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Indien und der indisch-pakistanische Konflikt: Ereignisse ab September 2002

Zusammengestellt aus Agenturmeldungen

1. - 15. September 2002

An der indisch-pakistanischen Grenze in Kaschmir lieferten sich am Wochenende vom 7. und 8. September Truppen beider Länder schwere Artilleriegefechte. Die Kämpfe begannen am 7. September nahe der indischen Stadt Kargil und dauerten am 8. September noch an, meldete die indische Nachrichtenagentur UNI. Am Abend des 7. September sei ein indischer Zivilist getötet, ein weiterer verletzt worden. Außerdem habe Pakistan ein indisches Armeelager getroffen, das in Flammen aufgegangen sei. Indien meldete, es habe pakistanische Bunker zerstört.

Am 8. und 9. September wurden im indischen Teil Kaschmirs mindestens neun Menschen bei Überfällen mutmaßlicher islamischer Terroristen getötet.

Der pakistanischen Polizei ist offenbar ein wegen der verheerenden Anschläge auf US-Botschaften in Ostafrika mit mehr als 200 Toten gesuchtes Al-Qaeda-Mitglied ins Netz gegangen. Er sei überzeugt, dass es sich bei dem im Juli verhafteten Scheich Achmed Saleem um einen Verdächtigen für die Bombenanschläge von 1998 in Kenia und Tansania handele, sagte ein hochrangiger Ermittler im pakistanischen Karatschi am 9. September. Saleem war ursprünglich als sudanesischer Finanzier des mutmaßlichen Terrornetzwerks identifiziert worden. Er sei in Kenia geboren, habe aber möglicherweise zusätzlich die sudanesische Staatsbürgerschaft angenommen, sagte der Ermittler. Saleem sei im Juli in Karatschi festgenommen und an die US-Behörden überstellt worden. Er sei nun in US-Gewahrsam. Wo er sich aufhält, wurde nicht mitgeteilt.

Bei zwei Anschlägen mutmaßlicher islamistischer Separatisten sind am 11. September im indischen Teil Kaschmirs mindestens 16 Menschen getötet worden, darunter auch der Justizminister des Bundesstaates Jammu und Kaschmir, Mustaq Ahmad Lone. Der eine Anschlag galt einer Wahlveranstaltung im Dorf Lalpora, der andere wurde gegen eine Bushaltestelle in Surankot, etwa 200 km nordwestlich von Jammu, verübt.

Die pakistanische Polizei hat am 11. September nach eigenen Angaben zwei mutmaßliche Mitglieder von Al Qaida erschossen und fünf weitere festgenommen. Bei der Schießerei in Karatschi sind auch ein vierjähriges Mädchen getötet und sechs Polizisten verletzt worden. Unter den Festgenommenen befindet sich der ehemals in Hamburg lebende und als "Topterrorist" bezeichnete Ramzi Binalshibh. Er gilt neben Mohammed Atta als einer der Drahtzieher der Anschläge auf das World Trade Center.

Die Gewalt in Kaschmir eskaliert wenige Tage vor dem Wahltermin. Am 12. September kamen nach indischen Angaben drei islamische Extremisten ums Leben, als sie eine Polizeistation überfielen. - In Srinagar wurde ein indischer Soldat getötet. - Bei der Beerdigung des am 11. September getöteten Landesjustizministers Mustaq Ahmad Lone schossen mutmaßliche Islamisten auf indische Streitkräfte. Debei wurden drei Soldaten verletzt.
Vor der UN-Vollversammlung in New York warnte der pakistanische Militärmachthaber Musharraf vor einer möglichen atomaren Katastrophe in Südasien. Der Frieden in der Region sei zur Geisel "einer strategischen Fehlkalkulation Indiens" geworden, sagte er und bekräftigte, dass sein Land keinen bewaffneten Konflikt mit Indien beginnen wolle. "Doch wenn wir mit Krieg überzogen werden, dann werden wir unser Recht auf Selbstverteidigung vollständig und effektiv wahrnehmen."

Ein pakistanisches Gericht hat am 13. September beschlossen, dass die Ex-Regierungschefin Benazir Bhutto bei der Parlamentswahl am 10. Oktober nicht kandidieren dürfe.
Unbekannte haben am 15. September im Süden Pakistans einen Bus in die Luft gesprengt. Bei der Explosion wurde ein Mensch getötet und neun weitere verletzt, einige von ihnen schwer. Die Polizei glaubt, dass der Sprengsatz unter einem der Sitze versteckt war. Er explodierte, kurz nachdem der Bus den Busbahnhof von Hyderabad verlassen hatte.

16. - 22. September 2002

Mit den erwarteten Gewaltzwischenfällen begannen am 16. September im indischen Teil Kaschmirs die Wahlen zum Regionalparlament: Nach offiziellen Angaben töteten mutmaßliche Moslemextremisten beim Überfall auf ein Wahllokal einen Polizisten. In einem Wohnhaus starb ein achtjähriger Junge bei einer Bombenexplosion. Indische Sicherheitskräfte erschossen 17 Rebellen, die aus Pakistan eingedrungen sein sollen.
Für Pakistan sind die Wahlen, die in vier Etappen bis zum 8. Oktober durchgeführt werden, eine "Farce", Indien will indessen seinen Anspruch auf die mehrheitlich muslimischen Provinzen Jammu und Kaschmir bestätigen. Zur Wahl stehen die "National Conference" (hinter der die hindu-nationalistische Regierung steht), die oppositionelle Kongresspartei sowie einzelne unabhängige Kandidaten, die sich dem Wahlboykott des muslimischen All-Parteienbündnisses Hurriyat entzogen haben. Sie hoffen auf ein Regierungsbündnis mit der Kongresspartei.

Am 17. September sind zwei Anschläge in Kaschmir verübt worden. Eine Handgranate detonierte auf einem Marktplatz in Anantnag, 60 km südlich von Srinagar. Dabei kam ein Mensch ums Leben, 15 Menschen wurden verletzt. Der zweite Anschlag wurde auf einen Bürokomplex der Kongresspartei in Srinagar verübt. Drei Menschen wurden verletzt.
Bei einem Gefecht mit Moslem-Extremisten im Rajouri-Bezirk im indischen Teil Kaschmirs wurden in der Nacht zum 19. September acht Menschen getötet, darunter sechs Soldaten.
Bei einem Überfall auf eine Schule im Udhampur-Bezirk am 19. September erschossen Rebellen einen Lehrer und einen Schüler.

Am 19. September berichtete ein AP-Korrespondent aus Neu-Delhi in der Los Angeles Times (Online-Ausgabe), dass die Infiltration militanter Separatisten aus dem pakistanischen Teil Kaschmirs in den indischen Teil in den vergangenen zwei Monaten zugenommen hätte. Dies habe der US-Botschafter in Indien, Robert Blackwill, in einem Fernsehinterview gesagt. Danach sei das Einsickern von moslemischen Kämpfern im Juni und Juli fast zum Erliegen gekommen ("it was down"), im August und September aber wieder stark angestiegen. Der US-Botschafter konnte keine Erklärung dafür geben, erinnerte aber an die im September begonnenen Wahlen im indischen Jammu und Kaschmir, die von pakistanischer Seite als Farce ("sham") aufgefasst werden.
Am 19. September bestätigte US-Vize-Außenminister Richard Armitage vor dem Geheimdienst-Ausschuss des US-Repräsentantenhauses einen Bericht in der Washington Post, wonach bereits am 17. September ein Bombenanschlag auf den pakistanischen Machthaber Musharraf vereitelt worden sei. Mehrere Personen seien in Karatschi festgenommen worden. Aus Islamabad kam dagegen ein Dementi. Die Festgenommenen seien in einen Anschlag vom April d.J. verwickelt gewesen, sagte der pakistanische Innenminister Moinuddin Haider.
Am 21. September wurde auf die Tourismusministerin im indischen Teil Kaschmirs, Sakina Itoo, ein Anschlag verübt worden. Mutmaßliche Molem-Extremisten beschossen ihre Wagenkolonne, wobei ein Sicherheitsbeamter und ein Mädchen getötet wurden. Itoo bleib unverletzt.

23. - 30. September 2002

Am 24. September stürmten vier bewaffnete Terroristen einen Hindu-Tempel in Gandhinager im westindischen Bundesstaat Gujarat. Dabei wurden mindestens 29 Menschen getötet, 70 Menschen wurden verletzt. Die Täter hatten mit Schnellfeuergewehren das Feuer auf die anwesenden Gläubigen eröffnet. Nach 14 Stunden wurde die Belagerung gewaltsam beendet. Indische Elitetruppen erschossen die beiden Attentäter in den frühen Morgenstunden des 25. September. Der Bundesstaat war im Frühjahr bereits Schauplatz zahlreicher Massaker, die von extremen Moslems an Hindus und von nationalistischen Hindus an Moslems verübt wurden. (Vgl. unsere Chronik Februar/März und April)
Aucb der zweite Tag der Wahl im indischen Kaschmir (der erste Tag fand vor einer Woche statt) ist von Gewalt überschattet worden. dpa meldete am 24. September, indische Polizei habe in Srinagar zwei moslemische Extremisten erschossen, nachdem diese drei Polizisten entführt hatten. Bei weiteren Schießereien wurden sechs Extremisten getötet.

Am 25. September sind sieben Mitarbeiter einer christlichen Wohlfahrtsorganisation ("Institut für Frieden und Gerechtigkeit") in der pakistanischen Großstadt Karatschi getötet worden. Die bewaffneten Angreifer (die Polizei sprach von einem Terrorakt) flohen unerkannt. - In diesem Jahr sind in Pakistan bereits 30 Menschen bei Angriffen auf christliche Einrichtungen getötet worden.

Der indische Vizepremierminister Lal Krishna Advani machte am 25. September Pakistan für das Massaker im Tempel von Gandhinager verantwortlich. Pakistans Präsident Musharraf hatte eine Woche zuvor in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung die Massaker an Muslimen vor einem halben Jahr angesprochen und sie als Beispiel für die Mesnchenrechtsverletzungen in Indien betrachtet. Es sei durchaus möglich, sagte Advani nun, dass Militante dies als Signal für einen Rache-Anschlag in Gujarat verstanden hätten.
Die Nachrichtenagentur PTI meldete am 27. September, dass die beiden Tempel-Attentäter aus Pakistan stammen.

Am 28. September wurde bei einem Bomenanschlag im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir eine Oppositionskandidatin (Kongress-Partei) schwer verletzt; drei ihrer Anhänger und ein Polizist wurden getötet. Der Anschlag ereignete sich in Anantnag, wo am 1. Oktober die nächste Runde der Regionalwahlen abgehalten werden soll. Muslimische Extremisten werden für den Anschlag verantwortlich gemacht. Die Wahlen in Kaschmir werden in vier Etappen abgehalten. Sie begannen am 16. September und sind am 8. Oktober abgeschlossen. Jedesmal sind andere Bezirke dran. Am 1. Oktober wird in den Bezirken Pulwama und Anantnag gewählt. Moslemische Organisationen haben zum Boykott der Wahlen aufgerufen.
In Srinagar kam es zu Unruhen unter muslimischen Einwohnern, nachdem ein 19-Jähriger von einem indischen Patrouillenfahrzeug angefahren und tödlich verletzt worden war.
Nach amtlichen indischen Angaben wurden vom 27. bis 29. September mindestens 14 Menschen bei Anschlägen und Gewalttaten im Zusammenhang mit der Wahl in Kaschmir getötet.

1. - 6. Oktober 2002

Militante Separatisten griffen am 1. Oktober einen Bus an und eröffneten das Feuer auf die Passagiere. Neun Menschen wurden laut Polizei getötet, zwölf erlitten schwere Verletzungen. - Weitere sechs Tote meldeten Nachrichtenagenturen nach einem Anschlag auf eine paramilitärische Einheit, die eine Gruppe von Wahlhelfern eskortierte. Zudem wurde von etlichen Attacken auf Wahllokale berichtet. Dieser dritte Wahltag in Kaschmir war nach Ansicht des FR-Korrespondenten der bisher blutigste. Fast alle Wahllokale in den 27 Kreisen, in denen am Dienstag gewählt wurde, waren zuvor von der nationalen Wahlkommission als "besonders gefährdet" eingestuft worden. Jeweils mehrere Polizisten und Soldaten sicherten die Wahllokale ab. In den Wahldistrikten Pulwama, Anantnag und Udhampu liegen die Hochburgen der Jaish-e-Mohammad und Hizbul Mujahideen. Sie gehören zu den extremsten Separatistengruppen, die in Kaschmir operieren.

Die pakistanische Regierung und die USA halten baldige Gespräche zwischen Indien und Pakistan zum Abbau ihrer Spannungen für nötig. Die für Südasien zuständige Beamtin des US-Außenministeriums, Christina Rocca, traf am 1. Oktober in Islamabad den pakistanischen Militärmachthaber Pervez Musharraf. Das pakistanische Außenministerium teilte anschließend mit, man sei sich einig, dass die baldige Wiederaufnahme des Dialogs notwendig sei.

Indien und Pakistan haben am 4. Oktober weitere Raketentests unternommen. Pakistan zündete eine Mittelstreckenrakete vom Typ "Shaheen" (die konventionelle und atomare Sprengköpfe tragen kann), Indien zündete eine Luftabwehrrakete vom Typ "Akash".

7. - 13. Oktober 2002

In der Nacht zum 7. Oktober lieferten sich Indien und Pakistan an der gemeinsamen Grenze in Kaschmir Artilleriegefechte. Dabei wurden vier indische Soldaten getötet.
Pakistan testete am 8. Oktober abermals eine Mittelstreckenrakete vom Typ Shaheen. Sie kann mit einem Atomsprengkopf bestückt werden. Die Testserie sei damit abgeschlossen, hieß es aus Islamabad. Indien reagierte diesmal nicht mit einem eigenen Raketentest.
Am 8. Oktober ging die letzte der vier Etappen der indischen Kaschmirwahl zu Ende. Wieder gab es einen Terroranschlag, bei dem drei Menschen starben.
Während des Wahlkampfs und während der vier Wochen dauernden Wahl kamen bei Schießereien und Anschlägen rund 300 Menschen ums Leben.

Die bisherige Regierungspartei im indischen Teil Kaschmirs hat die Wahlen verloren. Zwar stellt die National Conference (NC) von Chefminister Farooq Abdullah wieder die stärkste Fraktion (29 Sitze, bisher 57!), es wird aber wohl ein Regierungsbündnis aus Kongress-Partei (22 Sitze), der drittstärksten Partei, der PDP (15 Sitze) und einiger kleinerer Parteien und Gruppierungen geben. Das ist das Ergebnis der Wahlen in der Provinz Jammu und Kaschmir, die an vier Wahltagen in den letzten vier Wochen durchgeführt worden war. Die Wahlbeteiligung betrug nur 46 Prozent.

Bei den Parlamentswahlen in Pakistan am 10. Oktober fuhr die Muttahida Majlis-e-Amal (MMA), ein Bündnis von zwei großen und vier kleineren islamisch-religiösen Parteien, vor allem in Belutschistan und der Nordwest-Grenzprovinz ein unerwartet gutes Ergebnis ein, erzielte aber auch in anderen Regionen des Landes teilweise beachtliche Erfolge. Die MMA schaffte es offenbar, jene Stimmen auf sich zu vereinen, die sowohl gegen die Militärregierung von Präsident Pervez Musharraf in Opposition stehen als auch den US-freundlichen Kurs sämtlicher pakistanischer Regierungen der letzten Dekade kritisieren. Viele verschiedene Deutungen hatte es im Vorfeld über den möglichen Wahlausgang gegeben, nachdem die wichtigsten politischen Führer des Landes selbst nicht antreten durften, allerdings Wahlkundgebungen aus ihrem Exil mit Grußbotschaften bestückten. General Musharraf hatte sowohl Nawaz Sharif, den er vor genau drei Jahren in einem unblutigen Putsch abgesetzt und später ins saudische Exil geschickt hatte, als auch dessen Amtsvorgängerin im Premierssessel, Benazir Bhutto, mit juristischen Tricks von einer Kandidatur ausgeschlossen. Bhuttos Pakistanische Volkspartei (PPP) und Sharifs Muslimliga (PML-N), wenngleich sie in den meisten Wahlkreisen gegeneinander antraten, haben den Urnengang als Bündnis für die Wiederkehr der Demokratie bestritten. Dies beinhaltete ganz vereinzelt sogar Absprachen mit den Islamisten der MMA, um in einigen Fällen Siegeschancen von Kandidaten der PML-QA zu schmälern. Die PML-QA ist eine Kreation des Regimes Musharrafs, gebildet von einer Fraktion der alten Muslimliga und im Wahlkampf durch offizielle Stellen auf vielfältige Weise unterstützt. Daneben hatte der Präsident aber noch andere Gruppen im Rennen, die ihn ebenfalls mehr oder weniger offen stützen. - Eine Wahlbeobachtungs-Delegation der EU kritisierte die pakistanischje Wahlkommission und die Verwaltung, die überwiegend die Regierungsparteien begünstigt habe. - Bei Gewalttaten am Rande der ersten Wahl seit dem Militärputsch Musharrafs vor drei Jahren waren sieben Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt worden.

In der westindischen Stadt Solapur kam es am 13. Oktober zu größeren Ausschreitungen und Straßenschlachten zwischen moslemischen und hinduistischen Gruppen, in deren Verlauf neun Menschen getötet und über 100 verletzt wurden. Anlass soll eine über das US-Fernsehen ausgestrahlte Predigt des Baptistenpredigers Jerry Falwell gewesen sein, in der er den Begründer des Islam, den Propheten Mohammed, als "Terroristen" bezeichnet hatte. Später entschuldigte sich Falwell für seine Äußerungen.

14. - 20. Oktober 2002

Die dem Militärmachthaber Musharraf nahe stehende Moslemliga PML-Q, die als stärkste Gruppüierung aus der Wahl hervorgegangen ist, aber nicht allein regieren kann, hat am 14. Oktober der islamistischen MMA eine Koalition angeboten. Während die PML-Q den Kampf gegen den Terror an der Seite der USA fortsetzen will, möchte die MMA aus dieser Anti-Terror-Koalition ausscheren.
Während eines Hindu-Gottesdienstes im Nordosten Indiens explodierte am 14. Oktober eine Handgranate und tötete drei Menschen. Sieben Menschen wurden verletzt. - An der Grenze zu Bangladesch erschossen indische Soldaten mindestens zwei Hindu-Pilger.

Bei einer Serie von Bombenanschlägen am 16. Oktober sind in der pakistanischen Stadt Karatschi mindestens neun Menschen verletzt worden. Vier Bomben explodierten in Polizeirevieren und einem Gebäude der Provinzregierung.
Der indische Beirat für nationale Sicherheit hat der Regierung am 16. Oktober einen schrittweisen Rückzug indischer Soldaten von den Grenzen zu Pakistan empfohlen. Am Abend begann Indien tatsächlich mit dem Teilabzug von Soldaten.
Pakistan folgte am 17. Oktober dem indischen Beispiel und zog ebenfalls Soldaten von der gemeinsamen Grenze ab. Der indische Verteidigungsminister George Fernandes sagte aber, es handle sich nicht um einen Rückszug, sondern um eine "Verlegung". In einen Dialog mit Pakistan will Neu Delhi auch nicht eintreten, "solange der pakistanische Terrorismus anhält", sagte am 17. Oktober der indische Außenminister.
In der indioschen Provinz Jammu und Kaschmir scheiterten die Koalitionsverhandlungen. Darauf hat die indische Regierung am 18. Oktober die Region unter Direktverwaltung der Zentralmacht gestellt.

Am 19. Oktober sind bei mehreren Gewaltakten im indischen Teil Kaschmirs mindestens 10 Menschen getötet worden. Im Norden der Region kam ein Mensch bei einer Explosion ums Leben. Im südlichen Kaschmir erschossen indische Sicherheitskräfte vier "militante Moslems".

21. - 31. Oktober 2002

Am 24. Oktober meldete der pakistanische Geheimdienst die Festnahme zweier mutmaßlicher Mitglieder von Al Qaida bei Peshawar.
Indien begann am 24. Oktober mit dem Abzug von Soldaten von der Grenze zu Pakistan. Der Abzug soll in zwei Monaten abgeschlossen sein.
Am 26. Oktober kam es doch noch zu einer Einigung auf eine Koalitionsregierung um indischen Kaschmir. Mufti Mohammed Sayeed, Chef der Demokratischen Volkspartei, wird das Premierministeramt in der Region übernehmen. Nach drei Jahren soll er die Amtsgeschäfte an ein Mitglied der Kongresspartei abgeben. Die beiden Kleinparteien, das Demokratische Volksforum und die Kaschmirische Pantherpartei treten als Koalitionspartner in die Regierung mit ein, die damit über eine knappe Mehrheit im Regionalparlament verfügt.
Am 26. Oktober wurde Kaschmir von einem Generalstreik lahmgelegt, den die separatistische Allparteienkonferenz Hurriyat ausgerufen hatte. Damit sollte des Einmarsches der idnischen Armee vor 55 Jahren gedacht werden. Indische Sicherheitskräfte nahmen mehrere Hurriyat-Politiker vorsorglich fest.

Im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu wurde eine Verordnung erlassen, wonach der Übertritt vom Hinduismus zu einer anderen Religion verboten wird, wenn er auf "Gewalt" oder "Gewährung von Vergünstigungen" beruht. Am 29. Oktober gabe es gegen diesen Erlass zahlreiche Proteste von Christen, Buddhisten und Muslimen. Verantwortlich ist die Chefministerin des Bundesstaates, Jayalalitha Jayaram, eine ehemalige Schauspielerin, der Populismus vorgeworfen wird. Außerdem wolle sich bei der hindu-nationalistischen Bundesregierung einschmeicheln.


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