Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters,
Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Illegale Tests an Kindern in Indien
Von K. S. Harikrishnan, Thiruvananthapuram (IPS) *
Magenprobleme brachten den
vierjährigen Deepak Yadav aus der
Stadt Indore im Bundesstaat Madhya
Pradesh ins Chacha Nehru Bal
Chikitsalaya-Kinderkrankenhaus.
Dort wurde ihm das Medikament
Rabeprazole verabreicht. Doch als
sich sein Zustand immer weiter
verschlechterte, setzten die Eltern
das Präparat ab und wandten sich
an die Vereinigung für Opfer von
medizinischen Versuchen (CTVA).
Die fand heraus, dass der Junge
als »Laborratte« für bislang ungetestete
Medikamente missbraucht
worden war.
Die Familie von Deepak Yadav
ist arm. »Die Behörden haben bisher
keine Schritte unternommen,
um uns finanziell zu entschädigen«, sagt Deepaks Vater Sooraj.
Die Tragödie der Familie Yadav
ist nur eine vielen, die sich
in den letzten Jahren in Indien abgespielt
haben. 2031 Menschen
sind nach Angaben des Menschenrechtsaktivisten
Anand Rai in den vergangenen vier Jahren an
den Folgen illegaler Medikamententests
gestorben. Konkret waren
dies im Jahr 2008 288 Menschen,
im Jahr 2009 637, im Jahr
darauf 668, und im Jahr 2011
starben 438 Menschen an »
schwerwiegenden unerwünschten
Ereignissen« im Rahmen von Medikamententests.
Rai ist Generalkontrolleur für
Medikamente Indiens und hat gerade
eine Kampagne gegen die illegalen
Tests initiiert. Behörden
und Aktivisten sollen ihre Stimme
gegen die Praxis erheben, die unschuldige
Menschen zu Opfern
multinationaler Pharmakonzernen
macht. »Medizinische Tests an
Menschen ohne deren Einverständnis
ist eine Verletzung ihrer
fundamentalen Menschenrechte«,
sagt Rai. Ob die Kampagne gegen
die illegalen Tests Früchte trägt,
ist noch nicht abzusehen.
* Aus: neues deutschland, Dienstag, 21. August 2012
Zurück zur Indien-Seite
Zurück zur Homepage