Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt

Juli/August 2007


Juli
  • Tausende Menschen haben am 2. Juli im indischen Teil von Kaschmir den fünften Tag in Folge gegen die tödlichen Schüsse von Polizisten auf vier Personen demonstriert. Mindestens zwölf Polizisten und acht Zivilisten wurden bei den heftigen Auseinandersetzungen in Kupwara verletzt. Die Stadt liegt rund 90 Kilometer nördlich von Srinagar, der Sommerhauptstadt des indischen Staates Jammu-Kaschmir. Nach Angaben der Polizei wurden drei junge Männer in einem Feuergefecht getötet. Bei ihnen habe es sich um militante Extremisten gehandelt. Eine Lehrerin sei ins Kreuzfeuer geraten und dabei ums Leben gekommen. Die Demonstranten erklärten hingegen, die Polizei habe die drei festgenommen und dann in einem vorgetäuschten Feuergefecht erschossen. Die Lehrerin sei getötet worden, weil sie Zeugin des Verbrechens geworden sei.
    Unter der muslimischen Bevölkerung in Kaschmir herrscht eine starke antiindische Stimmung. Dem Konflikt fielen schon mehr als 68.000 Menschen zum Opfer, zumeist Zivilisten.
  • Maoistische Rebellen haben sich im Osten Indiens ein gut fünfstündiges Feuergefecht mit der Polizei geliefert. Dabei wurden 24 Beamte und mindestens 25 Aufständische getötet, wie die Behörden am 11. Juli mitteilten. Die Polizei sei in einen Hinterhalt geraten, hieß es weiter. Die Kämpfe fanden in einer abgelegenen Dschungel-Region des östlichen Unions­staates Chattisgarh statt.
  • Mutmaßliche Islamisten haben in Pakistan einen Armeestützpunkt mit Raketen beschossen und vier Soldaten verletzt. Die Armee reagierte auf den Angriff in der Grenzregion zu Afghanistan mit Artilleriefeuer, wie örtliche Behördenvertreter mitteilten. Der Vorfall ereignete sich demnach am 29. Juli kurz nach Mitternacht. Zwei Raketen seien auf dem Luftwaffenstützpunkt am Flughafen von Miranshah eingeschlagen. Eine von ihnen habe eine Landebahn beschädigt, die andere ein von Soldaten bewachtes Wasserreservoir. Miranshah ist die Hauptstadt der Unruheregion Nord-Waziristan, die als Rückzugsraum für die radikalislamischen Taliban und El Kaida gilt. Ebenfalls wurden vier Mitglieder einer paramilitärischen Einheit in Nord-Waziristan verletzt, als ihr Fahrzeug von einer am Straßenrand versteckten Bombe getroffen wurde. Seit der Erstürmung der Rote Moschee in der Hauptstadt Islamabad, einem Zentrum radikaler Koranschüler, wird Pakistan von einer Welle von religiös motivierten Anschlägen erschüttert. Bei der Erstürmung der Moschee am 10. Juli wurden mindestens 80 Menschen getötet.
  • Frankreich arbeitet weiter daran, sich im internationalen Atomgeschäft zu behaupten. Wenige Tage nach dem umstrittenen Reaktor-Geschäft von Präsident Nicolas Sarkozy mit Libyen verhandelte Sarkozys führender Berater Jean-David Levitte in Indien über ein Atomabkommen, wie die französische Botschaft in Neu Delhi am 31. Juli mitteilte. Levitte und sein indischer Gesprächspartner, der Sicherheitsberater M.K. Narayanan, hätten "ihre gemeinsamen Bemühungen hervorgehoben, die Kernkraftenergie zu friedlichen Zwecken zu entwickeln". Frankreich kämpft neben den USA und Russland um Anteile am rasant wachsenden indischen Energiemarkt.
Mittwoch, 1. August, bis Sonntag, 12. August
  • Bei einem versuchten Selbstmordanschlag auf ein Ausbildungslager der Polizei sind in Pakistan am 2. Aug. zwei Menschen getötet worden. Nach Angaben der Behörden eröffnete der Attentäter aus einer Pistole das Feuer auf Polizisten, die ihn am Betreten des Geländes hindern wollten. Dabei wurde ein Polizist getötet und ein weiterer verletzt; der Attentäter wurde erschossen. Sprengstoffexperten entschärften später die Bombenweste des mutmaßlichen militanten Islamisten.
  • Die USA und Indien haben am 3. Aug. den Inhalt ihres umstrittenen Atomabkommens bekannt gegeben. "Die Vereinigten Staaten unterstützen die indischen Bestrebungen, strategische Reserven nuklearen Treibstoffs anzulegen, um vor einem Versorgungsausfall während der Laufzeit der Reaktoren geschützt zu sein", heißt es in dem von den indischen Behörden veröffentlichten Text.
  • Bei einem Autobombenanschlag im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan hat ein Selbstmordattentäter mindestens acht Menschen mit in den Tod gerissen. Nach Behördenangaben fuhr der Täter mit seinem mit Sprengstoff beladenen Auto in der Stadt Parachinar in ein anderes Fahrzeug. Am Morgen des 4. Aug. waren bei einem Feuergefecht im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan nach Angaben der Sicherheitskräfte zehn islamische Extremisten und vier Polizisten getötet worden.
  • Durch die Überschwemmungen infolge der verheerenden Monsunregen in Südasien sind bislang rund 1400 Menschen ums Leben gekommen. Allein in Indien stieg die Zahl der Todesopfer nach neuesten Angaben auf 1103, wie das UN-Kinderhilfswerk UNICEF mitteilte. Im Norden Indiens sowie in Bangladesch und Nepal seien insgesamt 25 Millionen Bewohner von den Überflutungen betroffen. "Die Situation, die wir jetzt haben, hat es in den vergangenen 30 Jahren nicht gegeben", sagte ein hochrangiger Behördenvertreter des nordöstlichen Bundesstaats Bihar. In Bihar waren nach Medienberichten zehn Millionen Menschen von den Überflutungen betroffen. Allein am 3. Aug. seien hier 24 Menschen in den Fluten umgekommen. Im nordöstlichen Bundesstaat Assam litten nach Behördenangaben fünfeinhalb Millionen Menschen unter den Überschwemmungen, in Uttar Pradesh im Norden des Landes weitere 1,4 Millionen. (AFP, 4. Aug.)
  • Die Regierungen in Indien und Nepal haben sich am 6. Aug. gegenseitig für die schlimmste Flutkatastrophe in Südasien seit Jahrzehnten verantwortlich gemacht. Der Regierungschef des am schwersten betroffenen indischen Bundesstaats Bihar, Nitish Kumar, warf dem Nachbarland vor, trotz mehrmaliger Aufforderungen seit Jahren nichts gegen die Überflutungen der Flüsse aus dem Himalaya zu unternehmen. Das nepalesische Außenministerium vertrat dagegen die Auffassung, der Damm im indischen Laxmanpur trage Mitschuld am Ausmaß der Überflutungen.
  • Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hat sich entschieden gegen mögliche US-Militäreinsätze auf pakistanischem Staatsgebiet ausgesprochen. Die Diskussion in den USA, in seinem Land militärisch gegen Terroristen vorzugehen, helfe dem Kampf gegen den Terrorismus nicht und sei kontraproduktiv, erklärte der Präsident dem Außenministerium zufolge am 7. Aug. beim Besuch eines US-Senators in Karachi.
  • US-Präsident George W. Bush und der afghanische Präsident Hamid Karsai haben bei ihrem Treffen in Camp David am 7. Aug. Zugeständnisse an die Entführer der 21 Südkoreaner ausgeschlossen. Die Staatschefs hätten über das Schicksal der Geiseln diskutiert, sagte Bushs Sprecher Gordon Johndroe nach Abschluss der zweitägigen Gespräche über die Sicherheitslage in Afghanistan. Bush habe die Taliban aufgefordert, die Südkoreaner sofort freizulassen. Die Taliban sind Berichten zufolge zu einem Austausch einiger weiblicher Geiseln bereit.
  • Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hat sich nach Regierungsangaben trotz der instabilen Sicherheitslage gegen die Verhängung des Ausnahmezustands entschieden. "Der Präsident hat entschieden, den Ausnahmezustand im Land nicht zu verhängen", sagte Informationsminister Mohammed Ali Durrani am 9. Aug.
  • Bei Luftangriffen im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan sind nach Militärangaben am 8. Aug. mindestens zwölf radikalislamische Aufständische getötet worden, mehrere weitere wurden verletzt. Unter den getöteten Kämpfern seien nach unbestätigten Informationen sechs bis acht Araber, Tadschiken und Tschetschenen gewesen, sagte der pakistanische Armeesprecher Waheed Arshad der Nachrichtenagentur AFP. Die Armee habe bei dem Angriff auf ein mutmaßliches Versteck der Islamisten in der Nähe von Miranshah in der Provinz Nord-Waziristan neben Hubschraubern auch Mörsergranaten eingesetzt.
  • Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf erwägt die Verhängung des Ausnahmezustands über sein Land. Pakistanische Nachrichtensender berichteten am 9. Aug., der Notstand stehe wegen der immer schlechteren Sicherheitslage im Land "unmittelbar bevor". Der Sender Geo TV meldete, Grund seien auch Drohungen der USA, muslimische Extremisten in Pakistan direkt anzugreifen. Musharraf habe sich mit Kabinettskollegen und Rechtsexperten beraten. Abgeordnete seien gebeten worden, Islamabad nicht zu verlassen. Oppositionsparteien kündigten an, sie zögen vor das Verfassungsgericht, sollte Musharraf den Notstand erklären.
  • Rebellen im indischen Unionsstaat Assam haben nach Polizeiangaben bei mehreren Angriffen zwölf Menschen erschossen. Allein im Dorf Aampahar, südlich der Provinzhauptstadt Gauhati, zerrten sie am Abend des 8. Aug. acht Hindi sprechende Zuwanderer aus dem ostindischen Unionsstaat Bihar aus ihren Häusern und erschossen sie. Unter den Opfern waren nach Polizeiangaben auch vier Kinder. Die Rebellen der Vereinigten Befreiungsfront Asom (ULFA) wollen in Assam einen eigenen Staat gründen. Die Eskalation ihres Aufstands steht offenbar in zeitlichem Zusammenhang zum indischen Unabhängigkeitstag am 15. August.
  • US-Präsident George W. Bush hat Pakistan zur Zusammenarbeit im Kampf gegen Terroristen aufgefordert. Er habe Staatschef Pervez Musharraf "klar gemacht, dass ich erwarte, dass es eine umfassende Zusammenarbeit beim Austausch geheimdienstlicher Erkenntnisse gibt", sagte Bush am 9. Aug. vor Journalisten in Washington. Außerdem erwarte er ein "rasches Handeln" gegen Terroristen in Pakistan, sobald es stichhaltige Hinweise über deren Aufenthaltsort gebe. Er sei "zuversichtlich", dass Musharraf im Herbst eine "freie und faire Wahl" halten werde.
  • Der Wirtschaftsboom in Indien rauscht an der großen Mehrheit der Bevölkerung weiterhin vorbei: Fast 90 Prozent der Beschäftigten auf dem Subkontinent verdienen laut einer aktuellen Studie nach wie vor deutlich weniger als umgerechnet einen halben Euro pro Tag. Wie aus der am 10. Aug. in Neu Delhi veröffentlichten Untersuchung der Nationalen Kommission zum informellen Sektor hervorgeht, verdienen von den 457 Millionen arbeitenden Menschen in Indien 86 Prozent weniger als 20 Rupien (0,36 Euro) am Tag.
  • Im Nordosten von Indien sind elf Wanderarbeiter einem Angriff mutmaßlicher Rebellen zum Opfer gefallen. Die Täter hätten ihre Opfer in der Nacht zum 11. Aug. im Schlaf überrascht, teilte die Polizei im Unionsstaat Assam mit. Immer wieder werden Wanderarbeiter in Assam zum Ziel von Separatisten, die in ihnen Repräsentanten der Regierung in Neu-Delhi sehen. Die Extremisten kämpfen für die Unabhängigkeit von Assam. Sie werfen der Regierung vor, die Bodenschätze der Region auszubeuten, aber nichts für die einheimische Bevölkerung zu tun.
Montag, 13. August, bis Sonntag, 19. August
  • Indien könnte nach Darstellung der Regierung auch nach Abschluss eines umstrittenen Nuklearabkommens mit den USA weiterhin Atomwaffen testen. Ministerpräsident Manmohan Singh wies am 13. Aug. im Parlament Befürchtungen der Opposition zurück, der Pakt schränke die strategische Autonomie Indiens ein. Das Land halte dennoch an einem Moratorium fest, das nach dem bislang letzten Atombombentest 1998 verkündet wurde. Das geplante Abkommen soll in Abkehr von der bisherigen US-Politik Lieferungen von Nuklearbrennstoff nach Indien erlauben. Die Regierung in Washington lässt auch den Transfer von Know-how zur zivilen Nutzung der Kernenergie zu. Kritiker monieren, das Abkommen laufe den Bemühungen zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen zuwider. Indien hat den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Dort wird kritisiert, dass Washington mit dem Geschäft Einfluss auf die Außenpolitik und das indische Atomprogramm gewährt werde. Das Gesetz muss noch vom US-Kongress gebilligt werden.
  • Mit Salutschüssen im Morgengrauen hat Pakistan an den 60. Jahrestag seiner Unabhängigkeit erinnert. Die Feierlichkeiten am 14. Aug. wurden allerdings von einer tiefen politischen Krise überschattet. Präsident Pervez Musharraf rief die Bürger am Vorabend dazu auf, sich bei den Parlamentswahlen, die noch für dieses Jahr erwartet werden, für gemäßigte Kräfte zu entscheiden. Die Zeremonien in Islamabad und den Hauptstädten der vier Provinzen erinnern an den 14. August 1947, als mit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft das überwiegend muslimische Pakistan und das hindustisch geprägte Indien gegründet wurden.
  • Anlässlich des 60. Jahrestags der Unabhängigkeit Pakistans hat der im Exil lebende Ex-Regierungschef Nawaz Sharif den Rücktritt von Präsident Pervez Musharraf gefordert. "Es ist eine Beleidigung für die 160 Millionen Menschen im Land, dass wir Pakistans 60. Unabhängigkeitstag in einer Militärdiktatur feiern", sagte Sharif in einem Telefonat aus Dubai, das rund 7000 Regierungsgegner bei einer Protestveranstaltung im pakistanischen Rawalpindi hörten. Bei den kommenden Wahlen müsse das Volk sich "ein für allemal" für eine Entmachtung Musharrafs entscheiden, der 1999 nach einem Putsch gegen Sharifs Regierung an die Macht gekommen war.
  • Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh hat sein Land am 60. Jahrestag der Unabhängigkeit zu Einigkeit aufgerufen. Gleichzeitig wies der Regierungschef bei seiner Rede am 15. Aug. im Roten Fort in Neu Delhi auf die zahlreichen Herausforderungen hin, die noch vor Indien ständen. Die indische Demokratie nannte Singh einen der größten Erfolge des Landes: "Der Erfolg einer weltlichen Demokratie in einer Nation von einer Milliarde Menschen mit einer solchen Vielfältigkeit wird mit Bewunderung betrachtet." Gleichzeitig aber dürfe das derzeitige Wirtschaftswachstum von neun Prozent nicht zu einem zu starken Selbstvertrauen führen.
  • Rund 20.000 Menschen sind in den vergangenen Wochen aus der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Region Kaschmir geflohen. Diese Zahlen drohten weiter zu steigen, sagte der Gouverneur der indischen Provinz, S.K. Sinha, am 16. Aug. Die meist hinduistischen Migranten reagierten mit ihrem Exodus auf Drohungen muslimischer Extremisten. Zwei der schlechtbezahlten Arbeiter, die sich in Kaschmir als Maurer, Tischler, Maler oder Friseure verdingen, sollen im Juli ein muslimisches Mädchen vergewaltigt und getötet haben. Die militante Organisation Hizbul Mujahedin bedrohte darauf alle Wanderarbeitern, die in der Region verblieben.
  • Abgeordnete des indischen Parlaments haben das Atomabkommen ihres Landes mit den USA scharf kritisiert. Regierungschef Manmohan Singh führe die Volksvertretung über den Vertrag in die Irre, kritisierte Oppositionsführer Lal Krishna Advani am 17. Aug.. Die Regierung habe mit dem Abkommen über die zivile Nutzung von Kernenergie die strategischen Möglichkeiten Indiens eingeschränkt, klagte er. Die Kritik geht auf eine Stellungnahme des US-Außenministeriums zurück, das am Mittwoch - dem 60. Jahrestag der indischen Unabhängigkeit - erklärt hatte, die USA könnten aus dem Vertrag aussteigen, wenn Indien seine militärischen Atomtests wieder aufnehme.
Montag, 20. August, bis Sonntag, 26. August
  • Nach der Hetzjagd auf Inder im sächsischen Mügeln hat das Außenministerium in Neu Delhi die Bundesregierung aufgefordert, derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Es habe bereits Gespräche mit der Bundesregierung über das Thema gegeben, teilte das Ministerium am 21. Aug. mit. Der Gewaltakt, bei dem eine Gruppe von fünfzig jungen Deutschen acht Inder nach einem Streit beim Stadtfest durch den Ort gehetzt hatte, löste in der großen Koalition auch Sorge um die Attraktivität Deutschlands als Wirtschaftsstandort aus. Die indische Botschaft in Berlin versuche, Kontakt zu den Opfern aufzunehmen, teilte das indische Außenministerium weiter mit. Die indische Botschafterin in Berlin, Meera Shankar, zeigte sich im "Tagesspiegel" "sehr besorgt". Die Botschaft wolle sich mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesinnenministerium in Verbindung setzen. Von den Behörden erwarte sie eine vollständige Aufklärung.
    Bei der Hetzjagd am 19. Aug. waren alle acht Inder zum Teil schwer verletzt worden, insgesamt gab es vierzehn Verletzte. Während der Hetzjagd wurden Parolen wie "Ausländer raus" gerufen.
  • In der Wirtschaftsmetropole Karatschi haben Juristinnen und Juristen eine Frauenfriedenskommission (WCP) gegen Intoleranz, Hass und Extremismus gegründet. Unter dem Slogan "Friedliches Karatschi" wollen die Juristen zusammen mit Ärzten, Vertretern der Zivilgesellschaft, Journalisten und anderen Bürgern die Stadt wieder zu dem dynamischen und multikulturellen Zentrum aufleben lassen, das sie einst war. "Karatschis Mittelstand ist stark, und zusammen mit der Zivilgesellschaft können wir zeigen, dass der Dialog immer der beste Weg ist, um Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen", erklärte der Entwicklungsexperte Tasneem Siddiqui. Anlass der Initiative waren die Straßenschlachten am 12. Mai zwischen Mitgliedern der paramilitärischen Partei Muttahida Qaumi Movement (MQM), einem Koalitionspartner von Staatspräsident Pervez Musharraf, und Oppositionellen. 45 Menschen starben dabei. (Neues Deutschland, 21. Aug.)
  • Nach sieben Jahren im Exil wird der pakistanische Ex-Premierminister Nawaz Sharif voraussichtlich in Kürze in sein Heimatland zurückkehren. Der Oberste Gerichtshof des Landes entschied am 23. Aug., dass der 1999 von Militärmachthaber Pervez Musharraf gestürzte Sharif und sein ebenfalls ins Exil gezwungener Bruder Shahbaz zurückkommen und in Pakistan bleiben dürfen. Sharif kündigte an, er werde "so bald wie möglich" von seinem Recht Gebrauch machen, bei den anstehenden Wahlen zu kandidieren, und die Opposition gegen Musharraf anführen.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im Nordwesten Pakistans sind am Morgen des 24. Aug.fünf Soldaten getötet worden. Der Angreifer sei in der Unruheregion Nord-Waziristan mit einem mit Sprengstoff beladenen Wagen in einen Armeekonvoi gefahren, sagte ein örtlicher Polizeibeamter, der nicht genannt werden wollte. Fünf weitere Soldaten seien dadurch verletzt worden. Nord-Waziristan wird von Stämmen und Milizen beherrscht und nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes von den afghanischen Taliban und dem internationalen Terrornetzwerk El Kaida als Unterschlupf genutzt.
  • Bei zwei Bombenanschlägen im südindischen Hyderabad sind mindestens 42 Menschen getötet worden, wie die Behörden im Unionsstaat Andhra Pradesh am 26. Aug. mitteilten. Es gab etwa 50 Verletzte, als die beiden Sprengsätze am 25. Aug. im Abstand von wenigen Minuten während einer Lasershow in einem Park und in einem voll besetzten Restaurant auf einem Marktgelände explodierten. Später wurden nach Angaben der Polizei in der Stadt zwei weitere Bomben gefunden und entschärft.
    Bereits im Mai waren in Hyderabad, wo es immer wieder zu Spannungen zwischen Hindus und Muslimen kommt, bei einem Anschlag auf eine Moschee elf Menschen getötet worden.
    Die Ermittler vermuteten am 26.Aug., dass es sich bei dem neuerlichen Attentat um die Tat islamistischer Extremisten handelt. Es gebe Informationen, dass Terrororganisationen in Bangladesch und Pakistan in den Anschlag verwickelt seien, sagte der Chefminister von Andhra Pradesh, Y.S. Rajasekhara Reddy nach einer Krisensitzung am 26. Aug.
    Die Nachrichtenagentur PTI meldete, es werde eine mögliche Verbindung zu der Gruppe Harkatul Dschihad al Islami in Bangladesch geprüft, die von den Behörden bereits für einen Anschlag auf die historische Moschee in Hyderabad im Mai verantwortlich gemacht wird. Für frühere Bombenanschläge in Indien wurde die islamische Rebellengruppe Lashkar-e-Tayyaba verantwortlich gemacht, die vom pakistanischen Teil Kaschmirs aus operiert.
Montag, 27. August, bis Freitag, 31. August
  • Kurz vor dem Ablauf einer Frist haben sich der pakistanische Präsident und die Oppositionspolitikerin Bhutto offenbar am 29. Aug. über eine Teilung der Macht verständigt. Musharraf ist demnach bereit, als Armeechef zurückzutreten.
  • Militante Islamisten haben in Pakistan Militärfahrzeuge am 30. Aug. überfallen und mehr als hundert Soldaten entführt. Die Soldaten wollten nahe der afghanischen Grenze einen Lebensmitteltransport sichern, hieß es aus Geheimdienstkreisen.
  • Der im Exil lebende Ex-Ministerpräsident Nawaz Sharif will in knapp zwei Wochen in seine Heimat zurückkehren, um gegen Pervez Musharraf zu kandidieren. (30. Aug.)Er werde Musharraf bei den anstehenden Wahlen herausfordern, kündigte Sharif an. Pakistans Oberstes Gericht hatte vergangene Woche entschieden, dass der frühere Regierungschef aus seinem britischen Exil zurückkehren darf.


Zurück zur Chronik-Übersicht

Zur Indien-Seite

Zur Pakistan-Seite

Zurück zur Homepage