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Chlorakne, Herr Schröder?

Eine Briefaktion für eine Reform der Hermes-Bürgschaften

Folgende Bitte von Watch Indonesia reichen wir an dieser Stelle gern weiter und hoffen um entsprechende Unterstützung aus der Friedensbewegung:



Nichts läge uns ferner, als dem Kanzler Chlorakne an den Hals zu wünschen! Wenn Herr Schröder aber nicht Kanzler, sondern z.B. ein indonesischer Fischer wäre, der am falschen Fluss lebt, könnte er durchaus krank werden.

Wohnte er z.B. am Fluss Siak auf Sumatra, hätte er ein grosses Zellstoffwerk zum Nachbarn. Dort wird ein älteres Verfahren verwandt, das noch Chlor zum Bleichen benutzt und auch keinen grösstenteils geschlossenen Wasserkreislauf einsetzt. Einige Fabrikabwässer gelangen über illegale Ausgänge sogar ungeklärt in den Fluss. Dabei werden mit der Vergiftung der Fische auch die Lebensgrundlagen des Fischers Schröder langsam zerstört und der Zusatzverdienst durch Obst- und Gemüseanbau ebenfalls unmöglich. Da die Familie Schröder im Fluss badet und sein Wasser trinkt, leiden bereits einige Familienmitglieder unter Haut- und Atemwegserkrankungen. Nicht nur Familie Schröder hat Ärger mit der Nachbarfabrik. Die befreundete Familie Müller beklagt, dass die Holzlieferanten in ihre Ländereien eindringen und für die Zellstoffproduktion geeignete Hölzer illegal plündern. An sich waren einige Dorfbewohner froh über die neue Fabrik, die Arbeitsplätze in die Gegend brachte. In den letzten 14 Jahren hat sich die indonesische Papierproduktion jedoch, unterstützt von grosszügigen Krediten internationaler Investoren, mehr als versiebenfacht. Da dies der Markt gar nicht hergibt, musste der Zellstoffwerk-Betreiber neulich Zahlungsunfähigkeit anmelden. Seitdem bangen die Angestellten um ihre Arbeitsplätze.

Abgesehen davon, dass natürlich Herr Schröder kein indonesischer Fischer ist, ist diese Geschichte real. Auch deutsche Firmen haben beim Auf- und Ausbau des indonesischen Papiersektors geliefert und sich ihre Exporte mit Hermesbürgschaften absichern lassen. Bei der Bürgschaftsvergabe gab es keine klaren Umweltstandards, die das gebaute Zellstoffwerk hätte einhalten müssen.

Um also anderen Chlorakne zu ersparen, sollte der Bundeskanzler sich endlich auch persönlich dafür einsetzen, dass eine ernsthafte Hermes-Reform durch feste Umweltstandards zukünftig solche katastrophalen Projekte verhindert.

Schicken Sie folgenden Protestbrief an Bundeskanzler Schröder:



Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

wir gehen davon aus, dass Sie natuerlich keine Chlorakne haben wollen. Sicher wuenschen Sie so etwas auch niemand anderem.

Zellstoffwerke in Indonesien, die mit Beteiligung deutscher Firmen (und durch Hermesbuergschaften mit deutschen Steuergeldern verbuergt) gebaut wurden, haben jedoch zahlreiche negative Auswirkungen auf die lokale Bevoelkerung. Dazu gehoeren die Verwendung veralteter Verfahren mit Chlorbleiche, deren wenig oder nicht geklaerte Abwaesser in den Fluss gelangen. So werden schleichend die Lebensgrundlagen der Flussanrainer zerstoert. Zudem wird fuer den enormen Holzbedarf der Zellstoffwerke Holz zum Teil illegal geschlagen.

Die durch internationale Kredite gestuetzte Ueberproduktion des indonesischen Papiersektors fuehrt jetzt bereits zur Zahlungsunfaehigkeit einer Unternehmensgruppe.

Eine adaequate oekonomische, soziale und oekologische Kosten-Nutzen-Abschaetzung vor der Buergschaftsvergabe haette so etwas verhindern koennen. Solche Pruefungen waeren Teil einer ernsthaften Hermesreform!

Wir fordern Sie daher dringend auf, Farbe zu bekennen, uns weitere rot-gruene Enttaeuschungen zu ersparen und sich endlich auch persoenlich dafuer einzusetzen, dass
  • Hermesbuergschaften nur nach umfassender Abschaetzung der oekologischen und sozialen Auswirkungen vergeben werden;
  • hermesverbuergte Projekte klare Umweltstandards (was z.B. Abwasserqualitaet angeht) einhalten muessen und die Einhaltung geprueft wird.

Mit freundlichen Gruessen




Diesen Brief bitte kopieren und per e-mail schicken an:
InternetPost@bundesregierung.de

Oder Sie drucken den Brief aus, kopieren ihn und schicken ihn per Post an:
An den
Bundeskanzler
der Bundesrepublik Deutschland
11044 Berlin

Oder per FAX:
01888 / 272 – 2555

Mehr Informationen über die Hermes-Bürgschaften und die hier vorgestellte Aktion erhalten Sie über die Internetadresse:
http://www.gang-nach-genua.de

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