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Indonesiens Wälder brennen weiter

Ein Jahr nach dem Schutzmoratorium schlagen Umweltverbände im Land Alarm

Von Thomas Berger *

Indonesiens Wälder sind trotz vermehrter Schutzanstrengungen noch immer massiv gefährdet. Die Rodungen sorgen nicht nur für mehr CO2-Emissionen, sie schaden auch der Artenvielfalt.

Zu Monatsbeginn schlugen indonesische Umweltverbände Alarm: Binnen eines Jahres seien weitere fünf Millionen Hektar Wald abgeholzt worden. Und das, obwohl die Regierung unter Präsident Susilo Bambang Yudhoyono im Mai 2011 ein Moratorium beschlossen hatte, das zumindest für zwei Jahre die Neuvergabe von Konzessionen ausschließt und rund ein Drittel der Waldfläche unter Schutz stellt. Das wären 64 Millionen Hektar. Doch die Bilanz zwölf Monate später besagt, dass ein Großteil davon schon vorher einen entsprechenden Schutzstatus hatte. Nur 13 Millionen Hektar sind effektiv dazugekommen. Und die übrigen Gebiete seien offensichtlich schon Opfer von Rodungen geworden. Auf Kalimantan, dem indonesischen Teil der Insel Borneo, seien 1,9 Millionen Hektar betroffen, wo vor allem Kohlefirmen interessiert sind. In Papua gehe es um 1,7 Millionen Hektar Wald, deren Abholzung Geld in die Kassen von Tropenholzexporteuren spült.

Die Regierung in Jakarta wies die Veröffentlichung der Umweltschützer umgehend unter Verweis auf eigene Zahlen zurück. Agus Purnomo, Präsidentenberater für Klimaschutz, äußerte vor der Presse, dass man eine deutliche Reduzierung der Abholzungsrate auf 500 000 Hektar pro Jahr festgestellt habe. Während beispielsweise Yuyun Indradi von Greenpeace-Indonesien davon spricht, dass die Gefahr für die einheimischen Wälder eher weiter zunehme, wiegelte Purnomo ab.

Für Indonesien wäre es, sollten die Zahlen der Umweltschützer auch nur annähernd stimmen, nicht nur eine ökologische Katastrophe, sondern auch ein enormer Gesichtsverlust auf internationaler Ebene. Schließlich hatte die norwegische Regierung eine Milliarde US-Dollar Hilfsgelder für das Schutzprogramm locker gemacht. Die indonesischen Wälder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt. Doch inzwischen sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die nur hier vorkommen, von Ausrottung bedroht. Die Zahl der Sumatra-Tiger ist auf 400 gesunken, die der Orang-Utans auf der größten Insel des Archipels hat sich seit dem Jahr 2000 von etwa 1000 auf 200 verringert. Die Population der Sumatra-Elefanten hat sich seit 1985 halbiert.

»Das Ministerium braucht wenigstens fünf Billionen Rupien (538 Millionen Dollar) pro Jahr, um Waldbrände zu bekämpfen«, verwies Darori von der Waldschutzbehörde dieser Tage in einem Interview auf die Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen. Die norwegische Hilfe sei da nicht ausreichend, Indonesien brauche mehr internationale Unterstützung. Schon heute ist das Land nach China und USA der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen.

* Aus: neues deutschland, Montag, 11. Juni 2012


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