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Wie lange kann Indonesien noch Irian Jaya (Westpapua) halten?

Die Lage in der östlichsten Provinz des Riesenreiches spitzt sich zu

Die Frankfurter Rundschau brachte am 6. Februar 2001 ein Interview mit Alberth Yoku, leitender Mitarbeiter der Evangelischen Kirche in West-Papua (GKI), über die Lage in der Provinz. Seither ist es relativ ruhig in Irian Jaya (das ist die indonesische Bezeichnung für Wetspapua), jedenfall dringen nur wenige Meldungen zu uns. Westpapua ist aber gewiss eine der Regionen, die noch am ehesten von Indonesien abfallen werden, so wie es mit Osttimor auch schon geschehen ist. Im Lichte der zunehmenden Spannungen in verschiedenen Landesteilen Indonesiens (Aceh, Kalimantan/Borneo) erhalten auch die Vorgänge in Westpapua eine besondere Brisanz. Die staatliche Einheit Indonesiens wird zunehmend in Frage gestellt - und im Falle Irian Jaya ist es sehr schwer, überhaupt von Sezession oder Separatismus zu sprechen. Doch lesen Sie den Beitrag, der von uns leicht gekürzt dokumentiert wird.

"Bei uns herrscht die Stille der Angst"

Zur Lage der Papuas in Indonesien: Ein Gespräch mit Pfarrer Alberth Yoku über Gewaltakte, Festnahmen, Folterungen und enttäuschte politische Hoffnungen

... Im Jahre 1969 sollte auf Anordnung der Vereinten Nationen eine Volksabstimmung durchgeführt werden, die über Unabhängigkeit oder den Verbleib bei Indonesien entscheiden sollte. Der "act of free choice" bestand allerdings nur in einer Befragung von 1.000 ausgewählten "Repräsentanten" der Papuas, die sich dann, bedroht und bestochen, einstimmig für den Verbleib bei Indonesien entschieden. Bis heute haben die Papuas diese (dann von der UN akzeptierte) Entscheidung nie als die ihre akzeptiert. Seit Jahrzehnten regieren faktisch Militär und Polizei, die die Papuas drangsalieren, einschüchtern und unterdrücken und den Abbau der reichen Ressourcen der Provinz gewährleisten.

Alberth Yoku, leitender Mitarbeiter der Evangelischen Kirche in West-Papua (GKI), ist auf Einladung der Evangelischen Kirche im Rheinland in Deutschland. Pfarrer Dietrich Weinbrenner, der im Gemeindedienst für Mission und Ökumene in der Westfälischen Landeskirche arbeitet, hat mit ihm über die aktuelle Situation gesprochen. Die Übersetzung aus dem Indonesischen besorgte Siegfried Zöllner.Wir dokumentieren das Gespräch. Dokumente sind auch die Bilder, die über private Quellen in die Bundesrepublik gelangt sind. Sie zeigen Opfer der Polizeiaktion in den Schüler- und Studentenheimen, auf die im Gespräch näher eingegangen wird. Der Katholische Bischof von Jayapura und der Präses der GKI haben inzwischen einen Protestbrief an den Generalsekretär der Nationalen Menschenrechtskommission (KOMNAS HAM) Asmara Nababan in Jakarta geschrieben, der jetzt eine Arbeitsgruppe eingerichtet hat, um die Vorkommnisse um den 7. Dezember zu untersuchen. Diesen Brief dokumentieren wir ebenfalls im Wortlaut. ...

Dietrich Weinbrenner: Herr Pfarrer Yoku, die Papuas wollen sich von Indonesien lösen. Am 1. Dezember haben sie ihren Unabhängigkeitstag begangen. In Zusammenhang damit kam es zu Unruhen und zu Übergriffen des Militärs. Wie ist die Lage heute?

Alberth Yoku: Seit dem 1. Dezember herrscht bei uns die Stille der Angst, weil wir erlebt hatten, dass die Mitglieder des Präsidiums des Papua-Rates ins Gefängnis gesteckt wurden. Das Hissen der Papua-Flagge wurde verboten. Wenn die Menschen sie dennoch hissten, wurde sie von den Sicherheitskräften unter Anwendung von viel Gewalt entfernt. Es wurde Gewalt für den Fall angedroht, dass Demonstrationen stattfinden. Deshalb ist von Seiten der Papuas nichts mehr geschehen.

In den Monaten vor dem 1. Dezember war es ganz anders. Es war eine Art demokratische Bewegung da. Man konnte sehr offen sagen, was man sich politisch vorstellt. Es wurden überall die "poskos" errichtet, die kleinen Zentren, an denen die Papua-Flagge gehisst wurde. Es war ein großer Enthusiasmus da.

Nun sehen wir, dass die indonesische Regierung dies alles auslöschen und mit Gewalt beseitigen will. Deshalb müssen wir sagen, dass nach dem 1. Dezember eine völlig andere Situation eingetreten ist.

Nun gibt es seit einiger Zeit einen neuen Präsidenten, Abdurrahman Wahid. Mit ihm war auch die Hoffnung auf Demokratisierung und auf einen Dialog mit den Papuas gekommen. Erweist sich diese Hoffnung nun als verfrüht? Immerhin hat Wahid bald nach seinem Amtsantritt West Papua besucht, er hat der Provinz ihren alten Namen wieder gegeben (statt dem kolonialen Namen Irian Jaya). Er hat das Hissen der Papua-Flagge erlaubt. Nun wird dies alles zurückgeschraubt. Wie sehen Sie, Herr Pfarrer Yoku, die Rolle Präsident Wahids?

Wir sehen, dass es in der Regierung widerstreitende Interessen gibt. Auf der einen Seite steht Gus Dur (populärer Name Wahids, D.W.), für den die Probleme in Aceh und Papua im Vordergrund stehen. Demgegenüber hat für die Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri die Situation auf den Molukken mehr Gewicht ... Deshalb ist die Situation sehr unklar.

Wovon geht in West-Papua im Moment der größte Druck aus, von der zivilen Verwaltung oder vom Militär, wie es auch in Ost-Timor der Fall war?

Der eigentliche Druck wird von der Polizei ausgeübt, die Gewaltakte, die Festnahmen, die Schläge, die Folterungen. Das geht von der Polizei aus, nicht so sehr vom Militär. Wir sehen allerdings, dass das Militär in den letzten Monaten seine Präsenz sehr stark vergrößert hat. Vor dem 1. Dezember haben 32 Kriegsschiffe vor Papua Manöver durchgeführt und haben auch zusätzliche Truppen gebracht.

Die Evangelische Kirche, die GKI, ist die größte gesellschaftliche Kraft in West-Papua. Wie ist die Haltung der GKI zur Unabhängigkeit? Die GKI hat oft, auch bei internationalen Anlässen wie etwa bei der Weltkirchenkonferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen in Harare oder auch im Bereich des Pazifik oder in Australien, deutlich gemacht, dass die Bevölkerung Papuas zu hundert Prozent die Unabhängigkeit will. Sie ist aber gleichzeitig davon überzeugt, dass die indonesische Regierung zu hundert Prozent diese Unabhängigkeit nicht will.

Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma?

Für die Kirche gibt es nur einen Weg, nämlich mit der Regierung ins Gespräch zu kommen, die Regierung zu bitten, den Wunsch des Volkes ernst zu nehmen und gewissen Fehlentwicklungen der letzten Zeit zu begegnen. Ein Thema bei solchen Gesprächen wäre auch das "Referendum", das 1969 stattgefunden hat, der sogenannte "act of free choice", der den Anschluss West-Papuas an Indonesien besiegelt hat. ... Die Kirche hat vor einem Jahr anlässlich seines Besuches in West-Papua mit Gus Dur gesprochen und verschiedene Punkte vorgebracht. Ein Wunsch war, dass das Referendum von 1969 überprüft wird. Ein zweiter Punkt war, dass die Regierung akzeptieren muss, dass die Bevölkerung den Wunsch nach Unabhängigkeit hat. Es gab den Vorschlag, eine politische Partei zu gründen, die dieses Anliegen der Bevölkerung vertritt und es in den normalen politischen Prozess einbringt.

Welche Möglichkeit haben die Papuas, in dieser Situation aktiv zu werden? Es gibt eine Widerstandsbewegung, die OPM. Wie sehen Sie deren Möglichkeiten? Wie weit ist die Selbstorganisation der Papuas auf politischer Ebene, die mit der Wahl des Papua-Rates begonnen hat? ...

Durch die Wahl eines Papua-Rates und sein Präsidium ist eine politische Institution geschaffen worden, die jetzt die Verantwortung für das weitere Vorgehen trägt. Es sind auch Papua-Vertreter im Ausland gewählt worden, die internationale politische Lobbyarbeit tun sollen, wie z. B. Franz Albert Yoku für den pazifischen Bereich. All diese Aktivitäten sind zzt. jedoch sehr eingeschränkt, weil die Mitglieder des Präsidiums des Papua-Rates inhaftiert sind.

Neben vielen anderen ist auch Hermann Awom, ein Pfarrer der GKI und Mitglied des Präsidiums des Papua-Rates, in Haft, ebenso Pfarrer Yudas Meage aus Wamena im Hochland. Gegen sie wurde keine offizielle Anklage erhoben. Wie sehen Sie die Chancen für ihre Freilassung?

Es stimmt, dass noch keine Anklage erhoben worden ist. Die Polizei stellt sich auf den Standpunkt, dass sie noch Zeit braucht, um die Fälle zu untersuchen, die Anklageakten zu vervollständigen. Erst dann sollen die Akten an die Gerichte bzw. den Staatsanwalt übergeben werden, der dann entscheidet, ob auf Grund der Beweisführung der Polizei Anklage erhoben wird.

Haben Sie Informationen darüber, wie sie im Gefängnis behandelt werden? Pfarrer Awom sitzt in demselben Gefängnis, in dem im Dezember vergangenen Jahres auch der Schweizer Journalist Oswald Iten saß, der von seiner Zelle aus Folter und Mord an Papuas mit ansehen musste.

Nachdem Gus Dur an Weihnachten in West-Papua war, hat es viele Besuchsanträge gegeben. Es wurde aber nur den engsten Angehörigen gestattet, ihre Verwandten zweimal pro Woche zu besuchen. Es ist nicht bekannt, dass die fünf Präsidiumsmitglieder des Papua-Rates gefoltert wurden, im Gegensatz zu vielen anderen Gefangenen. In Wamena ist es etwas anders, wo neben vielen anderen Pastor Meage im Gefängnis sitzt. Dort ist den Gefangenen medizinische Hilfe verweigert worden. Die Besuchsmöglichkeiten sind sehr eingeschränkt. Sie durften nicht am Weihnachtsgottesdienst teilnehmen, der im Gefängnis abgehalten wurde.

Herr Pfarrer Yoku, Sie besuchen hier in Deutschland auch Kirchen, die mit der GKI eine partnerschaftliche Beziehung haben. Was können wir hier tun, wenn wir der Überzeugung sind, dass Partnerschaftsarbeit auch Solidaritätsarbeit sein muss? Könnte die Bundesregierung eine konstruktive Rolle spielen?

Auf der Synode der Ev. Kirche im Rheinland, die mich eingeladen hatte, wurde mir diese Frage auch gestellt. Ich denke, das Erste, was Sie tun können, auch die Bundesregierung, ist, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit Gewalt eingeschränkt wird, dass Verletzungen von Menschenrechten nicht mehr vorkommen. Das bedeutet, Druck auf die indonesische Regierung auszuüben.
Das Zweite ist, dass wir in dieser Situation finanzielle Hilfe nötig haben, um den Inhaftierten, denen der Prozess gemacht werden soll, Rechtsanwälte bzw. Verteidiger zur Verfügung stellen zu können. Wir brauchen auch Hilfe für diakonische Aufgaben, z. B. für die medizinische Versorgung Verletzter und Gefolteter.
Das Dritte ist, dass wir einen sehr großen Bedarf an Ausbildung haben, einen Bedarf an Horizonterweiterung für unsere Leute, speziell in dieser Zeit, wo von Globalisierung gesprochen wird. Wie immer unsere Zukunft aussehen wird, wird es nötig sein, dass wir qualifizierte Menschen haben, die das Schicksal unseres Landes bzw. unserer Provinz in die eigene Hand nehmen können.

Am 7. Dezember eskalierte die Situation in der Provinzhauptstadt Jayapura. Was ist dort passiert?

Die Ereignisse um den 7. Dezember haben uns alle sehr erschreckt. Ein Polizeiposten war von Unbekannten überfallen worden, und wenige Stunden später hat die Polizei eine regelrechte Jagd auf die Täter veranstaltet. Sie hat Wohnheime von Schülern und Studenten durchsucht sowie einige Wohngebiete, von denen bekannt war, dass dort Leute aus dem Hochland wohnen. Wir erfuhren dann, dass einige Schüler und Studenten nicht mehr aufzufinden waren. Die Angehörigen kamen zu uns und auch zur Polizei und fragten nach ihnen. Wir haben dann mit den Angehörigen zusammen die Suche aufgenommen und herausgefunden, dass die Verschwundenen zu einer Polizeistation nach Jayapura gebracht worden waren.

Insgesamt waren es über 100 junge Leute, die dort festgehalten wurden, Studentinnen und Studenten, Bewohner der umliegenden Häuser und Wohngebiete, auch Frauen und Kinder. Viele von ihnen waren geschlagen worden. Sie waren gewaltsam auf Lastwagen verladen worden, manche hatten sehr schwere Verwundungen und Verletzungen von Schlägen und Folter erhalten. Einige waren mit Stiefeln getreten worden, andere mit Gewehren verprügelt. Wir haben die Verwundeten dann zunächst in ein nahegelegenes katholisches Krankenhaus gebracht und dafür gesorgt, dass sie behandelt werden konnten. Es stellte sich heraus, dass drei Studenten verschwunden waren. Wir entdeckten ihre Leichen in der Pathologie des Krankenhauses.
Von zwei der Opfer wissen wir, wie sie umgekommen sind: Ori Ndoronggi wurde im Polizeigewahrsam zu Tode geprügelt und getreten. (Der Schweizer Journalist Oswald Iten war Augenzeuge dieses Mordes, D.W.). Elkius Suhuniap wurde ohne Vorwarnung von der Polizei erschossen, als sie sein Haus durchsuchen wollte. Wie Augenzeugen berichten, arbeitete er gerade im Garten.

Dann hat die Menschenrechtsorganisation ELSHAM die Sache in die Hand genommen. Sie hat Zeugen befragt, eine Pressekonferenz veranstaltet und eine Erklärung zu diesem Vorfall herausgegeben, in der die Polizei des Mordes beschuldigt wird. Gemeinsam mit den Angehörigen verlangte sie, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Daraufhin wurde der Direktor von ELSHAM, Johannes Bonay, von der Polizei vorgeladen und 24 Stunden verhört.

Im Grunde ist diese Untersuchung aber in einer Sackgasse stecken geblieben, denn es ist die übliche Argumentation der Polizei, sie sei mit der Aufklärung des Überfalls auf ihre Station beschäftigt und habe keine Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern.

Gewaltakte gegen einfache Menschen werden völlig vernachlässigt, das ist die Schlussfolgerung, die wir daraus ziehen müssen.

Bei der Stürmung der Schlafsäle gab es viele Opfer

Ein Brief der Kirchenführer aus Jayapura an das Nationale Menschenrechtskomitee

Diözese Jayapura
Büro für Gerechtigkeit und Frieden
Jayapura
Papua/Indonesien

Jayapura, den 16. Dezember 2000
No: 157/TB/00/7.2.
Betreff: Situation in Irian Jaya
Status: Dringend

An das Nationale Menschenrechtskomitee Herrn Asmara Nabadan, SH (sic! Nababan)

Sehr geehrter Herr Nabadan,

mit diesem Schreiben möchten wir, die Kirchenführer von Irian Jaya, die Aufmerksamkeit der KOMNAS HAM auf die jüngste Entwicklung in Irian Jaya lenken. Folgendes vermittelt einen Eindruck unserer Situation vor Ort:

1.Am 7. Dezember wurde eine örtliche Polizeistation im Polizeidistrikt Abepura überfallen. Die Täter konnten nicht ermittelt werden.

2.Nach diesem Überfall stürmten Sicherheitstruppen die Universitäts-Schlafsäle von IMI, Ninmin, Nayak und Yapen-Waropen. Die Studenten in den Schlafsälen wurden mit einer Brutalität behandelt, als ob sie die Tatverdächtigen wären. Viele Studenten wurden festgenommen, Leute geschlagen, ohne dass es einen Beweis für ihre Beteiligung am Überfall in Abepura gäbe.

3.Am 8. Dezember 2000 wurden drei Leichen gefunden. Man identifizierte die Opfer als Elkius Suhuniap (22, männlich), Joni Karunggu (20, männlich), und Ori Ndoronggi (19, männlich), die offenbar infolge von Schussverletzungen oder Folter gestorben waren. Ärzte der Abteilung II RSUD Hospital in Jayapura nahmen Autopsien vor, deren Ergebnisse sie in den Dokumenten 353/170, 353/171 und 353/172 vom 13. Dezember 2000 festhielten.

4.Bei der Stürmung der Schlafsäle gab es viele Opfer. Wir können bezeugen, dass sich einige auf Grund ihrer schweren Verletzungen im Krankenhaus behandeln lassen mussten.

5.Die Angehörigen der drei Getöteten wandten sich am 8. Dezember 2000 an die Militärpolizei POMDAM XVII/Trikora in Jayapura mit der Bitte, den Fall nach Recht und Gesetz zu untersuchen.

6.Diese Familien und die Angehörigen derer, die von Sicherheitskräften misshandelt worden waren, baten auch die kirchliche Menschenrechtsgruppe ELSHAM um Hilfe, die daraufhin für den 14. Dezember 2000 eine Pressekonferenz einberief.

7.Am 15. Dezember nahm die Polizei von Jayapura den Direktor von ELSHAM, Yohanis Bonay, fest. Man beschuldigte ihn (nach Artikel 310 und 311 KUHP) der Verleumdung und Diffamierung.

8.All jene, die von der Situation in Irian Jaya betroffen sind und um rechtmäßige Hilfe ersucht haben, appellieren an die verantwortlichen Behörden, die Vorfälle endlich und vollständig aufzuklären. Da die Polizei offenbar selbst in die jüngsten Gewaltakte verwickelt ist, halten wir eine Untersuchung der Vorfälle durch die Nationale Kommission für Menschenrechte und/oder die POMDAM für angemessen.

Wir, die Kirchenführer von Irian Jaya, bitten die KOMNAS HAM, in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen alle notwendigen Schritte für eine vorbehaltlose und sofortige Untersuchung einzuleiten, um weitere Opfer zu vermeiden, die Angst der Bevölkerung zu mindern und den Druck von den Menschenrechtsorganisationen zu nehmen, die sich für Freiheit und Würde der Menschen einsetzen.

Wir appellieren auch an die KOMNAS HAM, für die Sicherheit der Opfer zu garantieren, damit sie nicht Ziel von Einschüchterungsversuchen jedweder Seite werden.

Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit. Möge Gott, der Allmächtige, uns seine Gerechtigkeit erweisen.

Mit besten Wünschen,

Mgr. Leo Laba Ladjar, OFM
Bischof von Jayapura

Pdt. Herman Saud, MTh
Vorsitzender der Synode von GKI, in Papua

Fast zeitgliech zu dem oben stehenden Intervie erreicht uns folgende Meldung von "Vorarlberg online". (05.02.2001)

Fünf Tote bei Kämpfen in Irian Jaya

Bei den bisher schwersten Kämpfen seit Jahresbeginn in der indonesischen Unruheprovinz Irian Jaya in Westneuguinea sind vier Regierungssoldaten und ein Kämpfer ums Leben gekommen.

Die Aufständischen überfielen nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Antara vom Sonntag einen Militärstützpunkt in Betaf, nahe der Grenze zum unabhängigen Staat Papua-Neuguinea.

In dem 1963 von Indonesien annektierten Westneuguinea kämpft die OPM für die Unabhängigkeit. Seit dem indonesischen Einmarsch in dem kupferreichen Gebiet hat sich in der ehemaligen niederländischen Kolonie eine Tragödie abgespielt, die von Flüchtlingen, Missionaren und Menschenrechtsorganisationen übereinstimmend mit dem Begriff Völkermord an den christianisierten Papuas beschrieben wird. Im vergangenen Juni hatte der Papuanische Volkskongress eine neuerliche Unabhängigkeitserklärung verabschiedet.

Unter australischem Druck hatte Papua-Neuguinea den OPM-Chef Mecky Salosa an Indonesien ausliefern müssen. 1983 war der damalige OPM-Führer Seth Rumkorem nach Papua-Neuguinea geflüchtet, bevor er sich nach Vanuatu begab, das er auf Veranlassung der australischen Regierung verlassen musste, um in die Niederlande ins Exil zu gehen.

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