Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt

April/Mai 2005

Freitag, 1. April, bis Sonntag, 10. April
  • Zwei Tage vor der Aufnahme einer Busverbindung zwischen dem indischen und dem pakistanischen Teil Kaschmirs sind am 5. April sieben Menschen bei der Explosion einer Mine am Rande der geplanten Reiseroute verletzt worden. Vor dem Anschlag im Dorf Hanjiveera habe das Militär rund 25 Kilometer nördlich von Kaschmirs Sommerhauptstadt Srinagar in Indien zwei 60 und 70 Kilogramm schwere Minen mit hoher Sprengkraft entschärft, teilte die indische Polizei mit. Vertreter militanter Gruppen warnten Passagiere und Fahrer erneut davor, die Buslinie zu benutzen. Sie sollten "nicht mit ihrem Leben spielen", hieß es in einer Erklärung. Die Verbindung zwischen Srinagar in Indisch-Kaschmir und Muzaffarabad in Pakistan soll am 8. April offiziell eröffnet werden.
  • Deutschland und Indien wollen ihren bilateralen Handel bis zum Jahr 2010 verdoppeln. Dieses Ziel nannte der indische Finanzminister P. Chidambaram am 5. April zum Abschluss zweitägiger Gespräche von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement in Neu-Delhi. Clement betonte auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Chidambaram die wirtschaftliche Bedeutung Indiens für Deutschland. Er bezeichnete Indien als einen zentralen strategischen Partner Deutschlands in der Region. Die Ausweitung der Wirtschaftsbeziehungen habe für beide Seiten einen hohen Stellenwert, sagte Clement weiter. Er rief die indische Wirtschaft auf, in Deutschland und vor allem im Osten des Landes zu investieren. Zugleich warb Clement für deutsche Umwelttechnologie.
  • Mutmaßliche islamische Rebellen haben am 6. April im indischen Teil Kaschmirs einen Angriff auf eine Gruppe von 25 Passagieren verübt, die am nächsten Tag die erste grenzüberschreitende Busverbindung nach Pakistan seit mehr als einem halben Jahrhundert benutzen wollten. Nach Angaben der paramilitärischen indischen Grenzschutztruppe und der Polizei wurden bei einer Schießerei mit den Rebellen in Srinagar ein Aufständischer getötet und drei Menschen verletzt. Die 25 Fahrgäste hätten den Angriff auf das Tourismuszentrum, in dem sie zur Sicherheit untergebracht worden seien, unversehrt überstanden, hieß es.
  • Erstmals seit fast 60 Jahren können sich die Menschen im geteilten Kaschmir über die Grenze hinweg wieder besuchen. Dazu wurde am 7. April die Busverbindung zwischen Srinagar im indischen und dem 170 Kilometer entfernt liegenden Musaffarabad im pakistanischen Teil Kaschmirs wiederaufgenommen. Jubel und Tränen der Freude gab es laut dpa bei der Begrüßung erster Reisenden an der Grenzlinie. Bis zuletzt hatten militante Muslime im Kampf für ein unabhängiges Kaschmir versucht, die Wiederaufnahme der Buslinie zu stoppen.
  • Der pakistanische Konsul im Irak, Malik Mohamed Javed, ist möglicherweise entführt worden: Wie ein pakistanischer Diplomat am 10. April mitteilte, wird Javed seit dem Abend des 9. April vermisst. Er sei von seinem Gebet in einer Moschee des westlichen Bagdader Stadtteils Amrijah nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Die Familie habe daraufhin die Polizei informiert. Von dem Konsul fehle seitdem jede Spur. "Wir wissen nicht, was ihm zugestoßen ist", sagte der pakistanische Geschäftsträger Mohamed Iftikhar Anjum.
  • Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao ist am 10. April in der indischen Hauptstadt Neu Delhi eingetroffen, um über eine Beilegung des Jahrzehnte alten Grenzkonflikts der beiden Atommächte zu verhandeln. Am 11. April sollte Wen mit seinem indischen Amtskollegen Manmohan Singh eine "Prinzipienerklärung" unterzeichnen, in der sich beide Länder auf Grundsätze zur friedlichen Lösung der Grenzstreitigkeiten verständigt haben, wie der indische Außenamtssprecher Navtej Sarna mitteilte. Unterhändler der beiden bevölkerungsreichsten Staaten der Erde hätten sich am Sonntag auf den Text der Erklärung verständigt.
Montag, 11. April, bis Sonntag, 17. April
  • Die Ministerpräsidenten von China und Indien, Wen Jiabao und Manmohan Singh, unterzeichneten am 11. April in Neu Delhi eine Reihe von Abkommen, die eine friedliche Beilegung der Grenzsstreitigkeiten und eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit vorsehen. In den vergangenen 50 Jahren hatte der Grenzstreit um mehrere Gebirgsregionen im Himalaya die Beziehungen belastet. In dem Grenzabkommen verpflichten sich die beiden Atommächte auf einen Gewaltverzicht. Der Verlauf der Grenze solle "durch friedliche und freundschaftliche Verhandlungen" festgelegt werden. Seit beinahe einem halben Jahrhundert wirft Indien China vor, etwa 40.000 Quadratkilometer indischen Territoriums in Kaschmir besetzt zu halten. 1962 führten beide Länder einen Krieg um das Gebiet. China erhebt seinerseits Anspruch auf 90.000 Quadratkilometer Land im indischen Bundesstaat Arunchal Pradesh.
    Auf wirtschaftlicher Ebene streben die beiden Nachbarländer die Einrichtung einer Freihandelszone an, die nach derzeitigem Stand 2,3 Milliarden Einwohner hätte - ein Drittel der Weltbevölkerung.
    In einem von Diplomaten beider Seiten ausgearbeiteten Dokument sagt die Volksrepublik der indischen Regierung ihre Unterstützung beim Streben nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu. Indien strebt im Rahmen der geplanten UN-Reform zusammen mit Deutschland, Japan und Brasilien einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat an. China hat vor allem Vorbehalte gegenüber einem ständigen japanischen Sitz geäußert.
  • Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hat am ersten Tag seines Indien-Besuchs am 16. April an beide Länder appelliert, die Chance für eine Lösung des Kaschmir-Konflikts zu nutzen. "Wir müssen diese einzigartige Gelegenheit ergreifen, alle unsere bilateralen Probleme anzugehen, einschließlich des Streits um Jammu und Kaschmir", hieß es in einer Mitteilung, die die pakistanische Botschaft in Neu Delhi am 16. April veröffentlichte. Er hoffe, dass seine Gespräche mit der indischen Führung in den kommenden zwei Tagen den Friedensprozess stärken würden. Durch den Dialog der vergangenen Monate sei bereits eine "große Energie des guten Willens" entstanden.
  • Indien und Pakistan haben sich bei einem Besuch des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf in Neu Delhi auf verstärkte Wirtschaftsbeziehungen geeinigt. Die Gespräche wurden von Beobachtern als herzlich beschrieben. In der Frage der zwischen den beiden Atommächten umstrittenen Region Kaschmir wurden jedoch wenig Fortschritte gemacht. Musharraf und der indische Premierminister Manmohan Singh einigten sich laut dpa vom 17. April auf die Einrichtung einer gemeinsamen Wirtschaftskommission.
Montag, 18. April, bis Samstag, 30. April
  • Indien und Pakistan haben den Friedensprozess zwischen den seit Jahrzehnten verfeindeten Nachbarstaaten für "unumkehrbar" erklärt. Die erst vor zwei Wochen eröffnete Busverbindung zwischen dem indischen und dem pakistanischen Teil Kaschmirs solle ausgebaut werden, kündigten beide Seiten in einer am 18. April vom indischen Premierminister Manmohan Singh verlesenen gemeinsamen Erklärung an. Zudem solle ein weitere Busverbindung zwischen Poonch im Süden der indischen Kaschmirregion und dem pakistanischen Rawakolot eingerichtet werden.
  • Unter strikten Sicherheitsvorkehrungen sind Reisende im indischen und pakistanischen Teil Kaschmirs zum zweiten Mal zu einer Busfahrt über die Grenze der geteilten Region aufgebrochen. Etwa 30 Passagiere verließen am 21. April in zwei Bussen die Stadt Srinagar in Indisch-Kaschmir, um nach Muzaffarabad im pakistanischen Teil zu fahren. In Muzaffarabad machten sich etwa 25 Reisende in die Gegenrichtung auf. Zehn Minuten vor der Abfahrt der Reisebusse hatten die indischen Behörden nach Polizeiangaben zwei von Sicherheitskräften und Ambulanzen begleitete Busse losgeschickt, um mögliche Attentäter zu verwirren.
  • Nach zwei Wochen in irakischer Geiselhaft ist ein pakistanischer Botschaftsangestellter am 24. April unversehrt freigekommen. Die Entführer hätten den 45 Jahre alten Malik Javad nach Verhandlungen mit der pakistanischen Regierung auf freien Fuß gesetzt, teilte das Außenministerium in Islamabad mit. Für die Freilassung habe es keine Gegenleistungen gegeben.
  • Indien will das nach der Ausrufung des Notstands in Nepal verhängte Waffenembargo gegen den Himalajastaat wieder aufheben. Indien werde wieder Waffen an Nepal liefern, sagte ein Vertreter des indischen Außenministeriums am 25. April in Neu Delhi. Dies habe Außenminister Natwar Singh nach seiner Rückkehr vom Asien-Afrika-Gipfel angekündigt, der vergangene Woche in Indonesien stattfand. Während des Gipfels hatte der indische Premierminister Natwar Singh laut einem Bericht der Nachrichtenagentur PTI Gespräche mit dem nepalesischen König Gyanendra geführt. Der Monarch habe dabei zugesichert, den Notstand schrittweise aufzuheben und einen Demokratisierungsprozess einzuleiten.
  • Ein indisches Gericht hat am 27. April sieben Todesurteile wegen eines Anschlags auf ein US-Kulturzentrum in Kalkutta vor drei Jahren gefällt. Die Angeklagten waren am Vortag des Mordes und der Verschwörung schuldig gesprochen worden. Bei dem Angriff auf das US-Kulturzentrum waren am 22. Januar 2002 fünf indische Sicherheitsbeamte getötet worden. Die Verteidigung kündigte an, die Verurteilten würden Berufung einlegen.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat Indien zur Unterzeichnung des Atomteststoppvertrags aufgefordert. Er hoffe, dass die indische Regierung bald den Teststoppvertrag unterzeichnen und ratifizieren werde, sagte Annan am 28. April bei einer öffentlichen Ansprache in Neu Delhi. Ebenso hoffe er auf die indische Unterstützung bei den Verhandlungen über ein Abkommen für den Stopp der Produktion spaltbaren Materials. Indien hatte 1998 fünf Atomtests durchgeführt und seine Tests danach bis auf weiteres ausgesetzt.
  • Japan und Indien haben sich gegenseitig ihrer Unterstützung im Streben nach einem Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen versichert. Während eines Besuchs des japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi in Neu Delhi verabredeten beide Länder eine enge strategische Partnerschaft. Japan und Indien "bekräftigen ihre Unterstützung der (Sicherheitsrats-) Kandidatur des jeweils anderen", hieß es einer gemeinsamen Erklärung Koizumis und des indischen Premiers Manmohan Singh am 29. April.
    Der UN-Sicherheitsrat müsse die Veränderungen der Welt in den vergangenen 60 Jahren widerspiegeln, hieß es in der Erklärung. Zu der Gruppe der sich gegenseitig unterstützenden Bewerber um eine ständigen Sitz im Sicherheitsrat zählen Deutschland und Brasilien. Während Indien in Pakistan einen Hauptgegner seiner Kandidatur hat, stoßen Japans Ambitionen auf den Widerstand Chinas.
    Gleich nach seiner Ankunft in der indischen Hauptstadt warb Koizumi für eine enge strategische und ökonomische Partnerschaft mit Indien. "Japan und Indien brauchen einander mehr als jemals, um zu wachsen und voranzukommen", sagte Koizumi. Während des zweitägigen Besuchs ist die Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens geplant. Neben Gesprächen Koizumis mit Singh stand auch ein Treffen mit Präsident Abdul Kalam auf dem Programm. Es ist der erste Besuch Koizumis in Indien. Sein Vorgänger Yoshiro Mori war im Jahr 2000 in Neu Delhi.
    Japans verstärktes Werben um Indiens Partnerschaft kommt zu einer Zeit, in der Japans Beziehungen zur regionalen Großmacht China in der Krise sind, während sich Indien und China annähern. Auslöser der seit Jahren schwersten diplomatischen Krise zwischen Tokio und Peking ist ein neues japanisches Schulbuch, das japanische Kriegsverbrechen vor und während des Zweiten Weltkriegs aus Sicht Chinas verharmlost. In China gab es daraufhin Massenproteste und Ausschreitungen gegen japanische Einrichtungen.
Sonntag, 1. Mai, bis Sonntag, 8. Mai
  • Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat zum Abschluss eines Besuchs in Pakistan den Kampf des Landes gegen den internationalen Terrorismus gewürdigt. In einer gemeinsamen Erklärung kündigten beide Seiten eine Vertiefung ihrer Beziehungen an. Besorgt äußerte sich Koizumi über das pakistanische Atomprogramm und die Weitergabe von Atomtechnologie an Drittstaaten, wie Koizumis Sprecher Akira Chiba am 1. Mai mitteilte. Nach Angaben eines Diplomaten der japanischen Botschaft in Pakistan reiste Koizumi am 1. Mai von Islamabad aus zu Gesprächen mit Vertretern der Europäischen Union nach Luxemburg weiter.
  • In Pakistan ist ein ranghohes Mitglied des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden gefasst worden, meldete AFP am 4. Mai: Der aus Libyen stammende Abu Faradsch Fardsch el Libbi sei ein enger Vertrauter Bin Ladens und die Nummer drei der Terrororganisation, sagte der pakistanische Informationsminister Scheich Raschid. Nach Libbi sei wegen verschiedener Anschläge gefahndet worden. Den Angaben zufolge wurde er gemeinsam mit fünf weiteren El-Kaida-Mitgliedern am Wochenende (30. April/1. Mai) im pakistanischen Stammesgebiet Nord-Waziristan gefasst.
    US-Präsident George W. Bush hat die Festnahme der Nummer drei des Terrornetzwerks El Kaida als "wichtigen Sieg" gewürdigt. Mit Abu Faradsch al-Liby sei ein gefährlicher Feind der USA gefasst worden, sagte Bush am 4. Mai.
  • Zwei Tage nach der Festnahme eines ranghohen El-Kaida-Mitgliedes haben pakistanische Sicherheitskräfte erneut neun mutmaßliche Anhänger der Terrororganisation gefasst (später wurde die Zahl auf 13 erhöht). Ein usbekisches Paar und sieben Pakistaner seien bei einer Hausdurchsuchung in einem nordwestlichen Stammesgebiet festgenommen worden, sagte ein Mitarbeiter des Innenministeriums in Islamabad am 5. Mai. Die Frau und die acht Männer hätten keinen Widerstand geleistet, als die Einsatzkräfte sie am Mittwoch in zwei Häusern in der Nähe der afghanischen Grenze gestellt hätten. Die Sicherheitskräfte hätten mehrere Schusswaffen beschlagnahmt, nachdem jemand die Gruppe verraten habe.
  • Bereits eine Woche vor der Festnahme der mutmaßlichen Nummer drei des Terrornetzwerks El Kaida in Pakistan haben örtliche Sicherheitskräfte sieben Mitglieder der Organisation festgenommen. Die Männer seien bei getrennten Einsätzen Ende April in der Provinz Punjab gefasst worden, sagten Geheimdienstmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP am 6. MAi in Islamabad. Sie sollen ein Attentat auf den pakistanischen Staatschef Pervez Musharraf geplant haben. Die Gruppe habe mit Sprengstoff ein weiteres Mal versuchen wollen, Musharraf in Rawalpindi oder Islamabad zu töten.
  • Pakistanische Zöllner haben in einem Lastwagen im Südwesten des Landes mehr als eine Tonne Haschisch entdeckt, wie die Behörden am 8. Mai mitteilten. Der Fahrer wurde festgenommen. Die illegale Fracht war bei einer Kontrolle an einer Straßensperre aufgefallen. Die Polizei hatte zuvor einen Hinweis erhalten, dass ein Lastwagen mit den Drogen von Peshawar nach Quetta unterwegs sei. Das Haschisch war unter einer Ladung Bürobedarf versteckt worden, die den Anschein erweckte, für die Regierung bestimmt zu sein.
Montag, 9. Mai, bis Sonntag, 15. Mai
  • Indien und Pakistan wollen im Rahmen ihrer Entspannungsspolitik eine weitere Busverbindung über die Landesgrenzen hinweg einrichten. Die Gespräche über das Vorhaben gingen gut voran, sagte ein Mitarbeiter der pakistanischen Verkehrsministeriums am 10. Mai in der Hauptstadt Islamabad. Bei dem zweitägigen Treffen sollte es um die geplante Busverbindung zwischen der indischen Stadt Amritsar und dem etwa fünfzig Kilometer entfernten Lahore gehen, der zweitgrößten Stadt in Pakistan.
  • Bei der Explosion von zwei Landminen im indischen Teil Kaschmirs sind am 11. Mai sechs Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden. Nach Polizeiangaben wurden die Landminen in einem Wohngebiet der Hauptstadt Srinagar von mutmaßlichen islamischen Separatisten gelegt. Bei den Toten handelt es sich um drei Soldaten und drei Zivilpersonen.
  • Islamische Extremisten haben laut AFP am 11. Mai mit einem Autobombenanschlag in Srinagar, der Sommerhauptstadt Kaschmirs, mindestens zwei Menschen getötet und 34 weitere verletzt (AP spricht von 6 Toten und 40 Verletzten). Nach Angaben der Polizei detonierte die Bombe an einer belebten Straßenkreuzung in einem Stadtviertel, in dem viele Sicherheitsbeamte untergebracht sind. Die islamische Extremistengruppe Al Nasireen bekannte sich in einem Anruf bei einer örtlichen Nachrichtenagentur zu dem Anschlag und kündigte weitere Attentate an.
  • Bei der Explosion einer Granate nahe einer Schule in Srinagar, der Sommerhauptstadt Kaschmirs, sind am 12. Mai mehr als 20 Menschen verletzt worden, die meisten davon Kinder. Sicherheitskräfte machten moslemische Rebellen für die Tat verantwortlich. Die Granate wurde auf ein langsam vorbei fahrendes Fahrzeug der Sicherheitskräfte geworfen, verfehlte ihr Ziel und explodierte inmitten von Passanten. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.
  • Indien hat nach Angaben eines Militärsprechers am 12. Mai erneut eine atomwaffentaugliche Mittelstreckenrakete getestet. Die Rakete mit einer Reichweite von 150 bis 250 Kilometern sei im Oststaat Orissa von einem mobilen Transporter abgeschossen worden. Der 8,56 Meter hohe Flugkörper könne sowohl konventionelle als auch atomare Sprengköpfe tragen.
  • Nach Berichten über eine angebliche Schändung des Korans durch US-Soldaten im Gefangenenlager Guantánamo hat Pakistan scharfe Sanktionen gefordert. Sollten sich die Berichte als wahr bestätigen, hoffe er, dass Washington mit aller Härte reagieren werde, "denn die Empörung und die Wut ist weltumspannend", sagte der pakistanische Außenminister Khurshid Kasuri am 13. Mai in Sydney. Er bezeichnete es als "undenkbar, dass jemand so tief gesunken, so unmenschlich und so verdorben sein kann", um derart die Gefühle der Moslems zu verletzen.
  • Ein ranghohes Mitglied des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden ist US-Medienberichten zufolge in Pakistan von einer US-Rakete getötet worden. Haitham el Jemeni sei seit längerem vom US-Geheimdienst CIA überwacht worden, berichteten die Fernsehsender ABC und NBC am 13. Mai. In der vergangenen Woche sei er dann in den Bergen nahe der Grenze zu Afghanistan von einer Rakete getötet worden, die ein unbemanntes Überwachungsflugzeug der CIA abgeschossen habe. Jemeni galt den Berichten zufolge nach der Festnahme des aus Libyen stammenden Abu Faradsch Fardsch el Libbi als die neue Nummer drei der El Kaida. Die CIA wollte die Berichte weder bestätigen noch dementieren.
  • US-Regierungsvertreter haben Deutschland und seine drei Mitstreiter für einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat gewarnt, sie würden ihr Anliegen nur unterstützen, wenn sie kein Veto-Recht forderten. Mitglieder der US-Regierung fürchteten, ein Veto-Recht für neue Mitglieder könne den Sicherheitsrat lähmen, berichtete die "New York Times" am 15. Mai unter unter Berufung auf Diplomaten und Regierungsbeamte. Derzeit bemühen sich Deutschland, Indien, Japan und Brasilien um die Aufnahme als ständiges Mitglied des UN-Gremiums.
Montag, 16. Mai, bis Sonntag, 22. Mai
  • Die Festnahmen in der Führungsebene des Terrornetzwerks El Kaida haben nach Ansicht des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharrf die Organisation entscheidend geschwächt. "Wir haben ihnen das Rückgrat gebrochen", sagte Musharraf der "Financial Times" laut dpa vom 16. Mai. Nach den Festnahmen sei El Kaida nicht mehr in der Lage, organisiert vorzugehen. Pakistanischen Sicherheitskräften waren in den vergangenen Wochen mehrere Schläge gegen die El-Kaida- Terrororganisation gelungen.
  • Deutschland hat gemeinsam mit seinen drei Mitbewerbern um einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf zur Erweiterung des Gremiums in Umlauf gebracht. Deutschland, Japan, Indien und Brasilien hätten den Text am 16. Mai zunächst an befreundete Länder weitergeleitet, um deren Reaktionen zu prüfen, sagten Diplomenten in New York. Sowie sie eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 191 UN-Mitgliedstaaten hinter sich wüssten, wollten die vier Länder den Entwurf in der UN-Vollversammlung zur Abstimmung bringen.
  • Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf will auch nach 2007 im Amt bleiben. Das erklärte Informationsminister Sheikh Rashid Ahmed am 17, Mai und widersprach damit Spekulationen über einen möglichen Amtsverzicht des Machthabers. Für das Jahr 2007 sind Parlamentswahlen in Pakistan geplant. Musharraf kam 1999 mit einem Militärputsch an die Macht und lies im Jahr 2002 Wahlen abhalten. Allerdings blieb er entgegen seiner Ankündigung oberster Befehlshaber der Armee. Im pakistanischen Parlament haben derzeit die Musharraf-Unterstützer die Mehrheit.
  • Ein ranghoher pakistanischer Offizier hat eine neue Militäroffensive gegen Al-Kaida-Kämpfer im Grenzgebiet zu Afghanistan angekündigt. In der Provinz Süd-Waziristan hielten sich noch rund 80 ausländische Kämpfer versteckt, sagte Generalleutnant Safdar Hussain am 21. Mai im Gespräch mit Stammesvertretern aus der Region.
  • Zwei Kinos in der indischen Hauptstadt Neu Delhi sind am Abend des 22. Mai von Explosionen erschüttert worden. Nach Fernsehberichten wurden mehrere Menschen verletzt. Über die Zahl der Opfer gab es zunächst keine Angaben. Der TV-Sender Star News berichtete, eine laute Explosion habe das Kino Liberty Cinema im belebten Einkaufsviertel Karol Bagh während einer Filmvorführung erschüttert. Der Sender berichtete unter Berufung auf Polizisten, dass es sich um Bombenexplosionen gehandelt habe. Eine zweite Bombe explodierte 15 Minuten später im Satyam-Kino im nahe gelegenen Patel Nagar.
  • Später hieß es, bei den Detonationen wurde mindestens eine Person getötet, etwa 50 Menschen wurden verletzt, wie das Innenministerium mitteilte. Der kontroverse Film in der Sprache Hindi hat den Titel "Jeder, der nach Gott ruft, wird gesegnet". Die Religionsgemeinschaft der Sikhs sieht sich darin verunglimpft, weil unter anderem ein Sikh mit spärlich bekleideten Frauen gezeigt wird. Die Polizei wollte sich allerdings nicht dazu äußern, ob sie Sikhs als Urheber der Anschläge verdächtigt. Die Sicherheitsvorkehrungen in Neu-Delhi sowie im angrenzenden Staat Punjab, in dem viele Sikhs leben, wurden verstärkt.
Montag, 23. Mai, bis Sonntag, 29. Mai
  • Bei einer weiteren Explosion in der indischen Hauptstadt Neu Delhi ist am 23. Mai nach Polizeiangaben mindestens ein Mensch verletzt worden. Die Explosion ereignete sich in einem Wohnviertel in der Nähe eines Bahnübergangs.
  • Eine Bombenexplosion im Haus eines pakistanischen Stammesführers hat am 25. Mai fünf Frauen und ein Kind das Leben gekostet. Wer hinter dem Anschlag in der Region Süd-Waziristan nahe der afghanischen Grenze stand, war zunächst unklar. In der Region gehen die pakistanischen Sicherheitskräfte immer wieder gegen mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer vor. Doch auch Stammesfehden sind dort keine Seltenheit.
  • Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft den USA vor, die Folter zweier Brüder in Pakistan durch die US-Bundespolizei FBI und den pakistanischen Geheimdienst geduldet zu haben. Der Vorwurf basiere auf Aussagen der beiden Männer und "weiteren Quellen". Die Brüder, nach eigenen Angaben amerikanische Staatsbürger pakistanischer Herkunft, gaben an, mehrere Monate festgehalten und mit rauen Methoden verhört worden zu sein. Die Männer im Alter von 23 und 25 Jahren seien am 13. August vergangenen Jahres bei einer Razzia in ihrem Haus in der südlichen Hafenstadt Karachi festgenommen worden, erklärte Human Rights Watch am 24. Mai. Erst am 22. April seien sie mit verbundenen Augen wieder freigelassen worden. Sie seien der Kontakte zu militanten Islamisten verdächtigt worden. Die USA hätten die Festnahme und anschließende Folter in geheimen Gefängnissen entweder in Auftrag gegeben oder dabei zumindest ein Auge zugedrückt, um an Informationen zu gelangen, erklärte der Leiter von Human Rights Watch in Asien, Brad Adams. Der Nachrichtenagentur AP sagten die Brüder, sei seien von pakistanischen Geheimagenten geschlagen worden. Sie wurden demnach zunächst in Karachi festgehalten und anschließend nach Lahore gebracht, wo sie vom FBI verhört worden seien.
  • Eine Rebellengruppe im nordöstlichen indischen Unionsland Assam hat einen einjährigen Waffenstillstand mit der Bundesregierung in Neu-Delhi und der Landesregierung von Assam geschlossen. Das teilte das Innenministerium in Neu-Delhi am 25. Mai mit. Die Nationale Demokratische Front von Bodoland kämpft seit 1986 für eine eigenen Verwaltungsbezirk in Assam. Mehr als 10.000 Menschen wurden in separatistischer Gewalt getötet. Dem Stamm der Bodo gehören zwei Millionen der 26 Millionen Einwohner Assams an. Der Waffenstillstand tritt den offiziellen Angaben zufolge am 1. Juni in Kraft.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf schiitische Pilger in Pakistan sind am 27. Mai mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen. Der Attentäter sprengte sich nach Polizeiangaben in einer Menge von rund 400 Moslems in die Luft, die am Bari-Imam-Schrein in einem Vorort der Hauptstadt Islamabad einen Feiertag begingen. Ärzten zufolge wurden fast 80 Gläubige mit zum Teil schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Offenbar sei ein Selbstmordanschlag verübt worden, ein "terroristischer Akt", sagte der stellvertretende Polizeichef von Islamabad, Tariq Pirzada. Am Anschlagsort sei eine verstümmelte Leiche gefunden worden, bei der es sich vermutlich um den Attentäter handle. Nach Angaben von Ärzten wurden darüber hinaus 18 Leichen gezählt. Die Zahl der Todesopfer könne aber noch ansteigen.
    Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf äußerte in einer Erklärung seine "tiefe Trauer" über den Vorfall. Er ordnete eine Untersuchung an, damit die Verantwortlichen für diese "schreckliche terroristische Tat" gefunden würden.
    Mit dem Mausoleum im Vorort Nurpur wird einem AFP-Bericht zufolge der Sufi-Gelehrten Schah Abdul Latif Kazimi geehrt, der im 17. Jahrhundert lebte und auch Bari Imam genannt wird. Der Anschlag ereignete sich am letzten Tag der Feiern zu seinem Todestag. Der Sufismus ist eine mystische Richtung des Islam. Im März hatte es einen Anschlag mit 39 Toten auf ein Sufi-Mausoleum im südwestpakistanischen Belutschistan gegeben. Sowohl Schiiten als auch Sunniten beanspruchen die Kontrolle über das Mausoleum für sich; de facto haben die Sunniten seit mehr als 20 Jahren das Sagen. Sie hatten bereits in den vergangenen Tagen am Bari-Imam-Schrein gefeiert. Mitte Februar wurde der sunnitische Wächter des Schreins erschossen. Mindestens 80 Prozent der Pakistaner sind Sunniten.
  • Der Iran hat sich irritiert über eine Äußerung des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf gezeigt, Teheran strebe entgegen öffentlicher Bekundungen nach dem Besitz der Atombombe. "Wir hoffen, dass die Pakistaner uns erklären, dass dieser Bericht verzerrt wurde", sagte Außenamtssprecher Hamid Resa Asefi am 29. Mai in Teheran. Es sei "nicht Sache anderer Länder", das iranische Atomprogramm zu kommentieren. "Wir bestehen darauf, dass wir solche Waffen nicht anstreben." Musharraf hatte in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gesagt, der Iran sei "sehr hinter der Bombe her". Asefi nannte es "unwahrscheinlich", dass Musharraf dies tatsächlich gesagt habe, "weil er es besser weiß".
  • Die pakistanische Regierung hat angebliche Äußerungen von Präsident Pervez Musharraf dementiert, denen zufolge der Iran nach dem Besitz der Atombombe strebe. "Der Präsident wurde nicht richtig zitiert", sagte ein Sprecher Musharrafs am 29. Mai mit Blick auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Dem Blatt zufolge hatte Musharraf in einem Interview gesagt, der Iran sei "sehr hinter der Bombe her". Die Regierung in Teheran hatte eine schnelle Erklärung gefordert.
  • Beim zweiten schweren Selbstmorddanschlag in Pakistan binnen vier Tagen sind mindestens fünf Menschen getötet worden. Mit Sprengstoff bewaffnete Angreifer stürmten am 30. Mai eine Moschee in der pakistanischen Hafenstadt Karachi, wie Polizei und Behördenvertreter mitteilten. Einer von ihnen sprengte sich in die Luft. Unter den Toten waren neben den drei Extremisten ein Polizist und ein Gläubiger. Insgesamt 23 weitere Menschen wurden verletzt.
  • Bei Ausschreitungen nach einem Selbstmordanschlag in der pakistanischen Stadt Karachi sind sechs Menschen in einem Restaurant einer US-Fastfoodkette ums Leben gekommen. Eine wütende Menschenmenge habe nach dem Anschlag auf eine Moschee eine benachbarte Filiale von Kentucky Fried Chicken (KFC) in Brand gesteckt, teilte die Polizei am 31. Mai mit. Sechs Angestellte seien bei lebendigem Leib verbrannt. Ihre Leichen seien am Morgen bei der Durchsuchung des niedergebrannten Restaurants gefunden worden.



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