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Illegale Tests an Kindern in Indien

Von K. S. Harikrishnan, Thiruvananthapuram (IPS) *

Magenprobleme brachten den vierjährigen Deepak Yadav aus der Stadt Indore im Bundesstaat Madhya Pradesh ins Chacha Nehru Bal Chikitsalaya-Kinderkrankenhaus. Dort wurde ihm das Medikament Rabeprazole verabreicht. Doch als sich sein Zustand immer weiter verschlechterte, setzten die Eltern das Präparat ab und wandten sich an die Vereinigung für Opfer von medizinischen Versuchen (CTVA). Die fand heraus, dass der Junge als »Laborratte« für bislang ungetestete Medikamente missbraucht worden war.

Die Familie von Deepak Yadav ist arm. »Die Behörden haben bisher keine Schritte unternommen, um uns finanziell zu entschädigen«, sagt Deepaks Vater Sooraj.

Die Tragödie der Familie Yadav ist nur eine vielen, die sich in den letzten Jahren in Indien abgespielt haben. 2031 Menschen sind nach Angaben des Menschenrechtsaktivisten Anand Rai in den vergangenen vier Jahren an den Folgen illegaler Medikamententests gestorben. Konkret waren dies im Jahr 2008 288 Menschen, im Jahr 2009 637, im Jahr darauf 668, und im Jahr 2011 starben 438 Menschen an » schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen« im Rahmen von Medikamententests.

Rai ist Generalkontrolleur für Medikamente Indiens und hat gerade eine Kampagne gegen die illegalen Tests initiiert. Behörden und Aktivisten sollen ihre Stimme gegen die Praxis erheben, die unschuldige Menschen zu Opfern multinationaler Pharmakonzernen macht. »Medizinische Tests an Menschen ohne deren Einverständnis ist eine Verletzung ihrer fundamentalen Menschenrechte«, sagt Rai. Ob die Kampagne gegen die illegalen Tests Früchte trägt, ist noch nicht abzusehen.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 21. August 2012


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