Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt

Oktober/November 2005

Samstag, 1. Oktober, bis Sonntag, 9. Oktober
  • In Kuwait sind am 2. Okt. vier wegen Drogenschmuggels verurteilte Pakistaner gehängt worden. Die Männer im Alter zwischen 26 und 50 Jahren reisten nach Angaben des Justizministeriums im Jahr 2002 mit gefälschten Pässen nach Kuwait ein und wollten Heroin einschmuggeln, das sie in Kapseln versteckt und geschluckt hatten. In dem Golfemirat sind in diesem Jahr bislang zehn verurteilte Drogenschmuggler öffentlich hingerichtet worden.
  • Mit der Unterzeichnung zweier Abkommen haben die rivalisierenden Atommächte Indien und Pakistan die Fortschritte in ihren Friedensgesprächen besiegelt. In den am 3. Okt. von den Außenministern beider Länder unterzeichneten Abkommen verpflichten sich Islamabad und Neu Delhi, sich künftig gegenseitig im Voraus über alle geplanten Raketentests zu informieren. Zudem wurde die Einrichtung einer Hotline zwischen den Küstenwachen beider Staaten vereinbart.
  • Der selbst ernannte Sprecher des gestürzten afghanischen Taliban-Regimes, Abdul Latif Hakimi, ist in Pakistan festgenommen worden. Einzelheiten dazu würden später bekannt gegeben, sagte der pakistanische Innenminister Aftab Sherpao der Nachrichtenagentur AFP am 4. Okt. Im privaten Fernsehsender GEO sprach der Minister von einer "wichtigen Festnahme". Sie sei "ein großer Erfolg für die Strafverfolgungsbehörden". Hakimi hatte sich in der Vergangenheit oft bei den Medien gemeldet, um die Verantwortung für Attentate der radikalislamischen Taliban zu übernehmen.
  • Wegen Beteiligung an einem fehlgeschlagenen Attentat auf den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf hat ein pakistanisches Gericht am 4. Okt. vier Menschen zum Tode verurteilt. Zwei weitere hätten lebenslange Haftstrafen erhalten, sagte ein ranghoher Sicherheitsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Mitarbeiter der pakistanischen Luftwaffe hatten im Dezember 2003 eine Brücke in Rawalpindi nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad in die Luft gejagt, die Musharraf kurz zuvor überquert hatte. Wenige Tage später entging der Staatschef erneut nur knapp einem zweiten Anschlagsversuch.
  • Bei einem Anschlag mutmaßlicher maoistischer Rebellen sind in Indien zwölf Polizisten getötet worden. 20 weitere Polizisten wurden verletzt, als am 8. Okt. ein mit einem Sprengsatz präpariertes Paket detonierte, wie die Polizei im nordöstlichen Bundesstaat Jharkhand mitteilte. Die Polizisten hätten nach einem Hinweis das Haus eines Rebellen aufgesucht, in dem eine große Summe Geld versteckt sein sollte. Das Paket, in dem sich das Geld angeblich befand, sei explodiert, als die Polizisten es öffnen wollten.
  • Verheerendes Erdbeben in Pakistan und Indien
    Bei einem verheerenden Erdbeben in Südasien sind alleine in Pakistan mehrere tausend Menschen ums Leben gekommen. Das gab ein Militärsprecher in Islamabad bekannt. Die meisten Menschen kamen offenbar in der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Region Kaschmir zu Tode. Das Beben der Stärke 7,6 auf der Richterskala erschütterte den Norden Pakistans, Nordindien und den Nordosten Afghanistans am Morgen des 8. Okt. und überraschte viele Menschen im Schlaf. Zahlreiche Nachbeben lösten immer wieder Panik in der Bevölkerung aus. "In der Geschichte Pakistans ist dies eine nie dagewesene Katastrophe", sagte der pakistanische General Shaukat Sultan. In dem von Pakistan verwalteten Teil Kaschmirs seien mehrere tausend Menschen getötet worden. Aus der Nord-West-Provinz an der Grenze zu Afghanistan wurden 1.700 Tote gemeldet. Im indischen Teil Kaschmirs wurden nach vorläufigen Angaben 300 Tote geborgen.
    Bei dem Erdbeben in Südasien sind allein im pakistanischen Teil Kaschmirs nach Schätzungen der örtlichen Regierung etwa 30.000 Menschen ums Leben gekommen. "Unsere vorläufige Schätzung beläuft sich auf mehr als 30.000 Erdbeben-Tote in der Region Kaschmir", sagte der Kommunikationsminister der Region, Tariq Farooq, am 9. Okt. der Nachrichtenagentur AFP in Islamabad. "Es gibt Dörfer und Städte, die komplett zerstört sind", sagte Farooq. Auch die Hauptstadt des pakistanischen Teils Kaschmirs, Muzaffarabad, sei verwüstet. Allein dort seien "mehr als 3000" Menschen ums Leben gekommen.
    Pakistans Präsident Pervez Musharraf hat das Erdbeben in Südasien mit wohl zehntausenden Toten als die vielleicht schlimmste Katastrophe in der Geschichte seines Landes bezeichnet.
Montag, 10. Oktober, bis Sonntag, 23. Oktober
  • Trotz des verheerenden Erdbebens gehen die Kämpfe zwischen Rebellen und Soldaten in der indischen Unruheregion Kaschmir weiter. Indische Truppen hätten acht moslemische Rebellen erschossen, die von Pakistan aus in den indischen Teil Kaschmirs eindringen wollten, sagte ein Armeesprecher am 10. Okt. Die Soldaten hätten das Feuer eröffnet, weil sich die Rebellen weigerten, ihre Waffen niederzulegen. Nach Angaben eines Sprechers der indischen Polizei erschossen mutmaßliche Rebellen fünf Mitglieder zweier hinduistischer Familien. Die Hintergründe des tödlichen Überfalls im Süden der Provinz müssten noch geklärt werden.
  • Aufständische Moslems haben im indischen Teil von Kaschmir einen Vize-Minister und zwei Polizisten erschossen. Die beiden Angreifer seien mit dem Motorrad in ein schwer bewachtes Wohngebiet in der Sommerhauptstadt Srinagar eingedrungen und hätten den stellvertretenden Erziehungsminister Ghulam Nabi Lone getötet, teilte die Polizei am 18. Okt. mit. Lones Nachbar, der örtliche Wohlfahrtsminister Gulam Hassan Khan, sagte, dass es einen Schusswechsel gegeben habe, bei dem auch einer der beiden Angreifer gestorben sei. Zwei Zivilisten und drei Wachleute seien verletzt worden. Die Polizei fahndete nach dem zweiten Angreifer. Die beiden Islamisten seien unbehelligt in das rundum abgeriegelte Wohngebiet Tulsi Bagh eingedrungen, in dem ranghohe Regierungsbeamte und Politiker leben. Zu dem Angriff bekannten sich in mehreren Medien zwei Gruppierungen, Al-Mansurian und die Islamische Front. Lone ist der dritte Minister aus Kaschmir, der in den vergangenen Jahren einem Anschlag zum Opfer fiel.
  • Nach einem Massaker mit 37 Toten in Nordindien haben deren Angehörige Häuser eines verfeindeten Stammes in Brand gesteckt. Mitglieder des Stammes der Karbi legten am 18. Oktober Feuer in mehreren Dörfern der gegnerischen Dimasa, die sie für zwei blutige Überfälle am Vortag verantwortlich machten, wie die Behörden des Bezirks Karbi Anglong im Unionsstaat Assam mitteilten. Am 17. Okt. hätten Dimasa-Kämpfer einen Bus überfällen und 22 Karbi mit Macheten zu Tode gehackt, hieß es. Anschließend hätten sie ein Dorf der Karbi in Brand gesteckt und 15 Bewohner getötet.
    In dem ethnischen Konflikt zwischen den beiden Stämmen kommt es seit Jahren zu blutigen Ausschreitungen. In den vergangenen Wochen eskalierte die Gewalt, mehr als 50 Menschen wurden getötet. Der Nordosten Indiens ist eine unruhige Region mit knapp 40 aktiven Separatisten-Gruppen, Stämmen und linken Gruppierungen in fünf Bundesstaaten.
  • Indien und Pakistan haben am 19. Okt. über die Details einer historischen Initiative zur Öffnung der Grenze in der seit Jahrzehnten umkämpften Kaschmir-Region verhandelt. Der pakistanischen Präsident Pervez Musharraf hatte Indien die Öffnung der schwer bewachten Kontrolllinie vorgeschlagen, um den Opfern der Erdbeben-Katastrophe in dem Gebiet besser helfen zu können. Indien begrüßte den Vorschlag und fügte hinzu, nun müssten die "praktischen Details" geklärt werden. Indien sei ebenfalls dafür, mit "mehr Bewegung" über die Grenze die Hilfsmaßnahmen und die Kontakte zwischen den Menschen zu verbessern.
  • UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland hat einen NATO-Einsatz für die Erbebenopfer in Pakistan gefordert. Wegen des "logistischen Alptraums" im Katastrophengebiet im Norden Pakistans solle das Atlantische Bündnis eine Luftbrücke einrichten, forderte Egeland am 20. Okt. in Genf. "Ich weiß nicht, wie mehrere hunderttausend Menschen aus dem Himalaja evakuiert werden können, aber das effizienteste Militärbündnis der Welt sollte das wissen."
  • Das verheerende Erdbeben in der Kaschmir-Region könnte einer Menschenrechtsorganisation zufolge tausende Landminen verschoben haben. Wegen der schwerden Erdrutsche seien die Minen "mit Sicherheit" an andere Orte verrückt worden, sagte Shafat Hussain von der Organisation "Global Green Peace" am 20. Okt., die seit Jahren für ein minenfreies Kaschmir kämpft. Die Militärkarten, auf denen die Lage der Minen bisher vermerkt war, seien damit nutzlos geworden. Hussain warnte, die Leben von Dorfbewohnern an der Grenzlinie zwischen dem pakistanischen und dem indischen Teil der seit Jahrzehnten zwischen Indien und Pakistan umkämpften Kaschmir-Region sei in Gefahr. Entlang der Grenze werden tausende Minen vermutet.
  • Die Zahl der bestätigten Toten nach dem schweren Erdbeben in Südasien ist auf insgesamt über 52.600 gestiegen. In Pakistan seien mehr als 51.300 Menschen getötet und über 74.500 verletzt worden, sagte der pakistanische Katastrophenschutzschef Farooq Ahmad Khan am 21. Okt. Am Vortag hatte Khan die Zahl der Toten noch mit über 47.700 und die Zahl der Verletzten mit rund 74.000 angegeben. Im indischen Teil der Himalaja-Region Kaschmir waren bei dem Beben am 8. Oktober nach offiziellen Angaben mehr als 1.300 Menschen ums Leben gekommen; über 5.000 wurden verletzt.
  • Die NATO will bis zu eintausend Soldaten und andere Helfer sowie mehrere Hubschrauber in das Erdbebengebiet in Pakistan entsenden. Geplant seien die Entsendung eines 500 Soldaten zählenden Pionier-Bataillons und der Einsatz anderer Spezialkräfte, sagte ein NATO-Vertreter am 21. Okt. am Hauptquartier in Brüssel, wo die NATO-Botschafter über weitere Hilfen für das Katastrophengebiet berieten. Seit dem 19. Okt. unterhält die Allianz eine Luftbrücke von ihrem Stützpunkt im türkischen Incirlik nach Islamabad, um Hilfsgüter des UN-Flüchtlingskommissariatsund einzelner Länder zu liefern.
  • Angesichts der katastrophalen Versorgungslage in den pakistanischen Erdbebengebieten will Indien an der Grenze der zwischen beiden Staaten umstrittenen Region Kaschmir Versorgungszentren einrichten. In den Lagern sollen alle Notdürftigen Kleidung und Nahrung erhalten und medizinisch versorgt werden, sagte Außenamtssprecher Navtej Sarna am 22. Okt. in Neu Delhi. Allerdings dürften sie nur tagsüber und nach vorsorglichen Kontrollen über die stark bewachte Demarkationslinie in die indische Provinz kommen. Laut Sarna steht eine Antwort Islamabads auf den Vorschlag noch aus.
Montag, 24. Oktober, bis Montag, 31. Oktober
  • Pakistan und Indien verhandeln im Rahmen ihrer Zusammenarbeit bei der Hilfe für die Erdbebenopfer in Kaschmir über die teilweise Öffnung der Demarkationslinie zwischen beiden Staaten. Vertreter beider Regierungen trafen am 29. Okt. in Islamabad zusammen, um über Einzelheiten einer Regelung zu sprechen, die getrennten Familien auf beiden Seiten der Demarkationslinie den Grenzübergang ermöglichen soll. Eine pakistanische Außenamtssprecherin erklärte am Abend lediglich, man wolle sich zu einer zweiten Runde treffen.
    Pakistan und Indien haben sich am später am Tag auf die Öffnung ihrer Grenze im umstrittenen Kaschmir-Gebiet geeinigt. Beide Seiten seien übereingekommen, an fünf Punkten der schwer bewachten Kontrolllinie Übergänge einzurichten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Staaten nach zähen Verhandlungen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Der indische Premierminister Manmohan Singh hatte eine Delegation dorthin geschickt; Pakistan hatte zuvor um die Öffnung gebeten, um Überlebenden des Erdbebens vom 8. Oktober besser helfen zu können. Durch das verheerende Beben sind mindestens 54.000 Menschen im pakistanisch kontrollierten Teil von Kaschmir ums Leben gekommen, etwa 1.300 Menschen im indisch kontrollierten Teil.
  • Bei einer Anschlagsserie in Neu Delhi sind am 29. Okt. mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen. Nach Polizeiangaben kam es zur Haupteinkaufszeit binnen weniger Minuten zu drei Explosionen auf zwei belebten Märkten und in einem Bus. Unter den Opfern befanden sich Augenzeugen zufolge viele Kinder. Mindestens 70 Menschen wurden laut der Nachrichtenagentur PTI verletzt, darunter auch Ausländer. Die Polizei ging von koordinierten Anschlägen aus, die Ursache war zunächst unklar.
  • Einen Tag nach der Anschlagsserie in Neu Delhi hat sich eine bislang unbekannte Gruppe zu den drei Bombenattentaten bekannt. Die Gruppe, die sich Inquilab (Revolution) nannte, meldete sich am 30. Okt. bei mehreren Journalisten in der Sommerhauptstadt Srinagar des indischen Teils von Kaschmir. Der Sprecher der Organisation, Ahmed Yar Gaznavi, sagte den Reportern, die Gruppe wolle "Anschläge dieser Art" so lange fortsetzen, bis Indien seine Soldaten aus Kaschmir abziehe und "seine unmenschlichen Aktivitäten" dort stoppe.
  • Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich am 30. Okt. auf mindestens 61; weitere 188 Menschen erlitten nach Behördenangaben Verletzungen. Laut der Nachrichtenagentur PTI befinden sich unter den Opfern zahlreiche ausländische Touristen.
  • Zwei Tage nach der Anschlagsserie in der indischen Hauptstadt Neu Delhi sind die Sicherheitsmaßnahmen weiter verschärft worden. Alle Zufahrtsstraßen in die Zehn-Millionen-Metropole wurden am 31. Okt. überwacht. Auf Flughäfen, Märkten und anderen öffentlichen Plätzen patrouillierten Soldaten und Polizisten. Die Stadtverwaltung beorderte weitere rund 2600 Sicherheitskräfte zur Verstärkung der etwa 71.000 Polizisten in die Stadt. Auf der Suche nach den Attentätern durchforsteten Ermittler unterdessen die Aufzeichnungen von Handy-Telefonaten.
  • Nach der Anschlagserie in Neu Delhi hat der frühere Erzfeind Pakistan Indien in einem ungewöhnlichen Schritt Unterstützung bei der Aufklärung der Bluttat angeboten. Pakistan sei "zu jeder Zusammenarbeit bereit", sagte Präsident Pervez Musharraf am 31. Okt. in Rawalpindi bei Islamabad. Musharraf verurteilte die «niederträchtigen Terrorakte» und betonte: "In dieser tragischen Stunde stehen wir an der Seite Indiens."
    Der indische Polizeioffizier Muktesh Chander sagte in Neu Delhi, bei der Suche nach den Hintermännern gehe die Polizei "konkreten Hinweisen" nach. Einzelheiten könne er wegen der laufenden Ermittlungen nicht nennen.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat die Serie von Anschlägen in Indien "scharf verurteilt". Die Verantwortlichen müssten vor Gericht gestellt werden, heißt es in einer Erklärung des Sicherheitsrates, die am 31. Okt. in New York vom rumänischen Außenminister Razvan Ungureanu verlesen wurde. Zur Bekämpfung von Bedrohungen des Friedens und der internationalen Sicherheit, die von "terroristischen Akten" ausgingen, müssten alle erforderlichen Mittel eingesetzt werden.
Dienstag, 1. November, bis Sonntag, 6. November
  • Nach den Anschlägen in der indischen Hauptstadt Neu Delhi hat der indische Premierminister Manmohan Singh den Druck auf Pakistan erhöht. In einem Telefonat mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf am 1. Nov. sagte Singh nach Angaben des Außenministeriums in Neu Delhi, es gebe Hinweise auf «ausländische Verbindungen» zu den Anschlägen. "Der Premierminister sagte dem Präsidenten Pakistans, dass das Land empört sei über diesen abscheulichen Terrorakt", teilte das Außenministerium mit. Die angeblich aus Pakistan operierende Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba wird verdächtigt, hinter den Anschlägen vom Samstag zu stecken.
  • Pakistanische Terrorgruppen haben am 1. Nov. eine Verwicklung in die Bombenanschläge von Neu-Delhi bestritten. Ein Sprecher der Lashkar-e-Tayyaba, die von Experten als wahrscheinlichster Drahtzieher genannt wurde, wies die Anschuldigungen zurück. Seine Gruppe greife keine Zivilpersonen an, sagte der Sprecher telefonisch einer Nachrichtenagentur in Kaschmir. Ein Sprecher der verbotenen Organisation Jaish-e-Mohammed erklärte, Indien benutze die Anschläge für politische Zwecke. "Es gibt andere bewaffnete und ausgebildete Aufständische in Indien", sagte Hassan Burki. "Sie können solche Anschläge gegen Indien verüben." Die Jamiat-ul Ansar erklärte, ihre islamischen Kämpfer seien nicht in Indien aktiv. "Sie haben noch nie Anschläge in Indien verübt. Sie sind in Kaschmir beschäftigt", sagte Asim Farooq. Zu der Bombenserie bekannte sich die bislang wenig bekannte Gruppe Front für den Islamischen Aufstand. Experten hielten es jedoch für unwahrscheinlich, dass die Organisation solche Anschläge ausführen könnte. Stattdessen richtete sich der Verdacht gegen die Lashkar-e-Tayyaba.
  • Bei einer Razzia in Pakistan ist ein mutmaßliches Mitglied des El Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden gefasst und ein weiterer Terrorverdächtiger getötet worden. Sicherheitskräfte hätten am 1. Nov. ein Haus in der Stadt Quetta im Südwesten des Landes gestürmt, sagte Pakistans Informationsminister Sheikh Rashid der Nachrichtenagentur AFP am 3. Nov. Nach Angaben eines hohen Regierungsbeamten wird derzeit geprüft, ob es sich bei dem dabei gefassten Ausländer um den gesuchten Syrer Mustafa Setmariam Nasar handelt. Auf den auch unter dem Namen Abu Musab el Suri bekannten Mann, der in Pakistan oder Afghanistan vermutet wird, ist ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (4,1 Millionen Euro) ausgesetzt.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im indischen Teil von Kaschmir sind am 2. Nov. zwei Polizisten und drei Passanten ums Leben gekommen. Etwa zwölf Menschen wurden bei der Explosion der Autobombe am Rand der Stadt Srinagar verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich die Organisation Jaish-e-Mohammad, die für die Unabhängigkeit Kaschmirs kämpft. Der Anschlag fiel zusammen mit der Vereidigung des neuen Chefministers im indischen Unionsstaat Jammu-Kaschmir. Ein Polizeibeamter sagte, das Auto sei an einer Straßensperre gestoppt worden und dann explodiert. Auch der Fahrer des Autos sei dabei getötet worden.
  • Pakistan hat den geplanten Kauf von 25 US-Kampfflugzeugen verschoben, um sich auf die Hilfsmaßnahmen im Erdbebengebiet konzentrieren zu können. Präsident Pervez Musharraf sagte am 4. Nov. in Muzaffarabad, die Regierung wolle ein Maximum an Hilfe und Aufbauarbeit in den zerstörten Regionen leisten. Islamabad hatte im vergangenen März mit den USA den Kauf von 25 F-16-Fliegern ausgehandelt, für einen Stückpreis von 25 Millionen US-Dollar (rund 21 Millionen Euro). Washington hatte den Verkauf aus Protest gegen das pakistanische Atomprogramm 15 Jahre lang verweigert. Inzwischen ist das Land jedoch einer der wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.
  • Im Nordwesten Pakistans sind nach Angaben des Militärs sechs mutmaßliche El-Kaida-Kämpfer bei der Explosion einer von ihnen selbst hergestellten Bombe ums Leben gekommen. Wie das Militär am 5. Nov. weiter mitteilte, ging der Sprengsatz in der Nacht bei Mir Ali in der Provinz Nord-Wasiristan an der Grenze zu Afghanistan hoch. Unter den sechs Getöteten befand sich eine Frau.
  • Landminen und Erdrutsche behindern die geplante Grenzöffnung in der umstrittenen Kaschmir-Region. Indien erklärte am 5. Nov., statt fünf sollten am 7. Nov. nur drei Grenzübergänge geöffnet werden. Man arbeite jedoch daran, auch die anderen beiden Kontrollpunkte noch freizugeben. Die pakistanischen Behörden erklärten, sie seien über diese Pläne nicht informiert worden. "Wir sind weiterhin bereit, alle fünf Grenzübergänge zu öffnen", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. Die verfeindeten Nachbarstaaten hatten sich auf den historischen Schritt geeinigt, um die Hilfe für die Erdbebenopfer in beiden Ländern zu erleichtern. Die Grenzöffnung werde den Transport von Medikamenten und Material für den Wiederaufbau beschleunigen, sagte der pakistanische Ministerpräsident Shaukat Aziz. Er hoffe, dass sich auch die Beziehungen zwischen den Ländern verbesserten. Die Polizei in der pakistanischen Stadt Muzaffarabad erklärte, es seien bereits zahlreiche Anträge für den Grenzübertritt eingegangen. Indien kündigte außerdem an, dass sich die Öffnung von vier Notunterkünften für pakistanische Erdbebenopfer verzögern werden. Nur eine der geplanten Einrichtungen könne wie vorgesehen am 7. Nov. den Betrieb aufnehmen, erklärte das Außenministerium in einer Stellungnahme. Ein Grund für die Verzögerung wurde nicht genannt.
  • Bürokratische Hürden verzögern die Grenzöffnung zwischen Indien und Pakistan in der umstrittenen Kaschmir-Region. Eine Sprecherin des pakistanischen Außenministeriums erklärte am 6. Nov., es sei unwahrscheinlich, dass die Menschen wie geplant am Montag die Grenze überschreiten könnten. Die beiden Länder hätten noch keine Listen mit den Namen der Reisewilligen ausgetauscht. "Es sieht nicht sehr wahrscheinlich aus", sagte Tasnim Aslam über die Grenzöffnung. "Wir haben noch keine Liste aus Indien erhalten und unsere Liste ist noch nicht an Indien gegangen." Sie hoffe jedoch, dass die Dokumente am Montag ausgetauscht werden könnten. Jedes Land hat dann zehn Tage Zeit, um die Namen zu prüfen. Aslam erklärte, Hilfsgüter für die Erdbebenopfer auf beiden Seiten der Grenze könnten ausgetauscht werden.
Montag, 7. November, bis Sonntag, 13. November
  • Einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben haben Indien und Pakistan am 7. Nov. einen Grenzübergang in Kaschmir geöffnet, um die Hilfe für die Überlebenden der Katastrophe zu erleichtern. An dem Grenzübergang in der hochmilitarisierten Zone zwischen beiden Ländern kam es zu einem Zwischenfall, als mehrere hundert Dorfbewohner versuchten, in den indischen Teil Kaschmirs zu gelangen. Pakistanische Polizisten feuerten Warnschüsse in die Luft ab und setzten Tränengas ein. Menschen sollen die Grenze erst in einigen Tagen passieren dürfen. Am ersten Tag wurden zunächst nur Hilfsgüter verladen. An dem Grenzübergang zwischen Titrinote auf der pakistanischen und Chakan da bagh auf der indischen Seite wurden 25 Lastwagen abgeladen, die Zelte, Lebensmittel und Medikamente transportiert hatten.
    Zu der Grenzöffnungszeremonie in der zwischen Pakistan und Indien umstrittenen Provinz hatten sich hunderte Menschen versammelt. Als klar wurde, dass sie die Grenze nicht passieren durften, forderten sie in Sprechchören Freiheit für Kaschmir.
    Am 9. und 10. Nov. sollen zwei weiter nördlich gelegene Grenzübergänge an der insgesamt 750 Kilometer langen Demarkationslinie geöffnet werden. Ab 14. November sollen nach Angaben von indischer Seite auch Zivilisten die Grenze passieren dürfen.
  • Einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben in Pakistan ist die Zahl der Toten weiter gestiegen. Mitarbeiter der Weltbank, der Asiatischen Entwicklungsbank und weiterer internationaler Gebereinrichtungen in der Katastrophenregion schätzten, dass bei dem Beben am 8. Oktober rund 86.000 Menschen in Pakistan ums Leben gekommen seien, sagte ein Berater von Regierungschef Shaukat Aziz am 8. Nov. in Islamabad. Es handele sich dabei aber nur um Schätzungen; genaue Zahlen würden zu einem späteren Zeitpunkt der Einsatzleiter der pakistanischen Helfer bekanntgeben. Den Schätzungen zufolge wurden bei dem Beben im Norden von Pakistan mehr als 7000 Bildungseinrichtungen zerstört, sagte der Sprecher. Zudem seien knapp 4000 Kilometer Straße zerstört worden. Die Erkundungsteams der genannten Gebereinrichtungen schätzten die Kosten für den Wiederaufbau auf drei bis vier Milliarden Dollar (2,5 bis 3,4 Milliarden Euro); Pakistan dagegen rechne mit Kosten von zehn bis zwölf Milliarden Dollar.
  • Ein 22-jähriger Unabhängigkeitskämpfer aus Kaschmir hat nach Angaben der indischen Armee gestanden, Ende Oktober einen der drei Anschläge in Neu Delhi mit insgesamt 62 Toten verübt zu haben. Der festgenommene Mann gab zu, am Sprengstoffattentat auf dem Paharganj-Markt beteiligt gewesen zu sein, wie ein Militärsprecher am 9. Nov. in Jammu mitteilte, der Winterhauptstadt des indischen Teils von Kaschmir. Ein Mitarbeiter des militärischen Geheimdiensts sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Mann habe ausgesagt, dass ihm ein Kommandeur der islamistischen Gruppe Lashkar-e-Taiba umgerechnet knapp 430 Euro dafür bezahlt habe, dass er die Bombe legte. Kurz nach der Anschlagsserie vom 28. Oktober hatte sich dazu die in Kaschmir aktive pro-pakistanische Islamistengruppe namens Inquilab (Revolution) bekannt.
  • Mit Knüppeln ist die pakistanische Polizei am 11. Nov. gegen Erdbebenflüchtlinge vorgegangen, die gegen die Schließung eines behelfsmäßigen Lagers protestieren. Die Überlebenden des Erdbebens sollten das Lager räumen, "weil es mitten in der Stadt errichtet wurde und keine richtigen Sanitär- und Abfalleinrichtungen hatte", wie der Polizeichef des pakistanischen Teils von Kaschmir, Shahid Hassan, in der dortigen Hauptstadt Muzzafarabad sagte. Sie seien in ein richtiges Lager umgesiedelt worden, aber einige seien damit nicht einverstanden gewesen.
  • Pakistan und Indien haben am 12. Nov. einen weiteren Grenzübergang in der Kaschmir-Region geöffnet, um die Hilfe für die Opfer des verheerenden Erdbebens vom Oktober zu beschleunigen. Unter dem Applaus der Zuschauer von beiden Seiten der Grenze reichten sich zwei Armeevertreter Indiens und Pakistans auf einer Fußgängerbrücke über dem Kishen-Ganga-Fluss die Hände. Angesichts der winterlichen Temperaturen und wegen drohender Epidemien stehen die Hilfsorganisationen unter hohem Druck, zehntausende Überlebende des Erdbebens mit Hilfsgütern und Medikamenten zu versorgen.
  • Die Staats- und Regierungschefs von sieben südasiatischen Ländern haben sich am 12. Nov. auf eine Kooperation beim Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben in Kaschmir und dem Tsunami vom vergangenen Dezember geeinigt. Darüber hinaus vereinbarten sie auf dem Gipfel der Südasiatischen Vereinigung für Regionale Zusammenarbeit (SAARC) in Dhaka die Umsetzung eines Freihandelsabkommens bis zum 1. Januar. Angesichts der Entspannung zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan herrsche in der Gruppe neue Zuversicht, sagte der scheidende SAARC-Vorsitzende, der pakistanische Ministerpräsident Shaukat Aziz. Weitere Anstrengungen seien jedoch nötig, damit das Ziel der Bekämpfung von Terror, Armut und wirtschaftlicher Ungleichheit erreicht werde. Der 1985 gegründeten SAARC gehören Indien, Pakistan, Sri Lanka, Nepal, Bangladesch, die Malediven und Bhutan an.
  • Rund tausend aufgebrachte Moslems haben im Osten von Pakistan drei Kirchen in Brand gesteckt, weil ein Christ den Koran geschändet haben soll. Etwa 1.000 bis 1.200 Moslems hätten am 12. Nov. in der Stadt Sangla Hill "angegriffen" und drei Kirchen angezündet, sagte ein einheimischer Polizist. "Es ist aber niemand verletzt worden." Augenzeugen zufolge randalierten die moslemischen Männer zunächst, bevor sie die Kirchen, eine Mädchenschule, eine Pension und eine medizinische Einrichtung in Brand steckten. "Es liegt alles in Schutt und Asche", sagte ein Augenzeuge. Die Polizei nahm etwa vierzig Christen und Moslems fest. Sangla Hill liegt rund 90 Kilometer westlich von Lahore.
  • Zwei Wochen nach der Anschlagsserie in Neu Delhi hat die indische Polizei den mutmaßlichen Drahtzieher festgenommen. Wie die Polizei am 13. Nov. mitteilte, wurde der Mann mit dem Namen Tariq bereits am 10. Nov. in Kaschmir gefasst. Nach vier Komplizen werde weiter gesucht. Alle Verdächtigen seien Mitglieder der radikalen Islamistenorganisation Lashkar-e-Taiba. Tariq sei in der ersten Oktoberwoche nach Neu Delhi gekommen, um die Bombenanschläge zu planen, aber wieder abgereist, bevor militante Mitglieder der Gruppe die Attentate begangen.
Montag, 14. November, bis Sonntag, 20. November
  • Indische Rebellen haben in der Nacht zum 14. Nov. ein Gefängnis im östlichen Unionsstaat Bihar gestürmt und 300 Insassen befreit. Ein Aufseher und drei weitere Personen wurden erschossen, zudem entführten die maoistischen Rebellen 20 inhaftierte Angehörige einer Privatmiliz, wie die Polizei mitteilte. Zahlreiche Grundbesitzer in Bihar beschäftigen Söldner, um sich vor Protesten von Landlosen sowie ihrer eigenen Arbeiter zu schützen. Unter den aus dem Gefängnis in Jehanabad befreiten Häftlingen war unter anderem ein Rebellenkommandeur, wie die Behörden mitteilten. Die Rebellen hätten für ihren Angriff einen Zeitpunkt gewählt, als die meisten Polizisten von Bihar zur Sicherung der Neuwahl des dortigen Parlaments abgestellt waren. Am Montag umstellten Angehörige der entflohenen Häftlingen das Gefängnis, um sich nach deren Verbleib zu erkundigen. Sie wurden von Polizisten mit Bambusstöcken vertrieben.
  • Bei der Explosion einer Autobombe vor dem Restaurant einer US-Fast-Food-Kette in der pakistanischen Stadt Karachi sind am 15. Nov. mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Die Bombe sei in einem geparkten Auto vor dem Lokal der Kette Kentucky Fried Chicken versteckt gewesen und mit großer Wucht explodiert, sagte Karachis Polizeichef Mushtaq Shah der Nachrichtenagentur AFP. "Es sieht so aus, als sei Kentucky Fried Chicken das Ziel gewesen." Bei den Toten handle es sich offenbar um Gäste des Schnellrestaurants, sagte ein Mitarbeiter der Rettungsdienste. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Einige Fahrzeuge gerieten in Brand und brannten aus.
    Zu dem Anschlag hat sich die Nationale Armee Baluchistans bekannt. Die Gruppe kämpft für die Rechte der Baluchen, einer Minderheit, die in der südwestlichen Provinz Baluchistan lebt. Ein Sprecher der Gruppe, Chakar Asam, sagte in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AP, man habe mit dem Anschlag keine Zivilisten treffen wollen. "Wir haben es getan, um zu protestieren und um Druck auf die Regierung auszuüben, damit wir unsere Rechte bekommen."
  • Bei einem Autobombenanschlag sind am 16. Nov. im indischen Teil Kaschmirs mindestens vier Menschen getötet worden. Mehr als 50 weitere wurden verletzt, viele davon schwer, teilte die Polizei mit. Die Opferzahl werde vermutlich ansteigen. Der Wagen mit der Bombe sei in der Hauptstadt Srinagar in das Auto eines früheren Ministers gesteuert worden. Hinter der Tat stehen vermutlich Moslemextremisten.
  • Nach dem schweren Erdbeben Anfang Oktober benötigt Pakistan nach Angaben von Präsident Pervez Musharraf umgerechnet rund 4,5 Milliarden Euro für den Wiederaufbau. Diese Summe könne Pakistan nicht selbst aufbringen, sagte Musharraf am 16. Nov. dem US-Nachrichtensender CNN. Seine Hoffnung richte sich daher auf die internationale Geberkonferenz am 19. Nov. in Islamabad, an der auch UN-Generalsekretär Kofi Annan teilnehmen will. Die von Musharraf genannten Zahlen basieren auf Schätzungen der Vereinten Nationen, der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank sowie pakistanischer Behörden.
  • Zwei Tage vor der internationalen Geberkonferenz in Pakistan hat UN-Generalsekretär Kofi Annan zu großzügigen Spenden für die Opfer der Erdbebenkatastrophe vom 8. Oktober aufgerufen. Bei seiner Ankunft auf dem Militärstützpunkt Chaklala nahe der Hauptstadt Islamabad sagte Annan am 17. Nov., er appelliere nicht nur an Regierungen, sondern auch an Unternehmer und Privatleute. Es gebe etliche Hilfszusagen, notwendig sei aber viel, viel mehr - nicht nur für die Nothilfe, sondern auch für den Wiederaufbau.
  • Am Vortag der internationalen Geberkonferenz in Pakistan hat UN-Generalsekretär Kofi Annan mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf über die Lage in den Erdbebengebieten und die erforderlichen Hilfen beraten. Annan brach am 18. Nov. unmittelbar nach dem Treffen zu einer Tour durch das Katastrophengebiet auf, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen, wie eine Sprecherin des Außenministeriums in Islamabad sagte.
  • Die EU-Kommission hat am 18. Nov. weitere zehn Millionen Euro an humanitärer Hilfe für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Pakistan freigegeben. Das Geld gehört zu einem Gesamtpaket von 80 Millionen Euro, darunter 30 Millionen an humanitärer Hilfe, die Brüssel Ende Oktober angekündigt hatte. Die EU-Kommission hatte nach dem Beben vom 8. Oktober eine Soforthilfe in Höhe von 13 Millionen Euro bereitgestellt. Mit den jetzt freigegebenen zehn Millionen Euro sollen hauptsächlich Medikamente und Unterkünfte für die Überlebenden des Bebens besorgt werden sowie logistische Unterstützung für die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen geleistet werden. In Pakistan wurden durch das Erdbeben der Stärke 7,6 mehr als 73.000 Menschen getötet. Mehr als drei Millionen Menschen wurden obdachlos.
  • Mit Finanzzusagen in Höhe von laut AFP 5,4 Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro)(dpa: 4,95 Mrd. Dollar) zur Erdbebenhilfe in Pakistan haben die Teilnehmer der internationalen Geberkonferenz in Islamabad am 19. Nov. die Erwartungen übertroffen. Die Zusagen der Regierungsvertreter, Finanzinstitutionen und Hilfsorganisationen bei dem Treffen könnten den Wiederaufbau erleichtern und beschleunigen, sagte Pakistans Ministerpräsident Shaukat Aziz. Pakistan hatte 5,2 Milliarden Dollar beantragt. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte die Teilnehmer zuvor zu einem internationalen Kraftakt aufgefordert: "Diese beispiellose Katastrophe erfordert von uns eine beispiellose Antwort." In Pakistan wurden durch das Erdbeben der Stärke 7,6 am 8. Oktober mehr als 73.000 Menschen getötet. Mehr als drei Millionen Menschen wurden obdachlos.
    Die pakistanische Regierung dankte den Gebern für die Zusagen. Die Großzügigkeit der internationalen Gemeinschaft zeige, "dass die Welt wirklich ein globales Dorf ist", sagte Präsident Pervez Musharraf. Größte Einzelgeber in Islamabad waren die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank mit je einer Milliarde Dollar. Der größte Teil davon wurde als Kredite gewährt. Die Islamische Entwicklungsbank stockte ihre Zusagen auf 501 Millionen Dollar auf. Die USA sagten insgesamt 510 Millionen Dollar zu, Saudi-Arabien 340 Millionen, China 300 Millionen und der Iran 200 Millionen. Die Bundesregierung teilte mit, sie habe bereits 65 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
    Präsident Musharraf nutze die Geberkonferenz, um das Nachbarland Indien zu einer Lösung des Konflikts um die Kaschmirregion aufzufordern: Als "Spendenbeitrag" der indischen Regierung wünsche er sich die Bereitschaft, den Konflikt endlich zu lösen, sagte er. Beide Länder hatten unter dem Eindruck der Katastrophe fünf Übergänge an der umstrittenen Grenze in Kaschmir geöffnet.
Montag, 21. November, bis Mittwoch, 30. November
  • Zu einer mehrjährigen Haftstrafe hat das Landgericht München I einen Geschäftsmann verurteilt, der Pakistan mit für den Bau von Atombomben geeignetem Material beliefert hat. Der 61 Jahre alte Rainer V. aus Pullach muss nach dem Urteil vom 24. Nov. für sieben Jahre und drei Monate wegen Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz ins Gefängnis.
  • Indonesien und Pakistan, die beiden Länder mit der weltweit größten moslemischen Bevölkerung, einigten sich auf eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terorismus. Das Abkommen zwischen Indonesien und Pakistan sieht einen stärkeren Informationsaustausch und eine engere Zusammenarbeit der Geheimdienste vor, wie die amtliche pakistanische Nachrichtenagentur APP am 25. Nov. meldete. Beide Länder seien Opfer des Terrorismus und müssten daher zusammenstehen, sagte Pakistans Präsident Pervez Musharraf.
  • Die pakistanische Gruppierung "Hizbul Mujahideen" ist von der Europäischen Union auf die Liste terroristischer Gruppierungen und Personen gesetzt worden. Damit wendet die EU auf diese islamistische Gruppierung Instrumente wie das Einfrieren von Geldern und anderen Vermögenswerten sowie die besondere Zusammenarbeit der Polizei- und Justizbehörden an, wie aus einer Mitteilung des EU-Ministerrats vom 30. Nov. in Brüssel hervorgeht. Bei den Friedensbemühungen von Indien und Pakistan im Kaschmir-Konflikt weigert sich Hizbul Mujahideen nach Medienberichten, den bewaffneten Kampf zu beenden.



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