Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt

September/Oktober 2007


Samstag, 1. September, bis Sonntag, 16. September
  • Beim Einsturz einer neuen Brücke in der südpakistanischen Stadt Karachi sind am 1.Sept. mindestens fünfzehn Menschen getötet worden. Weitere Opfer werden noch unter den Trümmern vermutet.
  • Die frühere Ministerpräsidentin Pakistans, Benazir Bhutto, hat die Rückkehr in ihr Heimatland angekündigt. Ein Abkommen über eine Teilung der Macht mit ihrem einstigen Rivalen Pervez Musharraf habe sie aber noch nicht geschlossen. (1. Sep.)
  • Nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad am 4. Sept. sind kurz hintereinander zwei Bomben explodiert, mindestens 24 Menschen starben. Die Behörden gehen von islamistische Extremisten als Tätern aus. Die erste Bombe explodierte in einem Bus, der durch die Garnisonsstadt Rawalpindi in der Nähe der Hauptstadt Islamabad fuhr. Es habe sich um einen Armeebus gehandelt, erklärte ein Militärsprecher - die pakistanische Armee hat in Rawalpindi ihr Hauptquartier.
  • Vor der für morgen (9. Sept.) geplanten Rückkehr des exilierten Ex-Premiers Nawaz Sharif haben pakistanische Sicherheitsbehörden 2000 Oppositionelle festgenommen. So sollen Unruhen verhindert werden. Im Grenzgebiet zu Afghanistan erschossen sie zudem zehn islamistische Militante.
  • Pervez Musharraf hat seinen Widersacher Sharif sofort nach der Heimkehr aus dem Exil wieder abschieben (10. Sept.) lassen - entgegen einem Gerichtsbeschluss. Damit könnte der Militärmachthaber seinen eigenen Niedergang befördert haben.
  • Bei einem Selbstmordanschlag am 11. Sept. im Nordwesten Pakistans sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Unter den Opfern sollen mehrere Polizisten sein. Der Attentäter sprengte sich nach Behördenangaben in unmittelbarer Nähe eines Lastwagens in die Luft, auf dem zahlreiche Reisende unterwegs waren. Augenzeugen zufolge sei er erst 14 oder 15 Jahre alt gewesen, erklärte ein Polizist.
  • In Pakistan reißt die Serie von Attentaten nach dem Kampf um die Rote Moschee nicht ab. Bei einem Selbstmordanschlag in einem hoch gesicherten Militärgebiet starben am 13. Sept. 15 Elitesoldaten. Unterdessen tötete die pakistanische Armee zahlreiche Rebellen.
  • In der Nacht (13. Sept.) ist es in der pakistanischen Region Süd-Waziristan zu heftigen Gefechten zwischen pakistanischen Soldaten und Aufständischen gekommen. Nach Angaben der pakistanischen Streitkräfte sind bei Kämpfen mindestens 25 islamistische Rebellen getötet worden. Die Aufständischen hätten einen Armeeposten angegriffen.
Montag, 17. September, bis Sonntag, 30. September
  • Pakistans Präsident Pervez Musharraf will nach Angaben (18. Sept.) seines Anwalts nach einer Wiederwahl zum Präsidenten sein Amt als Militärchef niederlegen. Seine Gegner prangern an, dass Musharraf neben dem Präsidentenamt auch die Armee führt.
  • Indien will den Siachen-Gletscher im Grenzgebiet zu Pakistan für Trekking-Touristen öffnen. (19. Sept.) Das sorgt im Nachbarland für Empörung – noch immer sind hier in etwa 5000 Metern Höhe tausende Soldaten stationiert. Über fast zwei Jahrzehnte hinweg lieferten sich hier indische und pakistanische Truppen Gefechte in bis zu 5700 Metern Höhe – jetzt bereiten sich auf der indischen Seite die ersten Touristen auf eine Besteigung des Siachen-Gletschers vor. Erstes Ziel der Gruppe sei das 4877 Meter hoch gelegene Kumar-Camp, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Neu-Delhi mit.
  • Der Führer des Terrornetzwerks al-Qaida, Osama Bin-Laden, droht am 20. Sept. Pakistans Präsident Musharraf mit Vergeltung für den Sturm auf die Rote Moschee. Auch die USA werden in einem neuen Tonband abermals als Terrorziel ausgemacht.
  • In Pakistan wird am 6. Oktober die Präsidentschaftswahl sein. Präsident Musharraf will sich für weitere fünf Jahre wählen lassen. (20. Sept.) Die oppositionelle Partei PPP von Ex-Premierministerin Benazir Bhutto forderte ihn auf, sein Amt als Armeechef vor der Wahl niederzulegen.
  • Protest gegen Pakistans Präsident Musharraf. Einen Tag (21. Sept.), nachdem er den Termin für seine gewünschte Wiederwahl bekannt gegeben hat, zieht die islamistische Opposition auf die Straße: "Geh, Musharraf, geh!"
  • Pakistans Präsident Pervez Musharraf ernennt am 22. Sept. einen vertrauten Leutnant zum nationalen Geheimdienstchef. US-Experten sagen, alles deute darauf hin, dass Musharraf vor der anstehenden Präsidentschaftswahl versucht, seine Macht zu zementieren.
  • Die mächtige Pakistanische Volkspartei PPP von Ex-Premierministerin Benazir Bhutto hat einen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 26. Sept. nominiert. Kandidat Fahim will gegen Präsident Musharraf gewinnen.
Montag, 1. Oktober, bis Sonntag, 14. Oktober
  • Mindestens 15 Menschen kamen am 1. Okt. bei einem Attentat in der Garnisonsstadt Bannu in der Grenzregion zu Afghanistan ums Leben. 19 weitere wurden Polizeiangaben zufolge verletzt. Der Attentäter fuhr in einer Rikscha an den Polizeiposten vor - er hatte sich als Frau verkleidet. Als Sicherheitskräfte Fahrzeuge kontrollieren wollten, explodierte der Sprengsatz, den der Mann unter seinem Schleier trug. Er habe eine Burka getragen, sagte ein Polizeisprecher über den Attentäter.
  • Pakistans starker Mann Musharraf hat einen Nachfolger als Armeechef am 2. Okt. benannt - die Opposition hatte seine Machtfülle kritisiert. Als Präsident will er sich jedoch am Samstag (6. Okt.) wiederwählen lassen. Der frühere Chef des pakistanischen Geheimdienstes ISI, General Ashfaq Pervez Kiani, sei für den Posten nominiert, teilte ein Armeesprecher mit. Nach heftiger Kritik der Opposition hatte Musharraf angekündigt, er werde bis zum 15. November als Armeechef zurücktreten, sollte er am Samstag (6. Okt.) vom Parlament als Präsident bestätigt werden.
  • Die Wahl war eine Farce. Pakistans Präsident Musharraf hat am 6. Okt. sich von Anhängern im Parlament eine weitere Amtszeit absegnen lassen. Die Opposition hatte die Abstimmung en gros boykottiert. Denn noch steht die Gerichtsentscheidung darüber aus, ob Musharraf wegen Ämterhäufung disqualifiziert wird.
  • Die pakistanische Armee und islamische Extremisten liefern am 9. Okt. sich im Nordwesten des Landes heftige Gefechte. Binnen weniger Tage sind dabei bereits fast 300 Soldaten, Rebellen und Zivilisten gestorben. Hunderte Menschen sind auf der Flucht.
  • Bei einer Explosion am 14. Okt. in einem vollbesetzten Kino in Indien sind mindestens sechs Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden. Medienberichten zufolge deutet alles auf einen Anschlag hin. Die Polizei hat die Sicherheitsmaßnahmen im Bundesstaat Punjab verschärft.
Montag, 15. Oktober, bis Mittwoch, 31. Oktober
  • Am 18. Okt. will die pakistanische Ex-Ministerpräsidentin Bhutto in ihr Heimatland zurückkehren. Doch viele Anhänger sind voller Groll. Korruptionsverdacht und ihr Kungeln mit Präsident Musharraf verärgert sie.
  • Es ist einer der schlimmsten Anschläge in Pakistans Geschichte. Terroristen haben in einem Feierzug am 18. Okt. zur Exil-Heimkehr der früheren Ministerpräsidentin Bhutto Bomben gezündet. Mindestens 120 Menschen starben - die Politikerin überlebte.
  • Benazir Bhutto kam bei dem gestrigen (18. Okt.) Anschlag knapp mit dem Leben davon - doch ihre Familie verfolgt nach pakistanischer Lesart ein Fluch. Zulfakir Ali Bhutto, ihr Vater und der erste gewählte Regierungschef Pakistans, starb am Galgen, ihre Brüder wurden ermordet.
  • Nach dem Anschlag auf Pakistans Ex-Premierministerin Bhutto laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Ihr Ehemann beschuldigt die Geheimdienste der Tat (19. Okt.), Präsident Musharraf militante Islamisten. Bhutto selbst will trotz der Bluttat im Land bleiben.
  • In der Garnisonsstadt Rawalpindi hat es ein Selbstmordattentat am 30. Okt. mit mehreren Toten gegeben. Präsident Musharraf nahm währenddessen an einer Sitzung teil – nur wenige hundert Meter vom Anschlagsort entfernt.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte am 31. Okt. Indien auf, Handelshemnisse abzubauen. Von der deutschen Wirtschaft verlangte Merkel, sich schnell stärker in Indien zu engagieren - andernfalls drohe Deutschland abgehängt zu werden.


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