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Besetzer der Schweizer Botschaft in Jakarta bitten um politisches Asyl

Junge Molukker wollen auf ethnische Säuberungen und Christenvertreibungen aufmerksam machen

Ende September 2000 besetzten sechs Molukker die Schweizer Botschaft - ein Ereignis, das wenig Resonanz in unseren Medien fand. Der Hintergrund ist dennoch ernst: Es geht um die sozialen Auseinandersetzungen, die seit Monaten und Jahren auf einer der größeren Inseln Indonesiens ausgetragen werden. Ob sie - wie in dem nachfolgenden Artikel - mit dem Etikett "Religionskrieg" oder "ethnische Säuberung" hinreichend beschrieben sind, wollen wir dahingestellt sein lassen. In jedem Fall sind sie ein weiteres Indiz für die Labilität des riesigen Inselreiches, das unter Suharto nur mit Feuer und Schwert, mit äußerst brutler Repression zusammengehalten werden konnte. Offenbar wollen Teile des alten Regimes so weiter machen wie früher. Ob der Einfluss von Präsident Wahid so weit reicht, dass er die islamischen Extremisten, die ihren "heiligen Krieg" nach Ambon tragen wollen, stoppen kann, bleibt abzuwarten. Die Desintegration der indonesischen Gesellschaft scheint auf absehbare Zeit nicht aufzuhalten zu sein. Der folgende Artikel fand sich auf der Internetseite des österreichischen "Standard" am 2. Oktober 2000.

Jakarta - Die sechs jungen christlichen Indonesier von den Molukken-Inseln, die seit sechs Tagen die Schweizer Botschaft in Jakarta besetzen, haben um politisches Asyl gebeten. Dies teilte am Montag eine Botschaftssprecherin mit. Die jungen Molukker schlafen unter einem Schutzdach im Garten der diplomatischen Vertretung. Nach eigenen Angaben gehören sie zu einer Gruppe mit der Bezeichnung "Mahamuda Siwalima". Sie waren am Mittwoch über die Gitter des Botschaftsgeländes gesprungen und hatten ein Spruchband mit der Aufschrift "Rettet die Molukken!" entrollt. Die Molukker wollen auf die "ethnischen Säuberungen" und Christenvertreibungen auf dem Archipel aufmerksam machen. Der katholische Bischof von Ambon, Petrus Canisius Mandagi, hatte an die internationale Gemeinschaft appelliert, bei der Bekämpfung der Gewalt auf den Molukken zu helfen. Der Konflikt, der seit Jänner 1999 Tausende von Menschenleben gefordert hat, sei "eine Tragödie der Menschheit". Der Bischof äußerte den Verdacht, Anhänger von Ex-Diktator Suharto hätten auf den Molukken bewusst Instabilität geschürt, um von den Kriegsverbrechen der vergangenen Jahrzehnte abzulenken.

Christenverfolgungen

Die Christen im Osten von Indonesien sind nach vatikanischen Angaben Opfer einer "ethnischen Säuberung". Auf den Molukken würden die Christen von moslemischen Extremisten systematisch vertrieben, aus einigen Bereichen seien sie inzwischen fast ganz verschwunden. Die Zentralregierung in Jakarta hatte Ende Juni auf den Molukken den Notstand ausgerufen.

Mitglieder der extremistischen Moslem-Organisation Laskar Jihad waren aus anderen Teilen Indonesiens nach einem Kampftraining in der Nähe von Jakarta auf die Molukken gereist; sie führen dort einen "Heiligen Krieg" gegen die christliche Bevölkerung. Die ehemals niederländischen "Gewürzinseln" sind eine traditionelle Wirkungsstätte christlicher Missionare.

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