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Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt

März/April 2007


Donnerstag, 1. März, bis Sonntag, 4. März
  • Neun indische Fahrradfahrer wollen erstmals mit einer Friedensfahrt nach Pakistan die angespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern verbessern. "Wir haben unglücklicherweise Vorurteile gegen Muslime und Pakistaner", sagte der 47-jährige Dhananjay Madan am 1. März in Panvel, in der Nähe der Küstenstadt Bombay, wo die Expedition startete. Das Team aus Hindus, in dem auch zwei Frauen sind, will in 40 Tagen durch sechs indische Staaten rund 3000 Kilometer radeln und bei Wagah die Grenze überqueren. Die Gruppe will in Tempeln, Moscheen und Dörfern schlafen und täglich 80 Kilometer schaffen. "Der Zweck der Reise ist es, mit den Menschen auf dem Weg zu sprechen", sagte eine der Frauen. Mit dabei ist ein Buch, in das die Menschen Friedensbotschaften eintragen können.
  • Pakistanische Sicherheitskräfte haben nach eigenen Angaben den früheren Verteidungsminister der radikalislamischen Taliban an der Grenze zu Afghanistan festgenommen. Mullah Obaidullah Achund sei mit vier anderen Verdächtigen in der südwestlichen Statt Quetta bereits vor einigen Tagen festgenommen worden, sagten zwei Sicherheitskräfte am 2. März. "Achund ist in Quetta mit vier anderen Verdächtigen während einer Razzia in einem Hotel festgenommen worden", sagte einer der Sicherheitsbeamten, ohne zunächst weitere Details zu nennen. Die Festnahme war nach seinen Angaben die wichtigste seit dem Sturz der Taliban in Afghanistan 2001.
  • Bei einem Bombenanschlag sind in der pakistanischen Stadt Multan am 2. März drei Polizisten getötet und ein Richter verletzt worden. Der Richter habe häufig Fälle gegen Extremisten verhandelt, wie die örtliche Polizei mitteilte. Er wurde zusammen mit neun weiteren Menschen verletzt, als die Bombe, die an einem Fahrrad befestigt war, rund 100 Meter von einem Gerichtsgebäude explodierte. Die Bombe wurde durch eine Fernsteuerung gezündet.
  • Zum zweiten Mal innerhalb von acht Tagen hat Pakistan eine atomwaffenfähige Rakete getestet. Der Test der landgestützten Abdail-Kurzstreckenrakete sei erfolgreich verlaufen, teilte das pakistanische Militär am 3. März mit. Abdail gehört zu den ersten von Pakistan entwickelten Raketen, die mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden können. Sie hat eine Reichweite von 200 Kilometern.
    Bereits am 23. Februar hatte Pakistan einen erfolgreichen Test seiner Langstreckenrakete Shaheen II mit einer Reichweite von 2000 Kilometern gemeldet. Kurz zuvor hatten die beiden rivalisierenden Atommächte Pakistan und Indien ein Abkommen unterzeichnet, welches das Risiko eines durch die Atomwaffenarsenale auf beiden Seiten ausgelösten Unfalls mindern soll. Die beiden Staaten testen regelmäßig ihre Raketen.
  • Ein Islam-Konvertit aus Deutschland ist einem Medienbericht zufolge vom pakistanischen Geheimdienst im Grenzgebiet zu Afghanistan festgenommen worden. Sicherheitsbehörden und Diplomaten überprüfen nach einem Bericht des "Spiegel" vom 3. März derzeit Meldungen der örtlichen Behörden, wonach sich der Deutsche Michel N. in Nordpakistan am Hindukusch nahe der Grenze zu Afghanistan aufgehalten habe. Dort sei er Anfang Februar offenbar auch inhaftiert worden. Warum der Mann, der aus Nordrhein-Westfalen stammt, in der Krisenregion umherreiste, ist derzeit noch unklar. Möglicherweise hatte er Kontakt zu islamistischen Kreisen. Die Deutsche Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad bemüht sich um die konsularische Betreuung des 30-Jährigen, wie der "Spiegel" weiter berichtete.
  • Der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta hat Pakistan terroristisches Verhalten vorgeworfen. "Pakistan sollte Terror nicht als Mittel der Außenpolitik einsetzen", sagte Spanta am 3. März vor Parlamentariern. "Ich würde mir wünschen, die internationale Gemeinschaft würde Staaten, die die Taliban unterstützen, nicht belohnen", fügte der Außenminister hinzu.
    Die afghanische Regierung beschuldigt Pakistan immer wieder, islamischen Extremisten Unterschlupf zu gewähren. Pakistan weist diese Vorwürfe zurück und versichert, den Terrorismus mit allen Mitteln zu bekämpfen.
  • Die USA planen zusammen mit Japan und Indien offenbar ein gemeinsames Manöver im Pazifik an der Küste Japans. Die Übung soll laut der japanischen Zeitung "Tokyo Shimbun" unter Berufung auf ungenannte japanische und US-Quellen im nächsten Monat stattfinden. Dabei soll es um verbesserte Sicherheitsmaßnahmen nach einer möglichen Naturkatastrophe wie einem Tsunami gehen. An dem Manöver sollen japanische Geleitschutzschiffe und Hubschrauber teilnehmen. (AFP, 5. März)
Montag, 5. März, bis Sonntag, 18. März
  • Am 9. März ist der Oberste Richter Pakistans, Iftikhar Muhammad Chaudhry, vom Präsidenten Pervez Musharraff abgesetzt worden. Der Richter soll seinem Sohn trotz mangelnder Qualifikation eine Spitzenposition bei der Polizei zugeschanzt und widerrechtlich staatliche Fahrzeuge und Flugzeuge genutzt haben. Die Opposition hält die Vorwürfe für abwegig und wirft Musharraf vor, mit seinem Schritt die Justiz schwächen zu wollen. So wolle er erreichen, auch nach 2007 Armeechef bleiben zu können. Diese Funktion müsste der Präsident dann gemäß der Verfassung abgeben. Zudem strebt Musharraf eine weitere fünfjährige Amtszeit als Staatschef an. Auch das könnte zu juristischen Auseinandersetzungen führen.
  • Wegen der Planung von Anschlägen in Australien ist in Frankreich am 15. März ein Mann zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Das zuständige Gericht in Paris sah die Schuld des 38-jährigen Franzosen Willie Brigitte in seinem am Donnerstag verkündeten Urteil als erwiesen an. Zusammen mit radikal-islamischen Komplizen aus Pakistan habe er Anschläge gegen sensible Ziele in Australien vorbereitet. Der 38-Jährige wurde wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Zusammenhang mit einer terroristischen Unternehmung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahren Haft gefordert; der Angeklagte hatte seine Unschuld beteuert.
  • Der mutmaßliche Planungschef der Terrororganisation El Kaida, Khalid Sheikh Mohammed, hat sich laut der US-Armee für die Organisation der Anschläge vom 11. September 2001 schuldig bekannt. "Ich war von A bis Z verantwortlich für die Operation 11. September", erklärte der Pakistaner einer Mitschrift zufolge, die das US-Militär nach einer geheimen Vernehmung auf Guantanamo in Kuba am 15. März in Teilen veröffentlichte. Auch die Planung der fehlgeschlagenen Attentate auf Papst Johannes Paul II. sowie die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter gingen auf sein Konto, hieß es. Der 41-Jährige war nach Angaben des US-Militärs bis zu seiner Festnahme im März 2003 in Pakistan der Milizenchef der El Kaida und gilt nach Osama bin Laden und Aiman el Sawahiri als Nummer drei im Terrornetzwerk. Die Vereinigten Staaten verlegten im September vergangenen Jahres 14 wichtige Terrorverdächtige in ihr Gefangenenlager in Kuba, unter ihnen Sheikh Mohammed, der zuvor in einem nicht bekannten CIA-Gefangenenlager einsaß. Er soll dort nach eigenen Angaben auch gefoltert worden sein. Die US-Regierung bezeichnet ihn als einen "der niederträchtigsten Terroristen der Geschichte". Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 habe er eine zweite Angriffswelle geplant, heißt es in der Mitschrift der Aussage weiter. Ziele seien der Library Tower in Kalifornien, der Sears Tower in Chicago, die Plaza Bank (PZBW.OB - Nachrichten) in Washington State und das Empire State Building in New York gewesen. Auch das erste Attentat auf das World Trade Center 1993 und die Bombenanschläge von Bali 2002 gehen dem Protokoll zufolge auf Sheikh Mohammeds Konto. Zudem habe er hinter dem Anschlagsversuch des "Schuhbombers" gesteckt. "Ich war verantwortlich für die Planung, Überwachung und Finanzierung der Operation auf britischem Boden, um den Flughafen Heathrow, das Canary Wharf Building und den Big Ben zu zerstören", erklärte der Pakistaner.
    Das Pentagon veröffentlichte außerdem Aussagen der Pakistaner Abou Zubaida, der ein enger Vertrauter von El-Kaida-Chef Osama bin Laden sein soll, und die des Jemeniten Ramsi Binalshibh, dem mutmaßlichen Mitglied der "Hamburger Zelle" um den Todespiloten Mohammed Atta.
    Die Eltern des 2002 in Pakistan verschleppten und brutal ermordeten US-Journalisten Daniel Pearl haben Zweifel am Terrorgeständnis des mutmaßlichen El Kaida-Chefplaners Khalid Sheikh Mohammed geäußert. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir unmöglich wissen, ob seine Prahlerei mit dem Tod unseres Sohn der Wahrheit entspricht", erklärten Ruth und Judea Pearl am 15. März im kalifornischen Encino. Sie betonten, statt sich darüber den Kopf zu zerbrechen wollten sie ihre Energie lieber weiterhin auf das Lebenswerk ihres Sohnes konzentrieren, der Daniel Pearl Stiftung, dessen Programme den "Hass ausmerzen wollen, der ihm das Leben nahm".
  • Mindestens 50 Polizisten sind bei einem Angriff von mutmaßlichen maoistischen Rebellen auf einen Sicherheitsposten in Zentralindien ums Leben gekommen. Der Angriff sei im Dschungel des Bundesstaates Chhattisgarh rund 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Raipur erfolgt, sagte ein Sprecher der örtlichen Behörden am 15. März. Unter den Opfer seien auch Polizisten von Spezialeinheiten gewesen. Maoistische Rebellen sind in zehn der 18 verarmten indischen Bezirke von Chhattisgarh aktiv.
    In den vergangenen Jahrzehnten sind tausende Menschen bei den Aufständen der vor allem in ländlichen Gebieten aktiven Rebellen gestorben. Sie begründen ihren Kapf mit der Unterstützung der Armen gegen wohlhabende Landbesitzer.
  • In Pakistan hat die Polizei vor den für den heutigen Freitag (16. März) geplanten landesweiten Demonstrationen etwa einhundert Oppositionelle festgenommen. Allein in der Hauptstadt Islamabad wurden bei Razzien in der Nacht etwa 30 Regierungsgegner in Gewahrsam genommen, wie ein ranghoher Polizist und Gewerkschafter der Nachrichtenagentur AFP sagten. Auch in der östlichen Stadt Lahore wurden nach Polizeiangaben 50 Oppositionelle festgenommen, mehrheitlich Mitglieder der radikalen Partei Jamaat-e-Islami.
  • Nach der Absetzung des obersten Richters Pakistans durch Präsident Pervez Musharraf hat es am 17. März erneut schwere Unruhen gegeben. Die Polizei in Lahore setzte nach Augenzeugenberichten Tränengas gegen Hunderte von demonstrierenden Anwälten und Richtern ein, die sich auf dem Gerichtsgelände in der ostpakistanischen Stadt versammelt hatten. Etliche Anwälte seien verletzt worden. Nach Polizeiangaben versuchten die Demonstranten, das Gerichtgebäude zu stürmen und warfen mit Steinen. 14 Polizisten wurden vom Dienst suspendiert, weil sie während der gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Demonstranten einen privaten Fernsehsender geplündert haben sollen.
Montag, 19. März, bis Sonntag, 25. März
  • Nach heftigen Protesten gegen die Absetzung des obersten Richters Pakistans durch Präsident Pervez Musharraf haben weitere Richter gekündigt. Drei Richter aus der Provinz südpakistanischen Provinz Sindh sowie einer aus der zentralpakistanischen Provinz Punjab legten am 19. März nach Behördenangaben ihr Amt nieder, um damit gegen die Suspendierung des Obersten Richters Iftikhar Muhammad Chaudhry und das gewaltsame Vorgehen der Polizei gegen die anschließenden Demonstrationen zu protestieren. "Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, weiter als Justizbeamter zu arbeiten", erklärte ein Richter aus dem südpakistanischen Karachi. Der Vorsitzende der Anwaltskammer von Pakistans Oberstem Gerichtshof, Munir Malik, sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein Richter aus Lahore wolle mit seiner Kündigung dagegen protestieren, dass die Polizei Tränengas und Schlagstöcke gegen Anwälte eingesetzt habe.
  • Angesichts der innenpolitischen Krise in Pakistan hat Präsident Pervez Musharraf am 19. März die termingemäße Abhaltung von Wahlen zugesichert. In einem Interview mit dem privaten Fernsehsender Geo sagte Musharraf zudem, die Verhängung des Ausnahmezustands sei nicht geplant. "Wahlen werden rechtzeitig abgehalten, das ist meine Zusicherung an die Nation", sagte der Staatschef in dem auszugsweise gesendeten Gespräch. In den pakistanischen Medien war zuvor spekuliert worden, Musharraf könnte die für Ende dieses Jahres beziehungsweise Anfang kommenden Jahres geplanten Wahlen hinauszögern. Die Absetzung des Obersten Richters des Landes hatte zudem Spekulationen genährt, Musharraf wolle Einwände der Justiz gegen seine Wiederwahlpläne unterdrücken.
  • In Pakistan hat sich die innenpolitische Krise verschärft, nachdem Staatschef Pervez Musharraf vor anderthalb Wochen den Obersten Richter des Landes vom Dienst suspendiert hatte. Einer der drei stellvertretenden Generalstaatsanwälte des Landes, Nasir Saeed Sheikh, legte aus Protest gegen Musharrafs Entscheidung am 20. März sein Amt nieder. Unter den gegebenen Umständen könne er nicht arbeiten, sagte Sheikh der Nachrichtenagentur AFP. Er ist der ranghöchste der acht Juristen, die bislang zurücktraten. In der südpakistanischen Stadt Kotri legte ein weiterer Richter sein Amt nieder.
  • In Nordwest-Pakistan sind bei Kämpfen zwischen mutmaßlichen usbekischen El-Kaida-Anhängern und lokalen Stammesführern mindestens 24 Menschen getötet worden. Nach offiziellen Angaben vom 20. März wurden bei den Kämpfen in der Krisenregion Nord-Waziristan Granatwerfer und Raketen eingesetzt. Vier der Toten waren Studenten, sieben lokale Stammesmitglieder und 13 Aufständische einer gesuchten militanten islamischen Gruppe aus Usbekistan.
  • In Nordwest-Pakistan sind bei anhaltenden Kämpfen zwischen mutmaßlichen usbekischen El-Kaida-Anhängern und lokalen Stammesführern mindestens 106 Menschen getötet worden. Dies teilten die pakistanischen Sicherheitsbehörden am 21. März mit. Bei den Toten in der Krisenregion Nord-Waziristan handelt es sich demnach um 78 Usbeken und 28 Einheimische. Die Kämpfe setzten am Montag ein, nachdem ein lokaler Talibanführer angeordnet hatte, die Usbeken mit ihrem Anführer zu entwaffnen. Der Talibanführer arbeitet mit den örtlichen Behörden zusammen, um militante Ausländer aus den Stammesgebieten auszuweisen. Der Führer der Gruppe, Tahir Iuldaschew, war nach dem Sturz der Taliban 2001 nach Pakistan geflüchtet.
  • In Pakistan haben am 21. März tausende Juristen erneut gegen die Absetzung des Obersten Richters des Landes durch Präsident Pervez Musharraf demonstriert. In der ostpakistanischen Stadt Lahore versammelten sich rund 3000 Anwälte sowie Anhänger von Oppositionsparteien und forderten Musharraf zum Rücktritt auf. Auf einer Hauptstraße rissen sie Polizei-Absperrungen nieder. In der Hauptstadt Islamabad demonstrierten trotz Regens rund 300 Menschen und durchbrachen auf dem Weg zum Parlamentsgebäude zwei Absperrketten der Polizei.
  • Pakistan hat nach Armeeangaben am 22. März erfolgreich eine atomar bestückbare Mittelstreckenrakete getestet. Die Rakete namens Hatf VII Babar habe eine Reichweite von 700 Kilometern und könne außer mit atomaren auch mit konventionellen Sprengköpfen ausgerüstet werden, hieß es in einer Erklärung der Streitkräfte. Das Geschoss fliege niedrig am Boden und könne damit der Radarerfassung ausweichen. Bisher lag die Reichweite der Rakete, die bereits im Jahr 2005 und erneut im März 2006 getestet worden war, bei 500 Kilometern.
  • Nach heftigen Kämpfen mit mehr als hundert Toten haben ranghohe Taliban-Kommandeure am 22. März versucht, in der pakistanischen Krisenregion Nord-Waziristan einen Waffenstillstand zu vermitteln. Dort stehen sich nach Angaben örtlicher Sicherheitskräfte Taliban-nahe Stammesangehörige und usbekische El-Kaida-Anhänger gegenüber. Die Kämpfe hatten am Montag begonnen, nachdem Ex-Taliban-Befehlshaber Mullah Nazir angeordnet hatte, die usbekischen Aufständischen der Gruppe Islamische Bewegung Usbekistans zu entwaffnen. Nazir unterstützt die Bemühungen von Staatschef Pervez Musharraf, El Kaida nahestehende ausländische Kämpfer aus den Stammesgebieten, die als rechtsfreier Raum gelten, zu vertreiben.
  • Knapp zwei Jahre nach den tödlichen Anschlägen auf Londoner U-Bahnen und einen Bus sind in Großbritannien im Zusammenhang mit der Tat drei Männer festgenommen worden. Sie würden verdächtigt, die Attentate in Auftrag gegeben, vorbereitet oder zu ihnen angestiftet zu haben, erklärte die Londoner Polizei am 22. März. Zwei Männer im Alter von 23 und 30 Jahren seien am Flughafen von Manchester festgenommen worden, als sie ein Flugzeug in Richtung Pakistan hätten besteigen wollen. Ein 26-jähriger Mann sei in einem Haus in Leeds in Nordengland festgenommen worden. Parallel zu den Festnahmen durchsuchte die Polizei fünf Häuser in der Gegend um Leeds sowie eine Wohnung und Geschäftsräume im Osten Londons. Die Aktion sei geplant gewesen und habe auf Geheimdienst-Erkenntnissen basiert, erklärte Scotland Yard. Die Festgenommenen wurden den Angaben zufolge nach London gebracht und sollen dort von Anti-Terrorismus-Experten verhört werden.
    Bei den Selbstmordanschlägen auf drei U-Bahnen und einen Bus waren am 7. Juli 2005 insgesamt 56 Menschen getötet und über 700 verletzt worden. Drei der vier Attentäter waren Briten pakistanischer Herkunft.
  • Indien hat am 25. März eine selbst entwickelte Luft-Luft-Rakete mit einer Reichweite bis zu 80 Kilometern erfolgreich getestet. Aus Kreisen des Verteidigungsministeriums verlautete, die Rakete "Astra" könne von einem Kampfflugzeug abgefeuert werden, ohne vom Radar entdeckt zu werden. Der Abschuss fand auf dem Testgelände Chandipur statt, fast 270 Kilometer von Bhubaneshwar entfernt, der Hauptstadt des Unionsstaates Orissa.
Montag, 26. März, bis Samstag, 31. März
  • Mit der Festnahme von rund 450 Oppositionellen hat die pakistanische Führung am 26. März versucht, den anhaltenden Protesten gegen Präsident Pervez Musharraf die Spitze zu nehmen. Nach Angaben von führenden Oppositionspolitikern waren von den Festnahmen vor allem Anhänger der Volkspartei der früheren Premierministerin Benazir Bhutto und der Muslim-Liga des früheren Regierungschefs Nawaz Sharif betroffen. Musharraf sieht sich mit den heftigsten Protesten seit seiner Machtübernahme vor acht Jahren konfrontiert, nachdem er am 9. März den Obersten Richter des Landes, Iftikhar Muhammad Chaudhry, unter Korruptionsvorwürfen entlassen hatte.
  • Bei einem Überfall auf ein Fahrzeug mit Angehörigen des pakistanischen Militärgeheimdienstes ISI sind vier Menschen getötet worden. Maskierte Männer hatten den Wagen auf offener Straße im Stammesgebiet an der Grenze zu Pakistan auf Motorrädern verfolgt und beschossen, berichtet die BBC am 28. März. Zwei weitere Geheimdienstangehörige wurden bei dem Angriff verletzt. Bisher hat sich noch niemand zu dem Überfall bekannt.
  • Koranschüler haben in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad eine Bordellchefin und zwei Polizisten in ihre Gewalt gebracht. Die Polizei sei Forderungen nach Schließung des Bordells nicht nachgekommen, sagte der Vizeleiter der Koranschulen am 28. März. Polizisten hätten ihrerseits vier Lehrerinnen und mehrere Schüler der Koranschulen "entführt" und so die Konfrontation provoziert. Sollten Lehrerinnen und Schüler nicht freigelassen werden, würde das zu Straßenprotesten und zum Dschihad führen.
  • In Pakistan sind im Grenzgebiet zu Afghanistan 56 Menschen getötet worden. Pakistanische Bürgerwehren seien gegen mutmaßliche Kämpfer des internationalen Terror-Netzwerks El Kaida vorgegangen, teilte der pakistanische Innenminister Aftab Sherpao am 30. März mit. Die pakistanischen Behörden verdächtigen El Kaida, in Pakistan ausländische Söldner einzusetzen. Unter den Toten seien 45 Ausländer, sagte Sherpao ohne nähere Angaben zu ihrer Nationalität. In der vergangenen Woche waren bei ähnlichen Auseinandersetzungen mindestens 114 Menschen getötet worden, davon 84 Usbeken.
  • Pakistan hat erneut eine atomwaffenfähige Kurzstreckenrakete getestet. Der Test mit dem Raketentyp Hatf II Abdali sei erfolgreich verlaufen, teilte das Militär am 31. März mit. Der Marschflugkörper könne mit "allen Arten von Sprengköpfen" bestückt werden. Die Boden-Boden-Rakete hat eine Reichweite von 200 Kilometern. Vergangene Woche hatte Pakistan eine Rakete vom Typ Hatf VII Babur getestet, die bis zu 700 Kilometer weit reicht und ebenfalls atomwaffentauglich ist.
Sonntag, 1. April, bis Sonntag, 8. April
  • Das führende politische Lager in Pakistan hat den Iran aufgefordert, die 15 britischen Seeleute als "humanitäre Geste" freizulassen. Die festgenommenen Briten sollten "nicht für die Fehler und falsche Politik ihrer Regierung bestraft" werden, erklärte der einflussreiche pakistanische Abgeordnete Mushahid Hussain Sayed, der den Außenausschuss im Parlament leitet, nach Angaben der Partei von 1. April. Der Iran solle eine "humanitäre Geste" zeigen und könne sich damit "moralisch erheben" sowie Spannungen in der Region abbauen. Der pakistanische Politiker habe dies gegenüber dem iranischen Botschafter Maschallah Schakiri geäußert.
  • Im Rahmen der vor vier Wochen begonnenen NATO-Operation "Achilles" sind bei rund 200 Militäreinsätzen gegen die fundamentalistischen Taliban im Süden Afghanistans mehrere Dutzend Menschen getötet worden. Unter den Toten seien einige "wichtige Extremisten-Chefs", sagte ein Sprecher der internationalen Afghanistan-Truppe am 4. April in Kabul. Die pakistanischen Sicherheitskräfte teilten mit, dass auch die Kämpfe zwischen pakistanischen Bürgerwehren und mutmaßlichen ausländischen Kämpfern des internationalen Terrornetzwerks El Kaida im Grenzgebiet zu Afghanistan weitergingen. Dabei seien allein heute 44 "Ausländer" und sieben Kämpfer der Bürgerwehren getötet worden.
  • Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Schiiten und Sunniten in Pakistan sind nach offiziellen Angaben vom 7. April zehn Menschen getötet worden. Weitere 83 wurden verletzt. Auslöser der Gewalt waren Schüsse unbekannter Täter auf Schiiten in der Nähe einer Moschee in Parachinar im Nordwesten des Landes am Freitag. Daraufhin kam es zu Schießereien zwischen Schiiten und Sunniten. Die Behörden hätten eine Ausgehsperre verhängt, sagte der Sekretär für Recht und Ordnung in den halbautonomen Stammesregionen, Arbab Mohammed Arif Khan. Soldaten versuchten, die Ordnung in der Stadt wieder herzustellen.
  • Bei der Explosion eines Autos in einem südindischen Dorf sind am 7. April laut AFP mindestens zwölf Menschen (laut AP mindestens 16) ums Leben gekommen. Das Auto habe explosives Material enthalten, erklärte ein Polizeisprecher. Experten untersuchten, worum genau es sich gehandelt habe. Die Explosion ereignete sich in dem Dorf Senthur, 130 Kilometer südlich von Madras. Fernsehberichten zufolge kam es zu der Detonation, als ein mit Gasbehältern beladenes Fahrzeug mit einem anderen zusammenstieß.
  • Indische Soldaten haben an der Waffenstillstandslinie in Kaschmir sechs unbewaffnete Menschen erschossen. Diese hätten versucht, die Grenze nach Pakistan zu überqueren, sagte ein indischer Armeesprecher am 8. April in Jammu. Als sie nicht auf Warnungen reagiert hätten, hätten die Soldaten das Feuer eröffnet. Dem Sprecher zufolge waren die Soldaten davon ausgegangen, dass es sich bei Verdächtigen um islamische Rebellen handelte. Die Toten seien aber noch nicht identifiziert worden.
    Indien wirft aufständischen islamischen Extremisten im indischen Teil Kaschmirs vor, Trainingslager in Pakistan aufzusuchen und sich im Nachbarland Waffen für den Kampf gegen die indische Regierung zu beschaffen. Die Regierung in Islamabad bestreitet die Vorwürfe.
  • Indien will in den kommenden Tagen seine am weitesten reichende atomwaffenfähige Langstreckenrakete testen. Es gebe Pläne, den Test diese Woche auszuführen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Neu Delhi am 8. April. Weitere Angaben machte er nicht. Die Nachrichtenagentur Press Trust of India meldete unter Berufung auf Verteidigungskreise, die Vorbereitungen für den Test der 3500 Kilometer reichenden Rakete Agni-III seien abgeschlossen worden.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einem belebten Markt im Nordosten Indiens ist am 8. April mindestens ein Mensch getötet worden. 16 weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Weniger als eine Stunde vor der Detonation der Bombe in der Stadt Gauhati hatte der indische Ministerpräsident Manmohan Singh in der Nähe den Grundstein für eine Brücke über den Brahmaputra gelegt. Die Polizei vermutete die Vereinigte Befreiungsfront von Asom (ULFA) hinter der Tat. Die ULFA kämpft seit ihrer Gründung 1979 für die Unabhängigkeit des Unionsstaats Assam. Ihr wurden schon zahlreiche Anschläge zur Last gelegt. Friedensgespräche zwischen der ULFA und der indischen Regierung scheiterten im September.
Montag, 9. April, bis Sonntag, 22. April
  • Bei Kämpfen zwischen Sunniten und Schiiten im Nordwesten Pakistans sind in einer Woche mindestens 49 Menschen ums Leben gekommen. Die Schießereien in mehreren Dörfern bei Parachinar dauerten am 12. April weiter an, wie die Regierung der halbautonomen Region mitteilte.
  • Indien hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom 12. April erfolgreich eine atomar bestückbare Mittelstreckenrakete getestet. Die Rakete namens Agni III mit einer Reichweite von mehr als 3000 Kilometern kann demnach chinesische Städte wie Peking oder Schanghai erreichen. Außer mit atomaren kann sie auch mit konventionellen Sprengköpfen ausgerüstet werden. Der etwa 15-minütige Flug startete auf der Wheeler-Insel, 180 Kilometer nordöstlich von Bhubaneshwar, der Hauptstadt des östlichen Bundesstaats Orissa.
    Der Test einer indischen Mittelstreckenrakete hat einen indonesischen Jumbo-Jet mit mehr als 400 Menschen an Bord zur Umkehr gezwungen, wie das Außenministerium in Jakarta am 13. April mitteilte. "Wir werden den indischen Botschafter einbestellen und eine Erklärung verlangen", sagte Ministeriumssprecher Kristiarto Legowo. "Wir müssen sicher gehen, dass so etwas nicht noch einmal passiert." Die Boeing 747 der Fluggesellschaft Garuda Indonesia war am Donnerstag mit 413 muslimischen Pilgern auf dem Weg von Jakarta nach Saudi-Arabien, als die indische Flugkontrolle den Piloten über den Raketenstart informierte, erklärte Garuda-Direktor Ari Sapari. Es habe vorher keine Warnung gegeben. Der Fluggesellschaft sei ein großer finanzieller Schaden entstanden. Die Maschine startete nach ihrer Rückkehr nach Jakarta mit siebenstündiger Verspätung zum zweiten Mal in Richtung Saudi-Arabien.
  • Mehr als 2000 Pakistaner haben am 13. April erneut gegen die Absetzung des Obersten Richters des Landes durch Präsident Pervez Musharraf demonstriert. Die Menschen versammelten sich vor dem Obersten Gerichtshof in Islamabad und forderten den Rücktritt Musharrafs. Hunderte Sicherheitskräfte riegelten das Gebäude ab, in dem die vierte Anhörung des suspendierten Richters Iftikhar Muhammad Chaudhry stattfand. Am Vortag hatten die Behörden etwa 200 Menschen in Islamabad, Rawalpindi und anderen Städten festgenommen, um Proteste zu verhindern.
    Der am 9. März abgesetzte Oberste Richter soll seinem Sohn trotz mangelnder Qualifikation eine Spitzenposition bei der Polizei zugeschanzt und widerrechtlich staatliche Fahrzeuge und Flugzeuge genutzt haben. Die Opposition hält die Vorwürfe für abwegig und wirft Musharraf vor, mit seinem Schritt die Justiz schwächen zu wollen. So wolle er erreichen, auch nach 2007 Armeechef bleiben zu können. Diese Funktion müsste der Präsident dann gemäß der Verfassung abgeben. Zudem strebt Musharraf eine weitere fünfjährige Amtszeit als Staatschef an. Auch das könnte zu juristischen Auseinandersetzungen führen.
    Aus Protest gegen die Entlassung Chaudhrys erklärten bereits mehrere Richter ihren Rücktritt, tausende Menschen demonstrierten in ganz Pakistan. Die seit Wochen anhaltenden Proteste gegen Musharraf sind die heftigsten seit seiner Machtübernahme vor acht Jahren.
  • Bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe eines Poizeihauptquartiers in der Stadt Chost in Ostafghanistan sind mindestens acht Polizisten und mehrere Zivilisten getötet worden. Ein Selbstmordattentäter habe sich am Eingang des Hauptquartiers der Grenzpolizei in die Luft gesprengt, sagte ein zuständiger Polizeikommandeur am 14. April. Mehr als zwölf Menschen seien getötet oder verletzt worden. Die Provinz Chost grenzt an Pakistan.
Montag, 23. April, bis Montag, 30. April
  • Indien hat am 23. April erstmals zu kommerziellen Zwecken einen Satelliten ins All geschickt. Die in Indien hergestellte Rakete "Polar Satellite Launch Vehicle" hob planmäßig um 15.30 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) im südindischen Sriharikota, 80 Kilometer nördlich von Madras, ab, wie das indische Fernsehen berichtete. An Bord hatte sie einen 352 Kilogramm schweren italienischen Satelliten, der astronomische Messungen zu den Ursprüngen des Weltalls vornehmen soll. Indien will mit dem Angebot von kommerziellen Flügen ins All den USA, Russland, China, der Ukraine und der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) Konkurrenz machen. Der umkämpfte Markt für kommerzielle Weltraumflüge umfasst jährlich bis zu 2,5 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro). Der Satellitenstart am Montag kostete die italienische Raumfahrtorganisation ISRO laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Press Trust of India elf Millionen Dollar. Raumfahrtvertreter bestätigten, der Betrag liege in dieser Größenordnung.
  • In Pakistan haben erneut tausende Menschen gegen Präsident Pervez Musharraf protestiert. "Geh' weg, Musharraf, geh' weg", forderten die rund dreitausend Demonstranten vor dem Obersten Gericht am 24. April in Sprechchören. Der Staatschef steht seit rund sechs Wochen in der Kritik, nachdem er den obersten Richter des Landes abgesetzt hatte, Iftikhar Mohammad Chaudhry. Hunderte Polizisten und halbmilitärische Kräfte sicherten das Gerichtsgebäude, in dem Chaudhry zum sechsten Mal zu den Vorwürfen gegen ihn Stellung nehmen sollte. Unter den Demonstranten waren viele Juristen.
  • Die politischen Vorstellungen des Terrornetzwerks El Kaida stoßen einer US-Umfrage zufolge in vielen muslimischen Ländern auf Zustimmung. Nur eine Minderheit der Befragten in vier Ländern hat dabei allerdings Verständnis für die Taktik von El Kaida, ihre Ziele mit Anschlägen auf Zivilisten durchzusetzen, wie aus einer am 24. April vorgelegten Umfrage der University of Maryland und des Washingtoner Instituts WorldPublicOpinion.org hervorgeht. Demnach zeigten sich durchschnittlich 74 Prozent der Befragten in Ägypten, Marokko, Pakistan und Indonesien einverstanden mit dem Ziel der El Kaida, die US-Armee aus allen muslimischen Ländern zu vertreiben.
  • Der pakistanische Innenminister ist bei einem Selbstmordanschlag nur knapp dem Tod entgangen. Der Attentäter riss am 28. April 28 Menschen mit in den Tod, mehr als 50 weitere wurden verletzt. Minister Aftab Khan Sherpao erlitt lediglich leichte Verletzungen. Der Attentäter brachte seine Bombe während eines öffentlichen Auftritts Sherpaos in der nordwestpakistanischen Stadt Charsadda zur Detonation. Augenzeugen berichteten, der Mann habe sich dem Minister bis auf rund 15 Meter genähert. Er habe die Bombe inmitten einer Menschenmenge gezündet, die sich um Sherpao gedrängt habe, als dieser auf dem Weg zum Auto gewesen sei.
    Zunächst bekannte sich niemand zu dem Attentat. Der Verdacht fiel aber auf militante Islamisten, die wiederholt Anschläge auf ranghohe Politiker verübt haben. Informationsminister Mohammed Ali Durrani sprach am 29. April von "offenem Terrorismus". Die Regierung werde mit voller Kraft dagegen ankämpfen, betonte er.
  • Afghanistan und Pakistan wollen ihren Kampf gegen islamische Extremisten stärker koordinieren. Bei einem Treffen in der türkischen Hauptstadt Ankara am 30. April vereinbarten die Präsidenten beider Länder, Hamid Karsai und Pervez Musharraf, keine dem Nachbarland feindlich gesinnte Gruppen auszubilden und zu finanzieren. Bei Geheimdienstinformation über Bedrohungen wollen beide Seiten sofort eingreifen. Ein Ausschuss solle die Fortschritte beim Aufbau vertrauensbildender Maßnahmen festhalten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.


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