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Indien und der indisch-pakistanische Konflikt: Ereignisse ab Januar 2003

Zusammengestellt aus Agenturmeldungen

Januar 2003

Pakistan und Indien haben am 1. Januar Informationen turnusgemäß über ihre Atomanlagen ausgetauscht. Dazu hatten sich die beiden Staaten in einem bilateralen Abkommen von 1991 verpflichtet. Die Listen enthalten u.a. genaue Angaben über die Lage der Einrichtungen.
An der indisch-pakistanischen Demarkationslinie in Kaschmir wurde am 5. Januar ein indischer Soldat durch eine Artilleriegranate getötet, die von pakistanischer Seite aus abgeschossen wurde. 40 Menschen wurden verletzt, darunter vier Polizisten.
Am 7. Januar forderte der indische Innenminister Lal Krishna Advani die indischen Bundesstaaten auf, Ausländer aus Pakistan und Bangladesch, die sich illegal in Indien aufhielten, aufzuspüren und auszuweisen. Sie stellten eine "Gefahr für die nationale Sicherheit" dar, hieß es zur Begründung. Die indische Nachrichtenagentur berichtete, dass sich nach offiziellen Angaben 15 Millionen Einwanderer aus Bangladesch sowie 11.500 Pakistaner ohne Erlaubnis in Indien aufhielten.

Der indische Verteidigungsminister George Fernandes hat am 7. Januar davor gewarnt, dass Pakistan im Falle eines Atomkrieges vollständig vernichtet würde. Indien würde diese Waffen aber nicht zuerst einsetzen.
Pakistan hat am 8. Januar die Stationierung einer neuen Mittelstreckenrakete vom Typ Ghauri beschlossen. Diese kann ebenso wie die indische Agni mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden. Diese habe laut Machthaber Pervez Musharraf den "notwendigen Abschreckungseffekt".
Der erste Raketentest der indischen Streitkräfte im neuen Jahr hat die Spannungen im Konflikt mit Indien weiter verschärft. Der pakistanische Informationsminister Sheikh Rashid Ahmed warf der Regierung in Neu-Delhi vor, die Vorherrschaft in der Region anzustreben. Die für kurze Reichweiten von 600 bis 800 Kilometer ausgelegte Agni I wurde vom Testgelände Chandipur vor der Küste des ostindischen Unionsstaats Orissa abgefeuert, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am 9. Januar in Neu-Delhi mitteilte. Der indische Verteidigungsminister George Fernandes war bei dem Raketentest anwesend.

Bei Nachwahlen in Pakistan hat eine Koalition aus sechs islamistischen Parteien zwei Sitze im Bundesparlament und einen Sitz in einem Provinzparlament gewonnen. Beobachter sehen darin die wachsende Bedeutung religiöser Parteien im Land und die zunehmende Kritik am pro-amerikanischen Kurs der Regierung von Militärmachthaber Musharraf.

Indien hat zum dritten Mal in diesem Monat eine Rakete getestet. Wie das Verteidigungsministerium in Neu-Delhi am 20. Januar mitteilte, wurde eine Boden-Luft-Rakete vom Typ Akash erfolgreich gezündet. Der pakistanische Informationsminister Sheikh Rashid Ahmed erklärte daraufhin, sein Land werde sich nicht auf einen Rüstungswettlauf mit Indien einlassen. Pakistan werde sich aber "zu verteidigen wissen".
Indien hat am 22. Januar vier pakistanische Diplomaten zur Ausreise aufgefordert, da sie gegen ihren Status verstoßen hätten. Aus Pakistan hieß es dazu, die Ausweisung würde die Spannungen zwischen den beiden Ländern erhöhen.
Postwendend reagierte die pakistanische Regierung und verwies am 23. Januar eine gleiche Anzahl indischer Diplomaten des Landes. Die Betroffenen, so hieß es aus dem Außenministerium in Islamabad, seien in Handlungen verstrickt gewesen, die gegen ihren Status verstießen - eine diplomatische Umschreibung des Spionagevorwurfs.

Im indischen Bundesstaat Tripura im Nordosten des Landes haben Separatisten am 26. Januar elf Zuwanderer ermordet, unter ihnen vier Frauen und zwei Kinder. Die Terroristen haben das Dorf Sutradharpara überfallen. Die Separatisten kämpfen für die Unabhängigkeit des Landes von Indien. Ziel der Gewalt sind immer wieder Zuwanderer aus anderen Teilen Indiens sowie aus Bangladesch.

Ein Anschlag auf eine Gaspipeline in Pakistan am 27. Januar hat die Energieversorgung des Landes beeinträchtigt. Es war der dritte derartige Anschlag innerhalb von einer Woche. Verantwortlich gemacht werden Kämpfer der örtlichen Bugti-Volksgruppe, die das Gas als ihre Ressource ansehen und Anteil am Profit verlangen.

Pakistan hat nach eigenen Angaben am 28. Januar auf zwei unbemannte indische Spionageflugzeuge in der Nähe der Kaschmir-Region gefeuert. Eine der Drohnen sei abgestürzt. Die Drohnen hätten den pakistanischen Luftraum verletzt.

Februar 2003

Bei einem Bombenanschlag in der pakistanischen Hafenstadt Karatschi ist am 3. Februar eine Person getötet worden, Zwei weitere Menschen wurden verletzt. Die Bombe explodierte vor dem Hauptbüro der staatlichen Ölgesellschaft.

Russland und Pakistan haben ihre einstige Feindschaft beigelegt. Bei einem Treffen in Moskau Anfang Februar, dem ersten Besuch eines pakistanischen Staatschefs seit 33 Jahren, vereinbarten Putin und Musharraf den Ausbau der beiderseitigen Beziehungen. Unterzeichnet wurden Abkommen über eine bessere Zusammenarbeit in Wissenschaft, Bildung, Kultur und bei der Inneren Sicherheit. Nach dem Treffen rief Putin Pakistan und Indien auf, ihren Dialog wieder aufzunehmen.

Der indische Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee hat am 10. Februar eine "internationale Doppelmoral" im Kampf gegen den Terrorismus bemängelt. Anhänger von Osama bin Laden würden in einigen Ländern als Terroristen bezeichnet, in anderen Ländern dagegen als Freiheitskämpfer. Diese "Logik" nutzten terroristische Gruppen, um für Unterstützung zu werben. Auch Pakistan versuche auf diese Weise, den grenzüberschreitenden Terrorismus nach Indien zu rechtfertigen, sagte Vajpayee. Weiter besteht der Vorwurf, kaschmirische Rebellengruppen, die von pakistanischer Seite aus operieren, hätten Verbindungen zu Al Qaida. Der pakistanische Außenminister Khursheed Kasuri wies die Vorwürfe zurück. Pakistan, so sagte er, sei selbst Ziel terroristischer Anschläge, weil es die USA unterstütze.

Indien hat erneut seine Überschallrakete "Brahmos" getestet. Erstmals sei die Rakete von einem Schiff aus abgefeuert worden, teilte das Verteidigungsministerium am 12. Februar mit. Der Test sei erfolgreich gewesen.

Im indischen Teil Kaschmirs sind am 20. Februar sechs Menschen bei einer Sprengstoffexplosion auf einem Markt getötet worden. Die Bomben waren nahe der Hauptstraße unter dem Schnee vergraben, sagte die Polizei.

Beim Absturz eines Militärflugzeugs im Nordwesten von Pakistan sind am 20. Februar alle 17 Insassen getötet worden, darunter auch Luftwaffenchef Mushaf Ali Mir. Nach offiziellen Angaben handelte es sich um einen Unfall. Ein Abschuss oder Sabotage wurden ausgeschlossen.

Bei einem Anschlag auf eine schiitische Moschee sind am 22. Februar in Karatschi neun Menschen erschossen worden. Weitere neun Personen wurden nach Angaben der Polizei verletzt. Nach Darstellung von Augenzeugen eröffneten drei Männer kurz vor Beginn des Abendgebetes vor der Imam-Bargha-Mehdi-Moschee das Feuer. Viele Opfer, unter ihnen ein siebenjähriger Junge, wurden erschossen, als sie von einer benachbarten Gaststätte zum Gebet in die Moschee gehen wollten.

In Pakistan ist am 24. Februar ein Kleinflugzeug mit acht Insassen abgestürzt. Alle Insassen seien ums Leben gekommen, sagte ein Flughafensprecher. Das Unglück ereignete sich am Morgen in der Nähe der pakistanischen Hafenstadt Karachi. An Bord waren der afghanische Minister für Minen und Industrie, Dschuma Mohammed Mohammadi, und drei seiner Mitarbeiter. Bei den anderen Passagieren handele es sich um einen Mitarbeiter des pakistanischen Außenministeriums und den Leiter einer chinesischen Bergbaufirma. Außerdem waren zwei Besatzungsmitglieder an Bord. Die Maschine sei auf dem Weg zu einem Tagebau der chinesischen Firma bei Jazak an der Grenze zu Iran gewesen, hieß es weiter.

Bei einem Anschlag vor dem US-Konsulat in der pakistanischen Hafenstadt Karachi am 28. Februar sind zwei pakistanische Polizisten getötet worden. Sieben Beamte erlitten bei Schüssen auf das Wachhaus außerhalb des Konsulats schwere Verletzungen. Die unbekannten Täter flohen auf einem Motorrad. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Das teilte die Polizei mit. Es ist noch unklar, ob das Konsulat Ziel des Anschlags war oder eine benachbarte Moschee.

März 2003

Die pakistanischen Behörden haben am 1. März ein Führungsmitglied des Terrornetzwerks Al Qaeda festgenommen. Khalid Scheich Mohammed und zwei weitere mutmaßliche Mitglieder der Organisation seien in Rawalpindi nahe der Hauptstadt Islamabad in Gewahrsam genommen worden, teilte die pakistanische Regierung mit. Der pakistansiche Informationsminister bestätigte die Festnahme in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN.
Khalid Scheich Mohammed soll am 2. März an die USA ausgeliefert worden sein, teilte ein ranghoher Vertreter der pakistanischen Regierung mit. Er sei nach einem Verhör durch pakistanische Ermittlungsbeamte den Amerikanern übergeben worden und habe das Land bereits verlassen. Nach amerikanischen Angaben ist aber unklar, wo er sich nun aufhält. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass er sich in den USA befände oder dort hingebracht werden solle, meldet CNN. Ein US-Geheimdienstvertreter sagte, sein Aufenthaltsort werde möglicherweise über Monate geheim gehalten.
Am 4. März hieß es, Mohamed befände sich noch irgendwo in der Region. Der pakistanische Geheimdienst vermutete, dass er sich auf dem US-Stützpunkt Bagram in Afghanistan befindet. Andere Quellen meinen, Mohamed sei zum Militärstützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean geflogen worden, wo der CIA ein geheimes Verhörzentrum haben soll.

Indien hat den USA vorgeworfen, in der Kaschmir-Frage zu wenig Druck auf Pakistan auszuüben. Die USA hätten es nicht vermocht, den pakistanischen "Terrorismus über die Grenze hinweg" zu beenden, sagte Premier Atal Behari Vajpayee am 4. März.

Pakistan hat die atomwaffentaugliche Rakete Hatf IV in Dienst gestellt. Sie hat eine Reichweite von 750 Kilometern. Angesichts des Kaschmirkonflikts mit Indien sagte der pakistanische Machthaber Pervez Musharraf am 6. März, die Übergabe der Rakete an die Streitkräfte sei kein Schritt im Rüstungswettlauf, sondern diene der Abschreckung.

Separatisten haben in der Nacht zum 8. März im Nordosten Indiens einen Tank einer Ölraffinerie und eine Pipeline in die Luft gesprengt und drei Zivilisten getötet. Der Anschlag auf die Ölanlagen löste ein Inferno aus. 3.000 Bewohner des Dorfs Digboi im Bundesstaat Assam mussten in Sicherheit gebracht werden. Die Flammen schlugen 20 Meter hoch, verletzt wurde aber niemand. Bei einem Angriff auf Händler töteten Rebellen der "Assam Befreiungsfront" Ulfa drei Menschen. Außerdem sprengten sie eine Polizeikaserne in die Luft. Die Ulfa-Kämpfer hatten die Raffinerie und eine Pipeline in Brand geschossen. Es war der bislang spektakulärste Anschlag der Ulfa, die seit 24 Jahren für ein unabhängiges Assam kämpft. In dem Bundesstaat wird Öl gefördert. Am 9. März waren die Flammen unter Kontrolle, aber noch nicht völlig gelöscht. Die Einwohner von Digboi kehrten zurück. Der Schaden wurde auf vier Millionen Euro geschätzt.

Indien hat nach eigenen Angaben Beweise für terroristische Ausbildungslager im pakistanischen Teil Kaschmirs. Der Chef des indischen Geheimdienstes, General K. Davar, sagte am 13. März der Nachrichtenagentur AP, seine Regierung habe den Vereinigten Staaten Satellitenaufnahmen und Aufzeichnungen abgefangener Funksprüche übergeben. Diese belegte die Existenz von 70 Ausbildungslagern in Kaschmir. Pakistan wies die Vorwürfe zurück. Die USA hätten bislang auf Grund der Beweise wenig unternommen, "vielleicht aus taktischen Gründen", sagte Davar. Er deutete an, Washington verfolge die mutmaßlichen Terroristen nicht, weil die USA bei der Ermittlung der Hintermänner der Anschläge vom 11. September auf die Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes angewiesen seien.

Im indischen Unionsstaat Jammu-Kaschmir sind am 13. März bei einem Anschlag auf einen Bus vier Insassen getötet worden. Außerdem wurden bei der Explosion 20 Passanten verletzt, wie die Polizei mitteilte. Der Bus war an einer Haltestelle in Rajauri geparkt, rund 110 Kilometer nordwestlich der Winterhauptstadt Jammu. Im Anschluss an die Explosion bewarfen mehrere hundert aufgebrachte Menschen in der Nähe des Tatortes Polizisten und Soldaten mit Steinen. Sie wollten damit gegen einen ungenügenden Schutz vor Anschlägen in Kaschmir protestieren.
Bei einem Anschlag auf einen Zug wurden am 13. März in Bombay elf Menschen getötet und 64 verletzt.
Am 14. März hat die indische Polizei in Neu-Delhi sechs Sprengsätze entschärft. Die Sprengsätze waren in einer Plastiktüte am Bahnhof entdeckt worden, meldete die Nachrichtenagentur PTI.

In einem Hotel in der Stadte Punch in Kaschmir haben mutmaßliche islamische Extremisten mehrere Geislen genommen und von den Fenstern aus mit Granaten und Maschinengewehren auf einen belebten Markt geschossen. Am Abend des 14. März stürmte indische Polizei das Hotel und befreite sechs Geiseln lebend. Drei Geiseln und ein Geiselnehmer wurden tot aufgefunden. Unklar war, ob den übrigen Tätern die Flucht gelang.

Bei erneuten Kämpfen im indischen Teil Kaschmirs sind in der Nacht zum 16. März mindestens elf indische Polizisten getötet worden. Mindestens fünf weitere Polizisten seien verletzt worden, als offenbar islamistische Rebellen in der Nähe von Gool im Bezirk Udhampur einen Sicherheitsposten angegriffen hätten, teilte ein Polizeisprecher mit. Polizei und Rebellen hätten sich daraufhin ein mehr als zweistündiges Gefecht geliefert. Es gebe zwei Rebellengruppen, die im Verdacht stünden; beide werden auch für einen Anschlag auf das indische Parlament verantwortlich gemacht, bei dem im Dezember 2001 insgesamt 15 Menschen ums Leben kamen, darunter auch fünf Rebellen. Der nächtliche Angriff war der dritte innerhalb weniger Tage. Am 14. März waren bei der Belagerung eines Hotels im Bezirk Poonch sieben Menschen getötet worden; am 13. März kamen bei einer Bombenexplosion in einem Bus im Süden Kaschmirs vier Menschen ums Leben. In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt um Kaschmir wurden nach amtlichen Angaben bislang mehr als 37.500 Menschen getötet. Indien wirft Pakistan vor, radikalislamische Rebellen zu unterstützen, die für die Loslösung der Region von Indien kämpfen.

Die afghanische Regierung will nach Angaben des pakistanischen Botschafters in Kabul mehrere Hundert pakistanische Kriegsgefangene, die an der Seite der gestürzten radikal-islamischen Taliban-Regimes gekämpft hatten, freilassen. Botschafter Rustam Shah Mohmand sagte am 16. März in Kabul zu Journalisten, sein Land danke der afghanischen Regierung. Beide Länder seien auf dem Weg, ihre Beziehungen zu verbessern. "Wir glauben, dass Pakistan und Afghanistan natürliche Verbündete sind." Nach Angaben der Botschaft sollen alle, knapp 900 Pakistaner, die sich in von der Regierung kontrollierten Gefängnissen befinden, freigelassen werden. Bereits im vergangenen Jahr waren rund 500 Pakistaner aus Gefangenschaft entlassen worden. Viele Pakistaner befinden sich allerdings noch im Gewahrsam von regionalen afghanischen Stammesfürsten.

Am Wochenende vom 22. und 23. März sind bei Artilleriegefechten zwischen Indien und Pakistan im geteilten Kascjhmir bis zu sieben Menschen getötet worden. Während Indien vom einem Angriff Pakistans sprach, bei dem vier Soldaten gestorben seien, erklärte Pakistan, durch indisches Feuer seien drei Frauen getötet worden.

Bewaffnete Männer haben in der Nacht zum 24. März ein Dorf im indischen Teil Kaschmirs überfallen und 24 Hindus getötet. Unter den Opfern waren elf Männer, elf Frauen und zwei Kinder, wie die Polizei mitteilte. Der Überfall ereignete sich in Nadimarg, etwa 50 Kilometer südlich von Srinagar, der Sommerhauptstadt des indischen Unionsstaats Jammu-Kaschmir. Einem Polizeisprecher zufolge überwältigten die acht bis zehn mit automatischen Waffen ausgerüsteten Attentäter die Wachposten vor dem Dorf und entwendeten deren Gewehre. Einige der 52 Dorfbewohner konnten fliehen, die anderen wurden gezwungen, sich in einer Reihe aufzustellen und wurden erschossen. Dorfbewohner erklärten, die Wachleute hätten sie nicht verteidigt. Stunden nach dem Überfall protestierten mehrere Hundert Hindu-Flüchtlinge in der Winterhauptstadt Jammu gegen die Regierung, die sie nicht beschützt habe. Der Chefminister in Jammu-Kaschmir, Mufti Mohammed Sayeed, kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Pakistan verurteilte den Anschlag als Terrorismus. Der Überfall erfolgte einen Tag nach dem Mord an einem früheren Kommandeur der Rebellenorganisation Hezb-ul Mujahedeen, der unlängst von dieser Organisation ausgeschlossen worden war. Abdul Majid Dar hatte geheime Gespräche mit der indischen Regierung über eine mögliche Beilegung des Kaschmir-Konflikts geführt. Sein Tod galt als schwerer Rückschlag für diese Bemühungen. Es wird vermutet, dass das Attentat auf Dar und der Überfall auf das Dorf Nadimarg Teil einer neuen gezielten Terrorkampagne muslimischer Rebellen sein könnten. Diese kämpfen seit Jahrzehnten für die Unabhängigkeit Kaschmirs oder seinen Anschluss an das islamische Pakistan. Dem Konflikt sind in den letzten 13 Jahren mehr als 61.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Am 26. März haben Indien und Pakistan Kurzstreckenraketen getestet. Indien feuerte im östlichen Bundesstaat Orissa die atomwaffenfähige Boden-Boden-Rakete "Prithvi" ab. Pakistan folgte wenige Stunden später mit einem Test der "Abdali"-Rakete. Das teilten Regierungsstellen in beiden Ländern mit. Zugleich lieferten sich die Grenztruppen Artilleriegefechte an der Grenze in Kaschmir. Beobachter werteten die Raketentests als gegenseitige Drohgebärde angesichts der seit mehr als einem Jahr extrem angespannten Beziehungen.

Die USA verlangen von Israel, ein milliardenschweres Rüstungsgeschäft mit Indien zu stoppen. Die USA habe Israel ersucht, nicht wie geplant das Radar-Frühwarnsystem "Phalcon" an Indien zu liefern, berichtete am 27. März der israelische Armeesender. Der Meldung zufolge befürchten die USA ein Ungleichgewicht zwischen den verfeindeten Nachbarn Indien und Pakistan durch die Rüstungslieferungen.


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