September 2004)
    "Die Freiheit bahnt sich im Irak und in Afghanistan einen Weg"
    Rede von US-Präsident George W. Bush vor der 59. Generalversammlung der Vereinten Nationen (24. September 2004)
  • Die US-Armee hat in der Nacht zum 22. Sept. einen nächtlichen Kampfeinsatz im Bagdader Schiitenviertel Sadr City begonnen. Soldaten seien in dem Armenviertel im Einsatz, "um die Terroristen zu bekämpfen und schließlich die Wiederaufbauprojekte wiederaufnehmen zu können, auf die Bewohner von Sadr City warten" sagte Armeesprecher Philip Smith. Heftige Schusswechsel waren zu hören, Kampfhubschrauber kreisten über der Stadt. Am nächsten Morgen wurde eine erste Bilanz gezogen: 15 Menschen seien getötet worden. Weitere 52 Menschen in dem Armenviertel hätten Verletzungen erlitten, sagte ein Mitarbeiter des Schiitenpredigers Moktada Sadr am Morgen des 22. Sept. El Dschasira sprach von 22 Toten.
  • Der israelische Außenminister Silvan Schalom ist am 21. Sept. nach eigenen Angaben am Rande der UN-Vollversammlung in New York "zufällig" dem irakischen Übergangsregierungschef Ajad Allawi begegnet. Er habe seiner Hoffnung auf einen Frieden im Nahen Osten Ausdruck gegeben. Nach Angaben israelischer Diplomaten gab es einen Händedruck und eine etwa zweiminütige freundliche Unterhaltung. Israel hat kaum diplomatische Beziehungen zu arabischen Staaten. Diplomatische Beziehungen gibt es nur zu Ägypten, Jordanien und Mauretanien. Vor der Begegnung mit Allawi sagte Schalom mit Bezug auf Irak, Israel wäre gern nicht die einzige Demokratie im Nahen Osten. Es wäre schön, wenn Irak und dann der Rest der arabischen Welt folgen würden.
  • Südkorea hat die Stationierung von rund 2800 Soldaten im Irak abgeschlossen. Weitere 800 Mann sollen Anfang November in das Zweistromland entsandt werden, teilte das Verteidigungsministerium in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul am 22. Sept. mit. Die ostasiatische Republik ist damit der drittgrößte Truppensteller der US-geführten Koalition im Irak nach den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Die südkoreanischen Soldaten bezögen derzeit Stellung im nordirakischen Erbil und seien ab Oktober einsatzbereit, hieß es in der Erklärung des Ministeriums. Einem Parlamentsbeschluss zufolge soll die Truppe von dort humanitäre Hilfe und Wiederaufbauarbeit leisten, darf sich aber nicht an Kämpfen beteiligen.
  • Bei einem Autobombenanschlag im Westen der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 22. Sept. mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Weitere 54 Menschen hätten Verletzungen erlitten, teilte der Krankenhausarzt Mohamed Salaheddin in Bagdad mit. Augenzeugen hatten zuvor berichtet, die Explosion im Stadtviertel Dschamia habe großen Schaden angerichtet; mehrere Geschäfte seien ausgebrannt.
  • US-Soldaten haben am 22. Sept. im Nordirak zwei Fischer erschossen, weil diese mit ihrem Auto ein Militärfahrzeug überholen wollten. Nach Polizeiangaben waren der Mann und das Kind auf dem Rückweg vom Fischen, als sie die US-Patrouille passierten. In einer früheren Mitteilung der US-Armee hieß es, die beiden Zivilisten seien verwundet und in ein Armee-Hospital gebracht worden. Das Militärkommando erklärte, die "unkoordinierte" Fahrweise des Mannes habe den Verdacht der Soldaten erregt.
  • Die US-Armee hat Medienberichten zufolge einen der ranghöchsten Helfer des Islamistenführers Abu Mussab el Sarkawi gezielt getötet. Abu Anas el Schami sei vorige Woche in seinem Auto in Abu Ghraib westlich von Bagdad getötet worden, hieß es am 22. Sept. auf einer arabischen Internetseite. Angehörige des Getöteten sagten der jordanischen Zeitung "El Ghad" (Mittwochausgabe), Schami sei am 17. Sept. bei einem US-Raketenangriff ums Leben gekommen, als er mit anderen Mitgliedern der Sarkawi-Gruppe Tauhid wal Dschihad unterwegs gewesen sei.
  • Die multinationale Truppe im Irak plant keine unverzügliche Freilassung von inhaftierten weiblichen Gefangenen. Das sagte ein Sprecher der US-Botschaft in Bagdad am 22. Sept. der Nachrichtenagentur AFP. Das irakische Justizministerium hatte zuvor angekündigt, eine der beiden im Gefängnis Abu Ghraib inhaftierten irakischen Wissenschaftlerinnen könnte freigelassen werden. Die Entführer des im Irak verschleppten Briten Kenneth Bigley hatten die Freilassung aller weiblichen Gefangenen aus den Gefängnissen der US-Truppen im Irak gefordert. Nach Ablauf von zwei Ultimaten hatten sie am 20. und 21. Sept. zwei zusammen mit Bigley entführte US-Bürger ermordet.
  • Als Reaktion auf die gewaltsamen Entführungen und Hinrichtungen von Ausländern im Irak ziehen sich die letzten deutschen Helfer aus der Krisenregion zurück. Mit dem Abzug ihrer bisher noch zwei verbliebenen internationalen Mitarbeiter verlässt am 23. Sept. die Organisation arche noVa als letzte deutsche Hilfsorganisation den Irak, wie Projektkoordinator Sven Seifert am 22. Sept. in Dresden sagte. Am 22. Sept. reisten bereits vier internationale Mitarbeiter der Hilfsorganisation HELP in die jordanische Hauptstadt Amman aus. Als Grund gaben die Helfer die Verschlechterung der Sicherheit für internationales Personal und die Eskalation der Gewalt im Irak an.
  • Die irakische Hauptstadt Bagdad ist am 22. Sept. erneut von einer Bombenexplosion erschüttert worden. Nach Augenzeugenberichten explodierte eine Autobombe am Nachmittag im Viertel Mansur im Westen der Stadt. Nach US-Militärangaben kam ein US-Soldat ums Leben, vier weitere wurden verletzt.
  • Die NATO hat eine Einigung über die Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte erzielt. Das teilte ein Sprecher der Allianz am Abend des 22. Sept. in Brüssel mit. Mit der formalen Entscheidung setzt die NATO ihre grundsätzliche Zusage vom Juni um: Beim Gipfel von Istanbul hatten die Staats- und Regierungschefs der Übergangsregierung in Bagdad die Unterstützung bei der Ausbildung von Soldaten und anderen Sicherheitskräften zugesagt. Dafür entsandte das Bündnis im August ein Team zur Vorbereitung der Unterstützung in den Irak, zu der auch die Förderung eines Ausbildungszentrums für militärisches Führungspersonal im Land gehört.
    Die Einigung über NATO-Unterstützung bei der Ausbildung irakischer Soldaten kam zustande, nachdem Frankreich letzte Änderungen an dem Konzept durchgesetzt hatte, das NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer den Mitgliedern der Allianz vorlegte. Der NATO-Sprecher äußerte die Hoffnung, dass das Zentrum für die Ausbildung von Militärs auf irakischem Territorium bis Ende des Jahres einsatzbereit sein werde. Er betonte, dass es sich bei der NATO-Hilfe um Unterstützung für Ausbildung und Ausrüstung, nicht für Kampfeinsätze handle. Die Allianz werde das Ausbildungszentrum beschützen.
    Nach dem NATO-Beschluss zur Ausbildung irakischer Soldaten hat die Bundesregierung ihre Haltung unterstrichen, dass es deutsche Trainingsprogramme nur außerhalb des Irak geben werde. Unabhängig von dem NATO-Beschluss bleibe es bei der Position der Bundesregierung, solche Ausbildungsprogramme außerhalb des Irak zu organisieren, sagte Außenminister Joschka Fischer am 22. Sept. am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York: "Und das werden wir umsetzen."
  • Bei Anschlägen im unruhigen Süden von Bagdad sind am 23. Sept. mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. In der Kleinstadt Iskanderija explodierte ein Sprengsatz unter einem Kleinbus. Dabei seien mindestens drei Menschen getötet und zehn weitere verletzt worden, berichteten Krankenhausärzte. Laut Augenzeugen war die Bombe für einen vorbeifahrenden US-Konvoi bestimmt. Südlich von Bagdad erschossen Aufständische zwei Polizisten.
  • Zum zweiten Mal binnen 24 Stunden hat sich eine irakische Extremistengruppe zur Tötung von zwei italienischen Geiseln bekannt. Die beiden Sozialarbeiterinnen seien enthauptet worden, hieß es in der Erklärung, die am 23. Sept. auf einer wenig bekannten Webseite erschien. Eine Verifizierung war zunächst nicht möglich. Die selbst ernannten Täter bezeichneten sich als Unterstützer von Al Sawahri. Sie gaben allerdings auch Gründe für die Tötung der Geiseln an, die in den ursprünglichen Forderungen der Entführer nicht enthalten gewesen waren. Zuvor hatte bereits die Gruppe Islamischer Dschihad im Irak über das Internet erklärt, dass die beiden Frauen enthauptet worden seien. Auch diese Meldung konnte vorerst nicht bestätigt werden.
    Die 29 Jahre alten Frauen Simona Pari und Simona Torretta wurden am 7. September in Bagdad verschleppt. Sie arbeiteten für die Hilfsorganisation Un Ponte per... (Eine Brücke für...). Zunächst bekannte sich die Gruppe Unterstützer von Al Sawahri zu der Geiselnahme. Vor zehn Tagen dann drohte auch der Islamische Dschihad mit der Ermordung der beiden Frauen, sollten die italienischen Truppen nicht binnen 24 Stunden aus dem Irak abgezogen werden.
  • Saboteure haben am 23. Sept. bei Nadschaf einen Anschlag auf eine Ölpipeline verübt. Der gesamte Öltransport über die strategisch wichtige Ölleitung musste eingestellt werden.
  • Der irakische Ministerpräsident Ijad Allawi hat in einer Rede vor dem US-Kongress die Politik in seinem Land als "Erfolg" bezeichnet. "Wir kämpfen mit Rückschlägen, aber wir haben Erfolg", sagte Allawi am 23. Sept. in Washington in einer gemeinsamen Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus. "Meine Freunde, heute sind wir besser dran. Sie sind besser dran. Und die Welt ist besser dran ohne Saddam Hussein", sagte Allawi mit Blick auf den entmachteten irakischen Staatschef. "Wir Iraker wissen, dass Amerikaner Opfer gebracht haben und weiterhin Opfer bringen, um den Irak zu befreien, um die Freiheit im Irak zu sichern." Er sei in die USA gekommen, um dafür zu danken und zu versprechen, dass "die Opfer nicht umsonst" gewesen seien. "Die überwältigende Mehrheit der Iraker ist dankbar", sagte Allawi.
    Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, John Kerry, hat die Rede des irakischen Ministerpräsidenten Ajad Allawi vor dem Kongress in Washington als schönfärberisch kritisiert. Allawi versuche offenbar, die Irak-Politik von US-Präsident George W. Bush ins beste Licht zu rücken, sagte Kerry am 23. Sept. "Tatsache ist aber, dass die Einschätzungen der CIA und die Soldaten eine andere Geschichte erzählen", sagte der Senator.
  • Sechs Mitarbeiter eines ägyptisch-irakischen Telekommunikationsunternehmens sind nach Firmenangaben in der Nähe der irakischen Rebellenhochburg Falludscha entführt worden. Die Angestellten des Unternehmens Iraqna, deren Nationalität zunächst nicht bekannt gegeben wurde, seien am 22. Sept. verschleppt worden, sagte ein Mitarbeiter am 24. Sept. der Nachrichtenagentur AFP. Kurz zuvor hatte das irakische Innenministerium mitgeteilt, dass am Donnerstagabend zwei ägyptische Ingenieure des Iraqna-Mutterunternehmens Orascom entführt worden seien.
  • Bei einer Explosion sind in Bagdad am 24. Sept. drei Menschen getötet worden. 14 weitere seien verletzt worden, teilten Krankenhausmitarbeiter mit. Die Ursache der Explosion in der Palästinastraße im Zentrum sei noch unklar.
  • Bei einem Angriff mit Mörsergeschossen in der Nähe der italienischen Botschaft in Bagdad sind am 24. Sept. zwei Irakerinnen verletzt worden. Wie ein Augenzeuge weiter berichtete, wurden mehrere Häuser in der Nähe der Vertretung getroffen.
  • In der irakischen Stadt Ramadi im Westen des Landes haben sich am Abend des 24. Sept. mehrere Explosionen ereignet. Augenzeugen berichteten, die Anwohner seien per Lautsprecherdurchsage aufgerufen worden, in ihren Häusern zu bleiben. Die Detonationen ereigneten sich in zwei Stadtvierteln, die Ursache war zunächst aber nicht bekannt. Die US-Armee konnte keine näheren Angaben dazu machen.
  • Ein Mitglied der irakischen Nationalgarde ist am 24. Sept. einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Wie die Polizei mitteilte, erschossen Aufständische den Mann vor seinem Haus im Bezirk Tarmijah, 40 Kilometer nördlich von Bagdad. Wenige Tage zuvor sei Imad Fausi von den Aufständischen aufgefordert worden, den Dienst in der Nationalgarde zu quittieren. Die Gruppe habe Fausi bedroht, sagte Polizeisprecher Muschrik Hamid. Die Aufständischen betrachten die Mitglieder der neu aufgestellten irakischen Sicherheitskräfte als Kollaborateure der Amerikaner und haben wiederholt Anschläge auf die Sicherheitskräfte verübt.
  • Der irakische Ministerpräsident Ijad Allawi hat die Weltgemeinschaft am Freitag um Hilfe für sein Land gebeten. "Ich bitte alle Vertreter der hier anwesenden Länder eindringlich darum, dem Irak dabei zu helfen, die terroristischen Kräfte zu besiegen und eine bessere Zukunft für die irakische Bevölkerung aufzubauen", sagte Allawi in einer Rede vor der UN-Vollversammlung in New York am 24. Sept. Im Irak herrsche ein Kampf zwischen der Bevölkerung und ihrer Vorstellung einer friedlichen und demokratischen Zukunft einerseits und "Terroristen, Extremisten, und Überbleibseln des Saddam-Regimes" andererseits, die gegen diesen "noblen Traum" angingen. "Wir freuen uns über Hilfe von unseren Nachbarn und all unseren Freunden der internationalen Gemeinschaft."
  • Die US-Armee hat am 24. Sept. die irakische Rebellenhochburg Falludscha angegriffen. Nach Angaben von Einwohnern setzte die Armee bei ihrem Angriff im Osten der Stadt Artillerie und Kampfflugzeuge ein. Das im Südosten Falludschas gelegene Industriegebiet sei in Rauch gehüllt. Die US-Armee bestätigte den Angriff zunächst nicht.
  • Bei einem US-Luftangriff auf die irakische Widerstandshochburg Falludscha sind in der Nacht zum 25. Sept. mindestens sieben Menschen getötet worden. Elf weitere seien bei dem Angriff verletzt worden, teilten Krankenhausärzte mit. Unter den Toten seien drei Kinder und eine Frau. Der Angriff begann am späten Abend des 24. Sept. gegen 23.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MESZ) und dauerte bis etwa 05.00 Uhr Ortszeit (25. Sept.), wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Bei der Attacke sei unter anderem ein Haus im Viertel Dhubat völlig zerstört worden.
  • Mindestens sechs Rekruten der irakischen Nationalgarde sind am 25. Sept. bei einem Anschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad getötet worden. Wie ein Krankenhausarzt mitteilte, eröffneten Unbekannte das Feuer auf die Gruppe. Ein weiterer Armeebewerber sei bei dem Angriff im Viertel El Dschamia im Westen der Stadt verletzt worden. Ein Augenzeuge sagte, er habe einen von Schüssen durchlöcherten Minibus auf der Straße stehen sehen. Ein Überlebender habe ihm erzählt, dass ein nachfolgender Wagen dem Bus der Rekruten plötzlich den Weg versperrt habe. Die Insassen hätten aus automatischen Waffen geschossen. Die Rekruten kamen den Angaben zufolge aus Nassirijah, um sich für die Nationalgarde registrieren zu lassen.
  • Bei zwei Angriffen auf US-Soldaten im Westen des Irak sind drei Marineinfanteristen getötet worden. In der Provinz El Anbar seien am 24. Sept. US-Truppen im Einsatz angegriffen worden, teilte die Armee am 25. Sept. mit. In El Anbar liegen die sunnitische Rebellenhochburgen Ramadi und Falludscha, wo die multinationalen Truppen auf heftigen Widerstand stoßen. Seit dem US-geführten Einmarsch in den Irak im März vergangenen Jahres wurden nach jüngsten Angaben des US-Verteidigungsministeriums 1.042 US-Soldaten getötet.
  • Das Ölministerium in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am 25. Sept. mit mindestens einer Rakete und drei Mörsergranaten beschossen worden. Die Geschosse hätten Sachschäden verursacht, Menschen seien bei dem Angriff nicht verletzt worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Das Ölministerium ist eines der am besten gesicherten Regierungsgebäude in Bagdad.
  • Die US-Regierung strebt eine internationale Irak-Konferenz unmittelbar vor der Präsidentenwahl in den USA Anfang November an. Das schreibt die "New York Times" (25. Sept.). An der Konferenz sollen die G-8-Staaten und einige Länder aus dem Nahen Osten teilnehmen. Ziel der Konferenz ist es, den für Januar geplanten Parlamentswahlen im Irak eine größere Legitimität zu verleihen. Irakische Dissidenten will Washington zur Teilnahme bewegen und eine mögliche Einmischung durch die Nachbarländer des Iraks verhindern.
  • Bei einem neuen US-Luftangriff auf die irakische Rebellenhochburg Falludscha sind am Abend des 25. Sept. mindestens 15 Menschen getötet worden. Das US-Militärkommando sprach von einem "erfolgreichen Präzisionsschlag" gegen das Terrornetzwerk des Jordaniers Mussab el Sarkawi.
  • Bei der Explosion einer Rakete in einem belebten Wohnviertel der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am 26. Sept. mindestens eine Person ums Leben gekommen. Acht Bewohner wurden nach Klinikangaben verletzt. Die Rakete schlug nach Augenzeugenberichten in einer Seitenstraße des Stadtteils Karrada ein.
  • Bei einem Anschlag auf einen Konvoi aus Tanklastern sind im Irak zehn Menschen getötet worden. Die Fahrzeugkolonne sei am 25. Sept. in der Stadt Latifija südlich von Bagdad angegriffen worden, teilten Krankenhäuser am 25. Sept. mit. 26 weitere Menschen seien verletzt worden. In das Hospital von Hilla wurden nach Angaben seines Leiters vier Tote und 23 Verletzte eingeliefert. In das Krankenhaus von Iskandarijah 50 Kilometer südlich von Bagdad wurden sechs Leichen und drei Verletzte gebracht, wie der Chef der Einrichtung mitteilte.
  • Bei zwei Autobombenanschlägen westlich der zentralirakischen Stadt Falludscha sind am 26. Sept. mehrere US-Soldaten und Iraker verletzt worden. Der Doppelanschlag wurde vor einem Stützpunkt der irakischen Nationalgarde in der Stadt Karama verübt, wie ein US-Soldat mitteilte. Zwei Aufständische hätten Sprengsätze gezündet. Er machte zunächst keine Angaben zur Zahl der Verletzten.
  • Der irakische Präsident Ghasi el Jawar hat erstmals die Ende Juni gleichzeitig mit ihm ernannte Übergangsregierung von Ministerpräsident Ijad Allawi kritisiert. "Die Ergebnisse der Arbeit der irakischen Regierung erfüllen nicht unsere Erwartungen", sagte El Jawar der Bagdader Tageszeitung "Al-Sabah Al- Jadid". (26.09.2004) Schuld an der schlechten Sicherheitslage im Land tragen seiner Ansicht nach aber auch "äußere Mächte". Auch sei die Entscheidung (der US-Regierung), die irakische Armee aufzulösen, falsch gewesen. Derzeit arbeite man daran, unter Beteiligung ehemaliger Offiziere sechs neue Divisionen aufzubauen.
  • Die irakische Regierung hat erstmals eingeräumt, dass im Januar möglicherweise nicht in allen Teilen des Landes gewählt werden kann. Trotz des Widerstands der Rebellen werde die Übergangsverwaltung aber an den ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte des Landes festhalten, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Barham Saleh am 26. Sept. in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. Wenn die Sicherheitslage an einzelnen Orten keine freie Wahl zulasse, werde man vor der Frage stehen, ob man deswegen das ganze Verfahren verschieben oder aufhalten müsse, sagte Saleh, der im Kabinett für die nationale Sicherheit verantwortlich ist. Jede Region mit Unruhen setze sich der Gefahr aus, sich zu isolieren und ihr Mitspracherecht zu verlieren. Ministerpräsident Ajad Allawi hatte zuvor darauf bestanden, dass im ganzen Land gewählt werden müsse. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte hingegen erklärt, dass eine Wahl nur in Teilen des Landes besser als gar keine Wahl sei.
Montag, 27. September, bis Donnerstag, 30. September
  • Die wegen Gefangenenmisshandlung im US-Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad angeklagte US-Soldatin Lynndie England muss sich vor einem Militärgericht verantworten. Wie die US-Armee am 27. Sept. erklärte, ist die 21-Jährige in 19 Punkten wegen Verschwörung zur Gefangenenmisshandlung, Körperverletzung und sexueller Misshandlung angeklagt. Die Gefreite war mit der Veröffentlichung von Misshandlungsfotos zur Symbolfigur des Folterskandals geworden. Unter anderem wird ihr vorgeworfen, einen irakischen Gefangenen an einer Leine gehalten und damit erniedrigt zu haben. Die Verteidiger seien von den Militärbehörden vorab von der Entscheidung informiert worden, sagte einer von Englands Anwälten, Rhidian Orr. Die dreitägige Anhörung der Verteidigung unter Militärrichter Generalleutnant John Vines soll am 1. Dezember beginnen; die Hauptverhandlung gegen England soll zwischen dem 17. und dem 28. Januar kommenden Jahres stattfinden. Sollte England in allen Punkten schuldig gesprochen werden, drohen ihr bis zu 38 Jahre Haft, Verlust aller Zahlungen und die unehrenhafte Entlassung aus der Armee.
  • Die US-Armee teilte am 27. Sept. mit, sie habe "Präzisionsangriffe" auf Ziele mutmaßlicher Aufständischer im Bagdader Stadtteil Sadr City geflogen. Nach Angaben von Ärzten wurden fünf Menschen getötet und 46 verletzt, darunter 15 Frauen und neun Kinder. Die US-Armee sprach von vier Todesopfern. Anwohner des Stadtteils, einer Hochburg des Schiitenführers Moktada Sadr, berichteten von schweren Explosionen.
  • Bei der Explosion einer Autobombe in der nordirakischen Stadt Mossul sind am 27. Sept. mehrere Menschen getötet worden. Die Bombe ging hoch, als eine Patrouille der irakischen Nationalgarde die Stelle passierte, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Mehrere Menschen hätten Verletzungen erlitten.
  • Bei der Explosion einer Bombe nahe der irakischen Widerstandshochburg Baakuba sind in der Nacht zum 27. Sept. vier Menschen ums Leben gekommen. Ein weiterer wurde verletzt, als der Sprengkörper an einer Straße in der Ortschaft Chan Bani Saad hochging, wie die Polizei mitteilte. Bei den Opfern handele es sich um Bauern, die in einem Lastwagen unterwegs gewesen seien.
  • Die von Washington geplante internationale Irak-Konferenz muss nach Ansicht der französischen Regierung über den Abzug der USA und ihrer Verbündeten aus dem Irak beraten. Die Frage des Abzugs müsse "auf der Tagesordnung stehen", sagte der Pariser Außenminister Michel Barnier am 27. Sept. dem Rundfunksender France Inter. Im Irak herrsche derzeit "Chaos" und "allgemeine Unsicherheit", fügte Barnier hinzu. Die Frage des Abzugs der ausländischen Truppen stelle sich von selbst. Es müsse gelingen, einen Ausweg aus der "Spirale der Gewalt" zu finden. US-Außenminister Colin Powell hatte am Wochenende angekündigt, dass Washington im Oktober eine internationale Irak-Konferenz organisieren werde.
  • Ein Anfang August im Irak verschleppter iranischer Diplomat ist nach TV-Informationen wieder frei. Die Gruppe Islamische Armee im Irak, welche die Verantwortung für die Geiselnahme übernommen hatte, habe Fereidun Dschahani freigelassen, berichtete der iranische Satellitensender El Alam am 27. Sept. unter Berufung auf die iranische Botschaft in Bagdad. Der Diplomat befinde sich in der Botschaft. Er war am 4. August auf der Straße zwischen Bagdad und der Schiitenstadt Kerbela verschwunden, wo er die Leitung des neuen iranischen Konsulats übernehmen sollte.
  • Die Ermittlungen gegen den irakischen Schiitenpolitiker Ahmed Tschalbi wegen Betrugs und Verbreitung von Falschgeld sind eingestellt worden. Tschalabis Anwälte und die irakische Zentralbank hätten sich im Beisein eines Richters des höchsten Strafgerichts des Landes darauf geeinigt, mangels Beweisen die Strafverfolgung einzustellen, sagte der Ermittlungsrichter Soheir el Maliki am 27. Sept. in Bagdad. Sollte es neue Beweise geben, könnte der Fall jedoch innerhalb von zwei Jahren neu aufgerollt werden.
  • Die US-Armee hat am Abend des 27. Sept. erneut Luftangriffe auf die irakischen Städte Falludscha und Bagdad geflogen. Wie die Armee mitteilte, nahm die Luftwaffe das Bagdader Schiitenviertel Sadr City unter Beschuss. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete von Luftangriffen auf die Sunnitenhochburg Falludscha 50 Kilometer westlich von Bagdad. Dort wurden nördliche Stadtviertel getroffen. Über mögliche Opfer gab es zunächst in beiden Städten keine Angaben.
  • Zwei US-Soldaten der 1. Infanteriedivision sind am 27. Sept. nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad ums Leben gekommen, wie die Streitkräfte mitteilten. Der eine Soldat starb den Angaben zufolge nach einem Unfall mit einem Militärfahrzeug in der Nähe von Balad. Der zweite Soldat wurde bei einem Feuerüberfall Aufständischer getötet. Die Patrouille wurde auf dem Rückweg von dem Unfallort bei Balad beschossen. Seit Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 kamen bereits mehr als 1.040 Angehörige der US-Streitkräfte ums Leben.
  • Der irakische Ministerpräsident Ajad Allawi hat der sunnitischen Widerstandshochburg Falludscha mit einer "entscheidenden und umfassenden militärischen Lösung" gedroht. "Ich glaube, wir haben lange genug auf Falludscha gewartet", sagte er dem Fernsehsender Al Arabija am 27. Sept. Falls es keine politische Lösung gebe, würde der "irakische Sicherheitsapparat" das Problem militärisch lösen.
  • Bei den Luftangriffen der US-Armee auf die irakische Widerstandshochburg Falludscha am Abend des 27. Sept. sind nach Krankenhausangaben drei Menschen getötet worden. Sechs Menschen wurden bei den Angriffen verletzt, wie Ärzte im Krankenhaus von Falludscha am 28. Sept. mitteilten. Die US-Kampfflugzeuge flogen zwei Angriffswellen, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Nach US-Armeeangaben zielten die Einsätze auf Anhänger des mutmaßlichen Terroristenführers Abu Mussab el Sarkawi ab; eine Opferzahl nannte die Armee nicht.
  • Entführer in Irak haben zwei ägyptische Geiseln freigelassen. Die beiden am 22. Sept. entführten Männer seien am Abend des 27. Sept. freigekommen, sagte am 28. Sept. ein Sprecher des ägyptischen Telekommunikationsunternehmens Orascom, bei dem die Verschleppten beschäftigt sind. Zwei weitere entführte Mitarbeiter aus Ägypten sollten im Laufe des Tages freikommen. Die Regierung in Kairo hatte zuvor nur die Freilassung einer Geisel bestätigt.
  • Am 28. Sept. hat sich ein Mann vor einem Kontrollpunkt auf einer Autobahn bei Falludscha in die Luft gesprengt. Dabei kamen drei irakische Nationalgardisten ums Leben, mehrere andere wurden verletzt. Ein US- Jeep wurde zerstört. Auch unter den US-Soldaten soll es Opfer gegeben haben.
    Auch in Bagdad starb ein Iraker durch die Detonation eines Sprengsatzes. In dem betroffenen Viertel wohnen mehrheitlich Schiiten, aber auch viele Christen.
  • Bei einem Angriff auf einen britischen Militärkonvoi sind im Südirak zwei Soldaten tödlich verletzt worden. Ihr Fahrzeug sei nahe der Stadt Basra von einem schweren Geschoss getroffen worden, wahrscheinlich einer Granate mit Raketenantrieb, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am 28. Sept. in London. Als die Verletzten von Kameraden aus dem Geländewagen gezogen wurden, wurde die Gruppe beschossen. Zwei Soldaten seien später im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern in Basra wurden auch zwei irakische Passanten verwundet.
  • Die US-Armee hat eigenen Angaben zufolge in Irak einen mutmaßlichen Anführer der Islamistengruppe Ansar el Sunna festgenommen. Die US-Armee erklärte am 28. Sept., Soldaten der 1. Infanteriedivision hätten Hussein Salman Mohammed el Dschuburi am Vortag in der nordirakischen Ölstadt Kirkuk in Gewahrsam genommen. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht. Dschuburi gilt als Chef der Gruppierung für das Gebiet um die Städte Kirkuk und Hawidscha nördlich von Bagdad.
  • Die Bundesregierung will im Zuge ihrer angekündigten Ausrüstungshilfe für den Irak nach Informationen von "Spiegel Online" Transportpanzer vom Typ "Fuchs" liefern. Der geheim tagende Bundessicherheitsrat habe vorige Woche einen entsprechenden Beschluss gefasst, berichtete "Spiegel Online" am 28. Sept. Zunächst würden die gepanzerten Truppentransporter in die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert, wo Deutschland auch irakische Soldaten ausbilden will. Insgesamt sollen 20 Radpanzer geliefert werden.
    Der Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei hält den Export von 20 „Fuchs“-Panzern in den Irak für „vertretbar“, sie dürften indes nicht zur Aufstandsbekämpfung eingesetzt werden. „Das widerspräche den Exportrichtlinien“, sagte Nachtwei der in Dresden erscheinenden Sächsischen Zeitung. „In Ordnung“ gehe aber der Selbstschutz der höchstgefährdeten irakischen Sicherheitskräfte“. Nachtwei erläuterte, die Überlassung der gepanzerten Mannschaftstransporter folge einer „heiklen Abwägung“. Einerseits seien Rüstungsexporte in Länder, in denen es innere Unruhen gebe, nicht zulässig. Andererseits gebe es ein „besonderes außen- und sicherheitspolitisches Interesse an einer Stabilisierung des Irak“. „Wir können daher den Wunsch der irakischen Übergangsregierung nach den Fahrzeugen schlecht ablehnen“, sagte der Grünen-Politiker.
    Kritik gab es dagegen von Seiten der Friedensbewegung. In getrennten Erklärungen wandten sich der Bundesausschuss Friedensratschlag und die Bonner Friedenskopooperative gegen die Rüstungslieferung (siehe: "Erst Panzer - dann Soldaten?").
  • Nach drei Wochen Geiselhaft im Irak sind die beiden italienischen Mitarbeiterinnen einer Hilfsorganisation am späten Abend des 28. Sept. unter dem Jubel ihrer Landsleute wohlbehalten in ihre Heimat zurückgekehrt. Simona Pari und Simona Torreta landeten an Bord einer Maschine der italienischen Luftwaffe auf dem Militärflughafen Rom-Ciampino. Zur Feier der Freilassung der beiden Italienerinnen wurde das weltberühmte Kolosseum in Rom erleuchtet. Zusammen mit Pari und Torretta kamen am Dienstag auch zwei Iraker frei, die ebenfalls am 7. September verschleppt worden waren.
    Sie seien in der dreiwöchigen Gefangenschaft gut behandelt worden, sagten die beiden Frauen. (Ein Interview in der Zeitung "Corriere della Serra" vom 1. Oktober mit Simona Torretta können Sie hier lesen: "Sie setzten uns das Messer an die Kehle: Sagt die Wahrheit oder wir töten euch".) Über die Umstände der Freilassung herrschte zunächst Unklarheit. Medien berichteten, es sei eine Million Dollar (813.000 Euro) Lösegeld geflossen. Offiziell gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Auch die Hintergründe der Geiselnahme blieben weiterhin unklar. Die beiden Italienerinnen und ihre zwei irakischen Kollegen waren aus ihrem Büro im Zentrum von Bagdad entführt worden. In der vergangenen Woche hatten zwei Gruppen auf islamistischen Websites behauptet, die beiden Frauen seien getötet worden. Die Regierung in Rom, die 3.000 Soldaten im Irak statioiniert hat, zweifelte die Echtheit der Bekennerschreiben jedoch an.
    Nach den beiden Italienerinnen kommen möglicherweise auch bald die beiden im Irak verschleppten Franzosen auf freien Fuß: Ein vom Fernsehsender El Arabija als Unterhändler vorgestellter Franzose sagte am 28. Sept., mit den Entführern der Journalisten sei eine Einigung über die Freilassung der Geiseln erreicht worden.
  • Bei der Explosion einer Autobombe im irakischen Mossul sind sechs US-Soldaten und zwei Iraker verletzt worden. Der Sprengsatz sei am späten Abend des 28. Sept. in der nordirakischen Stadt detoniert, als ein US-Konvoi vorbeigefahren sei, sagte ein US-Armeesprecher am 29. Sept. Nach Angaben irakischer Sicherheitskräfte und Krankenhausmitarbeiter handelte es sich bei den beiden leichtverletzten Irakern um zwei Wächter der Universität von Mossul.
  • Bei einem Granatenangriff auf eine Gruppe von Pilgern wurden am Abend des 28. Sept. in der Nähe der Hauptstadt zwei Iraker getötet und vier weitere verletzt, wie ein Krankenhaus berichtete. Unbekannte hätten eine Handgranate auf das Zelt geschleudert, das die Pilger an einer Straße südlich von Bagdad errichtet hatten.
  • Ein Iraker wurde nach Krankenhausangaben bei einem US-Luftangriff im Bagdader Stadtteil Sadr getötet. Die US-Streitkräfte erklärten, sie hätten mit dem Angriff ein Fahrzeug zerstört, auf das eine Raketenabschussrampe montiert gewesen sei. Es sei auf offenem Gelände, in ausreichendem Abstand von "Gebäuden und anderen Menschen" beschossen worden, sagte ein Militärsprecher am 29. Sept.
  • In der Haifa-Straße in Bagdad ist es am Morgen des 29. Sept. erneut zu Gefechten zwischen irakischen Aufständischen und US-Soldaten gekommen. Das teilte das irakische Innenministerium mit.
    Bei einer Razzia in der Haifa-Straße in Bagdad haben irakische Sicherheitskräfte einen mutmaßlichen Anführer des dort besonders heftigen Widerstands festgenommen. Kadhim al Dafan wurde am 29. Sept. im Wäscheschrank seiner Frau entdeckt, wie der irakische Hauptmann Mohammed Abdullah berichtete. Al Dafan sei einer der Hauptverantwortlichen für die Serie von Anschlägen und Gefechten, die die Haifa-Straße im Zentrum Bagdads seit einigen Wochen erschüttern. Auch fünf weitere Verdächtige seien festgenommen worden.
  • Der britische Premierminister Tony Blair hat die Entscheidung zum Krieg gegen den Irak erneut gerechtfertigt und den von UN-Generalsekretär Kofi Annan geäußerten Vorwurf der Illegalität des Einsatzes zurückgewiesen. Der Irak-Krieg sei "rechtlich gerechtfertigt" gewesen, weil der irakische Ex-Machthaber Saddam Hussein fortwährend UN-Resolutionen gebrochen habe, sagte Blair dem BBC-Radio am 29. Sept. in Brighton. Kritik übte Blair an Annan, der den Krieg ebenfalls in einem BBC-Interview Mitte September als "illegal" bezeichnet und seine Kritik vor der UN-Vollversammlung wiederholt hatte. "Das ist seine Meinung", sagte Blair. Er verstehe das "überhaupt nicht" und akzeptiere diesen Standpunkt auch nicht.
  • Ein Viertel der irakischen Bevölkerung ist weiter auf die Verteilung von Lebensmittelrationen angewiesen, um nicht zu verhungern. Wie aus einem am 29. Sept. veröffentlichten Bericht des Welternährungsprogramms (WFP) hervorgeht, müssen noch immer rund 6,5 Millionen Menschen dringend mit Essen und Trinken versorgt werden. Davon seien 2,6 Millionen so arm, dass sie einen Teil der Lebensmittel weiter verkauften, um sich von dem Geld Medikamente leisten zu können. Zu Beginn des Irak-Krieges im März 2003 waren sogar 60 Prozent der Bevölkerung komplett von Lebensmittelrationen abhängig gewesen, schreibt AFP.
  • Bei einer Serie schwerer Autobombenanschläge sind am 30. Sept. mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen.
    Drei fast zeitgleich detonierte Autobomben haben in Bagdad ein Blutbad angerichtet und mehr als 40 Menschen in den Tod gerissen, unter ihnen 37 Kinder. Rund 200 Menschen wurden verletzt, als die Bomben im Südwesten der irakischen Hauptstadt explodierten. Am verheerendsten war ein Anschlag während der Einweihungsfeier einer Wasserpumpstation im Wohngebiet El Amel, bei dem mindestens 32 Kinder starben. Der irakische Gesundheitsminister Alaadin Sahab Adwan gab die Zahl der Toten durch die Autobombenanschläge mit 42 an, ein Arzt im Jarmuk-Krankenhaus von Bagdad sprach von 37 getöteten Kindern und vier Erwachsenen. Laufend trafen am Nachmittag weitere Verletzte in der Klinik ein. Ein Augenzeuge berichtete im El-Amel-Viertel, er habe die Leichen von "mindestens 32 Kindern" bergen helfen. Nach der Explosion einer ersten Autobombe sei mindestens eine Anti-Panzer-Granate abgefeuert worden. Daraufhin sei eine zweite Autobombe detoniert. Die Explosionen hätten sich beim Vorbeifahren eines US-Konvois ereignet. Nahezu parallel detonierte ein Sprengsatz etwa einen Kilometer entfernt an einer Straßensperre der Nationalgarde.
    Bei zwei weiteren Autobombenanschlägen westlich von Bagdad und in Tall Afar wurden sieben Menschen getötet und 29 weitere verletzt. Bei der Explosion einer Autobombe nahe einem Stützpunkt der US-Armee westlich von Bagdad starben ein US-Soldat und zwei irakische Polizisten. Zehn Iraker und drei US-Soldaten wurden nach US-Armeeangaben verletzt. In Tall Afar, nördlich von Bagdad, wurden nach Krankenhausangaben bei einem weiteren Autobombenanschlag mindestens vier Iraker getötet und 16 weitere verletzt.
    Bei Bagdad wurden bei einem Raketenangriff ein Soldat der multinationalen Truppe getötet und sieben weitere verletzt. Zwei irakische Polizisten starben bei einem Angriff in Mossul.
  • Eine radikalislamische Gruppe hat nach eigenen Angaben zehn Menschen im Irak verschleppt, darunter zwei Indonesierinnen, zwei Libanesen und sechs Iraker. Auf einem vom katarischen Fernsehsender El Dschasira am 30. Sept. ausgestrahlten Video sind allerdings nur vier Männer zu sehen, wie sie von ihrern Entführern mit Maschinengewehren bedroht werden. Laut El Dschasira übernahm eine Gruppe namens "Islamische Armee im Irak - Kommando der westlichen Region" die Verantwortung für die Geiselnahme. Forderungen habe sie zunächst nicht gestellt.
  • Rund 180 weitere Häftlinge sind am 30. Sept. aus irakischen Gefängnissen entlassen worden, wie die US-Streitkräfte mitteilten. Es war die dritte Entlassungswelle aus Einrichtungen unter Aufsicht der US-Truppen und der irakischen Regierung, seit eine entsprechende Prüfkommission im August zusammengetreten war. Die Einrichtung der Kommission ist Teil eines Prozesses zur Aufarbeitung des Skandals um die Misshandlung irakischer Häftlinge in US-Gewahrsam im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib.


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